Liebe Krieger groß und klein, Regeln müssen immer sein. Drum bitten wir einen Besuch beim Schimmerfelsen zu begehn, um das Gesetz der Krieger zu lesen und zu verstehn. Haltet euch stets an das Gesetz und eure Pflichten, sonst wird der SternenClan über euch richten.
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Kapitel 85:
Angespannt sass Bronzestern am Lagereingang, Wolfsschatten dicht neben ihn. Noch hatte sie ihm nicht sagen können, dass er Vater wurde, aber schien etwas zu ahnen. Dennoch blieb er still und wartete einfach neben seiner Gefährtin. Eigentlich wollte sie auf Eschenblatt warten, ehe diese Information die Runde machen würde. Ginsterschweif hatte versprochen, es niemanden zu sagen. Ein kalter Windhauch erfasste Bronzestern und trotz warmem Fell fing sie an zu zittern. Sie fühlte sich hungrig und müde, doch rührte sie sich nicht vom Fleck. Wolfsschatten drückte sich näher an ihr. „Du kannst auch schlafen gehen.“, miaute er mit liebevollen Blick. „Ich wecke dich auf, sobald Eschenblatt wieder da ist.“ „Ich kann nicht.“, erwiderte Bronzestern stur. „Es ist wichtig.“ Für einen Herzschlag schien Wolfsschatten nun doch fragen zu wollen, dann schloss er aber sein Maul wieder. Erst kurz vor Sonnenaufgang konnte Bronzestern ein Rascheln vernehmen. Sofort schlug ihr Herz schneller, ihre Pfoten zuckten nervös. „Hallo, Bronzestern.“ Höflich neigte Eschenblatt seinen Kopf aus dem Lagereingang. Im fahlen Mondlicht wirkte er noch älter. Er schien zu zittern. „Ich habe mir mit dem SternenClan geredet.“, begrüsste er die Anführerin. „Soll ich gehen?“, fragte Wolfsschatten sofort. „Nein, es ist auch für dich wichtig.“, murmelte Bronzestern verunsichert. Auf einmal wurde ihr übel. Wie würde Wolfsschatten überhaupt auf die Nachricht reagieren? Aber in jenem Moment war es noch wichtiger, was der SternenClan gesagt hatte. „Hat der SternenClan auch was zu dem Hunger gesagt?“ „Nichts, tut mir leid.“, antwortete Eschenblatt leise, als würde er was Falsches sagen. „Wir werden trotzdem weiterhin dir und Brauntupfen vertrauen.“ „Darüber können wir noch später reden. Bronzestern, der SternenClan ist zwar besorgt aber wir brauchen dich weiterhin.“ Verwundert zuckte Bronzestern mit dem Ohr. War der SternenClan nicht eigentlich gegen ihr? Sie wusste, dass Eschenblatt vor Wolfsschatten nichts über die alte Prophezeiung sagen würde. „Der SternenClan und ich sind uns einig; Du bleibst weiterhin Anführerin. Zwar wirst du dich schonen müssen aber…“ Der Heiler brach mit einem mitleidigen Blinzeln kurz ab. „Aber du wirst deine Jungen möglichst bald einer anderen Königin überlassen.“ Neben sich spürte Bronzestern, wie Wolfsschatten aufschreckte, dennoch zwang sie sich, weiterhin auf Eschenblatt zu starren. „Wenn wir die Blattleere überstanden haben, dann kannst du mehr Zeit mit ihnen verbringen. Ich weiss, es ist nicht fair, so etwas von dir zu verlangen aber der Clan kommt an erster Stelle. Gerade weil du unsere Anführerin bist.“ „Ich habe sowas bereits geahnt.“, seufzte Bronzestern und konnte nicht ganz deuten, ob sie glücklich oder enttäuscht war. „Moment mal!“, ging Wolfsschatten dazwischen, ehe Eschenblatt etwas hätten sagen können. Sein grauer Pelz hatte sich aufgestellt, der Schweif peitschte aufgeplustert über den Boden. „Du erwartest Junge!? Warum sagst du mir das nicht!?“ Schuldig wich Bronzestern seinem Blick aus. „Es tut mir leid, ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte.“, gestand sie kleinlaut. Bitte hasse mich jetzt nicht! Ihr Gefährte schien noch etwas beleidigt zu sein, ehe sich seine Miene aufhellte. „Aber warum nicht? Das ist doch wunderbar! Ich werde Vater! Und du wirst Mutter! Wir haben unsere eigene, kleine Familie!“
Mutter… Der Gedanke lies Bronzestern nicht zur Ruhe kommen. Sie lag in ihrem Nest, den Schweif um sich gelegt. War sie überhaupt bereit für so etwas? Gut, Ginsterschweif hatte auch ein Junges, obwohl sie jünger war als Bronzestern, aber die rotbraune Anführerin war verunsichert. Eigentlich hatte sie nie über eigene Jungen nachgedacht. Bislang war sie viel zu beschäftigt gewesen, sich um alle Sorgen zu machen. Und jetzt, ausgerechnet in der schweren Blattleere, sollte sie Jungen gebären? Mit dem Kopf voller Ängste, schlief sie irgendwann ein.
Gegen Sonnenhoch wusste jeder im Clan bereits Bescheid und die Reaktionen waren eher gemischt. Es kam nicht oft vor, dass eine Anführerin Jungen bekam, aber es war auch nicht verboten. Dennoch konnte sie Borkenkralle und Glühsplitter darüber reden hören. Das ist dein eigener Sohn, über den da redest! Wütend murrte Bronzestern vor sich hin. Sie konnte gut verstehen, dass die beiden Krieger sauer auf sie waren aber Wolfsschatten hatte nichts mit Schattenseeles vergangenen Taten zu tun! Und dennoch tat Glühsplitter so, als hätte Wolfsschatten Gänseschwinge höchstpersönlich getötet! „Hier!“ Zufrieden liess Schneesturm eine Maus vor Bronzestern fallen. „Du solltest was essen.“ „Hast du schon was gegessen?“, antwortete Bronzestern zögerlich mit einer Gegenfrage. Eschenblatt hatte ihr es untersagt, selbst jagen zu gehen und so fühlte sich Bronzestern bei jedem Bissen schlechter den je. „Du musst bei Kräften bleiben.“ Die Kriegerin schien Bronzestern Frage auszuweichen. „Jetzt musst du nicht nur für den Clan, sondern auch für deine Jungen sorgen. Und wir Krieger werden dafür sorgen, dass du stark genug bist.“ In ihren blauen Augen spiegelte sich nur Sorge. „Teile die Maus dann wenigstens mit mir.“, bat Bronzestern vorsichtig. Wie konnte sie den Clan jagen lassen und sich selbst fett fressen!? „Wenn Eschenblatt das hört, wird er dir die Ohren abreissen.“, schnurrte Blitzlicht belustigt, dann wurde er ungewohnt ernst. „Aber Schneesturm hat recht. Deine Jungen sollten nicht unter deiner Sturheit leiden.“ Die weisse Kriegerin verabschiedete sich schnell, um Blitzlicht alleine mit seiner Tochter reden zu lassen. „Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich fühlst aber die Jungen werden ein Geschenk für den Clan sein.“ „Bist du dir da sicher?“, brummte Bronzestern mit einer bösen Vorahnung. „Wir haben dann nur noch mehr Mäuler zu stopfen. Wie soll der DornenClan alles überstehen?“ „Sag so etwas nie wieder über unsere Jungen!“ Wolfsschatten schien alles gehört zu haben, verstimmt stupste er Bronzestern an. „Das sind nicht irgendwelche zusätzlichen Mäuler. Das werden die besten und schönsten Katzen im ganzen Clan.“ Unsicher wandte sich Bronzestern ab. Es war ja schön, dass Wolfsschatten sich so über den Nachwuchs freute aber so ganz konnte Bronzestern es nicht teilen. Es fühlte sich an, als würde man sie in etwas reindrängen wollen, was sie gar nicht war. Natürlich waren Königinnen wichtig. Immerhin sicherten sie die Zukunft des Clans aber dies hiess nicht, dass auch Bronzestern Mutter werden musste. Jetzt ist es zu spät, um sich zu beschweren! Weiter konnte Bronzestern nicht darüber nachdenken, denn Eschenblatts Schrei liess das Lager aufschrecken. „Mäusedung!“, fluchte er lautstark, ehe es unheimlich ruhig wurde. Schnell hastete Bronzestern zum Heilerbau. „Was ist los?“, jaulte sie heiser auf. Ein erschöpfter Kater tapste aus dem Bau. Mit schüttelnden Kopf blickte Eschenblatt auf seine Pfoten. „Ich habe alles gegeben, wirklich. Aber…“ Er verstummte niedergeschlagen. Eine schlimme Befürchtung festigte sich in Bronzestern Gedanken. Ohne nachzudenken, stürmte sie in den Heilerbau, wo Gelbwind den leblosen Körper von Sichelmond beschnüffelte. Voller Trauer blieb Bronzestern stehen. Sie kannte die Kriegerin seitdem sie ein Junges war. „Das kann nicht wahr sein…“ Trauernd senkte sie ihren Blick. „Ich habe nur kurz die Augen zugemacht.“ Eschenblatt war zurückgekehrt, um die anderen Patienten zu überprüfen. „Ich hätte mich nicht schlafen legen sollen, es war meine Schuld.“, klagte er betroffen. Hasenfang schien noch mehr sagen zu wollen, als ein weiterer Schrei für Panik sorgte.
Hektisch rannte Bronzestern zurück zum Lager, wo man Glühsplitters Stimme vernehmen konnte. Sie klang gedämpft aus dem Kriegerbau. Dann erschien Aschengluts Kopf aus dem alten Baumstamm. „Sturmbrise wacht nicht mehr auf!“ Wolfsschatten war der erste, der in den Bau zu seiner Wurfgefährtin rannte, dicht gefolgt von Bronzestern. Oh SternenClan! Das kannst du uns nicht noch antun! Der abgemagerte Körper lag ruhig im Moosnest, sodass man glauben konnte, Sturmbrise würde nur schlafen, doch egal wie heftig man sie rüttelte, regte Sturmbrise sich nicht mehr. „Sie hat den ganzen Morgen über gejagt.“, erinnerte Aschenglut sich düster. „Sie sagte immer wieder, dass sie genug Beute für Bronzestern fangen wollte.“ Verbittert schluckte Bronzestern. Die eifrige Kriegerin hatte ihr am Morgen einen Vogel vorbeigebracht und darauf bestanden, dass Bronzestern ihn essen würde. „Sie ist meinetwegen verhungert…“, wurde sich die Anführerin schmerzlich bewusst. „D-das stimmt nicht!“, stotterte Aschenglut panisch auf. „Das habe ich nicht sagen wollen! Sturmbrise war so stolz, als sie dir die Beute vorbeibringen konnte.“, erklärte der junge Kater mit leiser werdenden Stimme. „Sie wollte, dass die Jungen von ihren Wurfgefährten gesund und stark zu Welt kommen würden.“ Wolfsschatten konnte nichts sagen aber Bronzestern spürte, wie traurig und ängstlich er war. Am liebsten hätte sie sich angedrückt aber das konnte sie nicht. Egal, was Aschenglut auch zu sagen vermochte, so war es auch immer noch ihre Schuld. „Nein! Sie kann nicht…“ Müde stupste Glühsplitter seine Tochter ein weiteres Mal an. Abwesend blickte er um sich, bis er Bronzestern entdeckte. Seine blauen Augen, in die sich Bronzestern als Schülerin verliebt hatte, funkelten nun vor Zorn und Hass auf. „Du! Bist du jetzt zufrieden!?“, knurrte er mit gesträubten Fell. Angriffslustig liess er die Krallen ein- und ausfahren. „Dir war es wohl nicht genug, was mit meiner Mutter passiert ist! Du hast Fichtenflug damals in ihren Tot geführt und jetzt musste meine letzte Tochter für dich verhungern!? Was machst du als nächstes!? Borkenkralle mit Todesbeeren vergiften!?“ Eine entsetzliche Leere empfing Bronzestern. Ihr wurde schwindelig und wäre Aschenglut nicht da gewesen, wäre sie gestürzt. Der graue Krieger stützte Bronzestern mit der Schulter, während Wolfsschatten neben ihr bebte. „Halt dein Maul!“, fuhr er seinen Vater wütend an. „Wenn du es noch einmal wagst, so mit meiner Gefährtin zu reden, zerfetzte ich dich sofort! Sturmbrise ist nicht wegen Bronzestern gestorben! Genauso wenig hat Bronzestern Fichtenflug getötet! Beide starben ehrenvoll, um das zu schützen, was sie liebten!“ „Hört beide auf!“, flehte Bronzestern verzweifelt. Sie konnte es nicht ansehen, wie Vater und Sohn sich stritten. „Das ist kein Ort zum Streiten! Wir sollten Sturmbrise und Sichelmond ehren.“ Dann blickte sie direkt zu Glühsplitter. „Was du mir auch immer sagen willst, warte damit bis zum nächsten Sonnenaufgang. Lasst uns erst den Toten ihre letzte Ehre zukommen und vergraben, dann darfst du mir den Tot so oft wünschen, wie du willst.“ Knurrend wandte sich Glühsplitter ab, sagte aber nichts mehr.
Kapitel 86:
Auch zwei Sonnenaufgänge danach hatte sich der DornenClan nicht von den Verlusten erholen können. Zwar ging Brauntupfen Plans auf und es gab etwas mehr Beute als zuvor, dennoch würden viele Krieger hungrig schlafen müssen. Wolfsschatten wich Bronzestern nur noch zum Patrouillen von der Seite. Er schien immer ein Auge auf seine Gefährtin und ein Auge auf seinen Vater gerichtet zu haben. Wenn Glühsplitter Bronzestern nur anfunkelte, hatte Wolfsschatten bereits warnend die Krallen ausgefahren. Gestresst versuchte Bronzestern etwas Ruhe zu finden. Nun konnte man erahnen, dass Bronzestern trächtig war. Ihr Bauch war gewachsen und wie Eschenblatt es vermutete, würden die Jungen allerspätestens in einen Mond kommen. Scheinbar schien Bronzestern schon etwas länger Jungen zu erwarten haben, doch durch die knappe Beute war der eigentlich angewachsene Bauch nicht aufgefallen. „Wie geht es dir?“, murmelte Wolfsschatten, als er den Anführerbau betrat. An seinen Pelz hing der Geruch des Waldes, weshalb ein eifersüchtiges Stechen Bronzestern durchfuhr. Sie fühlte sich wie im eigenen Lager eingeschlossen! „Ich kann nicht schlafen.“, gestand die Rotbraune murrend. „Sicherlich würde es helfen, wenn ich mir die Pfoten vertreten und etwas jagen könnte.“ „Denk an unsere Jungen.“, schnurrte Wolfsschatten trösten. Seine Augen funkelten stolz auf. „Sie werden wunderbar! Es ist so schön, dass der SternenClan uns in einer schweren Zeit Hoffnung schenkt.“ Verwundert hob Bronzestern den Kopf, ihre Ohren waren gespitzt. „Hoffnung? Du findest es also gut?“ „Du nicht?“, erwiderte Wolfsschatten plötzlich niedergeschlagen. „Ich habe mir immer vorgestellt, wie unsere kleine Familie aussehen könnte. Und bald ist es endlich soweit.“ Am liebsten hätte Bronzestern sich auch so freuen können wie ihr Gefährte. Doch Zweifel nagten an ihr. Konnte sie überhaupt eine Mutter für die Jungen sein? Schliesslich hatte Regenblüte damit immer grosse Probleme gehabt und dazu kam, dass Bronzestern Anführerin war. „Ich werde meine eigenen Jungen nicht mal lange säugen können.“, antwortete sie daher. „Staubglanz oder Felssturm werden das für mich übernehmen müssen. Ich werde nie eine richtige Mutter für sie sein können.“ Und vielleicht ist das auch besser so, fügte sie im Stillen ein. Immer noch tat sie sich schwer damit, etwas für die ungeborenen Jungen zu empfinden. Für einen kurzen Moment öffnete Wolfsschatten sein Maul, schloss es aber dann traurig wieder, weswegen Bronzestern sich schuldig fühlte. „Tut mir leid.“, miaute sie betroffen. „Ich möchte dir deine Freude nicht nehmen.“ „Freust du dich denn überhaupt nicht? Unsere Jungen werden grossartig, ich weiss es einfach!“ Der graue Kater senkte seinen Kopf. „Meine Wurfgefährtin ist dafür verhungert.“ Seine Augen fühlten sich mit grosser Trauer und eine unheimliche Leere, die Bronzestern erschaudern liess. Daran hatte sie nicht gedacht. „Es werden grossartige Jungen.“, versprach sie daher und konnte nur zum SternenClan beten, dass Wolfsschatten ihr glaubte.
Hastig rannte Eschenblatt zu der Kinderstube, in der Staubglanz vor einigen Herzschlägen aufgeschrien hatte. „Die Jungen!“, jaulte Gluttiger voller Panik auf. „Sie kommen!“ Schattenseele stand bei ihm und führte ihn von der Kinderstube weg. Erst schien sich der Krieger wehren zu wollen, folgte aber dann doch seinem alten Freund. „Es ist alles gut.“, versicherte Schattenseele aber auch dieser zitterte aufgeregt und vielleicht auch ein wenig verängstigt am ganzen Körper. „Eschenblatt wird ihr helfen. Du wirst schon sehen, bald bist du stolzer Vater!“ Ein starker Schmerz durchfuhr Bronzestern. Sie knickte etwas ein, doch sofort waren die Schmerzen wieder verschwunden. „Du stresst dich zu sehr.“, raunte Wolfsschatten in ihr Ohr. „Eschenblatt sagte doch, du sollst dich so oft wie möglich ausruhen und dich nicht stressen lassen.“ „Ach ja?“, fuhr Bronzestern ihn mit einer plötzlichen Wut an. „Und wie soll ich das machen? Mich einfach nicht stressen lassen, während mein Clan mich doch braucht!? Was, wenn bei der Geburt was falsch läuft?! Der Clan leidet doch auch so schon genug!“ Keuchend fuhr sie herum und stampfte bereits Richtung Lagerausgang. Sie hatte Wolfsschatten eigentlich nicht so anfauchen wollen aber das eingesperrte Gefühl machte sie noch Wahnsinnig! Als sie Schritte hinter sich hörte, war sie sich bereits sicher, Wolfsschatten würde ihr hinterherlaufen, aber es war Brauntupfen. „Darfst du das Lager verlassen?“ Zu ihrem Erstaunen klang der Getupfte weniger besorgt. Er fragte auch nicht weiter, als Bronzestern das Lager verliess aber er blieb bei ihr. Schon bei den ersten Schritten konnte Bronzestern merken, wie sich der dichte Nebel in ihrem Kopf legte. Stattdessen war sie in der Lage, die kahlen Bäume zu bewundern. Der Frost hatte über den Ästen eine Schicht gezogen und der Schnee schien alles zu verstummen. Gluttigers Nervosität und Staubglanz' Schmerzensschreie waren plötzlich so weit weg. „Wann habe ich aufgehört zu bemerken, wie schön der Wald eigentlich ist?“, fragte sie eher sich selbst als Brauntupfen. „Ich schätze, wir vergessen wie wichtig etwas ist, wenn wir es jeden Sonnenaufgang sehen können.“, antwortete dieser dennoch. „Als ich das erste Mal das Lager verlassen hatte, war ich so überwältigt.“, kicherte Bronzestern belustigt. Sie konnte sich noch daran erinnern, wie Schattenseele sich mit ihr als Junges hinausgeschlichen hatte. Sie wusste zwar nicht mehr wieso nur, dass sie die Zeit genossen hatte. „An meinen ersten Tag als Schüler hatte ich etwas Angst.“, gestand Brauntupfen. „Damals dachte ich, dass Territorium wäre viel zu gross und ich würde mich verlaufen.“ Verwundert blinzelte Bronzestern. „Wirklich? Dabei habe ich irgendwie angenommen, du hattest als Schüler bereits die gleichen Gedanken wie jetzt. Zumindest kamst du immer sehr reif und überlegt vor.“ „Reif?“, echote Brauntupfen, als hätte Bronzestern gerade einen Scherz gemacht. „Ganz im Gegenteil. Ich habe mir wahrscheinlich über zu wenig Dinge Gedanken gemacht.“ Skeptisch stupste Bronzestern ihren besten Freund an. „Eher zu viele. Du hast dir ständig Sorgen gemacht.“, erinnerte sie ihn, weshalb Brauntupfen für einen Herzschlag verwundert wirkten, ehe beide anfingen zu lachen.
Auch wenn Bronzestern am liebsten jagen gegangen wäre, blieb sie mit Brauntupfen nah am Lager. Es tat gut, mit ihm einfach zu Reden. Bei ihm fühlte sie sich nicht gezwungen etwas zu sein, was sie vielleicht gar nicht wollte. Er schien dies zu ahnen, als Brauntupfen geradewegs hinaus fragte: „Willst du überhaupt Mutter werden?“ In seinem Tonfall gab es nicht Beurteilendes und auch keine Angst oder Sorge. Für ihn schien es eine ganz normale Frage zu sein. „Ich weiss es nicht.“, gestand Bronzestern kleinlaut. „Noch habe ich nicht wirklich darüber nachgedacht und jetzt soll ich plötzlich Jungen gebären. Wolfsschatten freut sich riesig darüber und ich habe das Gefühl, er zwänge mich unbewusst dazu, es ihm gleich zu tun.“ Schnell schüttelte sie sich. Brauntupfen blickte sie weiterhin an. „Es ist so, als hätte jemand anders für mich entschieden und nun soll ich damit fertig werden. Wahrscheinlich klinge ich wie die schlimmste Katze auf Erden.“, witzelte Bronzestern plötzlich erschöpft. „Jeder andere würde sich wahrscheinlich über Jungen freuen.“ „Das muss nicht sein.“, widersprach Brauntupfen. „Ich würde auch nicht Vater werden wollen. Ich möchte nicht mal eine Gefährtin haben.“ „Oh.“, antwortete Bronzestern eher wenig Überrascht. „Dich kann man sich auch nur schwer mit einer Gefährtin vorstellen.“ Amüsiert zuckten Brauntupfens Schnurrhaare. „Eben.“, miaute er. „Ich bin einfach viel zu beschäftigt damit, mir Sorgen zu machen.“ Spielerisch stupste er Bronzestern an. „Wir sollten so langsam zurück ins Lager.“, seufzte Bronzestern dann doch. „Danke für deine Ohren. Ich fühle mich schon besser.“ „Du würdest für mich dasselbe tun.“, erwiderte der Getupfte.
Die Jungen schliefen ruhig an Staubglanz' Flanke. „Die tiefrote Kätzin heisst Flammenjunges. Und die silberne Kätzin mit dem weissen Fleck auf der Brust ist Regenjunges.“, erklärte Gluttiger stolz. Neugierig blickte Bronzestern zu Staubglanz, die zufrieden dalag. „Die Geburt hast du gut überstanden?“, fragte sie möglichst beiläufig. Mit eher unguten Gefühl stellte sie sich die Schmerzen vor, die eine Königin durchleiden müsste. „Sie war wunderbar.“, schnurrte Staubglanz, als wäre sie in Gedanken woanders. Ihre Augen waren voller Liebe für ihre Jungen. „Ich würde für Flammenjunges und Regenjunges diese Geburt jeder Zeit wiederholen.“ Wolfsschatten, der neben ihr stand, schnurrte glücklich. „Wir werden das auch hinbekommen.“, versicherte er ihr. „Natürlich.“, antwortete Bronzestern zweifelnd.
Kapitel 87:
„Was soll das heissen!?“ Fauchend lief Bronzestern im Anführerbau auf und ab. „Das, was ich dir gesagt habe.“, erwiderte Eschenblatt Stur. „Du wirst nicht mit zur grossen Versammlung kommen.“ „Ich bin aber die Anführerin vom DornenClan!“ Gereizt spreizte sich ihr Nackenfell. Wenn sie nicht mit auf die Versammlung kam, würden die anderen Clans denken, der DornenClan wäre schwach! Als hätte Eschenblatt ihre Gedanken gelesen, antwortete er: „Die anderen Clans haben sich selbst noch nicht erholt, sie werden wohl kaum einen Angriff planen.“ „Ausserdem wäre es Fuchsherzig.“, erinnerte Wolfsschatten. „Niemand würde dich angreifen. Aber wenn du hierbleiben musst, werde ich auch nicht gehen.“ Voller Liebe drückte Wolfsschatten seine Schnauze gegen Bronzestern Schulter. „Brauntupfen wird das schon schaffen.“ Bei den Namen ihres zweiten Anführers fühlte sich Bronzestern tatsächlich etwas besser. Er würde genau wissen, was er zu tun hatten. „Du hast da recht.“, lenkte sie daher ein. „Ausserdem werde ich nicht meinem Heiler widersprechen.“ „Danke dir.“, schnurrte Eschenblatt erleichtert. Seine Augen leuchteten wie damals auf, als Bronzepfote Hilfe bei ihm gesucht hatte. Nun war sie Bronzestern aber Eschenblatt würde sie immer noch unterstützen, wo sie soweit gemeinsam gekommen waren. „Aber sobald ihr wiederkommt, möchte ich alles wissen.“ „Natürlich.“, antwortete Eschenblatt. „Ich werde auch bleiben. Ich werde bei den Kranken bleiben.“ „Wie geht ihnen?“, miaute Bronzestern nachdenklich. „Wir werden doch nicht noch mehr unserer Clangefährten verlieren, oder?“ Eschenblatts Schweigen war Antwort genug. „Ich sollte zurück in den Heilerbau.“
Immer wieder schmerzte Bronzesterns Bauch, doch sie wollte es nicht zeigen. Stell dich nicht so an, sagte sie sich immer wieder. Immerhin bist du nicht die erste Kätzin, die Jungen erwartet! Und du wirst auch nicht die Letzte sein. Unruhig versuchte sie eine möglichste gemütliche Position zu finden, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Irgendwann gab sie auf und erhob sich seufzend. „Findest du keine Ruhe?“, fragte Wolfsschatten wissend. „Es fühlte sich nichts richtig an.“, gestand Bronzestern mit unbehaglichem Gefühl. „Ich sollte jetzt für meinen Clan sprechen.“ „Du denkst in letzten Zeit zu viel über solche Sachen nach. Viel wichtiger ist es jetzt, dass es dir und unseren Jungen gut geht.“ Ihr Gefährte stellte sich zu ihr. „Komm, wir können ja zumindest den Bau verlassen.“ Dankbar nickte Bronzestern. Wolfsschatten stütze sie beim Laufen. Immer noch blieben die immer wiederkehrenden Bauchschmerzen. Anfangs war es nur ein geringer Schmerz gewesen, doch inzwischen zog es sich wie Blitze durch ihren Körper. „Wenn es zu viel ist, sag Bescheid.“ „Es geht mir gut.“, erwiderte Bronzestern Zähneknirschend. „Mach dir keine Sorgen.“ Tatsächlich liessen die Schmerzen für eine Weile nach. Unter dem Sternenhimmel fühlte Bronzestern sich deutlich sicherer und geborgener. Wie die Versammlung wohl verlief? Ob Sichelmond und Sturmbrise jetzt vom SternenClan aus zuschauten? Ein Schatten legte sich über Bronzestern Fell. Erschrocken blickte sie in den Himmel. Der Mond! Eine grosse Wolke hatte sich über den Vollmond geschoben! Panisch riss sie die Augen auf. Irgendwas lief auf der Versammlung falsch! Es war doch kein Kampf ausgebrochen, oder? Der Hunger machte die Katzen angriffslustiger. Oder verkündete ein Clan gerade, dass sie die DornenClan angreifen würde?! „Ich muss zur Versammlung!“, hauchte Bronzestern heiser. „Warte, du kannst nicht!“ Doch Wolfsschatten würde sie nicht aufhalten können. Sofort sprang Bronzestern auf ihre Pfoten und stürmte zum Lagerausgang, bis sie zwei Fuchslängen davor zusammenbrach. Ein Schmerzensschrei entglitt ihr. Ihr Körper war wie paralysiert, ehe sich der Schmerz durch ihren ganzen Körper durchfuhr. „Die Jungen!“, rief sie hilfesuchend. „Die Jungen kommen!“ Kein Herzschlag später schien der restliche Clan sich um sie versammelt zu haben. „Atme tief ein und aus.“, befahl Eschenblatt, ehe er sich zu Wolfsschatten und Aschenglut drehte. „Wir müssen sie zurück in den Anführerbau tragen. Dort ist es besser für sie, die Jungen zu gebären.“ „Schaffst du es, aufzustehen?“ Wolfsschatten wartete nicht auf eine Antwort, sondern hievte bereits mit Aschengluts Hilfe die Anführerin hoch. Jeder Schritt tat mehr weh als der Vorherige, doch Bronzestern biss die Zähne zusammen. Sie wollte nicht ein weiteres Mal Jaulen. „Ich bin bei dir, keine Sorge.“, versicherte Eschenblatt, als Bronzestern ihn ihrem Nest lag. „Kann ich was tun?“, keuchte Wolfsschatten nervös. Er lief verängstigt auf und ab, was Bronzestern eher beunruhigte. „Ja, verschwinde!“, fauchte Eschenblatt den grauen Krieger an. „Du stehst im Weg.“ „Aber ich kann Bronze-“ Ehe Wolfsschatten zu Ende reden konnte, wurde er bereits von Aschenglut weggeschoben. Dankbar nicke Bronzestern dem jungen Krieger zu, als eine weitere Wehe sie erfasste. „Ist gut, hör einfach auf das, was ich sage. Es wird alles gut.“, versprach Eschenblatt zuversichtlich.
Alle Zweifel waren verschwunden. Wie konnte Bronzestern nur jemals so mäusehirnig gewesen sein? Sie hatte vier gesunde Jungen zur Welt gebracht. Auch, wenn sie etwas klein waren. „Ich werde jeden Sonnenaufgang und Sonnenuntergang bei den Jungen vorbeischauen.“, versicherte Eschenblatt. „Solltest du etwas merken, dann komm sofort zu mir. Lieber eine Maus verjagt, als einen Dachs willkommen geheissen. Also, zögere nicht.“ „Wir werden nichts riskieren.“, versicherte Wolfsschatten stolz. Er stupste Bronzestern an, ehe er den Schweif um seine Jungen lag. „Du hast das super gemacht.“ „Für unsere Jungen immer wieder.“, schnurrte sie voller liebevoll. Alle vier schliefen an ihrer Flanke. Sie hatten sich satt getrunken und lagen seelenruhig da. „Wir sollten sie benennen.“, schlug Bronzestern vor. „Er sollte Farnjunges heissen.“ Sie deutete auf den braunen Tigerkater, der der kleinste von ihren Jungen waren. „Und das ist Eidechsenjunges.“, schnurrte Wolfsschatten glücklich. Die grau-rote Kätzin schien im Schlaf zustimmend mit der Pfote zu treten. Ihr Blick fiel dann auf den braunroten Kater. „Ich würde ihn gern Natternjunges nennen, wenn es in Ordnung ist.“, miaute Wolfsschatten zögerlich. „Natternjunges konnte nie Kriegerin oder Schülerin werden. Aber er wird es.“, stimmte Bronzestern zu. „Dann wird sie“, Bronzestern leckte kurz über den Kopf einer weissen Kätzin mit einer grauen Pfote, „Maulwurfjunges heissen.“ „Einverstanden.“, schnurrte Wolfsschatten zufrieden. „Ich habe dir doch gesagt, sie werden die besten Katzen im ganzen Clan!“ „Und die schönsten.“, stimmte Bronzestern glücklich zu. Wie hatte sie nur an ihre Jungen zweifeln können? Schmerzlich wurde ihr dann aber bewusst, dass die Jungen nicht lange bei ihr schlafen würden. Staubglanz würde sich ihnen annehmen, damit Bronzestern weiterhin Anführerin bleiben konnte. Betrübt blinzelte sie. Als hätte Wolfsschatten ihre Gedanken gehört, miaute er schnell: „Wir haben jetzt etwas Zeit, die wir gemeinsam verbringen können. Und wir werden unsere Jungen so oft besuchen, wie es nur geht.“ „Natürlich.“, antworte Bronzestern trocken. Sie gähnte kurz auf. Die Geburt war anstrengend und ermüdend gewesen, jedoch wollte Bronzestern nicht schlafen. Zu gross war die Angst, dass ihre Jungen weg waren, sobald sie die Augen schloss. Wolfsschatten legte sich auf die andere Seite, sodass ihre Jungen in der Mitte lagen. „Ich werde aufpassen, mach ruhig die Augen zu. Morgen kann der ganze Clan dann unsere Jungen beneiden.“. witzelte er scheinbar genauso erschöpft wie Bronzestern selbst. Zwar zweifelte sie noch etwas, schloss aber dann langsam die Augen.
Kapitel 88:
Erschrocken fuhr Bronzestern hoch, als jemand ihren Namen rief. „Komm rein.“, gähnte Bronzestern, ehe sie sich an die Nacht erinnerte. Panisch blickte sie zu ihrer Flanke. Alle vier Jungen waren noch da, alle am Schlafen. Farnjunges quiekte kurz im Traum auf, ansonsten waren sie alle ruhig. Wolfsschatten hatte den Schweif um seine Jungen gelegt, war aber noch in der Traumwelt. Brauntupfens Augen wurden gross, als er die Jungen sah. „Deine Jungen sind ja da!“, miaute er erstaunt. „Ja, sie sind in der Nacht gekommen.“ Erst jetzt erinnerte sie sich genauer zurück. Die Wolken hatten sich vor dem Mond geschoben! Etwas war auf der Versammlung geschehen! Ihre Angst kam wieder hoch, sofort erhob sie sich. „Was war auf der Versammlung? Ist etwas passiert?“ Die Augen von Brauntupfen verdunkelten sich. „Allerdings.“ Er versuchte sich hinzusetzen, doch war es nun im Anführerbau überfüllt. Schnell stupste Bronzestern ihren Gefährten wach, der verwirrt blinzelte. „Du musst eben Raus gehen, damit ich mit Brauntupfen in Ruhe reden kann.“, erklärte sie ihn knapp. Noch etwas schlaftrunken nickte Wolfsschatten, sodass Bronzestern schon fast befürchtete, er würde sich jetzt in der Lagermitte schlafen legen. „Danke!“, rief der zweite Anführer noch hinter Wolfsschatten her. Dann wurde die Stimmung augenblicklich ernst. „Funkelstern ist gestorben, er hatte Grünen Husten und sich geweigert, etwas zu essen. Spatzenstern hat seinen Namen und die Leben erhalten und Bernsteinherz ist jetzt zweite Anführerin.“ Ein kalter Schauer überkam Bronzestern. Erst Schneestern, jetzt auch Funkelstern. Aber sie spürte, dass dies nicht die einzige schlechte Nachricht sein würde. „Alle Clans haben Grünen Husten und hungern. Der BeerenClan fragte als erstes, ob Jemand Katzenminze teilen könnte, der MoosClan bat darum, auf unserem Territorium jagen zu dürfen. Es wurde zu einem grossen durcheinander und schliesslich kam es zu einem Kampf.“ „Kampf?“, echote Bronzestern stumpf. Aber es war doch die Vollmondnacht gewesen! „Ist jemand verletzt?“ Die Beute hatte sich doch gerade etwas erholt! Wenn jetzt die Krieger zu geschwächt für die Jagd war… „Nichts Schlimmes.“, versicherte Brauntupfen schnell. „Nur Ginsterschweif und Silberfeder haben sich am Kampf beteiligt. Ginsterschweifs Ohr wurde zerfetzt, Silberfeder hat eine kleine Verletzung an der Schulter.“ Es verwunderte Bronzestern weniger, dass ausgerechnet diese beiden während der grossen Versammlung kämpfen würde. Zum Glück war Gluttiger nicht mitgegangen „Ich habe bereits mit ihnen geredet.“, sprach Brauntupfen weiter. „Krähenpfote wurde etwas unsanft umgestossen, sodass sich Ginsterschweif und Silberfeder Sorgen gemacht hatten.“ Plötzlich konnte Bronzestern die Beiden gut verstehen. Wenn irgendjemand etwas ihren Jungen antun würde… „Ich danke dir. Ich bin mir sicher, du hast das richtige getan.“, miaute sie zu Brauntupfen, der nickend den Bau verliess.
Eschenblatt beschnupperte Natternjunges als letztes. „Sie sind alle gesund.“, schnurrte er erleichtert. Dennoch klang er erstaunlich erschöpft. „Hast du geschlafen?“, erkundigte sich Bronzestern besorgt. „Noch nicht.“, erwiderte Eschenblatt matt. „Brauntupfen hat gesagt, wir könnten Ältestenbau mitbenutzen, denn wir haben kein Platz mehr für die Kranken. Regenblüte schläft solange in der Kindestube.“ Schuldbewusst blickte Bronzestern auf ihre Pfoten. Brauntupfen half ihr wirklich sehr aber eigentlich war es ihre Aufgabe gewesen. Sie sollte sich um den Clan kümmern anstellte die Jungen zu säugen. „Mach dir keine Vorwürfe. Bald sind deine Jungen stark genug und Staubglanz wird sie dann säugen.“ Aber wollte Bronzestern dies auch? Traurig strich sie über Maulwurfjunges, Sie liebte ihre Jungen mehr als alles andere, aber der Clan brauchte sie. Der SternenClan hatte es so gewollt. Vielleicht hatte der SternenClan sie doch noch nicht aufgegeben. Oder war es eine Strafe und sie wollten ihr die Jungen entreissen? „Du solltest dich lieber ausruhen.“, wechselte die Kätzin schnell das Thema. „Wie denn?“, entgegnete ihr Eschenblatt wütend. Er bebte vor Zorn, doch in seinen Augen lag nur Verzweiflung. „Tulpenblüte ist gestorben, Finkenfeder liegt im Sterben! Ich weiss nicht mal, ob der Clan die nächste Blattfrische erleben wird! Wie soll ich mich denn ausruhen, wenn ich für alle verantwortlich bin!?“ Erschrocken zuckte Bronzestern zusammen. Sie wusste nicht genau, was sie darauf erwidern sollte. Der Clan brauchte Eschenblatt fit aber seine Aufgaben liessen ihn nicht zur Ruhe kommen. Der Kater schüttelte sich voller Angst. „Ich kann mich nicht an eine solch schlimme Blattleere erinnern. Alle Clans leiden und uns Heiler ist es verwehrt, wirklich helfen zu können.“ Mit den Worten drehte er sich um und verliess den Anführerbau. Plötzlich fühlte Bronzestern sich erschöpft. Sie legte den Kopf auf die Pfoten und beobachte ihre Jungen. Sie hasste diese Hilflosigkeit. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte den ganzen Wald nach Katzenminze und Frischbeute abgesucht, doch es half nichts. Sie musste für ihre Jungen da sein, während der DornenClan langsam sterben würde.
Auge in Auge betrachtete Schattenseele Maulwurfjunges. Die Jungen waren nun ein paar Sonnenaufgänge alt und hatten gerade die Augen geöffnet. „Maulwurfjunges.“, miaute Schattenseele leise und voller Trauer. Dennoch schien er sich zu freuen. „Wer ist das?“, quiekte die weisse Kätzin verwirrt. „Bronzestern, ist er böse? Soll ich dich beschützen?“ „Pass aber auf!“ Zitternd versteckte Eidechsenjunges hinter Farnjunges. „Wir beschützen dich.“, versprach daraufhin Natternjunges. „Niemand hier ist böse.“, schnurrte Bronzestern belustigt. „Das ist Schattenseele, mein Bruder. Und Fliegenpelz ist sogar mein Wurfgefährte.“ Sie deutete auf ihre Geschwister. „Und ich bin Blitzlicht, ich bin der Vater von Bronzestern.“ „Vielleicht ist es doch etwas viel auf einmal.“, sorgte sich Wolfsschatten bei seiner Gefährtin. „Bei uns ist alles gut!“, versprach Maulwurfjunges spielerisch. Sie schlug vorsichtig nach Schattenseele, musste aber gähnen. „Es ist ganz schön kalt.“, miaute Farnjunges. „Darf ich wieder an den Bauch?“ Der braune Tigerkater kuschelte sich an seiner Mutter. „Ist gut.“ Bronzestern nickte ihrer Familie zu.
Der nächste Morgen kam viel zu früh. Bronzestern hatte sich am Abend zuvor noch mit Eschenblatt unterhalten, der ihr gesagt hatte, ihre Jungen sein nun stark genug. Sie würde sich jetzt von ihn trennen müssen. Traurig stupste sie Maulwurfjunges wach. Langsam regten sich auch ihre andere Jungen. Maulwurfjunges begann schon, auf Wolfsschatten rum zu klettern, während Eidechsenjunges sich bei ihrer Mutter versteckte. „Ist gut, meine Grossen.“ Schwer schluckte sie. „Hört zu, ich muss euch was Wichtiges sagen.“ „Gehen wir danach spielen?“, freute Maulwurfjunges schon. „Ich will lieber das Lager erkunden gehen! Gestern waren wir nur kurz draussen!“, jaulte Natternjunges beleidigt. „Machen wir das?“ „Ich liebe euch alle, egal was passiert.“ Die Worte taten so weh, sodass Bronzestern am liebsten schweigen würde. „Glaubt bitte nicht, dass ich euch nicht haben möchte. Ich werde immer eure Mutter sein. Maulwurfjunges, ich sehe schon, dass du deine Wurfgefährten in Schwierigkeiten führen wirst.“ Belustigt dachte sie kurz an Ginsterschweif und Schneesturm, die als Junges zum MoosClan gelaufen waren. „Haltet aber immer zusammen, egal was ist.“ „Warum sagst du das?“ Maulwurfjunges klang verwirrt, doch Wolfsschatten legte den Schweif um sie, damit sie schwieg. „Hört lieber Bronzestern zu.“ „Farnjunges.“, fuhr Bronzestern weiter fort, „Du musst Maulwurfjunges zu Not Einhalt gebieten. Denke nach, bevor du handelst und vertraue auf deine Instinkte. Natternjunges, du bist mutig, ich weiss das. Aber sei dir bewusst, dass du alleine nicht so weit kommst. Du wirst Freunde finden, auf die du dich verlassen kannst. Und Eidechsenjunges, halte dich an deine Wurfgefährten, sie werden dich beschützen, wenn du es brauchst. Du hast ein zartes Herz aber das ist gut so. Du bist stark, auf eine andere Art und Weise als deine Wurfgefährten. Gemeinsam schafft ihr alles.“ Vorsichtig drückte sie die Schnauze gegen die, ihrer Jungen. Verwirrt wechselten die vier einen Blick. „Warum sagst du das? Gehst du weg?“, fiepte Farnjunges traurig. Zur gleichen Zeit trat Eschenblatt in den Heilerbau. „Bronzestern .“, begrüsste er die Anführerin. „Ich gehe sofort zu Staubglanz.“, erwiderte die Rotbraune, dann drückte sie sich an ihre Jungen. „Ab jetzt werdet ihr woanders schlafen.“, erklärte sie vorsichtig. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie in geschockten Gesichter blickte. „Ich will nicht!“, jammerte Eidechsenjunges verzweifelt. „Haben wir was falsch gemacht?“ „Nein, ihr seid das Beste, was mir passieren konnte.“, versprach sie. „Das stimmt. Bronzestern liebt euch.“, unterstützte Wolfsschatten sie sofort. „Ich bin Anführerin.“, erklärte Bronzestern weiterhin. „Ich würde am liebsten alles aufgeben, um eure Mutter zu bleiben aber ich kann das nicht. Staubglanz wird sich um euch kümmern und euch säugen.“ „Du willst uns nicht mehr!“, schrie Natternjunges wütend und traurig zugleich auf. Der kleine Kater drehte sich beleidigt um, was Bronzestern unglaublich schmerzte. „Das stimmt nicht!“, platzte es ihr verzweifelt auf. „Ihr seid alles für mich! Ich kann euch aber keine gute Mutter sein! Das ändert aber nichts daran, wie sehr ich euch liebe.“ „Wir sollten jetzt gehen.“, warf Wolfsschatten ein. „Wir besuchen euch ganz oft.“, versicherte der dunkelgraue Kater bei seinen Jungen, die sich noch unsicher anblickten. Keiner sprach etwas, doch Bronzesterns Herz weinte bei jeden Schritt mehr und mehr.
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Kapitel 89:
Krähenpfote zeigte Fliegenpelz' Jungen ein paar Jagdtechniken in der Lagermitte. Noch waren Staubglanz' Jungen, Flammenjunges und Taujunges, zu jung, um das Lager zu besichtigen. Bronzesterns eigene Jungen blieben auch noch in der Kindestube. Wolfsschatten war jeden Sonnenaufgang und Sonnenuntergang bei ihnen. Am liebsten hätte sich die rotbraune Anführerin mehr Zeit für ihre Jungen genommen, doch ihr Clan brauchte sie mehr. „Nein, du musst leiser auftreten!“, miaute Krähenpfote mit einem scharfen Unterton. Dennoch schien er recht gut mit den jüngeren Katzen klar zu kommen, womit Bronzestern nicht gerechnet hatte. „Wir haben Finkenfeder vergraben.“, erklärte Brauntupfen erschöpft. Seine blauen Augen waren dunkel vor Trauer. Finkenfeder war sein Vater gewesen und er hatte seine Mutter Tulpenblüte nur wenige Sonnenaufgänge davor verloren. „Du solltest dich ausruhen.“, miaute Bronzestern einfühlsam. „Du hast die ganze Nacht über bei Finkenfeder gesessen. Ich übernehme heute die Patrouillen und du gehst erst mal schlafen.“ Energisch schüttelte Brauntupfen den Kopf. „Das geht nicht. Du kannst nicht alles übernehmen, dafür ist der zweite Anführer da.“ „Du kannst genauso wenig alles machen.“, erinnerte Bronzestern vorsichtig. „Du darfst in Ruhe trauern und dich ausruhen.“ „Es ist jetzt keine Zeit, um Gefühle zu zeigen. Immer mehr Krieger fallen aus und auch wenn jetzt etwas mehr Beute da ist, ist die Jagd anstrengend. Ich muss überlegen, wie wir genug fangen, ohne dass die übrigen Katzen zu schwach werden und sich noch anstecken.“ Panik flatterte in Bronzestern auf wie ein kleiner Vogel. Sie hatte es bereits geahnt, doch dies von Brauntupfen zu hören, liess sie erzittern. „Der Clan wird sterben, wenn es so weitergeht.“, hauchte sie verzweifelt in die kalte Morgenluft. Brauntupfens Augen wurden kurz gross, dann nickte er zum Lagerausgang. „Komm mit, wir sollten reden.“
Die Luft war ziemlich angespannt. Die Sorge um ihren Clan wollte nicht weichen, sie wusste nicht mehr weiter. Der Frischbeutehaufen im Lager war kaum gefüllt, wenn es so weiterging, würden bald noch mehr Clangefährten verhungern! Sofort musste sie auch an die Königin denken. Staubglanz musste genug zu essen bekommen! Immerhin hatte sie ganze sechs Jungen zu säugen. Meine Jungen müssen überleben! „Bronzestern, ich weiss, dass es dir nicht gut geht.“, begann Brauntupfen leise. „Aber du kannst deine Ängste nicht so einfach äussern.“ Verwirrt starrte die Angesprochene den zweiten Anführer an. Ein kalter Windhauch kroch ihr ins Fell, als sie zu verstehen versuchte, was Brauntupfen gerade gesagt hatte. „Soll ich meinen Clan anlügen?“, keuchte sie dann erschrocken. „Soll ich sagen, dass alles gut wird? Haben unsere Clangefährten die Wahrheit denn nicht verdient?“ Plötzlich fühlte sich ihr ganzer Körper schwer an. Zitternd versuchte sie in paar weitere Schritte zu machen. Alles lastete auf ihre Schultern und sollte sie die Sorgen alleine tragen? „Wir sind keine Schüler mehr.“, miaute Brauntupfen mit harsch. Er hatte seine Augen verengt, sein Schweif peitschte über den verschneiten Waldboden. „Wir sind auch keine einfacheren Krieger. Glaubst du, Hagelstern hätte jetzt den Clan Angst eingejagt?“ „Hagelstern hätte den Clan nicht angelogen!“, fauchte Bronzestern erzürnt auf. „Ich habe es satt! Egal was ich mache, ich werde immer kritisiert! Ich habe meine eigene Jungen abgeben müssen! Ich konnte sie nicht mal besuchen, nur um mir von dir anzuhören, dass ich alles falsch mache!?“ Hysterisch lachte sie kurz auf. Ihr Herzschlag wurde durch die Aufregung schneller, ihr ganzer Körper schien voller Angst, Sorge, Liebe und Trauer zu pulsieren! „Ich bin kein Mäusehirn, weisst du!? Immer, wenn Regenblüte oder Glühsplitter in der Lagermitte sind, spüre ich ihre feindselige Blicke! Selbst der SternenClan hat mich abgestossen, als hätte ich den ganzen Clan bereits in den Tod geführt!“ Sofort schloss Bronzestern ihr Maul. Das hätte sie nicht sagen dürfen! Oh, SternenClan… Für einen Moment blickte Brauntupfen seine Anführerin nur nachdenklich an. „Wie bitte?“ Seine Neugier war geweckt und so wie sie Brauntupfen kannte, würde sie ihm nichts lange verheimlichen können. „Nicht so wichtig.“, antwortete Bronzestern dennoch kopfschüttelnd. „Es tut mir leid, ich werde mich von nun an zusammenreissen. Und dem Clan versprechen, dass alles gut wird.“ Als sie zurück zum Lager laufen wollte, stellte sich der getupfte Kater ihr in den Weg. „Du kennst mich gut genug, um zu wissen, ich will dich zu nichts zwingen möchte aber ich glaube, dies geht mich nun doch als dein zweiter Anführer was an.“ Er stupste Bronzestern freundlich gegen die Nase. „Und vor allem als dein bester Freund. Ich hätte wahrscheinlich bemerken sollen, dass dich mehr bedrückt. Tut mir leid.“ Bronzestern ganzer Kopf war merkwürdig leer. Sollte sie sich über Brauntupfen freuen? Oder einfach zurück zum Lager gehen? Das Geheimnis erdrückte sie fast aber konnte sie es Brauntupfen anvertrauen? „Ich bin Teil eine Prophezeiung.“ Ehe sie sich versah, begann Bronzestern zu sprechen. Sie erzählte von Dachsklaue und wie Eschenblatt sie zu deren Ermordung gedrängt hatte. Mit jedem Wort fühlte sie sich leichter und kräftiger. „Ich habe nur meinen Namen vom SternenClan erhalten. Sie haben mir gesagt, ich sei nicht der richtige Schrei, ich würde keine weiteren Leben erhalten.“, endete sie schliesslich. Nun war sie doch etwas verunsichert, wie Brauntupfen darauf reagieren würde. Auch wenn sie immer versucht hatte, das Richtige zu tun, war aus Bronzestern eine Mörderin geworden, die ihren Clan bezüglich den neun Leben anlog. Stumm setzte Brauntupfen sich hin. „Du erzählst mir die Wahrheit, oder?“ Die Frage ging wohl eher an ihn selbst, denn Brauntupfen wartete nicht auf eine Antwort. „Was soll ich dazu sagen? Seitdem ich denken kann, habe ich immer zu dir aufgesehen. Für mich, und auch für viele andere im Clan, warst du eine begabte Kriegerin und eine grossartige Katze. Der DornenClan hat dir immer vertraut, weisst du?“ Bronzesterns Herz zog sich zusammen. Hatte sie dieses Vertrauen gar nicht verdient? „Warum hast du mir nicht eher gesagt, was dich bedrückt?“ Der Kater erhob sich wieder, Bronzestern konnte sein Gesichtsausdruck nicht deuten. „Ich hätte dir gerne geholfen. Danke, dass du es mir jetzt gesagt hast.“ „Ich wusste nicht, ob ich es überhaupt jemanden sagen durfte.“, entschuldigte Bronzestern sich kleinlaut. „Ich denke, ich habe schon lange vergessen, was richtig oder falsch ist. Schon solange haben mich andere beeinflusst und für mich entschieden.“ Die Stimmung zwischen den Freunden war plötzlich so seltsam geworden. „Vielleicht war dies der einzige Fehler, den du machen konntest.“, erwiderte Brauntupfen einfühlsam. „Der SternenClan sieht scheinbar nicht das in dir, was du bist. Weil du nie selbst entschieden hast. Es tut mir leid, wenn ich dir reingeredet habe. Wenn du den Clan sagen willst, dass es nicht gut um uns steht, dann solltest du es tun. Du wurdest lange genug geformt, du solltest jetzt einfach du sein.“ Dankbar zwang Bronzestern sich zu einem Lächeln. Wiedermal klangen Brauntupfens Worte so sinnig und richtig. Wann hatte sie mal entschieden, was sie tun sollte? Eschenblatt hatte es nicht böse gemeint, dies wusste Bronzestern aber dennoch hatten er, Regenblüte und Schattenseele ihr unbewusst gesagt, was sie denken und tun sollte. „Es wird Zeit, dass ich mich davon löse, nicht wahr?“, fragte Bronzestern etwas zuversichtlicher.
Es fühlte sich komisch an, als sie zurück zum Lager ging. Nach der Erkenntnis war sie irgendwie befreit und doch zeitgleich so verschlossen wie noch nie. Es war, als würde sie nach etwas lang Verlorenen suchen. Nach ihrer damaligen Persönlichkeit und Empfindungen. Was war ihr wichtig gewesen? Wann war Bronzestern noch unberührt von anderen sich aufdrängenden Meinungen gewesen? Als erstes kam ihr ein Bild von Regenblüte im Kopf. Kurz dachte sie zurück, als Fliegenpelz und sie noch Jungen gewesen waren. Damals hätte sie alles getan, um Regenblüte glücklich zu machen. Die Familie war ihr wichtig. Aber war es das, was eine Clananführerin denken sollte? Dass die eigene Familie über alles stehen sollte? „Hey, Brauntupfen!“ Aschenglut stürmte zum zweiten Anführer, als er gemeinsam mit Bronzestern das Lager betrat. „Soll ich eine Jagdpatrouille anführen? Borkenkralle, der sie leiten sollte, ist im Heilerbau.“ „Nimm am besten Krähenpfote mit. Und Schneesturm, Silberfeder, sowie Blitzlicht.“ Eifrig nickte der junge Krieger. „Gut! Ich werde dann was für Staubglanz und Gelbwind fangen.“ Gelbwind? Überrascht blinzelte Bronzestern. „Ich glaube, Aschenglut mag Gelbwind.“, flüsterte Brauntupfen belustigt zu Bronzestern. „Er fragt mich immer wieder, ob ich ihn mit Gelbwind auf Patrouillen lassen kann.“ Plötzlich wurde Bronzestern bewusst, was für sie richtig war. Wie hatte sie es nicht sehen können? Ihr ging es weniger darum, den SternenClan glücklich zu machen! Ihr ganzer Clan war ihre Familie! Auch, wenn Regenblüte und Glühsplitter nicht zufrieden waren, so bedeutete ihr jeder Clangefährte viel. Wie hatte sie es vorher nicht sehen können? Hatten Eschenblatt und die Prophezeiungen sie so blind gemacht? „Wir überstehen Brauntupfen. „Das ist schön zu hören. Ich werde dich unterstützen, wenn du mich brauchst.“
Kapitel 90:
Mit einer Maus im Maul betrat Bronzestern die Kinderstube. Sie hatte nicht viel Zeit, sie würde um Sonnenhoch eine Jagdpatrouille leiten aber sie musste unbedingt ihre Jungen kurz sehen. Staubglanz lag im Nest, ihre eigenen Jungen schliefen an ihrer Flanke, währenddessen Bronzesterns Jungen über ihr herum kletterten. „Bronzestern!“ Aufgeregt jaulte Maulwurfjunges auf, seine gelben Augen leuchteten glücklich auf. Seine Wurfgefährten hielten inne, ehe Bronzestern stürmisch begrüsst wurde. „Wie geht es euch? Ihr macht Staubglanz doch hoffentlich kein Stress?“ „Würden wir niemals!“, versprach Maulwurfjunges, doch Bronzestern konnte da etwas aufblitzen sehen. „Ihr müsst gut auf sie hören, versprochen?“ Etwas genervt verdrehte Natternjunges die Augen. „Natürlich. Das tun wir doch immer!“ „Fast immer.“, verbesserte Staubglanz mit matten Augen. Besorgt legte Bronzestern den Kopf schief. „Du siehst erschöpft aus.“, versuchte sie möglichst beiläufig zu bemerken. „Das bin ich auch.“, gestand die ältere Kätzin. „Ihr Hals hat angefangen zu kratzen.“, warf Felssturm unsicher ein. „Felssturm!“ Etwas empört funkelte Staubglanz in ihrer Richtung. „Du solltest das doch nicht sagen.“ Scharf zog Bronzestern die Luft ein. Wenn Staubglanz krank werden würde, dann hätten ihre Jungen niemanden, der sie säugen könnte! Eschenblatt hatte Bronzestern etwas gegeben, damit ihr Milchfluss versiegte. Und Felssturm selbst hätte nicht mehr genug Milch, da ihre Jungen bereits anfingen, Frischbeute zu essen. „Ich schicke Eschenblatt nachher vorbei.“, versprach Bronzestern sofort. Sorge machten sich in ihr breit. „Du musst gesund bleiben! Für unsere Jungen, Staubglanz.“ „Ist Staubglanz krank?“, quiekte besorgt eine silberne Kätzin mit weisser Brust auf. „Nein, bin ich nicht.“, versprach Staubglanz ihrem Jungen. „Du und Flammenjunges könnt bei mir bleiben.“ Flammenjunges, eine tiefrote Kätzin, gähnte nur zufrieden. „Spielst du mit uns?“, wechselte Eidechsenjunges plötzlich das Thema. In ihren Blick lag etwas Sehnsüchtiges, was Bronzestern nur zu gut nachvollziehen konnte. Mit jedem Haar vermisste sie ihre Jungen. „Das geht noch nicht.“, bedauerte sie daher. „Aber bald.“ „Natürlich nicht.“, erklärte Farnjunges. „Du musst dich immer um den Clan kümmern.“ Er versuchte stolz zu wirken, aber Bronzestern spürte auch seine Trauer. „Ihr seid alle so lieb und stark.“, seufzte Bronzestern. Sie bereute es in solchen Momenten Anführerin zu sein. Fast alles hätte sie dafür gegeben, um eine normale Königin zu sein zu können, doch damit würde sie ihren Clan im Stich lassen. Hagelstern hatte irgendetwas in ihr gesehen, was sie noch nicht verstand aber sie vertraute auch jetzt noch auf dessen Urteil. „Ich komme so schnell wie möglich wieder.“, versprach sie daher. „Ich habe euch alle ganz doll lieb.“
Gluttiger wartete bereits ungeduldig auf Bronzestern. „Die Beute fängt sich nicht von allein.“ Seitdem Staubglanz Königin geworden war, verhielt er sich merkwürdig, sodass seine Unhöflichkeit Bronzestern schon fast aufatmen liess. „Geh bitte in den Heilerbau und sag Eschenblatt, er solle nach Staubglanz schauen.“ Wissend nickte der Krieger, als hätte er es bereits geahnt. „Natürlich.“ Auch wenn er wahrscheinlich der unausstehlichste Krieger im Clan war, so war er ein liebevoller Gefährte. Es würde Bronzestern also nicht verwundern, wenn er bereits etwas bemerkt hatte. In der Zwischenzeit suchte sie die restlichen Katzen zusammen. Aschenglut, Fliegenpelz und Schneesturm. „Wo gehen wir hin?“, fragte Fliegenpelz mit müden Pfoten. Wenn Bronzestern sich recht erinnerte, kam er gerade erst von einer Grenzpatrouille. „Wir gehen zum Fuchsfelsen.“, erklärte sie. „Auf den Weg versuchen wir was zu fangen und schauen nach, ob sich jemand dort eingenistet hat.“ „Besser nicht.“, miaute Schneesturm. „Das können wir jetzt nicht gebrauchen.“ Zustimmend nickte Aschenglut. „Aber wenn dort was ist, werde ich kämpfen.“, fügte er schnell hinzu. „Natürlich.“, knurrte Gluttiger etwas schlecht gelaunt, als er zu der Patrouille stiess. „Wir sollten los.“ Gluttiger führte die Patrouille an, doch er schien etwas abwesend zu sein. „Du machst dir Sorgen um Staubglanz, nicht wahr?“, riet Bronzestern leise. „Du etwa nicht?“, gab der rote Kater kratzbürstig wieder. „Immerhin säugt sie auch deine Jungen! Wenn sie krank wird, wer wird sie dann retten können!?“ Er war lauter geworden als Bronzestern es gehofft hatte. „Du verscheuchst noch die ganze Beute!“, fauchte Aschenglut wütend. „Ich habe Gelbwind versprochen, ihr was in den Heilerbau zu bringen! Also warne die Beute bitte nicht!“ „Und wenn doch!?“ Gluttiger hatte sich zu dem jungen Krieger umgedreht, die Krallen kampflustig ausgefahren. „Benehmt euch nicht so mäusehirnig!“, jaulte Bronzestern empört auf. Schnell ging sie zwischen die Beiden, die bereits ihre Zähne bleckten. „Mir kann es ja egal sein. Gelbwind wird eh sterben, egal ob du Beute fängst oder nicht!“ Für einen Moment erstarrte Bronzestern. Sie kannte Gluttiger gut, doch damit hätte sie nicht gerechnet. Soweit war Gluttiger noch nie gegangen! Auch wenn sie wusste, es waren die Sorgen, die ihm leiteten, funkelte sie ihren ehemaligen Mentor wütend an. „Gluttiger, reiss dich zusammen! Wenn du hier nur bist, um Streit anzufangen, kannst du direkt zurück ins Lager gehen.“ Ihr Körper bebte vor Zorn und tatsächlich zuckte Gluttiger für einen Moment zusammen. Doch dann glühten seine blauen Augen wie ein hungriges Feuer. „Ich werde mich nicht dafür entschuldigen! Es ist doch so!“ „Geh sofort zurück ins Lager! Du wirst Krähenpfotes Schüleraufgaben für zwei Monde übernehmen.“ Daraufhin sagte der gereizte Kater nichts mehr, doch knurrte er Aschenglut noch kurz an, ehe er davon stolzierte. Der Schweif des grauen Katers peitschte noch über den Waldboden, als er Gluttiger nachschaute. „Sie wird nicht sterben, keine Sorge.“, versicherte Fliegenpelz Aschenglut. Er legte tröstend den Schweif um ihn. „Wer hat den Gluttiger Dung als Frischbeute gegeben?“, murmelte Schneesturm wütend. Ihr hatte es sichtlich missfallen, wie Gluttiger mit Aschenglut umgegangen war. „Darüber können wir später nachdenken.“, warf Bronzestern ein. „Wir sollten jetzt weitergehen.“
Etwas besser gelaunt führte Aschenglut nun die Patrouille zurück ins Lager. Er hatte tatsächlich ein Eichhörnchen erwischt, die Lieblingsbeute von Gelbwind, die seit zwei Sonnenaufgängen im Heilerbau lag. „Bis später.“, miaute Schneesturm ihn noch zu. „Ich komm noch mit dir mit.“, bot Bronzestern dem jungen Krieger an. Sie selbst brannte darauf zu erfahren, wie es Staubglanz ging. Eschenblatt sorgte sich gerade um Eulenstreif, der unruhig schlief. „Hallo, Bronzestern.“, miaute der Heiler leise. „Geht es dir gut?“ „Mir geht es gut. Ich wollte nur etwas fragen.“ Aschenglut tapste an ihr vorbei um Gelbwind auf zu suchen. Dadurch, dass sie den Ältestenbau mitbenutzten, war im Heilerbau nun mehr Platz. „Schau, was ich für dich gefangen habe!“, schnurrte Aschenglut stolz, als er seine Beute der Kriegerin präsentierte. „Worum geht es denn?“, erkundigte sich Eschenblatt mit einem zuckenden Ohr. „Wie geht es Staubglanz? Hast du schon nach ihr gesehen?“ „Ja, habe ich.“, erwiderte Eschenblatt mit geneigten Kopf. „Sie hat grünen Husten und wird heute noch in den Heilerbau verlegt.“ Die Welt um Bronzestern fing an, sich zu drehen. „Grüner Husten?“, echote sie. Dabei hatte sie vorhin noch recht stark gewirkt! „Sie ist noch von der Geburt geschwächt, daher ist sie anfällig. Sie weigert sich, dies einzugestehen.“ „Und die Jungen?“ Das Herz von Bronzestern zog sich zusammen. „Sie sind doch gesund, oder?“ „Das sind sie.“, versicherte Eschenblatt aufrichtig. „Aber sie müssen von Staubglanz getrennt schlafen. Regenjunges und Flammenjunges werden aber erst mal mitkommen, sie müssen noch gesäugt werden. Regenblüte hat versprochen, nach deinen Jungen zu sehen. Und Wolfsschatten konnte sie davon überzeugen, Frischbeute zu probieren.“ „Danke.“, erwiderte Bronzestern nur matt und verliess den Heilerbau. Es tröstete sie kaum, dass Regenblüte nach ihren Jungen sehen würde. Zu gross war der Schock. Es musste was getan werden! Aus dem Augenwinkel konnte sie Gluttiger entdecken, der wütend durchs Lager tigerte. Schnell stürmte sie zu ihn. „Gluttiger, du musst mit den Bund reden!“, flüsterte sie eindringlich. „Irgendein Clan muss doch Katzenminze teilen können!“ Eigentlich hatte sie nicht darauf zugreifen wollen, doch nun blieb ihr keine andere Wahl. Sie hatte sich für ihren Clan entschieden! Wenn der Bund helfen konnte, dann war es jetzt die richtige Entscheidung. „Das weiss ich selbst.“, gab Gluttiger gedämpft wieder. Für einen Augenblick schien der rote Krieger noch etwas sagen zu wollen, doch dann schloss er sein Maul wieder. „Sag mir Bescheid, wenn du mit ihnen geredet hast.“ Zur Antwort zuckte Gluttiger nur mit der Schweifspitze und zog sich zurück.
Kapitel 91:
Die Nacht war schon lange über das Lager eingebrochen. Die Sternenkrieger leuchteten durch die Wolkenfetzten und erhellten den Wald. Durch die fehlenden Blätter schienen die Sterne den verschneiten Boden mit silbernen Flecken zu sprenkeln. Und obwohl es so ruhig war, konnte Bronzestern keinen Frieden finden. Aufgewühlt tigerte sie auf und ab, ungeduldig wartete sie auf Gluttiger. Er hatte ihr versprochen, sich mit den Bund zu treffen, um nach Katzenminze zu fragen. Schattenseele war nicht dabei, er schien noch von nichts zu wissen. Was machst du eigentlich, wenn sie keine Katzenminze abgeben? Es war nicht der kalte Wind, der Bronzestern erzittern liess. Was sollte sie dann machen? Sie hatte beschlossen, den Clan nicht einfach weiter leiden zu lassen! Aber was sollte sie tun? Brauntupfen hätte bestimmt eine Lösung, dachte sie kurz frustriert, weil sie sich so hilflos fühlte. Doch dann schüttelte sie sich. Ich bin nicht Brauntupfen, ich bin die Anführerin! Ein rascheln ertönte vor ihr. Nervös spitzte sie die Ohren, als Gluttiger aus dem Gebüsch trat. Bronzestern musste gar nicht erst fragen, sein Gesichtsausdruck verriet bereits alles. Fauchend wirbelte er den Schnee auf. „Niemand.“ Enttäuscht liess Bronzestern die Schultern hängen. Sofort versuchte sie nach einer weiteren Lösung zu suchen. „Irgendwas müssen wir tun. Ich bin mir sicher, dass wir was finden.“, miaute sie eher zu sich als zu Gluttiger, um selbst etwas Hoffnung zu haben. Aber diese einfache Lüge würde noch lange nicht ausreichen. „Diese Fuchsherzen!“, knurrte ihr Gegenüber voller Hass auf. „So oft habe ich den Clans geholfen und das soll der dank sein!?“ „Sei leiser!“, zischte Bronzestern. „Du wirst noch das ganze Lager wecken.“ „Tut mir leid.“, grummelte Gluttiger etwas halbherzig. Dann funkelte da etwas in seinen blauen Augen, was Bronzestern nicht ganz geheuer war. „Ich weiss aber, was wir tun können. Es gibt noch einen Weg.“ „Welchen?“ Ihr Nackenfell stellte sich auf und insgeheim verfluchte sie sich dafür, die Frage gestellt zu haben. „Ich habe mit Hagelwolke aus dem MoosClan geredet. Sie haben weniger Kranke als die restlichen Clans. Und die meiste Katzenminze.“ Bereits jetzt ahnte Bronzestern, worauf Gluttiger hinauswollte. „Sie sind genauso geschwächt wie wir, wir könnten den MoosClan angreifen!“, miaute er weiter. „Wir holen uns die Katzenminze, die wir brauchen.“ „Du Mäusehirn!“, fauchte Bronzestern erschrocken auf. „Wir können keinen anderen Clan angreifen!“ Wütend schnaufte Gluttiger. „Wir haben aber keine andere Wahl! Willst du zulassen, dass der DornenClan zu Grunde geht!? Den anderen Clans geht es immer noch besser als uns!“ „Das Gespräch ist beendet.“ Enttäuscht schüttelte Bronzestern den Kopf, ehe sie zum Lager schlich.
Es war Wolfsschatten zum Glück nicht aufgefallen, dass Bronzestern verschwunden war. Als sie sich wieder zu ihm legte, bemerkte sie seine flache Atmung. Besorgt beschnupperten sie ihren Gefährten, konnte aber nicht den säuerlichen Geruch von Krankheit feststellen. Vielleicht träumte er einfach nur schlecht? „Pass bitte auf dich auf.“, flüsterte sie ihm zu. Noch eine Weile beobachtete sie ihn und erst, als seine Atmung etwas besser ging, konnte sie sich etwas beruhigt schlafen legen. „Bronzestern! Bronzestern!“ Unsanft würde die rotbraune Anführerin immer und immer wieder angestupst. Müde öffnete sie die Augen. „Was ist denn?“, gähnte sie verschlafen. Sie kannte die Stimme, wusste sie aber im ersten Moment nicht wirklich einzuordnen. „Es geht um Natternjunges!“ Sofort war Bronzestern hellwach und blickte in Regenblütes graue Augen. „Wo ist er!?“ „In der Kindestube. Eschenblatt ist bei ihm. Komm mit.“ Wolfsschatten war bei den Namen seines Sohnes ebenso aufgeschreckt und begleitete Bronzestern. „Er hat gestern angefangen zu husten und als ich wach wurde, hat er sich ganz fiebrig angefühlt.“ Regenblüte schien sich genauso sorgen um Natternjunges zu machen, als wäre es Fliegenpelz. „Er kann nicht auch noch grünen Husten haben!“, keuchte Bronzestern voller Angst. Sie konnte nicht ihr eigenes Junge verlieren! „Wir haben einen fähigen Heiler, vergiss das nicht.“, erinnerte Wolfsschatten wenig glaubhaft. Natternjunges zitterte am ganzen Körper, als hätte er zulange im Schnee gespielt. „Mein Hals tut weh…“, jammerte er mitleiderregend. „Natternjunges!“ Sofort drückte sich Bronzestern an ihren Sohn. „Alles ist gut, ich bin bei dir.“ „Pass auf.“, zischte Eschenblatt. „Du könntest dich auch anstecken.“ „Ich werde mich nicht von meinen eigenen Jungen zurückziehen!“, erwiderte Bronzestern aufgebracht. Stattdessen legte sie schützend den Schweif um ihn. „Was ist mit Natternjunges?“, fragte Maulwurfjunges besorgt. Sie war näher herangetreten. „Muss er jetzt auch gehen?“ „Er darf nicht gehen!“, wimmerte Eidechsenjunges und wollte zu ihrem Wurfgefährten springen, doch Wolfsschatten stellte sich ihr in den Weg. „Wir warten auf das, was Eschenblatt sagt.“, murmelte er ernst, ehe er zum Heiler blickte. „Er hat grünen Husten.“, verkündete er betrübt. „Es wäre besser, wenn er auch im Heilerbau schläft.“ Wie erstarrte konnte Bronzestern den Blick von Eschenblatt nicht abwenden. „Nicht der Kleine!“, jaulte Regenblüte auf. „Oh, SternenClan! Rettet doch wenigstens die Jungen!“ „Was passiert jetzt mit ihm?“, miaute Farnjunges nun leise zu Bronzestern. „Nichts, alles wird gut.“, log sie. Vorsichtig strich sie über Farnjunges Fell, der sich quiekend wehrte. „Natternjunges wird nur eine Weile woanders schlafen.“ „Ich bringe ihn in den Heilerbau.“, bot Wolfsschatten an. „Das ist gut.“, antwortete Eschenblatt. „Dort habe ich alles, was ich brauche.“ Bronzestern bemerkte, dass der Heiler nicht sonderlich zuversichtlich war.
Tröstend legte Regenblüte den Schweif um ihrer Tochter. „Das wird der SternenClan schon nicht zulassen.“, erklärte sie ruhig. „Und wenn doch?“, gab Bronzestern niedergeschlagen wieder. „Ich weiss genau, wie du dich fühlst.“ Fürsorglich betrachtete Regenblüte Bronzestern und zum ersten Mal seit Monden glaubte Bronzestern, so etwas wie Liebe in ihren Blick zu sehen. „Ich will Natternjunges nicht verlieren.“ Schutzsuchend drückte sich Bronzestern an Regenblüte. „Ich liebe ihn über alles!“ „Ich weiss“; versicherte Regenblüte. „Ich werde dich unterstützen, egal was du machen wirst. Ich kenne dich, du wirst irgendeine Idee haben, um Natternjunges zu retten. Und das ist in Ordnung.“ Verwirrt blinzelte Bronzestern. „Tatsächlich gibt es da was.“, hob sie zögerlich an, als sie an Gluttiger zurückdachte. Ihr war so, als würde sich der Magen umdrehen, doch für Natternjunges würde sie alles tun! „Ich muss los.“, miaute sie mit kräftiger Stimme. „Danke, Regenblüte.“ Die Älteste nickte. „Und Bronzestern! Das hätte ich dir schon eher sagen sollen aber es war meine eigene Sturheit die mich gehindert hat. Ich liebe dich. Du wirst immer meine Tochter sein, okay?“ Die Stimme von Regenblüte wurde brüchig, doch Bronzestern bedeutete sie in diesen Moment viel. „Ich danke dir. Ich liebe dich auch.“ Auch wenn sie am liebsten viel mehr sagen wollte, musste sie unbedingt Gluttiger finden. Er würde ihr weiterhelfen können. „Worüber wolltest du jetzt reden?“ Der rote Kater wirkte immer noch angegriffen vom vorherigen Gespräch. Sie war Gluttiger auf einer Patrouille begegnet und ihn zu sich gerufen. „Du bist dir sicher, dass der MoosClan am ehesten auf Katzenminze verzichten kann?“ Verwunderung spiegelte sich in Gluttigers Augen wieder. „J-ja.“, stotterte er verwirrt. „Das hat Hagelwolke mir versichert. Sie sagte aber auch, dass sie nicht ganz gesund sind.“ Erschöpft blickte Bronzestern auf ihre Pfoten. Wollte sie diese wirklich mit unschuldigen Blut beflecken? War es das, war richtig war? Doch dann erinnerte sie sich an Natternjunges, der abgeschwächt im Heilerbau lag. Und nicht nur er, auch Staubglanz, Gelbwind, Löwenkralle und alle anderen Kranken. Sie musste nicht mehr auf das hören, was andere für richtig empfanden. Wenn der MoosClan überleben wollte, dann mussten sie kämpfen! „Ich werde heute noch den Clan zusammenrufen und dann werden wir einen Angriff planen!“
Kapitel 92:
„Ich rufe alle Katzen, die Beute machen können, zu einer Clanversammlung zusammen.“ Immer noch nagten einige Zweifel an Bronzestern aber sie hatte sich entschieden. Sie wollte nicht mehr warten und in Selbstmitleid verfallen. Und noch weniger wollte sie sich weiterhin vorschreiben lassen, was sie zu denken hatte! Dies war seit langem ihre erste, wirklich eigene Entscheidung! Zögerlich betraten die Katzen die Lagermitte. Mit so wenig gesunden Katzen wirkte der DornenClan ungewohnt klein. Gab es überhaupt genügend Katzen für einen Angriff? Und wenn ich alleine den kompletten restlichen Clan angreifen muss! Ich werde Natternjunges retten! Entschlossen hob sie das Kinn. „Katzen des DornenClans. Ich habe euch etwas mit zu teilen.“ Aus dem Augenwinkel konnte sie Maulwurfjunges erkennen, wie sie ihre Wurfgefährten aus der Kinderstube führte, doch direkt von Felssturm zurückgescheucht wurden. Es tut mir leid, meine Lieben, dachte Bronzestern schon fast reuevoll. Dies ist nicht für eure Ohren bestimmt. Wenn ihr an mich denkt, dann nicht als kampflustige Anführerin. „Ich habe erfahren, dass der MoosClan Katzenminze hat.“ Ein erfreutes Jaulen machte sich sofort breit. „Und sie werden mit uns teilen?“ Erleichtert schien Aschenglut auf zu atmen. Er blickte kurz zum Heilerbau. „Wann holen wir sie?“, fragte Schneesturm mit leuchteten Augen. Mit einer Schweifbewegung brachte Bronzestern die Katzen zum Schweigen. „So einfach ist das nicht.“, gestand sie. „Sie wollen nicht mit uns teilen.“ „Aber warum nicht?“ Fauchend hatte Krähenpfote sich erhoben. „Wenn sie genug haben, dann sollten sie uns nicht sterben lassen!“ Silberfeder nickte zustimmend. „Was machen wir?“, fragte Aschenglut mit funkelnden Augen. Brauntupfen blickte unsicher zu Bronzestern, als schien er zu erahnen, worauf es hinauslaufen würde. Ich habe gar nicht mit ihm geredet, wurde es ihr schuldig bewusst. Jetzt ist es zu spät, um einen Rückzieher zu machen! „So viele unserer Clangefährten sind erkrankt und wir haben bereits zu viele verloren!“, erklärte Bronzestern mit kräftiger Stimme. „Wir können sie nicht im Stich lassen! Wenn der MoosClan nicht freiwillig teilt, dann müssen wir uns die Katzenminze so holen!“ Grummelnd unterstützte Gluttiger seine Anführerin. „Sie hat recht.“ Zögerlich stimmte Silberfeder mit zu. „Wir können doch nicht einfach den MoosClan angreifen!“, widersprach aber dann Glühsplitter. „Hast du deinen Verstand verloren!?“ Er bleckte seine Zähne, als wäre er bereit, seine Meinung mit allen Mitteln zu verteidigen. Doch dann erhob sich Regenblüte. „Bronzestern hat recht.“ Überrascht zuckte Bronzestern mit dem Ohr, dann erfüllte sie das Gefühl der Freude. Ihre Mutter setzte sich für sie ein! „Wir können nicht mehr länger warten, ich habe beide meine Baugefährten verloren und zu viele sind immer noch krank.“ „Wir sind aber geschwächt und-“, gab Glühsplitter verbissen wieder, wurde dann aber von Aschenglut unterbrochen. „Ich weiss, dass es ich einem älteren Krieger nicht widersprechen sollte aber ich stimme Regenblüte zu. Mein Wurfgefährte Löwenfang ist krank. Ich habe meine Eltern Habichtwolke und Mückenherz bereits verloren, ich kann nicht zusehen, wie Löwenfang stirbt!“ „Sturmbrise ist verhungert, damit wir überleben.“, erinnerte Wolfsschatten leise. „Soll das umsonst gewesen sein?“ Dankbar nickte Bronzestern zu den beiden Katern. Dass der Clan so hinter ihr stand, machte ihr die Entscheidung leichter. „Mir widerstrebt es eigentlich auch, einen anderen Clan anzugreifen aber ich werde nicht weiterhin das Leben meines Clans riskieren! Krieger, Königinnen, Älteste, Schüler und Jungen sind gefährdet.“ Ich rette dich, Natternjunges! Glühsplitter wirkte noch verunsichert, doch er schwieg. Einzig seine blauen Augen funkelten wie wütende Flammen, während der Clan aufjaulte.
Krähenpfote ging jeden Kampfschritt in der Lagermitte nochmals durch. Er war jung aber Bronzestern brauchte jede gesunde Katze. Eschenblatt ging alle Kräuter durch, die er vorrätig hatte. Zwar hatte Eschenblatt nicht mit ihr geredet, doch Bronzestern ahnte, dass er nicht glücklich war. Ich werde dich nicht meinen Clan führen lassen! Hagelstern hat mich als seine zweite Anführerin gewählt und hat mir vertraut, den Clan zu leiten! „Wir sollten heute um Mondhoch eingreifen.“, schlug Brauntupfen vor. Selbst jetzt wirkte er vollkommen ruhig, auch wenn es das erste Mal war, dass der DornenClan einen anderen Clan angriff. „Wir sollten dann in der Lage sein, möglichst schnell in den Heilerbau zu kommen und die Heilkräuter holen.“ „Es fühlt sich immer noch merkwürdig an.“, warf Blitzlicht nervös ein. Sein Ohr zuckte und er leckte sich unruhig über das Brustfell. „Ich weiss.“, seufzte Bronzestern mit einem Blick zum Heilerbau. Tröstend legte Regenblüte den Schweif um Bronzestern. „Ich weiss genau, wie du dich fühlst. Du wirst alles für Natternjunges tun und das ist gut so. Das ist die Liebe einer Mutter.“ Ihr Blick wurde weicher. „Ich selbst habe zu lange gezögert, um es zu verstehen.“ Schielte sie geradezu Schattenseele? „Wir müssen noch überlegen, wie genau wir angreifen.“, erinnerte Brauntupfen. „Gluttiger sollte versuchen, die Katzenminze zu holen. Er würde alles für Staubglanz tun.“ „Er wird es eh versuchen, egal was ich sage.“, miaute Bronzestern nickend. „Alleine sollte er dennoch nicht sein.“ „Wie wäre es mit Schattenseele? Sie sind immer noch beste Freunde und Schattenseele wird Gluttiger beschützen.“ War das gerade ein Lob aus Regenblütes Maul? Da niemand einen Einwand hatte, war dies bereits beschlossen. „Ich will das Lager aber nicht ganz allein lassen.“, überlegte Bronzestern. „Wir könnten Fliegenpelz und Glühsplitter hierlassen. Glühsplitter scheint generell nicht sehr willig zum Angriff zu sein. Und Fliegenpelz hat hier seine Jungen und Gefährtin, der auf jeden Fall beschützen wird.“ Zwei Krieger waren eigentlich nicht genug aber Bronzestern konnte keinen weiteren entbehren. „Die restlichen Katzen unterteilen wir in drei Gruppen. Du, Blitzlicht und ich werden eine leiten.“, plante Brauntupfen bereits. Blitzlicht reckte nun stolz die Brust. „Ihr könnt euch auf mich verlassen.“ „Nimm Silberfeder, Ginsterschweif und Krähenpfote mit.“ Dann lies Bronzestern den Blick über das Lager schweifen. „Brauntupfen, du wirst Schneesturm und Mondschein mitnehmen. Ihr haltet euch dann in der Nähe von Gluttiger und Schattenseele auf. Wolfsschatten und Aschenglut kommen dann mit mir. Meine Patrouille greift dann die Wache ein, während Blitzlichts sich auf die andere Seite schleicht. Damit werden wir den MoosClan etwas umzingeln, damit Brauntupfens Patrouille zum Heilerbau kommt und Gluttiger und Schattenseele Schutz bieten können. Wenn ihr seht, dass eine andere Patrouille Hilfe braucht, schreitet ihr sofort ein.“ Brauntupfen und Blitzlicht nickten. „Passt aber auf euch auf.“, miaute Regenblüte zögerlich. „Versprochen.“, schnurrte Bronzestern. Sie drückte sich kurz an Regenblüte und war glücklich, sie endlich wieder neben sich zu spüren. Und es schien so, als würde Regenblüte nun auch stückchenweise Schattenseele zu vergeben! Maulwurfherz, siehst du das?, fragte Bronzestern stumm. Regenblüte ist endlich bereit, uns zu vergeben. Ist es nicht das, was du dir gewünscht hast? Dankbar blinzelte sie zum Himmel, ehe sie den Clan abermals zusammen rief, um allen den Plan zu erklären. Ihr Herz klopfte bei jedem Wort und nur der SternenClan konnte darüber urteilen, ob dieser Angriff gerechtfertigt sei oder nicht. Aber Bronzestern würde vor allem ihrem Clan und ihren Instinkt vertrauen!
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Kapitel 93:
Noch wusste Bronzestern genaustens wie der Weg zum MoosClan Lager war. Sie war nur ein einziges Mal in diesem Territorium gewesen und das war damals, um dem MoosClan zu helfen. Denk nicht daran, mahnte sie sich selbst stur. Schattenseele lief dicht neben ihr, seine Augen glühten. Regenblüte hatte endlich mit ihm geredet. Kurz bevor die Patrouille losgezogen war, hatte die Älteste ihren Sohn viel Glück gewünscht und sogar gesagt, dass sie ihn liebte. Daher strahlte Schattenseele wie seit langem nicht mehr. Eigentlich war Bronzestern sich unsicher gewesen, wie er zu dem Angriff stand aber auch jetzt unterstützte er seine Schwester mit allen Möglichkeiten. „Dort ist das Lager.“, murmelte Bronzestern und drosselte ihr Tempo. „Vergesst nicht, wir greifen keine Jungen, Königinnen oder Älteste an. Genauso wenig die Heiler. Unser Ziel ist die Katzenminze und die werden wir bekommen!“ Der Blick ihrer Clangefährten sagte alles. „Und erinnert euch, für wen wir kämpfen. Für Borkenkralle, Sandtupf, Gelbwind, Eulenstreif, Löwenfang, Staubglanz und Natternjunges.“ Sie zählte alle Kranken im Lager auf, wohl wissend, dass ihre Krieger loyal waren. Jeder eine von ihnen würde sein Leben für das eines Clangefährten geben, wobei Bronzestern natürlich hoffte, dass dies nicht passieren würde. Mit einer Schweifbewegung sammelten sich Wolfsschatten und Aschenglut bei ihr. „Vergesst den Plan nicht und vertraut auf Blitzlicht und Brauntupfen.“, miaute sie noch den übrigen zu. Vorsichtig näherten sich die drei Katzen dem Lagereingang. Da es kaum Möglichkeiten gab, sich zu verstecken, musste Bronzestern einfach darauf hoffen, dass die Wache etwas unachtsam war. Moostupfen, eine junge Kriegerin, stand allein in der Kälte, ihr Blick war etwas milchig. Auf ihr Zeichen hin, sprang die kleine Patrouille fauchend auf Moostupfen zu. Wie geplant schlug diese sofort Alarm. „DornenClan!“, jaulte sie erschrocken auf. „Weck ruhig alle auf!“, fauchte Aschenglut mit funkelnden Augen. „Wir werden auch so mit euch fertig!“ In binnen weniger Herzschlägen, war das komplette Lager geweckt worden. Die schlanken Krieger rannten aus dem Bau, um Moostupfen zu Hilfe zu eilen. Es schien so, als wäre der komplette Clan direkt kampfbereit! Schnell erkannte Bronzestern, dass sie in der Unterzahl waren. „Wir geben nicht auf.“, raunte Wolfsschatten in ihr Ohr, als hätte er sie zögern gesehen. „Für Natternjunges!“
„Bronzestern, was machst du auf unser Territorium?“ Sonnenstern blickte die Anführerin wütend an. Er bemühte sich, seine Stimme ruhig zu halten, doch seine Schnurrhaare zitterten vor Zorn. „Ach, sind wir über die Grenze getreten?“ Wolfsschatten tat auf unschuldig, während Bronzestern bereits die Krallen ausfuhr. „Wir sind hier um zu kämpfen! Wonach sieht es denn aus?“, knurrte Bronzestern und hielt Sonnensterns Blick stand. „Dafür hast du aber wenig Krieger mitgebracht.“, warf er mit verengten Augen ein. Ahnte er was? Natürlich, Sonnenstern ist kein Mäusehirn! Um ihm nicht mehr Zeit zum Nachdenken zu geben, sprang Bronzestern ihn mit gebleckten Zähnen an. Die Angst konnte sie nur verdankt ihrer Jungen unterdrücken, die sie zu schützen hatte. Sie stellte sich Natternjunges wieder und wieder vor, sodass sie mit aller Kraft Sonnenstern zu Boden warf. In seinen blauen Augen flimmerte kurz Furcht auf, dann wehrte er sich. Aus dem Augenwinkel konnte sie erkennen, wie Wolfsschatten sich Moostupfen in den Weg stellte. Aschenglut stellte sich zu seinem Clangefährten. „Sonnenstern! Hinter uns sind noch DornenClan Katzen!“ Brauntupfen! Dem SternenClan sei Dank, er wird genau wissen, was zu tun ist! Dennoch war der Kampf noch nicht ausgeglichen. Der MoosClan hatte fähige Kämpfer, doch sie waren kleiner und schwächer. Dafür waren sie schnell. Als sie Wolfsschatten jaulend hörte, wandte sie sich sofort von dem Anführer ab um ihrem Gefährten zu helfen. Waldbrise knurrte Kampflustig. „Ihr Feiglinge seid eine Beleidigung für die Clans!“ „Halt dein Maul oder ich bringe dich dazu!“, erwiderte Wolfsschatten. Erschrocken brauchte Bronzestern einen Herzschlag, um Wolfsschatten wieder zu erkennen. So hatte sie ihn noch nie erlebt! Er kämpft für Natternjunges, wusste sie. „Wir holen uns das, was uns zusteht!“, zischte Bronzestern etwas selbstsicherer. Höhnend wich Waldbrise dem ersten Angriffen aus, dann traf Wolfsschatten aber am Ohr. „Das kriegst du Fuchsherz wieder zurück!“ Flink sprang Waldbrise hin und her, was das Treffen von Angriffen erschwerte. Immer wieder krallte sich Waldbrise kurz in das Fell von Bronzestern oder Wolfsschatten und zog sich danach schnell zurück. So konnte er mehrere, kleinere Verletzungen zu fügen, die aber auf die Dauer hin schmerzhaft enden würden. „Pass auf!“ Als Waldbrise wieder zuschlagen wollte, stellte sich Bronzestern zwischen ihn und Wolfsschatten, damit sie und nicht ihr Gefährte getroffen wurde. Sofort agierte Wolfsschatten daraufhin, er nutzte die Gelegenheit und sprang auf Waldbrise. Der kleine Kater brach sofort zusammen, schreiend schlug er um sich. Er hatte verloren. Wolfsschatten lockerte den Griff, damit Waldbrise fliehen konnte. Keuchend blickte er dann zu Bronzestern. „Bist du schwer verletzt?“ Liebevoll schaute er kurz auf die Wunde an ihrer Flanke. Es schmerzte zwar bei jeder Bewegung aber sie würde verheilen. „Mir geht es gut, keine Sorge.“ Ihm schien es auch noch recht gut zu gehen. Er humpelte zwar, doch noch brannte die Flamme in ihn. Es dauerte nicht lange und schon standen zwei weitere Krieger vor ihnen. Über all schienen MoosClan Krieger zu sein und ihre eigenen Clangefährten waren kaum auszumachen. Zumindest schien keiner auf die Baue zu achten. Hoffentlich finden sie auch den Heilerbau!
Gemeinsam bekämpften Bronzestern und Wolfsschatten einige MoosClan Krieger, doch mit jedem Kampf kamen neue Wunden auf. Inzwischen brannte es am ganzen Körper vor Schmerzen. Wolfsschatten hatte es schlimmer erwischt. Seine Ohren waren eingerissen, die Flanke war gesprenkelt von Blut. „Du solltest dich zurückziehen.“, flüsterte Bronzestern besorgt. „Ich kann dich nicht allein lassen.“, erwiderte Wolfsschatten mit kräftiger Stimme aber seine Atmung war flach. Er zitterte am ganzen Körper, als könnte er kaum noch stehen. „Ich werde dich nicht verlieren. Bei Fichtenflug konnte ich schon nichts tun aber dich werde ich beschützen.“ Dankbar stupste Bronzestern ihren Gefährten kurz an. „Das gleiche gilt für dich.“, schnurrte sie schnell, ehe der nächste MoosClan Krieger vor ihn stand. „Sie greifen den Heilerbau an!“ Der schrille Schrei liess die Kämpfe kurz pausieren. Haben sie es geschafft? Können wir uns zurück ziehen? Angespannt wartete Bronzestern auf Gluttiger oder Schattenseele. Oder auf irgendeine andere Reaktion. Aus einem der Baue konnte sie das Fluchen von Gluttiger hören. Kurz darauf preschte Schattenseele hervor, in seinem Maul etwas Katzenminze. Gluttiger war direkt hinter ihm, auch er hatte etwas Katzenminze erbeutet können. Es dauert nicht lange, ehe die Kämpfe wieder begannen. Katzen stürzten sich auf Gluttiger und Schattenseele, sodass Bronzestern die Sicht auf sie verlor. Plötzlich stand Sonnenstern vor ihr. Voller Zorn und Verachtung bebte sein ganzer Körper, die Lippen kräuselten sich. „Selbst jetzt hatte ich eigentlich gedacht, du seist vernünftig. Aber du zerstörst den Heilerbau?“ Ein tiefes Knurren entglitt seiner Kehle. „Du und dein ganzer Clan besteht nur aus Fuchsherzen! Du hast gegen das Gesetzt des Kriegers verstossen! Mit Ehre kämpfst du nicht.“ „Wir kämpfen für das Leben unserer Clangefährten!“, erwiderte Bronzestern verbissen. „Dafür gehe ich zu Not auch gegen das Gesetzt der Krieger vor!“
Kapitel 94:
Im Mondlicht leuchteten Sonnensterns Augen bedrohlich auf. Seine Krallen zogen Furchen in den harten Boden. „Wenn ihr wie Streuner kämpfen wollt, sollt ihr diesen Kampf auch bekommen! MoosClan, zeigt keine Rücksicht!“ Er bleckte seine gelben Zähne und sprang auf Bronzestern. Geschwind wich sie aus, doch hinter ihr spürte sie die Krallen eine andere Katze. Erschrocken fuhr sie herum. Der zweite Anführer Blitzstreif hatte ihre Hinterläufe erwischt. War Wolfsschatten nicht mehr bei ihr? Wo war er? Panisch schlug sie um sich und stürmte in die Katzenmenge. Wolfsschatten! Ihr Herz raste, sie durfte Wolfsschatten nicht verlieren! Dort! Sie konnte sein zotteliges, graues Fell zwischen den Pelzen erkennen. Er schien überall zu bluten und hielt sich kaum noch auf den Pfoten. Und dennoch gaben die Krieger nicht nach. „Stopp!“, jaulte Bronzestern erschrocken auf. Sie werden ihn noch töten! Der Schrei von Wolfsschatten liess sie allen Schmerz vergessen. Sie riss eine Kätzin von ihrem Gefährten, bereit, jeden zu Zerreissen, der ihm zu nahekommen würde. „Ich bin bei dir.“, versprach sie ihm schnell. Seine Augen waren bereits matt. Keuchend nickte er. Tatsächlich wichen die Katzen um sie herum zurück. „Du solltest gehen.“, brummte Hagelwolke gedämpft. „Du hast den Kampf verloren.“ „Geh bitte zurück.“, stimmte Bronzestern zu. „Wir schaffen das, ich kämpfe für Natternjunges weiter.“ Unsicher schien Wolfsschatten zu zögern, er erhob sich dann aber. „Ihr kämpft für eure Jungen?“ Hagelwolke schien jegliche Kampflust verloren zu haben, stattdessen wurden ihre grünen Augen weich. Für einen Moment war Bronzestern verwundert. Wieso interessierte sie sich plötzlich dafür? Der Bund! „Natternjunges ist mein Sohn.“, gestand sie kleinlaut. „An der Grenze wartet Eschenblatt.“, murmelte sie noch in das Ohr ihres Gefährten. Hagelwolke machte einen Schritt zur Seite, damit Wolfsschatten davon humpeln konnte. Ein letztes Mal blickte er zurück zu Bronzestern, wissend, dass es keine andere Möglichkeit gab. Dankbar nickte Bronzestern zur Hagelwolke. Ihr Blick verdüsterte sich einen kurzen Moment, ehe sie zu ihrem Anführer schielte. „Das, was ihr tut, ist nicht richtig. Aber ich verstehe euren Antrieb. Es ist bereits zu viel Blut vergossen worden.“ Mit diesem Worten drehte sie sich um und stürmte davon. Keuchend blickte Bronzestern der Kätzin nach, fühlte aber dann tiefe Dankbarkeit. Vielleicht konnten sie diesen Kampf noch gewinnen?
Aschenglut stütze Bronzesterns Schulter. Auch er hatte einige Kratzer abgekommen, war aber noch ziemlich fit. „Du musst aufpassen, dass du kein Leben verlierst.“, wand der junge Kater ein. Ich habe nur ein einziges. Dieser Gedanke füllte ihren müden Kopf. Für einen Herzschlag schloss Bronzestern die Augen. Natürlich hatte sie Angst vor dem Tod aber sie würde alles für ihren Clan geben. „Jeder von euch riskiert euer Leben. Ich mache es euch nur gleich.“, murmelte sie leise. Aschenglut wirkte unzufrieden, sagte aber nichts mehr. „Wir müssen Gluttiger und Schattenseele finden.“ „Vielleicht sind sie mit der Katzenminze davongekommen.“ Es lag etwas Hoffnungsvolles in seinem Miauen, doch Bronzestern zweifelte. Überall um sie herum gab es kämpfende Katzen. Wenn einer der Beiden davongekommen waren, würde ihr Clan sich doch zurückziehen! Plötzlich konnte sie rotes Pelz aufleuchten sehen. Gluttiger? Angst erfüllte Bronzestern, als sie ihren ehemaligen Mentor zusammengebrochen am Boden entdeckte, die Flanke hob sich kaum noch. Schnell löste sie sich von Aschenglut und preschte zwischen den Katzen hervor. „Gluttiger! Wie geht es dir?“ Der Kater wirkte plötzlich klein und gebrechlich. „Bronzepfote?“, fragte er benommen. „Hast du… Die Jagdtechnik geübt?“ Beim heiligen SternenClan! Sonnenstern würdigte den Kater kaum eines Blickes. Er hat es getan! Das Gesetzt der Krieger verbietet es zu Töten! „Bronzepfote, ignoriere deinen Mentor nicht…“ Seine Stimme war schwach, kaum mehr als ein Lufthauch. „Ich ignoriere dich nicht.“, versprach Bronzestern. „Ich habe alle Jagdtechniken geübt." Sie kauerte sich näher zu ihm, da seine Stimme leiser wurde. „Du musst zurück zum Lager, hörst du? Dort wartet Jemand auf dich.“ „Sind wir… nicht im Lager? Wo ist Staubglanz? Ist sie noch jagen?“ Eine kalte Kralle zerriss Bronzesterns Herz. Ihr ganzer Körper fühlte sich leer und taub an. Gluttiger schien alles vergessen zu haben. Angesicht des Sternenclans erinnerte er sich scheinbar nicht mal an seine Töchter! „Gluttiger… Ja, wir sind im Lager. Staubglanz kümmert sich gerade um deine Jungen.“ „Jungen?“ Für einen kurzen, vergänglichen Moment freute sich Gluttiger. „Ich werde sie vermissen.“ Er gab ein gurgelndes Geräusch von sich, dann wurde Gluttiger schlaff. Tiefe Trauer durchzog Bronzestern. Gluttiger war mehr als ihr Mentor gewesen, er war ihr ein guter Freund gewesen. „Ihr hättet nicht wie Streuner unser Lager überfallen sollen!“, fauchte Sonnenstern verächtlich. „Dann hätte ich sein Leben verschont.“ Blinde Wut überkam Bronzestern. Sonnenstern war zu weit gegangen! „ Gluttiger starb, um seinen Clan zu retten!“, entgegnete Bronzestern fauchend. „Er starb als Krieger, nicht als Streuner!“ Mit ausgestreckten Krallen sprang sie den jungen Anführer an. Sonnenstern duckte sich schnell und stiess Bronzestern mit dem Kopf um. Diese rollte sich von Boden ab und griff erneut an. Dieses Mal streifte sie seine Schulter. Jaulend verbiss sich Sonnenstern in Bronzestern Pfote. Wie ein Blitz durchfuhr der Schmerz Bronzesterns Körper, versuchte dann aber den MoosClan Anführer umzustossen. Erschrocken liess er von ihrer Pfote ab, versuchte sich dann möglichst schnell wieder festzubeissen. Dieses Mal war Bronzestern schneller, sie konnte ausweichen. Doch beim Auftreten mit der verletzten Pfote zuckte Bronzestern zusammen. Ihr ganzer Körper brannte vor Schmerz und Erschöpfung, jeder Atemzug schien schwieriger als der zuvor zu sein. Mit einem siegreichen Funkeln in den Augen, trat Sonnenstern hervor. Es war ein leichtes für ihn, Bronzestern um zu stossen. Er drückte die Pfote gegen ihre Brust, mit gekräuselten Lippen näherte er sich ihr Gesicht. „Ich gebe den Dornenclan noch eine Chance, sich zurück zu ziehen!“, miaute er mit bedrohlicher Stimme. Die Stimme der Vernunft schrie, dass sie rennen sollte doch die Liebe zu Natternjunges blieb stur. Und wenn sie dabei sterben würde! Sie würde alles versuchen, um Natternjunges zu retten! „Niemals.“
Plötzlich wurde Sonnenstern umgestossen. Schattenseele stellte sich schützend vor seine Schwester. „Du wirst ihr nichts tun!“, jaulte er wütend auf. „Schattenseele!“, keuchte Bronzestern erstaunt. Schnell rappelte sie sich auf, um ihn zu helfen. „Wir kämpfen gemeinsam.“, versprach er ruhig. „Ich passe immer auf dich auf.“ „Ich auch auf dich.“, versicherte sie ihn. Sie würde jetzt nicht auch noch Schattenseele verlieren! Gluttigers Tot würde der einzige sein! An die Katzenminze dachte sie nicht mehr, sie musste erst diesen Kampf gewinnen. Sonnenstern stand inzwischen wieder auf allen Pfoten. „Ich werde auch mit zwei Fuchsherzen fertig.“, gab er selbstbewusst wieder. Er spannte die Muskeln an und stürmte dann schnell auf Schattenseele. Kampfbereit konzentrierte sich Bronzestern auf die Verteidigung von Schattenseele. Sie verstand sich stumm mit ihm, sie wusste genau, was zu tun war. Sie würde den Angriff abblocken, damit Schattenseele zur Seite weichen konnte und dann Sonnenstern zu Boden drücken. Doch als Bronzestern sich vor den orangenen Kater stellen wollte, schien er bereits damit gerechnet zu haben. Der Anführer krallte sich in Bronzestern Fell fest, sodass Schattenseele ihn abzuwerfen versuchte. Stattdessen zog Sonnenstern sich schnell genug zurück, um sich daraufhin auf Schattenseele zu stürzen. Der Geruch von Blut erfüllte die Luft, als Sonnenstern in Schattenseeles Kehle Biss. Geschockt konnte Bronzestern nur zuschauen, wie Schattenseele mit einem Stummen Schrei zu Boden ging. Seine Pfoten zuckten verzweifelt in der Luft, sein Blick wurde milchig. „Nein…“ Erschöpft sank die Anführerin zu Boden. „Schattenseele, nicht du auch noch…“ Alles fühlte sich plötzlich taub an. Für einen Moment gab es nur noch Schattenseele und sie. „Schattenseele, du kannst nicht sterben!“ „Es ist gut.“, miaute er gepresst hervor. „Ich sehe Maulwurfherz und Krähenjunges.“ Dann fing er an zu husten, eine letzte Zuckung durchfuhr seinen Körper, dann wurde er still. Bronzestern bemerkte vor Trauer gar nicht, wie Sonnenstern sich auch ihr näherte. „Du hast verloren.“ Langsam schüttelte Bronzestern ihren Kopf. „Nein, ich kann nicht verlieren.“ Ich habe so viel verloren, diesen Kampf kann ich nicht auch noch verlieren… Warum fühlte sich ihr Körper dann aber so schwer an? Sie versuchte nach Sonnenstern zu schnappen aber war sie zu langsam. Sie spürte es kaum noch, als Sonnenstern auch ihre Kehle erwischte. Das einziges, was sie fühlte, war ihr Blut, welches von ihrem Fell abperlte. Es schien alles still um sie herum zu werden. Würde sie Wolfsschatten nie wiedersehen? Würde sie ihre Jungen nie aufwachsen sehen? Unsanft kam sie auf den Boden auf. Der SternenClan funkelte am Himmel, als würden sie über Bronzestern urteilen. Oder willkommen heissen? War es Hagelstern, den sie sehen konnte? Und Schattenseele? Warum wurde sie so müde? „Dein Platz ist jetzt bei uns.“, konnte sie Hagelstern sagen hören. „Lass los.“ Aber meine Jungen…
„Es tut mir leid.“
Dann holte Bronzestern das letzte Mal Luft, sie schloss zum letzten Mal die Augen.
Epilog:
Im MoosClan Lager war es still geworden. Brauntupfen wollte nicht wahrhaben, was er sah. Bronzestern lag vor Sonnenstern. Sie war von Wunden überseht, rührte sich nicht mehr. „Der Kampf ist zu Ende.“, rief Sonnenstern erschöpft auf. „Der MoosClan hat gewonnen!“ Um Brauntupfen herum jaulten Katzen triumphierend auf. Brauntupfen konnte dies nicht gutheissen. Dieser Kampf war hart gewesen, doch Sonnenstern hatte gegen das Gesetzt des Kriegers verstossen. Ob es gerechtfertigt war oder nicht, konnte der Sternenclan nur sagen. „Was ist los?“, flüsterte Aschenglut neben ihn. „Warum steht Bronzestern nicht auf?“ Blitzlicht drückte die Schnauze in das Fell seiner Tochter, ehe er Sonnenstern anfunkelte. „Was hast du getan? Hast du ihr alle neun Leben genommen!?“ „Das habe ich nicht.“, gab der Anführer mit fester Stimme wieder. „Ich weiss nicht, wie sie so schnell ihre Leben verloren hat, aber ich war es nicht.“ Brauntupfen verstand die Verwirrungen. Bronzestern hatte kein Leben dazu bekommen, weil der Sternenclan der Meinung war, sie würde den Tot bringen. Und vielleicht hat sie es auch, wurde dem Getupften bitterlich bewusst, als er durch das Lager blickte. Und dennoch empfand er nichts als Trauer über ihren Verlust. Und wenn er seine Clangefährten ansah, wusste er, dass sie das selbe fühlten. „Du hast meine Tochter getötet!“, knurrte Blitzlicht. „Und meinen Sohn!“ „Ihr wart es, die uns angegriffen habt! In unserem Lager!“, gab Sonnenstern wieder. „Ihr habt unsere Jungen verschreckt und den Heilerbau angegriffen.“, stimmte Moostupfen zu. Plötzlich wurde Brauntupfen sich bewusst, dass er der neue Anführer war. Er musste jetzt für seinen Clan sprechen und auch Bronzesterns Entscheidung erläutern. „Es tut uns leid.“, hob er daher an. „Aber wir hatten keine andere Wahl mehr.“ Sofort funkelte Sonnenstern ihn an. „Keine Wahl? Was redest du da? Hat der Sternenclan euch aufgetragen, uns anzugreifen!?“ Verächtlich lachte er kurz auf, dann wurde er wieder ernst. Kurz hielt Brauntupfen inne, dann stellte er sich vor Sonnenstern. „Unser Clan ist krank, wir haben keine Katzenminze mehr. Es rechtfertigt vielleicht nicht unseren Angriff aber wir sind verzweifelt. Wir haben für das Leben unserer Clangefährten gekämpft. Selbst Jungen und Königinnen sind krank.“ „Warum habt ihr nicht einfach nach etwas Katzenminze gefragt?“, warf Waldbrise zweifelnd ein. „Das haben wir!“, fauchte Ginsterschweif. „Niemand wollte uns helfen!“ Silberschein, die alte Heilerin, kam aus dem Heilerbau hervor, in ihrem Maul Katzenminze. Entsetzt riss Sonnenstern die Augen auf. „Was machst du da?“ „Wir sollten das teilen, was wir haben.“, warf Blitzstreif, der zweite Anführer ein. Obwohl er sich dem Anführer widersetzte, schien er nicht verunsichert. „Wir hätten schon zuvor teilen sollen. Dann wäre dieser Kampf nie passiert.“ Wut flackerte in Sonnensterns Augen auf, doch er blieb stumm. Er liess Silberschein machen, da er scheinbar seinen zweiten Anführer nicht widersprechen konnte. Brauntupfen konnte erahnen, dass Blitzstreif sich nachher noch einiges anhören durfte. Dankbar neigte Brauntupfen den Kopf. „Wir stehen euch in der Schuld.“ Silberfeder nahm die Katzenminze an. „Allerdings.“, brummte Sonnenstern mit finsteren Blick. „Nehmt eure Tote mit und begrabt sie. Der Sternenclan wird entscheiden, was mit ihnen Geschehen wird. Hagelwolke, Rindenherz und Rauchherz, ihr begleitet den Dornenclan bis zur Grenze. Stellt sicher, dass sie von unserem Territorium verschwinden.“ „Verstanden.“, murmelte Hagelwolke.
Unruhig wartete Maulwurfjunges auf die Rückkehr von Bronzestern und Wolfsschatten. Felssturm hatte keinem den Jungen verraten wollen, wohin der Clan gegangen war. Nur Fliegenpelz und Glühsplitter waren dortgeblieben. „Husch, zurück in dein Nest.“, flüsterte die Königin zu Maulwurfjunges, die widerwillig den Kopf schüttelte. „Nein, ich muss wach bleiben.“ Ich will Bronzestern und Wolfsschatten als erstes empfangen! Doch sie wurde von Felssturm angehoben. „Lass mich los!“, quiekte Maulwurfjunges empört auf, wodurch sie ihre Wurfgefährten weckte. „Was machst du da mit Maulwurfjunges?“, jaulte Farnjunges panisch auf. „Du darfst sie uns nicht wegnehmen!“ „Kommt Maulwurfjunges dahin, wo Natternjunges ist?“ Seine Augen wurden rund vor Sorge. Er sagte schon die ganze Zeit, sie würden Natternjunges nicht wiedersehen, woran Maulwurfjunges nicht glauben wollte. Immerhin würde sie alle ihre Wurfgefährten beschützen! „Nein, sie kommt nicht dahin.“, miaute Fliegenpelz freundlich, als er die Kinderstube betrat. „Aber ihr macht ganz schönen Lärm.“ „Maulwurfjunges wird zu Natternjunges gebracht!“, erklärte Eidechsenjunges ängstlich. „Werde ich nicht!“, fauchte Maulwurfjunges genervt. Sie liebte Eidechsenjunges ja wirklich aber manchmal nervte sie nur! „Ich warte auf Bronzestern und Wolfsschatten. Wohin sind sie gegangen?“ „Dafür seid ihr noch zu jung.“, miaute Felssturm, nachdem sie Maulwurfjunges wieder ins Moosnest gelegt hatte. „Wir sind schon einen halben Mond alt.“, gab Farnjunges gähnend wieder. „Wir sind Teil des Clans.“ „Ich glaube, ich höre da was.“ Plötzlich wirkte Fliegenpelz besorgt. Er stupste kurz seine Gefährtin an, ehe aus den Bau rannte. „Vielleicht sind alle wieder da!“ Am liebsten hätte Maulwurfjunges sich hinausgeschlichen, um selbst nach zu sehen. Aber jetzt war Felssturm bereits wach. Neugierig versuchte sie, einen Blick aus dem Eingang zu erhaschen, wurde aber weg gestupst. „Sei nicht so neugierig.“, warnte Felssturm. „Du solltest noch nicht alles sehen.“ „Aber ich bin ein Krieger!“, warf sie ein. Eigentlich hatte sie noch weitere Argumente aber Wolfsschatten trat überraschend in den Bau. Sein zotteliges Fell war mit Blut verschmiert, überall fehlte Pelz und er zitterte am ganzen Körper. Zum ersten Mal in ihren Leben hatte Maulwurfjunges Angst. „Was ist passiert?“ „Wolfsschatten!“ Jammernd sprang Eidechsenjunges auf, um sich an ihren Vater zu drücken. „Was ist passiert? Geht es Bronzestern gut?“ Bei den Namen seiner Gefährtin, zuckte Wolfsschatten zusammen. „Hört zu, ich muss euch was sagen.“ Farnjunges kroch nun auch zu seinem Vater und Maulwurfjunges wusste, dass ihr Bruder eine schlimme Befürchtung hatte. „Bronzestern kommt nicht wieder.“, miaute der grosse Kater gebrochen. „Sie hat hart gekämpft. Für den DornenClan. Und vor allem für euch.“ Erschrocken zog Maulwurfjunges die Luft ein. „Mag sie uns nicht mehr?“ „Doch, sie liebt euch!“, versprach Wolfsschatten schnell. „Sie ist im Sternenclan und wird ab jetzt über euch wachen.“ Verwirrt blinzelte Maulwurfjunges. Ihre Mutter war fort, für immer. Aber warum? „Warum ist sie im SternenClan? Sie soll wiederkommen!“, wimmerte sie leise. „Ich mag Bronzestern.“ Sie spürte das weiche Fell von Farnjunges. „Können wir Bronzestern besuchen?“, fragte er kleinlaut. Hoffnung kam in Maulwurfjunges auf. „Wir sind auch ganz lieb!“, versprach sie. „Das könnt ihr nicht. Ihr werdet sie nicht mehr sehen können aber sie wird immer bei euch sein.“ Er stupste kurz jedes seiner Jungen an. „Versprochen.“
Immer wieder blieb Bronzestern stehen und blickte über ihre Schulter. „Komm.“, miaute Hagelstern freundlich. „Es bringt jetzt nichts, zurück zu blicken.“ „Aber alles, was mir wichtig ist, liegt dort!“, warf Bronzestern verzweifelt ein. „Ich will zurück! Ich muss zu meinen Jungen! Zu Wolfsschatten, Regenblüte, Blitzlicht und Fliegenpelz!“ Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie war bereit gewesen, alles zu riskieren, um Natternjunges zu retten. Und sie hatte auch alles dafür geben müssen, selbst ihr Leben. „Ich liebe sie doch alle…“ „Ich weiss.“ Hagelstern legte den Schweif um die rotbraune Kätzin. „Aber du kannst nicht mehr zurück. Wir alle müssen uns für unsere Taten verantwortlichen. Auch du.“ In seinen Augen lag seine alte Weisheit und lange Lebenserfahrung. Doch jetzt hätte Bronzestern ihn am liebsten dafür angesprungen, um ihrer Wut und Unsicherheit Luft machen zu können. „Ich habe alles verloren… Ich habe Gluttiger und Schattenseele in den Tot geführt und meine Jungen allein gelassen. Wieso habt ihr mir nicht mehr Leben gegeben!? Wir haben die Katzenminze bekommen, ich wollte doch nur meinen Clan retten! Wieso habt ihr so über mich geurteilt!? Erkläre es mir! Habe ich es nicht verdient gehabt, meine Familie aufwachsen zu sehen!?“ Hagelstern hielt ihren zornigen Blick stand. „Ich habe nichts mit dieser Entscheidung zu tun. Aber glaub mir, selbst der Sternenclan macht seine Fehler. Sie bereuen, was dir widerfahren ist. Sie haben diese Prophezeiung falsch verstanden.“ „Und ich bin die Leidtragende.“, erwiderte Bronzestern schroff. „Die Prophezeiung hat sich erfüllt.“, erinnerte Hagelstern bedacht. Bronzestern senkte ihren Kopf. Sie wusste, dass er recht hatte. „Nur bist du nicht Böse, so wie der SternenClan es gedacht hatte. Ich denke, du hättest deine Leben verdient gehabt. Du hättest verdient das wieder auszugleichen, was du getan hast. Aber das wird nichts mehr ändern können. Komm mit, wir sind fast im SternenClan.“ Bronzestern hatte verloren, daher folgte sie Hagelstern still.
Schattenseele fühlte sich wieder wie zu seinen Schülerzeiten. Lachend rannte er neben Maulwursherz und Krähenjunges her. Endlich war er wieder bei seinen Wurfgefährten! Maulwursherz hatte recht, Krähenjunges Augen waren Grau, wie die von Regenblüte. Auch, wenn Schattenseele seine Mutter nicht mehr sehen würde, fühlte er sich für diesen kurzen Moment wohl. Regenblüte liebte ihn! Seine ganze Familie liebte ihn! Auch, wenn er sie sie alle nicht mehr beieinander sehen konnte, so bereute er keiner seiner Taten. Irgendwann würde er sie alle wiedersehen! Darauf freute er sich. Hier war er erst mal bei seinen Wurfgefährten! Zum aller ersten Mal waren sie vereint! Keuchend liessen sich die Brüder fallen. „Hey, Krähenjunges!“, flüsterte Schattenseele. „Ja?“ Die grauen Augen des kleinen Katers leuchteten fröhlich auf. „Was ist?“ „Ich liebe dich! Ich bin so froh, dich endlich zu sehen! Ich liebe dich so sehr, und dich auch Maulwursherz!“ „Wir dich doch auch, du alter Fellball!“, kicherte Krähenjunges, während Maulwursherz nickte. „Und du musst aufhören, dir Gedanken zu machen. Ich war dir nie böse. Ja?“ Liebevoll stupste Maulwurfsherz seinen Bruder an. „Ich versuche es.“, versprach Schattenseele. „Diesen Moment kann mir aber niemand mehr nehmen! Euch bei mir zu haben… Ich freue mich so sehr darüber!“
Bronzesterns Herz wurde leichter, als sie die Szene vor sich sah, mit Hagelstern an ihrer Seite. Sie hatte viel verloren, und dennoch würde sie hier auch Freude haben.
Heiler: Adlerfell: Kätzin mit dunkelgrauen Fell und gelben Augen Mentorin von Eschenblatt: schwarzweisser Kater mit grünen Augen
Krieger:Blütenherz: weisse Kätzin mit braunen Augen (Mutter von Mückenpfote) Mauszahn: Kleiner, schwarzer Kater mit blauen Augen (Vater von Glutpfote) Flammenherz: tiefrote Kätzin mit blauen Augen (Mutter von Glutpfote) Flockensprung: silberne Kätzin mit leuchtenden, grünen Augen Brisenpelz: hellbrauner Kater mit bernsteinfarbenen Augen (Vater von Tulpenpfote) Blütensturm schwarzweisse Kätzin mit blauen Augen (Mutter von Tulpenpfote) Finkenfeder: hellgrauer Kater mit dunklen Augen, die fast schwarz sind Mentor von Tulpenpfote Borkenkralle: brauner Kater mit schwarzen Pfoten und schwarzen Ohren, braune Augen Gänseschwinge: Weisse Kätzin mit blauen Augen Habichtwolke: Kleine grauer Kätzin mit bernsteinfarbenen Augen Blitzlicht: stolzer, brauner Kater mit gelben Augen Mentor von Blutpfote
Schüler: Glutpfote: Roter Kater mit blauen Augen Tulpenpfote: Schildpatt Kätzin mit braunen Augen Mückenpfote: hellbraune Kater mit bernsteinfarbenen Augen
Königin: Regenblüte: Schwarze Kätzin mit silbernen Tupfen und silberne Schwanzspitze, graue Augen
Jungen: Krähenjunges: schwarzer Kater mit stechenden, blauen Augen Maulwurfsjunges: dunkelgrauer Kater mit gelben Augen und einen silbernen Fleck auf der Flanke
Älteste: Dunkelwolke: grauer Kater mit blauen Augen
Das erste was Schattenjunges von dieser Welt hörte war ein qualvoller Schrei seiner Mutter. Obwohl er zum ersten Mal ihr Fell spürte und ihren Geruch roch, fühlte er sich zu ihr verbunden wie zu keiner anderen Katze. Hungrig öffnete sein Mäulchen und kroch zu ihrem Bauch, auf der Suche nach Muttermilch. Schattenjunges verstand die Worte seiner Mutter noch nicht. Jedoch hörte er die Trauer aus ihren Rufen, als sie scheinbar nach einer anderen Katze rief. Er roch eine weitere Katze in der Nähe, dann wurde es plötzlich still. Verwirrt kroch er über den Boden und maunzte hilfesuchend. Er wusste nicht, was passierte war aber er wollte seine Mutter trösten.
Aufgeregt tapste Schattenjunges aus der Kinderstube hinaus, dicht an seiner Seite war Maulwurfjunges. Es war ihr erster Ausflug und sie durften, mit ihren Vater, das Lager erkunden! Mit stolzer Brust stupste Blitzlicht seine Jungen an. „Ihr beiden seht kräftig aus!“ Maulwurfjunges, ein dunkelgraue Kater, auf dessen Flanke ein silberner Fleck ruhte, reckte sich zur Sonne. „Ich bin auch schon richtig gross! Grösser als Schattenjunges!“ „Das ist nicht fair!“, protestierte der Schwarze augenblicklich. „Ich werde noch wachsen und dann bin ich grösser als Hagelstern!“ Der Anführer lebte bereits sein letztes Leben, dennoch wirkte er für die Jungen wie unsterblich. Ebenso wie sein Bruder Regenwolke, der bereits Ältester war, als Blitzlicht zum Schüler ernannt wurde. Schattenjunges und Maulwurfjunges kannten die alten Kater nur mit grauer Schnauze und trüben Augen, sie lebten bereits länger als jede andere Katze im Clan. Gerade deswegen wirkten sie für die Geschwister unsterblich: Seit ihrer Geburt waren sie alt und würden es auch immer sein. Ein roter Kater mit blauen Augen stürmte zu Blitzlicht. Wenn sich Schattenjunges recht erinnerte, war dies Glutpfote, der Schüler seines Vaters. Mit spöttischen Augen begutachtete er die Jungen. „Dürft ihr den schon raus? Sicher vermisst euch Regenblüte schon!“ Dann stiess er Schattenjunges an, der deutlich kleiner und dünner als sein Wurfgefährte war. „Und pass auf, dass der Wind dich nicht davon weht!“ Warnend schritt Blitzlicht dazwischen. „Sei ruhig, Glutpfote! Kein Wort über meine Jungen! Und auch nicht über Regenblüte, du weisst genau, wie es ihr geht!“ Plötzlich wirkte der freche Kater schuldbewusst, was Schattenjunges zum nachdenken brachte. Er verstand, dass seine Mutter traurig war, weil sie Krähenjunges verloren hatte. Oft hatte sie über ihn geredet, weshalb Schattenjunges ihn bereits in seinen Träumen sah und mit ihn spielte, gemeinsam mit Maulwurfjunges. Regenblüte erzählte immer, dass er das gleiche schwarze Fell besass wie Schattenjunges, dafür aber eine dunkelgraue Schnauze und die breiten Schulter von Maulwurfjunges. Ausserdem sei er der Grösste unter den Geschwistern gewesen sein und dennoch hatte er die Geburt nicht überlebt. Nur wie seine Augen aussahen wusste Schattenjunges nicht. Insgeheim wünschte er sich, dass Krähenjunges die gleichen schönen, grauen Augen wie Regenblüte besass. „Genau, wenn du über Regenblüte schlecht redest, dann bekommst du es mit mir zu tun!“ Prompt baute sich Maulwurfjunges vor Glutpfote auf und seine gelben Augen blitzen herausfordernd auf. Glutpfote schüttelte aber den Kopf. „Gegen ein Junges zu kämpfen wäre feige. Komm wieder, wenn du der beste Krieger im DornenClan bist!“ „Bin ich doch schon längst, nicht wahr?“ Dabei schaute er Blitzlicht an, der wie selbstverständlich nickte. „Sicher doch! Aber sag Regenblüte nicht, dass ich dir das gesagt habe. Sonst kriege ich noch gewaltig Ärger.“ Obwohl es Maulwurfjunges nicht ganz zu verstehen schien, nickte er, jedoch hatte Schattenjunges es bereits durchschaut. Er war inzwischen fast zwei Monde alt aber dennoch machte sich Regenblüte sehr viele Sorgen um sie. Deswegen durften sie bisher auch noch nicht aus der Kinderstube heraus, obwohl Adlerfell, die uralte Heilerin, Regenblüte oft versucht hatte sie zu überreden.
Auf leise Pfoten schlich Schattenjunges aus den Kriegerbau. Irgendwie hatte er sich das Abenteuer interessanter vorgestellt. Etwas beleidigt suchte er sich eine Maus vom Frischbeutehaufen aus und wollte diese in die Kinderstube bringen. Seine Mutter war bereits wieder wach, dennoch waren ihre Augen so schrecklich leer, dass sich Schattenjunges schlecht fühlte. Behutsam legte er die Maus vor Regenblüte. „Du musst etwas essen, du bist schon ganz dünn!“ Zur Unterstützung stellte sich Maulwurfjunges dazu. „Genau! Blitzlicht sagt das auch immer!“ Zur Enttäuschung der Geschwister schüttelte Regenblüte den Kopf. Sie sah so zerbrechlich aus, als würde jeder Pfotenschritt für sie zu viel sein. Die Knochen zeichneten sich bereits unter ihren Fell ab. „Nein, ihr solltet die Maus essen. Aber es ist sehr lieb von euch, dass ihr an mich denkt.“ Erschöpft gähnte sie bereits wieder und legte sich in ihr Nest. „Aber wieso sollen wir essen und du nicht?“, hinterfragte Schattenjunges kleinlaut. Er hatte sich bereits früh geschworen, seine Mutter glücklich zu machen, koste es, was es wolle. „Ihr solltet für Krähenjunges mit essen.“, erklärte Regenblüte betrübt. „Krähenjunges wünscht sich, dass niemand hier hungern muss. Da bin ich mir sicher.“ Vorsichtig legte sie ihren Kopf auf die Pfoten. „Aber ist Krähenjunges nicht traurig, wenn du nichts isst?“ Zur Ermutigung legte er die Maus näher an ihrer Nase. „Ich darf nichts für Krähenjunges essen.“ „Wieso?“ Auch Maulwurfjunges gab sich viel Mühe, Regenblüte zum essen zu Überzeugen. Die grauen Augen von Regenblüte wurden glasig vor Trauer. „Weil ich ihm kein Leben ermöglichen konnte. Ich bin daran schuld.“ „Sag das nie wieder!“ Plötzlich war Blitzlicht hinter seinen Jungen. Vor Wut hatte sich sein Fell aufgestellt. „Du hast niemanden umgebracht oder das Leben verweigert, Regenblüte! Wir haben drei wunderbare Jungen! Der SternenClan sorgt dafür, dass Krähenjunges bei ihnen ein gutes Leben führt und wir müssen dafür sorgen, dass Maulwurfjunges und Schattenjunges ein gutes Leben bei uns haben! Verstehst du das? Wir beide! Also iss etwas von der Maus!“ Noch nie hatte Schattenjunges seinen Vater so wütend erlebt. Aber diese Wut bestand vor allem aus Sorge. Endlich nickte Regenblüte und biss von der Maus ab. Dennoch war ihr Blick gebrochen. Maulwurfjunges und ich bringen ihre schönen Augen wieder zum leuchten!
Obwohl Schattenjunges wusste, dass er träumte, war dieser Traum anders. Vor ihm sass Krähenjunges, diese Nacht waren seine Augen grün. Hinter ihm war Regenblüte, die ihm das Fell leckte. Ihr Fell glänzte im Mondlicht und sie sah so gesund aus wie noch nie! Instinktiv wusste Schattenjunges, dass es an Krähenjunges lag. Er sprang auf und rannte auf sie zu, doch konnte er sich nicht nähern. „Was ist?“, fragte er panisch, als sich seine Mutter und sein Bruder stattdessen entfernten. „Nein, bleibt hier! Regenblüte! Krähenjunges! Bitte!“ Egal wie sehr er flehte und zum SternenClan betete, es half nichts. Irgendwann war er zu erschöpft, um weiter zu rennen. Schwer atmend setzte er sich hin und beobachtete betrübt, wie seine glückliche Mutter sich mehr und mehr entfernte. Dazu wurde es dunkler im Traum, fast so schwarz wie Schattenjunges Pelz selbst war. „Kommt wieder...“, hauchte er leise. „Beten allein hilft nicht.“ Maulwurfjunges schritt neben ihn, weswegen Schattenjunges erstaunt aufblickte. „Du weisst, was Regenblüte gesagt hat?“ Verwirrt schüttelte Schattenjunges seinen Kopf. Worauf wollte sein Wurfgefährte hinaus? „Wir müssen für Krähenjunges essen, leben und glücklich sein!“ „Aber was ist mit Regenblüte?“ „Wir werden sie dann auch glücklich machen! Wir werden die besten Krieger im DornenClan und werden dann dafür sorgen, dass der ganze Clan sich satt essen kann, Nachts beruhigt schlafen kann und glücklich leben wird!“
Behutsam öffnete Schattenjunges seine Augen. Neben ihn lag Regenblüte, die im Schlaf miaute. So sah sie viel friedlicher aus... Ob sie wohl von Krähenjunges träumte? Krähenjunges! Auch er hatte von Krähenjunges geträumt! Und von Maulwurfjunges! Als er zu ihn hinüber blickte, musste er belustigt schnurren. Maulwurfjunges lag auf den Rücken, hatte aber seine Hinterteil verdreht, sodass er mit seinen Hinterpfoten den Boden kratzte. Dazu zuckten seine Vorderpfoten nach etwas unsichtbarem. Da er sie nicht stören wollte, schlich er sich heimlich aus der Kinderstube. Wenn er wieder zurück kam, ohne das es Regenblüte merkte, dann würde es sicher auch kein Ärger geben! Seinen Lieblingsplatz im Lager hatte er sich schön längst ausgesucht. Vorsichtig kletterte auf den Flachfelsen. Möglichst leise, damit ihn keiner erwischte. Von hier aus konnte er gut den Sonnenaufgang bewundern. Er fand die warmen, hellen Farben beruhigend und sie brachten ihn zum nachdenken. Zumindest solange, bis Buchenfell ihn erwischte. „Schattenjunges! Oder sollte ich Schattenstern sagen?“ Erschrocken zuckte das Junge zusammen und sprang vom Felsen. „Tut mir leid! Bitte sag es nicht Hagelstern!“ Fürsorglich setzte sich der weisse Kater mit den braunen Pfoten neben Schattenjunges. „Keine Sorge, ich werde es niemanden sagen. Als Schüler habe ich das heimlich auch gemacht.“ Schattenjunges Augen wurden gross. Selbst Buchenfell, der wohl ehren vollste Krieger im ganzen Wald, hatte seine Geheimnisse! „Ich werde es auch keinen Sagen!“, versprach der Jüngere schnell. „Das ist gut.“, schnurrte Buchenfell. „Dann ist das ein Geheimnis unter echten Kriegern.“ Aufgeregt nickte Schattenjunges. „Ich werde der beste Krieger im Wald!“, fügte er dann stolz hinzu. „Für Krähenjunges, damit Regenblüte wieder glücklich ist!“ „Ein gutes Ziel.“, stimmte Buchenfell zu. „Du hast eine besondere Präsenz.“ Etwas überfordert legte Schattenjunges den Kopf schief. Was war denn eine `Präsenz´? Doch dann sprach Buchenfell schon weiter. „Aus dir wird ein Krieger, wie ihn noch keiner der vier Clans gesehen hat!“
Schattenjunges reckte sich der Sonne entgegen. Er hatte es sich angewöhnt, der Sonne beim Aufgehen zu zu sehen. Wenn das Licht die Dunkelheit glänzend mit einer atemberaubender Schönheit besiegte... Genauso würde er die Trauer von Regenblüte besiegen! Neben ihm regte sich nun auch Maulwurfjunges. „Ich fände den Sonnenaufgang schöner, wenn er nicht so früh wäre.“, gähnte er. Belustigt schnurrte Schattenjunges. „Du musst doch gar nicht jedes Mal mit kommen.“ „Natürlich! Wir machen alles gemeinsam, schon vergessen?“ Plötzlich wirkte sein Wurfgefährte hellwach und baute sich spielerisch vor Schattenjunges auf. Damals hatte Schattenjunges seinen Bruder von dem merkwürdigen Traum erzählt, den er hatte. Krähenjunges war da gewesen und hatte mit Regenblüte gespielt, doch Schattenjunges hatte sie nicht erreichen können. Im Traum hatte Maulwurfjunges gesagt, sie müssten für Krähenjunges leben und die besten Krieger werden, damit Regenblüte wirklich so glücklich werden konnte. „Nein, ich habe es nicht vergessen.“, antworte Schattenjunges schnurrend. „Das werde ich nie vergessen!“ Spielerisch baute sich Maulwurfjunges vor ihn auf. „Das hoffe ich doch!“ Ein lachen war zu vernehmen. Verwirrt drehten sich die Wurfgefährten um, sodass sie direkt in Buchenfells bernsteinfarbene Augen schauten. „Wie ich sehe, steht ihr hier wohl jeden Morgen Wache.“ „Alles zum Wohl von Regenblüte!“, erklärte Maulwurfjunges mit stolz herausgestreckten Brust. „So so.“, miaute Buchenfell gutmütig und setzte sich zu den Jungen. „Ihr macht gute Arbeit. Regenblüte erholt sich jeden Tag mehr und wenn ihr weiter so macht, ist sie bald gesund.“ Erfreut klopfte Schattenjunges Herz schneller. Sie hatten es schon fast geschafft! „Das ist super!“, quiekte er erfreut. Plötzlich spürte er das verlangen, sofort nach Regenblüte zu sehen und sprintete daher ohne weitere Worten zur Kinderstube.
Regenblüte lag in ihr Nest, neben ihr war Blitzlicht. Vor einen Mond hatte sich Blitzlicht dazu entschieden, bei seiner Gefährtin zu schlafen und seither hatte Regenblüte auch bessere Träume. Hinter sich hörte Schattenjunges Maulwurfjunges erschöpft keuchen. „Musst du so schnell sein?“, beschwerte sich der dunkelgraue Kater. Mit einer Geste bedeutete Schattenjunges, dass er still sein sollte. „Regenblüte schläft noch.“, flüsterte er und kroch vorsichtig zurück zu Regenblüte. Er spürte den verdatterten Blick von Maulwurfjunges auf seinen Fell brennen, doch schliesslich folgte auch er. „Was hast du denn vor?“ „Vielleicht freut sich Regenblüte wenn wir bei ihr sind.“, flüsterte Schattenjunges und versuchte sich zwischen Regenblüte und Blitzlicht hin zu legen. Er fühlte das warme Fell der Beiden, was ihn unbeschreiblich glücklich machte. Gemeinsam mit Maulwurfjunges waren dies die wichtigsten Katzen in seinen Leben.
Er hatte gar nicht bemerkt, dass er wieder eingeschlafen war. Nur wie eine kühle Schnauze ihn immer und immer wieder an stupste, bis er in die lieblichen Augen von Regenblüte blinzelte. Noch etwas benommen blickte er sich um, sein Bruder sass stolz vor Blitzlicht. „Gut Morgen.“, begrüsste Regenblüte ihn. „Hast du gut geschlafen!“ „Natürlich!“, antworte Schattenjunges noch im selben Herzschlag. „Immerhin habe ich bei dir und Blitzlicht geschlafen!“ Überrascht wechselten die besagten Katzen einen Blick, schienen sich aber sehr zu freuen. „Hey, Schattenjunges!“, rief ihn Maulwurfjunges zu. „Weisst du was? Wir werden heute zu Schülern ernannt!“ „Echt?“, fragte er erstaunt und glücklich zu gleich. Fragend suchte er Regenblütes Bestätigung, die freundlich nickte. „Er hat recht. Ich habe vorhin mit Hagelstern geredet und er möchte euch gleich zu Schülern ernennen. Deswegen würde ich euch noch gerne waschen.“ Mit gespielter Beleidigung jaulte Schattenjunges auf. „Blitzlicht, hilf mir!“, lachte er dabei auf. „Natürlich, mein grosser Krieger.“, erwiderte dieser und half Regenblüte beim Putzen, weswegen Schattenjunges noch lauter lachte. Auch Maulwurfjunges stieg mit ein.
„DornenClan!“, rief Hagelstern laut und kräftig. Trotz seines hohen Alters, wirkte er so mächtig wie noch nie. „Wir haben uns heute Versammelt, um zwei Jungen ihren Schülernamen zu geben! Von diesem Tag an, bis diese Schüler sich ihren Kriegernamen verdient hat, wird er Schattenpfote heissen. Ich bitte den SternenClan über diesen Schüler zu wachen, bis er in seinem Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Mausbart du bist ein ehrenvoller Krieger. Du wirst der Mentor von Schattenpfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an ihm weiter geben wirst.“ Ein kleiner, schwarzer Kater blickte erstaunt auf, schritt jedoch zu Schattenpfote. Mausbart ist ein guter Krieger, dachte sich Schattenpfote zufrieden. Erfreut begrüsste er seinen Mentor. „Von diesem Tag an, bis diese Schüler sich ihren Kriegernamen verdient hat, wird er Maulwurfpfote heissen. Ich bitte den SternenClan über diesen Schüler zu wachen, bis er in seinem Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Blütensturm du bist ein mutige Kriegerin. Du wirst der Mentorin von Maulwurfpfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an ihm weiter geben wirst.“ Schattenpfote konnte erkennen, dass sich Maulwurfpfote sich nicht so sehr über seine Mentorin freute. Immerhin hatte er auf Finkenfeder gehofft. Dennoch begrüsste auch er seine Mentorin ohne Proteste. „Schattenpfote! Maulwurfpfote!“, rief der ganze Clan, was die neuen Schüler mit Stolz erfüllte.
An ihren ersten Tag hatten die Mentoren ihnen das Territorium gezeigt, was Maulwurfpfote etwas gelangweilt hatte, doch Schattenpfotes Augen strahlten noch von den ganzen Eindrücken. „Hat es dir gefallen?“, schnurrte Mausbart zufrieden, weswegen Schattenpfote eifrig nickte. „Ich habe immer gedacht, dass auch die anderen Clans im Wald leben müssen, aber nur der KlippenClan lebt wie wir im Wald! Wie überleben die andern Clans bloss ohne den Schutz der Bäume?“ „Sie brauchen ihn vielleicht gar nicht.“, erklärte Mauszahn freundlich. „Sie fühlen sich unter freien Himmel wohler.“ Verwundert hielt Schattenpfote an. So etwas konnte er sich gar nicht vor stellen! „Sie sind doch ungeschützt! Und man kann sie bereits von weiten sehen!“ „Anderseits sehen sie aber auch mögliche Angreifer eher.“, erklärte ihn Mauszahn bedacht. „Ich denke auch, dass sie diesen freien Himmel geniessen. Sie sehen unsere verstorbenen Vorfahren in der Nacht deutlicher als wir.“ Bedacht blickte Schattenpfote in den Himmel. Ein, zwei SternenClan Krieger waren dort bereit zu erkennen. Irgendwie machte es Sinn, was sein Mentor gesagt hatte. Hier im Wald war ein grosser Teil des Himmels nicht erkennbar, auch, wenn ihr Lager sich auf einer Lichtung befand. Es war nur ein kleiner Teil vom Silberfliess, den Schattenpfote sehen konnte.
„Gut gemacht, Schattenpfote!“ Stolz hob Schattenpfote die Maus auf. Es war einer der wenigen Beutetiere, die er nach dem starken Schneefall jagen konnte. Dazu wirkte Mauszahn äusserst zufrieden! Sie waren in der Nähe der MoosClan Grenze, da sie zuvor gezeigt bekommen haben, wie eine Grenzpatroulie schnell zu der gewünschten Grenze kam. Auch Maulwurfpfote hatte etwas erbeuten können und präsentierte den Hasen stolz Blütensturm. Die schwarzweisse nickte anerkennend. „Ich glaube wir sollten langsam wieder zurück. Es ist schon längst nach Sonnenhoch.“ Gerade, als die Katzen gehen wollten, wurden sie von einer fremden Stimme angesprochen. „Hallo, Mauszahn!“ Verwirrt spitzte Schattenpfote die Ohren und drehte sich zur Stimmenquelle. Eine Patrouille vom MoosClan stand an der Grenze. Scharf zog der Schwarze die Luft ein. Sie waren so dünn seit der letzten Versammlung geworden! Bei einem jüngeren Schüler konnte er jede einzelne Rippe zählen und er wirkte so erschöpft, als hätte er gerade einen Rennen bis zum SternenClan und zurück gemacht. War er nicht sogar etwas zu jung? Freundlich begrüsste Mauszahn den Anführer der Patrouille, scheinbar waren sie mit einander befreundet. Misstrauisch stellte sich Schattenpfote vor den anderen Schüler, der mutig seinem Blick standhielt. Er musste an die Maus denken, die er gefangen hatte und auch wenn es nicht viel war, so wirkte sie im MoosClan besser aufgehoben. Nicht, dass der DornenClan viel Beute hätte aber es war dennoch reichte es zum überleben. „Komm um Mondhoch hier an die Grenze.“, flüsterte Schattenpfote dem jungen Kater zu, dessen Augen gross wurden. „Und sag niemanden Bescheid, dann gebe ich dir etwas von unsere Beute.“ Heftig nickte er.
Sobald es Dunkel geworden war, wurde Schattenpfote nervös. Warum hatte er es dem MoosClan versprochen!? Lag es an den Anblick von den jungen Schüler? Suchend blickte er sich nach seiner Mutter um, die wieder in den Kriegerbau gezogen war. Als er sie endlich fand, wusste er nicht, wie er es ausdrücken sollte. „Regenblüte, ich habe eine Frage.“ Die angesprochene Kätzin blickte Schattenpfote liebevoll an. „Was ist denn, mein Grosser?“ „Du, es ist doch wichtig, dass wir teilen, oder? Damit jeder die Chance hat, satt zu werden oder wenigsten bei Kräften zu bleiben.“ Verwundert blinzelte Regenblüte, schnurrte aber dann liebevoll. „Ja, da hast du recht. Und weisst du was? Ich habe das dankt euch gelernt. Inzwischen kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, meine Beute zu verweigern, nur weil Krähenjunges es nicht geschafft hat. Da habt ihr auch immer mit mir geteilt und so bin ich satt geworden und habe erfahren, wie schön sich Liebe anfühlt. Sowohl die Liebe von einen Gefährten, als auch von seinen Jungen.“ „Wirklich?“, quiekte Schattenpfote erfreut, beinahe hatte er den MoosClan vergessen. „Ich werde immer auf passen, dass es dir gut geht!“, gelobte er unter den wachsamen Augen des SternenClans. „Ich verspreche, dass ich alles tun werde, damit du immer glücklich bist! Gemeinsam mit Maulwurfpfote!“
Nervös wartete Schattenpfote, bis alle im Schülerbau schliefen. Vor allem den übellaunigen Glutpfote wollte er nicht wecken. Immer wieder hatte der Rote ihn bereits wegen der geringen Grösse aufgezogen. Daher versuchte er mit möglichst grossen Pfotenschritten um den schlafenden Körper herum zu gehen. Dabei stiess er jedoch versehentlich seinen Bruder an. Eine Schrecksekunde hielt Schattenpfote daraufhin die Luft, doch Maulwurfpfote gab nur einen schnarchenden Laut von sich. Erleichtert tapste er möglichst schnell aus dem Bau. Die Wolken verdeckten die Sicht auf den Himmel und nochmals überkamen Schattenpfote Zweifel. Die Luft war klirrend kalt und der Wald von Schnee bedeckt. In solchen Zeiten war jede Beute wichtig! Aber ich habe es ihnen versprochen... Und Regenblüte sagte doch, dass es in Ordnung sei! Auch wenn sie nicht die ganze Geschichte dahinter kannte... Aber dann fiel ihm Bild des mageren MoosClans Schüler wieder ein. Sein sandfarbenes Fell hatte so stumpf und strubbelig gewirkt, als sei er krank und schwach. Dazu die kleinen Rippen, die deutlich erkennbar gewesen waren. Vor allem aber dachte der Schwarze an die leuchtenden Augen von ihn. Es war Hoffnung gewesen, was er erkannt hatte. Hoffnung und Freude. Diese konnte er nicht einfach enttäuschen! Entschlossen schlich Schattenpfote zum Schmutzplatz hinter der Kinderstube, da am Lagereingang Wache gehalten wurde.
Im Wald war der Wind deutlich zu spüren. Die Kälte kroch in Schattenpfotes dunkles Fell und für einen Herzschlag wünschte er sich zurück in den Schülerbau. Ich darf jetzt nicht umdrehen, mahnte er sich. Bis Mondhoch war noch Zeit, die er mit Jagen verbringen wollte. Er konnte schlecht etwas vom Frischbeutehaufen nehmen. Mit etwas Glück würde er genug erbeuten, um noch etwas mit zum DornenClan zu bringen! Er hob die Nase in den Wind, doch anstatt eine Fährte zu wittern, zuckte er zusammen, da hinter ihn ein Ast knackte. Erschrocken sprang er auf, seine blauen Augen suchten nach der Geräuschquelle. Plötzlich fühlte er sich hilflos alleine im Wald. „Wer ist da?“, bluffte er mit klopfenden Herzen, die Ohren aufgerichtet. Zur Antwort raschelte es im Gebüsch, was Schattenpfotes Herz vor Angst schmerzhaft zusammen ziehen lies, doch erkannte er die Gestalt augenblicklich, die aus dem Gestrüpp stolperte. „Ganz ruhig.“, lachte ihm sein Wurfgefährte entgegen. Entsetzt betrachtete Schattenpfote Maulwurfpfote. „Du hast mich erschreckt!“, beschwerte er sich noch im selben Herzschlag. „Ich habe gedacht, du wärst ein Fuchs!“ „Ach, die stinken so sehr, die riechst du durch das ganze Territorium!“ „Und woher weisst du, dass Füchse stinken?“, hinterfragte Schattenpfote skeptisch, doch er beruhigte sich wieder. Seinem Bruder konnte er nicht lange Böse sein. „Ich weiss es einfach.“, behauptete Maulwurfpfote mit gefälligen Ton, stupste aber dann Schattenpfote freundlich an. „Ausserdem bin ich hier, um dir zu helfen.“ Erstaunt zuckte Schattenpfote mit dem Ohr. Weiss er etwa, dass ich für den MoosClan jage? Nein, ich habe es doch niemanden erzählt! „Ich habe gehört, was du dem Schüler gesagt hast. Ich habe die besten Ohren im Clan, vergiss das nicht.“ „Wirklich?“ Eigentlich hatte Schattenpfote gedacht, leise genug gesprochen zu haben! Maulwurfpfote erstaunte ihn jeden Sonnenaufgang aufs neue! „Nein, eigentlich nicht.“, schmunzelte der Dunkelgraue daraufhin. „Aber ich kenne dich besser als jeder andere im Clan. Und als du mich im Schülerbau rumgelaufen bist, habe ich mir schon so was gedacht. Du jagst für den MoosClan, oder?“ Noch erstaunter über die ehrliche Antwort, nickte Schattenpfote. „Warte!“, rief er dann, als er die Worte auch verstand. „Das heisst, du hilfst mir dabei?“ „Natürlich, du Flohhirn. Du bist mein Wurfgefährte, schon vergessen? Was du auch immer anstellen wirst, ich will dafür genauso bestraft werden. Wir machen alles zusammen, egal wie viele Moosbälle du im Hirn sitzen hast.“ Überglücklich darüber schnurrte Schattenpfote und drückte sich an Maulwurfpfote. „Das werde ich dir nie vergessen! Und wenn du Mal etwas so mäusehirniges machst, dann sag mir Bescheid und ich helfe dir dabei!“ „Das hoffe ich doch!“, lachte daraufhin Maulwurfpfote wieder. „Wobei ich bezweifle, dass ich deine Idee schlagen kann. Aber komm, sonst schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig.“ Damit sprang der Schüler los, drehte sich aber dann doch zu Schattenpfote um. „Bis wann haben wir eigentlich Zeit zum jagen.“ „Bis Mondhoch.“, schmunzelte Schattenpfote und folgte dann seinen Bruder.
Zur zweit konnten sie tatsächlich einiges erbeuten. Durch den ganzen Schnee war es zwar nicht leicht gewesen, dennoch sprangen drei Mäuse, ein kleiner Vogel, sowie ein Kaninchen dabei raus. „Damit sollten sie erst mal satt sein.“, keuchte Maulwurfpfote erschöpft. „Hoffentlich haben wir genug Beute für den DornenClan über gelassen.“ „Bestimmt.“, antwortete Schattenpfote schuldbewusst. Mit dieser Beute könnten sie die halben Clan für einen Tag ernähren. Vor allem Regenblüte wollte er etwas überlassen, doch sein Gewiss erinnerte ihn an den Versprechen. Mit dieser Ausbeute war sicherlich der MoosClan besser genährt und konnte selbst jagen. Der MoosClan war stolz, sie würden sich nicht durchgängig von einen anderen Clan füttern lassen wie die fetten Hauskätzchen aus den Geschichten der Ältesten. Sie schafften es irgendwie, die gesamte Beute zur Grenze zu tragen. Obwohl es noch nicht Mondhoch war, wartete bereits der sandfarbene Schüler und ein Krieger an der Grenze. Mit einem ungutem Gefühl wechselten die Wurfgefährten einen Blick. Eigentlich hatte Schattenpfote gehofft, der Schüler würde alleine kommen. Dennoch konnten sie nicht einfach wieder umkehren, denn der junge Kater hatte ihn schon entdeckt, da er freudig aufsprang. Mit all seinem Mut lief Schattenpfote zur Grenze und lies die Beute fallen. Dicht neben ihn drängte sich Maulwurfpfote. Trotz seiner grossen Rede von vorhin roch er nach Angst. Der Krieger war erstaunlich breit gebaut für den MoosClan, in seinen grünen Augen lag etwas Misstrauisches. „Siehst du? Ich habe gesagt, sie bringen uns Beute!“, jubelte der Schüler. „Und du hast mir nicht geglaubt, Beerenstreif!“ „Ist gut.“, brummte Beerenstreif. „Wer seid ihr?“ Seine Stimme klang so tief und bedrohlich, das aller gewonnener Mut direkt wieder verschwand. „Schattenpfote ...“, piepste er leise. „Und ich bin Maulwurfpfote.“, miaute sein Bruder nur kläglich. „Dafür dass ihr gerade euren Clan hintergeht habt ihr erstaunlich wenig Mut.“, miaute Beerenstreif gehässig, was Schattenpfote noch mehr einschüchterte. Was hatte er sich gedacht!? Und wenn nun Beerenstreif sie angriff? Er wollte doch nur helfen! „Gefällt mir.“, redete Beerenstreif weiter, weswegen sich Schattenpfote etwas entspannte, dennoch verwirrt blieb. „Obwohl ihr so Angst habt, tut ihr es.“ „D-danke?“, stotterte auch Maulwurfpfote sichtlich perplex. „Das ist mein Bruder Beerenstreif. Aber eigentlich ist er ganz nett!“, redete der Schüler unbeirrt drauf los. „Oh, ich bin übrigens Sandpfote! Danke für die Beute!“ Wieder wurden seine Augen groß, als er hungrig auf die Beute blickte. „Schaut nicht so verängstigt. Ich werde euch schon nichts tun.“, erklärte nun der Krieger etwas freundlicher. „Ich habe nur von Sandpfote von diesen merkwürdigen Versprechen gehört und wollte nur sicher gehen, dass ihr ihm nichts tut.“ „Würden wir niemals!“, protestierte Maulwurfpfote sofort und auch wenn es Schattenpfote nicht zugeben wollte, diese Aussage hatte auch ihn verletzt. Wieso glaubte Beerenstreif nicht an das Gute in den anderen Clans? Vor allem hatte Schattenpfote noch nie jemanden im Kampf verletzt! „Ich wollte euch damit nicht angreifen.“, versicherte der Krieger mit einen liebevollen Blick zu Sandpfote. „Auch wenn Sandpfote nicht mein Wurfgefährte ist, so bedeutet er mir viel. Ich habe euch nicht misstraut, weil ihr in einen anderen Clan lebt. Ich habe euch aus Sorge zu Sandpfote Misstraut. Vielleicht bekommt ihr auch noch Geschwister, dann versteht ihr es sicher. Aber es wäre besser, wenn ihr zurück zum Clan geht. Habt dank für diese grosszügige Spende.“ Ehrenvoll senkt der Krieger den Kopf und Sandpfote tat es ihm gleich.
Schweigend liefen die Wurfgefährten zurück zum Lager. Die Reaktion von Beerenstreif war erstaunlich gewesen und Schattenpfote musste noch darüber nachdenken. Mit jedem Herzschlag verstand er Beerenstreifs Misstrauen mehr. Er selbst wollte Regenblüte, Blitzlicht, noch Maulwurfpfote in einer potenzielle Gefahr sehen. Und ein solches Angebot von einen rivalisierten Clan zu bekommen war zu recht anzuzweifeln. „Glaubst du, Regenblüte wird noch einen Wurf haben?“, fragte irgendwann Maulwurfpfote mit leuchtenden Augen. „Ich weiss nicht.“, erwiderte Schattenpfote. Regenblüte ging es wieder gut und vielleicht wollte sie wirklich noch mal Jungen haben! „Aber wenn sie noch mal Jungen hat,“, hob Maulwurfjunges an, „dann werde ich sie genauso beschützen wie Beerenstreif Sandpfote beschützt!“ „Ich auch!“, schwor Schattenpfote. „Ich werde sie dann mit meinen Leben verteidigen!“ „Also verteidigen wir gemeinsam die Jungen!“, jubelte Maulwurfpfote leise, da sie am Lager vom DornenClan standen und niemanden wecken wollte.
Viele Monde verstrichen. Hagelstern konnte die Krankheit überleben, die im Lager gewütet hatte, jedoch überlebte Buchenfell diese nicht und Habichtwolke wurde zur neuen zweiten Anführerin ernannt. Glutpfote erhielt seinen Kriegernamen Gluttiger, zu ehren seiner spitzen Zunge, wie Schattenseele selbst vermutete. Er selbst hatte seinen Namen wegen seiner reinen Seele bekommen, Maulwurfherz für sein Herz, in dem Platz für jede Katze im Clan war. Eigentlich hätte es nicht besser laufen können für Schattenseele. Er war nun ein Krieger, hatte den besten Wurfgefährten und den besten Freund. Auch Regenblüte und Blitzlicht waren stolzer den je, was Schattenseeles Herz erwärmt. Nie wieder würde er seine Mutter so traurig sehen wollen wie damals vor vielen Monden.
Krähenjunges, siehst du uns? Ich hoffe es. Maulwurfherz und ich haben uns viel Mühe gegeben, um Regenblüte glücklich zu machen. In meinen Träumen habe ich dich immer gut gekannt, wir haben so oft zusammen gespielt. Irgendwann, wenn wir uns sehen, spielen wir zusammen, ja? Doch du musst dich bitte ein bisschen gedulden, bevor ich dich endlich kennenlernen kann. Ich muss auf Regenblüte aufpassen, damit sie immer so glücklich aussehen wird wie jetzt. Und natürlich passe ich auch auf Blitzlicht und Maulwurfherz auf. Auf dich werde ich auch aufpassen. Ich werde dafür sorgen, dass der Clan immer an dich denken wird. Und an irgendeinem Sonnenaufgang werde ich zu dir Reisen und immer auf dich aufpassen. Wenn du willst, bilde ich dich aus! Dann sind wir alle drei Krieger! Du, Maulwurfherz und ich. Wie klingt das? Es ist ein versprechen.Vergiss es also nicht, ja? Denn ich werde es immer waren.
„Sitzt du schon wieder auf den Flachfelsen?“ Kurz zuckte Schattenseele zusammen. Er hatte den Sonnenaufgang betrachtet und gar nicht bemerkt, dass sich Hagelstern ihn genähert hat. „Tut mir leid.“, miaute er und sprang hinunter. „Ich finde nur, man kann wirklich gut da oben nachdenken.“ Der Anführer blickte kurz nachdenklich den schwarzen Krieger an, behielt seine Worte aber für sich. „Maulwurfherz schläft noch.“, erklärte Schattenseele. Er verheimlichte aber dass Maulwurfherz in der Nacht noch für den BeerenClan gejagt hatte. Gluttiger war der einzige, der von diesen Geheimnis noch wusste. Er tat sich etwas schwer damit, half aber dennoch ab und zu. Er sei Loyal zu seinen Freunden, hatte er gesagt. Vor einigen Monden hätte Schattenseele diese Vorstellung gruselig gefunden doch Gluttiger bedeutete ihm inzwischen viel. „Möchtest du vielleicht am Wolkensee noch mit Maulwurfherz und Gluttiger jagen?“ Etwas verwundert spitzte Schattenseele die Ohren. „Kann ich machen.“, bestätigte er dann doch. Es war kurz vor der Blattleere und es gab noch einen Kaninchenbau in der Nähe. Vielleicht konnte er dort für den MoosClan noch etwas fangen? Anfangs hatten sich solche Gedanken noch wie ein Verrat angefühlt, doch nun war er sicher, dass es richtig war. Wenn sich die vier Clans aktiv unterstützten, dann konnten sie alle in Frieden leben, dem war sich Schattenseele sicher. Dadurch hatte er auch noch Freunde in den anderen Clans gefunden. Es war, als hätten sich die Clans wenigstens ein kleines bisschen vereint. Sie halfen sich untereinander wann immer Hilfe benötigt war. „Hör zu, ich habe gestern Maulwurfherz gesehen.“ Die Stimme von Hagelstern wurde plötzlich ernst. Ahnt er etwas? Schattenseele hatte eine böse Vorahnung. Er konnte es spüren, irgendwie hatte sich Hagelstern von einem Herzschlag zum anderen verändert. Unwillkürlich musste er schlucken, sein Herz drückte schmerzend mit schnellen Schlägen gegen seine Brust. „Ich habe gesehen, wie er zwei Mäuse an der Grenze zum MoosClan abgelegt hatte und wie später zwei Krieger diese geholt haben. Ich habe bereits geahnt, dass ihr drei etwas verbergt.“ Obwohl Hagelstern nicht wütend klang, stellte sich Schattenseeles Fell auf. Er wird es mir untersagen wollen! Aber das geht nicht, die Clans zählen auf uns! Mit aller Kraft versuchte Schattenseele ruhig zu bleiben. Lass dir nichts anmerken, dachte er etwas panisch. Der durchdringende Blick von Hagelstern würde Schattenseele noch in seinen Träumen verfolgen! „Ich weiss, dass ihr drei gute Krieger seid. Euer Herz ist zu gross, ihr solltet euch eurer Loyalität bewusst sein.“ Wie konnten die Worte so ruhig gesprochen aber dennoch so falsch klingen? Schattenseele schüttelte sich, er hatte bisher immer zu Hagelstern aufgesehen! Wieso verstand er nicht, dass man den Clans helfen sollte? „Ich möchte, dass ihr für den Clan jagt. Den DornenClan.“ Hagelstern wartete nicht auf eine Antwort, er erhob sich und lief zu Habichtwolke, der zweiten Anführerin.
Schattenseele traute sich nicht, Maulwurfherz und Gluttiger vom Gespräch zu beichten. Hagelstern ist ein Mäusehirn! Ich bin Loyal, auch wenn ich anderen Clans helfe, redete sich Schattenseele bewusst ein. Er wollte nicht an sich zweifeln. Er hatte sich vor vielen Monden für diesen Weg bewusst entschieden! Und nun war seit einigen Monden Krieger und nie hatte sein Clan seine Loyalität angezweifelt! Finkenfeder selbst hatte ihn letztens noch bei der Jagd gelobt und er galt angesehener Krieger! Und Regenblüte liebt mich, so wie ich bin. Sie ist so glücklich, nur weil Maulwurfherz und ich so geworden sind, oder? „Ihr seid ganz schön still heute.“, bemerkte Gluttiger nebensächlich, weswegen die Wurfgefährten verwirrt den Kopf hoben und sich anblickten. Sah er da Zweifel in Maulwurfherz´gelben Augen? Ob Hagelstern auch mit ihn gesprochen hat? Als hätte er mit seinen Gedanken einen Nerv getroffen, wandte sich Maulwurfherz schuldbewusst ab.
Trotz alledem half Maulwurfherz ohne murren bei der Jagd. „Ich denke, wir können zwei Kaninchen den MoosClan überlassen.“, erklärte Gluttiger zufrieden. Zwar war es schon nach Sonnenhoch, doch dafür hatten sie vier Kaninchen aus dem Bau fangen können und einen kleinen Vogel. „Klingt gut.“, stimmte Schattenseele zu. „Ich bringe die Kaninchen nachher zur Grenze, ich vergrabe sie eben noch.“ Beerenstreif wird sich sicherlich freuen, dachte Schattenseele zufrieden. Und auch Sanddorn, der nun auch seinen Kriegernamen hatte, half gerne mit, wenn der DornenClan Probleme haben sollte. „Nein.“, miaute Maulwurfherz plötzlich. Verwundert tauschten Gluttiger und Schattenseele einen Blick. „Möchtest du die Kaninchen ablegen?“, erkundigte sich Gluttiger, doch Schattenseele wusste, was Maulwurfherz´ `Nein´ zu bedeuten hatte. „Hagelstern hat mit dir geredet.“, murmelte der schwarze Kater wissend. „Es tut mir leid aber er hat auch recht. Wir können nicht mehr einfach so unsere Beute verschenken!“ „Wir verschenken sie doch gar nicht einfach so! Der MoosClan hungert! Soll einer von ihnen sterben?“, gab Schattenseele frustriert wieder. Eigentlich war er ja nicht auf seinen Wurfgefährten wütend, viel mehr auf Hagelstern. Doch in jenem Augenblick konnte er seinen Zorn nur gegen Maulwurfherz richten. „Meine Loyalität gehört aber zum DornenClan! Nicht zum MoosClan, nicht zum BeerenClan und auch nicht zum KlippenClan! Glaubst du, Regenblüte wäre glücklich, wenn sie wissen würde, was wir hier machen?“ Seine Stimme wurde immer leiser und schwäche. Regenblüte! Der Name traf Schattenseele wie ein Blitz. „Sie ist glücklich, nicht wahr? Wir teilen seit Monden und sie wurde mit jeden Sonnenaufgang glücklicher! Gerade, weil wir so sind!“ „Nein, weil du sie anlügst! Ich will nicht mehr lügen!“ Mit diesen Worten nahm Maulwurfherz die zwei Kaninchen, die Schattenseele verschenken wollte auf und lief Richtung Lager. Sofort stellte sich Schattenseele dazwischen. „Hör sofort auf! Ich Lüge niemanden an!“, jaulte er frustriert auf und ohne es wirklich zu merken, stiess er seinen Wurfgefährten grob an, sodass dieser taumelte und die Beute fallen liess. Erst wirkte Maulwurfherz perplex, doch dann knurrte er erzürnt und tat es Schattenseele gleich. „Bist du eigentlich nicht reifer geworden?“, hinterfragte Maulwurfherz seinen Wurfgefährten kopfschüttelnd. „Wir sind Krieger und so sollten wir uns verhalten! Hör auf den Helden zu spielen! Wir müssen uns auf unseren Clan konzentrieren! Auf niemanden sonst!“ Jedes Wort verletzte Schattenseele mehr als jede Kralle oder jeder Biss es gekonnt hätte. Von seinem geliebten Wurfgefährten diese Worte zu hören taten so weh. Der Schmerz wandelte sich in blanke Wut um, als er an das Versprechen von damals dachte. „Du hast gesagt, wir machen alles zusammen! Egal wie mäusehirnig es ist! Und jetzt willst du mich alleine lassen?“
Es tut weh! Ungläubig spürte Schattenseele das Blut über seine Wangen laufen. Zitternd stand Maulwurfherz vor ihm. „Ich habe es nicht vergessen. Aber so kann es nicht weiter gehen!“ Noch war Schattenseele zu geschockt. Er hätte nicht gedacht, dass ein Clangefährten ihn eine Wunde zufügen würde, am wenigstens von Maulwurfherz. Er hat seine Krallen gegen mich erhoben...? Etwas schwarzes Fell hing sogar noch zwischen den einzelnen Krallen an Maulwurfherz´ Vorderpfote. Der Wald schwieg, als hätten sich die Vögel versteckt. Oder nahm Schattenseele sie einfach nicht war? Schlimmer als die Verletzung war der Verrat. Von seinen eigenen Wurfgefährten. Plötzlich konnte Schattenseele nicht mehr sagen was richtig oder falsch war. Alles fühlte sich so seltsam taub und dumpf an. „Ich gehe jetzt.“ Die Worte holten ihn zurück aus seiner Welt. „Nein!“, rief Schattenseele auf und sprang seinen Wurfgefährten an. Jedoch achtete er darauf, ihn nicht zu verletzen. Wir müssen reden! „Du kannst nicht gehen! Wir sind doch ein Team! Wir drei! Du, Gluttiger und ich! Willst du das hinter dir lassen? Unser Ziel? Ein Leben in Frieden, damit Regenblüte nicht mehr leiden muss? Nur, weil Hagelstern dir etwas von Loyalität sagen will?“ Verzweifelt sprudelten die Worte aus Schattenseele, er hatte plötzlich grosse Angst, seinen Wurfgefährten zu verlieren. Langsam bröckelte Maulwurfherz, er verzog traurig und schuldig sein Gesicht, stiess Schattenseele jedoch von sich. „Ich habe doch keine Ahnung! Aber was ist, wenn wir das Falsche tun? Es ist gegen das Gesetzt der Krieger!“ „Was ist dir wichtiger? Das Gesetzt oder unser mäusehirniges Versprechen?“ Schattenseele wusste, was Maulwurfherz dachte. „Natürlich unser Versprechen.“, murmelte Maulwurfherz. „Aber es geht nicht um mich. Ich werde es Hagelstern sagen müssen, es tut mir leid.“ Schockiert erstarrte Schattenseele für einige Herzschläge. Tu das nicht! Zerstöre nicht alles, was wir uns aufgebaut haben! Unser Ziel, unser Traum, unser Leben! Energisch sprang Schattenseele auf und warf sich gegen Maulwurfherz. Er hatte nicht darüber nachgedacht. Er wusste nur, dass er Maulwurfherz aufhalten musste. Maulwurfherz schrie erschrocken auf, dann taumelte er, ehe fiel. Verzweifelt versuchte seine Pfoten halt zu finden, um nicht von der Erhöhung auf den harten Boden hinter der Klippe des Wolkensees zu fallen. Geschockt beobachtete Schattenseele, wie dessen Krallen mit einen widerwärtigen Geräusch sich in den Stein schlugen, nur um zu brechen.
Keuchend rannte Schattenseele den kleinen Pfad hinunter und kauerte sich neben seinen Wurfgefährten, den er so sehr liebte. Seine gelben Augen waren ein Spalt geöffnet und blickten direkt auf Schattenseele. Es tut mir so leid... Oh SternenClan, was habe ich getan? Langsam öffnete Maulwurfherz sein Maul, etwas Blut tropfte auf den Boden, als er sprach. „Grau...“, keuchte er schwach. Verwirrt und stumpf vor Trauer, näherte Schattenseele seinen Kopf. „Was ist grau?“, miaute er leise und liebevoll. Vielleicht ist grau die Farbe meiner Seele? „Krähenjunges.... Augen... Sie sind....“ kurz überkam Maulwurfherz ein Hustenanfall, wobei er Unmengen an Blut ausspuckte, ehe er seinen Kopf an Schattenseeles Pfoten drückte. „Grau...“ Mit jedem Atemzug wurde Maulwurfherz schwächer und schwächer. Doch Schattenseele spürte einmal mehr, wie sehr Maulwurfherz auch ihn liebte. Es war ein stummes Zeichen, damit Schattenseele sich nicht hassen würde, dass er wissen würde, dass Maulwurfherz nicht sauer auf ihn war. Nur, dass er Schattenseele so liebte, wie Schattenseele ihn.