Kapitel 6
Seeblatt hatte die Entscheidung getroffen, die paar Sekunden die sie dafür gebraucht hatte, waren ihr wie Stunden vorgekommen. Mit einem Satz war sie bei Finsterblüte. Ihr röcheln war noch stärker geworden, ihre Augen waren weit geöffnet und ihre Pupillen füllten vor Angst fast das ganze Auge aus. Als die alte Heilerin über ihr stand, merkte sie, wie die schwangere Königin ihr etwas zu sagen versuchte, was jedoch fast nicht zu hören war. Seeblatt nahm stark an, dass sie ihr sagte, sie solle die Junges retten, zumindest aus den paar Buchstaben, die sie verstanden hatte. „Sei still! Ich werde tun was ich kann! Versuch dich nicht zu verkrampfen, ich muss erst sehen ob deine Luftröhre frei ist.“ Sie halte einen kleinen Zweig aus einer Ecke des Heilerbaus. Kurz wünschte sie sich, noch eine Schülerin zu sein, dann wären ihre Pfoten genug klein gewesen um damit den Hals von Finsterblüte zu untersuchen. Es musste nun eben so gehen, auch wenn es bestimmt noch viel unangenehmer als eine fellige Pfote war. Sie schob den Zweig vorsichtig in den sowieso schon weit geöffneten Mund der Kätzin. Eigentlich hoffte sie etwas zu finden, damit sie die Ursache wusste, doch das schien ihnen beiden nicht vergönnt zu sein. Es lag nicht am einer Verstopfung..da war nichts was ihr in den Weg kam. Genau so langsam und behutsam wie sie den Zweig da hinein manövriert hatte, zog sie ihn auch wieder heraus. „Leg dich auf den Rücken!“ Gerade als sie über der Königin stand, drang ein leises Stöhnen an ihr Ohr. Sofort drehte sich ihr Kopf automatisch dem Geräusch entgegen. Spatzensterns Flanken hatten aufgehört sich zu bewegen. Für einen kurzen Herzschlag schloss die Heilerin die Augen und hoffte dass der Anführer noch genug Leben übrig hatte, und dass e ihr vergeben würde. Das Rasselnde Atmen zog ihre Aufmerksamkeit wieder zu ihrem aktuellen Patienten zurück. Sie begann mit den Pfoten die Buchregion vorsichtig abzutasten und arbeitete sich über die Lungen nach oben. Plötzlich fühlte sich etwas komisch an, als sie gerade über der Schulter angekommen war. Die Könogon zuckte vor Schmerz zusammen, als sie nochmal über die Stelle fuhr. „Du hast dir einige Wirbel angeknackst und dabei wohl eine Sehne verdreht, die blockiert von aussen den Muskel über deiner Kehle.Ich muss die Sehne an ihren Platz zurückbringen, das wird sehr schmerzhaft sein, aber ich muss es jetzt tun! Denk an deine Jungen!“ Damit drückte sie so fest sie konnte gegen die verschobene Sehne am Hals von Finsterblüte. Ein lauter Schrei entfuhr der Kätzin und sie atmete schwer, doch sie atmete. Seeblatt fuhr ein paar mal beruhigend mit der Pfote über die kehle der andern Kätzin. „Wenn du kannst mach das selber, ich muss schnell nach den andern sehen!“
Die Heilerkatze des Klippenclans schnellte zu Hasenpfote. Auf dem Kurzen weg zu ihr, schnappte sie sich alles Moos was gerade rumlag, auf ihr Nestpolster und drückte es auf die Wunde. Dann machte sie sich daran Honig und Spinnweben zu holen, die in der hinteren Ecke waren. Vorsichtig hob sie das Moos nochmal an und bestrich die klaffende Wunde so dick sie konnte mit dem Honig, bevor sie wieder Moos drüber legte und die Spinnweben drum befestigte, so gut es eben ging. Hasenpfote lebte noch, zum Glück war sie nicht bei Bewusstsein. Reue schoss durch Seeblatts Körper. Selbst wenn sie überlebte, sie würde ihr Bein nie wieder benutzen könne, zu viele Muskeln und sehnen an ihrem Oberschenkel und der Flanke waren beschädigt. Hasenpfote würde keine Kriegerin werden können.
Seeblatt atmete kurz durch, bevor sie beschloss, dass sie nun nichts mehr für die junge Schülerin machen konnte und wandte sich an Spatzenstern, als Finsterblüte mit Panik in der noch ganz rauen Stimme nach ihr rief. Sofort setzte die Heilerin zurück, und sah, was das Problem war. Die Jungen kamen! Sie kamen zu früh, aber das verwunderte die Heilerin kein bisschen, bei all dem Stress und den Schmerzen die die Mutter durchmachte.Sie versuchte Finsterblüte zu beruhigen. „ Warte ich hohle dir Mohnsamen, damit die schmerzen etwas nachlassen. Ich habe leider kein Wasser da, das würde deiner Kehle bestimmt gut tun, aber es muss jetzt ohne gehen. Es tut mir leid, aber wir müssen uns jetzt zusammen auf deine Jungen Konzentrieren, es ist keiner da der helfen könnte. Aber ich habe schon viele Jungen auf die Welt gebracht, wir schaffen das zusammen, du bist stark! Denk nur daran, sie werden die Zukunft des Clans sichern, deswegen wirst du das gut machen und der Sternenclan wird über sie wachen.“
Seeblatt ging zu ihrem Kräutervorrat und atmete nochmal kurz durch. Ihre Beine zitterten und ihr Herz schlug viel zu schnell. Diese ganze Aufregung waren etwas für eine junge Katze, aber nicht für sie. Sie hoffte dass bald eine andere Katze in den Heilerbau kommen würde, der sie ein paar Aufgaben abdrücken konnte, doch sie wusste, dass fast keine ihrer Clankameraden in der Verfassung dazu waren, und die wenigen, die sich auf den Pfoten hielten, halfen den andern und Grasduft. Sie musste erst mal alleine klar kommen, sie schaffte das, sie war eine erfahrene Heilerin! Nachdem sie sich in Gedanken selber etwas Mut zugeredet hatte, packte sie sich die Mohnsamen und noch etwas Moos was sie finden konnte und noch nicht für Hasenpfote gebraucht hatte, und ging zurück zu der bereits vor Schmerz keuchenden Königin. Wieder tastete sie den Bauch ab, diesmal lag Finsterblüte aber auf der Seite. Sie konnte die Jungen fühlen, es waren mindestens 2. Ein Schauer überzog die Bauchdecke, als Finsterblüte aufschrie. „Versuch dich zu entspannen so gut es nur geht. Und wenn du fühlst dass die nächste Welle mit Schmerz kommt, dann musst du pressen, hörst du? Aber erst dann.“ Die Königin nickte mit zusammen gebissenen Zähnen. Es ging auch nicht lange, als es wieder soweit war und die nächste Wehe einsetzte. Finsterblüte tat wie ihr geheissen und presste, unter jaulendem Jammern. Der winzige Kopf des ersten Jungen erschien und Seeblatt versuchte mit sanfter Gewalt, dem kleinen Fellbündel nach draussen zu helfen. Es benötigte noch vier weitere Wehen, bis sie das erste Kätzchen draussen hatten. Sofort begann Seeblatt es abzulecken, immer schön gegen die Fellrichtung, und biss dann die Nabelschnur durch. Sie legte das kleine vorsichtig ganz nah an Finsterblüte heran , die sofort mit dem ablecken weitermachte, und ihre Schmerzen schienen nur noch halb so stark im Anbetracht des Babys an ihrem warmen , wunden Körper. Einige Herzschläge lang hatte sie Zeit sich um das kleine zu kümmern, als das zweite auch schon nachkam, und die Aufmerksamkeit der beiden Kätzinnen verlangte. Diesmal ging es viel schneller, nach einigen Kräftigen Stössen war es draussen. Doch etwas stimmte nicht, Seeblatts Ohren legten sich an. Sie beschnupperte das kleine und biss ebenfalls die Nabelschnur durch, jedoch schleckte sie es nicht ab. Finsterblüte wollte gerade etwas sagen, als eine erneute Welle von Schmerz sie durchfuhr. Es kam noch eins! Seeblat liess das zweite Junge liegen und konzentrierte sich auf das dritte. Fisnterblüte strengte sich sehr an, doch 6 Wehen Wellen später war immer noch kaum etwas von dem Jungen zu sehen.“Ich muss nachhelfen, es tut mir leid Finsterblüte!“ Das Junge schien nicht aus eigenem antrieb raus zukommen. Wieder betastete die Heilerin den Bauch und bemerkte, dass es völlig falsch lag. Sie versuchte es umzukehren, doch das Baby sträubte sich dagegen. Es blieb ihr nach einigen Anstrengungen nur noch, zu versuchen in Finsterblüte hinein zu fassen und dem Jungen so zu helfen. Die Königin war bereits völlig erschöpft, und atmete nur noch flach. Seeblatt musste sich beeilen. Also tat sie was getan werden musste und versuchte so das junge zu greifen. Einige Schreie der Königin später, hatte sie es endlich geschafft und zog so fest sie konnte an dem kleinen Katzenkörper. Endlich kam er raus und lag bewegungslos vor ihr auf dem Boden. Sie biss auch hier die Nabelschnur durch. Finsterblütes Augen waren riesig. „Was ist mit ihnen? Was ist mit meinen Jungen, gib sie mir Seeblatt!“ die Heilerin schaute bedrückt. „ Es tut mir leid, die letzten beiden Jungen leben nicht. Sie müssen während des Kampfes zu viel abbekommen haben. Sie haben es nicht geschafft. Aber du hast zumindest ein Jungee.-“ Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als ihr ein brennender Schmerz durchs Ohr fuhr. Verdattert versuchte die Heilerin zu verstehen was gerade geschehen war. Finsterblüte hatte sich mit vor Wut glitzernden Augen aufgerichtet und ihr das Ohr zerfetzt! „Finsterblüte, was ist in dich gefahren! Du musst dich ausruhen, du verlierst noch immer Blu.“ Wieder fuhren scharfe Klauen über ihren Pelz, diesmal hatte die frische Mutter ihre Schulter getroffen. „Du hast gesagt sie schaffen es! Du hast versprochen dass der Sternenclan über sie wacht! Du hättest mich nicht retten sollen, sondern die Jungen hohlen! Dann würden sie noch leben, du bist Schuld, dass sie alle tot sind! „
Angstvoll blickte die Heilerin die zornige Kätzin an und wollte sich gerade verteidigen, und sagen, dass die Babys es ohne ihre Mutter sowieso nicht geschafft hätten, da es keine andere Kätzin gab, die sie mit Milch hätte versorgen können, sie wollte ihr sagen, dass es ihr leid tat und dass sie alles in ihrer Macht stehende getan hatte , damit sie alle überlebten-Sie wollte- Doch etwas hinderte sie daran. Sie brachte keinen Ton heraus. Stattdessen merkte sie wie etwas warmes ihre Brust hinab Floss und ihr Fell nass durchtränkte. Seeblatt brachte nur noch ein gurgelndes Röcheln heraus, bevor sie zusammensackte und in einer immer grösser werdenden Blutlache regungslos liegenblieb, während ihre Augen all ihren Glanz verloren.
„Finsterblüte! Was hast du getan?! Eine krächzende Stimme erklang im Heilerbau und Spatzenstern der gerade lange genug bei halbem Bewusstsein war um die letzten paar Herzschläge mitzukriegen, rappelte sich ungläubig auf. Finsterblütes Augen wurden mit einem Mal wieder klar, die ganze Wut schien verflogen, sie blickte von Seeblatt zu Spatzenstern hin und her, Panik machte sich in ihren Augen breit, bevor sie ihrerseits zusammenklappte und reglos liegen blieb. Spatzenstern war gleich bei ihr, doch er sah, dass er nichts mehr tun konnte. Im Heilerbau bildete sich eine riesige Blutlache, wo sich Seeblatt und Finsterblütes Blut zu einem einzigen See vermengten. Der junge Anführer konnte nicht glauben was eben geschehen war. Hatte tatsächlich die einzige Königin des Klippenclans gerade die Heilerin in den Tod gerissen, bevor sie gestorben war? Wie sollte der Klippenclan nun überleben? Was sollte er tun?!
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