Liebe Krieger groß und klein, Regeln müssen immer sein. Drum bitten wir einen Besuch beim Schimmerfelsen zu begehn, um das Gesetz der Krieger zu lesen und zu verstehn. Haltet euch stets an das Gesetz und eure Pflichten, sonst wird der SternenClan über euch richten.
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Prolog
Vorsichtig schritt eine dunkle Katze voran, ihre gelben Augen scannten den Weg vor ihr. Dichtes Gestrüpp kratze an ihren Pfoten. Die Nachtluft war klirr und kalt. Doch nicht deswegen hatte sich ihr Fell aufgestellt. Es war die Prophezeiung die ihr Angst machte. Sie konnte ihren Clan nicht retten, denn sie war schon längst tot. Obwohl die Sternenkatzen soviel Macht besassen, waren sie gleichzeitig so machtlos. Der Wald schien immer dichter und dichter zu werden, als wolle er die Katze daran hindern, ihre Botschaft zu verbreiten, die das Leben so vieler Katzen beenden konnte. Ihre rhythmischen Schritte beruhigten aber nicht ihr pochendes Herz, welches gefühlt gleich explodieren würde. Irgendwann hörte sie weitere Katzen flüstern. Da waren sie! Das nahe Ziel spornte die Sternenkatze an. Mit schnellen Sprüngen fand sich die Kätzin bald auf einer Lichtung wieder. „Minzpelz.“, miaute ein kleiner, schwarzer Kater. „Was führt dich zu uns?“ Eine weitere Kätzin sass ebenfalls auf der Lichtung. „Graubart, Drosselherz.“, keuchte der Neuankömmling. „Ich weiss, welche nun Katzen gemeint sind.“ Schlagartig wurde die Situation ernster. Graubart und Drosselherz schauten sich an, ihre Augen waren vor Angst aufgerissen. „Wer sind sie?“, hauchte Drosselherz in die Nachtluft, ihre braunen Augen spiegelten Furcht wieder. Auf der Lichtung befand sich eine Pfütze, auf die Minzpelz deutete. Gespannt schauten die Katzen dort hinein. Zwei Königinnen spiegelten sich in der Oberfläche, jede mit jeweils einer Kätzin und einen Kater. „Die Rotbraune und die Schwarze - das sind die beiden.“, murmelte die Minzpelz. Besagte Katzen besassen ein helles Licht in ihren Herzen, welches nur von den Toten wahrgenommen werden konnten. „Zwei Schreie in der Nacht; Der eine bringt Frieden, der andere den Tod.“, miaute Drosselherz bedacht. „So lautet die Prophezeiung. Sie müssen es sein! Beide Katzen wurden in der selben Nacht, von unterschiedlichen Königin geboren.“ „Doch welche bringt Tod und welche den Frieden?“, fragte Graubart mit blau leuchtenden Augen. Kopfschütteln von Minzpelz. „Das ist unmöglich zu bestimmen. Beide Herzen sind noch rein.“ „Vielleicht irrst du dich?“, vermutete Drosselherz. „Wenn wir einen Fehler machen...“ „Ein Fehler ist ausgeschlossen.“, erwiderte Graubart. „Du hast sie leuchten gesehen, sie tragen die Herzen. Irgendwas wird von aussen kommen. Wir müssen dem Clan vertrauen und auf ihre Entscheidung warten.“ Drosselherz seufzte von Zweifeln geplagt. „Minzpelz, ich muss dir wohl Vertrauen. Damals konnte ich auch auf dich Vertrauen, als du noch lebtest. Einem Heiler sollte man nicht widersprechen. Egal ob tot oder lebend.“ „Diese Einstellung hat dich auch zu einer guten zweite Anführerin gemacht, Drosselherz. So wie du mir vertraut hat, musst du es auch dem jetzigen Clan tun.“ Graubart wurde ungeduldig. „Das ist ja alles schön und gut aber nun sollten wir es dem Heiler sagen.“ Die beiden Katzen nickten. „Wir müssen ihn warnen, damit er mit Bedacht wählt. Er muss einer der beiden Katzen wählen. Wenn er sich irrt, wird vielleicht der Clan, nein, dann werden vielleicht alle Clans untergehen.“ „Wir dürfen ihn nicht unter Druck setzen.“ Die Sternenkatze fing an, nachzudenken. „Minzpelz, du solltest die Nachricht allein überbringen, du kannst am besten mit Worten umgehen.“ Ruhig nickte Minzpelz, sie war sich der Schwere ihrer Aufgabe bewusst. „Gut.“ Mit diesen Worten wandte sich Minzpelz ab und machte sich auf den Weg.
Erschöpft blickte der Heiler in den Himmel. Es war ungewöhnlich, dass gleich zwei Königinnen gebaren. Jetzt musste er nur noch die Sternen lesen, vielleicht hielt der Sternenclan für die Jungen eine grandiose Zukunft bereit. Die Sterne schienen normal zu sein, nichts ungewöhnliches. Ihr Schicksal war es eventuell ein normales Kriegerleben zu geniessen, was ja nicht schlimm war. Doch eine Sternschnuppe veränderte seinen Gedankengang jäh. Vor seinem inneren Auge erkannte er eine Kätzin mit dunkelgrauen Fell und gelben Augen. „Zwei Schreie in der Nacht; Der eine bringt Frieden, der andere den Tod.“, murmelte die Katze mit den Sternen im Haarkleid, ihre Augen leuchteten und schienen ohne Ziel. Dies war ganz klar eine Nachricht des Sternenclan. Er verstand sofort, worum es ging, doch wusste er nicht, wie er handeln sollte. „Minzpelz, wer bringt was?“, fragte er schnell seine alte Mentorin. Mit einen Schwanzzucken, deutete die ehemalige Heilerin auf die Jungen. Zwei strahlten hell, die Rotbraune und die Schwarze. Verwirrt schaute der Heiler wieder zu Minzpelz. „Entscheide weise, wer Feind ist und wer Freund. Rette deinen Clan...“ Mit jeden Wort verblasste die Tote mehr. Die Farbe ihres Fells schien zu verschwinden, bis der Heiler sich wieder vor der Kinderstube befand.
Kapitel 1:
„Ahh!“ Mit lauten Kampfgebrüll stürzte sich Bronzejunges auf ihren älteren Bruder Schattenseele, der sogleich behutsam mit der Tatze auf Bronzejunges Maul schlug. Mit einen Sprung versuchte sie Abstand zu gewinnen, um danach in seinen Schweif zu beissen. „Hey.“, lachte er. „Du spielst Unfair.“ Grinsend tauchte die junge Kätzin hinter Schattenseele auf. „In einem Kampf gegen den Beerenclan wird es auch nicht fair zu und her gehen!“ „Das glaubst du?“ „Ja!“ „Dabei bist du noch ein Junges ohne Kampferfahrung.“ „Du bist gemein!“, jaulte das rotbraune Junges auf, doch in Wahrheit war sie ihrem schwarzen Bruder nicht böse. Sie könnte ihn doch gar nicht böse sein, immerhin hatte sie ihn lieb! Von all der Rauferei spürte Bronzejunges die sich rächende Müdigkeit. Gähnend legte sich das Junge auf die Pfoten ihres Bruders und schloss die Augen. „Schon Müde?“, fragte Schattenseele mit einen gespielt gehässigen Unterton. „Ja...“ Bronzejunges war zu erschöpft, um zu widersprechen. Liebevoll leckte Schattenseele über Bronzejunges zerzaustes Fell. Egal was ihre Clankameraden sagen würden, sie hatte ihren grossen Bruder Schattenseele genauso so lieb wie ihren Wurfgefährten Fliegenjunges. Sie verstand nicht, wieso so viele Katzen Schattenseele mieden, darunter ihre eigene Mutter Regenblüte. Immer wenn sie ihre Mutter fragte, was denn schlimm an Schattenseele sei, so sagte sie, sein Name würde alles sagen. „Du weisst aber dass Regenblüte sauer auf dich sein wird, wenn du hier bei mir schläfst anstatt in der Kinderstube.“ Obwohl der schwarze Krieger mit den blauen Augen so verhasst war, ihm selbst machte es scheinbar wenig aus. Vielleicht war es auch so, dass er eine Katze war, die nicht viele gute Freunde brauchte. „Ich will aber bei dir sein.“, protestierte Bronzejunges ohne auf zu sehen. „Du hast viel weicheres Fell als Regenblüte!“ Wieder lachte Schattenseele auf. Sein Lachen klang weich und ehrlich, was man bei Regenblüte vergeblichen suchen konnte. Ihre Lache klang immer gequält und brüchig. Zwar wusste Bronzejunges, dass es ihrer Mutter zunehmend schlechter ging, verstand aber nicht den wirklichen Grund. Scheinbar hatte Regenblüte noch zwei weitere Söhne gehabt, die ihm gleichen Wurf waren wie Schattenseele, doch eines war eine Totgeburt und das zweite verstarb an einen Unfall, über den keiner im Dornenclan reden wollte, noch nicht mal Schattenseele. Regenblüte hatte doch keine erkennbare Schäden dadurch abbekommen, wieso ging es ihr dann schlechter? Diese Frage quälte die junge Kätzin nun schon seid einen geschlagenen Mond, doch fand sie die Antwort nicht. Vielleicht wusste der Heiler Eschenblatt etwas darüber Bescheid.
„Bronzejunges! Kannst du kurz kommen?“ Wie der Zufall so wollte, rief der besagte Heiler gleich darauf hin nach dem Jungen. Der Heilerbau bestand aus einen ausgehöhlten, riesigen Baumstamm, auf dem Moos wuchs. Eschenblatt rief nicht selten nach Bronzejunges, was sie schon ein wenig wunderte, schliesslich hustete Bronzejunges nicht oder wies sonstige Krankheitsmerkmale auf. Doch Bronzejunges war nie die einzige. Dachsjunges, ihre zickige Baugefährtin wurde auch immer gerufen, sowie jetzt. Als die schwarze Kätzin Bronzejunges erkannte, wandte Dachsjunges sofort ihr Gesicht zur Wand. „Was soll die den hier?“, fauchte sie sogleich. Wütend peitschte Bronzejunges mit ihrem Schwanz. „Das gleiche könnte ich dich fragen!“, erwiderte Bronzejunges gereizt. Dass die beiden keine Freunde waren, konnte selbst ein Zweibeiner riechen. „Ihr beiden, ihr solltet nicht streiten.“, miaute Eschenblatt schnell. Der schwarz weisse Heiler hatte friedliche, grüne Augen, anders als Dachsjunges. Ihre grünen Augen loderten unheimlich, nahezu bösartig. „Ich wollte fragen, ob ihr Lust habt, mir beim Sortieren von den Kräutern zu helfen. Gelbwind und Sandtupf haben mir viele Heilkräuter mit gebracht, aber sie haben alle auf einen Haufen geworfen.“ Natürlich war dies nur einer seiner vielen Bitten. Täglich bat Eschenblatt die beiden Jungen um Hilfe, meistens waren es banale Sachen, die er auch gut alleine bewältigen könnte. Bronzejunges machte sich nichts draus, der Heiler war ziemlich nett. Dachsjunges schien aber eine andere Meinung zu vertreten. „Ohne mich!“, miaute sie mit einen arroganten Ton und stolzierte aus dem Bau. „Ich helfe dir.“, erklärte Bronzejunges und sprang zu den Kräuterhaufen. „Das ist lieb.“, bedankte sich der junge Heiler. „Ohne Schüler fallen solche Arbeiten immer an und wir müssen uns langsam auf die Blattleere vorbereiten.“ Zwar mochte Bronzejunges noch ein Junges sein, doch so ein Mäusehirn war sie nun auch wieder nicht, um dies zu glauben. Behutsam sortierte die Rotbraune die Kräuter. Jedes Kräuterteil roch anders, sodass es Bronzejunges nicht schwer viel. Doch die Frage, was mit ihrer Mutter los sei oder warum der Clan Schattenseele nicht leiden konnte, brannte sich mehr und mehr in ihren Schädel, bis sie sich traute, zu fragen. „Du...“, murmelte Bronzejunges mit unwohligem Gefühl in der Brust. Die Fragen waren ihr unangenehm. „Hm?“, brummte Eschenblatt in seiner Arbeit vertieft. „Wieso hasst der Clan Schattenseele? Er ist doch nett.“ Aus dem Augenwinkel konnte Bronzejunges sehen, wie der Heiler schluckte und aufschaute. „Mag sein. Doch... In der Vergangenheit gab es einen Unfall, wofür den Clan ihn verantwortlich macht und der nicht so schnell vergessen werden kann“ Nun war Bronzejunges noch mehr verwirrt, obwohl sie mehr erfahren hatte. „Unfall? Was für ein Unfall?“, hakte die Katze mit den hellgrünen Augen nach. „Dafür bist du noch zu jung.“ Unzufrieden seufzte Bronzejunges. Eigentlich hatte sie auf mehr gehofft. Der Heiler bemerkte dies und blinzelte schuldig. „Tut mir leid. Doch weder der Clan , noch ich möchten dir deine Ansicht über deinen älteren Bruder zerstören.“ Für einen Moment setzte Bronzejunges Herzschlag aus. Eschenblatt hatte angedeutet, das Schattenseele etwas schlimmes gemacht haben musste! Ihre Augen weiteten sich, als sie krampfhaft überlegte, was er gemacht haben könnte. Eschenblatt sprach von einen „Unfall“. Tatsächlich gab es einen `Unfall´, der für den tot von... „Du hast sicher noch mehr auf der Seele, stimmt´s?“ Nun klang Eschenblatts Stimme wieder freundlich und liess Bronzejunges ihre Befürchtungen vergessen. „Ja.“, gab sie zu. „ Blitzlicht sagt, Regenblüte sei krank und ihr würde es immer schlechter gehen. Ich kann aber keine Krankheit an Regenblüte erkennen.“ Eine Weile schwieg Eschenblatt. „Du stellst mir schwere Fragen, Kleines.“, miaute der Kater bedacht. „Deine Mutter ist krank, das stimmt. Es stimmt auch, dass es ihr schlechter geht, auch wenn du keine Verletzungen siehst. Diese Krankheit kannst du nicht sehen und auch nicht riechen, das macht sie auch so gefährlich.“ Gefährlich, dachte Bronzejunges. „Aber du kannst sie doch retten, oder?“, miaute sie panisch. „Sie wird nicht sterben, beruhige dich.“, beteuerte Eschenblatt sofort, doch Bronzejunges wollte ihn nicht so wirklich Glauben schenken. Besorgt blickte sie zur Kinderstube. Da es Sonnenhoch war, schlief Regenblüte sicherlich und Fliegenjunges würde wie gewohnt bei ihr liegen. „Wirklich nicht.“, bekräftigte Eschenblatt. „Es ist schwer zu erklären, du wirst es noch nicht verstehen. Sobald du Schülerin bist, werde ich es dir erzählen, versprochen.“ „Versprochen?“, wiederholte Bronzejunges mit einen fragenden und sorgenvollen Blick. „Versprochen.“ Dankbar lächelte sie den Heiler an. „Kannst du mir denn verraten, wie ich Regenblüte am besten helfen kann, damit es ihr wieder besser geht?“ Überrascht hielt der Heiler kurz inne. „Du möchtest ihr helfen?“ Eifrig nickte Bronzejunges und ihre Augen glänzten dabei erwartungsvoll auf. Nachdenklich setzte sich der Heiler. „Hm... Das beste ist es, wenn du Regenblüte zeigst, dass du sie lieb hast. Damit hilfst du ihr schon.“ „Verstanden!“, miaute Bronzejunges und fing wieder an, weiter zu sortieren.
„Regenblüte! Regenblüte!“ Vorsichtig stupste Bronzejunges ihre Mutter an, damit zu aufwachte. Ein kleines schwarzes Fellbündel mit silbernen Streifen regte sich neben Regenblüte und schlug langsam die Augen auf, welche hellgrau leuchteten. „Bronzejunges.“, gähnte ihr Bruder Fliegenjunges. „Was ist?“ Freudig grinste das aufgeweckte Kätzchen. „Hallo Fliegenjunges! Es ist schon nach Sonnenhoch! Ich möchte Regenblüte überraschen!“ Mit müden Augen blickte sich Fliegenjunges in der Kinderstube um. Irgendwann fiel sein Blick auf ein weiteres Nest, welches Bronzejunges gebaut hatte. Es war viel weicher als die anderen Nester aus Moos. Schliesslich wachte Regenblüte endlich auf. Etwas verwirrt blickte sie ihre Tochter an. „Schau mal, Regenblüte!“, rief diese aufgeregt und sprang in Richtung des neues Nestes. „Ich habe für dich ein Nest gebaut! Da sind sogar Taubenfedern drin! Und eine Maus für dich auch!“ Etwas überrumpelt stand Regenblüte auf. „Das hast du wirklich selber gemacht?“, schnurrte die schwarze Königin mit den silbernen Tupfen. „Na ja, Eschenblatt hat mir geholfen.“, schwindelte Bronzejunges schnell. Zwar hatte sie Hilfe bekommen aber nicht von Eschenblatt, sondern von Schattenseele. Bronzejunges wusste jedoch, dass dies ihrer Mutter nicht gefallen würde. Die Königin schnappte sich die Maus und verzehrte sie schnell. Dann drehte sie sich ein paar Mal im Kreis, ehe sie sich hinlegte. „Es ist gemütlich.“, seufzte sie und blickte ihre Tochter dankbar an. „Wofür habe ich das verdient?“, fragte Regenblüte glücklich. „Weil du immer für mich und Fliegenjunges da bist.“, erklärte Bronzejunges mit ungewohnter ruhige Stimme, da sie in Regenblütes grauen Augen Erschöpfung erkannte. Fliegenjunges lenkte Bronzejunges aber gleich wieder ab. „Los, lass uns spielen, Bronzejunges!“, jaulte er, während er gleichzeitig auf Bronzejunges Schwanz sprang. Natürlich musste Bronzejunges dieses Angebot annehmen. Mit einer schnellen Drehung, befreite sie ihren Schwanz und sprang ihren Bruder an. Mit wilden fauchen, versuchte Fliegenjunges sich frei zu zappeln, um einen Gegenangriff zu starten. „Könntet ihr bitte draussen Spielen?“, miaute die Schildpatt gemusterte Kätzin Fleckentau, die mit dicken Bauch ihre ungeborene Jungen schützte. „Entschuldigung.“, murmelten die Geschwister gleichzeitig, um danach raus zu stürmen.
Kapitel 2:
Begeistert blickte Bronzejunges gen Himmel. Die Sonne kündigte sich mit einen orangeroten Himmel an, auf den einige Wolkenfetzen ihre Bahnen zogen. Verträumt lauschte sie gleichzeitig dem Vogelgesang. Noch schliefen die meisten Katzen des Dornenclans, doch dies machte Bronzejunges nichts aus. Die junge Katze brauchte nicht viel Schlaf. Um so mehr genoss sie jeden Morgen das fehlende Getümmel des üblichen Clanlebens. Einige Krieger machten sie auf die Jagdpatrouille, die erste des Tages. Blitzlicht, Bronzejunges Vater, führte die Patrouille an. Wie gewohnt war seine Brust geballt vor Stolz. Sandtupf, Gluttiger und Staubglanz waren die restlichen Mitglieder. Vor allem Gelbwind, die junge Kätzin mit dem cremefarbenen Fell, wirkte noch müde, denn sie gähnte laut auf. „Eine schlafwandelnde Katze kann keine Beute machen.“, witzelte Sandtupf, während Gluttiger vorwurfsvoll auf seine Baugefährtin schaute, als wäre es ein Verbot, Müde zu sein. „Müde Katzen schnappt sich der Fuchs.“, miaute er mit seiner hohen Stimme. Wütend funkelte Sandtupf darauf den roten Kater an. „Katzen, die wir alleine lassen, werden auch gefressen.“, erwiderte sie gereizt. „Wir lassen niemanden zurück.“, stellte Blitzlicht ruhig aber bestimmend klar. „Vergesst nicht, wir gehören alle dem selben Clan an. Genug geredet, jetzt müssen erst mal Mäuse gefangen werden!“ Mit leicht überheblichem Lachen verliess Blitzlicht das Lager. Tief im Wald lag das Lager gut geschützt, keine Zweibeiner lebten in der Nähe, sodass auch weit über den Grenzen der vier Clans, Dornenclan, Klippenclan, Beerenclan und Moosclan, noch die Natur herrschte. Kaum einer der Katzen hatte je einen Zweibeiner gesehen und sie kannten diese Gestalten nur von Geschichten einiger Streuner oder Ältesten. Bronzejunges hoffte, sie würde auch nie einen Zweibeiner sehen. Was sie gehört hatte, erschien ihr nicht gerade wünschenswert.
Nach dem Verlassen der Jagdpatrouille wurde es wieder stiller. Langsam erhob sich die Sonne und legte ihre Strahlen über die Baue des Dornenclans. Vor allem der Ältestenbau, der versteckt in einen Brombeergebüsch lag, leuchtete golden, während die Kinderstube im ausgehöhlten Stein noch tief im Schatten verbogen lag. Der Anführerbau, welcher zwischen zwei Steinen lag, spiegelte das Licht wieder. Damit die Krieger jederzeit kampfbereit war, lag ein Bau versteckt in einen alten Fuchsbau am Lagereingang und einer in einem zweiten Baumstamm in der nähe der Kinderstube. Die Schüler würden nicht mehr lange schlafen, da die Sonnenstrahlen leichtes Spiel hatten ins Brombeergebüsch einzudringen. „Guten Morgen Bronzejunges.“, miaute ein Kater hinter ihr. Verwundert blickte sich Bronzejunges um, normalerweise war noch keine weitere Katze wach. Es war Hagelstern, der Anführer des Dornenclans. Die Sonne streichelte seine sein weisses Fell, sodass die Spitzen gelb leuchteten. Höflich neigte die junge Kätzin den Kopf vor ihrem Anführer. „Guten Morgen.“ „Wie ich sehe bist du früh auf.“ „Das bin ich immer, Hagelstern. Ich liebe den Sonnenaufgang, er ist immer so schön.“ „Ganz wie dein Bruder Schattenseele.“, bemerkte der Kater mit den breiten Schultern mit zuordenbarem Funken in den grünen Augen. „Das stimmt.“ Irgendwie erfüllte dies Bronzejunges mit Stolz. Sie mochte Schattenseele und wollte unbedingt so werden wie er. „Bewunderst du ihn?“, hakte Hagelstern weite nach. „Ja, er ist ein guter Krieger, oder?“ Hagelstern schwieg daraufhin, was Bronzejunges ein wenig beunruhigte. Nur langsam und bedacht nickte der Kater. „Ein guter Krieger. Auf seine Art und Weise.“ Verwirrt blickte Bronzejunges in die Augen von Hagelstern, als könnte sie so seine Gedanken lesen, doch blieb es ein Rätsel, was er damit meinte. Sie konnte auch in seinen Gesichtsausdruck erkennen, das er nichts weiter verraten wollte. Dennoch gab er ihr einen Tipp: „Pass auf und lass dich nicht blenden. Hör auf das, was andere dir raten. Vor allem auf Blitzlicht und Regenblüte.“ Mit diesen Worten lief der Anführer weiter zur Habichtwolke, der zweiten Anführerin. Was bedeutete, sich nicht blenden zu lassen? Wer blendete sie denn? Schattenseele? Nein, er passte immer gut auf Bronzejunges auf und spielte mit ihr. Doch in diesem Zusammenhang konnte nur der besagte Krieger gemeint sein. Vor allem, wie konnte sie denn überhaupt auf Regenblüte und Blitzlicht hören, wenn die beiden ihr nicht verrieten, was mit Schattenseele nicht stimmte? Nur eins wusste das Junge: Von selbst würde ihr keiner das Geheimnis erzählen und nur weiterhin hinter ihren Rücken über Schattenseele reden. Wie viele Katzen schauten sie mit einem mitleidigen Blick täglich an und wie viele hüteten das Geheimnis dennoch weiterhin?
„Bronzejunges. Du bist ja noch eher wach als ich.“, vernahm die Rote die warme Stimme ihres Bruders. „Dieses mal hast du auch lange geschlafen, Schattenseele. Sonst bist du eher wach.“ „Das stimmt wohl.“, lachte dieser uns setzte sich neben Bronzejunges. „Du hast dich mit Hagelstern unterhalten.“ Obwohl er direkt zu seiner Schwester sprach, galten seine Blicke dem Himmel. „Das stimmt.“, bestätigte Bronzejunges. „Er hat mir was komisches gesagt und ich weiss nicht, was er damit meinte.“ Schattenseeles Ohren spitzen sich. „Was hat er dir denn gesagt?“ Die vor wenigen Herzschlägen noch warme Stimme, klang nun düster und fremd, obwohl es doch seine Stimme war. „A-also...“, stotterte Bronzejunges und ordnete die Gedanken neu. „Erst bemerke er, dass wir beide eine Gemeinsamkeit haben. Er sagte, ich solle mich nicht blenden lassen und auf Regenblüte und Blitzlicht hören. Was meint er damit?“ Zur Antwort zuckte Schattenseele mit der Schwanzspitze, doch Bronzejunges wusste, dass er irgendwas verheimlichte. Dennoch schwieg die Kätzin, sie wollte ihren Bruder zu nichts drängen. Gemeinsam schauten die Geschwister dem Sonnenaufgang zu, ehe Schattenseele Jagen gehen musste. „Bis später.“, miaute Bronzejunges zum Abschied und machte sich auf, ihren Wurfgefährten zu wecken. In der Kinderstube war es nun schon heller. Fliegenjunges schlief zusammengerollt an Regenblüte Flanke und schnarchte vor sich hin. Um Regenblüte nichts zu wecken, stupste sie vorsichtig ihren Bruder an, der verwirrt ein Auge öffnete. „Was ist denn?“, gähnte er und schüttelte sich. „Lass uns spielen gehen!“, miaute Bronzejunges aufgeregt. Einen Moment schien Fliegenjunges zu überlegen, dennoch nickte er. Geschwind sprang der Kater von seinen Schlafplatz, sodass Bronzejunges befürchtete, ihre Mutter würde aufwachen. Sternenclan sei Dank wendete sich Regenblüte nur kurz, murmelte etwas und schlief dann weiter. Entschuldigend blickte Fliegenjunges Bronzejunges an, er war ziemlich ungestüm und dachte erst, nach dem er gehandelt hatte. Mit einer Kopfbewegung deutete Bronzejunges auf den Ausgang. Vorsichtig tapste die rotbraune wieder aus der Kinderstube, selbst Fliegenjunges passte auf, keinen Krach zu machen.
Draussen schnappte Bronzejunges nach Fliegenjunges Schwanz. Dieser wich elegant aus und startete einen Gegengriff. Fauchend spürte sie die kleine Zähne vom Fliegenjunges am Bein. „Ich habe dich!“, lachte der schwarze Kater mit der silbernen Tigerung. „Du bist langsamer als eine Schnecke!“ Beleidigt erwiderte Bronzejunges: „Bin ich gar nicht! Du spielst bloss unfair.“ Von dem gerade noch schlaftrunken Jungen war nun nichts mehr zu sehen, nur noch der verspielte Fliegenjunges. Und dieser war kein schwacher Gegner, eher behielt er die Oberhand. Nach nur wenigen Herzschlägen, lag sie unter ihren Bruder, der sie nicht gehen liess, egal wie sehr Bronzejunges fuchtelte. „War das jetzt echt schon alles?“, lachte Fliegenjunges fröhlich. „Dummer Fellball!“, gab Bronzejunges zurück. „Ich werde dich besiegen!“ Darüber lachte Fliegenjunges nur noch mehr. „Du kannst dich doch nicht mal befreien, wie willst du dann besser sein ich?“ Wütend versuchte Bronzejunges, in seine Pfote zu beissen, doch Fliegenjunges wich zurück, sodass sich die rote doch noch befreien konnte. Schwer atmend blickte Bronzejunges auf ihr Zerzaustes Fell, Regenblüte würde sie also wieder putzen sobald sie das sehen würde. „Na, willst du eine Revanche?“, neckte Fliegenjunges. „Dann will ich mit machen!“, bettelte eine helle Stimme aus Richtung der Kinderstube. Ein weisser Kater mit dunkelblauen Augen stand vor der Kinderstube, neben ihm seine schwarze Schwester mit den unheimlichen, grünen Augen. „Natürlich.“, schnurrte Fliegenjunges zu Glühjunges. „Je mehr des so besser!“ Keinen Herzschlag später rauften die beiden Kater. Bronzejunges schloss sich auch an, indem sie sich auf Glühjunges warf. Pingelig betrachtete Dachsjunges das Spiel. „Dann bin ich die Anführerin.“, bestimmte die Schwarze. Die anderen Jungen hörten auf zu Spielen. „Wieso bist du dann Anführerin?“,fragte Fliegenjunges verwirrt. „Wieso?“, wiederholte Dachsjunges ungläubig. „Wenn ich schon mit euch spielen muss, bin ich ja wohl die Anführerin!“ Dieser überhebliche Unterton machte Bronzejunges wütend. Was bildete sie sich ein? War Dachsjunges eine Sternenkatze? Nein, weshalb sie sich auch nicht so verhalten sollte wie eine! „Idiotischer Fellball!“, knurrte Bronzejunges. „Es geht nicht nur nach dir!“ Als wäre sie was besseres, drehte Dachsjunges den Kopf zur Seite. „Streitet euch nicht.“, miaute Glühjunges mit einen besorgten Blick. „Lasst uns lieber weiterspielen.“, stimmte Fliegenjunges zu. „Dachsjunges kann heute Anführerin sein und du bist Morgen Anführerin, okay?“ Der schwarze Kater hatte einen versöhnlichen Unterton in der Stimme, weshalb Bronzejunges nachgab. „Von mir aus.“, seufzte sie, wodurch Dachsjunges siegessicher grinste. „Geht doch. Ich rufe den Dornenclan zusammen, um eine wichtige Besprechung ab zu halten.“ Die restlichen Jungen versammelten sich vor der „Anführerin“ im schwarzen Fellkleid. Im Morgenlicht funkelten ihre Augen unheimlicher als sonst. „Die Patrouille hat einen hässlichen, stinkenden Fuchs auf unseren Territorium gesehen.“, miaute sie mit hoher Stimme. „Und diesen werden wir verjagen. Dafür nehme ich Glühkralle und Fliegenzahn mit, um diesen zu verjagen!“ Erst nickte Fliegenjunges, bis dieser bemerkte, dass etwas nicht stimmte. „Und was ist mit Bronzejunges?“, fragte er vorsichtig, während Glühjunges mit Mitleid auf die Ausgeschlossene blickte. „Die hat auch eine Rolle, eine sehr wichtige.“, lachte Dachsjunges böse, ehe sie sich auf Bronzejunges warf. „Sie ist der hässliche, stickende Fuchs!“ Plötzlich spürte Bronzejunges einen stechenden Schmerz auf der Schulte. Dachsjunges hatte ihre Krallen ausgefahren! Erschrocken schrie sie auf und sprang von ihrer Baugefährtin weg. „Was sollte das?“, fauchte sie beleidigt und erzürnt zugleich. Sofort stellte sich Glühjunges vor Bronzejunges. „Dachsjunges, lass den Mäusedung!“, schimpfte der weisse. „Meine Schwester ist nicht hässlich und stinken tut sie schon gar nicht!“, protestiert Fliegenjunges mit Feuer in den Augen. „Sag das nie wieder!“ Mit einen „Hmpf!“, drehte sich die Angesprochene um. „Sagt doch, was ihr wollt! Ich habe recht!“ Dann stolzierte sie ohne weitere Worten in die Kinderstube. Glühjunges starrte peinlich berührt auf seine Pfoten. „Tut mir leid wegen meiner Schwester.“, murmelte er, ehe er hinter ihr herlief.
Kapitel 3:
Interessiert schnüffelte Bronzejunges an die verschiedenen Blätter und Beeren im Heilerbau. Eschenblatt beobachtete neugierig das Junge dabei, seine Schnurrhaare zuckten belustigt, „Riecht gut, oder?“, fragte der junge Heiler. Für Bronzejunges roch alles wirklich frisch, lecker und irgendwie nach Wald. Vor allem diese roten, prallen Beeren... Bronzejunges lief das Wasser im Mund zusammen. „Eschenblatt?“ Der Kater schaute auf. Gerade war er dabei gewesen, die neuen Kräuter in den verschiedenen Kuhlen zu sortieren. „Was ist denn?“ „Was sind das für Beeren?“ Vorsichtig stiess sie den Beeren an. Ohne Eschenblatts Erlaubnis würde sie es nicht wagen, davon zu essen. Sofort weiteten sich dessen grünen Augen erschrocken. „Hast du etwa davon gegessen?“ Panik übertrug sich auf Bronzejunges Fell, ihre Haare stellten sich auf, Angst benebelten ihre Gedanken, legte ihre Stimme stumm. Schnell schüttelte sie den Kopf, was Eschenblatt erleichtert seufzen liess. „Gut. Das sind Todesbeeren und sie haben sich den Namen zurecht verdient.“ „Sie sind also tödlich?“ Die rote Kätzin wollte dies so recht nicht glauben. Konnten so kleine Beeren wirklich töten? „Allerdings. Sehr sogar. Ein bissen und du würdest zum Sternenclan gehen, für einen Krieger reicht bereits eine Beere. Selbst Hagelstern würde daran sterben. Gleichzeitig sind sie aber auch der Grund, wieso ich Heiler geworden bin.“ Vorsichtig rollte Eschenblatt die Beeren in die hintersten Kuhle. Dann lief er zu einer Wasserpfütze. „Wasch die lieber noch die Pfote, zur Sicherheit .“ Schnell sprang Bronzejunges zur Pfütze und tauchte die Pfote ins Wasser. „Wieso bist du wegen diesen Beeren jetzt Heiler?“, miaute Bronzejunges und blinzelte Eschenblatt an. Dieser betrachtete eine Weile sein zweites Ich im Wasser, ehe er antwortete. „Ich hatte einen Bruder. Kastanienjunges war ziemlich war ziemlich neugierig und abenteuerlustig. Er war mutig und stark, aus ihm wäre ein guter Krieger geworden.“ Seine sonst so sichere Stimme wurde brüchig. Kurz schwieg er, ehe er mit festen Blick weiter sprach. „Auf jeden Fall erkundete er damals den Bau von Minzpelz. Dort stiess er auf die Todesbeeren und du hast ja selbst gesehen, wie lecker sie aussehen. Er hat gleich mehrere auf einmal gefressen. Minzpelz konnte nichts für ihn tun. Es war schwer für mich, die Leiche meines Bruders in der Lagermitte zu sehen. Daher habe ich mir geschworen, alles über Kräuter zu lernen, um solche Sachen nie wieder erleben zu müssen“ Verwundert schaute Bronzejunges daraufhin zu den Beeren. „Wenn sie so tödlich sind, warum haben wir sie dann hier im Lager?“ „Hm... Das ist eine gute Fragen, Bronzejunges. Weisst du, manchmal kann man eine Krankheit nicht heilen, vor allem bei Ältesten. Bevor ihnen einen lange, schmerzvolle Nacht bevor steht, möchten sie lieber aus eigenen Willen den Sternenclan willkommen heissen. Manchmal ist das Leben schlimmer als der Tot.“ Furcht durchflutete Bronzejunges. Konnte das Leben wirklich so furchtbar sein? „Ein Leben als Krieger zieht viele Risiken mit sich. Manchmal wird eine Katze so schwer verletzt, dass sie nicht mehr laufen kann. Oder sehen. Nicht alle wollen so weiter leben, weisst du?“ Nachdenklich nickte Bronzejunges. „Kräuter können nicht alles zurecht biegen. Vieles, aber nicht alles“ „Und was können Kräuter alles?“ „Zum Beispiel können sie Bauchschmerzen, Wunden und Infektionen heilen. Sogar den tödlichen Grünen Husten.“ Fasziniert blickte Bronzejunges auf die Kräuter. Sowohl Tot als auch Leben können sie schenken und Eschenblatt wusste alles darüber. Also war er auf seine Art und Weise mächtig! Ausserdem war Eschenblatt für das Wohlsein seiner Clangefährten verantwortlich. Diesen Gedanken gefiel Bronzejunges. „Macht Heiler sein Spass?“ „Mir schon.“, miaute Eschenblatt. „Weisst du auch schon, wer dein Schüler werden soll?“ Unruhig zuckte Eschenblatt plötzlich mit dem Ohr. Was war denn mit ihn plötzlich? Seine grünen Augen schweiften zu Höhlenwand. „Nein, noch nicht.“ Als würden Ameisen unter ihrem Fell kriechen, schüttelte sich Bronzejunges aufgeregt. Vielleicht war dies ihre Chance! „Kann ich es nicht werden?“
„Nein!“ Erschrocken zuckte Bronzejunges über die Lautstärke zusammen. Die Augen von Eschenblatt wurden nun vor Angst glasig. „Nein, dass kannst du nicht! Du bist dazu bestimmt, Kriegerin zu werden!“ „E-es tut mir leid...“, jammerte die Rote auf. Die Ablehnung des Heilers verletzte sie sehr. Warum wollte der Kater sie nicht als Schülerin haben? „Bronzejunges.“, seufzte Eschenblatt entschuldigend. „Das war nicht so gemeint, wirklich nicht. Es ist eine Prophezeiung, die dich daran hindert.“ Neugierig spitzte Bronzejunges die Ohren. Eine Prophezeiung? „Was meinst du damit?“ Unschlüssig blinzelte Eschenblatt. „Das ist etwas komplizierter, ich kann es dir nicht sagen.“ „Aber es betrifft auch mich!Es bestimmt meine Zukunft! Du musst es mir sagen!“, protestierte sie entrüstet. Irgendwie schaute Eschenblatt gequält, als würde etwas ihn plagen. „Das einzige was ich sagen kann, ist das du eine sehr wichtige Rolle drin spielst. Ich glaube, du bist die Gute...“ „Die Gute?“, wiederholte Bronzejunges, nun verstand sie wirklich gar nichts mehr. Eschenblatt zog scharf die Luft ein. „Vergiss es einfach, was ich gesagt habe.“ Bronzejunges öffnete ihr Maul, um etwas zu sagen, doch auch jetzt rief der Heiler dazwischen. „Wirklich, irgendwann wirst du es verstehen. Jetzt gehst du wohl lieber.“ Verdattert nickte die Kätzin und tapste aus dem Bau.
„Bronzejunges.“ Da war wieder ihr Bruder Schattenseele, der scheinbar auf sie gewartet hatte. Doch dennoch klebte die Antwort von Eschenblatt noch an ihrem Fell, die sie ein wenig runter zog. Schattenseele schien das bemerkt zu haben. „Ist alles in Ordnung?“ , fragte er fürsorglich. „Ja, ich habe nur gerade eben mit Eschenblatt geredet.“, erklärte Bronzejunges schnell. Etwas glitzerte in Schattenseeles Augen auf. „Worüber denn?“ „Ich habe in lediglich gefragt, ob ich nicht seine Heilerdschülerin werden kann.“ „Und er sagte nein?“, schlussfolgerte der schwarze Krieger. „Es hat mich erschrocken, wie er das sagte. Erst habe ich gedacht, er mag mich nicht. Doch dann sagte er mir, ich sei zur Kriegerin bestimmt, da ich ein Teil einer Prophezeiung wäre.“ Natürlich vertraute Bronzejunges alles ihrem Bruder an, sie würde ihn niemals anlügen können oder ihm etwas verheimlichen. „Eine Prophezeiung?“, wiederholte Schattenseele erstaunt. „Was für eine?“ „Das wollte er mir nicht sagen.“, miaute Bronzejunges enttäuscht. „Vielleicht lügt er. Vielleicht mag er mich wirklich nicht...“ Bei diesen Gedanken liess Bronzejunges die Ohren hängen. Sie hatte wirklich gedacht, Eschenblatt würde sie mögen. Er wäre ihr Freund. Doch dem war wohl nicht so. Plötzlich spürte sie etwas warmes neben ihrer Flanke. Es war Schattenseele, der sie so zu trösten versuchte. „Sag nicht so ein Mäusedung, Bronzejunges. Du bist eine tolle Katze, man kann dich doch gar nicht verachten, hassen oder anderes in dieser Richtung. Vergiss das nicht, ja?“ Dankbar nickte Bronzejunges, die Worte ihres Bruders waren so warm wie immer. „Übrigens.“, schnurrte er, „möchte ich dir einen guten Freund von mir vorstellen. Was sagst du dazu?“ „Ein guter Freund von dir? Gerne! Wer ist es?“ Amüsiert zuckten Schattenseeles Schnurrhaare. „Komm mit.“ Er führte Bronzejunges zum Schmutzplatz, was sie schon ein wenig wunderte. Doch dann realisierte sie, dass Schattenseele sie ausserhalb des Lagers führte! Ihr Herz pochte wie wild, als sie sich vom Schmutzplatz aus zum Lagerausgang schlichen. Dann dauerte es nur wenige Herzschläge, bis Bronzejunges den Wald in voller Pracht bestaunen konnte.
„Wow!“, entglitt es ihr. „Ich wusste gar nicht, dass der Wald so schön ist.“ Verträumt blinzelte das Junges. Das warme Sonnenlicht leuchtete golden durch das Blätterdach, welches dem Gras in grün Konkurrenz machte. Die Vögel zwitscherten leise, laute, ruhige und schnelle Lieder durcheinander. Die Beeren hier sahen frischer und schöner aus, als die Beeren im Heilerbau. „Ganz schön gewaltig, oder?“, lachte Schattenseele, der sich zur seine Schwester gestellt hatte. „Ja! Und das siehst du jeden Tag?“ Mit zufriedenen Grinsen antwortete er: „Und jeden Tag bin ich aufs neue begeistert.“ „Dein Bruder hält manchmal bei der Jagd an, nur um die Blätter der Bäume zu bestaunen.“ Verwundert drehte sich Bronzejunges um, als sie eine schrille aber bekannte Stimme vernahm. War Gluttiger der Freund, von dem Schattenseele erzählt hatte? Um diese Frage zu beantworten zu können, drehte sie sich um und erblickte tatsächlich den roten Kater mit blauen Augen. „Gluttiger .“; begrüsste Schattenseele diesen mit einem freundlichen schnurren. „Schattenseele, das hat ja gedauert. Hallo, Bronzejunges.“ Respektvoll neigte Bronzejunges den Kopf vor der älteren Katze. „Du musst nicht so höflich sein, Bronzejunges. Ich bin weder Hagelstern noch Habichtwolke, sondern Gluttiger.“ Der rote Kater schien ungewohnt freundlich zu Bronzejunges zu sein. Lag es daran, dass sie die Schwester von Schattenseele war? „Ich reiss dir schon nicht das Fell aus. Sei nicht so versteift.“ Obwohl Bronzejunges wusste, dass er es freundlich meinte, erkannte sie dennoch seinen gereizten Unterton wieder. Vielleicht behandelte er sie also doch normal. „Sei bitte ein wenig einfühlsamer, Gluttiger.“, flüsterte Schattenseele, gerade noch laut genug, damit es Bronzejunges mit bekam. „Sie hatte gerade ein enttäuschendes Gespräch mit Eschenblatt.“ Was war das in seinen blauen Augen? Auch Gluttiger schien seine Gefühle und Gedanken für andere Katzen unsichtbar zu machen, nicht mal eine Ansatz davon konnte Bronzejunges finden. Genauso wie es oft bei Schattenseele war. „Vielleicht ist das gut so.“, erwiderte der rote Krieger. Erschrocken schaute Bronzejunges ihn ins Gesicht. Glaubte er etwa auch, sie sei als Heilerin unnütz? „Für mich sieht sie wie eine geborene Kriegerin aus, die ihrem Clan gut dienen kann. Zumindest wenn sie sich anstrengt.“
Zuletzt von Nygma am Sa Jul 11 2020, 14:50 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Ich habe dann auch gleich hier mal vorbeigeschaut und finde, dass der Anfang wirklich vielversprechend und spannend klingt :3 Auch hier würde ich auf jeden Fall gerne mehr lesen :)
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Sou Kapitel 1-3 sind jetzt da und fertig für euch zum lesen, ich würde mich über Rückmeldungen sehr freuen.. Es sind noch viele weitere Kapitel bereits zum Hochladen, (ca bis 20) aber ich wollte keinen überfordern xD
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weiter gehts..
Kapitel 4:
Aufgeregt sprang Bronzejunges auf und blinzelte. Regenblüte schlief noch, den Schwanz um ihre Jungen gelegt. Schattenseele wollte ihr und Fliegenjunges etwas beibringen! Neue Kampftechniken. Eigentlich interessierte das Heilerleben Bronzejunges immer noch mehr, doch Schattenseele hatte ihr versprochen, ihr etwas zu zeigen, damit sie sich umentscheiden konnte und er würde sie bei jeder Entscheidung unterstützten, wo er nur könne. Fliegenjunges sollte auch dabei sein, weshalb Bronzejunges ihn vorsichtig weckte. Der schwarze Kater öffnete verwirrt die grauen Augen und gähnte ein mal auf. „Was ist denn? Ist die Sonne schon aufgegangen?“ Eifrig schüttelte Bronzejunges den Kopf. „Nein.“, flüsterte sie mit einen geheimnisvollen glitzern in den Augen. „Aber jemand hat eine Überraschung für uns vorbereitet!“ „Jemand?“, wiederholte Fliegenjunges, seine Neugier besiegte die Müdigkeit. „Dann lass uns schnell schauen!“ Auch er erhob sich auf alle vier Pfoten, wünschte Regenblüte noch mal gute Träume, eher er Bronzejunges hinterher dackelte. Draussen wurden die Geschwister von Nebel begrüsst, der die Sicht auf den Sonnenaufgang verdeckte. „Wo müssen wir hin?“, fragte Fliegenjunges. „Ich bin schon da.“, miaute Schattenseele mit liebevollen Blick auf seine Geschwister. „Wir gehen nur etwas von der Kinderstube weg, damit wir Regenblüte nicht wecken, sie braucht ihren Schlaf.“ Gespannt nickten die Geschwister. Vor dem Lagerausgang blickte Schattenseele auf die Katzen. „Ihr seht bereit aus. Fliegenjunges, ich möchte euch beiden einige Kriegertechniken zeigen, was sagst du dazu?“ Die Augen von Fliegenjunges weiteten sich überrascht. „Ja, bitte!“ Amüsiert schnurrte Schattenseele. „Das habe ich mir bereits gedacht. Dann passt gut auf, was ich mache, okay?“ Der schwarze Kater duckte sich, robbte etwas über dem Boden. Plötzlich hielt er an, um seine Hinterpfoten anzuspannen. Dann sprang er mit ausgefahren Krallen in der Luft, wobei er sich im Sprung leicht drehte und eine Kralle zum Himmel erhob. Geschmeidig landete Schattenseele dann wieder auf seinen Pfoten. „Jetzt seid ihr dran. Erst verlagert ihr euer Gewicht auf alle Pfoten, damit ihr lautlos über den Boden robben könnt. Dann, wenn euer Gegner vor euch steht, haltet ihr an, er wird denken, ihr ergebt euch. Doch darauf hin greift ihr mit ausgefahren Krallen an. Zielt auf den Kopf, es muss sehr schnell gehen.“ Aufgeregt liess sich Fliegenjunges sofort auf die Pfoten fallen, sein Schwanz wedelte hin und her. Behutsam setzte er eine Pfote vor die andere, während er sich immer mehr dem Boden näherte. „Nicht schlecht.“, schnurrte Schattenseele. „Mach weiter so.“ Konzentriert duckte sich Fliegenjunges, wartete einen Moment, dann schlug er zu. „Wie war ich?“, fragte der erfolgreiche, kleine Krieger. „Sehr gut, nur etwas zu langsam. Bronzejunges, möchtest du auch?“ Mit entschlossenen Blick nickte die Rotbraune. Geschmeidig schritt sie voran, duckte zu zum Boden, um zu robben. Vor ihren innerlichen Augen stellte sie sich einen Beerenclan Krieger vor, der gehässig grinste. „Na warte!“, knurrte Bronzejunges. Mit einen Sprung stiess sie ihre Kralle gegen seine Kehle. Der Krieger ergriff sofort die Flucht. Zumindest gedanklich hatte ihren Clan gerettet. „Fantastisch, Bronzejunges.“, wurde sie sofort von ihren Geschwistern gelobt. „Du hast ausgesehen, als würdest du gegen einen echten Krieger kämpfen!“ „Du scheinst grosses Talent zu haben.“, fügte Schattenseele zu. „Dann zeige ich euch eine zweite Technik.“ Beide Jungen quiekten vor Freude, doch es sollte anders kommen. Ein brauner Kater mit gelben Augen stellte sich auf einmal zwischen die Geschwister. Es war ihr Vater Blitzlicht. „Schattenseele, was tust du da?“ Seine Stimme bebte vor Wut. „Ich zeige Fliegenjunges und Bronzejunges Kampftechniken. Sie sind bald Schüler, da wollte ich sie nur vorbereiten.“ „Du weisst genau, dass du solche Kampftechniken nicht zeigen darfst.“ Plötzlich wurde seine Stimme leiser, als er seinen ältesten Sohn etwas ins Ohr flüsterte. Die Augen von Schattenseele verfinsterten sich, jedoch nickte er schweigend.
„Ich, Bronzestern, rufe meine Ahnen zusammen, um einen zweiten Anführer zu wählen.“ Bronzejunges stand auf einen Ast, um höher als die anderen Jungen zu sein. Schliesslich war sie heute Anführerin. „Glühzahn, du bist ein loyaler Krieger. Du hast den Dachs alleine verjagen können. Deshalb wirst du mein Stellvertreter.“ Ehrenvoll neigte Glühjunges den Kopf vor Bronzejunges. „Glühzahn! Glühzahn!“, riefen Fliegenjunges und Dachsjunges. Dabei viel Bronzejunges auf, wie eifersüchtig Dachsjunges Augen glitzerten. Nicht nur, dass sie keine Anführerin war, jetzt schien sie sich mit ihrer Kriegerrolle auch nicht zufrieden zu geben! Bronzejunges sollte es egal sein. Wenigstens liess sie Dachsjunges mit spielen. „Zudem habe ich von Fliegenpelz gehört, dass einige Beerenclan Krieger sich auf unserem Territorium aufhalten! Wir werden sie sofort angreifen, mit einer Patrouille aus den stärksten Krieger des Dornenclans! Fliegenpelz, Dachsstreif und natürlichen Glühzahn werden mich begleiten.“ Damit sprang Bronzejunges vom Ast herunter, um ihre Krieger zu versammeln. „Fliegenpelz e und ich greifen von rechts, Glühzahn und Dachsstreif von links.“ „Halt die Luft an!“, fauchte Dachsjunges daraufhin. „Ich greife von rechts an! Du hast nichts zu entscheiden!“ „Ich bin deine Anführerin!“, erwiderte Bronzejunges gereizt. Schon wieder zerstörte Dachsjunges das komplette Spiel! „Hey, hört auf zu Streiten.“, mischte sich Glühjunges ein und blickte verzweifelt auf seine Schwester. „Bronzejunges darf heute entscheiden, mach bitte was sie sagt.“ Beleidigt drehte Dachsjunges ihren Kopf weg, sagte aber nichts mehr. Den Sternenclan sei dank, dachte Bronzejunges erleichtert. So wurde das Spiel gerettet. Fliegenjunges aufgeregtes Atem hing ihn Bronzejunges Nacken, die dies jedoch nicht störte. Vorsichtig schlichen sich die Katzen auf einen hellbraunen Kater und eine schwarzweisse Kätzin zu. Beinahe Zeitgleich sprangen die vier Jungen auf die Kätzin zu, die perplex die Augen öffnete, doch das Spiel schnell durchschaute. „Oh nein,der Dornenclan hat uns entdeckt!“, jaulte sie auf, drehte sich schnell auf den Bauch und kauerte sich hin. „Da müssen wir wohl angreifen!“ Der Kater, Nussfell, schnappte nach Bronzejunges. „Der Beerenclan hat keine Chance!“, lachte sie auf, als das Junges auswich. Fliegenjunges sprang auf Nussfell und schlug mit eingezogenen Krallen aus sein Ohr. „Nein, nein!“, jammerte Nussfell, Kieselschweif war bereits auch in die Ecke gedrängt worden. „Wir ergeben uns, wir haben gegen den Dornenclan einfach keine Chance!“
„Wow!“, staunte Bronzejunges über die neuen Mitglieder des Clans. Gleich fünf Jungen hatte Fleckentau und Finkenfeder bekommen. Vier Kätzinnen und einen Kater. Die Eltern blickten Stolz auf ihre Jungen. Erleichtert seufzte Eschenblatt. „Zum Glück ist alles gut gegangen. Wie geht es dir, Fleckentau?“ „Nur etwas müde.“, erklärte die liebevolle Kätzin schnell. „Dann ist gut. Ich hole dir vorsorglich ein wenig Borretsch, das regt die Milchproduktion an.“ Mit diesen Worten verschwand der Heiler. Die Jungen säugten bereits gierig die Muttermilch. „Ruh dich etwas aus.“, miaute Finkenfeder mit besorgter Stimme zur seine Gefährtin. „Habt ihr euch schon Namen überlegt?“, fragte Regenblüte vorsichtig. Endlich glänzten ihre grauen Augen mal wieder! Fleckentau nickte. „Der braune Kater heisst Braunjunges. Die schwarzweisse Kätzin ist Fichtenjunges. Felsjunges ist die graue Kätzin mit den dunklen Flecken. Die, mit dem schwarzen Fell ist Spechtjunges. Und zum Schluss; die schwarze Schildpatt Kätzin ist Morgenjunges.“ Erstaunt fragte sich Bronzejunges, ob Fliegenjunges und sie auch mal so klein waren. Die neuen Jungen wirkten wie ein Häufchen elend. So schwach und zerbrechlich...
Ein aufdringliches Stupsen weckte Bronzejunges aus ihrem Schlaf. Verwirrt öffnete sie die Augen. Wer war das? Erstaunt, als sie diese Katze vor ihr erkannten, riss Bronzejunges das Maul auf, schloss es aber wieder und schaute aus dem Bau. Es war Nacht, bis zum Sonnenaufgang würde es noch gefühlte Blattwechsel dauern. Wieso weckte er sie dann? „Komm mit.“, flüsterte Schattenseele freundlich. „Wir gehen trainieren.“ „Ich dachte, dass dürfen wir nicht!“, hisste Bronzejunges erstaunt. Den Einwand von Blitzlicht konnte sie immer noch nicht nach vollziehen. Vor allem, da er Schattenseele liebte, nicht so wie Regenblüte. „Wir machen es heimlich. Klingt spannend, oder?“ Bronzejunges blinzelte. Schattenseele wusste genau, wie er sie überzeugen konnte. Aufgeregt folgte die Kätzin ihrem Bruder aus der Kinderstube. Gluttiger wartete bereits draussen auf die Beiden. „Na, wie geht es dir?“, fragte er mit breiten Grinsen. Da Bronzejunges nicht wusste, was sie sagen sollte, nickte sie nur höflich. „Für eine Kriegerin fehlt dir noch der Mut. Komm mit.“ Die Stimme des Kriegers wurde wieder unfreundlich. Gemeinsam schlichen sich die Katzen wieder aus dem Lager. „Hier sieht und hört uns keiner“, erklärte Gluttiger mit eisernen Blick. „Heute hat dir Schattenseele bereits eine Technik gezeigt. Jetzt zeige ich dir eine zweite. Schattenseele ist dabei eine Katze aus einen anderem Clan.“ Beide Katzen umrunden sich langsam, peitschten mit den Schwanz, als würden sie gleich angreifen. Plötzlich sprintete Gluttiger auf Schattenseele zu, sein Schwanz verdeckte Schattenseele die Sicht. Damit nutzte er die Chance und biss vorsichtig in Schattenseeles Bein und zog diesen weg. Unsanft kam der Schwarze auf. Begeistert hatte Bronzejunges jede Bewegung mit den Augen verfolgt. Krieger sein war doch so viel besser als ein Heiler sein! Sie würde definitiv Krieger werden. Nicht nur das, sie wollte auch Anführerin werden! „Deine Augen leuchten.“, lachte Schattenseele auf. „Erträume dir nicht zu viel vom Kriegerleben, Bronzejunges.“ Wieder kam ein gehässiger Kommentar von Gluttiger. „Manche sind schwach und sterben früher als andere Krieger, denke daran. Vor allem Träumer sterben schnell.“ „Ich nicht!“, gab Bronzejunges zurück. „Ich werde genau so gut wie Schattenseele! Nein, noch besser! Eines Tages werde ich den Dornenclan führen!“
Kapitel 5:
„Wir haben uns heute zusammen gefunden, um vier neue Schüler zu ernennen!“ Aufgeregt blickte Bronzejunges zu ihrer Mutter. Regenblütes Augen leuchteten seit langer Zeit wieder aufrichtig! Es freute Bronzejunges ihre Mutter so aufblühen zu sehen! „Bronzejunges, Fliegenjunges, Glühjunges und Dachsjunges, ihr seid nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit eurer Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an, bis diese Schülerin sich ihren Kriegernamen verdient hat, wird sie Bronzepfote heissen. Ich bitte den Sternenclan über diese Schülerin zu wachen, bis sie in ihrem Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Gluttiger du bist nun bereit einen Schüler auszubilden. Du wurdest von Blitzlicht hervorragend ausgebildet und du hast bewiesen, dass du stark und mutig bist. Du wirst der Mentor von Bronzepfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an sie weiter geben wirst.“ „Natürlich werde ich das.“, schnurrte Gluttiger zufrieden. Aufgeregt tapste Bronzepfote zu ihren Mentor Gluttiger. Beide drückten die Nase aneinander, bevor sie sich in den Menge setzten, um auf die anderen Schüler zu warten. „Von diesem Tag an, bis diese Schüler sich seinem Kriegernamen verdient hat, wird er Fliegenpfote heissen. Ich bitte den Sternenclan über diesen Schüler zu wachen, bis er in seinen Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Staubglanz du bist nun bereit einen Schüler auszubilden. Du wurdest von Blitzlicht hervorragend ausgebildet und du hast bewiesen, dass du stark und mutig bist. Du wirst die Mentorin von Fliegenpfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an ihn weiter geben wirst.“ Mit stolzem Blick stand die silberne Kätzin mit dem weissen Flecken auf. „Ich werde mein bestes geben.“ Die Geste wurde wiederholt, dann war der nächste Schüler dran. „Von diesem Tag an, bis diese Schüler sich seinem Kriegernamen verdient hat, wirst du Glühpfote heissen. Ich bitte den Sternenclan über diesen Schüler zu wachen, bis er in seinen Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Sandtupf du bist nun bereit einen Schüler auszubilden. Du wurdest von Habichtwolke hervorragend ausgebildet und du hast bewiesen, dass du stark und mutig bist. Du wirst die Mentorin von Glühpfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an ihn weiter geben wirst.“ Die braune Kätzin mit den dunkleren Tupfen berührte kurz Glühpfotes Nase. „Von diesem Tag an, bis diese Schülerin sich ihren Kriegernamen verdient hat, wird sie Dachspfote heissen. Ich bitte den Sternenclan über diese Schülerin zu wachen, bis sie in ihren Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Finkenfeder du bist nun bereit einen Schüler auszubilden. Nachdem dein ehemaliger Schüler nun Krieger ist, hast du eine neue Schülerin verdient. Du wirst der Mentor von Dachspfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an ihr weitergeben wirst“ Der ältere Krieger nickte mit leuchtenden Augen. „Sie wird sicher eine gute Kriegerin.“ „Bronzepfote, Fliegenpfote, Glühpfote, Dachspfote! Bronzepfote, Fliegenpfote, Glühpfote, Dachspfote!“, rief der Clan im Chor, um die neuen Schüler Willkommen zu heissen.
„Was machen wir als erstes?“ Die Stimme von Bronzepfote wurde durch die Aufregung hoch, endlich waren sie Schüler! Ewigkeiten hatte sie auf diesen Moment gewartet! „Reiz dich zusammen!“, fauchte Dachspfote in ihrer gewohnten schrillen Stimme. „Du verhältst dich wie ein Junges!“ „Warst du selbst nicht noch vor wenigen Herzschläge eins?“, gab Glühpfote wieder, in seinen Augen funkelte Zorn, was Bronzepfote ein wenig verwunderte. Eigentlich dachte sie, Glühpfote würde sie gar nicht mögen, doch jetzt verteidigte er sie! „Ihr Beiden könntet wenigstens für einen Tag aufhören zu Streiten.“, murmelte Finkenfeder. „Dachspfote, entschuldige dich bei Bronzepfote für diesen Kommentar. Sie ist eine Baugefährtin. Zudem verhältst du dich auch wie ein Junges mit dieser Art von Angiftungen.“ „Ich werde mich ganz sicher nicht entschuldigen!“ Wütend stellte sich Dachspfotes Fell auf. Die Mentoren wechselten kurz ein Blick. „Dann hast du dich soeben freiwillig dazu gemeldet, die Ältesten auf Zecken ab zu suchen, wenn wir den ersten Tag hinter uns haben.“, schnurrte Finkenfeder zufrieden. Nun glitzerte in seinen blauen Augen Spott. „Mir doch egal.“, erwiderte die schwarze Schülerin Schwanz peitschend. „Als erstes zeigen wir euch unsere Territorium.“, beantwortete Sandtupf Bronzepfotes Frage. Die Mentoren führten ihre Schüler aus dem Lager. Wieder überwältigte der Wald Bronzepfote. Die Sonnenstrahlen schlichen sich durch das Blätterwerk und verliehen den Blätter eine goldene Umrandung. Die Vögel umrahmten den schönen Anblick mit ihren Gesang. Als erstes führten die Mentoren ihre Schüler zu einer Kuhle, in der viel Moos wuchs. „Das hier ist die Trainingskuhle.“, erklärte Finkenfeder. „Hier werden Kampftechniken geübt. Das Moos was hier wächst dient dafür, dass ihr euch nicht verletzt. Der Baum hier“, mit seinen Schwanz zeigte er auf einen hohen Baum, auf den ebenfalls Moos wuchs, „gibt uns das Moos für die unsere Nester.“ „Auf dem Rückweg kann ja Dachspfote ruhig etwas für die Ältesten mitnehmen.“, bemerkte Gluttiger hämisch. „Merk dir also diesen Weg.“ Dachspfote konterte mit einen wütenden Blick, sagte jedoch nichts. „Las gut sein, Gluttiger.“, mischte sich Finkenfeder ein. „Sie ist meine Schülerin.“ „Wir müssen weiter.“, erinnerte Staubglanz mit einer ruhiger und freundlicher Stimme, um die Katzen zu beruhigen. Das Laub knackte unter den Pfoten von Bronzepfote, das Territorium war viel grösser, als sie sich erträumt hatte! Irgendwann stieg ihr ein neuer Geruch in die Nase. Es war ein frischer Geruch. Als Bronzepfote aufschaute, fand sie eine Steppe vor sich wieder. „Das ist die Grenze zu dem Moosclan.“, erklärte Staubglanz. „Diese Katzen sind drahtig mit langen Beinen. Kaum einer ist schneller als sie.“ „Trotzdem sind wir besser.“, murmelte Dachspfote, folgte nach einen verächtlichen Blick über die Grenze ihren Mentor wieder in den Wald. Aufgeregt sprang Bronzepfote hinterher. Nach einigen Herzschlägen wurde der Wald weniger dich, bis sie an einer grossen Wiese mit vielen Steinen ankamen. Vier grosse stachen aus der Mitte hervor. „Das ist die Felsenwiese. Hier finden die grossen Versammlungen statt.“, miaute Sandtupf. „Bestimmt dürft ihr bald schon bei einer dabei sein.“ Bronzepfotes hellgrünen Augen leuchteten begeistert auf. Die Sonnenlichter streichelten Sanft die vier grossen Felsen, das Gras wirkte weicher als im Wald.
„Die Anführer des jeweiligen Clans nehmen bei der Versammlung hier platz. Die anderen Katzen sitzen im Kreis und die zweiten Anführer sitzen vor dem Felsen.“, erklärte Staubglanz freundlich. Bronzepfote konnte sich gut vorstellen, wie die Felsen im Mondlicht leuchteten würden. Bei dem Gedanken stellte sich ihr Fell aufgeregt auf. „Denkst du, wir können nächste Versammlung mit kommen?“, fragte sie Glühpfote, der neben ihr stand. „Ich weiss nicht.“, erwiderte er. „Aber ich denke, eher die älteren Schüler dürfen mitkommen.“
Die Katzen liefen wieder in den Wald. Der nächste Halt war ein flacher Felsen, wo runter ein Weg zu einen Bau führte, aus dem ein unbekannter Geruch kam. Neugierig ging Bronzepfote einen Schritt näher, um den Geruch besser zu riechen. „Was ist das für ein Duft?“, fragte sie zögerlich ihren Mentor. Irgendwie war er ihr nicht geheuer. Er war erstaunlich bissig. „Dieser Geruch kommt von einen Fuchs.“ Erschrocken sprang Bronzepfote einen Schritt zurück. Lebte da also ein Fuchs drin!? „Keine sorge.“, erklärte Sandtupf. „Der Fuchs ist schon einige Tage fort. Sonst würde es intensiver riechen. Das hier ist der Fuchsfelsen. Hier nisten sich gerne Füchse oder Dachse ein, weshalb wir diesen Felsen immer Patrouillieren. Diese Patrouille besteht immer aus mindesten vier Kriegern, damit sie im Notfall den unerwünschten Nachbarn verjagen können.“ „Glaubst du, wir werden bald gegen einen Fuchs kämpfen?“, fragte Fliegenpfote erwartungsvoll Glühpfote, welcher nur unwissend zu Sandtupf blickte. „So schnell sicherlich nicht.“, erwiderte Finkenfeder. „Ein so junger Schüler würden höchstens sein Leben lassen, anstelle den Kriegern zu helfen.“ Entsetzt wechselten die Schüler einen Blick, bis auf Dachspfote, die unnahbar die Nase rümpfte. „Also ich würde nicht sterben!“ Genervt rollte Bronzepfote die Augen. Irgendwann würde Dachspfote sehen, dass sie nicht so perfekt ist, wie sie dachte. Der Weg führte sie zu einer weiteren Wiese. Staubglanz erklärte, welchen Clan dieses Territorium gehörte. „Das ist die Grenze zum Beerenclan. Die Wiese mündet irgendwann in weichen Sand. Sie haben unendliche Wasserort. Aber dieses Wasser ist nicht trinkbar, es schmeckt nach Salz.“ Wasser, was man nicht trinken konnte? Ungläubig schüttelte Bronzepfote den Kopf. Wie konnte das sein? Als sie zu Fliegenpfote blinzelte, erkannte sie die gleiche Verwirrung in seinem Gesicht. „Und was machen sie dann mit dem Wasser?“, erkundigte sich Glühpfote. „Sie jagen da drin.“, erklärte Gluttiger verächtlich. „Sie haben noch einen kleinen Fluss, in dem sie ebenfalls jagen. Ich weiss nicht, wie man Fisch fressen kann.“ Dazu schüttelte er sich, woraufhin Staubglanz belustigt schnurrte. Die letzte Clangrenze war noch innerhalb des Waldes. Sie war in der Nähe von der Felsenwiese. „Wenn ihr weiter geht, gelangt ihr in den Klippenclan. Sie Leben ebenfalls im Wald und jagen demnach auch die gleiche Beute wie wir.“, miaute Finkenfeder. „Ihr werdet sie sicher bald kennen lernen, da sie oft ihre Grenzen patrouillieren.“ „Sie sind etwas schreckhaft.“, fügte Sandtupf hin zu. „Daher lassen sie sich auch schnell auf Kämpfe ein. Provoziert sie daher nicht unnötig.“ Ihr Blick galt Dachspfote, die abwartend in den weiteren Wald blickte. Finkenfeder rümpfte die Nase, als würde er den anderen Clan nicht mögen. Sandtupf führte die Schüler nun ins Herz des Territoriums. Ein kleiner Bach lief sacht über den Boden, das Wasser war klar, nur einige Blätter wurden vom leichten Strom mitgerissen. Nach einigen Herzschläge wurde der Bach breiter, der Strom stärker und schneller. Schliesslich mündete der Bach in einen Abhang. Der Waldboden hörte abrupt auf, unter ihn lag ein Boden aus Stein, an der ein kleiner See war. „Das ist der Wolkensee. An manchen Tagen spiegelt sich dort nämlich der Himmel wieder und so auch die Wolken.“, informierte Gluttiger. Sein Gesicht verfinsterte sich, jedoch konnte Bronzepfote seine Gedanken nicht erahnen. „Ihr solltet aufpassen, wer hier runter fällt, wird sicherlich sterben.“ Bronzepfote spürte neben sich ein zitterndes Fellball, es war ihr Bruder. „Jage ihn doch nicht so ein schrecken ein!“, mahnte Staubglanz. Mitleidig blinzelte sie zu dem getigerten Schüler. „Keine Sorge, solange ihr den Rand nicht zu nahe kommt, kann euch nichts passieren. Bei Regentagen haltet ihr euch am besten ganz fern.“ Dann deutete sie mit ihren Schwanz zu einen kleinen Abstieg. „Dort könnt ihr sicher zum Wolkensee gelangen. Für die Kranken und Ältesten können wir hier gut Wasser holen.“
Während die Katzen wieder zum Lager liefen, dachte Bronzepfote nach. Sie war so stolz endlich Schülerin zu sein! Die ersten Eindrücke des gesamten Dornenclans waren gewaltig. Jedoch nicht nur ihr eigener Clan. Sie war erstaunt, dass jeder Clan, Moosclan, Beerenclan und Klippenclan, anders roch. Jeder Clan schien auch andere Stärken und Schwächen zu haben! Ein Rascheln aus dem Busch riss Bronzepfote aus ihren Gedanken. Eine kleine Maus versuchte den Weg so schnell wie möglich zu überqueren. Schwarzes Fell schoss auf die Maus zu und schnappte sie. Verweilte quiekte die Maus in Dachspfotes Maul, doch verstummte es schnell. Sie war tot. „Du hast sehr gute Reflexe.“, schnurrte Finkenfeder zufrieden, während Bronzepfote jetzt erst verstand, dass Dachspfote gerade eben ihre erste Beute gemacht hatte! Bronzepfote konnte das Gefühl der Eifersucht nicht unterdrücken, was Dachspfote scheinbar genoss. „Nicht mehr als ein Glücksfang.“, miaute Gluttiger. „Du bist doch einfach nur neidisch, dass ich die Maus gefangen habe und nicht deine Schülerin!“ „Meine Schülerin hätte die Maus sofort getötet!“ „Bronzepfote kann nichts!“ „Bronzepfote hat im Gegensatz zu dir einen Verstand!“ Gluttiger hatte die Krallen ausgefahren und die Ohren angelegt. „Bronzepfote würde doch nicht mal einen Dachs erkennen, selbst wenn er vor ihr stehen würde!“ „Halt du Luft an!“ Langsam hatte Bronzepfote keine Lust mehr, nur daneben zu stehen und nichts zu sagen. Sie konnte sich auch selbst gut verteidigen! „Ich bin wenigstens keine verhasste Wichtigtuerin!“ „Wer ist hier verhasst!?“ Das hatte sichtlich gesessen, da auch Dachspfote die Ohren anlegte. Gerade als sie zum Sprung ansetzen wollte, gingen die übrigen Krieger dazwischen. „Jetzt reicht es aber!“, fauchte Sandtupf mit gespreizten Fell. „Ihr seid Baugefährten und gehört beide zum Dornenclan! Hört auf, euch beide anzufauchen und verhaltet euch endlich mal wie Schüler und nicht wie eifersüchtige kleine Jungen!“ „Und du auch nicht.“, schimpfte Staubglanz lieb gemeint mit ihren Gefährten Gluttiger. „Fühle dich nicht immer angegriffen.“ Seine blauen Augen wurden zärtlich, als er vorsichtig nickte. Bronzepfote war erstaunt darüber, wie der aufbrausender Kater so liebevoll zu der ruhigen Staubglanz war. Beinah grenzte es schon an Gehorsamkeit. Müde gähnte Fliegenpfote auf. „Wir gehen zurück.“, schnurrte Finkenfeder belustigt. „Dann kannst du dich in dein neues Nest legen und schlafen.“
Im Lager angekommen, wurde Dachspfote sofort von Gänseschwinge und Borkenkralle begrüsst, die ihr Junges über die erste Beute lobte. Obwohl Bronzepfote nach dem Gang durch das Territorium die Pfoten etwas weh taten, lief sie direkt zum Heilerbau. „Eschenblatt?“, miaute sie vorsichtig. „Komm rein.“, miaute der Heiler überrascht. „Was führt dich zu mir?“ „Du hast gesagt, du sagst mir warum Regenblüte krank ist, wenn ich Schülerin bin.“ Der Heiler schwieg erst, dann setzt er sich seufzend hin. „Ich habe es dir versprochen, also werde ich das auch halten. Erschrecke dich bitte nicht. Es betrifft nämlich auch deinen Bruder Schattenseele.“ Neugierig spitzte Bronzepfote die Ohren. Würde sie jetzt erfahren, warum ihr Bruder so verhasst war im Clan? Ungewissheit brannte sich in ihrem Fell ein, als Eschenblatt zu erzählen begann...
Kapitel 6:
„Regenblütes erster Wurf bestand aus drei Katern. Schattenjunges, Maulwurfsjunges und Krähenjunges. Jedoch war Krähenjunges eine Totgeburt, er war nicht mehr als ein mickeriger kleiner schwarzer Fellhaufen. Dies war ein grosser Schock für Regenblüte und Blitzlicht, vor allem Regenblüte. Sie war am Boden zerstört. Ihre Wunden schlossen irgendwann, Schattenjunges und Maulwurfsjunges trugen viel dazu dabei. Deine Mutter blühte auf, sie wurde wieder die alte. Schattenjunges und Maulwurfsjunges wurden kurz drauf zu Schülern ernannt, Schattenpfote und Maulwurspfote. Beide Schüler zeigten ein natürliches Talent fürs Kriegerleben. Schattenpfote stellte sich als sehr hilfsbereit heraus, er versuchte jeden im Clan zu helfen. Kaum zu glauben, doch jeder im Clan mochte den jungen Schüler. Den anderen Clans hätte er am liebsten auch noch geholfen. Es tat ihm in der Seele weh, wenn er die anderen Clans leiden sah. Schattenpfote und Maulwurfpfote wurden zu Krieger ernannt, Schattenseele und Maulwurfsherz. Der eine gutmütiger als der andere, zumindest dachten wir dies. Kurz nach ihrer Kriegerernennung gab es einen Unfall. Maulwurfherz starb. Jedoch fand man an seinen Leichnam den Geruch von Schattenseele und sogar ein wenig Fell von ihm zwischen Maulwurfsherz´ Krallen. Schattenseele bestreitet zwar den Mord, doch jede Katze weiss, was er getan hat. Da aber Gluttiger ihn verteidigte und den Tot von Maulwurfherz erzählte, konnte Hagelstern Schattenseele nicht verbannen. Denn laut Gluttiger wurden sie von Streunern angegriffen. Als Maulwurfsherz dann von einen Streuner in die Schlucht gestossen wurde, wollte Schattenseele angeblich lediglich seinen Bruder helfen. Keiner glaubt ihn. Dadurch fiel Regenblüte in tiefe Verzweiflung, ein weiteres ihrer Jungen war tot und der letzte ein Mörder. Nach eurer Geburt erholt sich Regenblüte nun langsam von dem Schock, sie wird auch noch eine Weile in der Kinderstube bleiben, ehe sie stark genug ist, um wieder Kriegerin zu sein.“
Schockiert hielt Bronzepfote den Atem an. Ihr Bruder sollte ein Mörder sein? Plötzlich fühlte sie sich schwindelig. Schattenseele, den sie so sehr bewunderte, hat seinen Bruder getötet!? Nein, Gluttiger hatte es gesehen! Schattenseele wollte nur Maulwurfsherz helfen, es war ein Unfall! Schattenseele, der Krieger mit der warmen Stimme war sicher kein Mörder! „Deshalb ist Regenblüte krank. Keine Kräuter können ihr helfen.“ Eschenblatt holte Bronzepfote in die Realität zurück. „Verstehst du es nun? Regenblütes Seele leidet sehr, nur sie allein kann sich da raus kämpfen. Wir können ihr nur beistehen.“ „Ich muss hier weg.“, hauchte Bronzepfote von Zweifeln geplagt. Alles stieg ihr hier zu Kopf. Schnell rannte sie aus dem Bau, genau in Blitzlicht hinein. „Alles okay?“, fragte er vorsichtig. „Nein!“, miaute Bronzepfote mit aufgestellten Fell. „Eschenblatt hat mir alles von Regenblüte und Schattenseele erzählt!“ Erschrocken zog Blitzlicht die Luft ein, schaute um sich herum, ob jemand lauschen würde. „Das ist nicht der richtige Ort dafür. Komm, wir gehen in den Wald.“ Unsicher nickte Bronzepfote. War ihr Vater auch gegen Schattenseele? Der braune Kater lief aus dem Lager heraus, gefolgt von seiner Tochter. Die eigentliche Ruhe und Begeisterung, die die junge Schülerin empfing bei dem ersten Pfotenschritt im Wald, war nun gefüllt von Verwirrungen und Angst. „Was hat Eschenblatt dir alles erzählt?“ „Er sagte, dass Schattenseele zwei Geschwister hatte. Eines war eine Totgeburt, was Regenblüte zu schaffen gemacht hat. Dann hat aber Schattenseele Maulwurfherz getötet, weswegen Regenblüte nun Krank ist. Jedoch gibt es kein wirklichen Beweis für das, was Schattenseele getan hat! Warum hassen ihn dann alle!? Er hat doch niemanden getötet, oder?“ „Nein, ich glaube an ihn.“, seufzte Blitzlicht. „ Schattenseele ist ein guter Krieger, der durch einen Unfall seinen zweiten Bruder verloren hat. Er wird nur zum Fuchsherz gemacht, er ist aber keins!“ Erleichtert blickte Fuchspfote auf, Blitzlicht hielt zu Schattenseele! „Wir können aber nicht die Gedanken der anderen ändern.“, murmelte Blitzlicht betrübt. „Auch wenn Schattenseele keine Schuld trifft, behandeln sie ihn wie den Schuldigen, obwohl er selbst nur ein Opfer ist.“ „Wird der Clan irgendwann wieder an Schattenseele glauben?“, miaute Bronzepfote traurig. Gegen ihrer Hoffnung, zuckte Blitzlicht nur mit der Schwanzspitze. Ich weiss es nicht, Bronzepfote. Erst muss auch Regenblüte wieder vertrauen fassen.“ Das Herz von Bronzepfote wurde plötzlich kalt, als sie realisierte, dass ihre Mutter gegen ihren Sohn war. Deswegen wollte sie seinen Namen nicht hören! „Du solltest auch aufpassen, Bronzepfote.“, warnte Blitzlicht unerwartet. „Der Dornenclan stellt Schattenseeles Loyalität infrage. Sie könnten deine ebenfalls infrage stellen, so wie es manche bei Gluttiger machen, obwohl er sich mehr als nur ein Mal bewiesen hat.“
„Bronzepfote!“ Aus dem nichts heraus, sprang Glühpfote auf Bronzepfote, um so ein Spiel zu starten. Tatsächlich liess sich die Rotbraune so überzeugen und die schlechte Laune war weg geblasen. Durch Glühpfote konnte sie alles vergessen, zumindest für den Moment. Spielerisch knuffte sie ihren Baugefährten ins Ohr. Geschwind drehte sich Glühpfote um, nur um sich auf Bronzepfote zu werfen. Bronzepfote griff daraufhin mit eingezogenen Krallen nach Glühpfotes Schwanz, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, wodurch Glühpfote auf dem Boden fiel und liegen blieb. Als er sich nach einigen Herzschlägen nicht wieder erhob, machte sich Bronzepfote sorgen. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit, als sie sich den weissen Kater näherte. „Alles okay?“, fragte Bronzepfote besorgt und schnüffelte an Glühpfotes Fell. Plötzlich sprang Glühpfote auf, warf Bronzepfote um und schnurrte zufrieden. „Hey!“, protestierte Bronzepfote wütend. „Ich habe mir Sorgen gemacht!“ Schuld flackerte in Glühpfotes Augen auf. „Tut mir leid...“ „Schon gut.“, erwiderte Bronzepfote versöhnlich. Irgendwie konnte sie Glühpfote nicht lange böse sein. Auf einmal wurde Glühpfote jedoch umgeworfen von einen schwarzen Fellhaufen mit silberne Tigerung, der sich als Fliegenpfote herausstellte. „Haha, ich habe gewonnen!“, miaute dieser triumphierend. Glühpfote wusste sich jedoch zu wehren, sodass Fliegenpfote schon bald auf dem Boden lag.
Müde legte sich Bronzepfote in ihren neuen Bau, den Schülerbau. Moos war bereits zurecht gelegt worden. Frostpfote und Silberpfote sassen im Bau und unterhielten sich, während sie bereits in ihren Nestern lagen. „Hallo Bronzepfote.“, begrüsste Frostpfote höflich. Silberpfote schielte eine Weile zu der neuen Schülerin. „Hallo.“, miaute Bronzepfote mit einen freundlichen nicken, da sie wusste, wie leicht reizbar Silberpfote war. Doch zu ihren Glück redete Frostpfote unbeirrt weiter. „Wie war so dein erster Tag? Ich habe gehört, dass Dachspfote bereits ihre erste Beute gefangen hat. Stimmt das?“ Zur Antwort nickte Bronzepfote. Scheinbar sah der ganze Clan Dachspfote bereits als die beste Schülerin überhaupt an! „Der Tag war gut.“, redete Bronzepfote schnell weiter, als sie abwartend von den beiden Schülern angeschaut wurde. „Ich habe das ganze Territorium kennen gelernt und morgen startet dann endlich das Training!“ Frostpfote nickte. „Ja, so fangen alle Schüler an. Ich fand das ganze Territorium so gross, es war etwas anderes als immer nur das Lager zu sehen. Der Wald ist wirklich schön und Atemberaubend. Ich musste mich anfangs wirklich daran gewöhnen, so viele verschiedene Gerüche in der Schnauze zu haben.“ Bronzepfote konnte ihren Baugefährten gut verstehen, der Wald bedeutete für sie auch bereits viel. „Lass dich nicht von Dachspfote runter machen.“, miaute Silberpfote plötzlich. Sie war nicht viel grösser als Bronzepfote, wirkte dafür um so mächtiger. Die silberne Kätzin strahlte eine unnahbare Aura aus. „Das habe ich nicht vor!“, protestiere Bronzepfote sogleich, ihr Fell hatte sich aufgestellt. Belustigt zuckten die Schnurrhaare von der Schülerin, jedoch sagte nichts. Zögerlich bearbeite Frostpfote den Boden unter seinen Pfoten. „Bronzepfote, willst du eigentlich so werden wie Schattenseele?“ Erstaunt über die Frage, konnte Bronzepfote keine Worte finden. „A-also, nicht dass es schlimm ist!“, miaute der weisse Schüler schnell weiter. „Es ist nur so, dass die älteren Krieger uns vor ihn warnen! Daher dachte ich, du weisst genaueres darüber oder willst vielleicht so werden wie er.“ Zwar bemerkte die neuernannte Schülerin, wie unangenehm die Frage für Frostpfote war, jedoch verspürte sie Wut. Die Schüler wussten also selbst nicht, wieso vor Schattenseele gewarnt wurde, wollten, aber dennoch nichts mir ihm zu tun haben! „Er hat nichts gemacht!“, keifte Bronzepfote mit peitschenden Schwanz. „Und ja, ich will ein genauso grosser Krieger werden wie er!“ Zwar waren ihre Worte ehrlich, dennoch fühlte sie sich plötzlich erschöpft, weshalb sie sich in ihr neues Nest legte und langsam die Augen schloss. Das fehlen des warmen Felles ihrer Mutter und ihres Bruders machte Bronzepfote zu schaffen. Sie vermisste den wohligen Duft ihrer Familie. Stadtessen spürte sie die brennenden Blicke von Silberpfote und Frostpfote.
Kapitel 7:
Kapitel 7
„Gut so, Fuchspfote!“, lobte Gluttiger seine Schülerin. Eine Flamme des Stolzes loderte in ihrer Brust, als sie sich das Moos aus dem Fell schüttelte. Alle neuen Schüler waren in der Trainingskuhle und bekamen ihr erstes Kampftraining. Da Bronzepfote bereits mit Schattenseele und Gluttiger trainiert hatte, schien sie gegenüber den anderen einen Vorteil zu haben. Fliegenpfote, gegen die sie gerade gekämpft hatte, rappelte sich ebenfalls wieder auf. „Du warst so schnell!“, staunte er beeindruckt. Zufrieden schnurrte die Rotbraune. „Dankeschön! Aber ich habe ein paar Mal gedacht, du hättest mich jetzt.“ Staubglanz, Fliegenpfotes Mentorin, schien ebenfalls mit ihren Schüler zufrieden zu sein. „Für deinen ersten Kampf war es eine gute Leitung. Mach weiter so!“ Die beiden Schüler kletterten aus der Trainingskuhle und gesellten sich zu ihren Mentoren. Finkenfeder machte einen Schritt nach vorn. „Jetzt zeige ich euch eine wichtige Grundtechnnik. Sandtupf, hilfst du mir dabei?“ Die dunkelbraune Kätzin mit den helleren Tupfen nickte wie selbstverständlich. Mit einen Sprung war sie in der Trainingskuhle, in der noch etwas Laub lag. Der Blattfall tobte sich im Wald aus, sodass die viele Blätter zu Boden fielen, um dort ihre Ruhe zu finden. Die Bäume wirkten von Tag zu Tag kahler, jedoch war Bronzepfote sich bewusst, dass der Wald eines Tages in voller Grün wieder strahlten würden. Finkenfeder umrundete langsam Sandtupf, die jeden Pfotenschritt gleichmachte. Blitzartig schoss Finkenfeder vor und schlug mit eingezogenen Krallen die Flanke von Sandtupf, die dadurch aus dem Gleichgewicht kam und stürzte. Begeistert blinzelte Bronzepfote. Wenn der Gegner auf den Boden lag, konnte man ja auch den Bauch angreifen! Damit war der Sieg einen schon sicher! „Wenn ihr wollt, könnt ihr es gleich ausprobieren.“, bot Sandtupf an und schielte zu Glühpfote, der eifrig nickte. Gluttiger stiess seine Schülerin mit der Pfote an. „Klingt nach einer guten Herausforderung für dich. Gib dein bestes.“ Seinen Unterton nach, erlaubte er keine Widerrede. Bronzepfote war sich nicht sicher, sie hatte gerade erst gegen ihren eigenen Bruder gekämpft! Jedoch sagte sie nichts, sondern positionierte sich vor Glühpfote. Sie spürte noch Erschöpfung von den vorherigen Kampf. In Glühpfotes dunkelblauen Augen konnte sie kurz Mitleid aufblitzen sehen. Vorsichtig umrundete Bronzepfote ihren Baugefährten, der jede ihrer Bewegungen scannte. Erst setzte die Rotbraune einen Schritt vor den anderen, um Glühpfote in Sicherheit zu wiegen, ehe sie dann plötzlich schneller wurde, alle ihre Kraft kurz in die Hinterpfoten konzentrierte, ehe sie dann ihn entgegen Sprang. Mit einen erquickten Jaulen landete der Weisse auf den Boden, rappelte sich aber schnell wieder auf. Er setzte zum Gegenangriff an, in dem er versuchte, Bronzepfotes Flanke zu erwischen, diese wich aber aus. Instinktiv trat sie mit der Hinterpfote aus, drehte sich dann im Kreis, um sich dann auf den weissen Schüler zu werfen. „Okay, der Kampf ist zu ende.“, rief Sandtupf. „Bronzepfote hat gewonnen. Glühpfote, das hast du gut gemacht.“
Zufrieden blinzelte Gluttiger seine Schülerin an, er wirkte Stolz. „Weiter so, Bronzepfote. Du hast wirklich ein grosses Talent. Aus dir könnte eine gute Kriegerin werden.“ Peinlich berührt von dem Lob, neigte Bronzepfote den Kopf. Ihr Bruder nickte ihr als ein stummes Lob zu. Auch Glühpfote blickte ihr anerkennend zu, nur Dachspfote hatte sich weg gedreht. „Es ist Sonnenhoch.“, stellte Finkenfeder fest. „Wir sollten zurück zum Lager gehen.“ „Warte!“, rief Dachspfote. Verwunderte Katzen schauten sie an. In ihren grünen Augen leuchtete Verachtung, sie hatte ihre Krallen ausgefahren. „Ich möchte auch einen Übungskampf machen!“, bat sie. Unsicher blickten sich die Mentoren an, während Bronzepfote bereits eine böse Vorahnung hatte. Sicherlich wollte Dachspfote nicht gegen einen beliebigen Schüler kämpfen. Sicherlich sollte Bronzepfote der Gegner sein. Das ist unfair, dachte die Rotbraune beleidigt. Sie hat noch keinen Kampf gemacht und ich zwei hintereinander! Sie ist in einer viel besseren Verfassung als ich! „Nun, wieso eigentlich nicht?“, miaute, zu Bronzepfotes entsetzten, Gluttiger. Geschockt schaute sie ihn seinen blauen Augen, in dem ein nicht bestimmbares Funkeln herrschte. Selbstsicher schritt Dachspfote näher zu Bronzepfote. „Ich möchte gegen Bronzepfote kämpfen. Sie hat sich so gut geschlagen, ich möchte wissen, ob ich an sie ran komme.“ Diesen falschen Lächeln liess Bronzepfotes Fell aufstellen. Dachspfote war nicht schwach, dies wusste jeder. Zudem konnte sie ab und an auch die Krallen ausfahren. Verunsichert wollte Bronzepfote ablehnen, jedoch war Gluttiger schneller. „Gerne. Los, gib dein bestes.“ Verächtlich stiess der rote Kater die Rotbraune an, in dessen Fell Entsetzten brannte. Meinte er das Ernst? Als sie sich nicht sofort aufrichtete, wurde Gluttiger wütend. In seiner schrillen Stimme rief er: „Na mach schon! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“ „T-tut mir leid...“, stotterte Bronzepfote verwirrt. Wieso hielt ihr Mentor nicht zu ihr? Für Dachspfote schien es eine willkommene Situation zu sein, dem Anschein nach genoss sie es regelrecht! Wütend peitschte Bronzepfotes Schwanz über den Laub bedeckten Waldboden. Jedoch ging sie ein weiteres Mal in die Trainingskuhle. Ein Gedanke verfestigte sich in ihren Kopf: Sie wollte gewinnen! Egal, wie viele Kämpfe sie hinter sich hatte, sie wollte keines Falls gegen Dachspfote verlieren!
Beide jungen Schülerinnen umrundeten sich langsam, die Luft zitterte vor Spannung. Selbst die Vögel schwiegen. Nichts raschelte im Gras, als würde der ganze Wald gespannt zuschauen. Der festgetretene Boden staubte bei jeden Pfotenschritt leicht. Die grünen Augen von Dachspfote verengten sich langsam, bis die schwarze Schülerin sich auf Bronzepfote warf. Obwohl sie jede Muskelbewegung ihrer Gegnerin sehen konnte, war es ihr unmöglich, aus zu weichen. Dachspfote knuffte in Bronzepfotes Ohr, dabei liess sie ein tiefes Grummeln erklingen. Panisch schüttelte sich Bronzepfote, in der Hoffnung, so ihre Rivalin ab zu werfen, jedoch blieb es nur bei den Versuch, der Erfolg blieb aus. Plötzlich bemerkte Bronzepfote einen stechenden Schmerz am Ohr, Dachspfote hatte wirklich rein gebissen! Fauchend fuhr sie herum, schlug mit der Pfote in der Richtung von Dachspfote, die tatsächlich von ihren Rücken glitt und etwas unbeholfen auf den Boden landete. Entsetzt sträubte sich das Nackenfell von Dachspfote, jedoch rappelte sie sich sofort wieder auf. „Das wirst du mir büssen, du Haufen Fuchsdung!“ Blinde Wut packte Bronzepfote. Sie hatte genug von ihren Anfeindungen, sie wollte nicht immer dabei nur schweigen, nein, jetzt würde sie sich wehren! Den Übungskampf hatte sie bereits bereits verdrängt, weshalb sie die Krallen ausfuhr. „Ich zerreisse dein Fell!!“, knurrte Bronzepfote aus tiefsten Hass. „Hey, das ist nur ein Übungskampf!“, mahnte Finkenfeder, doch die beide Kämpfenden ignorierten ihn „Komm schon, Fuchsdung.“, höhnte Dachspfote gehässig. „Ich werde aus deinen Fell ein Nest bauen.“ Fauchend sprang Bronzepfote auf ihre Baugefährtin, die sich auf den Boden abrollte und den Schwung nutzte, um sich aus Bronzepfotes Griff zu befreien. Entgegen ihrer Erwartungen, stand nun Dachspfote über ihr. „Mehr kannst du nicht?“, fragte sie hinterhältig. Schockiert weiteten sich Bronzepfotes Augen. Was würde sie nun mit ihr anstellen? Ein zarter Windhauch umfasste Bronzepfotes Ohren, hinter ihr wurde das Laub spielerisch aufgewirbelt. „Du hast verloren.“, stellte Dachspfote selbstsicher fest, dann stolzierte sie weg. Langsam rappelte sich Bronzepfote auf, ihre Muskeln schmerzten ein wenig von den Kämpfen. Dennoch galten ihre Gedanken nur Dachspfote und ihrer Niederlage.
„Dachspfote! Bronzepfotes!“ Finkenfeder schien nicht sonderlich über die Schüler erfreut zu sein. „Was fällt auch Beiden ein? Das war ein Übungskampf! Beim heiligen Sternenclan, ich habe nicht gesagt, ihr sollt euch das Fell von den Körpern reissen!“ Beleidigt drehte Bronzepfote den Kopf weg. Sie fühlte keinerlei Schuld. Schliesslich hatte ja auch Dachspfote angefangen! „Tut mir ja so leid.“, log Dachspfote neben ihr. „Aber Bronzepfote hat mir keine andere Wahl gelassen! Ich habe schon gedacht, sie will mich zum Sternenclan schicken, da kann ich doch nichts für!“ Kurz flüsterte Glühpfote etwas in ihr Ohr, sein Blick galt jedoch Bronzepfote. Angewidert rümpfte Dachspfote die Nase, ehe sie Richtung Lager stakste. Kopfschüttelnd folge Finkenfeder seiner Schülerin. Auch die anderen Katzen setzten sich wieder in Bewegung. Der Wald ruhte nun nicht mehr, hier und da hörte Bronzepfotes das Gras rascheln, verschiedene Gerüche von Beutetiere sammelten sich in ihre Nase. Selbst die Vögel liessen ihre Lebensfreude in ihren Lieder erklingen, als wäre der Kampf vergessen. Vorsichtig stupste Fliegenpfote seine Schwester an. „Alles gut? Oder tut dir etwas weh?“, murmelte er besorgt. „Alles gut.“, erwiderte Bronzepfotes. „Ich habe mir nichts getan.“ Nun mischte sich ihr Mentor im Gespräch ein. „Sei froh. Du musst vielleicht doch mehr lernen als ich erwartet habe. Das nächste Mal gewinnst du den Kampf. Schliesslich bringe ich keiner ungeschickten Maus die Techniken bei. Du wolltest doch Anführerin werden, nicht?“ Die Kälte in seiner Stimme liess Bronzepfotes gefrieren. Sie wollte ihn nicht enttäuschen! „Ich werde mich bessern.“, versicherte sie betrübt. „Ich verspreche es beim heiligen Sternenclan!“
Im Lager angekommen, war es den Schülern erlaubt, etwas zu fressen. Der Frischbeutehaufen wirkte noch klein, die Jagdpatrouille war noch nicht zurück gekehrt, weshalb sich Bronzepfotes für eine kleine Maus entschied. Mückenherz, ein hellbrauner Krieger, redete gerade mit seiner Schülerin Silberpfote. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie ihren Kriegernamen bekommen würde, genauso wie bei den Schüler Frostpfote. Vor der Kinderstube sonnte sich Regenblüte, sie fühlte sich für den Kriegerbau anscheinend noch immer nicht stark genug. Blitzlicht lag neben seiner Gefährtin und leckte zärtlich ihr Ohr. Glühpfote setzte sich zur Bronzepfote. „Tut mir leid wegen der Sache mit Dachspfote.“, miaute er schuldbewusst. In seinen weissen Fell hing noch ein einzelnes Laubblatt. „Schon gut. Ich habe auch etwas übertrieben.“, gestand Bronzepfotes, hoffte dabei inständig, dass Dachspfote sie nicht hören würde, sonst konnte sie sich in der Nacht ihren Übermut anhören.
In der Nacht wälzte sich Bronzepfotes hin und her. Ihre Müdigkeit schrie stumm im Schülerbau, ungehört vom Schlaf. Egal wie oft sich die junge Kätzin erneut einrollte, ihr Nest hiess keinen Traum willkommen. Schliesslich reckte sich Bronzepfotes, sie wollte nicht länger im Schülerbau sein. Vielleicht half die kühle Nachtluft? Draussen kümmerte sich Bronzepfotes erst mal um ihre Fellpflege unter den wachsamen Augen des Sternenclans. Jedoch blickten noch ein anderes Augenpaar auf ihr. Sie spürte, wie sich die Augen in ihr Fell brannten. Verunsichert schaute sie sich um, wer war es? Als sie stechende blauen Augen erblickte, beruhigte sie sich. Es war Schattenseele. „Wie ist das Schülerleben?“, fragte er freundlich, als er aus dem Schatten heraus trat. „Eigentlich ganz gut. Nur ohne Dachspfote wäre es besser.“, gestand sie. Schattenseele schaute sie fragend an, weshalb Bronzepfotes von den Übungskampf berichtete. Immer wieder nickte der Krieger, seine Ohren waren gespitzt. „Ich denke, ich kann dir helfen.“ Erstaunt sprang Bronzepfote auf. „Wirklich? Wie denn?“ Kurz nickte Schattenseele zum Lagerausgang, wo Gluttiger gerade Wache hielt. „Wir gehen in den Wald. Ich zeige dir noch ein echt guten Kampftrick. Damit kannst du Dachspfote das nächste Mal sicher besiegen.“ Stolz erfüllte Bronzepfotes Brust, als ihr Bruder dies anbot. Er war echt sehr nett, den besten grossen Bruder, den man haben konnte! Ausserdem schien er viele geheime Kampftechniken zu kennen! Und Bronzepfote durfte diese lernen! Also nickte die Rotbrauen eifrig und folgte den Schwarzen sogleich, als er aus dem Lager ging. Kurz unterhielt er sich mit Gluttiger, ehe er in den Wald tapste. Im Mondlicht leuchtete der Wald mystisch auf, die Bäume schienen gespenstisch zu leuchten. Ein leichter Nebelschleier verbarg die Baumkronen. Irgendwo heulte eine Eule, umrahmte das Bild des Waldes. „Wow!“, brachte Bronzepfotes mit den ersten Pfotenschritt hervor. „Erstaunlich, nicht wahr? Als wären wir im Sternenclan.“ Erstaunt drehte Bronzepfotes ihren Kopf zu Schattenseele. Er wusste, wie es ihm Sternenclan aussah? Für eine Frage blieb keine Zeit, denn Schattenseele hatte sich bereits vor Bronzepfotes postiert. „Pass gut auf, dann kannst du Dachspfote zeigen, wie viel stärker du bist!“
Kapitel 8:
Kapitel 8
Benommen öffnete Bronzepfote die Augen zu einem Schlitz. Schwaches Sonnenlicht durchflutete den Schülerbau, die einzelnen Äste des Brombeergebüsches zitterten im Wind. Die Gerüche aus ihren Traum lagen noch in ihrer Nase, sie hatte von einem Eichhörnchen geträumt. Um die anderen Schüler nicht zu wecken, kletterte sie vorsichtig über die schlafenden Fellhaufen. Draussen machte sich die Sonne auf ihrer Tagesreise. Noch war sie nur eine halbe Kugel am Horizont, die ein gleissendes Licht aussandte. In der Frühe waren nur wenig Katzen auf, die cremefarbene Kriegerin Gelbwind beendete gerade ihre Wache. Sie erblickte Bronzepfote und lief zu ihr rüber. „Wie immer so früh wach.“, lachte sie freundlich. Im Angesicht eines ausgebildeten Kriegers neigte die Rotbraune ihren Kopf zu Begrüssung. „Ich mag die morgendliche Ruhe.“, gestand Bronzepfote. „Es sind seltene Momente, in dem selbst der Wald noch zu schlafen scheint.“ Ausgiebig reckte sich Gelbwind. „Bald wird er wach sein. Wie war gestern dein Kampftraining?“ „Na ja, ich habe gegen deine Schwester verloren.“, erwiderte Bronzepfote, sie schloss die Augen, als die Erinnerungen wieder kamen. „Ach so?“, fragte Gelbwind. „Eine Niederlage ist nicht das Ende des Clans. Du wirst sicher noch viele Chance bekommen, um zu zeigen, was du kannst.“, miaute Gelbwind freundlich, ehe sie zum Kriegerbau marschierte. Für Bronzepfote war es ein seltsames Gefühl, dass Gelbwind die Schwester von Dachspfote und Glühpfote war. Vor allem wenn sie die enthusiastische Kriegerin mit Dachspfote verglich. Bald verliess auch Hagelstern seinen Bau, um sich mit der Stellvertreterin Habichtwolke zu reden. Eine Windböe durchstreifte das Lager, brachte tote Blätter mit sich, die sacht auf den den Boden fielen. Erste Vögel erheiterten den Wald bereits mit leisen Liedern, verschiedene Gerüche von Beeren und Kräuter versammelten sich kurz im Lager, bis der Wind sie wieder forttrug. In dieser Ruhe putzte Bronzepfote ihr Fell, bis ihr Mentor sie ansprach. Er wirkte immer noch unzufrieden mit ihr, seine schrille Stimme hallte in Bronzepfotes Ohren wieder. „Eschenblatt hat mich gebeten, dich bis Sonnenhoch frei zu geben. Dann triffst du an der Trainingskuhle an, heute machen wir ein Jagdtraining.“ In seinen blauen Augen funkelte klar die Nachricht: Enttäusche mich nicht ein weiteres mal!
Der schwarzweisse Heiler wartete bereits am Eingang des Heilerbaus. Im morgendlichen Licht funkelten seine Augen viel wissend, als wäre er eine Sternenkatze. Seit Bronzepfote nun Schülerin war, hatte er nicht mehr nach ihr gefragt, weshalb sich die Schülerin fragte, ob es nur was belangloses war oder tatsächlich was wichtiges. „Bronzepfote, du siehst gut aus.“, miaute der Heiler freundlich. „Ich hatte gehofft, du hilfst mir beim Kräutersammeln. Danach können wir noch etwas Moos für die Ältesten holen.“ Also doch was belangloses. Jedoch genoss Bronzepfote die Zeit mit den Heiler, sodass sie keine Probleme hatte. Ausserdem hiess es, sie müsse nichts mit Dachspfote machen. „Klar.“ Gemeinsam verliessen sie das Lager, noch vor der ersten Jagdpatrouille. „Ich habe gehört, dass du dich gut machst als Schülerin.“, bemerkte der Kater nach einer Weile. „Du und Dachspfote sollt wohl grosses Potenzial zeigen.“ Erstaunt spitzte Bronzepfote ihre Ohren. Das war ja was komplett neues! Sie dachte, sie wäre vielleicht so gut wie die andern Schüler aber das jetzt schon die Krieger über sie reden, erfüllte die Kätzin mit stolz. Jedes Haar war mit dem Gefühl erfüllt. Vielleicht konnte sie ja wirklich Anführerin werden? Zumindest eines Tages! Leider gab es ja da auch noch Dachspfote. „Alles okay bei dir?“, fragte Eschenblatt, als hätte er die schmerzenden Erinnerungen erkannt. „ Dachspfote hat mich gestern in einen Übungskampf besiegt. Ausserdem hat sie sich über mich lustig gemacht.“ Seufzend richtete Eschenblatt den Blick in den Himmel, er schien etwas zu wissen. „Nun, man könnte ja schon fast meinen, dass eure Rivalität vom Sternenclan gewollt war. Du solltest dir darüber nicht so viele Gedanken machen. Immerhin bist du noch keinen Mond lang Schülerin. Du wirst noch vieles lernen und dich verbessern. Auch Dachspfote ist nicht unbesiegbar.“ Es klang fast schon so, als wäre der Heiler auf ihrer Seite. „Dankeschön.“, schnurrte Bronzepfote zufrieden. Jedoch beunruhigte sie etwas. Dachspfote schien Bronzepfote wirklich ohne ersichtlichen Grund zu hassen, war es wirklich vom Sternenclan bestimmt? Schnell schüttelte Bronzepfote den Kopf, der Gedanke war sehr mäusehirnig. „Wir brauchen unbedingt Borretsch.“, wechselte Eschenblatt das Thema. „Fleckentau wird es brauchen bei ihren Jungen.“ Entfernt konnte sich die Schülerin an den Geruch erinnern, wusste aber nicht, wie die Pflanze aussah. „Du erkennst sie gut an sternenförmigen Blüten, die rosa oder blau sind.“ Eifrig nickte die Rotbraune. Der Wald war zwar voller Büsche, Bäume und anderen Pflanzen, jedoch dufte eine sternenförmige Blüte besonders sein. Um besser riechen zu kennen, öffnete sie das Maul. Schlagartig überfluteten verschiedene Gerüche Bronzepfote Körper , ihre Haarspitzen prickelten leicht. Sie glaubte, etwas weiter entfernt wirklich Borretsch zu riechen. „Ich glaube, da hinten wächst Borretsch!“, rief Bronzepfote enthusiastisch. „Du hast eine gute Nase.“, lobte Eschenblatt. Innerlich fragte sich Bronzepfote, warum Eschenblatt sie wohl nicht als Heilerschülerin haben wollte. Zwar gefiel es ihr nun auch ihr Schüler leben, aber Heilerschülerin zu sein, reizte sie immer noch. Vor allem, da sie dann mit dem Sternenclan in Verbindung stehen würde! Kurz darauf fand Bronzepfote tatsächlich das gesuchte Borretsch. Die Pflanze war klein, die Blätter übersät mit seltsamen, kleinen Haaren. „Die sieht echt gruselig aus.“, miaute Bronzepfote verwundert. „Das stimmt.“, lachte Eschenblatt. „Jedoch ist sie für die Königinnen sehr wichtig. Wir sollten bald zurück zum Lager gehen, damit du dein Training nicht verpasst.“
Kurz vor Sonnenhoch erreichte Bronzepfote die Trainingskuhle. Die anderen Katzen warteten bereits auf sie. Aus irgendeinem Grund wirkte Staubglanz sauer auf ihren Gefährten Gluttiger, der den Kopf mit verengten Augen abgewandt hatte. Aufgrund dieser Tatsache wurde Bronzepfote langsamer. „Alles gut mit dir?“, fragte Staubglanz plötzlich besorgt, sodass Bronzepfote verwirrt nickte. „Gut.“, seufzte Staubglanz erleichtert. „Wenn Gluttiger das nächste Mal möchte, dass du allein durch den Wald streifst, sag mir Bescheid. Für eine so junge Schülerin könnte es äussert gefährlich sein.“ Hatten sie sich deshalb gestritten? „ Bronzepfote ist kein Junges mehr.“, protestierte Gluttiger. „Wenn sie es nicht mal schafft, sicher zur Trainingskuhle zu kommen, kann aus ihr auch keine Kriegerin werden.“, stimmte Dachspfote mit unschuldigen Augen zu. „Sei ruhig. Wenn ein Fuchs oder ein Dachs in der Nähe ist, kann sie nicht für sich alleine kämpfen. Wenn du willst, kannst du es ja probieren.“, mahnte Finkenfeder seine Schülerin, woraufhin die Schwarze beleidigt mit dem Schwanz peitschte aber nichts mehr darauf erwiderte. Für Bronzepfote verging die Diskussion zu schnell, weshalb sie nicht ganz mit kam. Um so mehr war sie erleichtert, als Sandtupf mit den Übungsschritten anfing. Sie verlagerte ihr Gewicht gleichmässig auf ihre Pfoten, um dann langsam und bedacht eine Pfote nach der anderen setzte. Dabei drückte sie Äste und Laubblätter vorsichtig runter, sodass selbst das seichte Gras, welches im Windspiel gefangen war, lauter als die braune Mentorin war. Dann erhob sie sich. „Fliegenpfote, versuch du es doch mal.“ Der schwarze Kater mit der silbernen Tigerung nickte aufgeregt. Er liess sich schwerfällig auf seine Pfoten, drückte den Bauch fast ganz bis zum Boden. Vorsichtig hob er eine Pfote, seine grauen Augen fixierten den Boden vor sich, ehe er einen Schritt wagte. Er drückte langsam ein braunes Blatt runter, dennoch zerbrach es. Davon sich nicht aus der Ruhe bringen lassend, wagte Fliegenpfote einen weiteren Versuch. Beim zweiten Versuch wählte er eine Fläche, die nicht von Ästen oder Blätter bedeckt waren, weshalb es dieses Mal auch keinen Ton machte. Staubglanz, seine Mentorin, schnurrte zufrieden. „Du musst noch beim Verteilen deines Gewichtes besser aufpassen, jedoch war es nicht schlecht.“ Als nächstes versuchte es Glühpfote. Er schien sein Gewicht gut zu verlagern, auch bei seinen ersten Schritten stellte er sich gut an. Jedoch schliff sein Schwanz plötzlich über den Waldboden. Aber auch seine Mentorin schien fürs erste zufrieden zu sein. „Als nächstes Bronzepfote.“, miaute Gluttiger erwartungsvoll, weshalb sie schluckte. Wenn sie einen Fehler machte, konnte sie sich sicherlich von ihren Fell verabschieden! Konzentriert kauerte sich die rotbraune Kätzin, bedacht darauf, das weder Bauch noch Schwanz zu nah am Boden lagen. Ihr Ohr zuckte, als der Vogelgesang deutlicher wurde. So wie sie sich hinkauerte, wirkte die Welt viel grösser, sie konnte über die Gräser blicken. Selbst Dachspfote, die ein Stückchen kleiner war als Bronzepfote selbst, wirkte nun wie ein ausgewachsener Krieger. Überhaupt zu erkennen, ob jetzt etwas zerbrechliches vor ihr lag, war so gut wie unmöglich. Dennoch hob Bronzepfote ihre Pfote, verlagerte ihr Gewicht neu, sodass sie vorsichtig mit der Balle spüren konnte, ob etwas vor ihr lag. Ein Blatt kitzelte an ihrer Balle, welches Bronzepfote so sacht wie es ging nieder drückte. Unschlüssig lauschte sie, doch ein kam kein Geräusch. Zufrieden wiederholte Bronzepfote dies. Sie schaffte es! Nahezu lautlos glitt sie über den Boden! Als sie sich aufrichtete, wirkte Gluttiger sehr zufrieden. „Gut gemacht. Du kannst jetzt wieder aufstehen. Nächstes mal aber bitte etwas schneller.“
Einige Sonnenaufgänge später fand das zweite Kampftraining statt. Ungeduldig bearbeite Bronzepfote den Boden, sie wollte sich nun an Dachspfote rächen! Belustigt zuckten Gluttiger Schnurrhaare. „Wie es scheint, brennt meine Schülerin darauf, einen Übungskampf gegen Nachtpfote aus zu tragen.“ Peinlich berührt schaute Bronzepfote zur Seite. Manchmal wünschte sie sich einen anderen Mentor, einen, der sich nicht die ganze Zeit über sie lustig machte oder sie kritisierte! „Einverstanden!“, miaute Dachspfote gehässig. „Ich werde dir zeigen, dass du keine Chance gegen mich haben wirst!“ „Dachspfote, vergiss nicht, dass Bronzepfote deine Baugefährtin ist.“, murmelte Finkenfeder. Egal, wie oft er es sagte, weder Bronzepfote noch Dachspfote empfanden dies so. Das wusste jede anwesende Katze. Innerlich ging Bronzepfote die Tricks durch, die Schattenseele ihr gezeigt hatte. Jede Nacht hatte sie heimlich geübt, nur um jetzt Dachspfote zu blamieren! Dafür überliess sie der Kätzin auch den ersten Angriff. Fauchend warf Dachspfote die Rotbraune um, die mit den Hinterpfoten auf den Bauch trommelte. Dazu schlug sie auf Dachspfotes Schulter, der einen erschrocken Jaulen entglitt. Sofort liess sie von Bronzepfote ab. Zufrieden schnurrte Bronzepfote, damit hatte Dachspfote wohl nicht gerechnet. Dabei war dies erst der Anfang! Nun stürmte Bronzepfote auf Dachspfote zu, verdeckte ihr die Sicht mit ihren Schwanz, um dann ihr vorsichtig in die Pfoten zu beissen, welches sie dann weg zog. Diesen Trick hatte sie damals als Junges verinnerlicht. Unsanft kam Dachspfote auf dem Boden auf. „Ich denke, dass reicht!“, miaute Finkenfeder. „Dieses Mal hat Bronzepfote gewonnen.“ Verächtlich zog Dachspfote ihre Lefzen zurück, als sie sich aufrappelte. „Du hast unfair gekämpft!“ Wütend fuhr Bronzepfote herum. „Beim heiligen Sternenclan, akzeptiere einfach, dass ich gewonnen habe!“ Kurz knurrten sie die Kätzinnen an, ehe die Mentor dazwischen liefen. Nur Gluttiger blieb am Rand der Trainingskuhle stehen. Anerkennend nickte er ihr zu, ein stummes Lob, was Bronzepfote mit Zufriedenheit überfüllte.
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Kapitel 9:
Kapitel 9
An diesem Morgen startete das Training etwas früher. Es war kurz nach Sonnenaufgang, als Gluttiger seine Schülerin zu sich winkte. Tau klebte noch an den Gräsern am Boden, im Sonnenlicht schimmerte er golden durch den Nebelschleier. „Heute gehen wir alleine auf eine kleine Patrouille“, miaute der rote Kater in seiner schrillen Stimme. Verwundert legte Bronzepfote den Kopf schief. Von so einer Patrouille hatte sie noch nicht gehört, vielleicht sollte es auch nur eine kleine Jagdpatrouille werden. Als sie das Lager verliessen, erwartete Bronzepfote eine Anweisung, welche aber Ausblieb. Stadtessen preschte er plötzlich vorwärts, sodass seine Schülerin Probleme hatte, ihn zu folgen. Was war denn in ihn gefahren? „Warte!“, keuchte sie überrumpelt. „Beeile dich!“, entgegnete Gluttiger daraufhin nur gereizt. Je tiefer sie in den Wald rannten, desto dichter wurde der Nebel. Eine Eule schrie durch den Nebel, als wollte er die Katzen warnen. An einen grossen, verwurzelten Baum hielt Gluttiger an. Als er sich zur Bronzepfote umdrehte, leuchteten seine blauen Augen bedrohlich, Nebelwolken verbargen seine Gesichtszüge. „Hier sollte uns keiner hören.“, erklärte er. Nun war Bronzepfote erst recht verwirrt. Wenn Gluttiger eine Patrouille vorlog, nur um in Ruhe mit Bronzepfote zu reden, konnte es nichts gutes sein. Ein leichter Windhauch streichelte ihr Fell. „Ich weiss, dass du an Schattenseele hängst und dass der Clan dir die Wahrheit verschweigt.“ Erstaunt spitzte Bronzepfote die Ohren. Er wollte über Schattenseele reden? Zwar hatte Eschenblatt den Unfall bereits erklärt aber Gluttiger war dabei gewesen! Sicherlich konnte er ihr mehr sagen! Daher setzte sich die Schülerin erwartungsvoll vor Gluttiger, der die ganze Geschichte schilderte.
„Schattenseele hatte zwei Brüder. Krähenjunges wurde bereits tot geboren, doch Schattenjunges und Maulwurfsjunges waren starke Jungen und wurden auch zu starken Schüler. Beide waren im Clan sehr beliebt. Schattenpfote war jedoch besonders: Er interessierte sich nicht nur für unseren Clan, sondern auch die anderen Clans lagen ihm am Herzen. Sobald es einen Clan schlecht ging, wollte er ihn helfen, egal was es kostete. Hagelstern hat ihn nie verstanden. Er ehrte zwar den Schüler für diese Ansicht, untersagte ihn aber, irgendeinen Clan zu helfen. Schattenpfote begann langsam, Hagelstern zu hassen. Trotz des Verbotes, half er immer wieder den anderen Clans. Er liess heimlich Beute an der Grenze liegen, wenn ein anderer Clan Hunger litt. Wenn ein Heiler aus den Clans nach Kräuter fragten, half Schattenpfote ihn mit Suchen oder verschenkte unsere. Natürlich achtetet er darauf, dass sein eigener Clan nie zu kurz kam. Er jagte jeden Tag so viel wie es nur ging und bot Eschenblatt immer seine Hilfe an. Daher bekam er seinen Namen Schattenseele, für seine gutmütige Seele, in der an jede Katze gedacht war. Maulwurfherz bekam seinen Namen für sein grosses Herz. Als Schattenseele Krieger wurde, versuchte er abermals den Clan davon zu überzeugen, mehr den anderen zu helfen. Einige waren auf seine Seite, mich eingeschlossen. Dein Bruder konnte schon immer gut reden, jedoch traf er bei Hagelstern auf taube Ohren. Es machte Schattenseele wirklich wütend aber er beliess es dabei. Es hatte sich nicht viel geändert, Schattenseele half dennoch den anderen Clans. Als er eines Tages mit mir Beute für den Klippenclan gejagt hatte, hörten wir einen Schrei. Es war Maulwurfherz, der gegen einige Streuner kämpfte. Schattenseele warf sich sofort selbstlos auf die Streuner, er wollte seinen Bruder wirklich retten. Gemeinsam konnten wir zwar die Streuner verjagen, jedoch stiess einer Maulwurfherz die Klippe zum Wolkensee herunter. Sofort griff Schattenseele nach seinen Bruder. Maulwurfherz konnte sich nur kurz an Schattenseeles Pfote fest krallen, dann stürzte er hinunter. Er war sofort tot. Der Dornenclan hält Schattenseele für den Mörder seines Bruders. Hätte ich das Geschehen nicht mit meinen eigenen Augen gesehen, dann wäre Schattenseele verbannt worden.“
Mit ungewohnten klaren Gedanken, zog Bronzepfote die Luft ein. Eschenblatt lag also wirklich im unrecht. Der ganze Clan lag im unrecht! Schattenseele war kein Mörder, er würde auch nie einer sein! Die ganze Geschichte noch mal von Gluttiger zu hören, tat Bronzepfote gut. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihren Bruder lieben durfte, dass nicht alle gegen ihn waren. Gluttiger stand wieder auf und reckte sich kurz. „Ich denke es ist besser für dich, wenn du die Wahrheit kennst.“ Belustigt schnurrte Bronzepfote. Ihr Mentor konnte wirklich lieb sein, wenn er wollte. Solange sie seine Erwartungen erfüllte, stand er hinter ihr. Ausserdem wollte er auch den anderen Clans helfen, er konnte also keine schlechte Katze sein. „Ja, Dankeschön. Das bedeutet mir viel. Ich habe nie an Schattenseele gezweifelt!“ Daraufhin schwieg Gluttiger, er schien über etwas nach zu denken. Irgendwie glaubte Bronzepfote, dass da was nicht stimmen konnte. Vielleicht lag es daran, wie Gluttiger ihren Blick auswich. Unsicherheit brannte sich in ihr Fell. War das wirklich die ganze Wahrheit? Oder verschwieg er noch etwas? „Los, wir jagen etwas. Schliesslich sind wir auf Patrouille.“, miaute ihr Mentor nach einer Weile. Unschlüssig nickte Bronzepfote. Sie spürte, dass ihr Mentor noch was verbarg, etwas grosses, finsteres.
Im Nebel jagen war einfacher gesagt als getan. Der grösste Teil der Beute versteckte sich in ihren warmen Nestern, die Restliche war kaum ausfindig zu machen. Zudem war das anschleichen schwieriger, Bronzepfote trat immer wieder aus Versehen auf ein Blatt oder einen Ast. Als sie die zweite Maus auf dieser Weise verscheuchte, hörte sie Gluttiger verachtend schnaufen. „Mäusedung...“, murmelte sie vor sich hin. Jedoch hatte sie noch nicht aufgegeben! Sie wollte die beste Schülerin werden, die der Dornenclan gesehen hatte! Dachspfote würde schon sehen! Angespornt von den Gedanken, konzentrierte sich Bronzepfote auf eine Maus, die unachtsam an einem Samen knabberte, unwissend, dass sie bald selbst Beute sein würde. Behutsam duckte sich die Schülerin, verteilte ihr Gewicht gleichmässig. Vorsichtig setzte Bronzepfote eine Pfote vor die andere, ehe sie ihre Hinterpfoten anspannte. Kurz schätzte sie die Entfernung ab, dann sprang sie auf das kleine, braune Tier. Mit einen schnellen Biss erschlaffte das Tier, der metallische Geschmack von Blut verteilte sich in Bronzepfotes Maul. Zufrieden tapste sie zu ihren Mentor zurück. „Davon wird der Clan nicht satt.“, gab er kalt wieder. Enttäuscht liess Bronzepfote daraufhin die Ohren hängen. Nun spitze Gluttiger die Ohren. „Ich zeige dir, wie man ein Kaninchen fängt. Bewege dich nicht, verstanden?“ Ihr Mentor wartete gar nicht erst auf eine Antwort. Er zog seine Krallen ein, schlich sich langsam an die Beute an, die Bronzepfote erst nach wenigen Herzschlägen erkennen konnte. Es war ein junges, schwarzes Kaninchen. Seine gewaltigen Ohren waren in Bluttigers Richtung gerichtet, der sich nicht beirren liess. Plötzlich stürmte er los, die Beute drehte sich um und rannte panisch los. Gluttiger legte jedoch anfangs direkt einen Spurt ein, sodass er das Kaninchen schnell einholen konnte. Mit einen schnellen Biss verstarb es. Begeistert weiteten sich Bronzepfotes grüne Augen, als ihr Mentor das Tier vor ihre Pfoten legte. „Kaninchen sind schnell, deshalb solltest du so nahe wie möglich an ihnen ran schleichen. Dann sprintest du los und tötest sie möglichst schnell. Verstanden?“ „Verstanden!“, erwiderte Bronzepfote. Zufrieden schnurrte Gluttiger. „Dann sollten wir langsam zurück gehen. Immerhin bist du heute damit dran, die Ältesten nach Zecken ab zu suchen.“ Angewidert schüttelte Bronzepfote ihr Fell. „Kann Fliegenpfote das nicht übernehmen?“ Daraufhin schielte Gluttiger sie gereizt an, sodass Bronzepfote ihr Maul hielt.
Murrend legte Bronzepfote etwas Mäusegalle auf das Fell von Kieselschweif. Schlagartig liess die Zecke los und viel zu Boden. Erleichtert seufzte die Älteste auf. „Die hat mich schon eine ganze Weile genervt. Dem Sternenclan sei Dank ist sie endlich weg.“ Ihr Baugefährte, Nussfell, grunzte belustigt. „Vergiss mich nicht, Bronzepfote. Und beeile dich, gleich kommen die Jungen und wollen eine Geschichte hören.“ Bronzepfote verdrehte die Augen. Nussfell verbrachte immer viel Zeit mit den Jungen, auch Bronzepfote und Fliegenpfote hatte er gerne Geschichten von den Clangründer erzählt. „Du bist gross geworden, genauso wie Fliegenpfote, Glühpfote und Dachspfote.“, gähnte der hellbraune Kater, als Bronzepfote ihn nach Zecken absuchte. „Der Clan spricht schon über euch. Der Sternenclan hat scheinbar für dich und Dachspfote eine grosse Zukunft. Selten gab es so talentierte Schüler.“ Peinlich berührt erwiderte Bronzepfote: „Nun, wir sind noch am Anfang unserer Ausbildung. Wir müssen noch vieles lernen und ich glaube nicht, dass alles sofort klappen wird.“ „Doch nicht so schüchtern.“, lachte der alte Kater brüchig. „Wenn du weiter so machst, kannst du noch Anführerin werden.“ „Glaubst du?“, fragte Bronzepfote vorsichtig. Dies war zwar ihr Ziel aber bisher hatte sie nicht geglaubt, soweit zu kommen. Doch die Ältesten hatten sicherlich schon viele starke Krieger gesehen, vielleicht erkannten sie einen, auch wenn er noch Schüler war! Hoffnung machte sich in ihr breit. Solange sie hart trainierte, würde sie sicherlich vieles schaffen können!
Nachdem sich Bronzepfote ihre Pfoten gewaschen hatte, hörte sie Glühpfote nach ihr rufen. Der weisse Kater lag in der nähe des Frischbeutehaufens, vor ihm lag eine Amsel. „Teilen wir uns die Frischbeute?“, fragte er höflich. Bei dem Angebot breitete sich eine wohlige Wärme in Bronzepfotes Magen aus. „Gerne.“, schnurrte sie glücklich und legte sich zu ihren Baugefährten. „Ich habe von Blitzlicht gehört, dass du heute auf eine Jagdpatrouille mit Gluttiger warst.“, miaute Glühpfote zwischen zwei bissen. „Stimmt. Ich habe leider nur eine Maus gefangen, da es sehr nebelig war. Aber Gluttiger hat mir gezeigt, wie man ein Kaninchen fängt! Ich habe noch nie eine Katze so schnell rennen sehen!“
Belustigt zuckten Glühpfote Schnurrhaare. „Das will ich sehen, wie Gluttiger hinter einen Kaninchen her rennt! Solange er nicht gegen einen Baum rennt!“ Daraufhin musste Bronzepfote kurz lachen. Die Vorstellungen, wie ihr Mentor gegen einen grossen Baum stürmte, brannte sich in ihren Kopf ein. „Es muss schwer sein, Gluttiger als Mentor zu haben.“, maunzte Glühpfote mitleidig. Gleichgültig schnippte die Rotbraune mit den Schwanz. „Solange man sich anstrengt, geht es eigentlich. Aber er kann echt gemein sein.“ Genauso wie manche Schüler, fügte sie gedanklich hin zu. Vor Glühpfote wollte sie aber nicht schlecht über Dachspfote reden. Scheinbar hatte Glühpfote ihre Gedanken bereits erahnt. „Meine Schwester ist manchmal gemein, sei ihr bitte nicht böse deswegen. Sie sieht dich als Rivalin. Sicherlich hasst sie dich nicht, auch wenn es manchmal so wirkt.“ In seinen blauen Augen verbarg sich Trauer. „Ich hasse sie auch nicht!“, log Bronzepfote schnell, sie wollte den weissen Kater nicht traurig machen, weshalb sie auch das Thema wechselte. „Fliegenpfote ist gestern auf einen Igel getreten! Du hättest ihn jaulen hören müssen!“ „Wirklich?“, fragte der Kater erstaunt. „Ich wusste ja, dass Fliegenpfote verträumt ist aber das hätte ich nicht gedacht!“ Dabei schüttelte er den Kopf. „Ich habe sogar versucht, ihn zu warnen und Staubglanz auch aber er war so vertieft, dass er nichts mit bekommen hatte.“, berichtete Bronzepfote erleichtert. Nun wirkte Glühpfote wieder glücklicher. Sie musste Dachspfote nicht mögen aber Glühpfote war ihr Wurfgefährte. Daher verwunderte es sie nicht, dass er an Dachspfote hing.
Kapitel 10:
Kapitel 10
Aufgeregt putzte sich Bronzepfote ihr struppiges Fell. Heute würde sie mit auf Morgenpatrouille gehen! Nicht nur das, auch Schattenseele würde dabei sein! Seit Bronzepfote Schülerin war, sah sie ihren älteren Bruder weniger. Ab und zu zeigte er ihr neue Kampftechniken, worauf sie auch sehr stolz war. Aber nur in der Nacht, was Bronzepfote nicht wirklich verstand, jedoch fragte sie nicht weiter nach. Fliegenpfote wartete bereits vor dem Schülerbau. „Beeile dich! Sonst gehen sie ohne uns!“, miaute er nervös. „Dann geh schon ohne mich vor.“, erwiderte sie. Heftig schüttelte der schwarze Kater mit den silbernen Tigerstreifen den Kopf. „Ich lasse meine Schwester nicht allein!“, sagte er bestimmt. Verwundert blickte Bronzepfote auf. Meinte dies ihr Wurfgefährte wirklich? „Entweder gehen wir beide oder niemand!“, fügte er hinzu. Schnell beendete daraufhin die Rotbraune ihre Fellpflege, um sich kurz an ihren Bruder zu schmiegen. „Dankeschön, du Mäusehirn! Komm, sonst gehen sie wirklich ohne uns!“ „Ich bin kein Mäusehirn!“, protestierte der kleinere sogleich, woraufhin Bronzepfote belustigt schnurrte. Die Patrouille, bestehend aus Mückenherz, seiner Schülerin Silberpfote, Gelbwind und Schattenseele, wartete bereits ungeduldig auf die beiden jungen Schüler. „Endlich kommt ihr auch mal!“, keifte Sichelpfote ungeduldig, sie war eine silberne Kätzin mit grünen Augen. „Es tut mit leid...“, maunzte Fliegenpfote schuldig, was Bronzepfote schnell wiederholte. Schon wurden Silberpfotes Augen weicher. „Wir sollten nun los gehen.“, erinnerte Mückenherz, der die Patrouille führte. Die ersten Sonnenstrahlen begrüssten die Baumkronen zaghaft. Inzwischen gab es kaum noch Blätter, die Bäume wirkten kahl und leer. Innerlich machte es Bronzepfote traurig, den Wald so zu sehen. Als sie das erste Mal den Wald betreten hatte, hatte sie sich im ersten Herzschlag in diesen verliebt. Genauso wusste Bronzepfote jedoch auch, dass eine neue Blattgrüne kommen würde. Gleichmässig lief Schattenseele neben seine Schwester. „Betrübt dich der Anblick vom Wald?“, fragte er behutsam. Verwundert hob die Schülerin den Kopf. Woher wusste er das? „Ich kenne dich gut. Schliesslich bist du meine Schwester, daher gebe ich auf dich acht.“ Seine blauen Augen leuchteten liebevoll. „Ich verspreche es beim heiligen Sternenclan, dass ich irgendwann stark genug bin, auch auf dich und Fliegenpfote acht geben kann!“, erwiderte Bronzepfote daraufhin selbstsicher. Sie wollte ihren Bruder beweisen, dass sie ihn ebenso liebte! „Sicher. Du kannst alles erreichen, wenn du hart daran arbeitest. Ausserdem stehe ich hinter dir, ebenso wie Fliegenpfote, Regenblüte und Blitzlicht.“ Kurz drückte er zu Bekräftigung die Schnauze ihn Bronzepfotes Fell. „Hilfst du mir auch, damit ich grosser Krieger werde?“, fragte Fliegenpfote eifrig mit einen bewunderten Blick. „Versprochen.“, miaute Schattenseele bestimmt.
„Schattenseele, wenn du nicht still bist, verscheuchst du ganze die Beute bis zum Wolkensee! Die Jagdpatrouille geht gleich los, sei also bitte still!“, fauchte Mückenherz, der Anführer der Patrouille. Wütend spannte Bronzepfote die Muskeln an, Schattenseele redete gar nicht laut! „Tut mir leid, Mückenherz.“, entschuldigte sich daraufhin Schattenseele mit verengten Augen, jedoch sagte er nichts mehr. Finster funkelte Bronzepfote den hellbraunen Mückenherz an, wusste aber auch, dass sie nichts dagegen tun konnte. Dennoch wurde ihr abermals bewusst, wie ungerecht der Clan Schattenseele behandelte. Fliegenpfote blickte verwirrt von Schattenseele zu Mückenherz. Gelbwind flüsterte ihn etwas ins Ohr, wodurch sie ihn scheinbar beruhigen konnte. Silberpfote stiess Bronzepfote unsanft an. „An deiner Steller würde ich weniger mit Schattenseele machen.“; murmelte sie ihr zu, woraufhin Bronzepfote mit den Ohr schnippte. „Schattenseele hat nichts getan.“, erwiderte die Rotbraune gereizt und stolzierte zu Gelbwind. Als Bronzepfote die Grenze zum Klippenclan entdeckte, konnte sie auf der anderen Seite einige Katzen erkennen. Neugier prickelte in ihr Fell. Würde sie einen anderen Clan kennen lernen? „Mückenherz. Sei gegrüsst.“, miaute eine kleine, braune Kätzin mit blauen Augen. Ehrfurchtsvoll neigte Mückenherz den Kopf. „Lichtertatze, schön, euch zu sehen.“ Fragend blickte Bronzespfote zu Gelbwind. „Das ist die Zweite Anführerin Lichtertatze.“ Mit grossen Augen bestaunte die Schülerin die Kätzin. Plötzlich wirkte sie so viel mächtiger, als würde eine starke Aura von ihr ausgehen. Hinter ihr standen drei weitere Katzen. Der Kleinste war ein weisser Kater, der nur ein oder zwei Monde älter als Bronzepfote selbst schien. Freundlich blickte Lichtertatze zu Fliegenpfote und Bronzepfote. „Euch beide habe ich noch nicht kennen lernen dürfen. Mein Name ist Lichtertatze, die Zweite Anführerin vom Klippenclan.“ Höflich neigten die Schüler den Kopf. „Ich bin Bronzepfote, eine neue Schülerin des Dornenclans.“, stellte sie sich höflich vor. Sogleich tat es ihr Fliegenpfote gleich. „Mein Name ist Fliegenpfote, der Bruder von Bronzepfote.“ Mit klopfenden Herzen beobachtete Bronzepfote die Reaktion der Klippenclan Katzen. „Wir wünschen euch viel Glück bei der Ausbildung. Es ist schön zu sehen, wie sich euer Clan entwickelt, trotz des Blattfalls.“ „Allerdings. Wir hoffen, dass sich der Klippenclan ähnlich gut entwickelt.“ Bedacht nickte Lichtertatze. „Es freut uns mit zu teilen, dass Kautzschwinge gestern ein gesundes Junges geboren hat.“ „Eine erfreuliche Mitteilung. Möge der Sternenclan euren Weg erleuchten und auf das Junges achtgeben.“ Mit diesen Worten markierte Mückenherz die Grenze und führte seine Patrouille zurück.
„Der Klippenclan scheint nett zu sein.“, flüsterte Fliegenpfote, sein Fell stand noch in allen Richtungen. „Lichtertatze wirkte so unnahbar aber trotzdem freundlich!“, stimmte Bronzepfote zu. „Glaubst du, wir werden irgendwann auch so?“ Spielerisch sprang Bronzepfote auf, ehe sie sagte: „Bestimmt! Wir werden viel trainieren und genauso so stark!“ „Beruhigt euch.“, keifte Silberpfote gereizt. „Eine Patrouille sollte man ernst nehmen!“ Entschuldigend hielt die Schülerin an. „Lass sie doch.“, miaute Gelbwind belustigt. „Früher warst du doch genau so.“ „War ich nicht!“, erwiderte die silberne Schülerin beleidigt. „Gelbwind, sind die anderen Clans genauso wie der Klippenclan?“, wechselte Fliegenpfote das Thema. „Jeder Clan ist etwas anders aber in friedlichen Zeiten wirken die Clans ähnlich.“, erklärte die cremefarbene Kätzin. Dann schwiegen die Katzen wieder.
In der Nähe des Fuchsfelsens bemerkte Bronzepfote plötzlich einen fremden Geruch. Sie konnte diesen keinen Beutetier und auch keinen Clan zuordnen, sodass sie verwirrt stehen blieb. Verwundert drehte sich Mückenherz zu ihr um. „Was ist?“ Hektisch blickte sich Bronzepfote um, sie konnte nichts erkennen. „Ich rieche etwas, kann es aber nicht einordnen.“ Schattenseele stimmte ihr zu. „Ja, das riecht nach einen Streuner, der sich in unseren Territorium verirrt hat.“ Zitternd öffnete Fliegenpfote sein Maul, sagte aber nichts. Seine glasigen Augen zeigten aber, dass er Angst hatte. Mit verengten Augen schien nun Mückenherz zu überlegen, was er jetzt tun sollte. Die ganze Patrouille wartete auf seinen Befehl. „Gut, wir werden mit dem Streuner reden und verscheuchen.“ Er öffnete sein Maul, ehe er los stürmte, dicht gefolgt von den anderen Katzen. Zwischen den Bäumen sprang eine kleine, weissgraue Gestalt hin und her. Von dieser Katze ging eindeutig dieser fremde Geruch aus. „Was machst du in unseren Territorium!?“, knurrte Mückenherz zur Begrüssung. Der Kater wand sich sich erschrocken zu den Katzen um. „Wer hat gesagt, dass es euch gehört?“, miaute er herausfordernd und fuhr bereits die Krallen aus. „Wenn du nicht gehst, werden wir dir das Fell abreissen!“, warnte Silberpfote, sie hatte bereits ihre Muskeln angespannt und schien bereit zu sein, sich auf den Kater zu stürzen. Beruhigend legte Mückenherz seiner Schülerin den Schwanz auf die Schulter. Gehässig miaute der Streuner auf. „Das will ich sehen! Ich werde auf keinen Fall `euer´ Territorium verlassen!“ Fauchend warf sich der Kater auf Silberpfote, die sich mit einer eleganten Drehung leicht befreite und mit der Kralle ausholte. Mit gebleckten Zähnen wollte der Weisse sich abermals auf Silberpfote stürzten, doch instinktiv warf sich Bronzepfote ihn in den Weg. Sie fühlte einen stechenden Schmerz in der Schulter, Blut tropfte aus der Wunde, jedoch liess sich Bronzepfote davon nicht beirren. Schnell duckte sie sich, als sich der Kater auf sie schmeissen wollte, um danach in seine Pfote zu beissen und diese weg zu ziehen. Mit einen erschrocken Jaulen kam ihr Gegner auf. Nun mischten sich auch die Krieger ein, Mückenherz zerfetzte ihn das Ohr, während sich Gelbwind auf seinen Rücken verbissen hatte. Mit einen schmerzerfüllten Schrei befreite sich der Streuner und humpelte in Sicherheit. Kurz drehte er sich um, seine Ohren waren angelegt. „Das werdet ihr bereuen!“, rief er ihnen zu, ehe er aus der Sichtweite humpelte. Mit klopfenden Herzen drehte sich Bronzepfote zu ihren Clangefährten um. Niemand schien verletzt zu sein. Stadtessen erntete sie einen bewunderten Blick von Silberpfote. „Du hast mich gerettet!“, miaute sie erstaunt. „Das hätte jeder getan.“, schüttelte Bronzepfote den Kopf, für sie war es selbstverständlich gewesen. „Du hast tapfer gekämpft, junge Schülerin.“, stimmte Mückenherz zu. Der sonst so mürrische Kater wirkte ungewohnt freundlich. Peinlich berührt scharrte die junge Schülerin mit der Pfote. Sie freute sich zwar sehr über das Lob, genauso war es ihr aber auch unangenehm. „Wir sollten zurück zum Clan, damit Bronzepfote zu Eschenblatt kann.“, erinnerte Schattenseele, welcher besorgt auf ihre Wunde an der Schulter blickte. Etwas Blut floss noch daraus, jedoch schien sie nicht schlimm zu sein. Die anderen Katzen stimmten zu.
Bei jedem Schritt schmerzte ihre Schulter, sodass Bronzepfote die Zähne zusammen beissen musste. Noch hörte sie das Blut in ihren ihren Ohren rauschen, der Kampf wirkte noch erschreckend nah. Jedoch verspürte sie bei den Gedanken keine Angst, sie hatte gut gekämpft! Wenn das Dachspfote hören würde! Besagte Kätzin kam ihr, zur Bronzepfotes Verwunderung, gerade entgegen. In ihren Maul baumelten zwei Mäuse. Abwertend schielte sie zu Bronzepfote, bis sie die Wunde erkannte und hämisch grinste. Erstaunt darüber, erkannte Bronzepfote Blitzlicht, Habichtwolke, die Zweite Anführerin des Dornenclans, Glühpfote und Finkenfeder, die ihr entgegen liefen. Scheinbar war es die Jagdpatrouille. Besorgt lief Blitzlicht zu seiner Tochter. „Mückenherz, was ist passiert?“ Verächtlich schnaubte der Kater. „Wir sind auf der Morgenpatrouille auf einen kampflustigen Streuner getroffen. Deine Tochter hat gut gekämpft und Silberpfote beschützt.“ Stolz blitze in Blitzlicht gelben Augen auf, jedoch wirkte er immer noch besorgt. „Mir geht es gut.“, erklärte daher die Schülerin schnell. „Du hättest sie kämpfen sehen sollen!“, rief Fliegenpfote daraufhin aufgeregt. „Wie eine richtige Kriegerin!“ Liebevoll leckte Blitzlicht über Bronzepfotes Ohr. „Das freut mich zu hören aber gehe sofort zu Eschenblatt, ja? Ich komme nachher vorbei und schaue, wie es dir geht, aber jetzt muss ich Beute für den Clan fangen!“
Vorsichtig legte Eschenblatt Spinnennetze über Bronzepfotes Schulter. „Das dürfte reichen. Wenn du Schmerzen hast, kann ich dir ein paar Mohnsamen geben.“ Bronzepfote schüttelte den Kopf. „Es geht schon, ich brauche nichts.“ „Gut, solltest du dir es anders überlegen, dann komm ruhig vorbei. Morgen schaue ich mir die Schulter wieder an. Wenn sie sich nicht entzündet hat, kannst du morgen auch wieder weiter trainieren.“ dankbar nickte die junge Kätzin. „Verstanden!“ Sie wollte bereits den Heilerbau verlassen, als eine weitere Katzen diesen betrat. Hagelstern blickte auf die junge Schülerin. „Ich habe von Mückenherz gehört, wie du mutig deinen Clan verteidigt hast.“ Trotz seiner sehr tiefen Stimme, klang er freundlich. „Daher habe ich beschlossen, dass du belohnt werden solltest. Du kommst heute mit auf die grosse Versammlung.“ Überrascht blinzelte Bronzepfote. Das war eine grosse Ehre für sie! „Wirklich? Danke!“ Belustigt schnurrte der weisse Anführer. „Das ist das mindeste. Deine Baugefährtin Dachspfote wird ebenfalls mit kommen, da sie heute viel Beute auf der Jagdpatrouille erlegt hat.“ Nicht mal diese Nachricht konnte Bronzepfotes Vorfreude nehmen! Sie würde ihre erste grosse Versammlung erleben!
Kapitel 11:
Kapitel 11
Bis zum Abend dauerte es noch, weshalb Bronzepfote noch das Moos bei dem Ältesten wechselte, in der Hoffnung, dass die Zeit schneller vergehen würde. Jedoch liess der erhoffte Sonnenuntergang auf sich warten, weshalb Bronzepfote beschloss, ihre Mutter Regenblüte zu besuchen. Noch immer schlief sie in der Kinderstube und half Fleckentau bei ihren Jungen. Vor der Kinderstube spielten die Jungen mit Glühpfote. Der weisse Schüler war deutlich grösser als die Jungkatzen, daher ging er zärtlich mit ihnen um. Er liess Felsjunges und Morgenjunges auf sich herum klettern, währenddessen die schwarze schildpattkätzin Schattenjunges vorsichtig in sein Bein knuffte. „Du feige Beerenclan Katze!“, miaute Spechtjunges spielerisch, während Braunjunges behutsam aus Entfernung das Geschehen beobachtete. „Möchtest du gar nicht mitspielen?“, fragte Bronzepfote belustigt. Der kleine, hellbraune Kater mit den schwarzen Tupfen und den blauen Augen wirkte nicht wie ein Junges, sondern ein überlegter Krieger. „Ich spiele mit.“, erwiderte er, seine Augen waren etwas zusammen gekniffen. „Aber wenn wir uns alle nur auf Glühpfote werfen, ist das zu chaotisch. Ich will ihn mit einen Angriff schlagen und darum warte ich.“ Vorsichtig schabte der Kater mit seiner Vorderpfote, kauerte sich hin, als würde er eine Maus jagen, machte jedoch noch keinen weiteren Schritt. Sein Schwanz zuckte ungeduldig hin und her, sonst wirkte er wie eingefroren. Plötzlich preschte er voran, warf sich gegen Glühpfotes Flanke, der erschrocken jaulte und zu Boden ging. Stolz drückte Braunjunges den Grösseren auf die Schnauze. Seine Geschwister erholten sich schnell von der plötzlichen Angriff und taten es ihn gleich. „Ich denke, sie haben dich besiegt.“, miaute Bronzepfote hämisch zu ihren Baugefährten. Seine Pfoten zappelten hilflos in der Luft, jedoch hatte er genug Kraft, um etwas zu erwidern. „Hilf mir lieber! Die Jungen wollen mich nicht los lassen!“ Spielerisch schnappte Spechtjunges nach einer von Glühpfotes Pfoten. „Wir lassen dich nie wieder los! Wir holen unseren Anführer und dann wirst du gefangen genommen!“ „Du hast die Jungen gehört.“, lachte die Schülerin. „Ausserdem kann ich keiner Moosclan Katze helfen. Schlieslich gehöre ich zum Dornenclan.“ Auch Glühpfote lachte auf, sodass keiner der Beiden bemerkte, dass Spechtjunges tatsächlich zur Hagelstern tapste, der sich vor seinem Bau sonnte. Kurzer Zeit später stand Hagelstern wirklich vor dem gefangenen Glühpfote. „Nun, dass ist also der Moosclan Krieger?“, brummte Hagelstern, in seinem Unterton verbarg sich Belustigung. Erstaunt schaute Bronzepfote von ihren Anführer zu der schwarzen Kätzin mit den braunen Augen. Sie hätte nicht gedacht, dass Spechtjunges wirklich Hagelstern holen würde. Die anderen Jungen scheinbar ebenso nicht, da sie erschrocken von Glühpfote liessen, bis auf Spechtjunges. „Wir haben ihn ganz alleine besiegt!“, erklärte sie stolz, jedoch kam bereits Fleckentau aus der Kinderstube. „Spechtjunges! Was habt ihr schon wieder angestellt?!“ Kopfschüttelnd stupste sie das kleine Junges von dem Schüler. „Entschuldige bitte, Hagelstern. Ich habe nicht bemerkt, dass sie dich stören.“ Daraufhin schnippte Hagelstern gleichgültig mit dem Ohr. „Du musst dich nicht entschuldigen. Deine Jungen sind sehr Tapfer, sie werden sicher grosse Krieger.“ Daraufhin baute sich Spechtjunges vor dem Anführer auf. „Natürlich werde ich das!“, piepste sie selbstsicher. „Ich werde die nächste Anführerin!“ „Bevor du so gross Träumst, solltest du erst mal Schülerin werden.“, sagte ihre Mutter liebevoll. „Los, kommt in die Kinderstube und lasst Hagelstern bitte in Ruhe.“ Beleidigt stolzierte Spechtjunges in den besagten Bau, dicht gefolgt von ihren Geschwister.
Am Ende der Kinderstube lag Regenblüte zusammengerollt auf ein Stück Moos. Anfangs dachte Bronzepfote, ihre Mutter würde schlafen und wollte die Kinderstube bereits wieder verlassen, jedoch öffnete Regenblüte überrascht ihre Augen und setzte sich auf. „Bronzepfote! Schön, dass du mich besuchen kommst.“, gähnte Regenblüte, während sie rasch ihr Brustfell glättete. „Wie geht es dir?“, fragte Bronzepfote vorsichtig. Ihre Mutter wirkte bereits viel glücklicher. „Oh, es geht mir prächtig!“ Zum Glück, schoss es der Schülerin durch den Kopf. Vielleicht wird sie auch wieder ganz gesund! In den nächsten Tagen sollte sie besser Eschenblatt darüber informieren. „Hattest du heute einen Kampf? Blitzlicht sagte mir das aber ich wollte lieber dich fragen.“ Abwertend schippte Bronzepfote mit dem Schwanz. „Es war nicht besonderes, wirklich. Wir haben einen Streuner getroffen, der nicht aus unserem Territorium wollte. Silberpfote hat sich mit ihm gestritten und dann hat er angegriffen. Ich habe nur Sichelpfote geholfen, mehr nicht. Das würde jeder tun!“ Bloss Dachspfote würde ich nicht helfen, fügte sie gedanklich hin zu. Besorgt überprüfte die Königin die Schulter. „Pass aber auf, ja? Ich könnte es nicht ertragen, noch eines meiner Jungen zu verlieren.“ Ihre stimme wurde brüchig, ihre Augen leerer. Schnell drückte sich die Schülerin an das Fell ihrer Mutter, um sie zu trösten. Behutsam murmelte sie: „Mir wird nichts passieren, versprochen!“ Eine Weile verweilte sie so, bis sie bemerkte, wie es dunkler wurde. „Ich muss jetzt los, ich darf zur grossen Versammlung! Aber ich komme dich bald wieder besuchen und bringe dir die grösste Beute mit, die du je gesehen hast!“, versprach sie eilig, ehe sie aus der Kinderstube tapste.
Mit prickelnden Fell lief Bronzepfote durch den Wald. Neben Bronzepfote war ihr Vater, dessen Brust vor Stolz über schwoll. „Meine Tochter auf ihre ersten grossen Versammlung!“, schnurrte er zufrieden. „Bei deinen guten Leistungen hast du dir auch verdient! Die anderen Clans werden auch bemerken, was für eine Schülerin du bist!“ Peinlich berührt blickte Bronzepfote auf ihre schmalen Pfoten. Jede Katze konnte Blitzlicht reden hören. So wie er brüllte glaubte Bronzepfote, dass sogar die Katzen im Clan in hören konnten! Einige Katzen schauten belustigt zu der Schülerin, da ihr Vater nicht aufhörte, über sie zu schwärmen, bis er schliesslich von Insektenkralle, ein brauner Kater mit schwarzen Pfoten, sowie schwarzen Ohren, unterbrochen würde. „Glaubst du, der Moosclan hat sich beruhigt?“, wechselte er das Thema. Dankbar nickte Bronzepfote ihn zu, wurde aber selbst von Dachspfote angefaucht. „Kannst du nicht aufpassen, wohin du läufst?! Du hättest mich beinahe umgeworfen!“ Geschickt ignorierte Bronzepfote jedoch diese Aussage und stolzierte weiter, was Dachspfote scheinbar nicht gefiel. „Nur weil du heute gegen ein verweichlichten Streuner gekämpft hast, glaubst du, was besseres zu sein!“ Mit peitschenden Schwanz, fuhr Bronzepfote herum. „Tu ich gar nicht! Du hast doch im ganzen Clan angegeben, wie gut du doch bei die Jagd warst!“ „Ihr Beiden! Beruhigt euch!“, mischte sich schnell Borkenkralle ein, dabei schaute er kurz warnend zu seiner Tochter. „Wenn die vier Clans es schaffen, den Frieden zu bewahren, dann sollten es zwei Schüler auch hinbekommen!“ Die beiden Kätzinnen erwiderten nichts, sondern stolzierten in verschiedenen Richtungen davon. Beleidigt schüttelte sich Bronzepfote. Ihre Baugefährtin war unerträglich! Kurz funkelte sie in ihrer Richtung, doch als sie die Felsenwiese sah, war alles vergessen.
Im matten Licht des Vollmondes leuchteten die Felsen mit einen silbernen Schein, als würde sich der Mond dort widerspiegeln. Die Wiese wirkte wie ein weiches Nest aus Mondlicht, auf denen viele Katzen tummelten. Freundlich stupste Blitzlicht seine Tochter an. „Komm, ich stell dich den anderen Clans vor.“ Aufgeregt nickte Bronzepfote, ihr Fell begann wieder zu prickeln, während sich die Neugier einbrannte. Sie konnte es kaum erwarten, die Anführer kennen zu lernen! Blitzlicht führte seine Tochter von einer Gruppen bestehend aus den Kriegern aller Clans. „Siehst du den schwarzen Kater mit dem weisen Hals? Das ist Spatzenkehle aus dem Klippenclan.“ Der besagte Kater drehte sich um. Als er die beiden Dornenclan Katzen sah, lief er freundlich gesonnen auf sie zu. „Blitzlicht, wie geht es dir?“ „Mir geht es gut. Vor allem, weil ich euch meine Tochter Bronzepfote vor stellen kann!“ Die Blicke von Spatzenkehle und den beiden anderen Katers, liessen Bronzepfotes Fell glühen. „Glückwunsch!“, miaute der silberne Kater, der nach Beerenclan roch. Neben ihn war ein Moosclan Kater im orangenen Fellkleid. Für mehr Worte hatten sie keine Zeit, denn Hagelstern begann die grosse Versammlung.
Eilig setzte sich Bronzepfote zwischen Blitzlicht und Gelbwind, da ihr die fremden Katzen noch etwas unangenehm waren. Hagelstern sass ehrenvoll auf einen der vier Felsen. „Trotz des kalten Blattfalls läuft die Beute besser als erwartet und der Clan entwickelt sich prächtig. Fleckentau hat fünf Junge bekommen.“
Katzen aus allen Clans jaulten ihre Glückwünsche. Erstaunt blickte sich Bronzepfote um. Die Rufe der Katzen hallten einen Moment in ihren Kopf wieder und überwältigten sie. Zwar wusste Bronzepfote, dass während der grossen Versammlung Frieden herrschte, jedoch hätte sie nicht gedacht, dass die Clans so vertraut mit einander wirkten. Einige Katzen aus den verschiedenen Clans sassen sogar gemeinsam nebeneinander! „Darüber hinaus dürfen wir vier neue Schüler begrüssen! Dachspfote, Glühpfote, Fliegenpfote und Bronzepfote! Bronzepfote und Dachspfote sind heute anwesend.“ Abermals kamen Rufen aus allen Richtungen, die nun Bronzepfote und Dachspfote galten. Während es der schwarzen Kätzin gefiel im Vordergrund zu stehen, hätte sich Bronzepfote am liebsten hinter Gelbwind versteckt. „Heute gab es eine kurze Auseinandersetzung mit einem Streuner, den wir aber vertrieben haben.“ Damit beendete Hagelstern seine Rede, sodass eine schneeweisse Kätzin mit gelben Augen vortrat. Vor ihren Felsen sass ein grauer Kater. „Das ist Schneestern und Schnellwind vom Moosclan.“, erklärte Gelbwind leise. „Der Moosclan hat eine neue Königin! Vor einigen Sonnenaufgänge ist Blumenschweif in die Kinderstube umgezogen. Darüber hinaus ist Frostglanz den Ältesten beigetreten.“ Eine kleine, weisse Kätzin mit leuchteten, grünen Augen, nickte dabei ihren Kopf. Scheinbar war dies die neue Älteste. Katzen der Clans murmelte einige Worte zu ehren der Kätzin. „Sonst gibt es keine weiteren Besonderheiten.“ Nun trat grau getigerter Kater vor. „Das ist Brisenstern, Anführer vom Beerenclan. Vor ihm sitzt Ahornsprenkel.“ Ahornsprenkel war eine kleine, kompakte braune Kätzin. „Die Fischjagd läuft sehr gut. Alle meine Katzen können sich satt essen. Mauszahn und Flockenherz haben ihre Kriegernamen bekommen.“ Mauszahn schaute nervös hin und her, während seine Schwester, so wie Bronzepfote es gehört hatte, sich stolz den Rufen entgegen reckte. Zum Schluss trat ein grauer Kater mit weissen Flecken, weissen Pfoten und grünen Augen vor. „Dass ist Funkelstern vom Klippenclan.“, informierte Gelbwind. Lichtertatze lag unter seinem Felsen. Im Mondlicht wirkte die Zweite Anführerin noch mächtiger als am Morgen. Ehrfurcht blickte Bronzepfote wieder auf Funkelstern, als diese mit seiner Rede begann. „Der Klippenclan hatte kleinere Probleme mit Streuner und einen Fuchs, jedoch konnte sie gelöst werden.“ „Hoffentlich haben sie den Fuchs nicht zu uns gejagt.“, brummte Blitzlicht skeptisch. „Leider verstarb auch die Älteste Lodersprung an einer Krankheit. Möge der Sternenclan sie empfangen haben.“ Kurz murmelten die Katzen ihr Beileid aus. „Auch beim Klippenclan läuft die Beute gut.“ Mit diesen Worten sprang Funkelstern von dem Felsen. Mit klopfenden Herzen schaute sich Bronzepfote um. Die Katzen versammelten sich um ihren Anführer, weshalb auch sie zu Waldstern sprang. Während die Anführer auf den Felsen sass, hatte die Felsenwiese eine unbeschreibliche Aura bekommen, die Bronzepfote nicht in Worte fassen konnte. Mit strahlenden Augen folgte sie ihren Clan zurück zum Lager.
Kapitel 12:
Kapitel 12
Nervös verliess Bronzepfote das Lager. Heute war ein besonderer Trainingstag: Alle Schüler sollten in Gruppen aufgeteilt werden und Jagen gehen, wobei sie den Blicken von Hagelstern ausgesetzt waren. Mentor wie Schüler wirkten angespannt. Erwartungsvoll schielte Gluttiger zur seine Schülerin. „Stell dich gut an.“, miaute er bestimmt, sodass Bronzepfote nickte. Sie war zwar etwas verunsichert, wollte sich jedoch beweisen. Dies war die perfekte Gelegenheit, Dachspfote zu schlagen! Innerhalb ihres Pelzes brannte sie kampflustig. Seit ihrer Schülerernennung hatte sie viel an Selbstbewusstsein gewonnen, ausserdem ermunterte die Rivalität zu Dachspfote sie, noch mehr als alles zu geben! Schon bald kamen die Katzen an einer Lichtung an, dessen Boden mit Laub gesprenkelt war. Die klirrende Luft liess einige Blätter spielerisch fliegen. Hagelstern stellte sich vor den Schülern hin, für einen kurzen Moment blickte er jedem in die Augen. „Dem Anschein nach hat der Dornenclan gute Schüler.“, schnurrte Habichtwolke neben ihm zufrieden. „Sie alle halten den Blick stand.“ „Allerdings.“, stimmte Hagelstern der Kätzin zu. „Zwar werden Habichtwolke und ich euch bei der Jagd beobachten aber denkt nicht zu viel daran. Wenn ihr eine Beute verscheucht, bekommt keine Panik. Den besten Kriegern passiert das.“ Aufgeregt nickte Bronzepfote. Ihr Herz pochte schneller. Nun stand Finkenfeder auf. „Wir Mentoren haben gemeinsam überlegt, welche Schüler zusammen jagen werden. Die Aufteilung ist nicht diskutierbar!“ Dabei schweifte sein Blick kurz Dachspfote, die ihren Schwanz um ihre Pfoten gelegt hatte. „Frostpfote wird mit Fliegenpfote zusammen jagen.“ Die beiden Katers nickten sich freundlich an. Fliegenpfote hatte sich schnell mit dem älteren Schüler angefreundet und wirkte zufrieden. Neugierig fragte sich Bronzepfote, mit wem sie wohl jagen würde. Innerlich freute sie sich schon Dachspfotes entsetzen Gesichtsausdruck, wenn sie mehr Beute zurück bringen würde. „Bronzepfote, du wirst mit Dachspfote zusammen jagen.“ Erschrocken sprang Bronzepfote auf, ihrer Baugefährtin tat es ihr gleich. Wütend schielte Bronzepfote zu der schwarzen Schülerin, in deren grünen Augen Hass aufloderte. Abwerten wandte sie dann ihren Kopf zur Seite, weshalb sich Bronzepfotes Nackenhaare aufstellten. „Beruhige dich.“, mahnte Gluttiger sie. „Ich war damit auch nicht einverstanden aber manchmal ist es gut, seine Feinde zu kennen.“ Widerwillig nickte Bronzepfote, während Finkenfeder verkündete, dass Silberpfote mit Glühpfote zusammen jagen würde. „Ihr entscheidet in der Gruppe, wo ihr jagen wollt.“, beendete der hellgraue Kater.
Nur ungern näherte sich Bronzepfote ihrer Jagdgefährtin, die sofort zurück wich. Verärgert zuckte Bronzepfote mit den Ohr. Wie sollte sie jagen gehen, wenn Dachspfote bereits jetzt Probleme machte!? „Lieber lasse ich mir mein Fell abreissen, als dass ich mit dir jagen gehe!“, stellte Dachspfote in ihrer schrillen Stimme fest. „Wir haben keine andere Wahl.“, gab Bronzepfote mit einer möglichst ruhigen Stimme wieder. „Hagelstern und Habichtwolke schauen uns zu!“ Nun wand sich Dachspfote doch zu Bronzepfote. „Ausnahmsweise! Aber du tust das, was ich sage!“ „Warum sollte ich!?“ „Weil ich sonst nicht jage!“ Entnervt seufzte Bronzepfote. Sie war kurz davor, ihre Baugefährtin an zu springen und ihre Kralle in ihr Fell zu graben, doch sie wusste, dass Hagelstern sicherlich bereits diesen Streit mit sehen würde. Daher miaute sie: „Von mir aus. Wo gehen wir jagen?“ Zufrieden schnurrte Dachspfote. „Gut so. Wir gehen in die Nähe vom Wolkensee jagen!“ Kurz zuckte Bronzepfote zusammen. Der Ort, an dem ihr ältere Bruder starb, sodass sie ihn nie kennen lernen durfte! Dennoch erwiderte sie nichts, sondern folgte nur Dachspfote.
Als sie am Wolkensee ankamen, roch Bronzepfote bereits die erste Maus, jedoch hielt sie inne, als Dachspfote ihr einen warnenden Blick zuwarf. „Ich habe sie zu erst gerochen!“, stellte sie verächtlich klar. Innerlich brannte die rote Schülerin vor Wut, weshalb sie die Krallen in den Boden bohrte, als Dachspfote sich duckte. Unvorsichtig nagte die braune Beute an einem Samen. Schnell überprüfte Dachspfote die Windrichtung, ehe sie zur Maus kroch. Dabei hatte sie ihr Gewicht verteilt, sodass die Maus sie nicht hörte. Insgeheim wünschte sich Bronzepfote, dass Dachspfote einen Fehler machen würde aber die Kleinere erbeutete die Maus geschickt mit einen Sprung. Mit einen schnellen Biss tötete sie das Tier und stakste zu Bronzepfote zurück. „So fängt man eine Maus. Ich hoffe, du hast gut aufgepasst.“ „Ich bin kein Mäusehirn!“, knurrte Bronzepfote zurück. Jeden Herzschlag, den sie mit Dachspfote verbringen musste, war einer zu viel. „Oh, tut mir leid. Dann siehst du nur wie eins aus!“, gab Dachspfote hämisch wieder. Diese Bemerkung versuchte sie einfach zu ignorieren. Wenigstens konnte Bronzepfote wenig später eine Amsel riechen. Vorsichtig kauerte sie sich hin, ehe Dachspfote auch diese Beute jagen konnte. Vorsichtig setzte Bronzepfote eine Pfote vor die andere, ehe sie sich mit einen gewaltigen Sprung auf das Tier stürzte. Zufrieden schmeckte sie Blut in ihrer Schnauze, als sie die Amsel tötete. Dachspfote warf sie einen triumphierenden Blick zu, welche erzürnt schnaubte. „Bilde dir nichts drauf ein! Diese Amsel war so fett und langsam, selbst ein Junges sie hätte erwischen können!“ Abwertend zuckte Bronzepfote mit der Schwanzspitze. Sie versteckte die Beute, während sie versuchte, sich nicht provozieren zu lassen. Da weder Bronzepfote noch Dachspfote weitere Beutetiere vorerst entdecken konnten, beschlossen sie, zu einer naheliegende Lichtung zu gehen. Dort lugte fahles Sonnenlicht durch die überwiegenden kahlen Ästen. „Hier kann man gut Kaninchen fangen. Na ja, du vielleicht nicht, aber ich.“, erklärte Dachspfote mit der üblichen Verachtung in ihrer Stimme aber auch dieses Mal ging Bronzepfote nicht weiter drauf ein. Stadtessen suchte sie die Luft nach einer Fährte ab. „Eichhörnchen.“, murmelte Dachspfote nach einer Weile. Verwundert folgte Bronzepfote den Blick. Das Eichhörnchen sammelte am Boden einige Nüsse zusammen, jedoch stand es in der Nähe von einem Baum. Die beiden Schüler erkannten schnell das Problem: Sie mussten für die Beute zusammen arbeiten. Natürlich bestimmte Dachspfote den Plan. „Du schleichst dich dahin und jagst es von dem Baum weg, während ich es fange.“, murmelte sie bestimmt. „Warte!“, flüsterte Bronzepfote, doch Dachspfote näherte sich bereits dem Eichhörnchen. Genervt verschwand Bronzepfote daher lautlos zwischen den Bäumen und umrundete die Lichtung vorsichtig. Relativ schnell stand sie dann vor dem Eichhörnchen und da der Wind günstig stand, konnte sich auch Dachspfote der Beute nähern. Bedrohlich schimmerten dabei ihre grünen Augen, als wolle sie zu Bronzepfote warnen. Verächtlich schüttelte sich die Rotbraune. Dachspfote konnte ihr damit keine Angst machen! Mit einen gewaltigen Satz sprang Bronzepfote aus ihren Versteck. Das Eichhörnchen schreckte auf, rannte aber in einer anderen Richtung davon, sodass die Schülerinnen dem Tier nach hetzen mussten. Knurrend legte Dachspfote eine Sprint ein und konnte somit das Eichhörnchen einholen. Als sie die Beute erlegte, wandte sie sich wütend zu Bronzepfote um. „Das ist deine Schuld! Nicht mal eine einfache Aufgabe kann man dir überlassen!“ Langsam reichte es Bronzepfote. „Du warst doch zu mäusehirnig, um das Eichhörnchen direkt zu fangen! Du hast es doch erst flüchten lassen!“
Ein rascheln zwischen den Gebüsch schreckte die Schüler auf. Sandtupf und Staubglanz standen vor ihnen. „Hört auf zu streiten.“, mahnte Sandtupf mit schüttelndem Kopf. „Keiner von euch hat einen Fehler gemacht, euer Plan war eine gute Idee.“, ermunterte die silberne Kriegerin mit den weissen Flecken, doch Dachspfote drehte sich überheblich um. „ Bronzepfote hat gestampft wie ein Dachs. Sicherlich war es ein taubes Eichhörnchen, denn jede andere Beute hat sie damit verscheucht!“ „Habe ich nicht!“, gab Bronzepfote wieder. „Ausserdem hast du dich doch so elegant wie ein Zweibeiner bewegt! Selbst eine tote Maus wäre dir entwischt!“ Das schwarze Fell von Dachspfote stellte sich gereizt auf, doch bevor noch was passieren konnte, ging Sandtupf dazwischen. „Wenn ihr euch beide nicht zusammen reisst, seit ihr bis zu eurer Kriegerernennung für die Ältesten zuständig!“
Die restliche Jagd gab es keine weiteren Zwischenfälle, da Sandtupf Warnung noch in ihren Köpfen widerhallte. Kurz vor Sonnenuntergang trafen die Jagdgruppen wieder zusammen. Der Haufen von Bronzepfote und Dachspfote schien der grösste zusammen, weshalb Bronzepfote stolz zu ihren Mentor blickte, der anerkennend nickte. Hagelstern und Habichtwolke hatten sich wieder vor den Schülern gestellt, um ihr Urteil direkt zu verkünden. „Fliegenpfote und Frostpfote. Ihr beiden habt gut im Team gearbeitet. Frostpfote, du warst sehr hilfsbereit und hast Fliegenpfote geduldig alles erklärt, was er noch wissen musste. Fliegenpfote, du bist zwar noch etwas langsam aber du bist ein geduldiger Jäger.“ Freudig sprang Fliegenpfote auf, als er Hagelsterns Lob hörte. „Das werde ich nachher Regenblüte erzählen!“, quiekte er, sodass Bronzepfote belustigt schnurrte. Der Kater verhielt sich immer noch wie ein Junges. Daneben Glühpfote, euer Ergebnis war beeindruckend. Silberpfote, du hast eine sehr gute Nase und wirst sicher eine der besten Jägerin im Clan. Glühpfote, deine Grundkenntnisse sind gut. Trainiere weiter und aus dir kann ein guter Krieger werden.“ Ehrenvoll neigte der weisse Kater seinen Kopf, während Silberpfote zufrieden zu ihren Mentor Mückenherz schielte. „ Bronzepfote und Dachspfote. Ihr beide seid erstaunliche Schüler. Bereits jetzt beherrscht ihr die Jagdtechniken erstaunlich gut, ihr könnt stolz auf euch sein. Bronzepfote, du brauchst allerdings noch etwas zu lang wenn du dein Gewicht verlagerst. Vor allem aber müsst ihr Zwei an eurer Teamarbeit arbeiten. Der beste Krieger kommt nicht weit, wenn er nicht mit anderen planen und kämpfen kann.“ Den letzten Satz sprach Hagelstern bedacht aus. Freudig nickte Bronzepfote trotz der Kritik. Dennoch ärgerte sie sich über Dachspfote. Ohne sie hätte Bronzepfote Hagelstern zeigen können, dass auch sie gut mit anderen zusammen arbeiten konnte. „Mach dir nichts raus.“, munterte Gluttiger sie plötzlich auf. Verwundert blinzelte Bronzepfote. Bisher hatte ihr Mentor sie eher nieder gemacht, als sie aufzumuntern! „Irgendwann zeigst du es diesem aufgeblasenen Fellball.“
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Ich habe mir jetzt die restlichen Kapiteln durchgelesen.Ich mag die FF und irgendwie erinnert mich das an früher,als ich mit WACA angefangen habe. Mach weiter so.
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Danke für die Rückmeldung @Flammensturm^^ Sehr lieb von dir ^^ Deswegen hier die nächsten Kapitel^^
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Vor-freudig kratzte Bronzepfote das Moos von dem Baum. Glühpfote, der aufgeregt schnurrte, half ihr dabei. „Die Nachricht kam ziemlich plötzlich.“, miaute Bronzepfote mit hoher Stimme. „Hagelstern hat sehr stolz gewirkt!“ Eifrig nickte Glühpfote. „Um so wichtiger, dass wir für Sandtupf nun ein bequemes Nest bauen! Der Clan freut sich auch sehr darüber, dass Sandtupf in die Kinderstube zieht.“ „Vor allem Regenblüte!“, stimmte Bronzepfote zu. Insgeheim hoffte die Schülerin, dass es ihrer Mutter bald so gut gehen würde, dass sie wieder im Kriegerbau schlafen würde. „Was hat Regenblüte eigentlich genau?“, fragte nun ihr Baugefährte zögerlich. „Gänseschwinge hat mir nur gesagt, dass es etwas mit Schattenseele sei aber mehr wollte sie mir nicht sagen.“ Innerlich flammte Wut in Bronzepfote auf. Der ganze Clan redete immer über Schattenseele und wurde ausgestossen. Dabei wurde er zu unrecht verurteilt! „ Schattenseele hat nichts damit zu tun!“, fauchte Bronzepfote daher, sodass Glühpfote zusammen zuckte. „ Schattenseele ist eine nette Katze und der beste grosse Bruder, den man sich wünschen kann!“ Vor Zorn keuchend, wand sich Bronzepfote wieder dem Moos zu. Die ganze Freude, die sie empfunden hatte, war augenblicklich verschwunden. „T-tut mir leid...“, stotterte Glühpfote wehmütig. „Ich wollte dich nicht wütend machen. Wirklich!“ Der weisse Kater stupste Bronzepfote entschuldigend an, sodass diese sich beruhigte. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus, als sie in seine blauen Augen sah. „Ich bin dir nicht böse. Mir tut es leid, dass ich überreagiert habe.“ Zur Antwort schüttelte Glühpfote verständnisvoll den Kopf. „Wenn der Clan Gelbwind oder Dachspfote so behandeln würde, wäre ich auch wütend. Weisst du was? Zwar haben mich Gänseschwinge und Borkenkralle vor Schattenseele gewarnt aber ich glaube dir! Wenn du sagst, dass Schattenseele nett ist, dann wird er es auch sein.“ Erstaunt blinzelte Bronzepfote. „Wirklich?“ „Natürlich! Würde ich dich anlügen?“, erwiderte Glühpfote mit warmer Stimme. Dankbar drückte sich Bronzepfote kurz gegen seine Flanke, ehe sie noch etwas jagen gingen.
Mit zwei Mäuse und den Moos aus dem Maul baumelnd, liefen die Schüler zurück zum Lager. Die neue Königin wurde von vielen Katzen umrundet, während Hagelstern stolz bereits zur Kinderstube schaute. Vorsichtig legten Bronzepfote und Glühpfote das Moos zu einen Nest zusammen, wo Glühpfote noch eine Maus rein legte. Aufgeregt kamen Fleckentaus Jungen angerannt. „Ist das Nest für Sandtupf?“, fragte Spechtjunges aufgeregt. „Ja, das ist es.“, erklärte Glühpfote mit freundlicher Stimme. „Sie wird ab heute hier im Bau schlafen.“ Neugierig recken die Jungen die Hälse. „Und wann kommen die neuen Jungen?“, wollte Felsjunges wissen. Daraufhin konnte Glühpfote keine genaue Antwort geben. „Das wird noch etwas dauern.“ Während die Jungen nun den Schüler ausfragten, beschloss Bronzepfote, zu Regenblüte hinüber zu gehen. „Ich habe dir eine Maus mitgebracht.“, begrüsste sie ihre Mutter. Diese nickte dankbar, ihre Augen leuchteten im Halbdunkel unheimlich. Dennoch wirkte sie viel mehr wie eine Kriegerin. „Das freut mich. Jetzt, wo noch Sandtupf zu uns kommen wird, wird es echt voll. Vor allem, wenn ihre Jungen da sind. Ich denke, es wird Zeit, dass ich zurück in den Kriegerbau gehe.“ „Wirklich?“, fragte Bronzepfote überglücklich. „Aber natürlich. Nachdem ich gehört habe, wie gut ihr euch macht als Schüler, habe ich das Gefühl, auch wieder Jagen zu wollen. Ausserdem habe ich mich lange genug ausgeruht, meinst du nicht?“ Dabei erhob sich Regenblüte und reckte ihre Pfoten. „Ich denke, ich gehe heute Abend zu Hagelstern, wenn sich alles beruhigt hat.“
„Ich rufe alle Katzen, die ihre eigene Beute fangen können, für eine Clanversammlung zusammen!“ Bronzepfote, die sich gerade mit Fliegenpfote eine Amsel geteilt hatte, setzte sich mit klopfenden Herzen vor dem Flachfelsen, welcher in der Mitte des Lagers stand. Auf dem Felsen stand Hagelstern, davor hatte sich Habichtwolke hingesetzt. Ob Regenblüte heute wirklich wieder eine Kriegerin wurde? „Wir dürften heute eine neue Königin willkommen heissen! Sandtupf schläft ab heute in der Kinderstube!“ „Sandtupf! Sandtupf!“, rief der ganze Clan, sodass die Königin verlegen den Kopf senkte. Am lautesten rief Glühpfote. „Da Glühpfote eine neue Mentorin braucht, wird seine Ausbildung ab heute Habichtwolke übernehmen!“ Die Augen des Katers weiteren sich überrascht, während er seine neue Mentorin zögerlich begrüsste. Was für eine Ehre, dachte sich Bronzepfote und freute sich für ihren Baugefährten. „Ausserdem.“, miaute Hagelstern mit einen Blick zu Regenblüte, „wird ab heute Regenblüte wieder in den Kriegerbau ziehen. Als Anführer freue ich mich sehr über deine Kraft. Jede Katze weiss, wie hart du es hattest und umso mehr bewundern wir dich, dass du wieder deine Kriegerpflichten aufnimmst.“ Dabei schielten viele Katzen zu Schattenseele, der ausgegrenzt von den anderen Katzen sass. Sein Ohr zuckte nur kurz, obwohl er sich den Blicken bewusst war. Nach einer kurzen Stille fing Fliegenpfote an zu Rufen. „Regenblüte! Regenblüte!“ Schnell setzte Bronzepfote und auch Blitzlicht mit ein, die restlichen Katzen folgten. „Damit ist die Clanversammlung beendet.“, endete der Anführer und sprang vom Flachfelsen. Während Bronzepfote direkt zu Regenblüte lief, sah sie im Augenwinkel, wie Glühpfote unsicher zu Schattenseele tapste. Blitzlicht leckte Stolz über das Ohr von seiner Gefährtin. „Ich freue mich, wieder neben dir schlafen zu dürfen.“, schnurrte er liebevoll. „Ich habe dich vermisst.“ „Ich dich auch.“, murmelte Regenblüte. „Dann können wir ja bald auf Patrouille gehen, oder?“, erkundigte sich Fliegenpfote mit wackelnden Hinterteil, weshalb Bronzepfote belustigt zu Blitzlicht schaute. „Sicher doch, mein Kleiner.“ „Ich will dann auch mit kommen!“, quiekte Bronzepfote schnell. „Und Blitzlicht soll auch mit kommen! Dann gehen wir alle gemeinsam jagen!“ Fliegenpfote wirkte mit der Idee auch zufrieden, während Regenblüte mit der Schwanzspitze über die Ohren ihrer Jungen glitt. „Klingt nach einer verlockende Idee.“
Als sich Bronzepfote in ihren Nest einrollen wollte, wurde sie von Glühpfote an gestupst. Fragend blickte die Rotbraune auf. „Was ist denn?“, gähnte sie dazu. „Ich habe Schattenseele gefragt, ob er morgen mit dir und mir jagen gehen möchte! Und er hat ja gesagt, sogar noch vor dem Training macht er es!“ Begeistert sprang Bronzepfote auf. „Wirklich? Das ist ja super!“ „Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir glaube.“, erinnerte Glühpfote zufrieden.
Am nächsten Tag war Bronzepfote früher als sonst wach, weshalb sie sich erst ausgiebig reckte und dann ihr Fell pflegte. Vor dem Schülerbau wurde sie nicht nur von den ersten Sonnenstrahlen begrüsst, sondern auch von ihren älteren Bruder. „Guten Morgen.“, miaute er freundlich, während Bronzepfote noch etwas blinzelte. Als sie sich an den gestrigen Abend erinnerte, sprang sie erfreut auf. „Wann gehen wir jagen? Also, mit Glühpfote?“ Nachdenklich blickte der Krieger zur Sonne, die noch nicht ganz aufgegangen war. „Er sagte, er wolle kurz nach Sonnenaufgang los gehen. Ich war überrascht, als er mich gestern gefragt hat.“ „Ich auch.“, gestand Bronzepfote, freute sich aber um so mehr, dass Glühpfote einen Schritt auf Schattenseele zugegangen war. Vielleicht gab es ja doch noch Möglichkeiten, Schattenseele wieder in den Clan zu intrigieren? Und dann würde auch Regenblüte ihren Fehler einsehen! „Habe ich euch warten lassen?“, fragte eine Stimme von hinten. Glühpfote, dessen Fell nur halb geputzt war, stand vor ihnen. „Nein, alles ist gut.“, beruhigte Schattenseele ihn freundlich. „Wollen wir dann los?“ Die beiden Schüler nickten und machten ein Wettrennen bis zum Lagerausgang. Dort hielt der hellbraune Mückenherz gerade Wache. Er beäugte die Schüler, sowie Schattenseele skeptisch, behielt aber seine Gedanken für sich, als sie das Lager verliessen. Im Wald war es frischer als erwartet. Lange würde es nicht mehr dauern, bis die der Blattfall kommen würde. Insgeheim freute sich die junge Kätzin darauf, da sie gerne Schnee sehen würde. „Ich rieche ein Kaninchen.“, murmelte Schattenseele. Mit einen kuren Schwanz Schnippen deutete er auf das Tier, liess aber Glühpfote den Vortritt. Der Kater prüfte die Luft und versteckte sich hinter einen Baum. „Er macht das gut.“, bemerkte Schattenseele. „Er wird ein guter Krieger werden.“ „Ich glaube auch.“, stimmte Bronzepfote ihn zu. Wieder breitete sich eine angenehme wärme unter ihren Fell aus, was Schattenseele scheinbar bemerkte. „Du magst ihn, oder?“, fragte er amüsiert. „J-ja aber nicht so, wie du meinst!“, widersprach sie schnell und schüttelte sich, um die Gedanken los zu werden. In der Zwischenzeit hatte Glühpfote bereits das Kaninchen erbeutet und kam zu den Geschwister zurück. „Ein guter Fang.“, lobte Schattenseele.
Viel Zeit blieb ihn nicht für die Jagd, da sie schon nach der ersten Beute von Habichtwolke aufgeschnappt wurde. „Da seid ihr ja! Los, wir haben Training vor uns! Bronzepfote, du kommst mit! Heute trainiert ihr wieder zusammen!“, erklärte sie hektisch, ehe sie sich zu Schattenseele wand. „Und du solltest es besser wissen! Sei froh, dass wir dich nicht aus dem Clan gejagt haben! Störe gefälligst nicht die Kriegerausbildung!“ In ihrer Stimme lag etwas herrisches, schon fast feindseliges Gegenüber Schattenseele, welche nur entschuldigend den Kopf senkte. Doch Bronzepfote kannte ihren Bruder zu gut. Er meinte diese Gestik nicht ernst. Zu recht, wie sie fand. „Er hat doch nichts gemacht!“, entgegnete Bronzepfote, ohne grossartig nach zu denken, sodass sie sich selbst darüber erschrak. Noch nie hatte sie Habichtwolke oder Hagelstern widersprochen! Wütend funkelte Habichtwolke die Schülerin an. „Oh, er hat bereits mehr getan als du erahnen kannst! Komm mit und wenn du noch was sagst, kannst du zu Strafe das Moos aller Krieger wechseln!“ Mitleidig blickte sie zu ihren Bruder, der jedoch abwertend mit den Schwanz zuckte, als wolle er ihr damit sagen, dass es ihn nichts ausmachte. Als Habichtwolke sie zu Trainingskuhle führte, warteten bereits Fliegenpfote, Dachspfote und ihre Mentoren. „Tut uns leid!“, miaute Glühpfote schnell. „Wir waren noch etwas jagen.“ „Ja, Hauptsache ihr seid da.“, murmelte Gluttiger ungeduldig. „Wir haben nicht den ganzen Mond Zeit! Heute ist wieder Kampftraining.“ Kurz trafen sich Bronzepfotes und Dachspfotes Blicke, als sie an das letzte Training zurück dachten. Dort hatte sie, verdankt Schattenseele, Dachspfote geschlagen. Dies schien sie zu stören, denn sie wollte direkt wieder gegen Bronzepfote kämpfen. „Schaut erst, was wir euch zeigen!“, sprach Habichtwolke genervt, doch Dachspfote wollte sich damit nicht zufrieden geben. „Nein, ich will jetzt gegen Bronzepfote kämpfen! Sozusagen als Aufwärmung!“ Fauchend stellte sich Bronzepfotes Fell auf. „Keine schlechte Idee!“, stimmte sie zu. Wenn Dachspfote unbedingt nochmals verlieren wollte, so konnte sie es gern haben! „Lass den Schülern doch den Willen.“, unterstützte Gluttiger, seine Gedanken dabei blieben ein Geheimnis. So gab sich Habichtwolke geschlagen. Sie murrte nur irgendwas unverständliches, setzte sich aber hin. Dachspfote vor Bronzepfote. Die Kleinere hatte sich geduckt, als hätte sie einen Plan. Bronzepfote peitschte mit den Schweif, wartete aber ab. Es dauerte nicht lange, bis Dachspfote vorpreschte und nach Bronzepfotes Pfote schnappte, die jedoch geschickt auswich. Da Dachspfote jedoch schneller war, konnte sie nach einer anderen Pfote schnappen. Jedoch hielt sich die Schwarze nicht an die Regeln, sondern Biss wirklich zu. Erschrocken jaulte Bronzepfote auf. Als sie die Pfote zurück ziehen wollte, spürte sie sogar warmes Blut über ihre Pfote laufen, sodass auch die anderen inne hielten. „Bronzepfote!“, jaulte plötzlich Schattenseele auf, der gemeinsam mit Gänseschwinge zwischen den Bäumen aufgetaucht war. Wahrscheinlich waren sie auf einer Jagdpatrouille. Doch nun stürmte der Krieger zu seiner Schwester, ehe einer der Mentoren dazwischen gehen konnte. „Mir geht es gut.“, sagte Bronzepfote schnell, während sie sich über die Wunde leckte. Schattenseele fuhr hasserfüllt herum. So hatte Bronzepfote ihn noch nie erlebt! Bedrohlich näherte er sich Dachspfote. „Wenn du noch einmal die Pfote gegen Bronzepfote oder Fliegenpfote erhebst, werde ich das Fell zerreissen! Dann kannst du vom Sternenclan auf uns herab sehen!“ Dabei hatte er die Krallen ausgefahren und schlug in Dachspfotes Richtung, die einen verängstigten Laut von sich gab. Dadurch kam nun auch Gänseschwinge, die direkt Schattenseele umstiess. „Wage es nicht, mein Junges noch einmal zu drohen! Sonst zeige ich dir den Weg zum Sternenclan noch heute, du heuchlerischer Mörder!“ Wütend spreizte sich Bronzepfotes Fell, doch kam ihr Habichtwolke zuvor. „Das reicht jetzt!“, mahnte sie erzürnt. „Das Training ist beendet! Ich werde nachher mit Hagelstern über euer Verhalten reden! Vor allem über dich, Schattenseele!“ Das ist Unfair, dachte Bronzepfote mit einen Seitenblick zu Dachspfote, die sich darüber scheinbar freute. Schattenseele hat mich doch nur verteidigt!
14:
Freudig blickte Bronzepfote auf ihren Anführer, dessen Augen vor Stolz leuchteten. Vor ihn sassen Silberpfote und Frostpfote, die ihren Kriegernamen bekommen sollten. Gedanklich war Bronzepfote jedoch schon bei ihrer Kriegerernennung. Immerhin würde die nächste Kriegerernennung ihre sein! Stolz reckten die ältesten Schüler sich den Anführer entgegen, ihre Mentoren sassen ebenso stolz daneben. „Mückenherz, bist du davon überzeugt, dass deine Schülerin dazu bereit ist eine Kriegerin zu werden?“ Mückenherz neigte ehrenvoll seinen Kopf, als er zur Hagelstern sprach. „Ja, sie ist bereit.“ „Ich, Hagelstern, Anführer des Dornenclans rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schülerin herabzublicken. Sie hat hart trainiert, um euren edlen Gesetzen gehorchen zu können, und ich empfehle sie euch nun als Kriegerin. Silberpfote, versprichst du, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst mit deinem Leben?“ Vor Aufregung stand Silberpfotes Fell ab. „Ich verspreche es.“ „Dann gebe ich dir, mit dem Kraft des Sternenclans, deinen Kriegernamen. Silberpfote, von diesem Augenblick an wirst du Silbermond heissen. Der Sternenclan ehrt deine Entschlossenheit und deine Aufrichtigkeit und wir heissen dich als vollwertige Kriegerin im Dornenclan willkommen.“ Hagelstern sprang vom Flachfelsen, um auf seine Schnauze auf Silbermonds Kopf zu legen. Die neu ernannte Kriegerinnen legte Ehrenvoll leckte sie Hagelsterns Schulter. Dann wandte er sich zu Blitzlicht. „Blitzlicht, bist du davon überzeugt, dass dein Schüler dazu bereit ist ein Krieger zu werden?“ „Ja, er ist bereit.“ „Ich, Hagelstern, Anführer des Dornenclans rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diesen Schüler herabzublicken. Er hat hart trainiert, um euren edlen Gesetzen gehorchen zu können, und ich empfehle ihn euch nun als Krieger. Frostpfote, versprichst du, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst mit deinem Leben?“ „Ich verspreche es.“, miaute Frostpfote mit erstaunlich festen Stimme. „Dann gebe ich dir, mit der Kraft des Sternenclans, deinen Kriegernamen. Frostpfote, von diesem Augenblick an wirst du Frostblick heissen. Der Sternenclan ehrt deine Geduld und deine Treue und wir heissen dich als vollwertiger Krieger im Dornenclan willkommen.“ Auch bei Frostblick legte er die Schnauze auf den Kopf, sodass Frostblick seine Schulter lecken konnte. „Silbermond! Frostblick! Silbermond! Frostblick!“ Der Clan rief die Namen der neuen Krieger. Während Frostblick verlegend den Kopf weg drehte, reckte sich Silbermond den Rufen entgegen.
Bronzepfote stupste die Silbermond freundlich an. Sie war zwar manchmal etwas zickig, war im Grunde genommen aber sehr nett.. „Danke.“, miaute Silbermond mit leuchtenden Augen. Fliegenpfote miaute ebenfalls Glückwünsche zu den Kriegern, ehe die Geschwister die Krieger in Ruhe liessen, da sie sich noch auf die Nachtwache vorbereiteten mussten. „Bald werden wir auch Krieger!“, schnurrte Fliegenpfote übermütig. „Wenn ihr noch einige Monate trainiert, dann sicher.“, erinnerte Finkenfeder mit einen belustigten Blick. „In drei Monden vielleicht. Wenn du deine Zeit aber nur mit Träumen verbringst, kannst du sicher sehen, wie meine Jungen vor dir Krieger werden.“ Erschrocken schüttelte Fliegenpfote den Kopf, als würde er den älteren Krieger glauben schenken. „Nein, ich werde hart trainieren!“, beteuerte Fliegenpfote panisch daraufhin. „Das hört Staubglanz sicher auch gern.“ Dann lief Finkenfeder in die Kinderstube, wo er direkt von seinen Jungen begrüsst wurde. Bronzepfote fischte eine Amsel aus dem Frischbeutehaufen heraus, um sie sich mit Fliegenpfote zu teilen. „Was glaubst du, werden unsere Kriegernamen sein?“, fragte Bronzepfote zwischen zwei Bissen. Nachdenklich schaute Fliegenpfote auf. „Ich weiss nicht. Ich fände Fliegenkralle toll! Und du kannst ja Bronzeschein heissen!“, witzelte der kleinere Kater, sodass Bronzepfote gespielt beleidigt ihn anstiess. „Ganz sicher nicht! Du klingst ja schon fast wie Dachspfote!“ „Oh, bloss nicht!“, lachte Fliegenpfote. Irgendwann kam Schattenseele dazu. „Denkt ihr schon an eure Kriegerzeremonie?“ Eifrig nickten Bronzepfote und Fliegenpfote. „Kann ich gut verstehen. Als Schüler habe ich bei jeder Kriegerernennung meine eigene Vorgestellt. Bronzepfote, können wir reden? Es ist wichtig.“ Verwundert tauschten Bronzepfote und Fliegenpfote über diesen plötzlichen Themawechseln einen Blick, jedoch erhob sich Bronzepfote. „Klar.“ Dankbar neigte Schattenseele den Kopf. „Komm, wir gehen zum Wolkensee.“
Noch hatte sich der Tumult um Silbermond und Frostblick nicht gelegt, daher konnten die Katzen ohne bemerkt zu werden aus dem Lager verschwinden. Schattenseele wirkte unnatürlich verkrampft, sogar schon nervös. Dennoch schien er gleichzeitig seiner Sache sicher zu sein. Die Ruhe im Wald und das seltsame Verhalten Seitens Schattenseele liess eine kalte Kralle durch Bronzepfotes Fell gleiten. Schnell versuchte sie ein Gespräch zu starten. „Schattenseele, ich wollte mich noch mal bedenken wegen letztens. Beim Training, als Dachspfote mich angegriffen hat.“ Abwertend zuckte Schattenseeles Ohr. „Das war selbstverständlich. Ich werde dafür sorgen, dass dir keine Katze zu nahe kommt.“ „Danke, Schattenseele.“, miaute die Rotbraune dankbar, jedoch hatte sie ein kurzes Stechen im Magen. Sie wollte nicht immer nur beschützt werden! Dann schwiegen beide wieder, bis sie endlich den Wolkensee erreichten. Schattenseele stechende, blauen Augen brannten auf Bronzepfotes Fell. Sie zwang sich dazu, in seine Augen zu schauen. „Bronzepfote, ich hoffe, was ich dir sage, ändert deine Meinung über mich nicht.“ „Warum sollte es?“, miaute Bronzepfote verwirrt. Das ungute Gefühl brannte sich in ihr Fell ein. „Hör mir gut zu.“, sagte Schattenseele nur dazu, sodass Bronzepfote erschrocken nickte. Seine Stimme war kurz so scharf gewesen! „Du hast sicherlich schon gehört, wieso der Clan mich nicht mag. Die Geschichte mit Maulwurfherz, oder?“ „Von Eschenblatt und Gluttiger.“, bestätigte die Schülerin kleinlaut. „Gut. Dann kennst du zwei Meinungen dazu aber noch nicht die wahre Geschichte.“ Erstaunt spitzte Bronzepfote die Ohren. Gluttiger hatte ihr doch alles gesagt, oder? Warum würde ihr Mentor sie anlügen? „Bevor ich dir alles erzähle, möchte ich dir von meiner Idee erzählen. Schon immer hatte ich Mitleid mit den anderen Katzen der Clans gehabt, wenn sie gelitten haben. Zum Beispiel hat der Moosclan oft in der Blattleere Probleme, genug Beute zu finden. Das wirst du bald sehen. Ich möchte ihnen helfen, ich will keine Katze leiden sehen. Daher habe ich als Schüler oft Beute an der Grenze liegen lassen oder manchmal auch Kräuter, wenn ich gemerkt habe, dass ein andere Clan leidet. Von Hagelstern war es nie gern gesehen und von Minzpelz, der Heilerin vor Eschenblatt, noch weniger. Sie teilte nie gern ihre Kräuter. Aber was hätte ich tun sollen? Ich habe andere Katzen damit das Leben gerettet!“ Aufrichtig nickte Bronzepfote, da sie ihren Bruder gut verstand. Wenn sie vor der Wahl stehen würde, dann würde sie sicherlich ähnlich handeln. „Ich freue mich, dass du mir da übereinstimmst. Nun, wie du mitbekommen hast, hatte ich ausser Krähenjunges noch einen Bruder, Maulwurfherz. Früher half er mir oft, egal wie oft wir erwischt wurden. Hagelstern predigte uns immer, wie gross unser Herz und unsere Seele wäre aber wir sollen mehr an unseren eigenen Clan denken. Langsam verstand ich immer mehr Hagelsterns Antrieb. Er wollte nie den anderen Clans helfen. Vielleicht mag er ein guter Anführer sein, doch ihm fehlt es an Mitleid. Er würde die anderen Clans sicher sterben lassen!“ Kurz grummelte Schattenseele, sodass Bronzepfote erschrocken zurückwich. So hatte sie noch nie über Hagelstern gedacht! Bisher hatte sie in ihn einen grossartigen Anführer gesehen, der für alles eine Lösung hatte! War er wirklich so kaltherzig? Wenn Schattenseele dies sagte, musste es ja stimmen, oder?
„Egal, kommen wir nun zu meiner Vergangenheit. An jenem Tag konnte ich einige Kaninchen erbeuten, sodass ich ein paar an die Moosclan Grenze legte. Dabei wurde ich aber von Maulwurfherz gesehen. Nachdem er seinen Kriegernamen bekommen hatte, sagte er mir, er sei nur noch Loyal zu seinem eigenen Clan, die anderen bräuchten unsere Hilfe nun nicht. Als er mich entdeckte, wollte er die Kaninchen zurück zum Lager tragen aber ich stellte mich dazwischen. Wir stritten uns so wie noch nie und er drohte damit, es Hagelstern zu sagen. Es gab für mich keinen anderen Weg, als ihn anzugreifen, auch wenn es mir weh tat.“ Ungläubig riss Bronzepfote die Augen auf, ihr Herz begann zu rasen. Das war ganz anders als das, was Gluttiger ihr erzählt hatte! „Er wollte flüchten aber ich konnte ihm am Wolkensee einholen. Es gab keinen anderen Weg, ich stiess ihn den Abhang hinunter. Bis auf Gluttiger hatte es keiner gesehen und Gluttiger versprach mir, niemanden die Wahrheit zu sagen. Wir überlegten uns eine Lüge und da fiel uns das mit dem Streuner ein. Als aber Eschenblatt dann Fellfetzen von mir in Maulwurfherz´ Kralle fand, dachte ich bereits, ich müsste gehen, doch Gluttiger rettete mich. Er verteidigte mich vor dem ganzen Clan, weshalb ich ihn bis heute dankbar bin. Weisst du, was mir in diesem Moment klar wurde?“ Die Information, die auf Bronzepfote prasselten, klangen so falsch! Sie hoffte inständig, Schattenseele würde ihr einen Witz erzählen! Aber es war real. Daher wartete sie auf Schattenseele weiteren Worte. „Mir wurde klar, dass ich nicht weiter heimlich so weiter machen kann. Ich wusste, ich brauche eine Position mit Macht. Ich musste Anführer werden! Doch der Clan hält mich für einen kaltherzigen Mörder, daher kann ich nicht Anführer werden. Irgendwie muss ich alle Clans vereinigen. Erst, wenn ich sie alle kontrolliere, kann ich sicher stellen, dass keine Katze an Hunger leiden muss oder dass keine Krankheit sich weit ausbreiten kann, weil wir immer genug Heilkräuter haben. Du musst mir nicht zustimmen. Mein einziger Wunsch ist es, dass du mich immer noch liebst als deinen grossen Bruder. Egal wie du auch über mich denken wirst, ich werde weiterhin hinter dir stehen und dich schützen. Genauso wie ich es bei Fliegenpfote, Blitzlicht und auch Regenblüte tun würde. Es tut mir leid, dass ich meinen Bruder töten musste. Ich wünschte, es hätte damals andere Wege für mich gegeben.“
Damit endete Schattenseele, seine Nervosität war abgefallen. Die Welt vor Bronzepfote drehte sich. Schattenseele war doch das, wofür ihn der Clan hielt! Er hatte seinen eigenen Wurfgefährten umgebracht, er hatte Regenblüte krank gemacht! Und dennoch... Dennoch konnte Bronzepfote ihn nicht hassen. Sie verstand ihren Bruder irgendwie. Eigentlich wollte er nur den anderen Clans helfen und niemanden schaden. Vielleicht war er ein Mörder aber kein kaltherziger. Doch war Bronzepfote stark genug, um die Wahrheit zu verkraften?
15:
Unruhig wälzte sich Bronzepfote hin und her. Das Moos wollte ihr keine Müdigkeit schenken, zu sehr kreisten ihre Gedanken um Schattenseele. Sein Geständnis hatte sie verunsichert, kurzzeitig hatte sie sogar wirklich Angst vor ihn gehabt! Dabei waren seine Augen doch immer so voller Wärme! Seine Stimme tröstend und sein Fell weich. Er wirkte nicht wie ein Mörder und das machte ihn unheimlich. Dennoch wollte Bronzepfote ihren Bruder nicht verraten. Egal, was er getan hatte, er tat es nicht aus böser Absicht, oder? Glühpfote redete auch immer mehr mit ihm, also musste er trotz aller dem ein guter Krieger sein. Sie wollte an ihren Bruder glauben! Er war immer für sie da gewesen und würde es auch immer sein. Dennoch spürte Bronzepfote kalte Krallen der Schuld. Sie kannte die Wahrheit und dennoch verschwieg Bronzepfote sie. Wie konnte sie überhaupt daran denken, ihren Bruder zu beschützen, wenn er doch eine Gefahr war? Verriet sie dadurch ihren Clan? Nein, sie hatte doch gar nichts getan! Ausserdem, wenn sie es nun Hagelstern sagen würde, dann könnte auch er die Vergangenheit nicht ändern. Vorher konnte sie Schattenseele trauen, obwohl er zu diesen Zeitpunkt bereits ein Mörder war. Also konnte sie ihn weiterhin trauen! Er war immer noch der selbe,oder?! Panisch klammerte sich Bronzepfote an diesen Gedanken, bis ihr endlich die Augen zufielen.
Obwohl Bronzepfote schlecht geschlafen hatte, wachte sie bereits vor Sonnenaufgang auf. Im Bau wollte sie nicht bleiben, hier glaubte sie, die dunklen Schatten über Schattenseeles Vergangenheit würden auf sie lauern. Viel eher wollte sie spazieren gehen, um ihren Kopf frei zu bekommen. Vorsichtig schlich sie sich um die anderen Schüler. Das Fehlen von Silbermond und Frostblick liess den Bau leer erscheinen. In Gedanken versunken, stiess Bronzepfote aus Versehen gegen Dachspfote, die erschrocken hochfuhr und sich umblickte. Als sie dann Bronzepfote erblickte, knurrte sie nur etwas unverständliches, legte ihren Kopf aber wieder zwischen ihren Pfoten. Erleichtert atmete Bronzepfote auf. Ein Streit mit Dachspfote klang grade nicht wirklich verlockend. Gedanklich war sie wieder bei Schattenseele und wie lieb er sich immer um sie gekümmert hat. Auch, wie er ihr als Junges heimlich Kampftechniken beigebracht hat und wie er sie aufgebaut hat, nachdem Eschenblatt nicht als Heilerschülerin wollte. Ihr viel aber auch ein, wie Blitzlicht reagiert hatte, als er gesehen hatte, wie Schattenseele seinen Geschwistern die Kampftechniken gezeigt hatte. Er hatte gesagt, solche Kampftechniken dürfte er nicht zeigen. Erst jetzt fiel es Bronzepfote auf! Mit dieser Kampftechnik würde sie die Kehle ihres Gegner aufschlitzen! Dies war eine Technik zum töten! Argwöhnisch schüttelte Bronzepfote ihren Kopf. Nein, das wollte sie nicht glauben! Warum würde Schattenseele ihr beibringen, wie man tötet? „Alles okay?“, miaute eine besorgte Stimme. Es war Gelbwind. Die junge Kriegerin legte ihre Schwanzspitze beruhigten auf Bronzepfotes Schulter. Dankbar blinzelte die Rotbraune Schülerin die Kriegerin an. „Ja, irgendwie.“, miaute sie, in ihrer Stimme lag ein enttäuschter Unterton. Sie fühlte sich irgendwie von Schattenseele verraten. „Ich sehe dir doch an, dass da was nicht stimmt.“, erklärte Gelbwind sanft. „Sollen wir etwas spazieren gehen? Ich kann nämlich auch nicht mehr schlafen.“
Schweigend liefen die Katzen an Frostblick und Silbermond vorbei, die Wachsam in den Wald schauten. Wie das Gesetzt des Krieger es so wollte, schwiegen sie. Im Wald begrüssten die schattierten Bäume Bronzepfote. Mit ihren kahlen Ästen wirkten sie bedrohlich, überhaupt nicht mehr wie der einladende Wald bei ihren ersten Besuch. „Was bedrückt dich?“, fragte die cremefarbene Kriegerin gerade hinaus, doch Bronzepfote schüttelte unsicher den Kopf. „Das kann ich nicht sagen. Aber ich weiss nicht mehr, wen ich trauen kann.“, gestand die junge Kätzin. „Ich habe das Gefühl, dass ich von jemanden wichtigen verraten wurde!“ Nachdenklich blickte Gelbwind in den Wolken bedeckten Himmel. „Da musst du allein auf dein Herz hören.“, riet sie nach einer Weile. „Vielleicht wollte diese Katze dich nicht verraten. Vielleicht wollte er oder sie nur das Beste für dich.“ „Das Beste?“, echote Bronzepfote ungläubig. Aber warum würde Schattenseele es für das Beste halten, ihr das Töten nahe zu bringen? „Die Gefühle der Katzen sind unterschiedlich, auch wenn man glaubt, sie seien gleich, genau wie die Sterne. Erst auf den zweiten Blick erkennst du, wie unterschiedlich sie sind. Vielleicht hilft es dir, wenn du dich in die Lage der Katze versetzt. Eventuell kommt dir dann sein Verhalten logischer vor.“ „Meinst du?“ „Versuche es doch einfach bei Gelegenheit.“ „Okay! Werde ich machen! Danke, Gelbwind!“ Tatsächlich fühlte sich Bronzepfote schon besser.
Gemeinsam mit Gelbwind hatte Bronzepfote noch etwas gejagt. Stolz mit einem Eichöhrchen im Maul baumelnd, tapste Bronzepfote zum Heilerbau. Die Jagd hatte sie von Schattenseele Geständnis abgelenkt. Vorsichtig betrat sie den Heilerbau und legte die Beute ab. Eschenblatt, der gerade Kräuter aussortierte, schaute verwundert auf. „Hallo Bronzepfote.“, begrüsste er die rotbraune Kätzin. „Wie ich sehe, warst du schon jagen.“ Höflich neigte Bronzepfote ihren Kopf. „Ich konnte nicht mehr schlafen, daher habe ich mit Gelbwind etwas gejagt. Das Eichhörnchen ist für dich! Ich habe es gefangen, als es einen Baum hinauf klettern wollte! Gelbwind meinte, nicht mal Dachspfote hätte es fangen können!“ Eschenblatts Schnurrhaare zuckten belustigt, als Bronzepfotes Stimme vor Freude höher wurde. „Wenn du Lust hast, kannst du mir Helfen, Kräuter zu sammeln.“, schlug Eschenblatt vor. Eine weitere belanglose Aufgabe, dachte Bronzepfote amüsiert. Jedoch genoss sie die Zeit mit dem Heiler, weshalb sie einverstanden war. „Ich gehe nur eben Gluttiger fragen!“, miaute Bronzepfote über die Schulter, als sie bereits aus dem Heilerbau stürmte. Zu ihren Glück verliess gerade Gluttiger den Kriegerbau. „Gluttiger!“, rief Bronzepfote aufgeregt, als sie zu ihren Mentor lief. „Nicht so laut!“, zischte Gluttiger gereizt, weshalb sich Bronzepfote schnell entschuldigte. „Eschenblatt wollte fragen, ob ich mit ihm Kräuter sammeln kann.“ Prüfend blickte Gluttiger zu der aufgehende Sonne. „Mach, was du willst. Solange du ab Sonnenhoch im Lager bist, damit wir noch trainieren können. Solltest du zu spät kommen, freuen die Ältesten sich auf deinen Besuch.“ „Hab verstanden.“, erwiderte Bronzepfote und schüttelte widerwillig ihr Fell. Konnte sich nicht Dachspfote mal um die Ältesten kümmern? Hinter Gluttiger tauchte plötzlich Schattenseele aus dem Kriegerbau auf. „Guten Morgen, Bronzepfote. Heute bist du wieder früher als ich auf.“ „Ja, stimmt.“, murmelte Bronzepfote nur mit zitternden Pfoten. Sie wusste nicht mehr, wie sie ihren Bruder einordnen sollte. Kurz wirkte der schwarze Kater verletzt, sagte aber nichts mehr, sondern lief schweigend zum Frischbeutehaufen. Als er sich etwas nehmen wollte, wurde er direkt von Finkenfeder zurecht gewiesen. „Schattenseele! Was machst du bereits am Frischbeutehaufen? Hast du heute schon was für deinen Clan getan?“ Augenblicklich hob Schattenseele seinen Kopf, er hielt den Blick des älteren Kriegers stand. „Tut mir leid. Ich habe gestern nichts gegessen, deshalb wollte ich als Stärkung etwas nehmen. Ich werde auch danach jagen gehen.“ Wütend peitschte Finkenfeders Schwanz. „Du kannst dich dann Stärken, wenn du etwas sinnvolles gemacht hast!“ Wut und Mitleid stachen in Bronzepfotes Flanke, als sie sah, wie ihr Bruder behandelt wurde. Sie konnte sich nicht helfen aber sie wünschte sich inständig, Finkenfeder hätte Schattenseele die Maus überlassen. „Ich kann ihn einfach nicht hassen.“, murmelte Bronzepfote in ihr Fell, als sie zu Eschenblatt lief.
„Eschenblatt? Glaubst du, man sollte auf einen Fehler böse sein, der weit zurück liegt?“ Fragend blickte der schwarzweisse Kater auf. „Wie kommst du darauf?“ Zur Antwort schnippte Bronzepfote mit dem Schwanz. „Nur so.“ Der Heiler jedoch schien zu ahnen, das die Frage eine tiefere Bedeutung hatte. „Es kommt natürlich ganz darauf an, was der Fehler war. Wenn es ein grosser unverzeihlicher Fehler war, ist Verzeihen manchmal schwer. Generell hat aber jeder eine zweite Chance verdient, wenn er auch Reue zeigt.“ „Ach so.“ Insgeheim freute Bronzepfote dies. Sie musste nicht auf ihren Bruder wütend sein! Es war nicht falsch, ihn dennoch zu lieben! Bronzepfote fühlte sich, als würde eine schwere Last von ihren Fell fallen. Schattenseele hatte Reue gezeigt! Er selbst hatte gesagt, er wollte seinen Maulwurfherz nicht töten! „Es tut mir leid, dass ich dich immer frage, ob du mir hilfst.“, miaute Eschenblatt plötzlich. „Das ist nicht schlimm. Ich helfe dir gerne!“, schnurrte Bronzepfote überglücklich. „Das freut mich.“, antworte Eschenblatt. „Aber bald werde ich Unterstützung bekommen.“ Erstaunt blieb daraufhin die Rotbraune stehen. „Von wem den?“ Belustigt wand sich der Heiler zu ihr. „Schattenjunges Schicksal ist dies einer Heilerin.“ „Wirklich?“, freute sich Bronzepfote. „Weiss sie das schon?“ „Ja. Sie hat mich selbst gefragt und sie scheint grosses Interesse an den Kräutern zu hegen. Leider kann ich noch nicht mit ihr suchen aber sie hilft mir bereits beim sortieren.“ Dann schwieg Eschenblatt kurz. „Ich hoffe, du bist nicht mehr traurig darüber, dass du nicht meine Heilerschülerin werden konntest.“
Hektisch schüttelte die Angesprochene den Kopf. „Nein, überhaupt nicht mehr. Mir gefällt es als Schülerin ganz gut. Ausserdem kann ich Dachspfote zeigen, dass sie nicht die tollste im Clan ist!“ Ein unbestimmtes Funkeln nistete sich in Eschenblatts Augen ein. „Ich verstehe. Eure Rivalität ist bestimmt.“ Verwundert zuckte Bronzepfote mit dem Ohr. Nun Sprach Eschenblatt in Rätseln, doch ehe sie fragen konnte, was dies bedeutete, lief Eschenblatt bereits weiter.
16:
Übermütig baute sich Felsjunges vor Bronzepfote auf. Die graue Kätzin quiekte jedoch erschrocken auf, als sie über ihre Pfoten stolperte. Amüsiert zuckten Bronzepfote Schnurrhaare, als sich die kleine Kätzin wieder aufraffte. Braunjunges stupste vorsichtig Bronzepfote an. „Kannst du mir eine Geschichte erzählen?“, miaute er bedacht, sodass Bronzepfote ihn verwundert anschaute. „Wieso möchtest du eine von mir hören?“ „Weil Fleckentau sagt, dass du eine gute Schülerin bist! Und Regenblüte hat das auch immer gesagt.“ In seinen grünen Augen funkelten tatsächlich Bewunderung! Heiss vor Scham schüttelte sie ihr Fell. „Aber die Ältesten haben sicherlich viel interessantere Geschichten erlebt.“ Widerwillig antwortete Braunjunges: „Du kannst mir von den Kampf mit dem Streuner erzählen! Da, wo du Silbermond als Schülerin beschützt hast!“ „Das war nichts besonderes. Jeder an meiner Stelle hätte dies getan.“ „Aber du warst mutig! Du hast dich an ihrer Stelle verletzten lassen!“, stimmte nun Felsjunges zu. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, ich habe einfach gehandelt, ohne nach zu denken.“ „Erzähl uns bitte die ganze Geschichte!“, bettelte Braunjunges, weshalb sich Bronzepfote geschlagen gab. Sie setzte sich vor den Jungen hin, ihren Schwanz kringelte sie um ihre Pfoten. „Ich war gemeinsam mit Silbermond auf eine Morgenpatrouille. An der Klippenclan Grenze sind wir sogar Lichtertatze begegnet! Das ist die zweite Anführerin des Klippenclans und sie war erstaunlich nett. Dann habe ich plötzlich etwas seltsames gerochen und konnte es nicht einordnen aber Schattenseele hatte erkannt, dass es ein Streuner war. Wir sind zu ihm gerannt und wollten erst mit ihm reden. Stadtessen hat er sich mit Silbermond gestritten und wollte sie angreifen. Silbermond ist ausgewichen aber der Streuner wollte auf sie springen. Ich habe mich davor gestellt und wurde an der Schulter verletzt. Danach haben wir ihn gemeinsam verjagt.“ Vorsichtig stupste Felsjunges die besagte Schulter an. „Ist die Narbe davon?“ „Ja, das ist sie.“, stimmte Bronzepfote zu. Es war eine kleine Narbe, die kaum auffiel. „Sie tut nicht weh.“ Dennoch glänzten Felsjunges Augen. „Das war eine tollte Geschichte! Irgendwann werde ich eine gute Schülerin, genauso wie du eine bist!“ Belustigt schnurrte Bronzepfote. „Sicherlich wirst du eine bessere Schülerin. Ich gebe mir die grösste Mühe, um eine gute Schülerin zu sein. Wenn du dich anstrengst, schaffst du das.“ „Ehrlich?“ Fröhlich sprang Felsjunges auf, was Bronzepfote an Fliegenpfote erinnerte. Ihr Bruder spielte oft mit den Jungen, vielleicht verhielt sich Felsjunges deswegen so ähnlich wie Fliegenpfote.
Nach dem Spielen gesellte sich Bronzepfote zu ihren Bruder am Frischbeutehaufen. Er hatte sich gerade ein Eichhörnchen rausgesucht. „Teilen wir uns das Eichhörnchen?“, fragte Bronzepfote, weshalb Fliegenpfote aufblickte. „Klar!“, miaute er einladend. „Setz dich zu mir.“ Ihr Bruder wirkte aufgeregter als sonst, was Bronzepfote etwas verwunderte. Doch Fliegenpfote erklärte dies Verhalten schnell. „Hagelstern hat mir gesagt, ich darf heute mit dir auf die Versammlung!“ „Ehrlich?“, fragte Bronzepfote erstaunt. Ihr Fell prickelte vor freudig bei dem Gedanken. „Ja! Hagelstern sagte, dass du mir dann die Versammlung erklären kannst.“ Eifrig nickte Bronzepfote. „Natürlich werde ich das!“ „Und weisst du, wer noch mit kommt? Regenblüte!“ Bei den Namen ihrer Mutter wurden Bronzepfote Augen gross. „Wirklich?“, freute sich die Rotbraune. „Das ist eine gute Nachricht! Regenblüte geht es also wieder richtig gut!“ Spielerisch sprang plötzlich Fliegenpfote auf Bronzepfote. „ Regenblüte sagte, wir haben dabei geholfen, damit es ihr besser gehen würde.“, erklärte ihr getigerte Bruder, während er in Bronzepfotes Ohr knuffte. Bronzepfote schlug mit ihrer Pfote auf sein Maul, während sie sich versuchte, zu befreien. „Ich werde Regenblüte stolz machen, damit es ihr noch besser geht!“, beschloss sie. „Ich werde Anführerin! Und dann wird Regenblüte so glücklich sein, dass sie für immer geheilt ist!“ „Das ist eine gute Idee!“, antwortete Fliegenpfote schnurrend. „Und ich werde ein guter Krieger!“ Erstaunt schnippte Bronzepfote mit dem Ohr. „Du willst gar nicht Anführer werden?“ „Nein. Das wäre mir viel zu anstrengend! Ich will lieber ein guter Krieger werden, da muss ich weniger nachdenken!“ Als Bronzepfote darauf etwas erwidern wollte, kam ihr ein anderer Kater zuvor. „Ein Krieger zu sein, bedeutet nicht, jeden Befehl zu folgen, ohne eine eigene Meinung zu haben.“ Sofort hörten die Schüler mit ihren Spiel auf und blickten zu ihren älteren Bruder Schattenseele. Sein Blick durchbohrte Bronzepfotes Augen. Seitdem er ihr den Mond gestanden hatte, hatten sie kein Wort mehr gewechselt, was daran lag, dass Bronzepfote sich noch unsicher fühlte. Jedoch wollte sie nur an ihren Bruder wieder glauben können! „Ich darf heute zur grossen Versammlung!“, protzte Fliegenpfote sogleich und machte einen Schritt zu Schattenseele. „Ich habe es schon mit bekommen.“, schnurrte der Angesprochene mit stolzen Augen. „Ihr beide, genauso wie Regenblüte und Blitzlicht dürft mit kommen. Ich freue mich, dass es Regenblüte wieder so gut geht.“ „Ja, wir uns auch! Und Bronzepfote hat gesagt, sie will Anführerin werden, damit sie immer glücklich ist!“ Bedacht nickte der schwarze Kater. „Eine gute Idee. Ich bin mir sicher, sie wäre eine grossartige Anführerin “ Verwundert schaute Bronzepfote zu ihren Bruder. Es klang so, als würde er wirklich an sie glauben! „D-danke.“, murmelte Bronzepfote etwas überrumpelt. Dann wand sich Schattenseele wieder zu Fliegenpfote. „Du kannst ja schon mal zu Regenblüte gehen. Ich möchte kurz noch mit Bronzepfote reden und dann kommen wir nach, einverstanden?“ „Ja!“ Damit tapste Fliegenpfote zu seinen Eltern. „Es tut mir leid, dass ich dich so erschrocken haben.“, murmelte Schattenseele reumütig mit hängenden Kopf. „Ich wollte nur dich ohne Lügen über mich richten lassen. Wenn du mich nicht mehr magst, kann ich es gut verstehen.“ „Ich mag dich immer noch!“, platzte es Bronzepfote heraus, sodass sie selbst darüber erstaunt war. Erfreut blickte Schattenseele auf. „Wirklich? Ich habe schon Regenblüte und Maulwurfherz verloren, ich will dich nicht auch verlieren. Ihr alle bedeutet mir viel.“ „Ich will dich auch nicht verlieren.“, gestand Bronzepfote kleinlaut. „Erst habe ich gefürchtet, du wärst nicht der Schattenseele, für den ich dich gehalten habe. Dabei bist du immer noch der selbe!“ Kurz strich Schattenseele mit seinem Schweif über Bronzepfotes Ohren, ehe er miaute: „Das freut mich zu hören. Komm, wir gehen zu Regenblüte.“ Regenblüte, Blitzlicht und Fliegenpfote standen bereits am Lagerausgang, da sie jeden Moment aufbrechen würde. Als Bronzepfote selbstsicher zu ihrer Mutter tapste, spürte sie den eifersüchtigen Blick von Dachspfote auf ihren Pelz. Zufrieden schielte sie kurz zu ihrer Baugefährtin, die abseits neben Glühpfote stand. Richtig so, dachte sich Bronzepfote. Ich darf auf die Versammlung und du nicht! Als Schattenseele vor Regenblüte stand, verengten sich ihre graue Augen. „Bronzepfote, komm. Wir gehen bald los.“, miaute sie, ohne den Blick von Schattenseele zu wenden. Dabei klang ihre Stimme kalt wie Eis. „Es freut mich, dass es dir wieder so gut geht.“, erklärte Schattenseele unbeirrt. „ Bronzepfote und Fliegenpfote haben sogar einen Plan entwickelt, damit du immer glücklich bist.“ Ohne ein Wort zu sagen, fuhr Regenblüte herum und schritt aus dem Lager, den anderen Katzen hinterher. Blitzlicht stiess kurz Schattenseele tröstend an. „Sie wird irgendwann sehen, dass du ein guter Krieger bist.“ Mitleidig betrachtete Bronzepfote Schattenseele. Er war wirklich irgendwie an den Zustand von Regenblütes Schuld! Jedoch hatte er es nie so gewollt. „Bronzepfote, kommst du?“, quiekte Fliegenpfote aufgeregt. Scheinbar hatte er das Gespräch überhaupt nicht mit bekommen. Als Schattenseele der Schülerin zu nickte, erwiderte Bronzepfote: „Ich komme!“
Fliegenpfotes Augen wurden grösser als der Vollmond, als sie die Felsenwiese betraten. Der Himmel war klar, als würde der Sternenclan sich auf die Versammlung freuen. Viele Katzen sassen in Gruppen um die vier grossen Felsen der Anführer. Bronzepfote konnte den Moosclan und den Klippenclan erkennen, der Beerenclan war scheinbar noch nicht anwesend. „Ich wusste gar nicht, dass es so viele Katzen gibt!“, miaute Fliegenpfote erstaunt. Sein Fell stand vor Aufregung in allen Richtungen ab. „Dabei ist der Beerenclan noch nicht mal hier!“ Bronzepfote murmelte etwas zu stimmendes. Sie war sich der feinen Nase ihres Wurfgefährten sehr wohl bewusst. „Die Anführer werden die Versammlung beginnen, wenn alle Clans da sind. Ich zeige dir die Anführer!“ Ohne auf seine Antwort zu warten, deutete Bronzepfote Funkelstern. „Der Kater mit den grauen Pelz und den weissen Flecken ist Funkelstern vom Klippenclan. Seine zweite Anführerin ist die kleine Kätzin mit den braunen Fell. Sie heisst Lichtertatze. Die weisse Kätzin mit den gelben Augen ist Schneestern.“ Bronzepfote konnte sich gut erinnern, wie anmutig die Kätzin bei der letzten Versammlung aussah. Doch nun wirkte sie magerer. „Schnellwind ist der graue Kater bei ihr. Er ist der zweite Anführer.“ Auf den zweiten Blick bemerkte Bronzepfote, wie viele Moosclan Katzen mager waren. Sie waren längst nicht mehr so anmutig grazil. Fliegenpfote hatte nur halbherzig zugehört. Er schien sich viel eher für die anderen Schüler zu interessieren und lief schon zu einem weissen Kater mit grünen Augen, der nach Klippenclan roch. Schnell erkannte Bronzepfote ihn wieder. Sie hatte ihn bei der Patrouille gesehen, wo sie auch das erste Mal Lichtertatze gesehen hatte. „Hallo!“, begrüsste er höflich die Geschwister. Auch Fliegenpfote schien ihn nun wieder erkannt zu haben. „Mein Name ist Fliegenpfote und das ist meine Schwester Bronzepfote! Wir sind vom Dornenclan!“ „Ich heisse Eispfote und bin vom Klippenclan. Ich habe euch beide doch vor zwei Monden bei einer Patrouille gesehen, oder?“ Eifrig nickte Fliegenpfote. „Ja, die war toll! Danach hat Bronzepfote gegen einen Streuner gekämpft!“ Schnell ging Bronzepfote dazwischen, da sie nicht im Mittelpunkt stehen wollte. „Das war nichts. Wie ist es im Klippenclan?“ „Nicht viel anders als im Dornenclan, denke ich. Wir leben ebenfalls im Wald und es ist ein gutes Gefühl, ein Blätterdach über dem Kopf zu haben.“ Belustigt wechselten Bronzepfote und Fliegenpfote einen Blick. Die Blattleere war bereits eingekehrt, sodass die Bäume ihre Blätter verloren hatten. „Also, wenn es wieder Blattgrüne wird!“, fügte Eispfote schnell hin zu. „Ich wurde in der letzten Blattleere geboren und kann mich nicht wirklich daran erinnern.“ „Bei uns war es auch so! Wir wissen nicht mehr viel darüber. Regenblüte, unsere Mutter, hat gesagt, wir wurden am Ende des Blattfalls geboren aber der Schnee war bereits geschmolzen. Daher wissen wir nicht, wie Schnee aussieht.“, erklärte Haselpfote. Dann blickte er sich plötzlich um. „Der Beerenclan ist da!“, miaute er. Tatsächlich sprang Brisenstern bereits auf einen der Felsen, gefolgt von den anderen Anführer.
Brisenstern machte den Anfang. „Die Blattleere hat begonnen. Wir haben unser Lager auf einer Wiese verschoben, da der Sand zu hart wird. Jedoch haben wir keine Probleme damit, Fische zu fangen. Wir hatten einen kleinen Kampf mit Streuner, sonst gibt es nichts zu melden.“ Er nickte Funkelstern zu, der einen Schritt nach vorne machte. „Wir haben eine neue Schülerin unter uns! Taupfote!“ „Taupfote, Taupfote!“, riefen die Katzen aller Clans zu einer hell silbernen Kätzin, die nervös den Kopf neigte. „Auch bei uns läuft die Beute gut und alle Katzen erfreuen sich bester Gesundheit.“ Nun war Hagelstern an der Reihe. „Sandtupf ist Königin geworden und schläft nun in der Kinderstube.“ Glückwünsche aller Clans folgten. „Habichtwolke wurde deshalb zur Mentorin von Glühpfote. Silbermond und Frostblick haben ihre Kriegernamen erhalten.“ „Silbermond! Frostblick! Silbermond! Frostblick!“, riefen Katzen aller Clans. „Wir haben sonst auch nichts weiteres zu berichten.“ Selbstsicher trat nun Schneestern vor. In ihren gelben Augen funkelte blinde Wut, sodass Bronzepfote kurz erschrak. „Ich habe eine Frage an Hagelstern. Wie kann es sein, dass meine Krieger den Gestank des Dornenclans auf unsere Seite des Territoriums gefunden haben?“ Schlagartig sträubte sich Bronzepfotes Fell, ihrer Kehle entglitt ein leises Knurren. Ein protestierendes Jaulen ihrer Clangefährten erfüllten die Nachtluft. „Deine Krieger haben wohl Moos im Kopf!“, rief Gluttiger gereizt. „Wieso sollten wir eure lausige Beute jagen?“ „Beherrsche dich!“ Habichtwolke war aufgesprungen und funkelte den roten Krieger an. Gluttiger flüsterte etwas in Staubglanz Ohr, setzte sich aber wieder. „Deine Krieger wissen nicht, wie man mit einer Anführerin redet.“, spottete Schneestern. „Sie wissen sich zu rechtfertigen.“, erwiderte Hagelstern mit verengten Augen. „Meine Krieger würden niemals eine Clangrenze überschreiten.“ „Und wieso können wir euch dann riechen?“, hinterfragte ein Moosclan Krieger. „Meine Krieger haben mir ebenfalls berichtet, dass sie euch gesehen hat.“, fauchte Schneestern. „Sie haben gesehen, wie deine Katzen unsere Beute stehlen!“ „Eure dreckige Beute brauchen wir nicht!“, jaulte wieder Gluttiger. Die Katzen des Moosclans und des Dornenclans standen sich mit hochgezogenen Lefzen gegenüber. Panisch blickte Bronzepfote zum Himmel. Einige Wolken bauten sich auf und schoben sich vorsichtig vor dem Mond. „Das ist ein Zeichen!“, jaulte Eschenblatt plötzlich. „Der Sternenclan beendet die Versammlung!“ Nun schauten alle Krieger zum Himmel. Dankbar blinzelte Bronzepfote zu Eschenblatt. „Eschenblatt hat recht.“, miaute Hagelstern mit kräftiger Stimme. „Der Sternenclan hat die Versammlung beendet.“
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Kapitel 17:
Fauchend führte Gluttiger seine Schülerin zur Trainingskuhle. Die Versammlung sass noch in den Köpfen der Katzen. „Diese Flohhirne! Wenn ich nur einen Krieger vom Moosclan sehe, werde ich sein Fell abreissen!“ Bronzepfote konnte den Kater gut verstehen. Niemand hatte ihnen die Beute geklaut! Wieso warfen sie dies dem Dornenclan vor? „Wenn du ihnen das Fell abreisst, werden sie nur weitere Gründe haben!“, miaute Fliegenpfote verängstigt. „Er wird niemanden das Fell abreissen.“, erwiderte Staubglanz mit einen Vorwurfsvollen Blick zu ihren Gefährten, der sich sofort versuchte, zu beruhigen. „Tut mir leid.“, murmelte er sogar kleinlaut, jedoch fuhr er noch die Krallen ein und aus. „Staubglanz? Wieso hat der Moosclan gelogen?“, fragte Fliegenpfote mit leiser Stimme. Mitleidig stiess Bronzepfote kurz ihren Bruder an. Sie konnte sich gut daran erinnern, wie verängstigt er von der grossen Versammlung wieder gekommen war. Selbst im Schlaf hat er leise gejammert. Auf die Frage hin konnte Staubglanz ihn jedoch keine Antwort geben. „Ich weiss es nicht. Vielleicht glaubt der Moosclan wirklich, wir hätten ihnen Beute geklaut. Vielleicht sind es Streuner gewesen.“ „Aber hätten sie den Unterschied nicht gerochen?“, erwiderte Bronzepfote verwirrt. „Natürlich hätten sie das.“, brummte Gluttiger. „Sicherlich planen sie irgendwas!“ Verärgert stiess Staubglanz Gluttiger an. „Wenn du dich nicht beherrscht, kannst du sicher gehen, dass ich etwas planen werde!“ Schlagartig wurde der Blick weicher und Gluttiger schmiegte sich an seiner Gefährtin. „Ich will dich nicht verärgern, wirklich. Aber ihr Verhalten lässt mir keine Ruhe! Die Vorstellung, dass sie was planen und dir etwas antun könnten, macht mich wütend.“ Kurz schnurrte Staubglanz. „Mir wird nichts passieren.“ Belustigt wechselten Bronzepfote und Fliegenpfote einen Blick. „Wenn du Glühpfote anschaust, guckst du genauso wie Gluttiger!“, neckte Fliegenpfote Bronzepfote, deren Fell augenblicklich heiss vor Scham wurde. „Stimmt gar nicht!“, protestierte Bronzepfote schlagartig und setzte Fliegenpfote nach, als dieser amüsiert weg rannte, jedoch wurde das Spiel schnell von Gluttiger beendet. „Ihr beiden! Wir haben noch Training vor uns!“
„Fliegenpfote! Dein Schwanz schleift über den Boden!“, mahnte Bronzepfote leise, mit einen Blick auf der Dohle vor ihnen. Staubglanz und Gluttiger sassen hinter einen Busch und hatten beschlossen, ihre Schüler jagen zu lassen, ohne ihre Hilfe, jedoch schauten sie zu. „Danke!“, miaute Fliegenpfote. Seine Schnurrhaare zitterten vor Aufregung, als wäre es seine erste Beute. Auch Bronzepfote musste zugeben, dass der brennende Blick von Gluttiger sie etwas verunsicherte. Dennoch prickelte es in ihren Pfoten, da sie Gluttiger zeigen wollte, was in ihr steckte. Ausserdem würde sie Gluttiger damit glücklich machen! Die Wurfgefährten verstanden sich wortlos, instinktiv wussten sie, was der andere dachte. Aufmunternd nickte Bronzepfote ihren Bruder zu, der sogleich seine Krallen einfuhr und langsam die Dohle umrundete. Dabei passte er auf, dass der Wind ihn nicht verriet. Bronzepfote stakste lautlos zur Dohle hin, spannte die Muskeln an und wartete. Ihr Bruder sass bereits hinter der Beute, einen kurzem Blick und sie wussten, sie waren bereit. Plötzlich sprang Fliegenpfote auf, verschreckte die Dohle, sodass sie flüchten wollte, direkt in Bronzepfotes Pfoten. Die Schülerin sprang der fliehende Beute entgegen, jedoch hatte sie die Entfernung falsch eingeschätzt. Ihre Kralle streifte einen Flügel, jedoch konnte sie die Dohle nicht richtig erwischen. Mit einen kurzen Schrei glitt die Dohle zu Boden, wo Fliegenpfote schnell ihr in den Nacken biss. „Du hast sie gefangen!“, miaute Bronzepfote erleichtert zu Fliegenpfote, der eher peinlich berührt nickte. „Tut mir leid. Wegen mir wäre sie beinahe geflohen.“ „Nicht schlimm!“, erwiderte Fliegenpfote sogleich. „Du hast sie verletzt, deswegen konnte ich sie leicht fangen!“ Auch ihre Mentoren stellten sich zu ihren Schülern. „Bronzepfote, du hast dich verschätzt.“, erklärte Gluttiger streng, jedoch setzte sich Staubglanz für die rotbraune Schülerin ein. „Jetzt sei doch nicht so, du alter Flohsack.“, schnurrte sie liebevoll. „Bronzepfote, hör gar nicht auf ihn. Ihr Beiden, ihr habt super zusammen gearbeitet. Und Fehler macht der grösste Krieger. Schon bald werdet ihr gute Krieger werden.“ „Wirklich?“, fragte Fliegenpfote, seine grauen Augen leuchteten hoffnungsvoll auf, sodass Nebelschein amüsiert nickte. „Allerdings. Eure Ausbildung neigt sich langsam den Ende zu und ich bin stolz, dass du mein Schüler bist, Fliegenpfote.“ „Und ich bin viel stolzer, dass du meine Mentorin bist!“ Gluttiger schnaubte kurz auf, ehe er sagte: „Wir sollten zurück zum Lager.“
Auf dem Weg zum Lager, riet Fliegenpfote laut an seinen Kriegernamen herum, während Bronzepfote Gedanken versunken war. War sie wirklich schon beinahe Kriegerin? Konnte sie dann gemeinsam mit Schattenseele jagen, so wie sie wollte? Und mit Glühpfote? Das gefrorene Gras knisterte bei jeden Schritt. Die Bäume waren seit einen Mond ganz kahl, jedoch strahlten sie dadurch etwas mystisches aus, was Bronzepfote nicht in Worte fassen konnte und genau dies gefiel ihr, fast noch mehr als die bunte Farbpracht im Blattfall. Als die Katzen den Lagereingang sehen konnten, hörten sie ein wildes Murmeln. Fragend blickte Bronzepfote zu ihren Mentor. „Vielleicht ist etwas im Lager los.“, vermutete er und erhöhte seine Geschwindigkeit. Im Lager tapste Hagelstern nervös im Kreis, während die anwesenden Krieger sich in Gruppen gesetzt hatten und hektisch sprachen. Glühpfote, der gerade eine Amsel essen wollte, lief sofort zu seinen Baugefährten. „Was ist denn mit Hagelstern los? Er sieht aus, als hätte er Läuse in seinem Fell.“ Auch der weisse Schüler wirkte nervös. „Sandtupf bekommt gerade ihre Jungen!“, miaute er mit schriller Stimme. Als Fliegenpfote etwas erwidern wollte, wurde er von Felsjunges angesprochen. „Fliegenpfote! Spiel mit uns!“, forderte die junge Kätzin mit beleidigten Unterton. „Fleckentau hat uns gesagt, wir dürfen nicht in die Kinderstube und kein Krieger will mit uns spielen!“ Der Kater nickte schnell. Kurz brachte er die Dohle zum Haufen und lief dann mit Felsjunges und ihren Geschwistern abseits von den Kriegern. „Felsjunges bewundert Fliegenpfote regelrecht.“, sagte Bronzepfote belustigt, um Glühpfote auf andere Gedanken zu bringen. Er schien sich nämlich um seine ehemaligen Mentorin zu sorgen. „Allerdings.“, stimmte Glühpfote zu. „Wahrscheinlich weil er genauso verspielt ist wie sie. Er nimmt vieles nicht so ernst wie es sein sollte.“ „Und er wirkt so unschuldig, als würde er das Leben eines Kriegers nicht verstehen.“, ergänzte Bronzepfote. „Aber deswegen habe ich ihn so gern!“ Glühpfote nickte und bot dann Bronzepfote an, die Amsel mit ihm zu teilen, was Bronzepfote gerne annahm. Dabei beobachtete sie Hagelstern, der sich nicht beruhigte. Immer wieder versuchte er, einen Blick in die Kinderstube zu erhaschen, wurde jedoch sofort weg geschickt. „Hagelstern!“, miaute Fleckentau genervt, als der Anführer einen weiteren Versuch wagte. „Wenn du es ein weiteres mal versucht, werde ich dir Dornen ins Nest legen!“ Zwar waren ihre Worte scharf, jedoch wusste Bronzepfote, dass sie es nur gut meinte. Dennoch war sie verwundert, wie selbstischer die Königin mit ihren Anführer sprach. Die Amsel war schnell gegessen, weshalb sich Bronzepfote und Glühpfote sich die Zunge gaben. Nach einigen Herzschlägen kam Dachspfote durch den Lagereingang, ihr Mentor dich hinter ihr. Mit einen spöttischen Blick, tapste die schwarze Kätzin mit den grünen Augen zu Bronzepfote. „Ich habe gehört, wie du dich beim Jagen angestellt hast.“, sagte sie hämisch, was Bronzepfote ignorierte. Dies schien ihrer Baugefährtin überhaupt nicht zu gefallen. „Sicherlich hat die Dohle deinen Gestank gerochen! Dich riecht man sicherlich bis zum Felsenhimmel!“ „Dachspfote, lass das!“, miaute Glühpfote zu Bronzepfotes Verwunderung. „ Bronzepfote stinkt nicht! Hör auf, sie immer zu beleidigen! Sie eine tolle Kätzin!“ Auch Dachspfote wirkte über die Reaktion ihres Bruders verwundert, doch dann schüttelte sie sich ärgerlich und verzog sich. „Findest du das wirklich?“, fragte Bronzepfote schüchtern. Sie mochte Glühpfote sehr, weshalb ihr Herz einen Sprung machte.“Tut mir leid dass Dachspfote so gemein zu dir ist. Eigentlich ist sie nett, wirklich!“ „Ist schon gut.“, schnurrte Bronzepfote zufrieden.
Als die Sonne unterging, ertönte ein freudiger Ruf von Fleckentau. „Hagelstern! Hagelstern! Komm und schau dir deine Töchter an!“ Hagelstern, der immer noch im Lager herumirrte, stürmte sofort zur Kinderstube, währenddessen alle andere Katzen verstummten. Glühpfote war aufgesprungen, im Halbdunkel leuchteten seine blauen Augen. Es schienen Blattwechsel zu vergehen, ehe Hagelstern mit erhoben Kopf aus der Kinderstube stolzierte. „Sandtupf, Taubenjunges, Mohnjunges und Ginsterjunges geht es gut!“ „Sandtupf! Taubenjunges! Mohnjunges! Ginsterjunges!“, riefen die anderen Katzen glücklich, bis Gelbwind keuchend ins Lager stürmte. „Hagelstern!“, rief sie mit glasigen Augen. Der stolzer Vater wurde augenblicklich wieder zum ernsten Anführer. „Was ist los, Gelbwind?“ „Schattenseele!“, jaulte Gelbwind. Angst schlich sich wie ein dunkler Nebel in Bronzepfotes Knochen. Der ganze Clan war unheimlich Still. „Er hat Gänseschwinge getötet! Schattenseele hat Gänseschwinge getötet!“ Fauchend lief Borkenkralle zu seiner Tochter, während Glühpfote schluckte. Die Welt vor Bronzepfote fing an, sich zu kreisen. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf, doch die Realität änderte sich nicht. Es wirkte so, als wäre der Dornenclan für einen Moment eingefroren, keiner bewegte sich. Hagelstern machte einen Schritt auf Gelbwind zu. „Beruhige dich, Gelbwind! Was ist genau passiert?“ „Habichtwolke, Mückenherz, Silbermond und ich waren auf Patrouille, als wir Blut gerochen haben. Als wir nach verletzten Katzen gesucht haben, sahen wir, wie Schattenseele sich auf Gänseschwinge warf und...“ Die Kriegerin musste kurz abbrechen, ehe sie wieder eine etwas sichere Stimme fand „ Schattenseele warf sich auf Gänseschwinge und Biss ihr die Kehle durch! Habichtwolke, Mückenherz und Silbermond bringen gerade Schattenseele und Gänseschwinge zurück zum Lager.“ Als hätten sie auf ein Stichwort gewartet, kamen die besagten Katzen aus dem Lagereingang. Gänseschwinge wurde von Silbermond und Mückenherz getragen, ihr weisses Fell war Blut überströmt und an ihrer Kehle klaffte eine grosse Wunde. Die blauen Augen waren unnatürlich leer. Schattenseele wirkte wie die Ruhe selbst. Er fixierte mit einen unbestimmbaren Blick Bronzepfote, die sich dadurch mit schuldig fühlte. An meinem Fell klebt kein Blut, dachte sie schnell. „Mörder!“, schrie Dachspfote Schattenseele entgegen. Ihr Fell war vor Wut gespreizt, die Krallen ausgefahren. Verzweifelt drehte Bronzepfote den Kopf zu der Kätzin. Sie wollte Schattenseele verteidigen, wusste aber nicht, wie. Hagelstern stellte sich auf dem Flachfelsen, als würde eine Versammlung einberufen. Sofort versammelten sich die Katzen um Hagelstern, während Schattenseele ohne eine Aufforderung zu benötigen, sich vor den Flachfelsen setzte. Schnell setzte sich Bronzepfote neben ihren Mentor, der sich etwas abseits gesetzt hatte. „Gluttiger, was wird jetzt mit Schattenseele passieren?“, miaute Bronzepfote panisch. Tatsächlich wirkte Gluttiger betrübt. „Ich weiss es nicht.“, erwiderte er nur brüchig.
„Schattenseele . Was hast du gegen diesen Vorwurf zu sagen?“, fragte Hagelstern mit verengten Augen. „Was soll das?“, schrie Dachspfote auf. „Er hat Gänseschwinge getötet!“ Einige Katzen murmelten zustimmend, doch Hagelstern brachte sie mit einer Gestik zu schweigen. „Ich habe sie getötet. Ihr Blut klebt an meinen Klauen.“, erklärte Schattenseele mit fester Stimme. Er schien es nicht zu bereuen. „Mörder!“, jaulte Dachspfote wieder auf, was der Krieger mit einem Ohr zucken hinnahm. „Wieso hast du Gänseschwinge getötet?“, hinterfragte Hagelstern. Obwohl er versuchte, Ruhig zu bleiben, war sein Nackenfell aufgestellt. „Ich habe Beute an der Moosclan Grenze hinterlegt und Gänseschwinge hat mich gesehen. Ich hatte gehofft, es so verheimlichen zu können.“ Bronzepfote war über die Ehrlichkeit von Schattenseele erstaunt. Dieses Mal log er nicht, er versuchte nicht mal, Informationen zu verschleiern! „Du hast den Moosclan etwas von unserer Beute geschenkt?“ „Sie brauchen sie mehr als wir.“ Hagelstern schüttelte verachtend den Kopf. „Aus dir hätte ein grossartiger Krieger werden können. Stadtessen bist du ein Mörder! Eine Schande für den Dornenclan! Verschwinde! Du bist hier nicht willkommen! Wer auch immer dich nach Sonnenaufgang findet, kann mit dir machen, was er will.“ Erschrocken weiteten sich Bronzepfotes Augen. Schattenseele wurde verbannt! Diesem schien es nichts aus zu machen. Er stand auf, drehte sich aber noch kurz zu den Katzen um. „Ich werde den Clan verlassen. Zuerst möchte ich aber noch einige Sachen los werden. Regenblüte, es tut mir leid, dass ich dir so weh tue. Bitte verstehe, dass ich keine andere Wahl hatte.“ „Keine andere Wahl?“, fauchte Regenblüte. Sie wirkte erschöpft, als hätte sie einen harten Kampf hinter sich. „Du hast Gänseschwinge und deinen eigenen Bruder getötet! Natürlich hattest du eine Wahl! Ich hasse dich, du bist nicht mein Sohn!“ Kurz wirkte Schattenseele getroffen. „Das habe ich mir schon gedacht. Ich werde dich dennoch immer lieben. Genauso wie meinen Vater Blitzlicht.“ Blitzlicht neigte kurz den Kopf. „Auf wiedersehen, Schattenseele.“, miaute er nur, dennoch schien er seinen Sohn nicht zu hassen. Viel eher schien er traurig zu sein, dass Schattenseele verstossen wurde. „Fliegenpfote und Bronzepfote. Werdet gute Krieger. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit euch verbringen können aber ihr werdet auch ohne mich grossartig sein.“ Bronzepfote und Fliegenpfote brachten kein Wort hervor. Dann wandte sich Schattenseele zu Gluttiger. „Du warst mir immer ein guter Freund. Ich werde dich nicht vergessen.“ „Ich dich auch nicht.“, erwiderte Gluttiger. „Aber du wirst den Clan verlassen müssen.“ Verwirrt fuhr Bronzepfote herum. Stand Gluttiger nicht mehr hinter Schattenseele? „Das werde ich jetzt auch.“, erklärte Schattenseele und machte sich auf zum Lagerausgang. Instinktiv wollte Bronzepfote hinter ihren Bruder her, doch Gluttiger stellte sich dazwischen. „Er würde das nicht wollen.“, miaute er mit brüchiger Stimme. „ Schattenseele will, dass du behütet innerhalb des Clans aufwächst.“
Als Schattenseele das Lager verlassen hatte, fühlte sich Bronzepfote dumpf vor Trauer, als hätte Schattenseele einen Teil von ihr mit genommen. „Die Nachtwache für Gänseschwinge wird trotz allem dem stattfinden.“ Mit diesen Worten sprang Hagelstern vom Flachfelsen hinab. Er drückte seine Schnauze in ihr Fell und murmelte ein paar Worte. Tröstend wollte Bronzepfote zu Glühpfote, doch der Kater fauchte sie an. „Geh weg! Du hast gesagt, Schattenseele würde nichts tun! Er hat meine Mutter getötet!“ Verletzt zuckte Bronzepfote zusammen. „Es tut mir leid...“, hauchte sie in die Luft. Dachspfote stiess Bronzepfote wütend an. „Das werde ich dir heimzahlen, Fuchsherz!“ Benommen blickte Bronzepfote auf den Boden. Sie hatte doch gar nicht getan! Wieso war Glühpfote gegen sie? Automatisch lief sie zu Eschenblatt, um bei ihm Trost zu finden. Der Heiler erkannte sofort ihr anliegen, da er tröstend den Schweif um sie legte. „Du kannst nichts für deinen Bruder.“, miaute er freundlich. „Aber Glühpfote hasst mich jetzt!“ „Er ist nur verletzt. Gib ihm etwas Zeit. Egal was Schattenseele getan hat, du hast einen anderen Weg vor dir.“
Kapitel 18:
Bronzepfote fand sich in tiefer Finsternis wieder. Ein merkwürdiger, lila Nebel war das einzig Erkennbare. Der Nebel schlängelte sich um ihre Pfoten. Als Bronzepfote dies bemerkte, versuchte sie aufzuspringen, doch ihre Pfoten liessen sich nicht Bewegen, als würde eine schwere Last dies verhindern. Unruhig drehte sich die Schülerin im Kreis, ihr Herz klopfte hörbar, als würde es gleich zerspringen. „Hilfe!“, miaute Bronzepfote auf. Hilfe... ilfe... e... Ihr Echo halte durch die Nebelwand. Ängstlich zuckte sie bei dem Klang zusammen. Es war nicht ihre Stimme! Es war die von Schattenseele! Irgendwie hatte Bronzepfote das Gefühl, verlassen zu sein. Als hätte sich etwas erdrückendes auf ihre Schultern gelegt, brach die Rotbraune zusammen. „Mörder...“, murmelte eine Stimme in ihren Kopf. „Schuld... Verhindern...“ Sie klang kalt und ungewohnt verzehrt. Panisch schüttelte sich die Schülerin, sie wollte weg hier! „Lass mich!“, jaulte sie verzweifelt auf. „Ich habe nichts gemacht! Ich bin kein Mörder!“ „Deine Schuld...“, erwiderte die Stimme. Plötzlich wurde die Stimme klarer. Bronzepfote kam sie vertraut vor, sodass sich ihr Fell spreizte. „Du hättest es verhindern können!“ Die Schrille Stimme gehörte eindeutig Dachspfote. „Wegen dir ist meine Mutter tot! Das wirst du mir büssen, Fuchsherz!“ Verzweifelt kauerte sich Bronzepfote zusammen. „Ich habe keine Schuld!“, jammerte sie. „Ihr Blut klebt nicht an meinen Fell!“ „Oh? Bist du dir da sicher?“, fragte nun die Stimme von Glühpfote. Verwirrt blickte Bronzepfote auf ihre Pfoten. Sie waren blutgetränkt! Erschrocken schrie sie auf. „Nein! Ich habe niemanden getötet! Wirklich nicht!“
Panisch öffnete Bronzepfote ihre Augen, ihr Atem ging schnell. Verwirrt blickte sie um sich, sie befand sich wieder im Schülerbau. Besorgte blaue Augen blickten sie an. „Alles gut?“, fragte Glühpfote fürsorglich. „J-ja.“, stotterte Bronzepfote verwundert. War Glühpfote nicht mehr böse auf sie? „Ich habe nur schlecht geschlafen.“ Müde rappelte sich Bronzepfote auf und leckte sich ihr Brustfell. „Tut mir leid...“, murmelte Glühpfote plötzlich, sodass Bronzepfote auf blickte. „Wofür entschuldigst du dich?“ „Ich habe dir gestern unrecht getan, deshalb. Eigentlich war ich gar nicht sauer auf dich.“ Die Stimme des Katers war brüchig, kurz blickte er zum Lager, wo noch Gänseschwinges Leichnam lag. Tröstend drückte Bronzepfote ihre Schnauze gegen seine Schulter. „Ist schon gut. Ich kann dich gut verstehen...“, erklärte Bronzepfote dumpf. „Ich habe geglaubt, dass Schattenseele kein Mörder ist. Aber ich habe mich geirrt.“ Bronzepfote war zum jaulen zumute. Was Schattenseele getan hatte, war unverzeihlich! Langsam zweifelte sie an ihn. Egal wie freundlich er war, er hatte seine eigene Clankameraden getötet! Bei Gänseschwinge war nicht mal eine Spur der Reue zu erkennen gewesen! Innerlich fühlte sie sich hintergangen. Genauso fragte sie sich, ob sie doch nicht Mitschuld hatte. Sie hatte gewusst, dass Schattenseele seinen eigenen Bruder getötet hatte. Wenn sie es Hagelstern gesagt hätte, vielleicht wäre dann Gänseschwinge noch am Leben! „Aber was ich getan habe, war unverzeihlich!“, miaute Glühpfote bestimmt. „Ich habe dir die Schuld dafür gegeben! Dabei kannst du nichts dafür. Verzeihst du mir?“ Was, wenn ich doch daran Schuld bin? Würdest du mich dann genauso hassen wie Schattenseele?, fragte sich Bronzepfote, versuchte aber den Gedanken wieder zu verwerfen. Sie war nicht Schattenseele! Sie war Bronzepfote! „Natürlich verzeihe ich dir, du dummer Fellball.“, schnurrte Bronzepfote leise. Jetzt wollte sie nicht an Schattenseele denken. Jetzt musste sie für ihren Clan da sein!
Mitfühlend blickte Bronzepfote Glühpfote hinterher, als dieser gemeinsam mit Borkenkralle und den Ältesten das Lager verliess, um Gänseschwinge zu vergraben. Kurz überkam Bronzepfote wieder ein Schuldgefühl, weshalb ihre Pfoten sie zum Heilerbau trugen. „Eschenblatt?“, fragte Bronzepfote. „Komm rein.“, erwiderte der Heiler. „Was kann ich für dich tun?“ „Nun...“, murmelte Bronzepfote unwohl, mit ihrer Pfote bearbeitete sie den Boden. Eschenblatt schien schon zu wissen, was Bronzepfote plagte. „Komm her. Ich wollte sowieso reden, dann können wir es auch hier machen. Ausserdem musst du dich nicht schuldig fühlen.“ Erstaunt spitzte Bronzepfote die Ohren, tat aber was Eschenblatt wollte. „Ich hatte gestern einen Traum vom SternenClan.“, berichtete der schwarzweisse Kater. Warum sagt er mir das? Ich bin doch keine Heilerin, schoss es der Rotbraunen in den Kopf. „Ich habe gesehen, wie du mit Schattenseele geredet hast. Das Gespräch liegt jedoch schon eine Weile zurück. Schattenseele hat dir über den Vorfall mit Maulwurfherz geredet und den ersten Mord gestanden.“ Erschrocken stellte sich Bronzepfotes Fell auf. Ihre Augen wurden glasig und sie versuchte, sich an die Wand des Heilerbaus zu drücken. Eschenblatt wusste davon! Was, wenn sie jetzt auch verbannt werden würde, weil sie Gänseschwinge hätte retten können? „Bronzepfote! Alles ist gut!“, miaute der Heiler, streifte beruhigend kurz ihre Schulter mit seinen Schweif. „Du hast nichts falsch gemacht. Aber ich verstehe deine Ängste. Vielleicht wäre Gänseschwinge am Leben, wenn du Hagelstern vor Schattenseele gewarnt hättest. Vielleicht hätte aber es Schattenseele bestritten, dir dies gesagt zu haben und Gluttiger hätte ja auch hinter ihm gestanden. Weder du noch Gluttiger sind schlechte Katzen. Mach dir oder deinen Mentor also keine Vorwürfe. Schattenseele hat für sich entschieden, welchen Weg er geht. Er steht alleine mit seinen Taten aber du... Du hast den DornenClan auf deiner Seite! Und der SternenClan wacht ja auch noch über dich. Ich bin mir sicher, dass dein Weg der leuchtende ist und nicht der dunkle von Schattenseele. Vergiss dies nicht, ja?“ Langsam beruhigte sich Bronzepfotes Herz, ihr Fell hatte sich wieder gelegt. Eschenblatt hatte ihr klar gemacht, dass er auf ihrer Seite war! „Ich werde dir beweisen, dass ich nicht Schattenseele bin!“, miaute sie selbstischer. Dennoch konnte sie ihren älteren Bruder nur schwer mit einen Mörder vergleichen. „Eschenblatt?“, fragte sie vorsichtig. „Muss ich jetzt Schattenseele hassen?“ Eschenblatt öffnete das Maul, sagte aber nichts sondern blinzelte nur Mitleidig. „Ich kann dir nicht sagen, wen du zu hassen hast und wen nicht. Er ist dein Bruder und ich bin mir sicher, dass er dich liebt. Er konnte zwar den Clan solange anlügen aber seine Gefühle gegenüber dir waren ehrlich. Du hast ihn nicht als Mörder kennen gelernt und du musst ihn nicht als Mörder in Erinnerungen behalten. Hass ist ein starkes Gefühl, meine Liebe. Nein, du musst ihn nicht hassen. Das einzige was wichtig ist, ist dass du einen anderen Weg einschlägst. Lass dich von deinem Herz leiten und nicht von Schattenseeles Taten.“ Erleichtert atmete Bronzepfote auf, da sie nicht wusste, ob sie Schattenseele hassen konnte. Wenn sie ihrem Clan bewies, dass sie weiterhin treu war, konnte ihr keiner etwas vorwerfen! Dankbar verliess sie den Heilerbau.
Draussen fasste Bronzepfote neuen Mut. Das einzige, was sie machen musste, war ihr bestes zu geben! Sie sah, wie Stachelbeere gerade eine Grenzpatrouille einteilte, weshalb sie zu der grauen Kätzin tapste. „Kann ich mit kommen?“, fragte Bronzepfote. Erstaunt blickte Stachelbeere zu ihr herunter. „Nanu? Bronzepfote! Nun... Ich sehe keinen Grund, wieso du kein Mitglied werden solltest... Aber dann nimm Dachspfote mit, ja? Sie sagte Finkenfeder, sie bräuchte dringend eine Ablenkung und wollte sich nicht ausruhen. Ich bin mir sicher, dass ihr eine kurze Patrouille nicht schaden würde.“ Erst wollte Bronzepfote widersprechen, jedoch hielt sie lieber das Maul und nickte nur. Ich bin meinen Clan Loyal! Auch wenn es heisst, auf einer Patrouille mit Dachspfote zu sein! Mit diesen Gedanken sprintete sie zum Frischbeutehaufen, an dem Dachspfote gerade eine Amsel heraus nehmen wollte. „Dachspfote! Du sollst mit auf die Patrouille kommen.“ Als Dachspfote Bronzepfote mit ihren Blick fixierte, erkannte die Rotbraune puren Hass, der sie verärgert schnauben liess. Sie hatte niemanden getötet! Sie war nicht Schattenseele und würde es auch nie werden! Dachspfote stiess sie an, als sie zu der Patrouille ging. Grummelnd folgte Bronzepfote ihr, der Tag könnte keinen schlechteren Start haben! Wolkenfrost, Finkenfeder, Mückenherz und Stachelbeere selbst waren die übrigen Mitglieder der Grenzpatrouille. Als sie den Wald betraten, fühlte sich das Gras kälter den je an. Eine weisse Frostschicht überdeckten das Gras, sodass es bei jeden Pfotenschritt leise knirschte. Es hörte sich unheimlich an, als wären es die Schritte einer weiteren Katze. Laut ihrem Mentor, würde es sicher bald schneien und die Beute würde knapp werden. Ob Schattenseele alleine genug Beute finden würde? Bei diesem Gedanke schüttelte sich Bronzepfote. Sie durfte nicht an ihren Bruder denken! Sie musste sich auf die Patrouille konzentrieren! „Fuchsherz.“, hisste ihr Dachspfote zu. Obwohl diese Bemerkung Bronzepfote erzürnte, empfand sie Mitleid mit der schwarzen Schülerin. „Das mit Gänseschwinge tut mir leid aber ich kann nichts dafür. Hör auf, mir die Schuld dafür zu geben!“ „Von wegen! Deine Seele ist genauso finster wie die von deinen Bruder! Es ist gut, dass er endlich verbannt ist, ich konnte ihn noch nie ausstehen!“ Nun mischte sich Finkenfeder mit ein. „Dachspfote, bei Sonnenhoch kannst du dich zu Eschenblatt begeben und nach Mäusegalle fragen. So wie ich das gehört habe, wird Brisenpelz von Zecken belagert.“ Verächtlich zog Dachspfote die Lefzen hoch, sagte aber nichts mehr. Bald war die MoosClan Grenze erreicht, doch zu Bronzepfotes Verwunderung, schienen einige Krieger an der Grenze zu warten. Stachelbeere wurde langsamer, als wären ihr die Blicke vom MoosClan nicht geheuer. „Sonnenfrost.“, grüsste Stachelbeere einen orangenen Kater mit blauen Augen. „Keinen Schritt näher!“, jaulte ein Schüler auf. Sein sandfarbenes Fell stand in verschiedenen Richtungen. „Sei ruhig, Blitzpfote.“, mahnte eine Kriegerin den Kater. „Ziemlich Mutig von euch, ein weiteres mal unsere Grenze so nah zu kommen.“ „Das ist die Aufgabe einer Grenzpatrouille.“, erwiderte Finkenfeder gereizt. „Seit wann beinhaltet eine Grenzpatrouille das Beute stehlen vom MoosClan?“, hinterfragte nun Sonnenfrost knurrend. „Als würden wir eure Beute benötigen!“, entgegnete nun Dachspfote, doch Stachelbeere brachte sie mit einen Schnippen zum schweigen. „Dies ist die erste Patrouille, die das Lager vom DornenClan verlässt. Ihr müsst euch geirrt haben, Sonnenfrost.“ Wütend über die Antwort, peitschte der Kater mit den Schwanz. „Wie kommen dann bitteschön eure Duftspuren auf unser Territorium? Zudem wurde ein Kaninchen von euch erlegt, jedoch von einen mäusehirnigen Jäger. Das Kaninchen liegt nämlich noch hier.“ „Das könnte Schattenseele gewesen sein!“, platze es Bronzepfote heraus. „Vielleicht hat er die Grenze übertreten!“ Sofort erkannte Bronzepfote, dass sie ein Geschehnis, welches nur den DornenClan etwas anging, dem MoosClan verraten hat! „So so... Schattenseele also?“ Sonnenfrost Stimme würde hämisch. „Also habt ihr verlogenen DornenClan Katzen doch unsere Grenze überschritten!“ „Nein, dies ist ein Missverständnis!“, wollte Stachelbeere erklären, jedoch stiess sie auf taube Ohren. „Rede dich nicht heraus! Wir haben euch bereits während der Versammlung verwarnt! MoosClan, angriff!“ Sofort warf sich Blitzpfote auf Bronzepfote, die einen Herzschlag benötigte, die Situation zu verstehen. Sie befand sich in einen Kampf! Fauchend drehte sich die Rotbraune, um Blitzpfote abzuwerfen. Dann biss sie in seiner Vorderpfote, weshalb der Kater erschrocken aufschrie. Er schlug mit der anderen Kralle auf Bronzepfote ein, bis sie los liess. Sie spürte einen stechenden Schmerz auf ihrer Stirn, Blut sickerte über ihr Fell. Gewandt wich sie einen Angriff aus, dann riss sie ihn eine Hinterpfote weg, sodass der Kater unsanft auf den Boden landete. Als er versuchte, sich aufzurappeln, zerfetzte Bronzepfote sein Ohr, sodass er aufschrie und flüchtete. Gerade als Bronzepfote aufatmen wollte, wurde sie von einen Krieger umgestossen. „Ihr elende Beutestehler!“, fauchte der braune Kater, der etwas kleiner war als Bronzepfote selbst. Bronzepfote sprang schnell auf, doch konnte den Angriff nicht entgehen. Der Krieger streifte mit seiner Kralle Bronzepfotes Flanke, weshalb sie die Schülerin vor Schmerz jaulte. Keuchend versuchte sie, den weiteren Angriffen auszuweichen. Als der Kater sie beinahe erwischte, legte sich Bronzepfote auf den Boden, um eine weitere Verletzung vorzutäuschen. Als der Krieger bereits triumphierend blickte, sprang Bronzepfote unerwartet auf und biss sich an seiner Schulter fest. Zu Unterstützung warf sich Mückenherz auf den Kater und biss in sein Ohr. Nach einen kurzen Kampf flüchtete der Braune. Gleichzeitig rief Sonnenfrost: „Rückzug!“ Die übrigen MoosClan Katzen flohen zurück in ihr Territorium. „So ist es richtig!“, jaulte Dachspfote hinter ihnen her. „Wir sind die stärkeren! Merkt euch dass und denkt nach, bevor ihr uns zu einen weiteren Kampf herausfordern wollt!“ Sie stand neben Finkenfeder und bis auf ein zerfetztes Ohr, trug sie keine Verletzungen, während Bronzepfote schwer keuchte. „Alles okay?“, fragte Mückenherz. „Es geht.“,murmelte Bronzepfote. Jetzt wollte sie nur zurück ins Lager. „Du hast gut gekämpft, Gluttiger scheint dich gut zu trainieren.“ Dankbar nickte Bronzepfote. Sie hatte das Gefühl, dass ihr etwas schwindelig wurde.Auch Stachelbeere bemerkte nun die Verletzte. „Wir sollten zurück zum Lager. Bronzepfote, du schaust bei Eschenblatt vorbei.“ Damit machten sich die Katzen auf den Weg zurück zum Lager, wobei Bronzepfote von Mückenherz gestützt wurde.
Kapitel 19:
Der Angriff vom MoosClan war nun schon beinahe einen Mond her. Die Wunde an Bronzepfotes Flanke war soweit wieder verheilt, nur eine Narbe war geblieben. Darum machte sich Bronzepfote schon längst keine Sorgen mehr, viel eher machte sie sich Gedanken um Regenblüte. Ihre Mutter wirkte erschöpft und schwach, als wäre bereits der Schritt aus dem Kriegerbau zu viel für sie. Doch nun dachte sie an die Jungen von Fleckentau, da diese heute zu Schüler ernannt wurden. Fleckentau leckte noch hektisch über Spechtjunges Fell, die protestierend quiekte und zu ihren Wurfgefährten tapste. Hagelstern blickte auf die Jungen herab, während sich der Clan noch versammelte. Schnell setzte sich Bronzepfote zwischen Glühpfote und Nussfell. „Heute haben wir uns versammelt, um Fleckentaus Junges zu Schüler zu ernennen! Braunjunges, Fichtenjunges, Felsjunges und Spechtjunges, ihr seid nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit eurer Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an, bis diese Schülerin sich ihre Kriegernamen verdient hat, wird sie Fichtenpfote heissen. Ich bitte den SternenClan über diese Schülerin zu wachen, bis sie in ihrem Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Mückenherz du bist nun bereit einen Schüler auszubilden. Du wirst der Mentor von Fichtenpfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an ihr weiter geben wirst.“ Die schwarzweisse Kätzin berührte die Schnauze ihres Mentors, dann war Braunjunges an der Reihe. „Von diesem Tag an, bis dieser Schüler sich seinen Kriegernamen verdient hat, wird er Braunpfote heissen. Ich bitte den SternenClan über diese Schüler zu wachen, bis er in seinem Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Nussfell du bist nun bereit einen Schüler auszubilden. Du wirst der Mentor von Braunpfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an ihn weiter geben wirst.“ Die Kriegerin nickte eifrig, ehe sie ihren Schüler begrüsste. Dies wiederholte Hagelstern bei den anderen Jungen. Der Mentor von Spechtpfote wurde Wolkenfrost, Staubpfote wurde von Hagelstern selbst trainiert. Nun blieb Abendjunges alleine vor dem Flachfelsen stehen. „Abendjunges, ist es dein Wunsch, Heilerschülerin zu werden?“ „Ja, das ist es.“, miaute die kleine Kätzin ruhig. Viele Katzen um Bronzepfote herum schauten sich verwirrt um, da sie dies zum ersten Mal hörte. Bronzepfote wusste es jedoch bereits von Eschenblatt, der zufrieden in der ersten Reihe sass. „Abendjunges, bis du deinen vollständigen Heilernamen erhalten hast, wirst du Abendpfote heissen. Eschenblatt, ich gebe Abendpfote in deine verlässlichen Pfoten und bete zu den Kriegerahnen, dass sie deiner Schülerin die Kraft und die Weisheit geben mögen, die sie fortan brauchen wird.“ Der schwarzweisse Heiler schritt zu Abendpfote. „Ich werde ihr mein Wissen weiter geben, der Rest liegt in den Pfoten vom SternenClan. Aber ich bin mir sicher, dass sie sich beweisen wird.“ Dann begrüsste Eschenblatt seine Heilerschülerin. Zwar freute sich Bronzepfote für Abendpfote, jedoch spürte sie etwas Eifersucht. Sie erinnerte sich, dass Eschenblatt von einer Prophezeiung sprach und das Bronzepfote deshalb nicht Schülerin werden konnte, jedoch hatte der Heiler danach kein Wort mehr darüber verloren. „Fichtenpfote! Braunpfote! Felspfote! Spechtpfote! Abendpfote!“, rief der Clan im Chor. Schnell setzte Bronzepfote mit ein, um den Gedanken zu verwerfen.
„Hagelstern! Hagelstern!“ Während die Katzen die neuen Schüler beglückwünschten, lief eine weisse Kätzin mit schwarzen Streifen und einer schwarzen Pfote zu ihren Vater Hagelstern. Es war Schneejunges. „Wann werden Mondjunges, Ginsterjunges und ich zu Schülern ernannt?“ Ihre Schwester Mondjunges, eine weisse Kätzin mit unterschiedlichen hellen, grauen Flecken, lief hinter ihr her. „Ja! In der Kinderstube ist es langweilig!“ Belustigt wandte sich Bronzepfote den neuen Schülern zu. „Glückwunsch!“ „Dankeschön!“, schnurrte Felspfote, die sich mit leuchteten Augen zu Fliegenpfote drehte. „Ich freue mich schon darauf, gemeinsam mit dir zu Trainieren!“ Fliegenpfote schien sich zu freuen, starrte aber etwas peinlich berührt auf seine Pfoten. „Sicherlich. Das wäre schön.“ „Felspfote! Du kannst nachher mit Fliegenpfote reden.“, miaute Wolkenfrost amüsiert. „Heute führen wir euch durch das Territorium aber du kannst nur mit, wenn du dich jetzt beeilst, sonst musst du noch einen Tag im Lager verbringen.“ Erschrocken blickte die Kätzin auf. „Nein, ich komme mit! Bis später, Fliegenpfote!“ „Sie mag dich.“, miaute Glühpfote, während er Fliegenpfotes Ohr knuffte. „Als guten Freund.“, stellte Fliegenpfote verlegen klar. „Eher als Gefährten.“, erwiderte Bronzepfote belustigt. Darauf hin schwieg der Getigerte und tapste zu seiner Mentorin. „Ich rufe alle Katzen, die alt genug sind, um Beute zu machen, zu einer Clanversammlung zusammen!“ Verwundert zuckte Bronzepfote mit ihren Ohr. Warum berief Hagelstern erneut eine Versammlung? Die neuen Schüler und ihre Mentoren hatten das Lager noch nicht verlassen und auch alle anderen fanden sich wieder vor dem Flachfelsen. Sogar die Jungen von Hagelstern und Sandtupf. „DornenClan, ich habe gerade mit Regenblüte gesprochen. Sie fühlt sich nicht gut genug, um weiterhin das Kriegerleben fort zu führen.“ Regenblüte, dachte Bronzepfote besorgt. Geht es dir wegen Schattenseele so schlecht? „Es tut mir leid, dass mein Sohn so eine Schande ist.“, erklärte nun Regenblüte selbst mit brüchiger Stimme. Ihr Fell war zerzaust, als hätte sie es nicht geputzt. „Ich weiss, es ist nicht wieder gut zu machen. Ich weiss aber, dass Fliegenpfote und Bronzepfote grossartige Krieger werden, aber ich kann es nicht. Mir fehlt die nötige Kraft.“ Schnell lief Blitzlicht zu Regenblüte und drückte sich an ihrer Seite. „Dich trifft keine Schuld. Was Schattenseele tat, war seine Schuld.“ Dankbar blinzelte Regenblüte. „Dankeschön. Das bedeutete mir viel. Ich merke aber, dass ich mich schwach und machtlos fühle. Daher habe ich entschieden, eine Älteste zu werden. DornenClan, seid mir nicht böse deswegen. Ich wünschte, ich hätte eine bessere Kriegerin sein können.“ Die Worte liessen Bronzepfote gefrieren. Sie wusste nicht, dass sich Regenblüte so schlecht fühlte. War Bronzepfote machtlos? Konnte sie ihrer Mutter nicht helfen? Nein, sie musste ihre Entscheidung akzeptieren, vielleicht würde es ihr irgendwann besser gehen! Daher rief Bronzepfote: „Regenblüte! Regenblüte!“ Keinen Herzschlag später, setzte der ganze Clan mit ein.
Bronzepfote war Gluttiger dankbar dafür, dass er sofort mit dem Training startete. Die Verkündung von Regenblüte konnte sie dadurch kurz vergessen, sie brauchte die Ablenkung. Glühpfote und Stachelbeere trainierten mit, genauso war Fleckentau dabei. Die Schildpatt Kätzin zeigte Glühpfote gerade einen Angriff, jedoch waren sie nicht in der Trainingskuhle. Stachelbeere hatte erklärt, dass die Schüler sollten auch lernen, mit Hindernissen zu kämpfen. Schliesslich würde in einen Kampf auch nicht alles mit Moos abgedeckt werden. Daher trainierten sie von dichten Bäumen umrundet. Als Plötzlich etwas weisses, kaltes vom Himmel fiel, zuckte Bronzepfote zusammen. „Was ist das?“, quiekte Glühpfote erschrocken auf. Das weisse Etwas blieb am Boden liegen. Verwirrt blickte Bronzepfote zum Himmel. War das eine Botschaft vom SternenClan? „Das ist Schnee.“, erklärte Gluttiger mit einen spöttischen Unterton. „Schneeflocken werden dir nichts tun, Angstpfote.“ „Ich habe keine Angst!“, protestierte Bronzepfote augenblicklich. „Ich habe mich nur erschrocken.“ „Aber natürlich.“ Inzwischen hatte sie sich an die Kommentare von Gluttiger gewöhnt und nahm es eher mit Humor. „Das schmeckt nach Wasser!“, kam es von Glühpfote, was Bronzepfote nichts so recht glauben wollte. „Das ist kein Regen!“, erwiderte Bronzepfote skeptisch, jedoch wurden Bronzepfotes Gedanken von etwas anderen unterbrochen. Panisch blickte sie Richtung Fuchsfelsen, der einige Dachslängen weiter lag. „Gluttiger! Ich rieche etwas vom Fuchsfelsen! Ich glaube, es ist ein Fuchs!“ Nur wage konnte sie sich an den Fuchsgeruch vom ersten Schülertag erinnern, jedoch glaubte sie ihn, wieder zu erkennen. Schlagartig war der Schnee vergessen. Stachelbeere öffnete ihr Maul, um besser riechen zu können. „Sie hat recht. Das stinkt gewaltig nach Fuchs.“ Mit glasigen Augen, wartete Bronzepfote auf eine Anweisung. Sollten sie jetzt gegen den Fuchs kämpfen? Bei diesem Gedanke stellte sich ihr Fell auf. Sie hatte oft in den Geschichten der Ältesten gehört, wie gefährlich ein Fuchs war! „Stachelbeere?“, miaute Glühpfote, der genauso ängstlich wie Bronzepfote wirkte. „Wir haben drei Krieger und zwei Schüler, die am Ende ihrer Ausbildung sind. Wir sollten es mit einen Fuchs aufnehmen können.“, murmelte Gluttiger, weshalb Fleckentau erschrocken aufsprang. „Wir können sie doch nicht in einen gefährlich Kampf schicken!“ Stachelbeere brachte beide mit einer Schwanzgeste zum Schweigen. „Wir werden kämpfen. Bronzepfote, Glühpfote macht euch bereit. Geht aber kein unnötiges Risiko ein. Wenn ihr verletzt seit, rennt ihr sofort in Sicherheit.“ „Verstanden!“, rief Bronzepfote schnell. Zwar fürchtete sie sich, jedoch würde sie für ihren Clan kämpfen! Die Patrouille rannte zum Fuchsfelsen, der Fuchsgeruch wurde stärker. Zwischen den Bäumen konnte man schon bald rotes Fuchsfell ausmachen, der sich deutlich vom weissen Schnee abhob. Es war eine Füchsin, die die Luft prüfte. Es dauerte nicht lange, bis sie ihren Kopf zu der Patrouille drehte. Knurrend wurde Stachelbeere langsamer. Das Wesen war deutlich grösser als ein ausgewachsener Krieger, seine Pfoten waren schmal und grazil. Jedoch konnte man ihre geschmeidige Muskeln sehen, weshalb Bronzepfotes Fell sich aufstellte. Der Fuchs sah furchteinflössend aus! „Ein Krieger flieht vor keinen Kampf.“, murmelte Gluttiger in Bronzepfotes Ohr, die entschlossen nickte. „Angriff!“, jaulte Stachelbeere und sprang den Fuchs entgegen. Erschrocken drehte das Tier den Kopf weg, ehe es mit der Pfote nach Stachelbeere schlug. Fleckentau schoss auf den Fuchs zu, krallte sich in ihr Fell. Der Fuchs jaulte Schmerz erfüllt auf, schnappte nach der Kätzin, die auswich. Gluttiger postierte sich hinter dem Fuchs und biss in die Hinterpfote, während Bronzepfote einen Satz machte, um sich in den Rücken vom Roten fest zu beissen. Der Fuchs versuchte die Schülerin runter zu schmeissen, jedoch krallte sich Bronzepfote nur fest. Aus dem Augenwinkel konnte sie Glühpfote sehen, wie er sich gegen den Fuchs warf. Schnell sprang Bronzepfote ab, denn der Fuchs wurde durch die Wucht umgeworfen. Für einen Herzschlag blieb der Fuchs liegen, ihre Augen waren vor Schmerzen glasig. Kurz knurrte sie den Katzen etwas zu, bis in der Richtung vom KlippenClan floh. Keuchend blickte sich Bronzepfote um. Hatten sie tatsächlich bereits gewonnen? Überglücklich jaulte Glühpfote neben ihr auf, seine Brust war vor Stolz geschwellt. „Den sehen wir so schnell nicht wieder.“, miaute Stachelbeere zufrieden.
Kapitel 20:
Bronzepfote warf sich auf den Rücken und trommelte mit ihren Hinterpfote gegen die Luft, ehe sie sich wieder auf rappelte. Neben ihr stand Braunpfote, der sie darum gebeten hatte, einige Kampftechniken zu zeigen, die er lernen konnte. „Wenn dich ein Gegner umwirft, kannst du so ihn verletzten. Er wird dich dann auch wahrscheinlich gehen lassen.“ „Okay. Ungefähr so?“ Eichenpfote liess sich von einen unsichtbaren Gegner auf den Rücken fallen, er er mehrfach mit der Hinterpfote ausschlug. „Nicht so weit treten.“, verbesserte Bronzepfote. „Es reicht, wenn du den Bauch trifft, du musst ja nicht seinen Bauch zerfetzten.“ „Das Gesetz des Kriegers sagt, wir dürfen nicht töten. Ich werde also jeden Gegner in die Fluch schlagen.“, erklärte Braunpfote mit erhobenen Kinn. „Ich kann das Gesetzt auswendig!“ Belustigt zuckten Bronzepfotes Schnurrhaare. „Das ist ein guter Schritt für das Kriegerleben.“ Der Kater sprang wieder auf seine Pfoten, er schien den Angriff nochmals im Kopf durchzugehen. „Danke, dass du es mir gezeigt hast! Bringst du mir bald noch mehr bei?“ „Sicher.“, schnurrte Bronzepfote. Sie musste sich eingestehen, dass sie die Bewunderung von Braunpfote mochte. „Wieso möchtest du so viel trainieren? Du hast doch schon den ganzen Tag trainiert!“ Der Kater leckte sich die Schulter, ehe er antwortete. „Fleckentau sagte mir, ich sei der Kleinste im Wurf gewesen. Ich bin nicht sonderlich stark oder geschickt aber ich will ein genauso grosser Krieger werden wie du oder Dachspfote. Fleckentau und Finkenfeder haben uns oft erzählt, das ihr gute Schülerinnen seid, daher möchte ich mit euch trainieren! Als ich Dachspfote gefragt hatte, ob sie mit mir trainieren wollte, hat sie mich nur angefaucht. Daher bin ich dir dankbar, dass du mit mir übst!“ Da ihr der Lob etwas langsam unangenehm war, blickte Bronzepfote auf den Boden. Braunpfote eiferte ihr nach, obwohl er es schwer haben würde. Der jüngere Kater war klug, jedoch ungewohnt klein und dürr. Jedoch war sich Bronzepfote jetzt bereits sicher, dass er ein ehrenvoller Krieger aus Braunpfote werden würde.
„Bronzepfote! Fichtenpfote, Glühpfote! Kommt ihr kurz?“ Der Ruf von Stachelbeere hallte über das Lager wieder. Die Schüler blickten sich fragend an, als sie zu der kleinen, grauen Kätzin tapsten. „Ich hoffe, ihr seid noch nicht zu müde, denn ihr sollt gemeinsam mit Finkenfeder und Fleckentau noch auf eine Jagdpatrouille gehen.“ Die Schüler nickten und liefen zu den Kriegern am Lagerausgang. „Glühpfote, Bronzepfote, ihr könnt Fichtenpfote Jagdtipps geben.“, schlug Fleckentau vor. Eifrig nickte Glühpfote, seine Augen leuchteten, als er Fichtenpfote anblickte. „Als erstes musst du natürlich eine Beute riechen. Falls du Probleme damit haben solltest, kannst du dein Maul öffnen, dass hilft! Und wenn du eine Beute entdeckst, musst du dich ihr vorsichtig nähern. Achte immer auf die Windrichtung, weil sonst riecht die Beute dich und rennt weg.“ „Dankeschön.“, miaute Fichtenpfote nickend. Es wirkte fast so, als würde sie auf Distanz gehen wollen, doch Glühpfote liess sich nicht davon beirren. „Wenn du willst, dann gehen wir mal gemeinsam Jagen und dann zeige ich dir alles!“ Der weisse Kater schien grosses gefallen an Fichtenpfote gefunden zu haben, weshalb sich Bronzepfote traurig abwandte. Sie empfand viel für den grossen Kater, daher tat es weh, wenn sie sah, wie er Fichtenpfote anblickte. Er gab sich wirklich viel Mühe, um ein Gespräch mit ihr an zu fangen, was ihm langsam gelang. Fleckentau und Finkenfeder beäugten ihre Tochter belustigt. Dabei rieb Fleckentau kurz ihren Kopf an den von Finkenfeder, welcher leise schnurrte. Super, alle sind verliebt und ich werde allein sterben, dachte Bronzepfote frustriert und konzentrierte sich auf die Jagd. Schon bald roch sie ein Kaninchen, in der Nähe der MoosClan Grenze. Instinktiv kauerte sie sich hin, legte vorsichtig eine Pfote vor der anderen. Kurz fror sie ein, als das Tier aufblickte. Tatsächlich blickte das Kaninchen in ihre Richtungen und flüchtete kurz darauf. Fluchend sprang Bronzepfote auf und hetzte der Beute hinterher. Nach einer kurzen Jagd, floh das weisse Tier über die Grenze, wo es kurz darauf von einer Schülerin gefasst wurde. Ein brauner Krieger, wahrscheinlich ihr Mentor, stellte sich zu der weissen Kätzin. „Guter Fang, Schneepfote.“ Belustigt nickte Schneepfote zu Bronzepfote. „Die Schülerin hat das Kaninchen auch direkt in meine Pfoten gejagt!“ Heiss vor Scham, blickte Bronzepfote auf ihre Pfoten. Sie wusste ihren Fehler: Sie hatte vergessen, die Windrichtung zu überprüfen, worüber sie sich ärgerte. Es war das erste, was ein Schüler für die Jagd lernte und Glühpfote hatte es gerade noch wiederholt! „Mach dir nichts draus. Jeder macht Fehler.“, tröstete Fleckentau die Schülerin mit einen warnenden Blick zu Schneepfote. „Schneepfote, ich kann Bronzepfote gerne berichten, wie oft du bereits Beute verjagt hast.“, tadelte der Mentor, ehe er sich zu der Jagdpatrouille wandte. „Bitte entschuldigt meine Schülerin. Wir sind nicht darauf aus, ärger zu machen oder einen Kampf zu provozieren.“ Finkenfeder erwiderte: „Nicht schlimm, Waldbrise. Keiner hat es je behauptet und ich denke es im Sinne der Clans, dass wir Frieden bewahren.“
„Sie sahen ganz schön dünn aus. Man konnte die Rippen gut erkennen.“, bemerkte Fichtenpfote leise. Die Patrouille war bereits in der nähe vom Fuchsfelsen, um zu jagen. Stimmt! Ich habe da gar nicht so drauf geachtet... Aber jetzt wo es Fichtenpfote sagt. Vielleicht haben sie das Kaninchen mehr gebraucht als wir. „Sie werden immer dünner!“, stimmte Glühpfote zu. „Auf der letzten Versammlung sagten sie aber, sie würden nun keine Streunerprobleme mehr haben.“ „Sie haben oft in der Blattleere Probleme mit der Beute. Vielleicht liegt es nur daran und nicht an irgendwelchen Streuner. Sie werden es überleben.“, erwiderte Finkenfeder nur. „Ausserdem kann ich mich nicht erinnern, dass unsere Patrouille zum Reden da ist.“ Die Schüler entschuldigten sich schnell und prüften die Luft. Recht bald konnte Bronzepfote einen Specht riechen. Aus ihren Augenwinkel konnte sie erkennen, dass auch Fichtenpfote denn Vogel entdeckt hatte. Sie kroch bereits lautlos zum Vogel, ehe sie diesen ansprang und mit einen schnellen Biss tötete. „Ein super Fang! Du bist eine echt gute Jägerin!“, schnurrte Glühpfote mit Bewunderung in den Augen, wodurch Bronzepfote ein Stechen in der Magengegend verspürte. Auch als sie kurz darauf ein träges Eichhörnchen erbeutete, galt Glühpfotes Aufmerksamkeit immer noch Fichtenpfote. Mit peitschenden Schwanz machte sie sich auf den Rückweg. Zwar wusste sie, dass Fichtenpfote nichts falsch gemacht hatte, jedoch war sie sauer. Sauer, dass Glühpfote sie scheinbar mehr mochte als Bronzepfote. Deswegen war sie auch etwas wütend auf sich selbst, da sie Glühpfote scheinbar nicht beeindrucken konnte. Zumindest nicht, wenn Fichtenpfote in der Nähe war.
Braunpfote lief zu Bronzepfote, die noch ihre Beute im Maul trug. In seinen Blick lag immer noch Bewunderung, was Bronzepfote genoss. „Bringst du mir morgen bei, wie man Eichhörnchen jagt? Ich habe Gelbwind schon gefragt, sie wäre damit einverstanden.“ Zur Antwort nickte Bronzepfote und wollte die Beute zum Frischbeutehaufen bringen, jedoch wurde sie von hellgrauen Fellball umgerannt, wobei ihr die Beute herunter viel. Schnell rappelte sich Ginsterjunges auf, entschuldigte sich flüchtig und stürmte bereits zu ihren Vater, währenddessen ihre Schwestern mit grossen Augen bei Fuchspfote stehen blieben. „Alles okay?“, fiepste Mondjunges. Schneejunges hob bereits ein Eichhörnchen auf. „Ja, mir geht es gut.“, erwiderte Fuchspfote schnell. Die drei Jungen waren schon im Clan bekannt, vor allem Ginsterjunges war berüchtigt, da sie oftmals unhöflich war. Schneejunges war eigentlich recht nett, jedoch konnte sie sich schnell aufregen, während für Mondjunges zwei Herzschläge zu warten bereits zu viel waren. Die Jungen halfen Bronzepfote dabei, die Beute weg zu bringen, ehe sie hinter Ginsterjunges her stürmten. Gerade, als Bronzepfote dachte, sie hätte nun etwas Ruhe, tauchte Dachspfote auf. „Scheinbar bist du doch keine so grossartige Kämpferin, wenn dich bereits ein Junges umwirft.“ „Sei still.“, fauchte Bronzepfote entnervt, sie wollte alleine sein. Doch Dachspfote dachte gar nicht daran. „Ausserdem hat mir Glühpfote davon erzählt, wie talentiert du Kaninchen über die Grenzen jagst. Aber so wie du riechst, kann ich verstehen, dass sie lieber flüchten.“ „Du nervst!“, zischte Bronzepfote nun, versuchte sich zu beherrschen. „Dein Kriegername wird sicher Bronzegestank! Obwohl sogar ein Fuchs besser riecht als du! Wie findest du Fuchsdung?“, höhnte aber Dachspfote unbeirrt weiter, weshalb Bronzepfote vor Wut die Muskeln anspannte. „Dachspfote, merkst du gar nicht, wie unausstehlich du bist? Der halbe Clan hält dich nur für eine hochnäsige Kätzin, für nichts mehr! Und mehr als eine aufgeblasene Wichtigtuerin bist du auch nicht!“, jaulte nun Bronzepfote auf. Die Stichelei von Dachspfote nagten trotz aller Bemühungen an ihr. Einen Moment weiteten sich Dachspfotes Augen, dann fing sie bedrohlich an zu knurren. „Nimm das zurück oder zerfleische dich auf der Stelle!“ Bronzepfote war sich bewusst, wie ernst die Schwarze es meinte, jedoch schreckte sie nicht zurück. Sie selbst fuhr die Krallen aus. „Komm doch und versuche es!“ Keinen Wimpernschlag später sprang Dachspfote auf Bronzepfote. Auch Dachspfote kämpfte mit Krallen, mit der sie Bronzepfotes Ohr zerfetze, die erschrocken aufschrie. Daraufhin schlug Bronzepfote gegen Dachspfotes Wange, welche als Antwort in Bronzepfotes Pfote biss.
„Stopp! Sofort!“ Erschrocken zuckten die Schüler zusammen, als sie Hagelsterns vor Wut bebende Stimme vernahmen. Erst jetzt bemerkten sie, dass die Katzen sich um die beiden versammelt hatten, Regenblüte blickte betrübt auf ihre Tochter, die sich sofort schuldig fühlte Ich habe nichts gemacht, oder? Ich habe mich nur gewehrt, ich bin nicht Schattenseele!, dachte sie panisch. „Was ist hier los?“, fragte der Anführer sofort. „E-es tut mir leid.“, stotterte Bronzepfote mit gesenkten Kopf, sie wurde aber von Dachspfote unterbrochen. „Bronzepfote hat mich plötzlich angesprungen! Ich habe mich nur gewehrt! Wirklich!“ Wütend funkelte Bronzepfote ihre Baugefährtin an, doch sie wurde unsicher, als sie die anderen murmeln hörten. Glaubten sie etwa Dachspfotes Worten? Vertrauten sie Bronzepfote so wenig? Zu ihren Glück mischte sich Eschenblatt ein. „Das stimmt nicht, Hagelstern. Dachspfote und Bronzepfote haben sich gestritten und angestachelt von Dachspfote, hat Bronzepfote sie angesprungen.“ Daraufhin verengten sich Hagelsterns Augen. „Ist das so, Dachspfote?“ Die sonst so vorlaute Schülerin, murmelte mit leiser Stimme: „Ja...“ „Wenn das so ist,“, fing der weisse Kater mit den braunen Pfoten an, „wirst du bestraft. Bronzepfote, du kümmerst dich morgen den ganzen Tag um die Ältesten und die Jungen.“ „Jawohl.“, miaute Bronzepfote. Verärgert blickte sie weg. „Sei froh, dass du ehrlich bist. Sonst wäre die Strafe schlimmer ausgefallen. Dachspfote, da du es gewagt hast, mich an zu lügen und versucht hast, Bronzepfote die alleinige Schuld zu geben, wirst du, bis du deinen Kriegernamen erhalten hast, die Zecken der Ältesten entfernen und regelmässig das Moos wechseln.“ Daraufhin erwiderte die Schülerin nichts. Innerlich lachte Bronzepfote über Dachspfote und schritt nun besser gelaunt in den Schülerbau.
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Kapitel 21:
Schnurrend leckte Regenblüte über Bronzepfotes Ohren. „Ich bin ja so stolz auf dich! Und auf dich auch!“ Sie legte ihren Schweif um Fliegenpfote, der etwas überrumpelt zu Bronzepfote blickte. „Regenblüte!“, quiekte diese. „Wir haben die Kriegerprüfung noch gar nicht bestanden!“ „Und wenn du sie nicht gehen lässt, können sie diese auch gar nicht erst antreten.“, bemerkte Blitzlicht mit einen belustigen Funkeln in den Augen, weshalb Regenblüte von ihren Jungen abliess. „Tut mir leid aber ich bin einfach so stolz! Ich kann es nicht glauben, wie ihr gewachsen seit... Ich weiss noch, wie ihr das erste Mal die Augen geöffnet habt und ab heute werdet ihr Krieger sein! Ich wünschte, Krähenjunges und Maulwurfherz könnten hier sein...“ Kurz wurde ihr Blick düster, daher drückte Bronzepfote ihre Schnauze gegen ihr Fell. „Sie sehen uns bestimmt vom SternenClan aus.“, versuchte Bronzepfote sie zu tröstend. Schmerzlich erkannte sie, dass Regenblüte Schattenseele ausgelassen hatte. Wahrscheinlich würde sie ihm nie verzeihen! „Bronzepfote! Komm jetzt!“ Gluttiger, der ungeduldig am Lagereingang stand, schnippte mit der Schwanzspitze. Staubglanz stand neben ihn, genauso wie Finkenfeder und Stachelbeere. Glühpfote und Dachspfote tapste gerade zu ihnen. „Viel Glück! Gänseschwinge wird während der Prüfung über euch wachen.“, rief Borkenkralle ihnen zu. „Danke!“, rief Glühpfote über seine Schulter. Auch Bronzepfote und Fliegenpfote liefen zum Lagerausgang. „Ich bin echt aufgeregt!“, flüsterte Fliegenpfote. „Was ist, wenn ich die Prüfung nicht bestehe?“ „Keine Sorge, wir alle werden Morgen das Tageslicht als Krieger begrüssen.“, miaute Glühpfote, während Dachspfote aufmüpfig erwiderte: „Ich wünsche euch Glück, bis auf Bronzepfote. Ich hoffe, du wirst ewig ein Schüler bleiben!“ „Das gleiche kann ich über dich sagen!“, entgegnete Bronzepfote, während Staubglanz versuchte, die Katzen zu beschwichtigen. „Bronzepfote! Konzentriere dich auf die Prüfung.“, mahnte Gluttiger. „Ich habe mein Bestes bei deiner Ausbildung gegeben also enttäusche mich nicht.“ „Werde ich schon nicht.“, schnurrte die Angesprochene. Ihr Mentor war zwar etwas seltsam oder auch ab und an verletzend, jedoch hatte sie gelernt, dass er auf ihrer Seite stand. Im laufe der Zeit war Gluttiger ihr ein guter Freund geworden. Der Wald war bedeckt von Schnee, der bei jeden Schritt knirschte. Beutetiere konnte man kaum riechen, sicherlich hatten sie sich versteckt.
Vor dem Wolkensee stand Hagelstern, der zufrieden auf die Schüler herab blickte. „Schön, euch hier zu sehen. Nun ist es schön eine ganze Weile her, dass ihr eure Schülernamen erhalten habt. Und nun steht ihr kurz vor eurer Kriegerernnenung. Wenn ihr die Prüfung besteht, werdet ihr noch heute Abend euren Kriegernamen tragen.“ Aufgeregt stupste Fliegenpfote Bronzepfote an. „Ich wünsche dir viel Glück!“ Eigentlich wollte Bronzepfote etwas erwidern, jedoch sprach Hagelstern bereits weiter. „Zu erst werden wir die Grenzen patrouillieren, gemeinsam mit euren Mentoren. Dafür werden wir uns aufteilen, damit alle Grenzen bedeckt sind. Dachspfote und Finkenfeder werden zum BeerenClan gehen. Fliegenpfote, Glühpfote, Stachelbeere und Staubglanz gehen zur MoosClan Grenze. Bronzepfote, Gluttiger und ich werden die KlippenClan Grenze überprüfen.“ Überrascht spitzte Bronzepfote ihre Ohren. Hagelstern würde sie begleiten? Jetzt durfte sie sich erst recht keinen Fehler erlauben!
„Was riechst du?“, fragte Hagelstern nach einer Weile. „Ich rieche ein Kaninchen und ein Eichhörnchen. Beide sind relativ nahe. Und die KlippenClan Grenze.“, antwortete Bronzepfote schnell. Hagelstern hatte sie bereits nach verschiedenen Jagdtechniken gefragt, bisher konnte sie alles richtig beantworten. „Sie hat recht.“, stimmte Gluttiger zu, sodass Bronzepfote erleichtert aufatmete. Doch eine Sache brannte Bronzepfote auf der Zunge. Jetzt glaubte sie endlich die passende Gelegenheit gefunden zu haben, um sich mit zu teilen. „Hagelstern?“, miaute die Rotbraune zögerlich. „Was ist, Bronzepfote?“ Der Anführer schaute sie dabei nicht an, er lief weiter zur Grenze. Insgeheim war dies Bronzepfote lieber, sie wollte seine Reaktion nicht sehen. „Ich habe einen Wunsch zu meinen Kriegernamen. Ich möchte Bronzeseele heissen.“ Plötzlich hielt Hagelstern an, was Bronzepfote ein eher ungutes Gefühl schenkte. Selbst Gluttiger wirkte kurz erstaunt darüber. Langsam drehte sich der weisse Kater mit den braunen Pfoten um. „Wie bitte? Du möchtest Bronzeseele heissen?“ „Ja.“, brachte Bronzepfote leise hervor. „Ich möchte so wie Schattenseele heissen. Ich weiss, dass er schlimmes getan hat, was man nicht verzeihen kann, jedoch will ich nicht, dass man seinen Namen fürchtet! Der Clan vergleicht mich immer wieder mit Schattenseele! Ihre Blicke spüre ich oft, dabei habe ich nichts getan. Deswegen will ich Bronzeseele heissen! Ich möchte mich unter diesen Namen beweisen und allen zeigen, dass ich mit Schattenseele verwand bin aber dennoch anders sein kann.“ „Ich denke, es ist eine gute Idee.“, stimmte Gluttiger anerkennend zu, weshalb Bronzepfote ihren Mentor einen dankbaren Blick zuwarf. Die grünen Augen von Hagelsterns durchbohrten die von Bronzepfote. „Das ist ein ehrenvoller Wunsch und ich kann dich verstehen. Jedoch wird dieser Name vermutlich kein einfacher sein. Willst du ihn wirklich tragen?“ „Das will ich!“, miaute Bronzepfote mit kräftiger Stimme. „Es würde mir viel bedeuten!“ „So sei es.“, erwiderte Hagelstern mit einen kurzen nicken. „Nach einer erfolgreichen Kriegerprüfung wird dein Name Bronzeseele lauten.“ „Vielen Dank!“, freute sich Bronzepfote. „Ich werde mein bestes geben und die Prüfung bestehen!“ Eins behielt sie aber für sich: Sie wollte den Namen tragen, weil sie immer noch ihren Bruder liebte und es Schattenseele so schweigend beweisen wollte. Sie hoffte inständig, dass Schattenseele es irgendwann irgendwie bemerken würde.
Nachdem die Grenze patrouilliert wurde, sollten die Schüler nun jagen. Sie würden von ihren Mentoren beobachtet werden, durften aber niemanden ansprechen. Daher teilten sich die Schüler auf. Bronzepfote lief zum Fuchsfelsen, da sich dort gerne Beute unter den Felsen versteckte, solange kein Fuchs oder Dachs dort lebte. Zu ihren Glück konnte sie ein Kaninchen riechen. Vorsichtig umrundete sie den Felsen. Auf der anderen Seite hatte sich das Kaninchen einen weiteren Ausgang gegraben, weshalb Bronzepfote so leise wie möglich den Weg mit Schnee versperrte. Dann lief sie geduckt durch den Eingang des Fuchsfelsens. Mit einen plötzlichen Satz sprang sie auf das Kaninchen und tötete es mit einen schnellen Biss. Vorsichtig kraxelte sie wieder aus dem Bau und versteckte die Beute. Nachdem sie noch einen Specht erbeutete, tapste sie wieder zu dem Wolkensee. Dachspfote wartete bereits, sie hatte zwei Kaninchen und zwei Eichhörnchen erbeutet und blickte siegessicher zu ihrer Baugefährtin. Die beiden Katzen drehten sich den Rücken zu und warteten. Nach wenigen Herzschlägen kam Fliegenpfote. Auch er hatte zwei Eichhörnchen. „Der Clan wird sicher für Monde satt sein!“, lachte Fliegenpfote bei dem Anblick der Beute. „Es sei denn, du frisst uns alles weg.“, witzelte Bronzepfote liebevoll. Glühpfote kam kurz darauf mit einen Finken und einen Specht im Maul zu den anderen Schüler, gefolgt von den Kriegern. Hagelstern nickte anerkennend zu den Schüler. „Es ist schwer, in der Blattleere Beute zu machen, ihr habt aber genug für den ganzen Clan gefangen! Vor allem Dachspfote. Ich denke, wir gehen zurück ins Lager, Sonnenhoch ist schon lange vorbei und wir müssen noch vier Krieger ernennen.“ Freudig schnurrte Bronzepfote auf, Fliegnpfote neben ihr sprang immer wieder in die Luft. Stolz lief Bronzepfote zum Lager zurück, neben ihr war Glühpfote. „Ich weiss noch, wie wir als Jungen immer zusammen gespielt haben.“, sagte er. „Ja, wir haben oft Blütensturm und Brisenpelz bekämpft!“ Lachend stimmte Glühpfote dem zu. „Nun spielen sie sicher für Hagelsterns Jungen den MoosClan. Ich bin froh, dass wir alle zusammen die Schülerausbildung geschafft haben! Du und Fliegenpfote sind mir nämlich sehr wichtig geworden.“ Bei dieser Bemerkung pochte Bronzepfotes Herz schneller. Mochte Glühpfote Bronzepfote etwa doch mehr als Fichtenpfote? „Du bist meine beste Freundin, Bronzepfote. Und das wirst du auch immer bleiben.“, schnurrte Glühpfote, weshalb Bronzepfote peinlich berührt stotterte: „J-ja. Du meiner auch.“ Nun kam sie sich dämlich vor. Natürlich liebte Glühpfote Fichtenpfote! Jedoch freute sie sich etwas, dass sie zumindest eine gute Freundin für ihn war. Viel eher sollte sie sich für Glühpfote freuen, oder?
Als Hagelstern auf den Flachfelsen sprang, waren alle Gedanken vergessen. „Ich rufe alle Katzen, die ihre eigene Beute machen können, zu einer Clanversammlung zusammen.“ Aufgeregt beobachtete die rotbraune Kätzin den Clan. Regenblüte und Blitzlicht setzten sich in die erste Reihe. Ihre Eltern wirkten so stolz wie noch nie. Fröhlich erkannte Bronzepfote, dass sich Regenblüte wirklich freute. Nun wirkte sie wieder viel jünger, jedoch wusste sie, dass Regenblüte vorerst im Ältestenbau bleiben würde. „Wir haben uns heute versammelt, um gleich vier neue Krieger willkommen zu heissen! Stachelbeere, Finkenfeder, Gluttiger und Staubglanz, seid ihr davon überzeugt, dass eure Schüler bereits sind, Krieger zu werden?“ „Ja, das sind sie.“, antworteten die Mentoren. „Ich, Hagelstern, Anführer des DornenClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schüler herab zu blicken. Sie haben hart trainiert, um euren edlen Gesetzten gehorchen zu können, und ich empfehle sie euch nun als Krieger. Dachspfote, Glühpfote, Fliegenpfote und Bronzepfote, versprecht ihr, das Gesetzt des Kriegers einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst mit eurem Leben?“ „Ich verspreche es.“, riefen alle Schüler. Hagelstern nickte, ehe er weiter sprach. „Dann gebe ich euch, mit der Kraft des SternenClans, euren Kriegernamen. Dachspfote, von diesen Augenblick wirst du Dachsklaue heissen. Der SternenClan ehrt deinen Temperament und deine Tapferkeit und wir heissen dich als vollwertige Kriegerin im DornenClan willkommen. Glühpfote, von diesen Augenblick an wirst du Glühsplitter heissen. Der SternenClan ehrt deine Geduld und deine Freundlichkeit und wir heissen dich als vollwertigen Krieger im DornenClan willkommen. Fliegenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Fliegenpelz heissen. Der SternenClan ehrt deinen Eifer und deine Treue und wir heissen dich als vollwertigen Krieger im DornenClan willkommen. Bronzepfote, dein Wunsch war es, Bronzeseele zu heissen, mit dem Gedanken, dich zu beweisen. Das ist ein ehrenvoller Wunsch, der an den ganzen Clan gerichtet ist. Du bist mit Schattenseele verwand, was du mit diesen Namen ausdrücken willst. Gleichzeitig wirst du einen anderen Weg einschlagen als er. Katzen des DornenClans, bedenkt dies. Bronzepfote, von diesem Augenblick an wirst du Bronzeseele heissen. Der SternenClan ehrt deinen Mut und deine Treue und wir heissen dich als vollwertige Kriegerin im DornenClan willkommen.“ „Dachsklaue, Glühsplitter, Fliegenpelz, Bronzeseele!“ Der Clan rief die neuen Kriegernamen mehrfach. Kurz darauf wurden die Katzen von Glückwünschen überschwemmt. Jedoch freute sich Bronzeseele noch mehr, als sich einige Katzen bei ihr entschuldigten. „Es tut mir leid. Ich habe dir weniger Vertraut, weil ich in der Schattenseele gesehen habe.“, murmelte Mückenherz schuldbewusst. „Schon gut.“, schnurrte Bronzeseele zufrieden. „Bronzeseele! Ich habe in dir schon immer Bronzeseele und nie Bronzeseele gesehen!“, bekräftigte Felsenpfote, neben ihr war Braunpfote. „Glückwunsch. Trainierst du aber noch weiter mit mir?“ Eifrig nickte Bronzeseele. Sie hatte sich gut mit Braunpfote angefreundet. Als sich der Tumult legte, suchte sie sich einen Finken aus dem Frischbeutehaufen heraus. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Nachtwache anfangen würde, weshalb sich die neuernannte Kriegerin stärken wollte. Schon bald aber standen Sadtupfs Jungen vor ihr. „Bronzeseele! Spielst du mit uns?“, bettelte Ginsterjunges, weshalb Bronzeseele den Finken schnell hinunter schlang. Bei den Anblick der Jungen konnte sie nicht nein sagen.
„Ich bin Ginsterstern!“, jaulte Ginsterjunges auf, ehe sie sich auf Bronzeseele warf. Schneejunges, im diesem Spiel Schneestern, warf sich auf Ginsterjunges. „Geh weg von Bronzeseele, du mickrige Anführerin! Wir, der SchneeClan werden gewinnen!“ „Nein, der MondClan wird gewinnen!“, gab Mondjunges wieder. „Das werden wir noch sehen! Bronzeseele! Wir greifen an!“ „Verstanden!“, miaute Bronzeseele und stiess Mondjunges vorsichtig an, die belustigt quiekte, ehe sie sich auf die Rotbraune warf. Ginsterjunges half ihr dabei und sogar Schneejunges warf sich nun auf Bronzeseele. „Hey!“, protestierte die Kriegerin. „Schneestern, du bist doch auf meiner Seite!“ „Haha! Ich habe dich ausgetrickst !“, erwiderte diese. „Schneestern hintergeht niemals ihre Geschwister! Und wir haben gewonnen!“ „Das sehe ich.“, schnurrte Hagelstern plötzlich. „Immer wenn ich Bronzeseele mit euch spielen sehe, habt ihr sie entweder besiegt oder gefangen genommen. Aber Bronzeseele muss nun zur Nachtwache.“ „Können wir nicht noch etwas länger spielen?“, maunzte Ginsterjunges, doch Bronzeseele schüttelte den Kopf. „Hagelstern hat recht. Aber wir können ja morgen weiter spielen.“ „Solange kann ich nicht warten!“, kam es von der beleidigten Mondjunges. „Dann spiele du mit uns!“, forderte nun Schneejunges an Hagelstern gerichtet, der sich geschlagen gab. „Aber nicht zu lange, sonst schimpft Sandtupf mit uns.“ Bronzeseeles Schnurrhaare zuckten belustigt. Tatsächlich hatte Hagelstern schon ärger mit Sandtupf bekommen, weil er zulange mit den Jungen gespielt hatte. Nun rannte sie aber schnell zum Lagerausgang und setzte sich neben Fliegenpelz.
Kapitel 22:
Nach einer langen, kalten Nacht, freute sich Bronzeseele um so mehr, die ersten Sonnenstrahlen zu erkennen. Ihr dickes Fell hatte sich aufgestellt, damit sie wenigstens etwas gewärmt war. Bei dem Anblick der goldenen Sonnenstrahlen, wurde ihr Bruder Fliegenpelz neben ihr nervös. Er rutschte unruhig hin und her, traute sich aber nicht, aufzustehen oder ein Wort zu sagen. Immerhin hatte kein Krieger ihnen die Erlaubnis dafür gegeben. Vorsichtig setzte sich Bronzeseele näher an Fliegenpelz, um sich gegenseitig auf zu wärmen. Sein schwarzen Fell mit den silbernen Tigerung war längst nicht mehr so weich wie zu seiner Jungen Zeiten. Fliegenpelz war eindeutig gewachsen. „Ihr vier, ihr habt es überstanden.“, schnurrte Blitzlicht nach einigen Herzschlägen. „Ihr dürft wieder reden und schlafen.“ „Endlich!“, schnurrte Fliegenpelz und reckte sich. „Ich habe schon gedacht, ich müsste hier erfrieren!“ Glühsplitter gähnte laut, stapfte dann zu einem Kriegerbau. Da es im DornenClan zwei Kriegerbaue gab, der ausgehöhlten Baumstamm neben der Kinderstube und der alte Fuchsbau am Lagereingang, hoffte Bronzeseele endlich, nicht mehr mit Dachsklaue innerhalb eines Baues schlafen müsste. Diese schien das gleiche gedacht zu haben, denn sie funkelte Bronzeseele an. „Ich werde im alten Fuchsbau schlafen.“, erklärte Bronzeseele, bevor Dachsklaue etwas sagen konnte. Beleidigt zog die schwarze Kätzin die Lefzen hoch, stolzierte aber dann zum Baumstamm, während Bronzeseele zufrieden ihren Kriegerbau betrat. Hinter ihr war Fliegenpelz, der sie mit treuen Augen anschaute. „Ich würde gern neben dir schlafen. Immerhin bist du meine Lieblingsschwester!“ Belustigt zuckten Bronzeseele Schnurrhaare. „Wenn du möchtest.“ Sie legte sich neben Gluttiger, der noch fest schlief. Fliegenpelz legte sich zwischen ihr und Gelbwind hin und nur wenige Herzschlägen später schnarchte er. Auch Bronzeseele fand sich bald in der Welt der Träume wieder.
Erst nach Sonnenhoch wachte Bronzeseele wieder auf. Bis auf Fliegenpelz war der Bau leer. Schnell putzte sich Bronzeseele, damit sie ihre Kriegerpflichten antreten konnte. Als sie aber zu Stachelbeere laufen wollte, wurde sie von Eschenblatt gerufen. Amüsiert schnurrend, tapste sie zu dem Heiler. Selbst jetzt, wo er eine Heilerschülerin hatte, fragte er nach ihr. „Was kann ich für dich tun?“ Zu ihren erstaunen, wirkte Eschenblatt etwas angespannt. „Ich wollte dich mitnehmen Katzenminze sammeln. Abendpfote habe ich bereits los geschickt, um Moos zu sammeln, daher wollte ich dich fragen.“ Bronzeseele hatte bereits mitbekommen, dass Katzenminze das einzige Wirkungsvolle gegen den Grünen Husten war. „Keine Sorge, es ist eher als Vorsorge.“, beruhigte Eschenblatt sie schnell. „Es ist aber ungewöhnlich in dieser milden Blattleere. Vor allem, da sie fast vorbei ist. Aber Blütensturm hat angefangen zu husten und bei ihren Alten sollte man aufpassen. Wer weiss, was noch alles passiert. Ich muss einfach sicher gehen, dass ich sie notfalls behandeln kann.“ „Wenn das so ist.“, murmelte Bronzeseele und steckte sich kurz, „Dann helfe ich dir.“ Dankbar nickte Eschenblatt. „Ich kann mir vor stellen, dass du lieber Jagen gehen würdest oder eine Patrouille führen möchtest.“ „Nein, ich helfe dir gerne. Ausserdem helfe ich so meinen Clan.“, erklärte die Rotbraune und folgte Eschenblatt durch den Ausgang. „Weisst du schon, dass Sichelmond Königin wird? Heute wird sie in die Kinderstube ziehen.“, schnurrte Eschenblatt nach einer Weile des Schweigens. „Wirklich? Ist Wolkenfrost der Vater?“ Zur Antwort nickte Eschenblatt. Über diese Nachricht freute sich Bronzeseele, der Clan wuchst beständig. „Sicherlich freuen sich die Jungen, wenn du dann mit ihnen spielen wirst.“, lachte der schwarzweisse Heiler. „Ich habe selten eine Katze so viel mit anderen Jungen spielen gesehen.“ „Sie fragen immer so lieb!“, wehrte sich Bronzeseele amüsiert. „Ich kann da einfach nicht nein sagen. Vor allem nicht bei Schneejunges, Mondjunges und Ginsterjunges.“ Eschenblatt nickte langsam. „Die drei können lieb sein. Aber nur, wenn sie wollen. Letztens habe ich Ginsterjunges dabei erwischt, wie sie heimlich in den Heilerbau gegangen ist und dort mein Moos klauen wollte, damit Sandtupf ein neues Nest hat.“ Ungläubig schüttelte sich Bronzeseele. „Wirklich? Dagegen klingt ja Dachsklaue ja höflich!“ „Allerdings! Zum Glück hat sie nichts anderes angerührt. Nun sollten wir uns aber beeilen und hoffen, dass die Katzenminze nicht erfroren ist.“ Nun führte Eschenblatt Bronzeseele um das Lager herum und steuerte in den tieferen Wald hinein. Am Horizont konnte man eine Andeutungen von einer Bergspitze sehen. Laut den Geschichten der Ältesten lauerten auf der anderen Seite die Zweibeiner, jedoch wären sie noch nie rüber gekommen, was Bronzeseele auch angenehmer war. Sie selbst war eher selten hier im Bereich des Territoriums, da es weniger Beute gab und die Grenze zwar Patrouilliert wurde aber seltener, weil kein Territorium angrenzte. Vielleicht gab es hier dafür viele Heilkräuter? Es dauerte nicht lange, bis die Katzen auf etwas Katzenminze stiessen. Besorgt begutachtete Eschenblatt die Pflanzen. „Viele sind erfroren.“, seufzte er, ehe ein paar Stiele abbiss. „Bronzeseele, nimm bitte auch etwas mit. Aber lass genug da, damit sie nachwachsen können.“ Vorsichtig tat Bronzeseele was ihr gesagt wurde. Im Lager angekommen, brachte Bronzeseele die Kräuter schnell in den Heilerbau und begrüsste Abendpfote beiläufig.
Bronzeseele sprang zum Frischbeutehaufen. Sie hatte den Tag über gemeinsam mit Braunpfote gejagt und wollte nun endlich selbst was essen. Schnell suchte sie sich eine Kaninchen heraus und wollte sich eigentlich zu Glühsplitter setzen aber als sie Regenblüte erblickte, setzte sie sich neben ihre Mutter. „Der erste Tag als Krieger und du gibt dir so viel Mühe.“, miaute Regenblüte mit einen stolzen Funkeln in den Augen. „Ich werde alles für meinen Clan tun!“, versprach Bronzeseele schnell. „Daher werde ich jeden Tag mein bestes geben.“ Schweigend wünschte sie sich aber auch, dass Schattenseele von ihrer Kriegerernennung wüsste. „Deswegen bin ich auch so stolz auf dich. Oh, auf Fliegenpelz natürlich auch. Ihr Beiden sind einfach wunderbar!“ „I-ist gut, Regenblüte.“, stotterte Bronzeseele peinlich berührt. Inständig hoffte sie, dass dieses Gespräch keiner gehört hatte. „Wir Beide geben unser bestes, was alle andere auch machen.“ „Das ist auch gut. Ich freue mich so!“ Nun setzte sich Regenblüte näher an ihrer Tochter. „Wenn du willst, können wir uns die Kaninchen teilen.“, bot die Rotbraune an, was ihre Mutter dankbar annahm. Ehe sie fertig waren, stürmten Sandtupfs Jungen zu Regenblüte. „Erzählst du uns eine Geschichte?“, bettelte Ginsterjunges. Wie so oft sprach sie für ihre Geschwister. „Wartet eben bitte.“, schnurrte Regenblüte mit leuchtenden Augen. Sie genoss die Aufmerksamkeit der Jungen sichtlich. Vielleicht würde sie irgendwann wieder in die Kinderstube gehen, um sich dort um die Jungen zu kümmern? „Ich will aber nicht warten!“, beschwerte sich Mondjunges augenblicklich und stampfte auf. „Wir können aber auch warten.“, miaute Schneejunges schnell mit einen warnenden Blick zu Mondjunges. „Ich hasse warten aber!“, protestierte daraufhin die weisse Kätzin mit den unterschiedlichen grauen Flecken. „Und ich hasse es, wenn du dich aufregst!“, widersprach Schneejunges, währenddessen Ginsterjunges die Augen verdrehte. „Nicht streiten.“, mahnte Bronzeseele liebevoll und erhob sich. „Ihr habt ja Regenblüte wieder für euch aber wenn sie sagt, sie will ihre Ruhe, dann lässt ihr sie in Ruhe. Okay, Mondjungen?“ Alle Kätzinnen nickten schweigend, während Bronzeseele zu Stachelbeere lief, die gerade Patrouillen einteilte. „Ah, Bronzeseele!“, rief sie ihr zu. „Du kommt gerade gelegen. Leitest du noch eine kleine Jagdpatrouille? Es ist vielleicht etwas viel verlangt von mir aber momentan husten einige Krieger und ich möchte nicht riskieren, dass sie noch Krank werden.“ „Nein, es ist nicht zu viel verlangt.“, erwiderte Bronzeseele schnell. Innerlich freute sie sich, eine Patrouille leiten zu dürfen! „Wen soll ich mit nehmen? Und wo soll ich jagen gehen?“ „Gehe bitte zum Fuchsfelsen. Entscheide du, wen du mit nimmst.“ Damit wand sich die graue Kätzin ab, um mit ihren Gefährten, Mückenherz, zu reden.
Aufgeregt tapste Bronzeseele zur Lagermitte. Wen sollte sie überhaupt mit nehmen? Instinktiv wollte sie Glühsplitter fragen, jedoch unterhielt dieser sich gerade mit Fichtenpfote. Eifersucht überflutete Bronzeseele, weshalb sie sich direkt umdrehte. Stadtessen holte sie Braunpfote zu sich. Der jüngere Kater hatte zwar heute schon viel für den Clan getan, jedoch wusste sie, wie viel Mühe er sich geben wollte. Der braune Kater mit den schwarzen Tupfen lief sofort zu der jungen Kriegerin. „Was ist denn?“ „Kommst du mit jagen? Ich darf eine Patrouille leiten!“ „Klar.“, miaute er mit ruhiger Stimme. „Wer kommt noch mit?“ Nachdenklich blickte sich Bronzeseele um. „Hm... Gluttiger und Staubglanz.“ Der Schüler nickte. „Ich hole Staubglanz eben.“ Bronzeseele lief zu Gluttiger rüber, um ihn zu fragen. „Wenn mich meine ehemalige Schülerin mich so darum bittet.“, lachte er. „Wir sollten viel fangen, immerhin habe ich dich trainiert. Mach mir also keine Schande.“ In seinen Augen gab es ein amüsiertes Glitzern, was Bronzeseele verriet, dass er nicht ernst meinte. Gemeinsam mit Gluttiger lief sie zum Lagerausgang, wo bereits Staubglanz und Braunpfote auf sie warteten. Nun übernahm nur Bronzeseele zögerlich die Führung. Bisher war sie es gewohnt gewesen, anderen Katzen zu folgen. Nun hatte sie das Gefühl von einer grossen Last auf ihrer Schulter, die sich Verantwortung schimpfte. Wenn irgendwas ihrer Gruppe passiert, so war es ihre Schuld! Schnell schüttelte Bronzeseele den Kopf. Nein, daran sollte sie nicht denken. Sie würde eine erfolgreiche Jagd leiten! „Wir werden zum Fuchsfelsen gehen.“, erklärte Bronzeseele mit erhobenen Kopf. „Wir werden versuchen, vor Mondaufgang wieder zurück zu kehren.“ „Verstanden, Bronzeseele.“, miaute Staubglanz fröhlich. „Du machst dich gut. Irgendwann könntest du den Clan führen.“ „D-danke.“, stammele Bronzeseele verwundert. Sie hatte doch eigentlich noch nichts gemacht. „Wenn sie ab und zu mehr Selbstbewusstsein beweisen würde.“, warf Gluttiger ein, was der Kriegerin etwas unangenehm war. Bronzeseele mochte einfach nicht im Mittelpunkt stehen. „ Bronzeseele schafft das schon.“, erwiderte Braunpfote. „Aber Gluttiger hat recht, ein Anführer muss sich seiner Entscheidung sicher sein.“ Seiner Entscheidung sicher sein... Wieder sah sie ihn Braunpfote einen erfahrenen Krieger. Es war schon nahezu erschreckend, wie reif der junge Kater wirkte! Nun belehrte er sogar Bronzeseele. Jedoch liess sie sich nicht davon aus der Ruhe bringen, viel eher bewunderte sie Braunpfote. „Nun ist genug geredet, wir sollten uns beeilen.“, miaute Bronzeseele, da sie ihren Kopf für die Jagd benötigte.
Kapitel 23:
Ein ständiges Husten riss Bronzeseele aus dem Schlaf. Verwirrt blinzelte sie um sich. Der alte Fuchsbau lag in tiefer Finsternis, in der sie so nur schwer Borkenkralle erkannte, dessen Flanke sich unregelmässig hob und senkte. Immer wieder wurde sein Körper von Hustenanfällen erfasst, weshalb Bronzeseele sich sorgen machten. Der Schnee war am schmelzen, doch immer mehr Katzen fingen an zu husten. Blütensturm und Gelbwind lagen bereits im Heilerbau mit weissen Husten. Noch hatte Hagelstern keinen neuen Mentor für Braunpfote ernannt, weshalb der Schüler von verschiedenen Katzen trainiert wurde. Schnell fuhr Bronzeseele mit ihrer rauen Zunge über ihr Fell und streckte sich danach. Vorsichtig kletterte sie über Fliegenpelz, der neben ihr lag, um den Kriegerbau zu verlassen. Erste Sonnenstrahlen erleuchteten den Boden vom Lager, der mit einer Frostschicht überzogen ist. Eine kühle Brise lies Bronzeseele kurz frösteln. Die Luft, die sie ausatmete, war erkennbar. Mit einen kurzem Blick auf den Frischbeutehaufen erkannte sie, dass sie wohl besser jagen sollte. Zu erst musste sie sich aber stärken, da sie gestern bis auf eine kleine Maus nichts gegessen hatte. Sie suchte eine Amsel heraus und trug diese zum Ältestenbau. Regenblüte würde sicherlich schon wach sein und Bronzeseele wollte die Beute mit ihrer Mutter teilen. Tatsächlich verliess besagte Kätzin gerade den Ältestenbau. „Bronzeseele! Wie geht es dir?“, begrüsste Regenblüte ihre Tochter liebevoll. Vorsichtig legte die Rotbraune ihre Beute ab. „Soweit ganz gut. Nur bei dem ständigen Husten kriegt man kaum Schlaf.“ Besorgt blinzelte Regenblüte. „Aber du musst nicht husten oder? Und Fliegenpelz doch hoffentlich auch nicht!“ „Keine sorge, uns beiden geht es gut. Es ist eher Borkenkralle, der hustet.“ Erleichtert seufzte Regenblüte. „Wenigstens geht es euch gut. Doch ich hoffe sehr, das Borkenkralle nicht krank wird. Er ist ein guter Krieger und für Glühsplitter und Dachsklaue wäre es nicht angenehm, jetzt auch noch ihren Vater zu verlieren.“ Plötzlich trübte sich Regenblütes Blick. „Es tut mir für sie so leid, auch für Gelbwind. Sie haben es nicht verdient, nicht, wo doch Schattenseele, Gänseschwinge...“ Sie brach ab und senkte den Kopf, weshalb sich Bronzeseele schnell an ihre Mutter drückte. „Alles ist gut.“, versuchte sie zu trösten. „Du hast nichts gemacht! Gib dir nicht die Schuld.“ Jedoch machte sich Bronzeseele selbst sorgen um Regenblüte. Was Schattenseele ihr angetan hatte, war einfach unverzeihlich! Aber er hat es nicht getan, um Regenblüte zu verletzen, schoss es ihr gleichzeitig durch den Kopf. „Ich glaube, ich lege mich doch noch etwas schlafen.“, erwiderte Regenblüte nur erschöpft. Während Bronzeseele sah, wie ihre Mutter zurück in den Ältestenbau trottete, kamen ihr Schuldgefühle auf. „Ich bin so ein Mäusehirn!“, sagte sie zu sich selbst. „Warum habe ich es auch unbedingt erwähnt?“ „Du kannst nichts dafür.“, miaute plötzlich eine Stimme hinter Bronzeseele, sodass sie erstaunt herumfuhr. Sie erkannte das hellbraune Fell mit dem schwarzen Tupfen von Braunpfote. In seinen blauen Augen erkannte sie Mitgefühl. „Ich habe von Fleckentau gehört, was genau mit Regenblüte los ist und wie Schattenseele mit da drin hängt. Du bist nicht Schuld. Du hast nur Regenblütes Fragen beantwortet, du kannst nichts dafür, dass Borkenkralle hustet und Regenblüte dadurch an Gänseschwinge erinnert wird.“ Bronzeseele war erstaunt über die weisen Worte des jungen Katers. „Du hast recht.“, miaute sie und stiess mit der Pfote die Amsel an. „Willst du den Vogel mit mir teilen?“ „Wirklich? Ich darf? Mit einer Kriegerin?“ Belustigt schnurrte Bronzeseele. Braunpfote war dennoch ein junger Schüler. „Natürlich darfst du.“
Nachdem die Beute gegessen war, wollte Braunpfote mit Bronzeseele trainieren. Als sie gerade aus dem Lager gehen wollte, wurden die beiden von Hagelstern angesprochen. „Braunpfote, du trainiert heute morgen mit Bronzeseele, wenn ich es richtig sehe.“ Die Katzen neigten ihren Kopf. „Nur, wenn es kein Problem ist.“, miaute Bronzeseele. „Nein, könnt ihr ruhig machen.“, schnurrte Hagelstern. „Heute Mittag wirst du mit Finkenfeder ein Kampftraining haben. Also seit spätesten Sonnenhoch wieder da.“ „Werden wir.“ Damit verliessen die Beiden das Lager. Nur noch wenig Schnee lag auf den Bäumen, darunter war feuchter Waldboden, der leise bei jeden Pfotenschritt schmatzte. „Können wir am Wolkensee üben?“, fragte Braunpfote, weshalb Bronzeseele nickte. „Wenn du willst.“ „Danke. Ich mag den Wolkensee. Dort kann ich immer gut nachdenken und mich konzentrieren.“ Bronzeseele verband den Wolkensee weniger mit guten Gefühlen, sie dachte eher an den Vorfall von Schattenseele und Maulwurfherz. Manchmal fragte sie sich, wie Maulwurfherz wohl gewesen war und ob er sie wohl vom SternenClan aus beobachten würde. Vielleicht wachte er ja auch über Schattenseele? Innerlich wünschte sie es sich, auch wenn sie eher glaubte, dass Maulwurfherz sauer auf Schattenseele war. Ob der SternenClan überhaupt noch hinter Schattenseele stand? Oder musste er wirklich allein seinen Weg gehen? „Alles gut, Bronzeseele?“, unterbrach Braunpfote ihre Gedankenwege. Die junge Kriegerin zuckte zusammen, nickte aber schnell. „Ja, keine Sorge. Komm, wir sollten uns beeilen.“
„Um eine Wühlmaus zu fangen, musst du leicht auftreten, da sie sonst die Erschütterungen über den Boden spüren.“, erklärte Bronzeseele den Schüler. Wissbegierig nickte Braunpfote und kauerte sich auf den Boden. Vorsichtig setzte er eine Pfote vor die andere, jedoch verlagerte er das Gewicht nicht richtig. „Du hast zu viel Gewicht auf deinen Pfoten, du musst es mehr verteilen.“, erklärte Bronzeseele daher. Auch der zweite Versuch sah nicht viel besser. Braunpfote trainierte so viel wie seine Geschwister zusammen und dennoch hatte er grosse Probleme beim Training. Egal wie viel Mühe er sich gab, oft scheiterte er. Dennoch gab er nicht auf, was Bronzeseele an ihn bewunderte. Sicherlich würde dennoch ein grossartiger Krieger aus ihn werden. „Pass auf, ich zeige es dir noch mal.“, murmelte Bronzeseele, als Braunpfote wieder mal zu fest auftrat. Sie kauerte sich hin und hob langsam eine Pfote. „Während du die Pfote hebst, verlagerst du dein Gewicht vorsichtig auf die anderen Pfoten, damit du die Pfote gut bewegen kannst. Dann setzt du sie vorsichtig auf den Boden und verlagerst dein Gewicht wieder um, damit du die nächste Pfoten heben kannst.“ Nachdenklich nickte Braunpfote und machte es nach. Zufrieden schnurrte Bronzeseele. „Genauso so, du machst das schon viel besser.“ „Dankeschön Bronzeseele! Das habe ich dir zu verdanken!“ „Schon gut. Wir sollten zurück gehen, Sonnenhoch ist bald.“ Kurz wirkte der Kater betrübt, widersprach aber nicht, was Bronzeseele wunderte. Scheinbar hatte der Kater etwas auf dem Herzen. „Ist irgendwas?“ Zögerlich nickte Braunpfote. „Eschenblatt hat doch gesagt, dass wir Momentan weissen Husten bei uns im Lager haben, stimmt´s?“ „Ja, das ist so.“ Machte sich der Braune sorgen? „Spechtpfote fängt auch an zu husten und sie ist immer total müde. Glaubst du, sie könnte auch an weissen Husten erkranken?“ Kurz dachte Bronzeseele an die schwarze Schülerin. Braunpfote hatte recht. Die sonst so aufgedrehte Schülerin war in den letzten Tagen ziemlich ruhig gewesen und wenn sie nun auch anfing zu husten, konnte es nichts gutes Bedeuten. Gleichzeitig wollte sie aber Braunpfote nicht beunruhigen. „Alles ist gut. Mach dir darum keine Sorgen aber wenn du willst, frage ich später bei Eschenblatt nach.“
Im Lager wieder angekommen, tapste Braunpfote bereits zu Finkenfeder, um direkt weiter zu trainieren. Bronzeseele betrat dagegen wie versprochen den Heilerbau. „Eschenblatt?“, fragte sie, doch eine andere Katze antwortete. „Eschenblatt ist gerade bei Regenblüte.“, miaute Abendpfote, die Heilerschülerin. „Regenblüte? Ist etwas mit ihr?“, fragte Bronzeseele besorgt. „Eschenblatt sagt, dass Regenblüte hustet und Halsschmerzen hat.“ Augenblicklich pochte Bronzeseeles Herz schneller. „Aber ihr könnt sie doch heilen, oder? Sie hat doch keinen Weissen Husten!“ „Ich befürchte doch.“, erwiderte Abendpfote nur ruhig. „Aber wir werden sie sicherlich heilen können. Eschenblatt hat bereits ein Moosnest für sie vorbereitet, genauso wie für Borkenkralle und Spechtpfote.“ „Spechtpfote also auch?“, fragte Bronzeseele betrübt. Darüber würde sich Braunpfote nicht unbedingt freuen. „Bronzeseele, ich habe eine Frage.“ „Was ist denn?“ Auf einmal wirkte Abendpfote verunsichert. „Glaubst du, ich bin die richtige Wahl, um Heilerschülerin zu sein?“ Verwundert blinzelte Bronzeseele. „Klar! Wieso solltest du nicht die richtige Wahl sein?“ Die kleine Kätzin wich den Blicken von Bronzeseele daraufhin aus. „Nun... Ich weiss noch nicht so viel über Kräuter und jetzt haben wir weissen Husten! Was, wenn er zu grünen Husten wird und ich nichts dagegen tun kann?“ Aufmunternd stupste Bronzeseele gegen Abendpfotes Schulter. „Mach dir da keine Sorgen drum. Du bist bestimmt die beste Schülerin, die Eschenblatt hätte haben können! Jeder lernt noch. Irgendwann wirst du alles über Kräuter wissen und eine grossartige Heilerin werden. Also denke nie wieder so, okay?“ Dankbar nickte Abendpfote. „Ich werde mein bestes geben!“ Damit drehte sich Abendpfote um und sortierte Kräuter.
Kapitel 24:
Seit einigen Sonnenaufgängen war nun Spechtpfote erkrankt. Auch Regenblüte wurde am jenen Morgen in den Heilerbau verlegt, weshalb sich Bronzeseele sorgte. Seit dem letzten Gespräch mit ihr, hatte sich Regenblütes Zustand verschlechtert. Würde sie mit der Krankheit klar kommen, wenn es ihr zusätzlich schlecht ging? Insgeheim fühlte sich Bronzeseele immer noch schuldig, auch wenn sie wusste, dass Braunpfote recht hatte. Weder konnte sie was dafür, dass Schattenseele Gänseschwinge getötet, noch dass Regenblüte nun weissen Husten hatte. Als sie gegen Sonnenhoch das Lager mit ihrer Jagdpatrouille betrat, kam gerade Eschenblatt aus der Kinderstube gekrochen. Gefolgt wurde er von Sandtupf und Mondjunges. „Eschenblatt, bitte sag mir, dass du dich irrst!“, jammerte Sandtupf mit einen besorgten Blick auf Mondjunges. Doch der Heiler schüttelte den Kopf. „Leider nein. Mondjunges hat weissen Husten und muss in den Heilerbau.“ Nun kamen auch Ginsterjunges und Schneejunges aus der Kinderstube. „Sandtupf, warum muss Mondjunges woanders schlafen?“, fragte Schneejunges verwundert. Sandtupf antwortete gar nicht, sie drückte ihre Schnauze in Mondjunges weisses Fell. „Dann lass mich bei ihr schlafen.“ Mitfühlend schüttelte Eschenblatt seinen Kopf. „Ich kann dir das nicht erlauben. Ich weiss, wie schwer es für dich sein muss.“ Plötzlich stellte sich Sandtupfs Nackenhaar auf. „Woher willst du wissen, wie es für mich ist?“ Sie legte ihren Schweif um Mondjunges. „Das ist mein Junges und ich liebe es! Du bist doch nur ein Heiler! Wie willst du also wissen, wie schwer es für mich ist!?“ Obwohl Bronzeseele wusste, dass aus der Königin nur die Verzweiflung und ihre Liebe sprach, so musste sie das Bedürfnis unterdrücken, Eschenblatt zu verteidigen. Zu ihren erstaunen miaute Eschenblatt: „Ich weiss genau wie es ist zu lieben. Ich habe meine Eltern geliebt und ausserdem ist Hagelstern mein Wurfgefährte. Deine Jungen und mich verbindet also das gleiche Blut. Bei mir ist Mondjunges gut aufgehoben und du musst dich um Schneejunges und Ginsterjunges kümmern.“ Kurz öffnete Sandtupf ihr Maul, nickte aber dann und stiess ihre gesunden Jungen zurück in die Kinderstube, währenddessen Mondjunges unsicher Eschenblatt folgte. „Eschenblatt, ich will aber bei Schneejunges und Ginsterjunges schlafen!“, maunzte das Junges. „Wenn du willst, erzähle ich dir eine Geschichte über Hagelstern, die noch nie jemand gehört hat.“, versprach daraufhin Eschenblatt. „Aber nur, wenn du heute Abend im Heilerbau schlägst.“ Nun wurde Mondjunges doch neugierig und folgte nun den Heiler zufrieden, bis sie einen Hustenfall bekam.
Besorgt legte Bronzeseele ihre Beute auf den Frischbeutehaufen ab. Immer mehr Krieger fielen aus, sodass die Gesunden mehr machen mussten. „Na, Fuchsdung?“, begrüsste plötzlich Dachsklaue die Rotbraune. Die schwarze Kriegerin kam gerade aus dem ausgehöhlten Baumstamm neben der Kinderstube und reckte sich. „Ich konnte schön lange schlafen in meinen gemütlichen Nest, während du Jagen musstest. Tja, hättest du bloss gestern gegen den Fuchs gekämpft, den ich mit Glühsplitter verjagt habe. Aber der hätte dich eh zerfetzt.“ „Ebenso hallo.“, brummte Bronzeseele genervt und wandte sich direkt ab. Auf Dachsklaue hatte sie nun wirklich keine Lust! „Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?“, miaute Dachsklaue belustigt. „Oder bist du einfach traurig, dass Glühsplitter Fichtenpfote mehr mag?“ Als würde ein kalter Dorn sich in Bronzeseeles Herz bohren, drehte sich die Kriegerin um. „Es ist mir egal, ob Glühsplitter Fichtenpfote gern hat! Hauptsache er wird glücklich, obwohl er dich als Schwester hat!“ „Das gleiche kann ich über Fliegenpelz sagen.“, entgegnete Dachsklaue Schwanz peitschend und lief dann zu Stachelbeere, um sich einer Patrouille einteilen zu lassen. Typisch Dachsklaue, dachte Bronzeseele verächtlich. Immer am Beleidigen aber selbst will sie nichts hören! Plötzlich schrie eine Katze panisch auf. Verwirrt fuhr Bronzeseele herum, sie hatte ihre Krallen bereit. Alle anderen Katzen im Lager erstarrten augenblicklich. „Ginsterjunges! Schneejunges!“, schrie Sandtupf verzweifelt, ehe sie aus der Kinderstube rannte, ihre Augen glasig vor Angst. Hagelstern sprang entsetzt auf und schaute sich hektisch im Lager um. „Wo sind meine Jungen?“, rief Sandtupf, sodass auch alle anderen im Lager die Situation verstanden. Augenblicklich stürmte Bronzeseele in den Kriegerbau, konnte die beiden Jungen aber nicht entdecken. Hagelstern orderte bereits eine Patrouille an, um die Jungen im Wald zu suchen. „Ich komme mit!“, beschloss Bronzeseele. „Gut. Also Mückenherz, Nussfell, Fleckentau, Fliegenpelz und Bronzeseele. Ihr geht Richtung KlippenClan. Ich werde eine andere Patrouille führen, Braunpfote, Fichtenpfote, Gluttiger und Staubglanz kommen mit mir. Die anderen warten im Lager, falls die Jungen wieder kommen.“
Mückenherz leitete die Patrouille wie selbst verständlich. „Wir werden uns aufteilen.“, beschloss er. „Wir treffen uns beim Fuchsfelsen wieder.“ Die anderen Katzen nickten zustimmend und suchten dann in verschiedenen Richtungen weiter. Bronzeseele lief zwischen den Bäumen durch und hoffte irgendwo Ginsterjunges hellgraues Fell mit den Streifen zu finden. Das graue Fell würde sie schneller als das weisse von Schneejunges entdecken. Sie öffnete ihr Maul, um ihre Fährte auf zu nehmen, jedoch änderte der Wind ständig, sodass sie keinen Geruch ausmachen konnte. „Schneejunges! Ginsterjunges!“ Die Rufe von Bronzeseele blieben unbeantwortet. Wo waren die Jungen bloss? Wieso hatten sie überhaupt das Lager verlassen? Ein Rascheln im Gebüsch erregte Bronzeseeles Aufmerksamkeit. „Ginsterjunges?“, fragte die rotbraune Kriegerin Hoffnungsvoll. Jedoch sprang nur ein Kaninchen aus dem Gebüsch, sodass Bronzeseele die Ohren hängen liess. Kein Herzschlag später stürmte aber tatsächlich eine weisse Kätzin mit schwarzen Pfoten und Schweif hinter dem Kaninchen her. Reflexartig stellte sich Bronzeseele Schneejunges in den Weg, die gegen das Bein der Kriegerin sprang. Erschrocken jaulte sie auf, ehe sie mit ihren blauen Augen auf Bronzeseele blickte. „Was soll das?“, miaute die junge Kätzin empört. „Ich hatte beinahe das Kaninchen!“ „Das, was fast doppelt so gross war wie du?“, erwiderte Bronzeseele. „Wo ist deine Schwester? Und warum seit ihr nicht im Lager?“ „Ginsterjunges ist auf der Suche nach Katzenminze! Sie ist ganz in der Nähe! Und ich jage für Mondjunges, damit sie bald gesund ist!“ Panisch stellte sich Bronzeseele vor, wie Ginsterjunges alleine im Territorium herum irrte. Sie waren in der Nähe der MoosClan Grenze! Immer noch gab es ständig Konflikte zwischen den MoosClan und DornenClan, was, wenn jetzt Ginsterjunges aus Versehen die Grenze überschritt? „Komm mit mir, Schneejunges.“, befahl Bronzeseele und wollte schon rennen, doch Schneejunges quengelte. „Nein, meine Pfoten sind so kalt und tun weh!“ Bronzeseele rollte ihre Augen, nahm aber dann Schneejunges in ihr Maul, was dem Jungen genauso wenig gefiel. „Hey, lass das!“, quiekte sie, doch nach einigen Herzschlägen verstummte sie bereits. Schnell pirschte Bronzeseele zur MoosClan Grenze. Ihre Befürchtung schienen sich zu bestätigen, denn sie konnte nun Ginsterjunges riechen. „Wo gehen wir hin?“, fragte Schneejunges, doch die Kriegerin antwortete nicht. Bitte lass keine MoosClan Patrouille da sein!, betete Bronzeseele zum SternenClan.
Als sie endlich die Grenze erreichte, stand Ginsterjunges auf der anderen Seite, der falschen Seite und unterhielt sich mit einer hell silbernen Kätzin mit klaren, grünen Augen. Es war Silberschein, die Heilerin des MoosClans. Hektisch beschleunigte Bronzeseele auf den letzten Fuchslängen. Vorsichtig legte sie Schneejunges ab und blickte hinter Silberschein, doch sie schien die einzige Katze ihres Clans zu sein. „Silberschein! Es tut mir leid wegen Ginsterjunges!“, entschuldigte sich Bronzeseele schnell, sodass die beiden Katzen aufblickten. Erst jetzt erkannte sie in Ginsterjunges Maul etwas Katzenminze. „Bronzeseele .“, grüsste die Heilerin. „Mach dir wegen dem Jungen keine Sorge. Ginsterjunges hat die Grenze mit meiner Erlaubnis übertreten. Ich habe es ihr gesagt.“ Erstaunt blinzelte Bronzeseele. „Wer bist du?“, fragte Schneejunges neugierig. „Und wieso riechst du so komisch?“ „Schneejunges!“, mahnte Bronzeseele, doch Silberschein lachte nur kurz auf. „Meine Liebe, ich rieche nach dem MoosClan.“ Nun wurden Schneejunges Augen gross vor Bewunderung. „Wirklich? Und ihr lebt da drüben? Was Jagd ihr denn?“ „Unsere Krieger jagen meistens kleine Nagetiere oder auch ab und zu ein Raubvögel.“ „Wirklich?“, miaute nun auch Ginsterjunges zwischen der Katzenminze hervor. Nervös blickte sich Bronzeseele um. Es war nur eine Frage der Zeit, bis eine Patrouille kommen würde und Ginsterjunges finden würde! „Es tut mir leid, Silberschein aber ich muss die Jungen zurück bringen.“ Belustigt zuckten ihre kurzen Schnurrhaare. „Alles ist gut. Der DornenClan hat mutige Jungen, aus den grosse Krieger werden können.“ Aufmüpfig sprang Ginsterjunges auf. „Natürlich!“ Dabei lies sie die Katzenminze fallen. „Oh und danke für die Katzenminze! Mondjunges wird sicher bald wieder Gesund!“ „Nichts zu danken. Aber nun beeile dich und lauf mit der Katzenminze zurück und ihr beide hört auf Bronzeseele, okay?“ Beleidigt sammelte Ginsterjunges die Katzenminze. „Nur wenn es sein muss.“ Erstaunt hielt Bronzeseele die Luft an. Hatte Ginsterjunges Silberschein nach der Katzenminze gefragt? Dieses Junges bringt mich noch um den Verstand! „Danke für deine Hilfe, Silberschein. Wir stehen in deiner Schuld.“ „Schon gut. Ich bin eine Heilerin und kann keine Katze sterben lassen, auch wenn sie vom anderen Clan ist.!“
Mit dem beiden Jungen tapste Bronzeseele zum Fuchsfelsen. Sie war äusserst erleichtert, Ginsterjunges und Schneejunge gefunden zu haben. „Sandtupf und Hagelstern werden stolz auf uns sein!“, miaute Schneejunges mit geschwellter Brust. „Und Mondjunges wird ganz schnell wieder gesund!“ „Ihr beide Mäusehirne!“, fauchte Bronzeseele, weshalb die beiden zusammen zuckten. „Wisst ihr, was ihr überhaupt gemacht hat!? Hagelstern und Sandtupf machen sich viele Sorge und der ganze Clan sucht euch!“ „T-tut mir leid...“, murmelte Schneejunges, während ihre Schwester nur nickte, da sie die Katzenminze noch trug. „Wir wollten nur Mondjunges helfen! Sandtupf hat gesagt, dass sie krank ist und sie viel Katzenminze kriegen muss, damit sie wieder bei uns schläft.“ Wirklich böse konnte Bronzeseele den Jungen nicht sein. Sie machten sich nur um ihre Wurfgefährtin sorgen. Sicherlich hätte Bronzeseele das selbe für Fliegenpelz gemacht. Ausserdem schienen sie nicht gewusst zu haben, wie gefährlich so etwas sein konnte. Nun schienen sie es zu bereuen. Zumindest bereuten sie es, erwischt geworden zu sein.
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Kapitel 25:
Obwohl Schneejunges und Ginsterjunges seit vielen Sonnenaufgängen wohlbehalten im Lager zurückgekehrt waren, mussten sie auch heute wieder Brisenpelz nach Zecken absuchen. Hagelstern war zwar überglücklich gewesen, seine Jungen wieder zu haben, jedoch hatte er ihnen erzählt, dass eine Strafe sein musste. Brisenpelz schien die Nähe der Jungen zu geniessen, da er nun der einzige Älteste im Bau war. Blütensturm und Regenblüte waren noch im Heilerbau, jedoch schien es Regenblüte etwas besser zu gehen. Mückenherz und Staubglanz wurden ebenfalls in den Heilerbau gelegt, weshalb Bronzeseele bereits auf zwei Jagdpatrouille und einer Grenzpatroulie war. Demnach war Bronzeseele erleichtert, als sie kurz vor Sonnenuntergang endlich wieder im Lager war. Zwar nagte der Hunger an ihr, doch der Frischbeutehaufen war zu klein, als dass sie sich davon etwas genommen hätte. Sollte sie vielleicht doch noch etwas jagen? Als erstes wollte sie jedoch kurz bei Regenblüte vorbei schauen. „Eschenblatt? Abendpfote?“, miaute Bronzeseele vorsichtig, sie hatte extra eine Maus vom Frischbeutehaufen mitgenommen. „Bronzeseele .“, hörte sie Eschenblatt erschöpft miauen. „Komm rein aber nicht zu lange.“ Bronzeseele betrat den grossen, ausgehöhlten Baumstamm. Vorsichtig legte sie die Maus vor Abendpfote, die schmächtiger als sonst wirkte. Wahrscheinlich kam sie selten zum Fressen, ebenso wie Eschenblatt. „Wie geht es Regenblüte?“ „Du warst doch erst heute Morgen da!“, schnurrte Eschenblatt müde. „Mach dir nicht zu viele sorgen. Regenblüte wird sicher bald wieder im Ältestenbau schlafen.“ „Ich hoffe es.“, gab Bronzeseele leise von sich. Von hier aus konnte sie das schwarze Fell ihrer Mutter sehen, wie es sich regelmässig hob und senkte. Schon seit langen hatte sie nicht so gut geschlafen, da sie oft von Alpträumen geplagt war. „Ich habe eine Maus für euch mitgebracht.“, erklärte die Kriegerin. „Ihr beiden seht so aus, als hättet ihr schon lange keine Frischbeute mehr gesehen.“ Kurz funkelten Eschenblatts grünen Augen. „Das gleiche kann man über dich sagen. Danke dir. Sobald Abendpfote und ich Zeit zum Durchatmen haben, werden wir sie fressen.“ „Danke, Bronzeseele.“, miaute auch Abendpfote. „Du solltest aber auch noch etwas vor der grossen Versammlung essen.“ Die Versammlung! Heute würde Bronzeseele auf die grosse Versammlung gehen! Wie konnte sie dies nur vergessen haben!? Hagelstern versammelten kurz darauf den Clan. Die wenigen gesunden Krieger tapsten erschöpft vor dem Flachfelsen. Eschenblatt und Abendpfote kamen sogar aus dem Heilerbau. Scheinbar hatten sie wenigstens die kleine Maus geteilt. „DornenClan! Leider sind viele Krieger ausgefallen, sodass wir wenige auf die Versammlung nehmen werden. Zudem haben Stachelbeere und ich beschliessen müssen, eine weitere kleine Jagdpatrouille los zu schicken.“ Sofort gab es ein ein empörtes murren von einigen wenigen, die aber Hagelstern mit einer Geste zu schweigen brachte. „Es tut mir wirklich leid, ich kann euch gut verstehen. Stachelbeere und ich haben beschlossen, dass diese Jagdpatrouille freiwillig ist. Jede Katze, die nicht zur Versammlung geht, kann selbst Jagen gehen. Auch nicht alle, die ich heute morgen genannt haben, können mit kommen. Es tut mir leid aber sonst haben wir nicht genug Krieger im Clan. Auf Eschenblatts Wunsch hin, bleibt er heute bei den Kranken. Abendpfote wird ohne ihren Mentor gehen. Blitzlicht, Glühsplitter, Bronzeseele, Fichtenpfote und Braunpfote kommen mit zur grossen Versammlung.“ Vergnügt schielte Fuchsseele zu Dachsklaue, die eigentlich erst mit zur Versammlung sollte. Diese erwiderte den Blick finster, ehe sie sich erhob. „Ich werde jagen gehen für den Clan.“, verkündete sie mit lauter Stimme. „Ich werde so viel Beute fangen, wie ich kann.“ Dankbar nickte Hagelstern. „Das ehrt dich Dachsklaue. Ich verspreche dir, dass du bei der nächsten Versammlung dabei sein kannst.“ „Dachsklaue!“, riefen einige Katzen des Clans, weshalb nun die schwarze Kriegerin Bronzeseele geringschätzig beäugte. Pah! Egal was sie tut, der Clan vergöttert sie wie eine SternenClan Katze! Abfällig stolzierte Bronzeseele zum Frischbeutehaufen, um sich eine kleine Maus um sie mit Fliegenpelz zu teilen. Ihr Wurfgefährte brachte sie schnell auf neue Gedanken. „Ich durfte heute mit Felspfote trainieren.“, schnurrte er überglücklich. In seinen grauen Augen spiegelten sich die Gefühle, die er für die junge Schülerin empfand. Belustigt stiess Bronzeseele ihren Bruder an. „Du magst sie sehr, nicht war?“ Nervös betrachtete der schwarze Kater mit der silbernen Tigerung auf seine Pfoten. „Sag es aber nicht weiter...“, murmelte er. „Aber du hast recht.“ „Das ist doch super!“, freute sich Bronzeseele. Es zu verheimlichen würde nicht viel bringen, denn der ganze Clan munkelte schon über die Beiden.
Als Bronzeseele durch den Wald ging, blickte sie eifersüchtig zu Glühsplitter und Fichtenpfote. Die beiden verstanden sich von Tag zu Tag besser! Glühsplitter erwähnte zwar immer wieder, wie wichtig ihm doch Bronzeseele sei, jedoch wusste die Rotbraune genau, dass er mehr für Fichtenpfote empfand. Es ärgerte Bronzeseele wirklich, da sie Glühsplitter schon seit Monden liebte! „Bist du sauer auf Fichtenpfote?“, fragte plötzlich Braunpfote leise, sodass keine andere Katze ihn hören konnte. Der kleine Kater war mit einer unglaublichen Beobachtungsgabe gesegnet, die auch erfahrenen Krieger teils noch fehlte. Von daher wusste Bronzeseele, dass es nichts bringen würde, ihn an zu lügen. „Sauer ist der falsche Ausdruck. Eigentlich ist Fichtenpfote eine nette Schülerin aber...“ „Glühsplitter mag sie mehr als dich.“, beendete Braunpfote. „Du bist eifersüchtig, oder? Du hast Glühsplitter gern.“ Verwunderlicher Weise wirkte der Hellbraune überhaupt nicht wütend auf Bronzeseele, obwohl Fichtenpfote seine Schwester war. „Ja, da hast du recht.“, seufzte Bronzeseele schuldbewusst. Sie wollte Fichtenpfote wirklich nicht hassen! Scheinbar versuchte Braunpfote den Rest des Weges Bronzeseele davon ab zu lenken. Er berichtete stolz über seine Fortschritte bei der Jagd und dass er nun sein Gewicht besser verlagern könnte. „Ich hoffe, Gelbwind ist bald wieder gesund.“, murmelte er. „Ich würde es ihr gerne zeigen und sie ist eine wunderbarer Mentorin. Oh, du natürlich auch. Ich bin dir dankbar, dass du so oft mit mir trainierst und dabei auch so geduldig bist.“ Schnell schüttelte Bronzeseele den Kopf. „Ich helfe dir nur, wo ich kann. Du machst langsam Fortschritte. Du kannst echt stolz auf dich sein! Nicht jeder Schüler wäre so geduldig wie du.“ „Hey, Bronzeseele!“, kam plötzlich Blitzflug dazwischen. Der braune Kater schaute kurz auf seine Tochter, dann auch Braunpfote. Er schien vergessen zu haben, was er eigentlich sagen wollte. Viel eher wirkte er nun belustigt. „Fleckentaus Jungen scheinen sich an grosser Beliebtheit zu erfreuen.“, schnurrte der Braune nun begeistert. „Fichtenpfote, Felspfote und nun also auch Braunpfote.“ Nach einigen Herzschlägen realisierte Bronzeseele erst worauf ihr Vater da anspielte. Schlagartig wurde ihr heiss vor Scham. „Das stimmt gar nicht!“, entgegnete sie schnell. „Braunpfote ist nur ein guter Freund!“ Der kleine Kater nickte zustimmend. Auch ihm schien die Situation eher unangenehm. „Schon gut.“, brummte Blitzlicht belustigt. „Aber wir sind am Felsenwiese angekommen.“
Noch lag eine leichte Frostschicht auf der Felsenwiese, sodass der Mond diese mythisch leuchten liess. Ein kühler Lufthauch erfasste die DornenClan Katzen beim beteten, sodass es Bronzeseele kurz fröstelte. Neben ihr weiteten sich Braunpfote blauen Augen. „Sieht schön aus, nicht wahr?“ Der Schüler nickte bedacht. Dann wanderte sein Blick zu den anderen Clan. Vom MoosClan fehlte noch jede Spur, jedoch waren KlippenClan und BeerenClan bereits anwesend. Abendpfote lief direkt zu den Heilern. Rosenteich, die weisse Schildpattkätzin vom BeerenClan, begrüsste Abendpfote höflich, achtete aber auf einen gewissen Abstand. Sie galt von den Heiler als die unfreundlichste. Seeblatt, eine weisse Kätzin mit grünen Augen, erkundigte sich nach Eschenblatt. Sie hatte ebenfalls eine Schülerin: Blumenpfote war eine schwarzweisse Kätzin mit bernsteinfarbenen Augen. Schnell erklärte Bronzeseele Braunpfote, wie die Heiler hiessen. Dann führte sie den jungen Kater zu Eiskralle, dem weissen Kater vom KlippenClan. Der Krieger war ungefähr so alt wie Bronzeseele und über die Versammlungen hinweg hatten sich die beiden angefreundet. Neben dem Krieger lief ein orangener Kater mit grünen Augen, der hilflos um sich blickte. „Bronzeseele!“, begrüsste der weisse sie. „Hallo Eiskralle. Braunpfote, dies ist Eiskralle vom KlippenClan.“ „Schön, dich kennen zu lernen.“, miaute Braunpfote höflich und neigte den Kopf, weswegen Eiskralle amüsiert schnurrte. „Ich bin nur ein Krieger, mehr nicht. Obwohl ich ja seit einigen Sonnenaufgängen Mentor geworden bin!“, berichtete er stolz und deutete auf den Kater. „Ich bin Wüstenpfote!“, piepste er. „Und ich werde der nächste Anführer vom KlippenClan!“ „Er redet von nichts anderem.“, erwiderte sein Mentor belustigt. Weiter konnten sie nicht reden, da nun auch der MoosClan, geführt von Schneestern, die Felsenwiese erreichte.
Brisenstern vom BeerenClan fing mit der Versammlung an. „Einige Streuner hatten versucht, sich unseren Grenzen zu nähern. Es kam zu kleinen Konflikten, jedoch konnten wir sie verjagen. Darüber hinaus hat Flockenherz zwei Jungen bekommen, die Aaljunges und Schuppenjunges heissen.“ „Aaljunges! Schuppenjunges!“, riefen die Clans im Chor. Dann setzte sich Brisenstern hin, um Funkelstern reden zu lassen. Der Kater berichtete nur, dass es dem KlippenClan gut ginge, dann liess er Schneestern reden. Die weisse Kätzin hob den Kopf beim reden, als würde sie so mächtiger erscheinen wollen. „Der MoosClan konnte ebenfalls einige Streuner verjagen, die uns fälschlicher Weise für schwach gehalten haben. Ausserdem haben wir mehr Beute, als wir eigentlich bräuchten.“ Sie lügt immer noch, bemerkte Bronzeseele. Schon seit Monden behauptete Schneestern, der MoosClan würde sich satt jagen können, jedoch konnte man auch heute wieder jede einzelne Rippe unter dem Fell erkennen. „Mehr habe ich nicht zu sagen.“ Hagelstern erhob sich auf seine braune Pfoten und blickte die anderen Anführer kurz an. „Wie ihr sicher bemerkt habt, konnten wir heute nur wenige Krieger und Schüler mit nehmen. Der Grund ist einfach. Leider hat uns der weisse Husten nun doch noch erwischt. Einige leiden bereits unter grünen Husten, sowie meine Tochter Mondjunges.“ Kurz brach Hagelstern ab. Verwirrt schaute Bronzeseele um sich. Normalerweise würde Hagelstern nicht so ehrlich sein, um den Clan nicht schwach da zu stellen, doch nun wirkte er wirklich verzweifelt. Deswegen ist auch Eschenblatt bei den Kranken geblieben! „Ich bitte euch inständig, uns zu helfen.“, redete Hagelstern unbeirrt weiter. „Wir haben kaum noch Katzenminze und so viele Krieger könnten sterben.“ Die Anführer tauschten kurz einen Blick aus, ehe Funkelstern sich an seine Heilerin richtete. „Seeblatt, haben wir genug Katzenminze?“ „Allerdings, mehr als genug. Keine unsere Katzen ist erkrankt, deswegen können wir ruhig unsere Vorräte teilen.“ Der Kater nickte, dann sprach er zu Waldstern: „Schickt Eschenblatt oder Abendpfote mit einen Krieger morgen gegen Sonnenhoch zur Grenze. Dann wird Seeblatt euch die Katzenminze überreichen.“ Dankbar senkte Hagelstern seinen Kopf. „Das werden wir. Wir stehen in eurer Schuld.“ „Funkelstern!“, rief Blitzlicht daher auf, und die anderen Katzen vom DornenClan stimmten mit ein. Vor allem Braunpfote rief so laut wie nur möglich, da auch seine Schwester Spechtpfote an grünen Husten litt. Hoffentlich können wir alle retten.
Kapitel 26:
Bronzeseele wartete am Lagerausgang auf Abendpfote. Die Heilerschülerin war gestern nach der Versammlung erleichtert gewesen. Das Angebot vom KlippenClan war mehr als nur grosszügig und konnte viele Katzenleben retten. Abendpfote stürmte aus dem Heilerbau, ihre Augen leuchteten vor Aufregung. „Bronzeseele, wir müssen uns beeilen!“, keuchte sie ungeduldig. „Schon unterwegs.“, erwiderte Bronzeseele. Es war einer der seltenen Momenten, wo Abendpfote so aufgeregt war. Der Grund war auch gut verständlich. „Wie geht es eigentlich Regenblüte?“, fragte die Kriegerin dennoch. „Ganz gut. Etwas Katzenminze und sie kann wieder aus dem Heilerbau.“ Es war der erste Morgen, wo kein Frost über den Waldboden lag. Dazu schwieg der Wind, jedoch bemerkte Bronzeseele, wie viele Beutetiere heute durch den Wald streiften, als wäre der Blattfall nun endlich vorüber und würde der Blattfrische Einzug bieten lassen. Erste vereinzelte Knospen waren bereits an den Bäumen erkennbar. „Der Wald sieht in der Blattfrische sicherlich um einiges schöner aus, denkst du nicht auch?“, schnurrte Bronzeseele, doch Abendpfote konzentrierte sich nur auf den Weg, weshalb Bronzeseele weitere Versuche auf ein Gespräch aufgab. Gegen Sonnenhoch kamen die Beiden an der KlippenClan Grenze an. Die weisse Heilerin Seeblatt wartete bereits, vor ihren Pfoten lag ein grosser Haufen Katzenminze. Augenblicklich stürmte Abendpfote auf die Heilerin los, drückte dankbar ihre Schnauze in ihr Schulterfell. „Dankeschön, Seeblatt!“ Bronzeseele neigte Angesicht der Heilerin ihren Kopf. „Der DornenClan steht in deiner Schuld.“ Die Heilerin schüttelte den Kopf. „Es ist die Pflicht jedes Heiler, Katzenleben zu retten. Ob vom eigenen Clan oder vom anderen spielt keine Rolle.“ Abendpfote bedankte sich schnell, sie wollte so schnell wie möglich zurück zum Clan. Bronzeseele nahm einen grossen Teil der Katzenminze vorsichtig auf, während Abendpfote den Rest nahm. Damit liefen sie zurück zum Lager.
Behutsam legte Bronzeseele die Katzenminze im Heilerbau ab. Es roch überall nach Krankheit und als sie die Katzen genauer betrachtete, bemerkte sie, wie schwer Spechtpfote atmete. Mondjunges ging es scheinbar auch nicht besser. „Beide haben Grünen Husten.“, erklärte Eschenblatt mit erschöpften Augen. „Wolkenfrost geht es auch nicht gerade besser, um ihn mache ich mir am meisten Sorgen.“ Scharf zog Bronzeseele die Luft ein und erinnerte sich an seine Gefährtin Sichelmond. „Glaubst du, Sichelmonds Jungen werden ihren Vater nie sehen?“ Zur Antwort schnippte Eschenblatt nur mit der Schwanzspitze. Er wand sich den Kräuter zu und bedeutete Bronzeseele schweigend, den Heilerbau zu verlassen. Abendpfote kauerte sich kurz zu ihrer Schwester Spechtpfote und flüsterte ihr etwas ins Ohr, ehe sie sich zu Eschenblatt gesellte. „Bronzeseele!“, rief plötzlich Eschenblatt über seine Schulter, sodass sich die Rotbraune sich kurz noch zu ihm wandte. „Wie ich Hagelstern kenne, will er sicherlich Mondjunges besuchen. Wenn du ihn siehst, halte ihn davon ab. Er hat auch keine Wahl, das ist ein Befehl vom Heiler.“ „Werde ich machen.“ Das kleine Junges lag in der hintersten Ecke, ihre Flanke hob sich kaum noch, sodass Bronzeseele erst gedacht hatte, Mondjunges wäre bereits tot. Ich muss hier raus, schoss es Bronzeseele in den Kopf. Der Heilerbau wirkte so unheimlich wie noch nie. Draussen stiess sie auch direkt mit Hagelstern zusammen, dessen grünen Augen vor Angst glasig waren. „Tut mir leid, Bronzeseele.“, miaute er und wollte in den Heilerbau. Schnell sprang Bronzeseele dazwischen, weshalb Hagelstern abrupt anhielt und erstaunt blinzelte. Bronzeseele fühlte sich dabei nicht unbedingt wohl. „Was machst du da?“, fragte Hagelstern. Bevor sie antworten konnte, schluckte Bronzeseele. „Du kannst nicht in den Heilerbau.“ „Was? Ich bin dein Anführer! Ich muss in den Heilerbau! Geh zur Seite, ich befehle es dir!“ „Du darfst nicht da rein!“, bekräftigte Bronzeseele mit angelegten Ohren. „Das ist ein Befehl von Eschenblatt. Er hat mir gesagt, ich darf dich nicht hinein lassen.“ Insgeheim hoffte Bronzeseele, dass niemand sie sehen würde, wie sie sich ihren Anführer widersetzte. Fauchend fuhr Hagelstern herum. „Typisch Eschenblatt!“, jaulte er wütend und tapste zu seiner Gefährtin und seinen anderen beiden Jungen. Ginsterjunges funkelte Bronzeseele böse an, als würde sie Bronzeseele dafür die Schuld geben. Tut mir leid aber Eschenblatt ist der Heiler. Auch Hagelstern muss auf ihn hören. Schneejunges erhob sich langsam und tapste zu Bronzeseele, die innerlich hoffte, sie würde zu einen anderen Krieger gehen. Von einem Jungen wollte sie keine Vorwürfe hören. Doch gegen ihrer Erwartung, fragte Schneejunges kleinlaut: „Wie geht es Mondjunges? Sie wird es doch überleben, oder?“ Ihre blauen Augen wirkten trüb. „Mondjunges ist in guten Pfote bei Eschenblatt und Abendpfote. Ausserdem haben wir ganz viel Katzenminze geschenkt bekommen vom KlippenClan.“ „Also wird Mondjunges bald gesund?“, miaute Schneejunges vergnügt auf, woraufhin Bronzeseele nichts erwiderte, da sie keine falsche Versprechen machen wollte
Bronzeseele sonnte sich in der Nähe vom Frischbeutehaufen. Seit Monden gab es endlich wieder eine vernünftige Jagd! Die Beute schien langsam wieder zu kehren, sodass die rotbraune Kriegerin trotz der kranken Krieger kurz Pause machen konnte. Das Sonnenlicht wärmte ihr Fell angenehm und Bronzeseele schloss ihre grüne Augen. Kurz bevor sie weg döste, tippte eine Katze sie an. Es war Glühsplitter. Im Licht der Untergehenden Sonne leuchtete sein weisses Fell rötlich. „Kann ich mit dir reden?“, miaute er vorsichtig. Seufzend machte Bronzeseele Platz für ihn, da sie eigentlich die Ruhe genossen hatte. Innerlich freute sie sich jedoch, dass Glühsplitter mit ihr anstelle von Fichtenpfote reden wollte. In der letzten Zeit war der Krieger meistens nur noch mit Fichtenpfote zu sehen, weshalb auch die Freundschaft zwischen Bronzeseele und Glühsplitter darunter litt. Sie waren zwar immer noch befreundet aber inzwischen war eher Braunpfote Bronzeseele bester Freund. „Was ist los?“ „Ich mach mir Sorgen um Borkenkralle. Ich weiss, dass er sich nach Gänseschwinge sehnt aber es ist zu früh für ihn, um den SternenClan auf zu suchen!“ Schnell verstand Bronzeseele, worum es ging. „Borkenkralle hat zwar vielleicht Grünen Husten aber Eschenbaltt ist ein guter Heiler.“ „Aber was wenn nicht? Ich habe das Gefühl, es ist ein egoistischer Wunsch von mir, dass er überlebt.“ Energisch schüttelte Bronzeseele den Kopf. „Warum sollte es egoistisch sein?“ Unwohl beäugte Glühsplitter seine Pfoten. „Nun... Was ist, wenn Borkenkralle wieder zu Gänseschwinge will? Darf ich dann sagen, dass er überleben soll? Auch, wenn es gegen seinen Wunsch ist?“ Nun richtete er seine dunkelblauen Augen auf Bronzeseele. Hatte er recht? Kurz öffnete Bronzeseele ihr Maul, sagte aber nichts. Sie wollte ihre Wortwahl genau überlegen. „Ich kann es dir nicht sagen. Keiner hat das Recht zu sagen, wann eine Katze zum SternenClan geschickt werden muss, auch nicht Eschenblatt. Aber ich denke, der SternenClan weiss von Borkenkralles Wunsch und wird fair richten. Ausserdem gibt es viele Katzen im DornenClan, die Borkenkralle am Herzen liegen. Zum Beispiel dich und Dachsklaue.“ Hoffnung flackerte kurz in seinen Augen auf. „Du hast recht. Tut mir leid, dass ich dich damit belästigt habe.“ Damit erhob er sich. „Du bist eine wichtige Freundin für mich! Danke, dass du mir zugehört hast.“ „Kein Problem. Du hast mich nicht belästigt.“, erwiderte Bronzeseele leise mit klopfenden Herzen.
Mit einen belustigten Schnurren setzte sich Blitzlicht neben Bronzeseele, nachdem Glühsplitter im Kriegerbau verschwunden war. „Er ist schon ein attraktiver Kater, nicht wahr?“, lachte der braune Kater. „Blitzlicht!“, erwiderte daraufhin die Rotbraune erschrocken. „Ach komm. Ich habe Recht, nicht wahr?“ „Vielleicht...“, seufzte Bronzeseele nur mit einen wehmütigen Blick. Noch immer hämmerte ihr Herz gegen die Brust. Das anfängliche angenehme Gefühl in der Magengegend war jedoch schon längst verschwunden, da Glühsplitter Fichtenpfote bevorzugte. Sie kannte den weissen Krieger gut genug um zu wissen, dass er sich schon längst in die schwarzweisse Schülerin verguckt hatte. „Wieso schaust du denn so traurig?“ Plötzlich wurde Blitzlicht ruhiger und drückte sich an seiner Tochter. „Nun...“, setzte Bronzeseele an. „Glühsplitter hat sich in Fichtenpfote verliebt.“ „Hat er dir das gerade gesagt?“ „Nein aber der ganze Clan weiss es schon!“ „Weisst du, was ich sehe?“, miaute Blitzlicht liebevoll. „Ich sehe vor mir die schönste Kätzin im gesamten Clan. Natürlich mit Regenblüte zusammen. Glühsplitter hat mit dir immer vor der Kinderstube gespielt und dich schaut er ganz anders an als Fichtenpfote.“ „Wirklich?“ Gab es also vielleicht doch noch Hoffnung für Bronzeseele?“ „Wirklich. Mach dir darüber keine Sorge, denn du bist eine wundervolle Katze.“ Die Freude die Bronzeseele empfand verschwand schnell, als sie Glühsplitter erkannte, der freudig Fichtenpfote begrüsste und mit ihr einen Hasen teilte.
Kapitel 27:
Genüsslich reckte sich Bronzeseele. Seitdem Mückenherz wieder gesund war, konnte die Kriegerin endlich etwas länger schlafen. Zwar wachte sie immer früh auf, doch die viele Patrouillen waren Kräfte zehrend, sodass sie über etwas Schlaf glücklich war. Kaum trat Bronzeseele aus dem Kriegerbau, wurde sie von Stachelbeere angesprochen. „Bronzeseele! Du schliesst dich Gluttiger Patrouille an und nimm Fichtenpfote mit.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, lief die graue Kätzin zu Hagelstern. Mit einen eher unwohlen Gefühl rief sie die schwarzweisse Schülerin zu sich. Ihre gelben Augen leuchteten freundlich, als sie vor Bronzeseele stand. „Was ist?“ Ihre helle Stimme brannte sich in Bronzeseeles Kopf ein. Sie musste ein Knurren unterdrücken, die Eifersucht packte sie augenblicklich und brannte sich in ihr Fell, egal wie sehr sie sich dagegen wehrte. Beruhige dich. Sie ist eine Clankameradin, mahnte sie sich. „Wir sind einer Patrouille zugeteilt, die Gluttiger führt.“ Die Schülerin nickte und lief zum Lagereingang. Fliegenpelz und Felspfote warteten bereits gemeinsam mit Gluttiger auf die beiden Kätzinnen. „Schön, dass ihr endlich da seit.“, nörgelte Gluttiger sogleich. „Wir haben nicht bis Sonnenuntergang Zeit!“ „Tut mir leid.“, erwiderte Bronzeseele mit gespreizten Fell. Für einen Herzschlag überlegte sie, Fichtenpfote die Schuld zu geben, verwarf die Idee aber schnell. Innerlich ermahnte sie sich dafür. Fichtenpfote hat nichts getan! Sie kann nichts für Glühsplitters Gefühle. „Nun ist es auch egal. Wir gehen am Wolkensee jagen.“, beschloss der Patrouillenführer und machte sich auf den Weg. Schnell folgte Bronzeseele ihm, um nicht mit Fichtenpfote reden zu müssen.
Stolz präsentierte Felspfote Fliegenpelz ihre gefangene Maus. „Schau mal! Sie hat mich weder gesehen, noch gehört!“, prahlte die graue Kätzin mit den dunklen Flecken. Genervt verdrehte Gluttiger seine Augen, währenddessen Fliegenpelz belustigt schnurrte. „Diese Schülerin ist echt nervig...“, murmelte Gluttiger. „Sie ist so ähnlich wie Fliegenpelz.“, erwiderte Bronzeseele amüsiert. „Dein Bruder war höchstens so laut, wenn er mal wieder in einen Igel getreten ist!“ „Da hast du auch wieder recht.“ Ihr ehemaliger Mentor brachte Bronzeseele auf andere Gedanken. Seine eher grummelige Art gefiel ihr sehr, sodass sie seine Nähe genoss. Zudem war er ihr ein guter Freund geworden, vor allem nachdem Schattenseele aus dem Clan verbannt wurde. „Tu mir einen gefallen.“, miaute Gluttiger und schielte kurz zu Fliegenpelz und Felspfote. „Sorge einfach dafür, dass sie nie gemeinsam Jungen bekommen werden. Dann können wir den Clan ganz vergessen!“ Kopfschüttelnd musste Bronzeseele kurz lachen. Dann konzentrierte sie sich wieder auf die Jagd. Nach einer Weile roch sie ein Eichhörnchen, doch als sie sich gerade hinkauern wollte, konnte sie im Augenwinkel Fichtenpfote erkennen, wie sie sich bereits der Beute näherte. Verächtlich hob Bronzeseele kurz ihre Lefzen, ihr Schweif peitschte wütend. Gedanklich wünschte sich die Rotbraune, dass Fichtenpfote irgendeinen Fehler machen würde. Irgendetwas, womit sie Fichtenpfote zurecht weisen konnte. „Eifersüchtig auf sie?“, flüsterte Gluttiger leise in ihr Ohr, dass nur sie es hörte. Wütend zuckte sie mit dem Ohr, wusste aber, dass ihr ehemaliger Mentor recht hatte. „Keine sorge, ich schweige.“, gluckste Gluttiger belustigt. „Aber wieso versucht du nicht einfach um Glühsplitter zu kämpfen?“ „Was meinst du?“ Nun wurde Bronzeseele hellhörig. „Nun, ich musste auch um Staubglanz kämpfen. Anfangs war Mückenherz an ihr interessiert aber ich habe ihm Konkurrenz gemacht und gewonnen.“ Stolz blinzelte er. „Und Staubglanz hat es nie bereut, dass sie sich für mich entschieden hat.“ Mit eher gemischten Gefühlen verwarf Bronzeseele diesen Vorschlag. Eigentlich wollte sie nur, dass Glühsplitter glücklich wurde. Und wenn er die Zukunft mit Fichtenpfote teilen wollte, dann sollte sie Fichtenpfote nicht die Schuld dafür geben.
Als die Patrouille zurück zum Lager kam, begrüsste Regenblüte sie. Freudig drückte Bronzeseele ihre Schnauze gegen ihre Schulter. „Regenblüte! Wie geht es dir?“ Entgegen ihrer Erwartung, waren ihre grauen Augen traurig auf den Boden gerichtet. „Mir geht es gut aber Blütensturm...“ „Was ist mit Blütensturm?“, miaute Felspfote erschrocken. Zur Antwort deutete Regenblüte auf einen Leichnam. „Blütensturm!“, jaulte Bronzeseele erschrocken. Schnell rannte sie zu dem Leichnam und drückte ihre Schnauze in ihr kaltes Fell. Sämtliche Lebenswärme war entflohen. Die Älteste jedoch sah so aus, als würde sie einfach nur schlafen und jeden Moment aufwachen. Felspfote stellte sich neben Bronzeseele. Auch Fliegenpelz kam dazu und drückte sich tröstend an Felspfote. „Sie wacht nicht wieder auf, oder?“, miaute die Schülerin. „Sie Jagd jetzt im SternenClan.“ Brisenpelz, der der Gefährte von Blütensturm war, jaulte seinen Schmerz in den Himmel. „Meine wunderschöne Blütensturm.“, jammerte er und leckte ihr Ohr. „Du weisst, wie sehr ich dich liebe. Warte auf mich, ich werde irgendwann zu dir kommen und dann sind wir wieder zu zweit.“ Mitfühlend suchte Bronzeseele nach passende Worten, fand aber keine. Stadtessen sprach sie ein letztes Mal zu der Ältesten. „Du musstest zu früh gehen. Die Jungen hätten sicherlich noch viele Geschichte lauschen können und oft noch mit dir spielen können. Ich bin dir dankbar, dass du immer mit meinen Baugefährten und mir gespielt hast.“ Fliegenpelz und Felspfote taten es ihr gleich.
Kurz vor Sonnenuntergang waren alle Katzen im Lager, sodass jeder den Tot von Blütensturm mit bekommen hatte. Hagelstern sprang auf den Flachfelsen, um eine Versammlung ein zu rufen. Langsam versammelten sich die Katzen nur, selbst Schneejunges, Ginsterjunges und auch Mondjunges, die wieder Gesund war, setzten sich vor Hagelstern. Mondjunges Augen huschten jedoch immer wieder zu Blütensturm. Ihre Ohren liess sie traurig hängen, ähnlich wie ihren Schwestern. „Katzen des DornenClans. Wie ihr alle mitbekommen habt, verstarb Blütensturm heute am Grünen Husten. Blütensturm war früher eine treue Kriegerin, ehe sie zu einer Ältesten wurde und den Clan so mit ihrer Weisheit teilnehmen liess. Genauso erzählte sie den Jungen ihre Geschichten und spielte mit ihnen. Es ist ein grosser Schock für den ganzen Clan und heute werden wir eine Nachtwache ihr zu ehren halten.“ Der Clan murmelte zustimmende Worte. Die Jungen schauten sich unsicher um, als würden sie das ganze nicht verstehen. „Ich will nicht, dass Blütensturm im SternenClan ist!“, miaute Schneejunges protestierend. „Sie soll wieder kommen!“, stimmte Ginsterjunges zu. „Das wird sie nicht.“, miaute Sandtupf ruhig, doch mit der Antwort wollte sich die graue Kätzin nicht zufrieden geben. „Dann ist der SternenClan ein Mäusehirn!“ „Psch! Meine Liebe, dass sagt man nicht!“, mahnte nun Hagelstern und leckte kurz das Ohr seiner Tochter. „Komm mit zu Blütensturm, ja? Dann kannst du ihr alles sagen, was du ihr noch sagen wolltest.“ Eher widerwillig erhob sich Ginsterjunges. „Trotzdem...“ Schneejunges schien sich jedoch über das Angebot zu freuen. „Darf ich auch etwas sagen?“, fragte sie vorsichtig und stürmte sogleich los, als Sandtupf nickte. Bronzeseele setzte sich kurz nach Sonnenuntergang zu Blütensturm, um der Nachtwache bei zu wohnen. Brisenpelz hatte seit der Versammlung nicht von Blütensturm entfernt. Hat er heute überhaupt etwas gegessen? Er sieht dünner aus als sonst...
Einige Katzen hielten mit Nachtwache, darunter auch Fliegenpelz, Felspfote und auch Hagelstern. Die Nacht verging ruhig, nur Fliegenpelz tröstete einmal kurz Felspfote. Die Luft kühlte sich ab, doch durch die Trauer um Blütensturm bemerkte Bronzeseele davon nicht viel. Als Bronzeseele in den Sternen übersäten Himmel blickte, überlegte sie welcher davon Blütensturm war. Vielleicht der, der am hellsten leuchtet? Nein, Blütensturm ist eher ein kleiner aber schöner Stern. Der schönste von allen, mit seiner eigenen Stärke, sowie zu ihren Lebzeiten.
Die ersten Sonnenstrahlen kamen früher als erwartet. Zwar freute sich Bronzeseele auf ihr Moosnest, jedoch wollte sie noch nicht, dass Blütensturms Körper vergraben werden sollte. Nie wieder würde sie ihr schwarzweisses Fell in der Sonnen sehen können und nie wieder würden die blauen Augen leuchten, wenn Bronzeseele ihr einen Hasen vorbeibringen würde. Ein letztes Mal drückte sie daher ihre Schnauze in Blütensturms Fell, welches durch die Nacht sehr kalt war. Kurz darauf erhob sich Brisenpelz. „Zeit, sie zu vergraben.“, murmelte er mit leeren Augen. „Ich werde Regenblüte holen!“, bot Felspfote sogleich an. „Und ich helfe mit sie zu vergraben.“, miaute Fliegenpelz. „Ich helfe auch mit!“, beschloss daraufhin die Schülerin, was aber Fliegenpelz untersagte es ihr. „Du musst schlafen. Ich zeige dir dann nach Sonnenhoch, wo wir sie vergraben haben.“ Bronzeseele wandte den Blick ab. Schnell bemerkte sie, wie Abendpfote vor dem Heilerbau stand, ihre Augen waren auf den Boden gerichtet. Neben ihr stand Braunpfote, der scheinbar auf sie einredete. Neugierig ging Bronzeseele näher, bis sie die Worte von Braunpfote verstand. „-icht deine Schuld. Du hast alles getan, was du konntest!“ „Aber ich habe mit angesehen, wie Blütensturm gestorben ist und nun ist auch Wolkenfrost tot!“ Schlagartig fror Bronzeseele ein. Wolkenfrost war verstorben? Unwillkürlich musste sie an Sichelmond denken, die gerade seine Jungen austrug. Nun musste sie die Jungen alleine gross ziehen! „Ich habe sie sterben lassen!“ Sofort verneinte dies Braunpfote und auch Bronzeseele mischte sich nun ein. „Du kannst nichts dafür, du hast dein bestes gegeben.“ „Und wieso sind sie dann tot?“, fauchte Abendpfote verärgert. „Weil der SternenClan es so wollte.“, erklärte Bronzeseele ruhig. „Ich bin mir sicher, dass es den beiden nun gut geht.“ „Genau!!“, stimmte Braunpfote mit ein. „Du bist die beste Heilerschülerin, die der Clan je gesehen hat! Da bin ich mir sicher!“ Langsam hellten sich die Augen der schwarzen Schildpattkätzin auf. „Glaubst du?“ Heftig nickte Braunpfote. „Natürlich!“ Dankbar drückte sich Abendpfote an ihren Bruder. „Dankeschön. Ich werde mein bestes geben.“ Kurz nickte sie auch Bronzeseele zu, bis sie in den Heilerbau verschwand.
Kapitel 28:
Spechtpfotes toter Körper lag noch in der Lagermitte. Ihr kurzes, schwarzes Fell war verfilzt und stand in allen Richtungen ab. Sie war als letztes gestorben, alle anderen Katzen hatten den Grünen Husten überlebt. Fleckentau wusch das letzte Mal ihr Fell, ehe Brisenpelz und Regenblüte den Leichnam vergraben wollten. „Nein, nimmt mir nicht meine Tochter weg! Oh bitte nicht!“, jaulte Fleckentau wütend vor Trauer auf, doch Finkenfeder hielt sie zurück. „Du musst sie gehen lassen, sie Jagd nun im SternenClan.“ Spechtpfotes Geschwister blickten entsetzt zu ihrer Mutter, vor allem wirkte Abendpfote betroffen. Sicherlich würde sie sich wieder Schuld geben, jedoch stand ihre Familie hinter ihr. Viel mehr machte sich Bronzeseele um Fleckentau sorgen, die erst ihre Mutter Blütensturm verloren hatte und nun auch ein Junges. Finkenfeder schien sich viel Mühe zu geben, um sie zu trösten. Brisenpelz hob die kleine Leiche behutsam auf. Regenblüte bot Fleckentau an, mitzukommen, doch diese wollte lieber bei Finkenfeder bleiben. Betrübt lief Braunpfote zu Bronzeseele, da sie beide in einer Jagdpatrouille eingeteilt waren. „Sicher, dass du mit kommen willst? Du hast gerade eine Nachtwache überstanden. Wenn wir Stachelbeere fragen, findet sie sicher Ersatz finden.“ „Bitte nicht!“, protestierte der Kater. „Wenn ich schlafe, träume ich sicher von Spechtpfote! Ich will nicht traurig sein, ich will mich ablenken!“ „Wenn du meinst...“, seufzte Bronzeseele mitfühlend. „Aber überanstrenge dich nicht.“ Dankbar nickte der getupfte Kater. „Ich werde auf mich acht geben!“ Dennoch blieb Bronzeseele besorgt. Inzwischen war Braunpfote für sie so etwas wie ein kleiner Bruder geworden und wollte ihn nur ungern überanstrengen. „Und es wird eine kurze Jagdpatrouille! Und du wirst danach dich ausruhen.“, stellte die Kriegerin weitere Bedingungen. Genervt verdrehte Braunpfote die Augen, protestierte aber nicht weiter.
Die Jagdpatrouille führte Bronzeseele, und ausser Braunpfote waren noch Gelbwind, Borkenkralle und Mückenherz dabei. Aufgrund von Braunpfote beschloss Bronzeseele, nur zur naheliegende Lichtung zu gehen. Zu ihren Glück gab es hier relativ viel Beute. Braunpfote kauerte sich hin, als er eine Dohle entdeckte. „Verlagere dein Gewicht mehr auf die Vorderpfote.“ Langsam nickte Braunpfote und hob eine Pfote. Als der Vogel kurz seinen Kopf hob, erstarrte der Getupfte augenblicklich. Hektisch blickte sich der Vogel um, pickte aber dann wieder im Boden herum, sodass sich Braunpfote langsam näher kommen konnte. Als Braunpfote nach zwei Katzenlängen entfernt stand, setzte er plötzlich zum Sprung an. Bronzeseele befürchtete, er hätte sich überschätzt, jedoch landete Braunpfote sicher auf der Dohle und tötete diese mit einen schnellen Biss. Stolz präsentierte Braunpfote Bronzeseele seine Beute, die zufrieden schnurrte. „Du bist gut geworden im Jagen. Deine Schwächen gleichst du mit deiner gewaltigen Sprungkraft aus. Aus dir wird noch ein grossartiger Krieger.“ Seine blauen Augen funkelten kurz auf. „Dankeschön!“, miaute er mit einer ungewohnten hohen Stimme. „Wenn du das sagst bedeutet es unheimlich viel! Ich finde nämlich, dass du die grösste Kriegerin im Clan bist!“ Amüsiert stellte sich nun auch Gelbwind dazu. „Ich denke, du hast einen Bewunderer.“ Heiss vor Scham, schüttelte sich Bronzeseele. „Ach, ich bin gar nicht so grossartig. Dein Vater ist doch ein grosser Krieger.“ „Finkenfeder gehört zu den besten im Clan.“, stimmte Gelbwind zu, sodass Braunpfote schlecht protestieren konnte. Plötzlich schreckte Mückenherz auf. „Ich rieche einen Streuner.“ Erschrocken sah sich Bronzeseele um. Es dauerte eine Weile, bis auch die Rotbraune den Streuner riechen konnte. Doch es war kein fremder Geruch. Zwar ganz schwach aber er war ihr gut bekannt. Panisch überlegte Bronzeseele. „Ich werde alleine hingehen.“, beschloss sie leise. „Was?“, miaute Gelbwind erschrocken. „Aber wieso?“ „Es ist nur ein Streuner und ich möchte keinen Kampf riskieren.“ „Und wenn sich noch einer versteckt?“, hinterfragte Braunpfote skeptisch, weshalb die Angst in Bronzeseele stieg. Zum Glück schien noch keiner erkannt zu haben, wer der Streuner war. „Nein!“, bekräftigte die Kriegerin. „Wenn ich Probleme habe, rufe ich euch! Mückenherz, führe die Patrouille weiter zum Wolkensee.“ Der hellbraune Kater nickte nur widerwillig. Wenn Bronzeseele auf eins Vertrauen konnte, dann war es Mückenherz Loyalität. Zwar war der Kater mit dem Befehl nicht zufrieden, befolgte er ihn. Zögerlich folgte ihn Gelbwind und Braunpfote. Einige Herzschläge wartete Bronzeseele, um sicher zu sein, dass keiner ihr folgen würden. Dann stürmte sie los.
Ausser Atem kam sie an der Grenze an. Dahinter lag kein Clan, sondern nur ein Nadelwald, in dem gerne Streuner und Einzelläufer lebten. Der Geruch wurde stärker, er war nicht weit. Tatsächlich hörte sie ihn rufen. „Bronzepfote! Hier bin ich!“ Plötzlich zeichnete sich sein schwarzes Fell von den Bäumen ab. Noch stand er hinter der Grenze, seine blauen Augen stachen aus dem Schatten hervor. „Schattenseele.“, murmelte Bronzeseele ungläubig. „Du bist es wirklich.“ Innerlich wollte Bronzeseele wie ein Jungs jaulen und gleichzeitig lachen. Es war tatsächlich ihr Bruder! Schattenseele, der verbannt worden war! Schattenseele, der Mörder. Ihr Fell prickelte unangenehm bei diesen Gedanken. „Was machst du hier?“ Als Schattenseele einen Schritt näher gehen wollte, wich Bronzeseele instinktiv nach hinten. Verletzt zuckte der Schwarze zusammen. „Hasst du mich? Hasst du mich genauso wie Regenblüte mich hasst?“ Unzählige Gedanken überfluteten ihren Kopf ähnlich wie eine Welle. „I-ich weiss n-nicht.“, stotterte sie verwirrt. „Eigentlich nicht.“ Erleichtert atmete Schattenseele auf. „Das freut mich zu hören. Du bist mir unheimlich wichtig, Bronzepfote. Was macht deine Schülerausbildung?“ „Ich heisse Bronzeseele.“, erwiderte sie mit leeren Kopf. Sofort schien Schattenseele zu wissen, wieso sie so hiess. Liebevoll stupste er sie an, dieses Mal wich sie nicht zurück. „Wie heisst Fliegenpfote jetzt?“ „Fliegenpelz. Ausserdem haben wir jetzt Glühsplitter und Dachsklaue.“ Wieso tut er so, als sei nichts passiert? Wir haben uns seit Monden nicht gesehen? „Es tut mir leid.“, murmelte ihr Bruder, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte. „Ich bin einfach so froh, dich wieder zu sehen. Ich weiss dass du verwirrt bist aber ich liebe dich immer noch.“ „Wieso hast du das getan? Wieso hast du Gänseschwinge getötet?“, platzte es plötzlich Bronzeseele heraus. Nun war sie wütend, sie wollte antworten! Sie wollten einen eindeutigen Grund! „Sie war deine Clankameradin!“ „Denk daran, wie sie mit mir umgegangen sind.“, erwiderte Schattenseele mit einen plötzlichen düsteren Blick, weshalb Bronzeseele schlucken musste, jedoch hatte er recht. „Trotzdem... Bereust du es? Hast du es jemals bereut?“ „Ja, das tue ich jeden Tag. Ich träume immer schlecht, jedoch musste ich es, verstehst du es? Ich hatte keine andere Wahl.“ Hattest du wirklich keine andere Wahl, fragte sie sich. Dennoch konnte sie in seinen Augen zu lesen, dass er nicht log.
Weiter konnten die Geschwister nicht reden, denn plötzlich hörte Bronzeseele ein angriffslustiges Fauchen. Es kam aus den Nadelwald. Ein breiter Streuner knurrte sie an. „Pah! Schattenseele, hast du endlich deinen Clan wieder gefunden?“ Sofort stellte sich Schattenseele vor seine Schwester. „Pass auf, dass ist Kralle, er gehört zu den Machthungrigen Streuner im Nadelwald.“ Kralles Muskeln zeichneten sich unter seinen grauen Fell ab, überall waren Narben von Kämpfen verteilt. „Nimm diesen Kater doch bitte wieder mit, er bringt uns hier nichts.“, miaute Kralle verächtlich, sodass Bronzeseele aus tiefsten Hass knurrte. Niemand würde in ihrer Nähe so über Schattenseele reden! Plötzlich sprang Kralle auf Schattenseele und verbiss sich in seine Schulter, sodass Schattenseele schmerzerfüllt jaulte. Wütend griff Bronzeseele ein und zerfetzte Kralles Ohr, während Schattenseele in seine Vorderpfote biss und diese weg zog. „Na wartet!“, jaulte Kralle und wollte nun auf Bronzeseele springen, doch ihr Bruder warf sich davor. Ängstlich betrachtete die Rotbraune wie Blut aus Schattenseele Flanke floss. Seine Augen waren vor Schmerz glasig. Zufrieden leckte sich Kralle über sein Maul und setzte zum nächsten Angriff an. Ohne darüber nach zu denken, sprang Bronzeseele mit den Krallen voran auf Kralle und traf ihm über sein Auge. Kurz entglitt ihm ein schmerzerfüllter Schrei, dann flüchtete er. Schwer atmend blickte Bronzeseele hinter ihm her. „Du hast mich gerettet.“, miaute Schattenseele erstaunt. „Das war selbstverständlich, du hast mir so oft geholfen, dass ich es kaum wieder gut machen kann.“ „Bronzeseele!“, hörte sie Hagelstern hinter sich jaulen. Schnell blickte sie nach hinten, noch war ihr Anführer nicht zu sehen. „Ich muss weg.“, miaute Schattenseele. „Ich werde dich immer lieben, denke daran. Wir sehen uns sicher wieder.“ Ehe Bronzeseele etwas erwidern konnte, verschwand auch Schattenseele in den Nadelwald. Keinen Herzschlag zu spät, denn Hagelstern, gefolgt von Braunpfote und Staubglanz erschien. Braunpfote, dachte Bronzeseele verärgert. Wieso bist du gekommen? Keuchend blieb der Schüler vor ihr stehen, doch Hagelstern sprach als erstes. „Du Mäusehirn!“, wies er sie zurecht. „Warum bist du alleine los gegangen?“ Noch war Bronzeseele von der Begegnung überwältigt, sodass sie keine Gefühle einordnen konnte, auch wenn der Anführer mit ihr schimpfte. „Geht es dir gut?“, miaute Staubglanz besorgt. Verwirrt blickte sie auf ihre Pfoten, an denen das Blut von Kralle klebte. „J-ja, es ist nicht mein Blut.“ War wohl Schattenseeles Anblick auf seine Pfoten ähnlich nachdem er Gänseschwinge getötet hatte? „Es ist von dem Streuner aber ich habe ihn verjagt.“ „Du kannst das nicht tun!“, erklärte Hagelstern. „Du kannst nicht einfach alleine los stürmen und alleine gegen Streuner kämpfen! Wir sind ein Clan, hast du das verstanden?“ „Tut mir leid.“, murmelte Bronzeseele nur. „Das hoffe ich auch!“, sagte Braunpfote, der nun etwas erleichtert wirkte und drückte seine Schnauze in ihr Fell. Seufzend schloss Hagelstern die Augen. „Nun, jetzt ist es vorbei. Bronzeseele, ich ehre deinen Mut aber wir überleben nur, wenn wir zusammen arbeiten. Heute hattest du Glück.“ Vorsichtig nickte die Rotbraune, dachte aber an Schattenseele. Würde sie ihn wirklich wieder sehen?
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Kapitel 29:
Seufzend wiederholte Gelbwind ihre Anweisung gegenüber Braunpfote. Zwar war der Kater nun bereits seit vier Monden Schüler, dennoch waren seine Probleme massiv. Seine Geschwister waren bereits wieder mit ihren Mentoren zurück ins Lager gegangen, jedoch hatte Braunpfote nach mehr Training gebettelt. Bronzeseele hatte beschlossen als seelischen Beistand zu bleiben. Sie bewunderte Braunpfote jeden Tag aufs neue dafür, dass er sich so viel Mühe gab. Braunpfote entschuldigte sich bei seiner Mentorin und versuchte es dann erneut. Geschwind fuhr er herum und versuchte mit der Kralle aus zu holen, verlagerte aber das Gewicht falsch, sodass er strauchelte. „Mäusedung!“, fluchte er, als er sich halten konnte. „Wieso schaffe ich es einfach nicht?“ Betrübt liess er die Ohren hängen. Gelbwind setzte sich und machte eine Geste, dass er sich neben ihr setzten soll. „Mach dir keine Sorgen darüber. Jeder hat andere Stärken.“ „Aber wieso sind alle anderen besser als ich?“, gab der Kater frustriert wieder. Zu gut konnte Bronzeseele ihn verstehen. Es musste hart sein, wenn alle seine Wurfgefährten ihn um Längen übertrafen. Sie hoffte inständig, dass Braunpfote deswegen nicht länger Schüler bleiben musste. „Vielleicht sind sie besser.“, gab Gelbwind zu. „Aber dafür lernst du etwas sehr wertvolles. Du weisst mehr als alle anderen, dass man manchmal kämpfen muss, um seine Wünsche zu verwirklichen. Und du beweist unglaubliche Geduld und Ehrgeiz bei deinen Training. Du bist ein richtiger Kämpfer, weisst du das? Und zwar ein grösserer als deine Geschwister.“ Der Schüler wirkte etwas glücklicher. Er rappelte sich auf und versuchte die Kampftechnik zu wiederholen.
Kurz nach Sonnenhoch erhob sich Bronzeseele und streckte sich einmal ausgiebig. „Ich gehe noch etwas jagen.“, miaute sie zu Gelbwind. „Okay aber überanstrenge dich nicht.“, gab Braunpfote wieder. „Werde ich schon nicht. Das gleiche kann ich aber auch zu dir sagen.“, schnurrte Bronzeseele belustigt und lief zwischen den Bäumen. Zwar war die Begegnung mit Schattenseele schon mehrere Sonnenaufgänge her, doch immer wieder musste sie an ihren Bruder denken. Sie machte sich sorgen um ihn, jetzt wo sie wusste, wo er lebte. Die Streuner im Nadelwald waren nicht unbedingt freundlich zu ihm. Hoffentlich würde Kralle seine Wut nicht an ihm auslassen. Bronzeseele schüttelte ihren Kopf in der Hoffnung, so ihre Gedanken verjagen zu können. Ein Unwohles Gefühl machte sich in ihr breit. Wieso machte sie sich überhaupt sorgen um ihn? Er war doch ein Mörder! Plötzlich viel ihr ein Gespräch mit Eschenblatt wieder ein. Er hatte ihr mal gesagt, dass sie Schattenseele nicht hassen müsse. Eigentlich hatte Schattenseele so ausgesehen wie früher. Es waren die gleichen warmen Augen, die sie gemustert hatten. Es war die gleiche Wärme, die er ausgestrahlt hatte. Es war immer noch der Bruder, den sie geliebt hatte. Auch jetzt noch liebte sie ihn. Warum hatte sie das Gefühl, ihren Clan verraten zu haben? „Bronzeseele! Warte auf mich!“, rief plötzlich jemand hinter ihr. Verwundert blickte sich die Rotbraune um und konnte Braunpfote erkennen. „Was ist? Trainierst du nicht mehr mit Gelbwind?“ „Nein, das Training ist vorbei. Aber du hast scheinbar noch nicht grossen Erfolg bei der Jagd gehabt.“ „Ertappt.“, gab Bronzeseele zu. „Ich brauchte einfach etwas Zeit zum Nachdenken.“ Verständnisvoll nickte Braunpfote. „Das habe ich mir schon gedacht. Du hast so abwesend gewirkt. Ist etwas passiert?“ Zu gern würde sie sich ihn anvertrauen, konnte es aber nicht, weshalb sie sagte: „Nicht wirklich. Ich habe nur über Regenblüte nachgedacht. Ich finde, sie sieht wieder richtig gut aus.“ „Das stimmt.“, murmelte Braunpfote, als würde er ihr nicht ganz glauben. „Kannst du mir neue Kampftechniken zeigen?“ Verwirrt blinzelte Bronzeseele. „Wie kommst du darauf?“ „Nun, dass lenkt dich von deinen Problem ab und ich lerne noch was dazu.“ Kurz dachte sie nach, sagte aber dann zu.
Was sollte sie Braunpfote beibringen? Am besten eine leichte Kampftechnik, die er schnell lernen konnte. Und eine, die bestenfalls weder Felspfote noch Fichtenpfote kannte, damit er sich besser fühlte. Spontan fiel ihr eine Technik von Schattenseele ein, die ihr schon geholfen hat. „Pass auf, sie ist leicht zu lernen aber sehr effektiv.“ Erwartungsvoll nickte Eichenpfote. „Ich bin bereit.“ „Nicht erschrecken, ich zeige sie dir nur, okay? Du bist jetzt ein Eindringling und ich kämpfe gegen dich.“ „Keine Sorge.“, bekräftigte er. Also machte sich Bronzeseele bereit und lief auf Braunpfote zu, verdeckte kurz seine Sicht mit ihren Schweif und knuffte vorsichtig in seine Vorderpfote und zog diese dann weg, sodass er zu Boden ging. Dies geschah alles innerhalb eines Herzschlages, sodass Braunpfote keine Chance hatte, zu reagieren. Begeistert sprang Braunpfote wieder auf. „Das müsste ich hin bekommen.“ Nun war Braunpfote an der Reihe. Elegant verdeckte er kurz Bronzeseele die Sicht und zog ihr genauso erfolgreich die Pfote weg, weshalb sie mit einen stumpfen Geräusch zu Boden ging. „Genau so.“, schnurrte Bronzeseele zufrieden. „Aber nun sollten wir zurück zum Lager.“
Im Lager angekommen, suchte sich Bronzeseele eine kleine Wühlmaus heraus. Schnell verzerrte sie diese und sonnte sich etwas. Der Wind liess die Blätter rascheln, die Vögel sangen leise ihre Lieder. Seit der Blattfrische war der Wald wieder voller Frische und obwohl sie den Wald so mochte, vermisste sie den Schnee auf den kahlen Bäume. Es hatte etwas mystischen gehabt, obwohl sie die Blattfrische bevorzugte, da es genug Frischbeute gab. Nach einer Weile döste sie vor sich hin und genoss die Ruhe. Erst jetzt bemerkte sie, wie sehr ihre Pfoten schmerzten. Seit Sonnenaufgängen jagte sie viel und half Braunpfote bei seinem Training, sodass sie meisten erst nach Sonnenuntergang Ruhe hatte. Ein verächtliches Fauchen liess sie zusammen zucken. „Schon wieder nur am faulenzen?“ Natürlich war es Dachsklaue, die sich neben Bronzeseele setzte. „Was ist denn jetzt schon wieder?“, seufzte Bronzeseele genervt von ihr. Seit der Kriegerernennung versuchte die Rotbraune eigentlich der schwarzen Kätzin aus den Weg zu gehen. Zumindest soweit wie es ging. „Immer wenn ich dich sehe bist du nur am dösen oder frisst dich fett.“, rief sie ungewohnt laut, sodass Bronzeseele kurz die Augen öffnete. Sie erkannte Stachelbeere, die vor Hagelsterns Bau sass und die beiden Kriegerinnen beobachtete. Verärgert fauchte Bronzeseele leise auf. Dachsklaue versuchte also, Bronzeseele schlecht darzustellen. „Und jetzt sonnst du dich auch nur!“, miaute Dachsklaue empört weiter, sodass nun auch Stachelbeere langsam zu den Beiden lief, weshalb sich Bronzeseele aufsetzte. Sie wusste, dass sie Dachsklaue nichts erwidern musste, es würde sowieso nicht viel bringen, Dachsklaue würde ihr das Wort im Mund umdrehen. „Dachsklaue, wie es mir scheint, hast du ein Problem bezüglich Bronzeseele.“, kam die graue Stellvertreterin direkt zum Thema. Höflich neigte Bronzeseele ihren Kopf, währenddessen sich die Schwarze zufrieden über die Schnauze leckte. „Nun, Bronzeseele ist ziemlich faul. Ich sehe sie nur Faulenzen.“ „Ach so?“, miaute Stachelbeere verwundert und riss ihre bernsteinfarbenen Augen auf. „Dachsklaue, du bist eine talentierte Kriegerin im Clan, wahrscheinlich sogar die Beste.“ Neidisch schielte Bronzeseele mit zusammen gekniffen Augen zu Dachsklaue. Die Eifersucht liess ihr Fell glühen, doch Stachelbeere redete weiter. „Aber Bronzeseele ist eine fleissige Kriegerin, die am liebsten bei jeder Patrouille wäre. Überdenke deine Aussage lieber noch mal.“ Frustriert leckte Dachsklaue paar mal ihr Brustfell, funkelte dann Bronzeseele feindselig, ehe sie zu ihren Vater tapste. Stachelbeere schüttelte ihren Kopf. „Ich frage mich wieso ihr euch immer Streiten müsst.“ „Ich habe doch gar nichts getan!“, wehrte sich Bronzeseele automatisch. „Dachsklaue fängt immer an!“ „Schiebe nicht alles auf Dachsklaue. Zum streiten gehören immer zwei.“ Protestierend öffnete Bronzeseele ihr Maul, sagte aber nichts. „Übrigens, deine Mutter wollte mit dir reden.“
Verwundert betrat Bronzeseele den Ältestenbau. Regenblüte sonnte sich zwar gerne aber seit dem Tot von Blütensturm verbrachte sie mehr im Bau, um Brisenpelz auf zu muntern. „Regenblüte?“ „Ah, da bist du ja.“, hörte sie die Stimme ihre Mutter. Sie lag auf ihr Moosnest, daneben waren Fliegenpelz und Blitzlicht. Nun war Bronzeseele noch verwirrte. „Ich habe gedacht, wir sollten mal etwas in den Wald gehen. Das haben wir das letzte Mal gemacht, da wart ihr beiden noch Jungen.“ Dabei glänzten ihren grauen Augen, als würde sie in Erinnerungen schweben. Blitzlicht nickte zustimmend. „Ja, das ist eine brillante Idee! Kommt!“ Der stolze Kater erhob sich bereits und lief aus dem Ältestenbau. Kurz wechselten Fliegenpelz und Bronzeseele einen Blick, folgten dann aber ihren Vater. Beide achteten darauf, dass ihre Mutter gut mit kam. Die Krankheit war zum Glück ganz geheilt, sodass Regenblüte wieder jünger aussah. „Der Wald ist echt schön.“, seufzte sie verträumt. Blitzlicht stimmte ihr zu. „Wir sollten eigentlich öfter durch den Wald gehen. Dann fange ich dir die beste Beute!“ Amüsiert schnurrte Blitzlicht. „Der Clan kommt zu erst, mein Lieber.“ „Für mich kommst du als erstes.“, erwiderte der Braune liebevoll. „Sie sind genauso schlimm wie damals!“, lachte Fliegenpelz auf. „Stimmt. Als wir Jungen waren, haben sie es ständig gemacht.“ „Irgendwann seid ihr genauso schlimm und dann machen wir uns lustig über euch.“, gab Blitzlicht genauso lachend wieder. Obwohl Bronzeseele sich eigentlich etwas mehr Ruhe erhofft hatte, fühlte sie sich innerhalb ihrer Familie wohl. Alle Sorgen und Gedanken um Schattenseele oder Dachsklaue konnte sie so gut vergessen und einfach den Moment geniessen.
Kapitel 30:
Graue Wolken verdeckten die Sonne als Bronzeseele aus dem Kriegerbau kam. Die Luft war unangenehm feucht. Bei jeden Schritt über den Boden wurden ihre Pfoten durch das Gras nass. Noch etwas müde blickte sie sich um. Stachelbeere sprach mit Hagelstern. Felspfote und Fliegenpelz unterhielten sich, während Finkenfeder eine Patrouille führte. Gluttiger verliess ebenfalls den alten Fuchsbau und stellte sich neben Bronzeseele. „Sieht nicht gerade schön aus heute. Sicherlich regnet es bald...“ „Solange es genug Beute noch gibt, geht es noch.“, erwiderte Bronzeseele. Sie hatte nichts gegen Regen, solange es nicht zu stark wurde. Verächtlich schnaufte der Rote dazu. „Nenne mir eine Beute, die jetzt freiwillig raus geht. Ausserdem wird mein Fell nass!“ Daraufhin verdrehte Bronzeseele die Augen. Wahrscheinlich hätte er noch was an den SternenClan Krieger aus zu setzten, selbst wenn sie sein Leben retten würden. „Der Clan geht aber vor deinem Fell.“, neckte Bronzeseele ihren ehemaligen Mentor, der sie mit gespielter Kränkung anstiess. „Als du noch meine Schülerin warst, hast du dich solche Kommentare noch gar nicht getraut.“ „Nun, ich habe auch jetzt begriffen, dass du manchmal auch nur aus heisser Luft bestehst.“, prustete die Rotbraune daraufhin hin. „Vielleicht sollte ich dir mal wieder Respekt beibringen.“, miaute nun Gluttiger mit einen amüsierten Funkeln in den blauen Augen. Dieses Angebot wollte Bronzeseele eigentlich dankend ablehnen, doch da kam ihr Stachelbeere zuvor. „Ah, Gluttiger! Gutes Timing! Du führst gegen Sonnenhoch eine Patrouille zum KlippenClan. Bronzeseele, du kommst mit, genauso wie Dachsklaue, Staubglanz, Braunpfote und Fichtenpfote.“ „Wieso Dachsklaue?“, platzte es Bronzeseele heraus, zuckte aber zusammen, als sie es bemerkte. „A-also...“, stotterte sie glühend vor Scham, den Blick richtete sie schnell auf ihre Pfoten, während sie noch nach einer Erklärung suchte, jedoch kannte die zweite Anführerin längst den wahren Grund. „Ich weiss dass ihr euch nicht gut versteht aber Clangefährten bleiben Clangefährten und wenn du dies nicht verstehst dann bis du hier falsch!“ Zu Bekräftigung gab es noch einen warnenden Blick. Verbissen nickte Bronzeseele. „Mach dir nicht daraus.“, flüsterte Gluttiger tröstend. „Wahrscheinlich musste sie Dachsklaue zu uns packen, weil keiner sie haben wollte.“ Dadurch konnte er doch noch Bronzeseele zum Lachen bringen. Kein Herzschlag später stand plötzlich ein weisser Kater mit schönen, dunkelblauen Augen vor ihr. „Guten Morgen.“, gähnte Glühsplitter. „Hast du Lust einen Vogel mit mir zu teilen?“ Überrascht über dieses Angebot, klopfte Bronzeseele Herz schneller. „Gerne!“
Während sie sich den Vogel teilten, unterhielten sie sich wieder wie beste Freunde. Es erwärmte ihr Herz wieder so mit Glühsplitter herum albern und lachen zu können. „Borkenkralle hat mir erzählt, dass du letztens mit Regenblüte einen Spaziergang gemacht hast. Geht es ihr wieder gut?“ In den letzten Tagen war Bronzeseele öfters mit Regebnlüte im Wald gewesen und versuchte sie so oft wie Möglich zu besuchen. „Ihr geht es echt gut aber ich glaube nicht dass sie wieder Kriegerin wird.“ Mitfühlend senkte der Weisse seinen Blick. „Und alles wegen Schattenseele.“, grummelte er, blinzelte aber dann erschrocken. „Tut mir leid, ich wollte nicht...“ Verständnisvoll schüttelte Bronzeseele den Kopf. „Schon okay, du hast allen Grund dazu ihn zu hassen.“ Die Worte schmerzten dennoch. Der Gedanke, dass alle Anfeindungen gegen ihren Bruder gerechtfertigt waren, stimmte sie traurig. Dies schien Glühsplitter zu merken, da er näher an sie heran rückte. „Du hasst ihn nicht, oder?“ Zustimmend nickte Bronzeseele. „Dennoch will ich nicht so werden wie er.“ Fürsorglich drückte Glühsplitter seine Schnauze in ihr Fell. „Das wirst du nicht. Ich weiss was für eine wundervolle Kätzin du bist, die an alle denkt.“ „Dankeschön.“, schnurrte Bronzeseele überglücklich mit geschlossen Augen und auch die ersten Regentropfen konnten den Moment nicht ruinieren.
Zu Bronzeseeles Pech hatte sich der Regen verschlimmert. Nun motzte Gluttiger mehr als sonst rum. Immer wieder fauchte er die Nässe an, sodass er immer wieder von seiner Gefährtin angestossen wurde. „Du alter Flohball!“, seufzte sie entnervt. „Der Regen ist schuld!“ „Wofür? Dass du Wasserscheu bist?“, neckte Bronzeseele ihn weiterhin., was Gluttiger nicht sonderlich gefiel. „Sie hat recht.“, stimmte Staubglanz amüsiert zu. „Ist mir egal, ich will nur zurück in mein Nest!“ Der Anführer der Patrouille murrte weiterhin nur herum, weshalb sich Bronzeseele zu Braunpfote gesellte. Er tapste als letztes hinter den anderen her. Dabei funkelte er Dachsklaue an, die vor Fichtenpfote mit ihren Kampftechnik angab. „Was ist?“ Der Getupfte zuckte kurz mit dem Ohr, seine blauen Augen waren finster. „Dachsklaue. Sobald ich sie frage, ob sie mir etwas erklären kann, faucht sie mich an aber Fichtenpfote erklärt sie alles!“ Dann wirkte der Schüler verunsichert. „Ist das schlimm wenn ich auf meine Schwester eifersüchtig bin?“ „Natürlich nicht!“, erwiderte Bronzeseele schnell. Mitfühlend streifte sie mit ihren Schweif seine Schulter. „Solange du weisst, dass Dachsklaue und nicht Fichtenpfote die Schuldige ist.“ Frustriert schnaubte Braunpfote: „Das ist mir klar aber Fichtenpfote gilt als so gute Schülerin und ich bin der, der nach extra Training bettelt!“ „Das stimmt nicht. Ich finde du bist der beste Schüler aus allen Clans!“, versuchte die Rotbraune ihn auf zu muntern, mit eher geringen Erfolg. Schweigend nickte er, hielt aber den Blick starr auf den Boden gerichtet. Nun wusste Bronzeseele nicht weiter. Kurz fiel ihr Blick auf Dachsklaue, die sich in diesem Herzschlag umdrehte. Im Schatten der Bäume war ihr Fell kaum aus zu machen, nur ihre grüne Augen blitzen immer wieder auf. Bronzeseele wurde bei diesem Anblick kalt. Es fühlte sich so an, als wollte Dachsklaue sie mit dieser Aktion ärgern, als wäre es nicht gegen Braunpfote sondern gegen sie. Schweigen näherte sich die Patrouille der Grenze, wo einige KlippenClan Katzen auf sie zu warten schienen. Eiskralle und sein Schüler waren unter ihnen. „Ich rieche Blut!“, stellte Fichtenpfote erschrocken fest. Verwirrt darüber musterte Bronzeseele die Katzen genauer. An Wüstenpfotes Ohr war eine noch blutende Kerbe und an Eiskralles Flanke fehlten einige Fellfetzen. Eine silberne Kätzin hatte eine Wunde an der Schulter, die aber nicht al zu tief war. Es wirkte so, als hätten sie bis gerade gekämpft. „Bronzeseele! Komm schnell!“, keuchte Eiskralle auf, seine grünen Augen waren glasig vor Angst. „Was ist passiert? Seid ihr angegriffen worden?“ „Zwei Dachse! Sie waren auf unserem Territorium! Wir haben sie verjagt und sie sind über eure Grenzen geflohen! „Wie bitte?“, fauchte Gluttiger auf. „Und ihr habt sie nicht daran gehindert?“ Erschrocken blinzelte Eiskralle. „Gluttiger! Zügel deine Zunge!“, schritt Staubglanz dazwischen. „Wir danken euch über diese Information aber ihr solltet so schnell zu wie möglich zu Seeblatt.“ Die KlippenClan Katzen nickten und wünschten ihnen noch viel Glück „Ich denke, wir sollten zum Fuchsfelsen.“; schlug Dachsklaue vor. In ihren Fell hingen ein paar Regentropfen, die die Kätzin kurz aufblitzen liess, als diese herum fuhr und bereits losgehen wollte. „Arroganter Fellball!“, rief Gluttiger sie erzürnt zurück, sodass Dachsklaue Fell sich aufstellte. „Wie hast du mich genannt!? Sag das nochmal und ich werde dein Fell als Nestmaterial verwenden!“ Schnell trat Bronzeseele dazwischen, bevor es richtig eskalieren konnte. „Seid beide Still! Dafür ist keine Zeit! Wir gehen zum Fuchsfelsen. Fichtenpfote, hier in der Nähe müsste Habichtwolkes Patrouille sein. Suche sie und komm mit ihnen zum Fuchsfelsen!“ Die schwarzweisse Kätzin nickte und rannte los. „Und wer hat dich jetzt zur Anführerin ernannt?“, hinterfragte Dachsklaue mit zurückgezogenen Lefzen. „Dafür ist keine Zeit.“, erinnerte Staubglanz mit strengen Blick. Murrend machte sich Dachsklaue auf den Weg.
Schnell erkannte Bronzeseele eine durch den Regen abgeschwächte Fährte von den Dachsen, die zu den Fuchsfelsen führten. Also hatte Dachsklaue mit ihrer Vermutung recht behalten, was die rotbraune nur ungern zugab. Auch die anderen Katzen bemerkten die Fährte und sie sprinteten los. Bronzeseeles Herz klopfte gegen ihre Brust, das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie war war nervös, schon beinahe beunruhigt. Neben ihr war Braunpfote, in dessen Augen sich Angst wieder spiegelte, sein Fell war aufgestellt wie die Stacheln eines Igels. Dachsklaue hingegen wirkte eher voller Vorfreude auf den Kampf, ihre Krallen waren bereits ausgefahren. Ungewöhnlich schnell erreichten sie den Fuchsfelsen, von der Duftspur geführt. Sie war kaum zu erkennen, jedoch frisch. Dennoch fragte sich Bronzeseele wieso es nicht schon vorher gemerkt hatte. Zwischen den Bäumen hindurch erkannte sie die Fuchsfelsen und auch schwarzweisses Fell. Die Dachse waren gross, um einiges grösser als einer Katze. Oft hatte Bronzeseele der Geschichten der Ältesten gelauscht, doch so hatte sie sich einen Dachs nicht vorgestellt. In Wirklichkeit wirkten sie viel bedrohlicher als eine Geschichte überhaupt rüber bringen konnten. Ihre Augen waren klein und schwarz, als könnten sie nichts damit sehen. Dafür aber waren ihre Tatzen gewaltig, die Krallen spitz und tödlich. Gluttiger brachte die Patrouille zum stehen, gut versteckt vor einen Busch. „Wir sollten auf Habichtwolke warten.“, schlug Staubglanz unruhig vor, doch Gluttiger schüttelte den Kopf. „Wie könnten wir!?“, gab auch Dachsklaue wieder. Ausnahmsweise waren die Beiden einer Meinung. „Aber reichen fünf Katzen gegen zwei Dachse?“, gab Braunpfote zu denken. Bronzeseele musste ihn zustimmen, dennoch sollten sie möglichst bald handeln. Noch gruben die Dachse den alten Bau unter den Felsen wieder aus, doch lange würde sie es nicht aufhalten und wenn sie einen Ort hatten, wo sie sich verstecken konnte, würde der Kampf schwerer werden. „Bronzeseele, was sagst du dazu?“, fragte nun Staubglanz. „Es steht zwei gegen zwei, du entscheidest.“ „Wir sollten vorsichtig kämpfen und hoffen, dass Stachelbeere bald kommt.“; murmelte Bronzeseele etwas unwohl, jedoch hielt sie es für das beste. „Gute Entscheidung!“, kam es von Gluttiger zufrieden, der seine Krallen zeigte. Mit einer Geste eröffnete er den Kampf. Dachsklaue und Gluttiger griffen das Dachsmännchen an, Staubglanz, Bronzeseele und Braunpfote das Weibchen. Mit möglichst grossen Abstand versuchte sie die Aufmerksamkeit vom Dachs zu erzielen, damit Staubglanz und Braunpfote in Sicherheit die Dächsin angreifen konnten. Geschickt wich Bronzeseele einen Prankenangriff aus, währenddessen sich Staubglanz in die Hinterpfote verbiss. Braunpfote stand auf der anderen Seite, unschlüssig, ob er nun Angreifen sollte oder nicht. Unerwartet spürte die Kriegerin einen heftigen Schlag gegen ihre Schulter, der einen merkwürdigen Laut von sich gab. Schmerzerfüllt kreischte Bronzeseele auf, riss sich aber zusammen. Der Männliche Dachs hatte sie angegriffen und mit der Pranke gegen ihre Schulter geschlagen. Fluchend tauchte Gluttiger hinter ihn auf, der bereits eine Wunde an seinen Hinterbein hatte. Panisch drehte sich Bronzeseele im Kreis, beide Dachse knurrten sie an und sie selbst konnte mit der verwunderten Schulter schlecht wegrennen. Woher haben sie noch all die Kraft? Der KlippenClan hat sie doch heute noch verjagt, dachte sie ängstlich, dann bemerkte sie die Antwort. Es ist die Verzweiflung, die sie stark macht! Die Dächsin hob ihre Pranke zu einem erneuten Angriff, weshalb Bronzeseele erschrocken nach hinten stolperte. Ehe die Dächsin sie treffen konnte, sprang plötzlich ein Kater vor sie. Es war Braunpfote, der die Wucht abkam und aufschrie. Der Geruch von Blut verbreitete sich in der Luft. Braunpfote zitterte am ganzen Körper, an seiner Flanke war eine tiefe Wunde. Im gleichen Moment kam Habichtwolke gemeinsam mit Finkenfeder, Fleckentau, Mückenherz und Fichtenpfote. Fleckentau blickte besorgt auf ihr Junges, während Bronzeseele es durch den Schock fast nicht mitbekommen hätte, dass die Verstärkung da war. „Bronzeseele, geh schnell mit Braunpfote weg von hier! Er muss dringend zu Eschenblatt!“ Benommen nickte Bronzeseele. Die Sorge um ihren Freund brannte sich in ihren Gedanken ein und führte ihn Richtung Lager. Erschöpft lehnte er sich an Bronzeseele. Bereits nach wenigen Herzschlägen war ihr Fell rot von seinem Blut, doch seine Augen waren einigermassen klar.
Als Eschenblatt die Schulter von Bronzeseele wieder eingerenkt hatte, bemerkte Bronzeseele, dass Hagelstern den Clan zusammen rief. Eschenblatt verbat es ihr aber, auch an der Versammlung teil zu haben. Er gab ihr noch einige Mohnsamen wegen den Schmerzen, die sie langsam spürte. Braunpfote hatte irgendwie geschafft, jedoch war seine ganze Flanke mit Spinnweben übersät. Er schlief unruhig, die Flanke und senkte sich. „Er wird es überleben.“, miaute Eschenblatt, weshalb Bronzeseele aufatmen konnte. Sie richtete den Blick auf die Versammlung, wo Hagelstern Dachsklaue in höchsten Tönen lobte, da sie sich gut im Kampf bewiesen hatte und die Dachse in den Nadelwald gejagt hatte. Verärgert wand sich Bronzeseele ab und betete zum SternenClan, dass Schattenseele keinen Dachs treffen würde.
Kapitel 31:
Die feuchte Luft vom Regen kribbelte in Bronzeseele Nase. Als sie verschlafen die Augen öffnete, erkannte sie eine dicke Wolkendecke über den Himmel. Nur wenig Licht fiel in den Heilerbau, weshalb Braunpfote noch tief schlief. Eschenblatt jedoch war schon auf, genauso wie seine Heilerschülerin Abendpfote, welche besorgt bei ihren Bruder sass. Vorsichtig streckte sich Bronzeseele, die eingerenkte Schulter tat eigentlich nicht mehr weh, jedoch durfte sie sie nicht zu sehr belasten. „Kann ich heute wieder Jagen?“, fragte die Kriegerin bei dem Heiler, der kurz überlegte. „Lass mich die Schulter noch Mal anschauen.“, murmelte er. Er tastete die Schulter ab und überprüfte die Wunde. „Es ist noch nicht ganz verheilt.“, stellte er fest. Enttäuscht über diese Antwort wollte sich Bronzeseele hinlegen, jedoch redete der Schwarzweisse weiter. „Aber ich denke, dass du wohl etwas Jagen kannst. Aber nicht mehr als eine Patrouille und auch nur kurz!“ In seinen grünen Blick lag etwas warnendes, weshalb Bronzeseele schnell nickte. Dem Heiler würde sie keinesfalls widersprechen. „Wie geht es Braunpfote?“, erkundigte sie sich aber noch schnell. Der Schüler schlief viel und wenn er wach war, starrte er meistens nur die Wand an. Sobald Bronzeseele versucht hatte, ihn an zu sprechen, hatte er nichts erwidert. Seine Augen waren nur glasig vor Schmerz gewesen. Eigentlich wollte sie sich noch bei ihn bedanken. Er hatte sich vor ihr gestellt und den Dachsangriff einstecken müssen, der eigentlich ihr galt. Braunpfote hatte ihr das Leben gerettet. „Das Schlimmste ist überstanden.“, erwiderte Eschenblatt. „Aber es wird noch dauern, bis er ganz Gesund ist. Eine Weile wird er noch hier im Heilerbau liegen.“ „Ich verstehe.“, murmelte Bronzeseele. Bevor sie den Heilerbau verliess, drückte sie noch vorsichtig ihre Schnauze in sein Fell. „Ich hoffe, deine Wunden heilen schnell. Ich danke dir dafür, dass du mich gerettet hast.“ Der Schüler zuckte im Schlaf nur kurz mit dem Ohr.
Draussen sprach Bronzeseele sogleich Habichtwolke an. „Eschenblatt sagte, ich darf an einer kleinen Jagdpatrouille teilnehmen.“ Die Graue blinzelte überrascht. „Schon? Das ist gut zu hören. Dann kommst du mit mir und Felspfote. Wir gehen dann denn Richtung Wolkensee. Da ist der Wald besonders dicht. Trotz des ständigen Regen müssten wir dort etwas fangen.“ Aufgeregt nickte Bronzeseele. Sie freute sich endlich wieder jagen zu dürfen! Plötzlich stürmte Sandtupf aus der Kinderstube und rief nach Eschenblatt. Der Heiler kam schnell aus dem Heilerbau gestürzt. „Was ist?“ Die ganze Aufmerksamkeit galt nun Sandtupf. Fliegenpelz blickte sogar von seine Beute auf. „Sichelmond bekommt ihre Jungen! Komm schnell!“ „So früh?“, murmelte der Heiler, eher zu sich als zur Sandtupf. „Fleckentau und Finkenfeder, passt im Heilerbau auf Braunpfote auf. Wenn etwas mit ihm ist, holt Abendpfote. Ich bin gleich bei Sichelmond.“ Fleckentau und Finkenfeder nickten und liefen schnell zu ihren Sohn, währenddessen kurz darauf Eschenblatt mit verschiedenen Kräuter den Heilerbau verliess, dicht gefolgt von Abendpfote, die einen dicken Ast bei sich trug. „Einen Grund mehr möglichst viel zu erbeuten.“, brummte Habichtwolke. „Nach der Geburt wird Sichelmond eine Stärkung brauchen.“ „Ich hole eben Felspfote.“, bot Bronzeseele an. Die graue Schülerin sass neben Fliegenpelz und redete mit ihn. „Was glaubst du, wie viele Jungen sie bekommt? Und wie werden sie heissen?“ „Weiss nicht.“, murmelte Fliegenpelz nachdenklich „Hey, Felspfote! Wir sind in einer Jagdpatrouille eingeteilt.“ Erstaunt hoben die beiden ihre Köpfe. „Bronzeseele!“, miaute Fliegenpelz glücklich und sprang auf. „Dir geht es besser!“ „Es reicht für eine kleine Patrouille.“, sagte Bronzeseele. „Und ich bin dabei?“ Felspfote klang überrascht aber fröhlich. „Ich werde mein bestes geben, damit es eine super Patrouille wird!“ Amüsiert schnurrte Bronzeseele. Felspfote war immer voller Enthusiasmus bei ihrem Tun und konnte jede Katze zum Lachen bringen. Bis auf Gluttiger aber dieser gehörte zu den schlechtesten gelaunten Katzen in allen vier Clans.
Habichtwolke führte die Patrouille und ausnahmsweise redete sie auch selbst mal etwas. Vor allem ging es um Sichelmond. „Es ist eine Schande, dass Wolkenfrost verstarb. Er Sichelmond sicherlich helfen wollen.“, gab Habichtwolke zu denken. Bronzeseele musste ihr recht geben. Als Junges hatte sie sich immer gefreut, wenn Blitzlicht die Kinderstube besucht hatte. Sichelmonds Jungen würden sicherlich nach ihren Vater fragen und ihn missen. „Dann werde ich mit den Jungen viel spielen, damit sie Wolkenfrost nicht so sehr vermissen.“, versprach Felspfote. „Wenn es ausreicht.“, überlegte Habichtwolke. „Ausserdem kannst du nicht deine Pflichten als Schüler Vernachlässigen wegen Jungen.“ „Werde ich schon nicht!“, bekräftigte Felspfote schnell. „Ich werde ganz viel für den Clan tun und für Sichelmonds Jungen!“ „Dann kannst du ja hier in der Jagdpatrouille anfangen.“ Eifrig nickte Felspfote und prüfte die Luft. Als sie etwas roch, duckte sie sich und überprüfte die Windrichtung. Vorsichtig näherte sie sich einen Busch und nickte plötzlich Bronzeseele zu, die schnell verstand und sich ebenfalls hinkauerte. Es wirkte fast so, als würde sie mit Fliegenpelz jagen. Sicherlich lag es daran, dass sie bereits oft mit Fliegenpelz gejagt hatte und ihm ähnlich war. Mit einen plötzlichen Sprung schreckte sie eine Maus aus dem Gebüsch auf, welche panisch direkt in Bronzeseeles Pfoten rannte, sodass sie diese schnell töten konnte.
Die Jagdpatrouille erbeutete noch zwei weitere Mäuse und ein Eichhörnchen, ehe sie zurück zum Lager gingen. Dort unterhielten sich die Katzen aufgeregt und Bronzeseele konnte aufschnappen, dass Sichelmond zwei gesunde Katers geboren hatte. Aufgeregt wechselten Felspfote und Bronzeseele einen Blick und stürmten sogleich mit jeweils einer Maus im Maul zur Kinderstube. Habichtwolke hörten sie nur noch seufzen. Als sie die Kinderstube betraten war der Geruch von Milch in der Luft. Sichelmond lag in ihren Nest, die Augen leuchteten Stolz. Zwei kleine Jungen lagen an ihrem Bauch und tranken Muttermilch. Der kleinere von Beiden war ein weisser Kater mit silbernen streifen. Der andere ein silberner Kater mit einer weissen Pfote und Brust. „Sie sind wunderschön.“, murmelte Felspfote verträumt. Vorsichtig legte sie ihre Maus vor Sichelmond ab, Bronzeseele tat es ihr gleich. „Wolkenfrost sieht bestimmt vom SternenClan auf euch hinab und freut sich.“, murmelte Bronzeseele leise. „Ich hoffe es.“, erwiderte Sichelmond. „Er wäre sicher stolz auf sie.“ „Hast du schon Namen für sie?“, erkundigte sich Felspfote vorsichtig. „Noch nicht. Ich weiss nicht, wie sie heissen sollen. Eigentlich wollte ich gemeinsam mit Wolkenfrost die Namen aussuchen aber nun ist es nicht mehr möglich.“ Kurz neigte sie den Kopf, als würde sie trauern. „Warm sucht ihr sie nicht aus?“ „Dürfen wir?“, miaute Felspfote überrascht auf. Bronzeseele fühlte sich geehrt, wusste aber nicht, ob sie es gut heissen sollte. Vielleicht würde Sichelmond es später bereuen. „Ich bitte euch darum.“, gestand Sichelmond. „Wie wäre es, wenn der silberne Kater Silberjunges heisst?“, schlug Felspfote vor. Die Königin nickte. „Ein guter Name für ihn.“ Nun war Fuchsseele dran. Der weisse Kater hatte weiche silberne Streifen, die ungewöhnlich hell waren. „Eulenjunges.“, beschloss die Rotbraune. „Silberjunges und Eulenjunges. Wundervolle Namen.“, schnurrte Sichelmond zufrieden. Ihre grünen Augen waren ungewohnt liebevoll. Erstaunlich wie sehr die Jungen sie bereits verändert haben. Sie bemerkte wie erschöpft Sichelmond war, weshalb sie Felspfote heraus stupste. „Wir gehen jetzt.“
Ginsterjunges, Schneejunges und Mondjunges tummelten vor dem Lagerausgang. Auffällig leise versuchten sie sich dem Ausgang zu nähern. „Was haben sie jetzt schon wieder vor?“, murmelte Bronzeseele zu sich selbst. Ginsterjunges führte die Bande scheinbar wieder, während Mondjunges sich leise darüber beschwerte, dass sie solange warten musste. Schneejunges verdrehte ihre blaue Augen. „Hey, Bronzeseele!“, miaute unerwartet Regenblüte. „Hast du schon Sichelmonds Jungen gesehen?“ „Ja, habe ich.“, antwortete Bronzeseele schnell und versuchte noch einen Blick auf Hagelsterns Jungen zu werfen, welche jedoch verschwunden waren. „Tut mir leid, ich muss noch mal in den Wald.“, sagte sie daher zu ihrer Mutter und verliess das Lager. Der Geruch von den Jungen lag deutlich in der Luft, sodass Bronzeseele sie schnell aufspüren konnte. Sie waren noch nicht weit aus dem Lager, sodass die Kriegerin die drei schnell einholte. Schneejunges weisses Fell mit der schwarzen Pfote und gleichfarbigen Schweif fiel schnell zwischen den Bäumen auf. „Wo müssen wir denn hin?“, miaute Mondjunges orientierungslos. „Vertraue mir, ich weiss wo wir sind.“, gab Ginsterjunges wieder, währenddessen Schneejunges den Kopf schüttelte. „Gar nicht war! Der MoosClan war auf der anderen Seite!“ „Das weisst du doch gar nicht!“, protestierte nun Ginsterjunges. „Ihr drei haltet sofort an!“, rief Bronzeseele nun, sodass sich die drei schockiert umdrehten. „Bronzeseele!“, quiekte Schneejunges erschrocken auf. „Na toll!“, kam es von Ginsterjunges. „Das habt ihr ja toll gemacht! Jetzt wurden wir entdeckt!“ „Was denkt ihr euch dabei?“, murmelte Bronzeseele kopfschüttelnd. „Wisst ihr überhaupt in welcher Gefahr ihr euch begeben habt!?“ „Von wegen! Ich habe spitze Krallen!“, gab Ginsterjunges widerwillig wieder. „Ihr kommt ohne Widerrede mit, dann lasse ich Hagelstern nichts davon erfahren.“ Mondjunges Augen wurden gross. „Hagelstern wird böse auf uns sein, wenn er davon erfährt!“ Schneejunges murmelte etwas zustimmendes, nur Ginsterjunges wirkte Stur. „Du kannst alleine zum MoosClan gehen, wenn du willst.“, miaute ihr Bronzeseele zu und lief mit den anderen Jungen zurück. „Aber pass auf die Füchse auf. Und die MoosClan Krieger, die ihre Krallen in dein Fell graben, wenn sie dich erwischen.“ Keinen Herzschlag später folgte dann doch noch Ginsterjunges Bronzeseele.
Kapitel 32:
Als Bronzeseele sich gerade eine Maus aus dem Frischbeutehaufen nehmen wollte, stolperte überraschender Weise Silberjunges über ihre Pfoten. Der kleine Kater rappelte sich schnell auf, ehe er von seinen Bruder umgerannt wurde. „Hey!“, quiekte er protestierend, währenddessen Eulenjunges lachte. „Selber Schuld! Du warst zu langsam!“ „Gar nicht!“ Bronzeseele musste sich ein amüsiertes Schnurren unterdrücken, als sie die Streiterei der Jungen hörte. „Ihr beiden, dürft ihr denn schon aus der Kinderstube? Nicht, dass Sichelmond wütend wird.“ Die sonst zu zickige Kätzin war durch die Jungen ruhiger und fürsorglicher geworden. „Natürlich!“, erklärte Eulenjunges etwas schüchtern. „Wir sorgen dafür, dass Sichelmond sich keine Sorgen machen musst!“, fügte Silberjunges hinzu. „Dann ist sie nämlich auch traurig und das wollen wir nicht.“ „Das ist eine gute Idee. Eure Mutter macht sich nämlich viele Sorgen um euch.“, erwiderte die Rotbraune. „Ich weiss! Sichelmond sagt aber immer, dass unser Vater vom SternenClan auf uns aufpasst! Und dass Wolkenfrost ganz stolz auf uns ist.“, redete Eulenjunges weiter. Silberjunges nickte vorsichtig. Bronzeseele bemerkte dass Silberjunges die gleichen braunen Augen besass wie sein Vater, währenddessen Eulenjunges Grünen genauso wie Sichelmonds funkelten. „Du, Bronzeseele?“, fragte nun Silberjunges nervös. „Kannst du uns sagen wo der Kriegerbau ist? Wir wohlen nämlich das ganze Lager erkunden.“ „Trotz des Regens? Ich würde lieber im Bau bleiben.“, murmelte Bronzeseele und schüttelte sich die Regentropfen aus dem Fell. „Wir haben zwei Kriegerbaue. Der eine ist der Baumstamm in der Nähe der Kinderstube und der zweite ist in einem Fuchsbau am Lagereingang. An eurer Stelle würde ich aufpassen. Wenn ihr in den Baumstamm geht, könntet ihr Dachsklaue verärgern und im Fuchsbau wartet Gluttiger.“ Die Jungen tauschten einen erstaunten Blick. „Vielleicht sollten wir nicht in die Kriegerbaue gehen.“, flüsterte Eulenjunges unsicher aber Silberjunges schüttelte den Kopf. „Keine Sorge! Wir alle gehören zum DornenClan! Und ausserdem hast du mich noch. Ich beschützte dich!“ „Dafür stehe ich in deiner Schuld.“, bedankte sich Eulenjunges fröhlich und damit liefen die Jungen zum einen Kriegerbau.
Der Regen wurde auch nicht schwächer als die Sonne ihren höchsten Punkt erreichte. Die meisten Katzen blieben in ihren Bauen doch Bronzeseele hielt es im Fuchsbau nicht aus, da Gluttiger den Regen verfluchte, während Staubglanz versuchte, ihn wieder zu beruhigen. Daher suchte Bronzeseele nach einer Beschäftigung. Finkenfeder rief gerade Katzen für eine Grenzpatroulie zusammen, darunter auch Dachsklaue, weshalb Bronzeseele sich nicht anschloss. Sie wollte weiterhin der schwarzen Kätzin aus den Weg gehen. Daher lief sie zum Heilerbau, um nach Braunpfote zu schauen. Die Wunde hatte sich entzündet, sodass er immer noch vom Training fern blieb, ganz zu seinem Leiden. Oft wenn sie ihn besucht hat, hatte er heimlich versucht zu üben. Für ihn war es sehr frustrierend, da der Kampf schon einige Zeit her war und er jetzt im Training noch mehr Probleme bekommen würde. Einmal hatte er zu Bronzeseele gesagt, dass sein Ziel wäre, gleichzeitig mit Felspfote und Fichtenpfote seinen Kriegernamen zu bekommen. Bronzeseele hoffte mit ihm. Sie hatte ihn auch angeboten, mehr mit ihm zu trainieren, wenn er wieder durfte. Dies hatte ihn etwas aufgemuntert. „Bronzeseele!“, begrüsste Eschenblatt sie fröhlich gestimmt. „Gut das du kommst! Ich wollte dich gerade darum bitten mit mir Kräuter sammeln zu gehen.“ Verwirrt legte sie den Kopf schief. „Hat Abendpfote keine Zeit dafür? Also nicht, dass ich nicht möchte, ich wollte mich sowieso irgendwie beschäftigen.“ Zur Antwort deutete Eschenblatt auf Braunpfote. Er schlief fest, neben ihn seine Schwester, welche ihm eine neue Kräuterpasta auf die Wunde legte. „Sie versorgt gerade Braunpfote und die Kräuter gehen aus. Sie bat mich darum, dass sie ihn pflegen darf und ich kann sie gut verstehen.“ Verständnisvoll nickte Bronzeseele. Wenn es Fliegenpelz schlecht gehen würde, würde sie ihn auch helfen wollen. „Wie gesagt, ich würde dir gerne helfen. Wegen Gluttiger ist es im Kriegerbau nicht aus zu halten und im Regen möchte ich nicht im Lager liegen.“
„Eulenjunges und Silberjunges haben mir heute einen Besuch im Heilerbau abgestattet.“, berichtete Eschenblatt im Wald belustigt. „Die Beiden hätten bloss fast meine Kräuter durcheinander geworfen.“ „Silberjunges ist ziemlich übermütig.“, miaute Bronzeseele. „Immerhin freut sich Eulenjunges darüber und glaubt einen starken Beschützer zu haben.“ Zustimmend nickte Eschenblatt. „Aber für Sichelmond sind die beiden wichtig, um den Verlust von Wolkenfrost zu verkraften. Ihre Augen glänzen immer vor Stolz, wenn sie irgendwelche Geschichten über ihn erzählt.“ „Wie geht es eigentlich Braunpfote?“, wechselte Bronzeseele das Thema. „Er hat mir erzählt, dass er Angst hat erst nach seinen Felspfote und Fichtenpfote Krieger zu werden. Er wünscht sich nichts mehr als wieder Trainieren zu dürfen.“ Die Antwort von Eschenblatt erfreute Bronzeseele sehr. „Ich denke, dass er in zwei oder drei Sonnenaufgängen wieder am Training teilnehmen kann, aber eine Narbe wird er davon tragen.“ Klang für Bronzeseele logisch, da die Wunde sehr tief gewesen war. Sie selbst hatte nur eine kleine Narbe davon getragen. „Das wird ihm sicher weniger kümmern. Für Braunpfote ist das Training am wichtigsten.“ „Er tut mir manchmal leid.“, seufzte der Heiler. „Obwohl er soviel mit dir und Gelbwind trainiert, muss er mitansehen, wie Fichtenpfote und Felspfote grössere Fortschritte machen.“ Dann schwiegen Beide. Der Regen wurde langsam schwächer, sodass die Tropfen leise gegen das Blätterdach trommelte. Dennoch war der Boden bereits durchnässt, sodass er bei jeden Pfotenschritt schmatzte. Für Bronzeseele bedeutete es, dass sie wieder ihre Pfoten waschen durfte. Als Bronzeseele in der nähe der MoosClan Grenze verschiedene Kräuter und Beeren sammelte, kitzelte ein bekannte Geruch in der Nase von der Rotbraune. Es war Dachsklaue, die alleine zur MoosClan Grenze stolzierte. Verwundert blickte sich Bronzeseele um, konnte aber die anderen Mitglieder der Patrouille nicht entdecken. Dennoch konnte sie ihren Geruch schwach war nehmen, also waren sie hinter Dachsklaue. Circa zeitgleich wie eine MoosClan Patrouille, erreichte Dachsklaue die Grenze. Verächtlich sträubte sich ihr schwarzes Fell. Nun erblickte auch Eschenblatt mit glasigen Augen die schwarze Kätzin. Irgendwie wirkte er unruhig, sodass Bronzeseele sich sorgen machte. „Wie läuft die Jagd, ihr Flohpelze?“, fauchte Dachsklaue verächtlich auf, sodass sich Bronzeseele wieder der Kätzin zuwandte. Sie provoziert die Katzen! „Wie war das?“, jaulte ein ein brauner Schüler auf. „Der DornenClan besteht nur aus aufgeblasenen Katzen.“, knurrte Sonnenfrost, ein oranger Krieger. Eher belustigt antwortete Dachsklaue: „Im Gegensatz zu euch lausigen Krieger können wir uns es erlauben!“ „Kommt von den Beutediebe!“ „Wir brauchen eure lausige Beute nicht. Ihr seit bloss so schnell, weil ihr vor jeden Kampf weg rennt!“ Verwirrt blinzelte Bronzeseele. Sie wusste zwar, dass Dachsklaue unausstehlich ist aber nicht, dass sie eine feindliche Patrouille provozieren würde! Instinktiv wollte Bronzeseele zu Dachsklaue, um einen möglichen Kampf zu verhindern, jedoch hielt Eschenblatt sie auf. „Was soll das?“, fragte Bronzeseele. Sie verstand nichts mehr. Wieso hielt der Heiler sie auf? Seine Augen verrieten nicht, was er dachte aber er antwortete bedacht und ernst. „Ich erkläre es dir später, greif aber nicht ein.“ Inzwischen hatte Dachsklaue die Patrouille dazu gebracht, ihre Krallen auszufahren aber noch standen alle beteiligten auf ihren Territorium. Jedoch wirkte vor allem Sonnenfrost und der Schüler kampfbereit. „Ihr seid nichts weiter als Feiglinge! In einem Kampf wärt ihr mir auch nicht gewachsen.“, höhnte Dachsklaue weiterhin. „Das reicht jetzt!“, schrie nun Sonnenfrost auf und sprang über die Grenze, dicht gefolgt von dem jungen Schüler, der seine Krallen in Dachsklaues Flanke bohren wollte, welche aber geschickt auswich. Im selben Herzschlag tauchte plötzlich Finkenfeder mit der restlichen Patrouille auf. „Was ist hier los?“, verlangte er zu wissen, sodass die Kämpfenden innehielten. „Sie sind einfach über die Grenze gegangen!“, log Dachsklaue. „Sie haben mich einfach angegriffen!“ „Sie lügt!“, erklärte Sonnenfrost verzweifelt. Finkenfeders Augen wurde schmal. „Ich sehe eine Patrouille mit ausgefahrenen Krallen und zwei Katzen auf der falschen Seite, die gegen eine einzige Kriegerin kämpfen.“ Kampfbereit fuhr auch Gelbwind ihre Krallen aus. Der Rest des Gespräches ging in einen lauten Kreischen unter, bis ein Kampf entstand. „Wir müssen eingreifen!“, bestand Bronzeseele darauf, doch Eschenblatt schüttelte widerwillig den Kopf und stellte sich ihr in den Weg.
Der Kampf endete schnell mit einer Niederlage für den MoosClan. Bronzeseele hatte nur schweigend zugeschaut, mit einen Gefühl der Machtlosigkeit. Es war schrecklich nur zuschauen zu können. „Jetzt sag mir warum du mich aufgehalten hast!?“ Eschenblatt schwieg einige Herzschläge, als würde er nachdenken. „Es gibt eine Prophezeiung die dich und Dachsklaue betrifft. Ich musste nur sicher gehen, was sie vor hatte um Antworten zu finden.“ „Was für eine Prophezeiung?“, fragte Bronzeseele perplex. „Zwei Schreie in der Nacht; Der eine bringt Frieden, der andere den Tod. Meine alte Mentorin erzählte mir dies in der Nacht eurer Geburt. Die zwei Schrei seid du und Dachsklaue.“ Vor Furcht weiteten sich Bronzeseele Augen. Was sollte das Bedeuten? Waren Dachsklaue und Bronzeseele deswegen vom Schicksal bestimmte Rivalen? „Bronzeseele, weisst du was das bedeutet? Einer von euch Beiden bringt den Tot, die andere den Frieden. Ich musste Dachsklaues Absichten erfahren aber es erscheint mir, als würde sie Kämpfen und töten, während du einen Weg zum Frieden suchst.“, erklärte Eschenblatt. „Ich habe schon früh Gedacht, dass du den Frieden bringst aber jetzt habe ich den Beweis.“ „Und was soll ich tun?“, miaute Bronzeseele überrumpelt. „Ich will nichts mit einer Prophezeiung zu tun haben!“ Mitfühlend stupste Eschenblatt sie an. „Das kann ich gut verstehen aber so was kannst du dir nicht aussuchen. Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst aber das einzige was ich weiss, dass du Dachsklaue im Notfall töten musst.“ Nun wurden Bronzeseele Augen glasig. „Wie, töten? Ich dachte, ich solle Frieden bringen! Wie kannst du es von mir erwarten, einen Clankameraden zu töten, selbst wenn es Dachsklaue ist! Ich töte nicht, ich bin nicht Schattenseele!!“, wehrte sich Bronzeseele panisch. „Beruhige dich erst mal. Ich weiss, dass das ganz schön heftig für dich ist. Vor allem wegen Schattenseele. Vielleicht muss du niemanden töten. Vielleicht gibt es andere Wege. Es ist zu früh, um sich jetzt Gedanken darüber zu machen.“ „Sie hat gerade einen Kampf verursacht! Wir müssen handeln! Aber bestimmt nicht mit Blutvergiessen!“ Eschenblatt senkte seinen Blick. „Wir haben noch Zeit, bevor sich der Tot entwickelt. Wir sollten zum Lager zurück gehen, damit du dich beruhigen kannst.“ Mit diesen Worten drehte sich der Heiler um. Bronzeseele folgte ihn nur widerwillig. Was für ein Schicksal hatte ihr da der SternenClan da auferlegt!?
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Kapitel 33:
Bronzeseele blickte in den schwarzen Himmel während sie auf den Weg zur Versammlung war. Dachsklaue lief vor ihr her und redete mit ihren Vater Borkenkralle. Egal wie sehr Bronzeseele es versuchte zu verhindern, so kreisten ihre Gedanke doch um die schwarze Kätzin. Die Vorstellung, dass irgendwann ihr Blut an Bronzeseeles Klauen kleben sollten, liess die Rotbraune erschaudern. Wie sollte sie eine Clangefährtin töten? Sicher, sie verstand sich nicht sonderlich gut mit ihr aber nicht mal Dachsklaue wünschte sie den Tod. Aber was, wenn Dachsklaue wirklich den Tot bringen würde? Musste man sich wirklich den Frieden erkämpfen, um dem Tot zu entgehen? Es klang so falsch. Flüchtig blickte sie zu Hagelstern. Er hatte, genauso wie die Patrouille, die Lüge von Dachsklaue am Vortag geglaubt und wollte nun den MoosClan damit konfrontieren. Eschenblatt hatte versucht, ihn davon ab zu halten aber Hagelstern war nicht davon abzubringen. Der Anführer lief mit gespreizten Nackenfell voran. Stachelbeere war neben ihn, schwieg aber. Nervös tapste Bronzeseele zu Eschenblatt. Der Heiler sagte schnell zu Abendpfote, dass sie mit Felspfote gehen sollte, was diese auch tat. „Was sollen wir tun?“, fragte die Kriegerin leise. Eschenblatt wusste genau was sie damit meinte. „Der SternenClan steht uns bei, ich bin mir sicher. Wir können nur zusehen.“ „Warum sagen wir nicht die Wahrheit?“, flüsterte Bronzeseele frustriert. Sie fühlte sich unwohl etwas so wichtiges vor Hagelstern zu verheimlichen. Es erinnerte sie an die Situation zurück, wo sie erfahren hatte, dass Schattenseele ein Mörder war und sie geschwiegen hatte. Dadurch fühlte sie sich immer noch für den Tot von Gänseschwinge mit verantwortlich. Wenn Dachsklaue auch zu einer Mörderin werden würde, könnte es sich Bronzeseele nicht verzeihen. Durch die Wahrheit konnten vielleicht viele Katzenleben gerettet werden! Doch Eschenblatt war anderer Meinung. „Nein, wir müssen warten. Es ist besser, wenn du Dachsklaue nicht wütend machst.“ Dann blickte er kurz verbissen auf seine Pfoten. „In unserer jetzigen Situation müssen wir sie als Feind betrachten.“ Bei dem Wort spürte Bronzeseele eine kalte Kralle durch ihr Fell gleiten. „Das geht nicht! Wir sind im selben Clan! Ich hasse Dachsklaue aber sie ist meine verhasste Rivalin und nicht meine verhasste Feindin!“ In Eschenblatts grünen Augen funkelte etwas unbestimmbares. „Und wie denkt Dachsklaue über dich? Sieht sie dich als Rivalin oder als Feindin?“ Der Kriegerin blieb das Maul offen. Dieser Gedanke war ihr noch nicht gekommen. Für Eschenblatt war dieses Gespräch scheinbar beendet, denn er lief wieder zu Abendpfote.
Als der DornenClan endlich die Felsenwiese erreichte, war erstaunlicher Weise noch kein weiterer Clan da. So kam Bronzeseele die Felsenwiese unheimlich leer vor. Dachsklaue setzte sich mit Borkenkralle am Rande der Wiese und sie unterhielten sich gedämpft, währenddessen Glühsplitter gemeinsam mit Fichtenpfote nur wenige Katzenlängen vor den Felsen niederliess. Wieder mal packte Bronzeseele die Eifersucht. Wegen Fichtenpfote wechselte sie kaum noch ein Wort mit Glühsplitter! Diese arrogante Kätzin hält sich für was besonders, dabei ist Glühsplitter viel zu gut für sie, dachte Bronzeseele gereizt, entschuldigte sich jedoch nur einen Herzschlag später gedanklich sofort wieder bei Fichtenpfote. Zu ihrer Erleichterung erreichte der KlippenClan die Felsenwiese. Schnell suchte Bronzeseele die Katzen nach Eiskralle oder Wüstenpfote ab. Das weisse Fell von Eiskralle stach hervor, sodass die Rotbraune ihren Freund schnell fand. Freudig lief sie auf ihn zu. Seine Wunden vom Kampf gegen die Dachse waren gut geheilt, jedoch zierte eine dünne Narbe seine Flanke. „Deine Wunden sind verheilt.“, miaute Bronzeseele erleichtert. „Und du hast eine neue.“, stellte Eiskralle fest. „Nun hast du auf beiden Schultern eine Narbe. Waren das die Dachse?“ Mit einen finsteren Blick nickte sie. „Allerdings. Braunpfote hat es schwerer getroffen. Er hat mir das Leben gerettet und liegt noch im Heilerbau. Aber er darf bald wieder trainieren.“ Erschrocken zog Eiskralle die Luft ein. „Ich hoffe er wird deswegen nicht später zum Krieger ernannt.“ „Das würde ihn fertig machen.“, stimmte die Kätzin zu. „Er hat mich bereits gefragt, ob ich mit ihm das Training nachhole, wenn er wieder aus dem Heilerbau draussen ist. Wie geht es Wüstenpfote?“ Stolz antwortete Eiskralle: „Er lernt wirklich schnell. Ausserdem ist er wirklich witzig. Bloss fehlt ihm manchmal die Konzentration.“ Zur Antwort seufzte Bronzeseele: „Ich hätte auch gern einen Schüler...“ Sie dachte kurz an Hagelsterns Jungen, die bald Schüler werden würden. Wahrscheinlich würde sie selbst nicht Mentorin werden, aber bei Eulenjunges uns Silberjunges gab es bereits grössere Chancen. „Das wird schon.“, munterte Eiskralle sie auf. „Auch im KlippenClan munkelt man, dass du eine gute Kriegerin bist, ähnlich wie bei Dachsklaue.“ Erstaunt spitzte die Rotbraune die Ohren. „Wirklich? Das ist... erstaunlich.“ Stolz breitete sich in ihr Fell aus. „Wie läuft es bei euch im KlippenClan?“ Eiskralle zuckte mit der Schulter. „Relativ normal, denke ich. Die Dachse haben sich nicht mehr blicken lassen und alle haben sich gut erholt.“ Plötzlich hörten die Beiden wie Brisenstern die Versammlung eröffnete. Bronzeseele hatte gar nicht mitbekommen, wie die anderen Clans angekommen waren, sodass sie sich etwas verwirrt umschaute. Schnell setzte sie sich neben Eiskralle.
Brisenstern berichtete als erstes. „Der starke Regen hat dafür gesorgt, dass das Wasser stark anstieg. Der Fluss wurde breiter und die grosse Wasserquelle ist übergelaufen. Wir mussten unser Lagen auf die Wiese umlegen.“ Selbst die Nacht konnte nicht verhindern, dass alle Katzen sehen konnten, wie dünn der BeerenClan geworden war. Unter Bristensterns grauem Fell waren vereinzelte Knochenabdrücke zu erkennen. Die Hauptbeute des BeerenClans bestand aus Fisch, doch durch das Hochwasser schien die Fischjagd erschwert zu sein. Nelkenpfote, eine Schülerin aus besagten Clan, zitterte bei den Worten ihres Anführers. Bei ihr konnte man sogar die Rippen abzählen. „Die Fischjagd könnte besser laufen.“, gestand Brisenstern. „Aber der BeerenClan ist stark!“ Den letzten Satz sprach er lauter aus, als würde er so mehr Stärke demonstrieren. Seine Clankatzen jaulten zustimmend, dann legte sich Brisenstern mit einen warnenden Blick aus den grünen Auen hin, um einen anderen Anführer sprechen zu lassen. Schneestern wollte sich gerade aufsetzten, als ihr Funkelstern dazwischen kam. „Der KlippenClan hatte ein Problem mit zwei Dachsen, die wir leider über die Grenze zum DornenClan jagen mussten.“ Der Anführer senkte den Kopf entschuldigend vor Hagelstern. „Ich bete zum SternenClan, dass die Dachse keinen zu grossen Schaden angerichtet haben und entschuldige mich dafür, aber es gab keinen anderen Weg.“ In der nähe hörte Bronzeseele wie Gluttiger verächtlich schnaufte, weshalb sie ihrem ehemaligen Mentor einen bösen Blick zuwarf. Auch Eiskralle hatte dies scheinbar mit bekommen, denn er blinzelte Schuldbewusst. „Ignoriere ihn, manchmal ist er einfach ein Fellhaufen bestehend aus heisser Luft.“, murmelte die Kätzin daher schnell ihrem Freund zu. „Der Dachs verletzte Braunpfote schwer aber er wird bald wieder am Training teilnehmen können. Der DornenClan ist keinem Krieger aus dem KlippenClan böse oder macht ihnen Vorwürfe. Es war das einzig Richtige, was ihr in dieser Situation hättet machen konntet. Dachsklaue hat die Dachse zum Nadelwald jagen. Seither haben wir sie nicht mehr gesehen.“ Erleichtert nickte der andere Anführer. „Das gut zu hören. Auch wir haben das steigende Wasser bemerkt, jedoch schränkt es uns nicht ein. Darüber hinaus ist Tautropfen Königin geworden!“ „Tautropfen! Tautropfen!“, riefen die Katzen. Damit hatte nun Funkelstern seine Rede beendet. Herausfordernd funkelte nun Hagelstern zu Schneestern hinüber, erhob sich aber, bevor sie es konnte. „Wir hatten ein ganz anderes Problem als die Dachse.“, miaute nun Hagelstern mit kräftiger Stimme. Er wirkte nun viel wütender als zuvor, sein Nackenfell hatte sich aufgerichtet. Mit peitschendem Schweif wand er sich direkt an Schneestern. Die ersten MoosClan Katzen knurrten bereits. „Eine Grenzpatroulie würde nämlich von einer anderen Patrouille aus den MoosClan angegriffen!“ Ein protestierendes Jaulen machte sich auf der Felsenwiese breit und am liebsten hätte sich Bronzeseele nun versteckt. Als sie zu Eschenblatt schielte, sass er mit starren Blick neben Silberschein, der MoosClan Heilerin. „Das ist eine Lüge!“, jaulte eine Katze auf. „Der DornenClan hat angefangen!“ Mit einer Gestik brachte Schneestern alle zum Schweigen, in ihren Augen loderte ein Feuer, gefüttert mit Verachtung. „Allerdings haben mir meine Katzen etwas anderes erzählt und ich vertraue meinem Clan! Eurer besteht doch nur aus mörderischen Fellbällen!“ Nun sprang Bronzeseele auf und knurrte hasserfüllt die weisse Kätzin an. Sie spielte auf Schattenseele an! Auch Gluttiger wirkte angegriffen, ähnlich wie Blitzlicht. „Niemand aus dem DornenClan ist ein Mörder!“, entgegnete ihr Vater Schneestern. Hagelstern schien kurz nachzudenken, ehe er antwortete. „Wir haben keinen Mörder oder einen Lügner im Clan, scheinbar aber welche im MoosClan! Warum sollte eine einzige Katze eine ganze Patrouille herausfordern?“ „Woher soll ich wissen, was in euren Flohhirnen statt findet?“, entgegnete Schneestern mit ausgefahrenen Krallen. Wenn es so weiter geht, wird noch ein Kampf ausbrechen, dachte Bronzeseele mit gemischten Gefühlen. Zwar war es falsch, jedoch hatte Schneestern ihren Bruder beleidigt! Ehe es eskalieren konnte, ging überraschender Weise Funkelstern dazwischen. „Ich kann nicht sagen, was genau vorgefallen ist aber ihr müsst euch beruhigen. Dies ist der falsche Ort, um einen Kampf auszutragen. Diese Versammlung ist beendet!“
Mit einen schlechten Gefühl im Magen, näherte sich Bronzeseele dem Lager. Hätte sie oder Eschenblatt es verhindern können? Vermutlich. Wüsste Hagelstern doch nur die Wahrheit über Dachsklaue! Plötzlich stupste etwas Bronzeseele an, sodass sie erstaunt herum fuhr. „Glühsplitter, du hast mich erschreckt.“, murmelte Bronzeseele leise. Der weisse Kater wirkte, trotz des Streites, fröhlicher als sonst. „Ich muss dir was sagen!“, schnurrte er stolz. „Was ist denn?“ „Ich habe vorhin mit Fichtenpfote geredet!“ Wieder bohrte sich ein Eiszapfen durch Bronzeseele Herz. Typisch! Es geht wieder mal um Fichtenpfote! „Was ist denn?“, fragte sie dennoch mit möglichst ruhiger Stimme. Hastig blickte sich Glühsplitter um. „Sie ist meine Gefährtin!“, miaute er leise. „Aber wir wollen es erst geheim halten, bis sie ihren Kriegernamen erhält.“ Für Bronzeseele ging die Welt unter. Ein dumpfes Gefühl nistete sich in ihren Körper ein und liess sie krank fühlen. „Oh, das freut mich.“, log sie. Ihr ehemals bester Freund schien nicht mal zu bemerken, wie es ihr ging sondern nickte nur eifrig. „Dankeschön! Ich wollte, dass du es zu erst erfährst! Wir sehen uns!“ Traurig blickte Bronzeseele ihm nach. Glühsplitter, der Kater, den sie liebte, hatte eine andere Gefährtin! Er wirkte plötzlich unerreichbar für sie und dennoch war er der Glückliche. Kopfschüttelnd wollte sie nur in ihr Nest fallen und den ganzen Tag vergessen!
Kapitel 34:
Gähnend schloss Bronzeseele die Augen. Der starke Regen hatte endlich aufgehört, weshalb die Katzen ihr trockenes Fell genossen. Dafür aber wurde es ab Sonnenhoch zu heiss, um sich lange in der Sonne zu befinden. Also genoss Bronzeseele den Halbschatten vor Sonnenhoch und döste vor sich hin. Ginsterjunges führte in der Lagermitte wieder mal ihre Schwestern an. Sie spielten einen Kampf zwischen den DornenClan und den MoosClan, bei welchem Felspfote, Fliegenpelz und sogar Braunpfote mitmachten. Vorsichtig lugte Eulenjunges aus der Kinderstube, während Silberjunges bereits auf einen passenden Moment für einen Hinterhalt wartete. Bronzeseele beschloss den Plan nicht zu verraten. Felspfote auf, während Mondjunges ungeduldig warten sollte, bis Schneejunges Fliegenpelz abgelenkt hatte. Diese gab sich wirklich viel Mühe, damit der Krieger Mondjunges den Rücken zu drehen würde, jedoch schien er es zu erahnen. Nach nur wenigen Herzschlägen verlor Mondjunges fauchend die Geduld und sprang stattdessen Braunpfote an. Der Getupfte quiekte erschrocken, als sich die Kätzin auf sein Rücken hievte. Belustigt schnurrte Bronzeseele. Sie wusste nur zu gut, wie sich Braunpfote fühlte. Viel zu oft lag sie bereits unter den Jungen vergraben. Nun sprang auch Silberjunges aus dem Kinderbau hinaus und warf sich auf Fliegenpelz, was Schneejunges schnell ausnutzte. Ginsterjunges, die zwar meist ihre Schwestern führte, selbst aber nicht so gut im Kämpfen war, wich einen Angriff von Felspfote aus, die daraufhin versuchte, Fliegenpelz zu helfen. „Warte auf mich!“, rief Eulenjunges hinter Silberjunges her und rannte ebenfalls zu den Kämpfenden. „Gut gemacht!“, lobte Silberjunges seinen Bruder. „Wir schaffen das!“ Ginsterjunges nickte ihnen zu. „Los, ich sage euch, was ihr machen sollt, dann gewinnen wir!“ Bestimmt schüttelte Silberjunges den Kopf. „Auf keinen Fall! Ich folge niemanden!“ Frustriert erwiderte Ginsterjunges: „Du bist ein Mäusehirn! Wir müssen zusammenarbeiten, damit wir gewinnen können!“ „Und wer hat dich zur Anführerin ernannt? Eulenjunges und ich brauchen dich und deine Schwestern gar nicht!“ Seufzend verdrehte Bronzeseele die Augen. Nicht zum ersten Mal stritten sich die Beiden. Nach einen kurzen hin und her gab es drei verschiedene Teams. Den HaselClan, den MondClan und den EulenClan. „Wir können auch SilberClan heissen.“, murmelte Eulenjunges schüchtern. „Nein, ich kämpfe als Silberstern für meinen Bruder Eulenkralle. Deswegen heisse wir EulenClan.“ „Und ich bin Ginsterstern vom MondClan, mit meiner zweiten Anführerin Schneeherz und meiner besten Kämpferin Mondstreif.“, erklärte Ginsterjunges stolz. „Und Felsstern vom HaselClan, gemeinsam mit ihren Kriegern Braunpelz und Fliegenpelz.“ Die Katzen fingen wieder an zu kämpfen, wobei vor allem Silberjunges das Spiel etwas zu ernst nahm. Plötzlich stand Hagelstern neben Bronzeseele und blickte mit stolzen Augen zu seinen Jungen. „Ich werde sie heute noch zu Schüler ernennen.“; miaute er zufrieden. Fichtenpfote freuen sich sicher über etwas Unterstützung.“ „Allerdings. Sie werden auch nicht mehr ewig Schüler bleiben.“ Vorsichtig fragte die Rotbraune: „Und was ist mit Braunpfote?“ Hagelstern zuckte mit der Schwanzspitze. „Ich werde im die Chance geben aber ich kann es nicht versichern. Wenn er die Prüfung besteht, wird er seinen Kriegernamen erhalten.“ „Ich hoffe es sehr.“, seufzte Bronzeseele. „Nur damit du es weisst: Für ihn warst du genauso Mentorin wie Gelbwind. Er ist nur so weit wegen dir gekommen.“ Heiss vor Scham, dennoch erfüllt von Stolz, bedankte sich Bronzeseele bei Hagelstern. „Braunpfote hat genauso viel dazu beigetragen.“
Plötzlich konnte Bronzeseele den Geruch von Blut wahrnehmen. Reflexartig sprang Bronzeseele auf und starrte zum Lagerausgang, woher der Geruch kam. Verwundert blinzelte Hagelstern. „Was ist?“ Die Antwort kam schnell: Fleckentau und Finkenfeder stürmten Verletzt und keuchend ins Lager. Die Jungen hielten inne und schauten auf. Als Eulenjunges die verwunderten Krieger erblickte, wurden seine grünen Augen glasig und er stürmte sofort in die Kinderstube. „Sichelmond! Sichelmond!“, rief er jämmerlich. Fliegenpelz scheuchte die restlichen Jungen ebenso in die Kinderstube. „Was ist los? Wo ist der Rest der Patrouille?“, fragte Hagelstern sofort. „Wir wurden von Streunern angegriffen, sie sind auf den Weg zum Lager.“, keuchte Fleckentau. „Die anderen versuchen gerade, sie aufzuhalten.“, fügte Finkenfeder hin zu. Fauchend stolzierte Dachsklaue aus den Kriegerbau. „Sie sind auf den Weg zum Lager? Und ihr führt sie noch netterweise hier hin?“, warf sie den Kriegern vor. „Sei still!“, fuhr Bronzeseele sie daraufhin an. „Wo hätten sie sonst hin gehen sollen!?“ „Ruhe!“, unterbrach Hagelstern die Beiden. „Dafür ist jetzt keine Zeit. Wir müssen der Patrouille hel-“ Ehe er seinen Satz zu ende Sprechen konnte, stürzten Fichtenpfote, Staubglanz und Gelbwind ins Lager. Gluttiger rannte sofort zu seiner verletzten Gefährtin und leckte ihr über die Schulter. „Du musst zu Eschenblatt, während ich den Fellbällen, die dir das angetan haben, das Fell abreissen werde!“ „Die Streuner sind fast hier.“, keuchte Fichtenpfote neben Glühsplitter, der seine Gefährtin sorgenvoll betrachtete. „Da haben wir es!“, jaulte Dachsklaue mit gespreizten Fell. Wütend funkelte Bronzeseele die Schwarze an. „Ruhe!“, wiederholte Hagelstern angespannt. „Wir haben nicht viel Zeit, bis die Streuner da sind. Die Verletzten gehen sofort in den Heilerbau, Königinnen und ihre Jungen bleiben in der Kinderstube. Ich, Bronzeseele und Braunpfote werden die Kinderstube beschützten, Fliegenpelz, Mückenherz und Felspfote werden vor dem Heilerbau stehen.“ Die Katzen nickten alle und kaum einen Herzschlag später stürmten die Streuner bereits ins Lagern.
Ginsterjunges streckte ihr Kopf aus der Kinderstube. „Ich will kämpfen!“, miaute sie, bekam aber von Hagelstern keine Beachtung. Dafür scheuchte Sandtupf sie sofort wieder rein. Es waren viele Streuner, fast so viele wie der Clan selbst. Im Gegensatz zu der Patrouille wirkten sie kaum verletzt. Ein orangener Kater mit bernsteinfarbenen Augen führte die Streuner an. „Ich gebe euch die Möglichkeit, unser Lager zu verlassen und das ganz ohne Kampf.“ „Das ist unser Lager!“, widersprach Hagelstern knurrend, worüber der Streuner nur Lachen konnte. „Das werden wir sehen! Katzen, Angriff!“ Die Streuner sprangen auf die nächstbesten Clan Katzen, während ihr Anführer sich auf Hagelstern warf. Fauchend trommelte Hagelstern mit den Hinterpfoten gegen den verletzlichen Bauch des Streuners. Ein anderer umschlich den Anführer bereits, doch Bronzeseele konnte Hagelstern nicht helfen, da vor ihr ebenfalls zwei Streuner standen. Der Grössere von den beiden zeigte seine Zähne. Drohend stellte Bronzeseele ihr Fell auf, um grösser zu wirken. Zwar war sie grösser als ihre Gegner, doch sie hoffte so einen Kampf möglichst umgehen zu können. Neben ihr stand auch noch Braunpfote, der ebenfalls von einen Streuner bedroht wurde. Bronzeseele nickte Braunpfote kurz zu. Sie hatten so viel gemeinsam trainiert, dass sie sich nahezu wortlos verstanden. Als einer der Streuner Braunpfote angreifen wollte, sprang Bronzeseele ihn mit ausgefahrenen Krallen an. Ihre Gegner waren sichtlich verwundert, was Braunpfote ausnutze. Er preschte unter Bronzeseele hervor, als sie den Streuner ansprang, und versuchte auf den Rücken des kleinsten zu landen, um sich dort festzubeissen. Noch im selben Herzschlag drehte sich Bronzeseele, um den anderen Streuner davon ab zu halten, Braunpfote in die Quere zu kommen. „Fuchsdung!“, hörte sie ihn hinter sich fluchen. Braunpfote hatte es nicht geschafft, sich am Rücken fest zu krallen, sondern lag auf den Boden, zwei Streuner vor ihn. Bronzeseele reagierte instinktiv und versuchte sie umzuwerfen, um Braunpfote Zeit zu verschaffen. „Das wird euch nichts bringen!“, höhnte ein Streuner und schüttelte sich. Kurz blickte sich Bronzeseele um. Die Streuner wurden erfolgreich vom Heilerbau verscheucht. Am Ältestenbau stand Blitzlicht, der, mutig wie ein Löwe, drei Streuner auf Abstand hielt, selbst aber schwer atmete. Regenblüte stand neben ihn, sie hatte einige Wunden. In der Lagermitte kämpfte Dachsklaue gegen zwei Streuner, an ihrer Seite Borkenkralle, währenddessen Gelbwind mit Glühsplitter mehrere Gegner in die Flucht schlagen konnte. Die Anzahl der Streuner schien sich verringert zu haben, wofür Bronzeseele dem SternenClan dankte. Gemeinsam mit Braunpfote konnte Bronzeseele die Streuner erfolgreich davon abhalten, der Kinderstube zu Nahe zu kommen. Dafür war es ihnen jedoch unmöglich Hagelstern zu helfen.
Ein plötzlicher Schrei liess alle zusammen zucken. Erschrocken fuhr Bronzeseele herum. Hagelstern lag mit schrecklichen Wunden am Boden, seine Flanke bewegte sich nicht. Seine Gegner waren aber nicht zu sehen. Sie müssen in der Kinderstube sein! Keinen Herzschlag später hörte sie auch Kampfgeräusche. Als sie helfen wollte, stellten sich die Streuner Bronzeseele in den Weg. Fluchend versuchte Bronzeseele ihnen zu entkommen, doch sie bekam einen Pranken hieb dafür ab. Sie spürte Blut auf ihren Fell, doch keine Wunde war sonderlich tief, was sie unter anderen auch Braunpfote zu verdanken hatte. Nach gefühlten Blattwechseln stürmten die Streuner aus der Kinderstube, hinter ihnen waren Silbermond, Sandtupf, Schneejunges und Ginsterjunges. „Lauft nur!“, jubelte die junge Kätzin, während Schneejunges zu stimmte. Im Gleichen Moment fing Hagelstern wieder an zu atmen. Er erhob sich mit neuer Kraft und blickte den erschrockenen Anführer der Streuner an. „A-aber! Wir haben dich getötet!“, stotterte. „Verschwindet von hier!“, entgegnete Hagelstern nur mit kalten Blick. „Dies ist nicht euer Territorium!“ Dies liessen sich die Streuner nicht ein weiteres Mal sagen. Bronzeseele bezweifelte, dass sie schon mal eine Katze so schnell rennen gesehen hatte. Der DornenClan begann zu jubeln. Besorgt stupste Sandtupf ihren Gefährten an. „Wie geht es dir? Du musst zu Eschenblatt.“ Doch der Weisse antwortete nicht, sondern leckte über Ginsterjunges Ohr. „Du warst sehr mutig.“ „Aber sicher doch!“, miaute sie bestimmt. „Ich werde jeden zerfetzten der dir oder Sandtupf etwas antun will! Oh, genauso wie meinen Wurfgefährten!“ Erleichtert wechselte Bronzeseele einen Blick mit Braunpfote. Dem Jungen war also nichts passiert. „Ausserdem...“, fügte sie kleinlaut hinzu, „Ohne Schneejunges hätte ich es gar nicht geschafft.“ Der junge Kater wirkte stolz. „Eigentlich bist du gar nicht so doof, wie ich dachte.“, lachte er Ginsterjunges zu, die mit gespielter Beleidigung ihren Baugefährten umwarf. „Mir geht es gut.“, miaute dann Hagelstern doch zu seiner Gefährtin. In dem Moment kam Eschenblatt mit einem kleinen Körper aus dem Heilerbau. Seine ganze Gestalt schien jämmerlich in sich zusammen gesunken zu sein, und er schien um Jahre gealtert. Es war Morgenpfote! Ein Aufjaulen schnitt durch die Luft, als ihre Mutter angerannt kam. Braunpfote, Felspfote und Fichtenpfote kamen alle ebenso schnell angerannt.“Es tut mir so leid, als die Streuner und den Heilerbau gekommen sind, haben ich und Morgenpfote sie versucht abzuwehren, Aber einer der Streuner hat ihr sofort die Kehle aufgeschlitzt! Ich konnte nichts tun!“ Das Jammern des Heilers war herzzerreissend. Der ganze Clan blickte stumm auf die tote Heilerschülerin, bis Hagelstern die Worte wiederfand. „Es ist nicht deine Schuld Eschenblatt, die Streuner leben nicht nach dem Gesetz der Krieger.Sie wollten sie töten. Du hättest nichts tun können. Aber bevor ich mich ausruhen kann, muss ich noch etwas erledigen. Hole unsere Jungen. Sie werden zu Schülern ernannt.“
„Ich rufe alle Katzen, die Beute machen können, zu einer Clanversammlung zusammen.“ Der ganze Clan war bereits anwesend und blickten Erwartungsvoll zu ihren Anführer. „Zuerst einmal haben wir einen Sieg hinter uns!“ Die Katzen jaulten zu stimmend auf. „Ihr habt hart gekämpft, dafür möchte ich euch danken. Vor allem danke ich Sandtupf, Silbermond, Ginsterjunges und Schneejunges dafür, dass sie so tapfer sich zu Wehr gesetzt haben. Genauso aber auch Regenblüte und Blitzlicht, die Brisenpelz beschützt haben.“ Peinlich berührt blickte Regenblüte auf ihre Pfoten. Sie war von Wunden übersät, doch zu Bronzeseeles Erleichterung war keine wirklich tief. „Leider muss ich euch Mitteilen, dass Morgenpfote nun im Sternenclan wandelt. Dies ist ein grosser Verlust für den DornenClan. Ausserdem habe ich ein Leben verloren“ Eine entsetzliche Stille machte sich im Lager breit. Bronzeseeles Blut gefror, als sie dies realisiert. Im Kampf hatte sie nur an die Kinderstube gedacht und nicht daran, dass Hagelstern gestorben war! Ihr Anführer hatte in ihrem Beisein ein Leben verloren und sie hatte nichts tun können! Bevor sie sich mehr Gedanken machen konnte, sprach Hagelstern bereits weiter. „Davon dürfen wir uns nicht unterkriegen lassen. Wir haben auch heute noch eine freudige Zeremonie! Ginsterjunges, Schneejunges und Mondjunges! Tretet vor!“ Die Augen der Jungen sprangen überrascht auf, als ihre Namen hörten. „Ihr drei seit nun sechs Monde alt und ein Zeichen der Hoffnung nach diesen Kampf! Ihr zeigt, dass wir uns nicht unterkriegen lassen, von keinem einzigen Streuner! Bis ihr eure Kriegernamen verdient habt, werdet ihr Ginsterpfote, Schneepfote und Mondpfote heissen! Borkenkralle, du wirst der Mentor von Ginsterpfote! Fleckentau, dir vertraue ich Mondpfote an und Schneepfote wird von Glühsplitter wird trainiert!“ Die besagten Katzen, vor allem Glühsplitter, standen etwas überrumpelt auf und begrüssten ihre neuen Schüler. „Ginsterpfote! Schneepfote! Mondpfote!“, rief der Clan im Chor.
Kapitel 35:
Zufrieden nickte Bronzeseele. „Genauso! Du machst das gut, Braunpfote!“ Erleichtert atmete der Schüler auf. „Danke. Ich glaube ich verstehe es endlich.“ Nochmals kauerte er sich hin und verlagerte sein Gewicht nahe zu perfekt. Möglichst lautlos trat er auf und schnurrte dann Stolz. „Endlich!“, jubelte er. Bronzeseele stimmte mit ein. „Damit haben wir das grösste Problem für die Kriegerprüfung gemeistert.“ Dankbar stupste Braunpfote die Rotbraune an. „Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.“, miaute er. „Du und Gelbwind haben so viel für mich getan. Ich weiss nicht, wie ich es jemals wieder gut machen kann!“ „Das ist das Mindeste, was ich tun konnte. Ich weiss nicht wie oft du für mich da warst, wenn ich Probleme hatte. Du hast einen scharfen Verstand und noch mehr Mitgefühl. Ausserdem hast du mir bereits mein Leben gerettet, nicht wahr?“ Überrascht hielt der Kater inne. „Für mich war das selbstverständlich. Immerhin bist du meine beste Freundin.“ Kurz musste Bronzeseele an Glühsplitter denken. Ihn hatte sie auch mal besten Freund genannt, doch nun wurde sie durch Fichtenpfote ersetzt. Eifersucht stach in ihr Herz, doch sie hatte sich schon daran gewöhnt. Wenn Glühsplitter glücklich war, dann sollte sie es auch werden. Zu Not auch ohne Gefährten! „Und du bist mein bester Freund.“, erwiderte Bronzeseele daher. „Sollen wir noch etwas Jagen gehen?“
Sonnenstrahlen prallten Bronzeseeles Fell. Es war kurz nach Sonnenhoch, sodass es unglaublich heiss war. „Vielleicht sollten wir erst am Wolkensee vorbei und einen Schluck trinken?“, schlug Braunpfote erschöpft vor. Zwar achteten sie darauf möglichst im Schatten der Bäume zu laufen, doch Bronzeseele konnte ihn nur zu stimmen. Auf den Weg dahin konnte die Kriegerin jedoch noch den Geruch eines Eichhörnchen und einer Dohle riechen. Braunpfote war einverstanden, die Beute zu jagen. „Darf ich ich Dohle jagen?“, fragte Braunpfote leise. „Ich kann Eichhörnchen nicht so gut jagen.“ „Wenn du willst. Viel Glück.“ Bronzeseele kauerte sich hin und stakste vorsichtig zu einem Busch, wo der Geruch des Eichhörnchens kam. Als sie diesen umrundete, konnte sie die Beute erkennen. Ehe das Eichhörnchen um sich sehen konnte, sprang Bronzeseele das Tier an und tötete es. Zufrieden schmeckte sie das Blut in ihren Maul und lief zurück, wo Braunpfote bereits mit der Dohle auf sie wartete. Am Wolkensee legten sie die Beute ab. „Vielleicht sollten wir später etwas für die Älteste mitnehmen.“, murmelte Bronzeseele erleichtert, als sie das kühle Wasser in ihrer Kehle spürte. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie trocken er schon war. Plötzlich blickte Braunpfote auf und starrte auf die andere Seite vom Wolkensee. „Bronzeseele! Da ist was!“ Verwundert aber kampfbereit blickte Bronzeseele auf. Tatsächlich! Zwei schwarze Schatten sprangen hinter einen Baum. Leider stand der Wind ungünstig, sodass Bronzeseele nicht sagen konnte, was das war. Sie postierte Braunpfote hinter sich. „Wenn ein Kampf ausbricht, holst du Verstärkung.“, hisste sie ihm zu. Der Schüler nickte mit starren Augen. „Wer ist da?“, fragte Bronzeseele mutig. „Wir wissen, wo ihr seid!“ Zu erst gab es nur ein Gemurmel, dann tauchten zwei junge Kätzinnen hinter dem Baum auf. Sofort erkannte Bronzeseele Nelkenpfote und Nesselpfote vom BeerenClan. „T-tut uns leid!“, stotterte die braune Nesselpfote. Die Atmung der Schwestern war flach vor Erschöpfung, die Rippen unter dem Fell erkennbar. Nelkenpfote konnte sich kaum noch auf ihre Pfote halten. Diese Beiden waren keine Bedrohung. Sie erweckten viel eher Mitleid. „Ganz ruhig. Nimmt erst mal einen Schluck und dann verratet ihr uns, was ihr hier zu suchen habt.“, beruhigte Bronzeseele und Braunpfote stimmte zu.
Die BeerenClan Katzen sassen vor Bronzeseele und Braunpfote, ihre Blicke waren auf die Pfoten gerichtet. „E-es tut uns wirklich leid, dass wir die Grenze übertreten haben.“, miaute Nesselpfote. „Aber wir haben kaum noch Beute im Clan und Brisenstern liegt im sterben!“ Scharf zog Bronzeseele die Luft ein. Hatte sie das richtig verstanden? „Aber Rosenteich ist doch eine gute Heilerin!“, kam es von Braunpfote schnell. „Brisenstern wird es doch überstehen, oder?“ „Deswegen sind wir hier!“, erwiderte Nelkenpfote bestimmt. „Rosenteich sagte, dass er sterben würde, wenn er nichts zu essen bekommen. Wir haben im BeerenClan nicht genug Beute und Brisenstern weigert sich etwas zu nehmen, wenn die Jungen und Flockenherz nicht erst satt werden!“ „Deswegen seit ihr hier, um Beute zu stehlen.“, schlussfolgerte Braunpfote. Die Kätzinnen nickten peinlich berührt. „E-es tut uns leid. Bitte sagt es niemanden weiter! Wir werden es auch nie wieder tun!“ Nesselpfote klang richtig panisch, als würden Braunpfote und Bronzeseele ihr jetzt das Fell abreissen wollen. Mitleidig stupste Bronzeseele sie an. „Wir werden es Hagelstern nicht sagen.“, versprach sie mit leiser Stimme, dann blinzelte sie zu Braunpfote, der wie selbstverständlich zustimmte. Erleichtert atmeten die Schwestern wieder auf. „Aber wir werden euch zurück zum BeerenClan bringen und mit Ahornsprenkel reden.“ Bewusst sage Bronzeseele Ahornsprenkel, da, wenn sie die Schülerin glauben schenkte, Brisenstern kaum in der Verfassung wäre zum sprechen. Nun wurden die Schwestern wieder ängstlicher, stimmten aber zu. „Sollten wir die Beute vielleicht mitnehmen?“, schlug Braunpfote leise vor, sodass es nur Bronzeseele hören konnte. „Ich habe bereits das selbe gedacht.“, miaute sie erleichtert. In diesen Moment verstand sie Schattenseele plötzlich sehr gut. Hagelstern war zwar ein guter Anführer, jedoch würde er nur ungern ihre Beute teilen. Zumindest glaubte sie dies und jetzt war keine Zeit, um ihn zu fragen. Der BeerenClan brauchte jetzt Hilfe. Die Beute von ihrer Jagd würde bei weiten nicht jede Katze satt kriegen aber es würde eine kleine Stärkung sein.
Weder Nelkenpfote noch Nesselpfote hatten nach der Beute gefragt, die Braunpfote mit sich trug. Die dünnen Kätzinnen liefen langsam zu Grenze, blickten ab und an sehnsüchtig einem Vogel oder einen Eichhörnchen hinterher. Bronzeseele fühlte sich dabei schlecht. Trotz der Dürre gab es überraschend viele Beutetiere um den Wolkensee. Wahrscheinlich mehr, als der BeerenClan innerhalb eines Mondes in solch einer Zeit fangen könnte. Daher schlug sie eine kurze Pause vor. Braunpfote schien ihre Gedanken bereits erraten zu haben. „Ich passe auf die Beiden auf. Aber beeile dich, ehe eine Patrouille kommt.“ Geschwind sprang Bronzeseele ins Gebüsch. Wenn sie sich nicht irrte, war hier in der Nähe eine Höhle, in denen junge Mäuse lebten. Die Elterntiere waren gezwungen, hier wieder vorbei zu kommen. Stumm betete sie zum SternenClan, dass die Patrouille zum BeerenClan später losgehen würde. Zu ihren Glück haschte schon bald eine Maus zur Höhle. Ein neugieriges Jungtier streckte den Kopf aus dem Loch und tapste etwas unsicher zur der anderen Maus. Geschwind sprang Bronzeseele auf und tötete beide rasch. Zufrieden brachte sie die Beute zurück zu den Schülern, die grosse Augen machten. „Ist das für uns?“, quiekte Nesselpfote, während Nelkenpfotes blaue Augen dankbar leuchteten. „Beeilt euch, ehe Gluttiger uns sieht.“, miaute Braunpfote nervös. Gierig, als hätten sie seit der letzten Versammlung nichts mehr gegessen, schlangen die beiden die Mäuse hinunter. Gestärkt davon wollten die Beiden möglichst schnell weiter. Belustigt zuckten Braunpfotes Schnurrhaare, als er die restliche Beute wieder aufnahm.
Kurz nachdem sie die Grenze übertreten hatte, mündetet der Wald in einer stacheligen Wiese. Das getrocknete Gras pikste unangenehm in Bronzeseele Ballen und die Hitze machte ihr schon bald zu schaffen. Braunpfote ging es nicht anders, er lief weiter, als würde es ihn kaum etwas ausmachen, aber seine laute Atmung verriet ihn. „Wir sind bald da.“, erklärte Nesselpfote. „Wir müssen nur den Fluss überqueren.“ Zweifelnd wechselten die Rotbraune und der Schüler einen Blick aus. Zwar war ihnen warm, jedoch wollten sie nicht schwimmen. „Keine Sorge, der Fluss ist zurück gegangen und wenn es für euch immer noch zu viel Wasser ist, dann könnt ihr auch über die Steine springen.“, erklärte Nelkenpfote. Die Schildpattkätzin war um einiges selbstbewusster geworden. Nesselpfote war inzwischen auch schon etwas besser gelaunt, vermutlich lag es an der Beute die sie gehabt hatten. Der Fluss war schmaler als Bronzeseele es sich vorgestellt hatte. Vielleicht lag es an der Hitze und eigentlich wäre er breiter. Auf der anderen Seite konnte sie das Lager erkennen und keine Fuchslänge dahinter war die Wiese verschwunden. Nur Sand herrschte. Am Horizont konnte Bronzeseele eine gewaltige Menge an Wasser erkennen. „Ist das dahinter salziges Wasser?“, fragte sie verwundert. Sie erinnerte sich noch genau, wie Staubglanz von dem unendlichen Wasserort erzählt hatte und das es nach Salz schmecken sollte. Damals war es Bronzeseeles erster Tag als Schülerin gewesen. „Oh ja, wirklich furchtbar! Wenn man davon etwas trinkt, kriegt man allerhöchstens noch mehr Durst! Deswegen ist es uns untersagt, dort etwas zu trinken aber man kann darin jagen.“ „Fische?“, riet Bronzeseele. „Ja.“, antwortete Nesselpfote. „Aber nur die, die im seichten Wasser dort leben. Wenn man zu weit raus schwimmt, wird man von der Flut davon geschwemmt.“ Bei diesen Gedanke stellte sich Bronzeseeles Fell auf. Dieser Wasserort hatte kein Ende! Wenn man davon getragen wurde, würde man diese Katze nie wieder finden. Vorsichtig sprang Bronzeseele auf den Stein, um auf die andere Seite zu gelangen. Das Wasser hier floss in den unendlichen Wasserort, weshalb sie es versuchte zu meiden. Braunpfote tat es ihr gleich, deutete danach zum Lager. Es war von Steinen umrundetet und bestand hauptsächlich aus schmächtigen Büsche oder Erdhöhlen. Am Lagereingang standen bereits einige Katzen, darunter auch Ahornsprenkel. Auch bei ihr konnte man die Rippen abzählen. Hinter ihr befand sich ein Frischbeutehaufen, wo aber nur zwei Fische lagen. „Nelkenpfote, Nesselpfote.“, miaute die braune Kätzin wütend. „Wo seid ihr gewesen und weshalb habt ihr zwei DornenClan Katzen in unser Lager geführt?“ Verunsichert knetete Nelkenpfote den Boden. „W-wir wollten Beute stehlen...“, murmelte sie kleinlaut. „Wie bitte!?“, jaulte ein Krieger auf, doch Ahornsprenkel brachte ihn zum schweigen. „So eine Idee kann nur von einen Fischhirn kommen!“, erklärte sie streng, dann wand sie sich an Bronzeseele. „Ich nehme an, ihr habt sie erwischt?“ Zur Bestätigung nickte Bronzeseele. „Sie haben keinen Schanden angerichtet.“, fügte sie noch hin zu, dann deutete sie auf Braunpfote. „Wir wissen nun von eurer missliche Lage und würden daher gerne etwas von unserer Beute abgeben.“ „Ein grosszügiges Angebot.“, erwiderte Ahornsprenkel schroff, was Bronzeseele nicht ganz verstand. „Was verlangt ihr im Gegenzug dafür? Wir haben nichts, wie ihr seht. Oder habt ihr unsere Schüler nur zurück gebracht, um unser Lager zu auskundschaften? War dies Hagelsterns Plan?“ Verwirrt widersprach Braunpfote: „Hagelstern weiss nichts davon! Nur Bronzeseele und ich haben eure Schüler gesehen! Und wir wollten sie nur sicher zurück bringen! Wir verlangen nichts von euch!“ Immer noch misstrauisch verengten sich Ahornsprenkels Augen. „Was für einen Grund habt ihr sonst eure Beute mit uns zu teilen?“ „Brauchen wir dafür einen Grund?“, fragte Bronzeseele mit klopfenden Herzen und betete zum SternenClan, dass sie nichts falsches sagte. Verwundert blinzelte Ahornsprenkel. „Der Wald hat vier Clans und er braucht vier Clans.“, miaute Bronzeseele. „Ich will alles dafür geben, dass die Clans überleben werden. Mehr will ich nicht und das ist der Grund weswegen wir euch Beute mitgebracht haben. Es ist nicht viel aber für eine kleine Stärkung reicht es.“ Sie erwähnte Brisenstern nicht, um die Schwestern nicht noch mehr in Gefahr zu bringen. Langsam nickte Ahornsprenkel. „Vielleicht habe ich dich falsch eingeschätzt.“, murmelte sie. „Ich erinnere mich daran, dass Schattenseele so etwas bereits einmal zu mir gesagt hatte.“ Sofort versteiften sich Bronzeseeles Muskeln. Ihr Bruder hatte sich bereits in einer ähnlichen Situation befunden? Es machte sie Glücklich und Traurig zu gleich, dass sie mit ihren Bruder verglichen wurde. „Ich weiss nicht, was mit Schattenseele vorgefallen ist aber ich ahne, dass es nichts gutes ist. Pass auf, damit du nicht den gleichen unheilvollen Weg wählst.“ „Das werde ich!“, gelobte Bronzeseele mit festen Blick. Nun wirkte Ahornsprenkel zufrieden. „Wir werden eure Beute annehmen. Wir stehen in eurer Schuld, junge Katzen. Wir danken euch, aber ihr solltet euch beeilen, damit ihr nicht erwischt werdet.“ Glücklich legte Braunpfote die Beute vor Ahornsprenkel ab. „Wir werden gehen.“, versprach er, dann drehten sie sich um, damit sie noch vor der Grenzpatroulie wieder auf ihrem Territorium laufen konnten.
Kapitel 36:
Belustigt beobachtete Bronzeseele Braunpfote dabei, wie er alle möglichen Jagdtechniken noch einmal durchging. Noch einen Sonnenaufgang müsste er warten, dann stand seine Kriegerprüfung an. Vielleicht sollte sie noch mal mit ihm üben? Bevor sie weiter denken konnte, rief Stachelbeere sie. „Du leitest eine Grenzpatroulie zum MoosClan. Nimm mit wen du willst.“ Das ist eine gute Gelegenheit, überlegte sie sich und rief Braunpfote herbei. „Kommst du auf meiner Grenzpatroulie mit?“ Seine blauen Augen leuchteten auf. „Gerne!“ Kurz liess Bronzeseele ihr Blick über den DornenClan schweifen. Haselblatt gab sich gerade mit Felspfote die Zunge, da wollte sie nicht mit einer Grenzpatroulie stören. Gluttiger wirkte jedoch ziemlich einsam ohne Staubglanz. Vielleicht noch einen Schüler und einen Krieger... Es würde sicher Braunpfote Selbstbewusstsein geben, wenn er einen jüngeren Schüler zeigte, wie man kämpfte und jagte. Spontan dachte sie an Ginsterpfote. Sie war zwar ziemlich stur aber auch wissbegierig. Schnell holte sie sie noch Gluttiger und Ginsterpfote. Anfangs protestierte Ginsterpfote noch, da sie eigentlich mit ihren Schwestern spielen wollte, kam dann aber doch noch mit. Auch Mückenherz schloss sich ihnen an. „Dann gehen wir los.“
Obwohl die Grenzpatroulie darauf achtete, möglichst im Schatten der Bäume zu laufen, spürte Bronzeseele recht schnell die Hitze auf ihren Pelz brennen. Hoffentlich würde es bald wieder etwas regnen oder zumindest kühler werden. Vor allem für Brisenpelz war die Hitze schlimm. Der alte Kater schaffte es kaum noch aus dem Bau und Wasser gab es durch das Wetter nicht mehr in der Nähe des Baus. Täglich brachten Hagelsterns Jungen etwas Moos mit Wasser aber ob das reichen würde war eine andere Frage. Schnell verwarf sie den Gedanken. Sie wollte nicht daran denken, dass Brisenpelz vielleicht deswegen krank wurde und Regenblüte alleine in den Ältestenbau leben musste. „Braunpfote, was riechst du?“, fragte Bronzeseele stattdessen. Der Kater reckte seine Schnauze in die Luft. „Ich rieche...“ Er pausierte kurz um sich besser konzentrieren zu können. „Ich glaube, ich rieche eine kleine Maus.“ Bronzeseele konnte dem zu stimmen. „Und eine Amsel!“, fügte Ginsterpfote hinzu. Verwirrt überprüfte Braunpfote noch mal die Luft, schaute dann etwas verloren zu Bronzeseele. Diese hatte die Amsel ebenfalls gerochen, auch wenn nicht so schnell. „Du hast eine gute Nase.“, lobte sie Ginsterpfote und blickte dann besorgt zu Braunpfote. Dieser blieb erstaunlich ruhig. „Tut mir leid, morgen kriege ich es besser hin.“, gelobte er. „Hoffentlich.“, brummte Gluttiger. „Wenn nicht wird es nichts aus deiner Kriegerernnenung.“ „Gluttiger!“, warnte Bronzeseele. „Sei nicht so gemein!“ Leise murmelte Mückenherz etwas zustimmendes, wirkte aber skeptisch. Dennoch gab er den Schüler Ratschläge. „Versuche nicht zu verkrampft alles richtig zu machen. Jeder Krieger macht Fehler. Konzentriere dich auf deine Stärken, dann wird es schon klappen. Du hast ein grosses Wissen, damit kannst du Hagelstern beeindrucken. Ausserdem springst du weit. Nutze das um deine fehlende Talente auszugleichen bei der Jagd.“ Dankbar nickte Braunpfote. „Ich werde mein bestes geben.“ „Und wenn du es trotzdem nicht schaffst,“, hob Ginsterpfote übermütig an, „werde ich mit Hagelstern reden! Und dann macht er dich trotzdem zum Krieger!“ Amüsiert zuckten Bronzeseeles Schnurrhaare. Ginsterpfote wusste genau, wie sie Braunpfote aufmuntern konnte. „Kannst du mir erklären, wie man am besten springt?“ Etwas verwundert nickte Braunpfote und machte es Ginsterpfote vor. Diese war sichtlich erstaunt und versuchte sofort, ihm nach zu eifern. „Etwa so?“ „Du musst die Hinterpfote mehr anspannen.“, riet Braunpfote. „Glaubst du wirklich, dass er ein Krieger wird?“, miaute Gluttiger gedämpft, damit die Schüler es nicht hören konnten. „Sicher.“, erwiderte Bronzeseele im selben Herzschlag. „Er kann zwar nicht gut jagen oder kämpfen aber seine ruhige, überlegte Art wird dem DornenClan vom grossen nutzen sein.“ Mückenherz nickte. „Allerdings. Selbst du könntest von ihn lernen.“ Beleidigt verzog Gluttiger das Gesicht. „Von wegen! Ich denke ihm fehlt es an Feuer! Genauso wie Bronzeseele!“ Darüber konnte die Rotbraune nur die Augen verdrehen. Wie oft hatte sie dies schon von Gluttiger gehört?
Als die MoosClan Grenze in Sichtnähe geriet, konnte Bronzeseele von weiten eine Patrouille erkennen. Vermutlich die Grenzpatroulie vom MoosClan. Mit einer Geste postierte sie ihre Clangefährten hinter sich. „Und keine Streitigkeiten!“, miaute sie scharf zu Gluttiger, der bereits verächtlich seine Zähne zeigte. „Sag das nicht mir, sag das diesen Fuchsherzen!“ Warnend wurde er von Mückenherz angestossen. Innerlich wünschte sich Bronzeseele, dass sie noch Staubglanz mitgenommen hätte. „Die überschreiten die Grenze!“, jaulte plötzlich Ginsterpfote empört auf. „Wie bitte!?“ Die Kätzin hatte recht. Die Patrouille lief über die Grenze, um einen Vogel zu erbeuten. „Da haben wir es schon.“, grummelte Gluttiger und wollte schon vorpreschen doch Bronzeseele stellte sich dazwischen. „Das übernehme ich.“, erklärte sie mit klopfenden Herzen. Jetzt durfte sie sich kein Fehler erlauben! Die MoosClan Patrouille verzog sich schnell zurück. Scheinbar hatte Waldbrise, ein kleiner, brauner Kater, die Führung. „Bleibt stehen!“, rief Bronzeseele ihnen mutig entgegen. Die Katzen zuckten zusammen und drehten sich zu Bronzeseele um. „Was wollt ihr?“, fauchte eine Kätzin sie an. „Oh, das weisst du genau!“, kam es von Gluttiger, der gereizt die Krallen ein und aus fuhr. „Ihr habt Beute vom DornenClan gestohlen.“ Bronzeseele verengte die Augen und wartete auf eine Reaktion von Waldbrise. „Wie bitte?“, tat er empört. „Wir brauchen eure dreckige Beute nicht!“ „Wir haben es gesehen!“, hielt Ginsterpfote dagegen. Schnell versuchte Bronzeseele sie zum schweigen zu bringen, doch Ginsterpfote setzte ihren Kopf durch. „Der Vogel gehört dem DornenClan!“ Ein Schüler vom MoosClan knurrte sie an. „Ihr habt doch Federn im Kopf!“ „Ginsterpfote, bleib ruhig!“, befahl Bronzeseele etwas panisch. Sie hatte komplett die Kontrolle verloren! Gluttiger zeigte bereits die Zähne und Ginsterpfote stritt sich weiterhin mit dem Schüler! „Sieht aus als hättest du deine Patrouille nicht unter Kontrolle.“, höhnte Waldbrise. Wut flammte in Bronzeseeles Magen auf. „Bilde dir nichts ein! Gluttiger, Ginsterpfote benehmt euch!,“ „Sie haben angefangen!“, wehrte sich Ginsterpfote. „Das weiss ich aber das ist kein Grund darauf einzugehen.“, erklärte Bronzeseele möglichst ruhig. „Lass dich nicht auf ihre Ebene herunter.“ „Wie war das, Fuchsherz?“, jaulte nun der Kater auf. „Das hast du genau gehört, Beutedieb! Das wird noch ein Nachspiel haben.“ „Das werden wir sehen! Eure Lügen werden wir mit Krallen begleichen! MoosClan, wir gehen!“
Beunruhigt blickte Bronzeseele zurück. Was hatte sie da bloss angestellt!? „Glaubst du, sie werden uns angreifen?“, miaute Braunpfote ruhig. „Ich weiss es nicht.“, gestand Bronzeseele mit schlechten Gewissen. „Ich bete zum SternenClan, dass es bloss eine leere Warnung war.“ „Und selbst wenn, kriegen sie das, was sie verdient haben!“, erklärte Gluttiger. Nur Mückenherz äusserte sich überhaupt nicht dazu, stattdessen blinzelte er nachdenklich auf seine Pfoten. „Was ist?“, fragte Bronzeseele vorsichtig. „Wir müssen unsere Beute verteidigen.“, erklärte er. „Wir haben Jungen im Lager.“ Verwirrt wechselten Bronzeseele und Gluttiger einen Blick. So etwas hatte Mückenherz noch nie gesagt! „Es weiss noch niemand aber nächsten Mond wird Habichtwolke wahrscheinlich in die Kinderstube ziehen.“ „Habichtwolke?“, wiederholte Ginsterpfote verwundert. Etwas zögerlich nickte Mückenherz. Also würde er in den nächsten Monden Vater werden! „Egal was passiert, wir brauchen all unsere Kraft und all unsere Beute.“
Als die Patrouille wieder das Lager erreichte, lief Bronzeseele sofort zu Hagelsterns Bau. „Darf ich rein kommen?“, fragte sie. „Sicher.“ Hagelstern lag in sein Nest, den Schweif um die Pfoten gelegt. „Was kann ich für dich tun?“ Schnell berichtete Bronzeseele von der Drohung des MoosClans. Sofort richtete sich Hagelstern auf. „Ich werde eine Versammlung einberufen!“ Die Katzen versammelten sich nur zögerlich. Fliegenpelz und Felspfote setzten sich neben Bronzeseele, die angespannt auf ihren Anführer blickte. „Katzen des DornenClans! Ich habe eine beunruhigende Nachricht von Bronzeseele erhalten. Eine Patrouille vom MoosClan hat Beute vom DornenClan gestohlen und als die Grenzpatroulie dies regeln wollte, drohte der MoosClan mit einen Angriff!“ Keinen Herzschlag später jaulten die Katzen auf, am lautesten Dachsklaue. „Wenn sie einen Kampf haben wollen, dann können sie ihn haben!“ Einige stimmten dem zu. Mit gemischten Gefühlen legte Bronzeseele die Ohren an. Wenn sie nur Ginsterpfote und Gluttiger besser im Griff gehabt hätte... Vielleicht wäre es dann alles ganz anders ausgegangen! Ihr fiel wieder ein, was Mückenherz gesagt hatte. Wenn neue Jungen kommen würden, musste der Clan stark sein! Moment! Als Königin kann Habichtwolke nicht gleichzeitig Stellvertreter sein! Das heisst, es wird einen neuen Stellvertreter geben, zumindest solange Stachelbeere Jungen hat! Dies war sich Bronzeseele vorher nicht bewusst gewesen. Bereits jetzt galt Dachsklaue als stärkste Kriegerin im DornenClan! Was, wenn sie es werden würde? Nein, sie hatte noch keine Schülerin gehabt! Besorgt blickte sie zu Kinderstube, wo Eulenjunges und Silberjunges sassen. In einen Mond würden sie jedoch zu Schüler ernannt werden! „Nein, wir müssen einen Kampf verhindern!“, miaute Eschenblatt panisch auf. Kurz blickte er zu Bronzeseele, er musste von Habichtwolke wissen. Ob er vielleicht auch das selbe gedacht hatte? Dachsklaue durfte jetzt keine Unterstützung finden, sonst würde der DornenClan sie noch mehr als potenzielle Anführerin sehen!
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Kapitel 37:
Verschiedene Gedanken liessen Bronzeseele nicht in Ruhe. Zumal war da Braunpfote, der seine Kriegerprüfung ablegen musste und zum anderen Dachsklaues Kampfeslust. Sicherlich würde sie den MoosClan noch höchstpersönlich zu einen Kampf bitten. „Du weisst von Habichtwolke, oder?“, fragte Bronzeseele vorsichtig Eschenblatt, dem sie beim Kräuter sammeln half. Kurz wirkte er erstaunt, nickte dann aber. „Allerdings. Immerhin bin der Heiler, ich bemerke so etwas als erstes.“ „Wer, glaubst du, könnte nach Habichtwolke zweiter Anführer werden?“ Sorgenvoll wandte sich Eschenblatt den Kräuter zu. „Ich hoffe auf Finkenfeder oder Mückenherz. Hagelstern mag dich und Dachsklaue aber sehr, das könnte zu einen Problem werden.“ „Wegen Silberjunges und Eulenjunges?“, riet Bronzeseele. „Er könnte euch natürlich zu ihren Mentoren ernennen. Damit hätte Dachsklaue eine grosse Chance.“ Nachdenklich betrachtete die Rotbraune die teils vertrockneten Kräuter vor sich. „Wieso Dachsklaue? Hagelstern ist doch das komplette Gegenteil! Oder würde er sie wählen, weil der Clan hinter ihr steht?“ „Gerade weil sie das komplette Gegenteil ist.“, miaute Eschenblatt. „Habichtwolke würde sich auch eher in einen Kampf werfen als Hagelstern. Er weiss, dass er manchmal etwas zu zögerlich ist. Und deswegen braucht er eine Katze, die ihn von anderem überzeugen will, um so einen Ausgleich zu haben.“ Das ergab Sinn. Genauso hiess es, dass Dachsklaue eher gewählt würde und nicht Bronzeseele. Aber vielleicht war dann Mückenherz auch eine gute Wahl! Immerhin zeigte er schon eher seine Krallen als Finkenfeder oder Bronzeseele! Andererseits... Die noch ungeborenen Jungen schienen ihn jetzt schon verändert zu haben. „Bronzeseele, hör mir zu.“, hob Eschenblatt an, weswegen sich Bronzeseele zu ihn umdrehte. „Der nächste Mond ist entscheidend! Du musst Hagelstern zeigen, dass in dir Kraft steckt! Sei selbstbewusster und Siege über Dachsklaue.“ Überrumpelt fing Bronzeseele an zu stottern. „A-aber... I-ich..“ Schnell sprach Eschenblatt weiter. „Du sollst ja nicht so wie Dachsklaue werden aber sprich deine Meinung auch vor anderen aus, versuche deine Hilfe anzubieten. Wenn du Hagelstern beweist, dass du für den Clan sterben würdest Bronzeseele, wird er dich wählen! Vergiss nicht, Dachsklaue ist der Schrei, der den Tot bringt. Du musst darüber siegen und Frieden bringen!“
Nervös brachte Bronzeseele die Kräuter zurück ins Lager. Eschenblatt hatte recht, das wusste sie genau. Aber sie selbst sollte zweite Anführerin werden? Gut, sie hatte es damals versprochen, um Regenblüte glücklich zu machen aber damals war sie auch eine Schülerin gewesen. Erst als Kriegerin hatte sie wirklich verstanden, was für eine Verantwortung auf ihren Schultern lastete. Ihre erste Patrouille hatte wie eine schwere Last ihre Pfotenschritte erschwert gehabt.
„Ich bitte alle Katzen, die alt genug sind um Beute zu machen, sich vor dem Flachfelsen zu versammeln.“ Aufgeregt stürmte Felspfote an Bronzeseele und Eschenblatt vorbei. Belustigt schnurrte der schwarzweisse Heiler. „Die ganze Nacht konnte sie nicht schlafen, so aufgeregt war sie bestimmt.“ Bronzeseele nickte. „Ich habe auch kaum geschlafen, weil ich an Braunpfote gedacht habe. Er wäre am Boden zerstört, wenn er den Kriegernamen nicht bekommt.“ „Für ihn bist du genauso Mentorin wie Gelbwind. Ohne dich wäre er gar nicht so weit gekommen.“ Heiss vor Scham, schüttelte sie sich. „Wir sollten auch zu der Clanversammlung.“, miaute sie nur etwas verlegen. Die meisten Katzen hatten sich bereits versammelt. Schnell setzte sich Bronzeseele möglichst weit nach vorne, zwischen Glühsplitter und Fliegenpelz. Wehmütig blinzelte sie kurz zu dem grossen, weissen Kater. Liebevoll schaute er zu seiner Gefährtin. Sicherlich hatten beide dem Tag entgegen gefiebert. Immerhin wollten sie nun offiziell Gefährten sein. Immer noch hegte Bronzeseele Gefühle für Glühsplitter, obwohl sie vergeblich waren. Schnell verwarf sie den Gedanken und schaute zu Braunpfote. Der Kater wirkte erstaunlich ruhig aber er sass bei seinen Geschwistern. Also musste er bestanden haben! „Heute haben wir uns versammelt, um drei Schüler ihre Kriegernamen zu geben. Kurz sollten wir uns aber noch an Spechtpfote und Morgenpfote erinnern, die leider viel zu früh von uns gehen mussten.“ Der Clan murmelte etwas zustimmendes. Schmerzlich dachte Bronzeseele an die enthusiastischen Katzen zurück. Auch Spechtpfote hätte heute ihren Kriegernamen bekommen sollen. „Dennoch blicken wir in die Zukunft! Mückenherz und Gelbwind, seid ihr davon überzeugt, dass eure Schüler dazu bereit sind Krieger zu werden?“ „Ja, das sind sie.“ Hagelstern nicke. „Auch ich bin davon überzeugt. Ich, Hagelstern, Anführer des DornenClans rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schüler herabzublicken. Sie haben hart trainiert um euren edlen Gesetzten gehorchen zu können, und ich empfehle sie euch nun als Kriegern. Felspfote, versprichst du, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst mit deinem Leben?“ „Ich verspreche es!“, rief Felspfote auf, ihr Fell stand in allen Richtungen. Irgendwie erinnerte sie an Fliegenpelz, als er seinen Kriegernamen empfangen hatte. „Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen. Felspfote, von diesem Augenblick an wirst du Felssturm heissen. Der SternenClan ehrt deinen Eifer und deine Tatkraft und wir heissen dich als vollwertige Kriegerin im DornenClan willkommen.“ Hagelstern begrüsste die neue Kriegerin, dann fuhr er fort. Auch Fichtenpfote gab das Versprechen. „Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen. Fichtenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Fichtenflug heissen. Der SternenClan ehrt deine Voraussicht und deine Geduld und wir heissen dich als vollwertige Kriegerin im DornenClan willkommen.“ Nun war nur noch Braunpfote über. „Ich verspreche es.“, miaute er mit kräftige Stimme. „Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen. Braunpfote, von diesem Augenblick an wirst du Brauntupfen heissen. Der SternenClan ehrt deine Weisheit und deine Treue und wir heissen dich als vollwertigen Krieger im DornenClan willkommen.“ „Felssturm! Fichtenflug! Brauntupfen!“, rief Bronzeseele als erstes voller stolz. Brauntupfen war endlich ein Krieger!
Geduldig wartete Bronzeseele, bis die neuen Krieger begrüsst waren. Glühsplitter und Fichtenflug schmiegten ihre Köpfe aneinander und schnurrten. Jedoch dachte Bronzeseele nicht daran, sondern tapste zu Brauntupfen. „Ich bin so stolz auf dich.“, schnurrte sie. „Dankeschön.“, miaute Brauntupfen verlegen. „Das ist alles nur verdankt dir und Gelbwind. Ich hatte echt grosse Angst gehabt, dass ich es nicht schaffen würde. Aber nun bin ich ein Krieger! Genauso wie Felssturm und Fichtenflug!“ Ehe sie weiter reden konnten, stürmte Silberjunges, von Ginsterpfote gejagt, vorbei. Schnell sprang der neue Krieger zur Seite. Eulenjunges hechelte hinter ihnen her. „Silberjunges ist zu schnell.“, jammerte er etwas. „Was hat er denn schon wieder angestellt?“, fragte Bronzeseele. Silberjunges war bereits berüchtigter als Ginsterpfote, obwohl diese als Junges bereits viel Ärger verursacht hatte. „Er hat sich mit Ginsterpfote angelegt und ist dann weg gerannt...“ Erschöpft setzte er sich hin. „Ich komme gar nicht hinter her! Das ist gemein!“ Fürsorglich stupste sie das Junge an. „Keine Sorge, du schaffst das schon. Oder willst du deinen Wurfgefährten da alleine lassen?“ Langsam schüttelte Eulenjunges sich. „Ja, du hast recht.“ „Er hat kein Selbstbewusstsein.“, gab Brauntupfen leise zu denken. „Dafür hat Silberjunges zu viel.“ Nachdenklich betrachtete Bronzeseele die Jungen. Vielleicht würde sie es schaffen, Mentorin von einer der Beiden zu sein. Würde sie das hinkriegen?
Kapitel 38:
Ein halber Mond verstrich ohne Ereignisse. Nur das Wetter hatte sich verändert. Die Tage verkürzten sich langsam wieder und es wurde endlich kühler und sogar der Regen war wieder gekommen. Vor allem für Eschenblatt, sowie den Ältesten war dies eine grosse Erleichterung gewesen. Brisenpelz spielte wieder mehr mit den Jungen. Bald würden sie Schüler werden aber die Kinderstube wurde deswegen nicht leer. Fichtenflug zog überraschend ein, was Bronzeseele einen herben Schlag versetzt hatte. Nun konnte sie die Hoffnung ganz aufgeben. Glühsplitter und Fichtenflug würden nun eine Bindung auf ewig haben, durch ihre gemeinsamen Jungen. Traurig blinzelte sie zu Fichtenflug, die vor der Kinderstube ihren leicht geschwellten Bauch mithilfe der letzten Sonnenstrahlen wärmte. Erste rötliche Blätter lagen bereits auf den Boden, der Blattfall setzte langsam ein. Ein vertrauter Duft kündigte Blitzlicht an, der sich zu seiner Tochter stellte. „Traurig?“, riet er mit väterliche Stimme. Bitterlich nickte Bronzeseele, auch wenn sie es nur ungern zu gab. „Glühsplitter hat einfach Moos vor den Augen. Aber keine sorge, du bist die schönste Kätzin im Clan. Der richtige Kater wird sich schon zeigen.“, tröstete er sie, doch Bronzeseele war sich dabei nicht so sicher. „Selbst wenn. Seit dem ich denken kann, liebe ich Glühsplitter und nun habe ich ihn sogar als besten Freund verloren und alles nur wegen Fichtenflug!“ „Dafür hast du Brauntupfen als guten Freund gewonnen. Glaube mir, den wirst du nicht mehr los, dafür ist er viel zu Loyal. Lass uns etwas fressen, bevor die grosse Versammlung anfängt.“ Dankbar nickte die Rotbraune. Auf ihren Vater war immer Verlass, da konnte sie sich sicher sein. Er suchte einen grossen Hasen raus und brachte ihn zu Bronzeseele. Um nicht mehr an Glühsplitter zu denken, betrachtete Bronzeseele die restlichen Katzen im Lager. Brauntupfen redete mit Mückenherz. Felssturm teilte sich etwas Beute mit Fliegenpelz, währenddessen Regenblüte dies amüsiert vor dem Ältestenbau beobachtete. Ginsterpfote stritt sich wieder mit Silberjunges und Eulenjunges sass etwas hilflos daneben. Finkenfeder betrat mit seiner Jagdpatrouille das Lager und entliess die anderen Schüler von ihren Tag. „Für Brauntupfen wird es ein aufregender Tag.“, schnurrte Blitzlicht irgendwann. „Seine erste Versammlung als Krieger. Er hat Hagelstern wohl ziemlich bei der Kriegerprüfung überrascht.“ Wie oft hatte der Getupfte um seinen Kriegernamen gebangt und nun hat er ihn doch noch bekommen.
Als der letzte Sonnenstrahl verblasste, rief Hagelstern die Katzen für die Versammlung zusammen. Dachsklaue stolzierte an Bronzeseele vorbei, stiess sie dabei unsanft an. „Oh, das tut mir aber leid.“, miaute sie mit hoher Stimme und lief dann weiter zu ihren Bruder. Bronzeseele verdrehte die Augen, an Dachsklaues Sticheleien hatte sie sich inzwischen gewöhnt. Dennoch... Sie wirkte noch stolzer als sonst und unterhielt sich mit Habichtwolke. Verunsichert blickte Bronzeseele zu Eschenblatt, vielleicht wusste er, was es bedeutete. Doch er wirkte genauso ratlos. „Felssturm scheint sich nur schwer von Fliegenpelz verabschieden zu können.“, witzelte Brauntupfen gut gelaunt und deutete zu den besagten Katzen. Immer wieder rieben sie ihre Köpfe noch kurz aneinander. In Felssturms grünen Augen verbarg sich Wehmut, als sie endlich zu Hagelstern tapste. „Meine Schwester traut sich nicht, ihre Gefühle auszusprechen.“, seufzte er. „Fliegenpelz genauso. Dabei weiss es der ganze Clan bereits.“ Beide mussten kurz lachen, dann folgten sie der Patrouille. „Habichtwolkes Bauch ist ganz schön rund geworden.“, murmelte Brauntupfen nachdenklich, so leise, dass nur Bronzeseele es verstand. „Du hast recht. Bald wird sie wirklich in die Kinderstube ziehen müssen.“ „Und dann brauchen wir einen neue Stellvertreter. Vielleicht wird es ja Mückenherz.“ „Oder Finkenfeder.“, betete Bronzeseele, doch Brauntupfen schien anderer Meinung zu sein. „Ich weiss nicht. Er ist schon ziemlich alt und ich glaube, er möchte bald den Ältesten beitreten.“ Erstaunt blinzelte Bronzeseele. „Meinst du?“ Der alte Krieger schien tatsächlich älter zu werden und um seine Schnauze hatte sich schon graues Fell gebildet. „Fleckentau hält ihn noch jung aber das Alter holt ihn langsam ein.“ „Also doch Mückenherz.“ Besser als Dachsklaue! Selbst Gluttiger wäre dafür eine bessere Wahl! „Würdest du gerne zweite Anführerin werden?“, miaute Brauntupfen nachdenklich weiter. „Nein, nicht wirklich.“, erwiderte die Rotbraune. „Dafür müsste ich auch erstmals Mentorin werden. Obwohl ich mir vor stellen kann, dass dies ganz schön wäre. Was ist mit dir? Willst du irgendwann zweiter Anführer oder gar Anführer werden?“ Kurz schien Brauntupfen zu überlegen. „Ich weiss nicht. Eigentlich schon aber ich denke ich wäre die falsche Katze. Da hast du viel bessere Chancen.“ Fürsorglich stupste sie ihren Freund an. „Nicht so negativ denken. Wenn du es zu einen Krieger geschafft hast, schaffst du es auch zum Mentor.“ „Das wäre schön.“ Dann schwiegen sie, bis sie den Felsenhimmel erreichten.
Die restlichen Clans waren bereits da, doch zu Bronzeseeles Schrecken stand nicht Brisenstern für den BeerenClan sondern Ahornsprenkel auf den Fels. Besorgt tauschte sie einen Blick mit Brauntupfen. Hatte es Brisenstern nicht geschafft? Schnell sprang auch Hagelstern auf den Felsen und durchbohrte Ahornsprenkel, ehe er sich hinsetzte. „Ich denke, der BeerenClan sollte beginnen.“, schlug er vor. Schnell setzte sich Bronzeseele zu Eiskralle und Wüstenblatt, Eiskralles ehemaliger Schüler. Mit einen kurzen nicken begrüssten sie sich. Ahornsprenkel machte einen Schritt nach vorne. „Brisenstern verstarb leider.“, miaute sie mit gedämpfter Stimme. „Er verhungerte, um seine Clangefährten nicht hungern zu lassen.“ „Er war ein ehrenvoller Anführer.“, miaute Funkelstern. „Es ist ein Verlust für alle Clans.“ „Ich danke dir. Ich habe meine neun Leben und mein Anführernamen empfangen. Nun bin ich Ahornstern, Anführerin des BeerenClans.“ „Ahornstern! Ahornstern!“, stimmte Brauntupfen an und schnell half Bronzeseele. Wenn sie mit Brauntupfen etwas mehr Beute dem BeerenClan gefangen hätte, wäre der alte Anführer dann noch am Leben? „Mit dem Regen sind die Fische zurück gekommen.“, redete Ahornstern weiter. Nun wirkte sie etwas selbstsicherer als zuvor. „Der BeerenClan erlangt an alter Stärke.“ Kurz glaubte Bronzeseele, dass Ahornstern Brauntupfen und sie anschaute. Es war wie ein stummer Dank, welcher die Kätzin mit wohler Wärme erfüllte. Es war ein gutes Gefühl, anderen zu helfen. Irgendwie konnte sie Schattenseeles Hilfsbereitschaft gut nachvollziehen. „Zudem ist nun Mauszahn der neue zweite Anführer.“ Mauszahn, ein kleiner, schwarzer Kater mit bernsteinfarbenen Augen, hob stolz seinen Kopf. Im Mondlicht blitzte kurz ein zu langer Zahn von ihn auf. Wenn sich Bronzeseele richtig erinnerte, war er der Mentor von Baumpfote, der Bruder von Nesselpfote und Nelkenpfote. „Mauszahn! Mauszahn!“, riefen die Katzen. Damit endete Ahornstern. Als nächstes berichtete Hagelstern. „Wir konnten drei neue Krieger ernennen! Fichtenflug, Felssturm und Brauntupfen.“ Als die neuen Krieger begrüsst wurden, wirkte Brauntupfen ziemlich unwohl. Sonst erzählte Hagelstern nur etwas von der Beute, liess aber den Konflikt mit dem MoosClan aus. Zum Glück war Gluttiger nicht dabei. Dennoch schielte Hagelstern warnend zu Schneestern, die die stille Botschaft gut verstand,denn sie sprach als nächstes. „Anscheinend geht es dem DornenClan doch nicht so gut.“, fauchte sie. „Warum sonst haben sie Beute gestohlen vom MoosClan?“ Empört jaulte der DornenClan auf, Dachsklaue am lautesten. „Von wegen! Unsere Patrouille hat euch dabei erwischt, wie ihr geklaut habt!“ „Allerdings.“, stimmte schnell Hagelstern zu, brachte Dachsklaue mit einer Geste zu schweigen, die sich grummelnd wieder hinsetzte.
„Willst du etwa sagen, dass meine Krieger mich anlügen?“, entgegnete Schneestern. Wütend drehte sich Bronzeseele zu Waldbrise um. Schneestern tat nichts falsches, sie glaubte nur ihren Clangefährten. Waldbrise musste sie angelogen haben! Dieser fuchsherzige Kater! „Können wir irgendwas tun?“, fragte Brauntupfen leise, doch Bronzeseele konnte nur den Kopf schütteln. „Wir müssen auf Hagelstern Vertrauen.“, erklärte sie mit bebenden Herzen. „Meine Krieger haben mir eine andere Geschichte erzählt.“, warf Hagelstern ein, seine Augen verengten sich. „Und ich glaube meinen Kriegern.“ Sein Nackenfell hatte sich gereizt aufgestellt und auch Habichtwolke war aufgesprungen und knurrte Schnellwind, den zweiten Anführe vom MoosClan an. „Das ist genug!“, unterbrach Funkelstern die Katzen. „Das ist die grosse Versammlung! Hier ist nicht der passende Ort, um euren Streit mit Krallen auszutragen.“ „Gewiss.“, bleckte Schneestern die Zähne. „Wir werden uns einen anderen Ort dafür suchen!“
Kapitel 39:
Ein aufgeregtes Gemurmel machte sich im Lager breit. Habichtwolke hatte angekündigt, dass sie nun bald in die Kinderstube zog. Sogar die Drohung von Schneestern geriet dadurch kurz in Vergessenheit. Mit eher gemischten Gefühlen beobachtete Bronzeseele die Situation. Eschenblatt und sie selbst waren nicht die einzigen, die an Dachsklaue dachten. „Sie wird dann wohl Mentor von Sichelmonds Jungen.“, vermutete Felssturm gut gelaunt, während Fliegenpelz bedacht nickte. Er war ungewohnt ruhig in Felssturms Nähe, als würde ihm etwas auf der Zunge liegen. „Glaubst du, ich werde Mentorin vom anderen Jungen?“ „Du bist wahrscheinlich noch zu jung dafür.“, erwiderte nur Fichtenflug mit einen liebevollen Stupsen. „Na und? Du bist ja auch ziemlich jung für eine Königin!“, gab Felssturm etwas beleidigt zurück. Schlagartig wanderten Fichtenflugs Augen zu ihren Pfoten. Schnell wand sich Bronzeseele ab, davon wollte sie nichts hören. Vielleicht tat ihr ein Spaziergang ganz gut? Hier im Lager redeten alle nur von Dachsklaue oder Fichtenflug, sie musste also dringend raus.
Ein angenehm kühler Hauch streifte durch Bronzeseeles Fell. Sofort legte sich die bedrückenden Wolken innerhalb ihrer Gedanken. Freudig stürmte eine junge Kätzin hinter ihr her. „Mondpfote!“, brachte Bronzeseele erstaunt hervor. „Was machst du denn hier?“ „Ich habe gleich Kampftraining!“, strahlte sie. Verwundert drehte sich Bronzeseele um, konnte aber Fleckentau, Mondpfotes Mentorin, nirgends entdecken. „Und mit wem?“, erkundigte sich daher Fuchsseele vorsichtig. „Mit Fleckentau und Finkenfeder. Um Sonnenhoch!“ „Ach. Du weisst, dass es noch nicht Sonnenhoch ist, oder?“ Eifrig nickte die weisse Kätzin mit den grauen Flecken. „Ja aber ich wollte nicht mehr warten.“ Darüber konnte die Kriegerin nur den Kopf schütteln. Mondpfotes grösstes Problem war wohl ihre Ungeduld. „Ein Schüler sollte nicht alleine in den Wald gehen. Vor allem Finkenfeder sieht das sehr streng. An deiner Stelle würde ich mich wieder ins Lager schleichen und warten. Du kannst ja mit Eulenjunges und Silberjunges spielen.“ „Die streiten sich wieder mit Ginsterpfote.“ Genervt verdrehte sie dabei die Augen. „Ich habe Ginsterpfote zwar echt gern aber es nervt ganz schön, wie sie sich immer mit Silberjunges streiten muss. Vielleicht hast du aber recht. Wenn Fleckentau und Finkenfeder herausfinden, dass ich nicht im Lager bin, dann darf ich bestimmt Zecken bei den Ältesten suchen!“ Freundlich stupste Bronzeseele die Jüngere an. „Sehe ich genauso so.“ Mondpfote drehte sich um und stürmte zurück Richtung Lager. Sie sind ganz schön gross geworden, überlegte Bronzeseele überrascht. Und bis auf Ginsterpfote sieht man deutlich jeden Sonnenaufgang bei den Wurfgefährten etwas mehr Krieger. Wenn Ginsterpfote sich etwas mehr zügeln könnte, dann würde sie eine grossartige Kriegerin werden. Ohne es zu bemerken, trugen Bronzeseeles Pfoten sie zu dem Nadelwald. Erst als sie Tannen erblickte, bemerkte sie es etwas erschrocken. Schattenseele hatte sie schon fast vergessen. Ob sie ihn wieder sehen würde? Irgendetwas in ihr wünschte sich es aber genauso wollte sie es nicht. An der Grenze lugte sie hinter sich. Keine Katze war ihr gefolgt, weshalb sie einen zaghaften Versuch wagte. „Schattenseele?“
Eine Eule schrie als Antwort auf, sodass sie zusammen zuckte. Eulen bedeutetet nie etwas gutes und nicht nur Schattenseele lebte hinter der Grenze. Auch angriffslustige Streuner warteten nur auf ihre Chance. Vielleicht sollte sie wieder kehrt machen? Ein Schatten sprang zwischen den Bäumen hervor, direkt auf Bronzeseele zu. Schon an den blauen Augen erkannte sie ihren Bruder. Er wirkte erleichtert und glücklich. Er empfing sie mit einen Stupser gegen die Schnauze. „Bronzeseele!“, schnurrte er. Glücklich rieb sie ihren Kopf an seinen. Für einen Herzschlag waren ihre Zweifeln vergessen. „Ich bin so froh, dich zu sehen! Seit unserer letzten Begegnung habe ich jeden Sonnenaufgang hier gewartet! Ich dachte erst, du wirst nie wieder kommen.“ Schuldbewusst blinzelte Bronzeseele. Das schwarze Fell von Schattenseele wirkte stumpf und verfilzt, als hätte er sich nicht mehr geputzt. „Es tut mir leid, dass ich nicht eher gekommen bin. Wie geht es dir? Hast du genug Beute zu fangen?“ „Es reicht zum Leben.“, erklärte er. „Die Streuner versuchen manchmal mir den Platz streitig zu machen aber bisher konnte ich mich gut verteidigen.“ Dabei deutete er auf eine Narbe an der Hinterpfote. Einige Büschel Fell fehlten, die wohl nie wieder nachwachsen würden. „Es sieht schlimmer aus als es ist.“, erklärte er schnell. „Ich muss nur das Gewicht etwas anders verlagern aber daran habe ich mich gewöhnt.“ „Soll ich dir eine Maus fangen?“, bot Bronzeseele an. Im Moment wollte sie einmal nicht an ihren Clan denken sondern an ihren Bruder. „Nein, der DornenClan braucht sie mehr als ich. Ich habe von einigen Streuner gehört, dass ihr Probleme mit dem MoosClan habt.“ Seufzend berichtete sie schnell das genauere Problem. „Verstehe.“ Nachdenklich setzte sich ihr Bruder hin. „Der MoosClan litt schon immer eher an Hunger als die anderen Clans.“ „Das rechtfertigt aber ihre Lügen nicht!“, widersprach Bronzeseele ungläubig. „Das wollte ich nicht sagen. Anstatt zu stehlen sollten sie um Hilfe fragen. Aber dafür sind sie zu stolz und die anderen Clans wollen nicht teilen.“ „Wir brauchen die Beute ja auch.“ Gleichzeitig dachte sie an Nesselpfote und Nelkenpfote zurück. „Aber du hast schon recht. Brisenstern ist für seinen Clan verhungert. Brauntupfen und ich haben dem BeerenClan etwas Beute heimlich gegeben.“ „Brauntupfen. Sie sind also Krieger geworden?“ Obwohl Schattenseele das Thema wechselte, glaubte Bronzeseele kurz seine Augen ungewohnt aufblitzen sehen. Vielleicht hatte sie es sich auch nur eingebildet. „Ja. Sie heissen jetzt Felssturm, Fichtenflug und Brauntupfen. “ Unerwartet setzte sich Schattenseele näher an Bronzeseele. „Dich bedrückt doch etwas, oder? Du kannst es mir sagen.“ Seine tiefe Stimme wärmte ihr das Herz. Er hatte recht und dennoch... Es fühlte sich falsch an, mit Schattenseele darüber reden zu wollen. Immerhin entschied die Prophezeiung über das Leben vieler Katzen. Nicht mal Brauntupfen hatte sie davon berichtet. Dennoch tat sie es. „Eschenblatt hat mir von einer Prophezeiung erzählt. `Zwei Schreie in der Nacht; Der eine bringt Frieden, der andere den Tod.´ Diese Nachricht erhielt er bei der Geburt von Dachsklaue und mir und wir sind die Schreie. Eschenblatt ist sicher, dass ich den Frieden bringen soll. Habichtwolke wird aber bald Königin und wenn Dachsklaue Mentorin von Silberjunges oder Eulenjunges wird, dann hat sie sehr gute Chancen, zweite Anführerin zu werden. Irgendwie muss ich es verhindern! Aber ich könnte nicht Dachsklaue töten, egal wie wenig ich sie ausstehen kann.“ Fürsorglich strich Schattenseele mit seinen Schweif über Bronzeseeles Schultern. „Da hat dir der SternenClan eine grosse Bürde aufgetragen. Töten ist schrecklich, ich weiss es. Oft träume ich von Maulwurfsherz und obwohl ich mich schlecht fühle, kann ich es nicht bereuen.“ Scharf zog Bronzeseele die Luft ein. So etwas wollte sie nicht von ihren Bruder hören! Dennoch konnte sie sich nicht weg setzten, sondern lauschte seine Worten. „Im Nachhinein habe ich es verstanden. Zwar habe ich das Leben meines Bruders beendet, doch dafür konnten einige Clan Katzen weiter leben.“ Eiskalte Angst überkam Bronzeseele als sie merkte, wie recht er dabei hatte. Aber jedes Leben ist wertvoll, oder? Sehe ich es falsch? Selbst Eschenblatt meinte, dass ich im schlimmsten Fall Dachsklaue töten müsste. „Du solltest zurück ins Lager.“, miaute Schattenseele liebevoll. „Es tut mir leid, wenn ich dich verwirrt habe, ich will dir nur helfen. Du musst Dachsklaue nicht töten, wenn du es nicht kannst. Egal was passiert, ich stehe hinter dir und warte auf dich. Du kannst jeder Zeit zu mir kommen.“ Damit erhob sich der Verstossene und liess Bronzeseele allein.
Sie wusste, wie gut er es nur gemeint hatte. Er wäre ihr nicht böse, wenn sie einen anderen Weg einschlagen würde. Schattenseele wird immer Schattenseele bleiben, stellte sie fest. Ob der SternenClan es anders sah? Würde Bronzeseele bestraft werden, wenn sie sich erneut mit ihn treffen würde? Sicherlich nicht, oder? Sie redete doch nur mit ihm. Ihre Loyalität galt immer noch dem DornenClan. Überfordert schüttelte sie die Gedanken von sich. Viel eher sollte sie überlegen, wie sie sich beweisen konnte. Eigentlich hatte sie genauso guten Chancen wie Dachsklaue Mentorin zu werden, oder? Eschenblatt hatte vermutet, Hagelstern würde lieber einen jungen Krieger auswählen. Als sie das Lager entdeckte, versuchte sie sich ihre Gedanken nicht anmerken zu lassen und betete still zum SternenClan, dass sie nicht nach Schattenseele roch. Der erste Krieger der sie begrüsste war Blitzlicht. Überraschender Weise drückte er sich an seine Tochter. „Alles gut? Du wirkst etwas abwesend.“ Er wirkte etwas komisch verkrampft, was Bronzeseele nicht genau deuten konnte. „M-mir geht es gut.“, erwiderte sie überfordert. „Lust etwas Frischbeute mit mir zu teilen? Und Regenblüte?“ „Gerne!“
Regenblütes Fell fühlte sich weich neben dem von Bronzeseele an. Sie war fröhlicher als je zuvor. Insgeheim fragte sich Bronzeseele, ob sie damals genauso wirkte bevor sie ihren ersten Wurf hatte? „Ich freue mich schon auf die neuen Jungen!“, miaute sie. „Erst Fichtenflug und dann noch Habichtwolke. Es ist immer schön, wenn die Jungen mich besuchen kommen. Sie lauschen so gern meine Geschichten.“ Belustigt tauschten Blitzlicht und Bronzeseele einen schnellen Blick. Selten war Regenblüte so gesprächig. „Und die Jungen lieben dich.“, erklärte der Kater und schmiegte sich an ihr, weswegen Regenblüte schnurrte. Regenblüte muss man einfach gern haben, fügte Bronzeseele gedanklich hinzu.
Kapitel 40:
Es war Sonnenhoch und im Wald war es bisher erstaunlich ruhig gewesen. Bronzeseele traute der Situation nicht. Zu lange hatte der MoosClan inzwischen geschwiegen. Nun lag die Drohung viele Sonnenaufgänge zurück. Dafür war aber Silberjunges aktiver geworden. Zwischen ihm und Ginsterpfote war eine regelrechte Rivalität entstanden. Wann immer Ginsterpfote auch nur einen Moment unachtsam wurde, erfolgte ein weiterer Anschlag von Silberjunges. Jedoch war es nicht so, dass die Beiden sich nicht leiden konnten. Es war eher eine Spiel zwischen ihnen. Nervös tapste Fliegenpelz durch den Lagereingang, eine kleine Maus lag in seinem Maul. Verwundert schaute Bronzeseele auf. „Was ist?“, fragte sie ihren Wurfgefährten, als er die Beute abgelegt hatte. „Wo ist Felssturm? Ist sie noch nicht wieder da?“ „Nein, ich dachte sie ist mit dir Jagen.“ Panisch blickten sich die Geschwister nochmals genauer um, doch die besagte Kätzin war nicht im Lager. Auch Habichtwolke hatte es scheinbar mitbekommen, denn sie gesellte sich mit aufgestellten Ohren zu ihnen. „Habt ihr euch getrennt?“ „Ja, sie schlug einen Wettbewerb vor, wer die meiste Beute macht. Wir wollten uns am Fuchsfelsen treffen aber sie ist nicht gekommen!“ Es war nicht nur Bronzeseeles erster Gedanke, dass der MoosClan dahinter stecken könnte. Auch Habichtwolke dachte scheinbar daran. Hagelstern war nicht im Lager, weswegen sich Bronzeseele ungewohnt hilflos fühlte. Unerwartet sprang Habichtwolke auf den Flachfelsen. „Katzen des DornenClans!“ Etwas verdattert blickten die Anwesenden zur zweiten Anführerin, versammelten sich aber langsam. „Wo ist Hagelstern?“, fragte Silberjunges laut. „Sei leise.“, zischte Schneepfote besorgt. Sichelmond legte ihren Schweif um Eulenjunges, der nicht von ihrer Seite weichen wollte. „Felssturm ist noch nicht von der Jagd zurück gekehrt.“, erklärte sie schnell. „Auch wenn es nur eine wage Vermutung ist aber der MoosClan trachtet nach einen Kampf!“ Erschrocken zog Fleckentau neben Bronzeseele die Luft ein. Finkenfeder knurrte und zeigte seine Krallen. „Niemand wird Felssturm etwas antun!“, stellte er klar. „Deswegen werde ich eine Patrouille führen, die nach Felssturm suchen wird! Könige und Jungen bleiben im Bau! Auch du, Silberjunges!“ Protestierend wollte der Kater sich erheben, jedoch kam Ginsterpfote ihn zuvor. „Ich werde darauf achten, dass er die Kinderstube nicht verlässt!“, versicherte sie. Dankbar nickte Habichtwolke. „Finkenfeder, Fliegenpelz, Bronzeseele, Mückenherz, Blitzlicht und Schneepfote kommen mit mir. Solange weder ich noch Hagelstern im Lager sind, hat Dachsklaue das Sagen.“ „Verstanden!“, miaute die schwarze Kätzin kräftig, was Bronzeseele Sorgen bereitete. „Ihr bleibt aber im Lager, falls der MoosClan das Lager eingreift.“, erklärte Habichtwolke noch und erstaunlicher Weise schien Dachsklaue damit einverstanden zu sein. Damit sprang Habichtwolke vom Felsen. „Fliegenpelz, du führst uns dahin, wo ihr euch getrennt habt.“
Etwas nervös lief Schneepfote neben Bronzeseele. „Wenn wir kämpfen müssen, bleibe bei meiner Seite.“, hisste sie der Kätzin zu. „Okay. Mache ich.“ Sie klang etwas erleichtert, was Bronzeseele gut nachvollziehen konnte. Immerhin war es ihr erstes Kampf, auch wenn sie nun schon etwas länger Schülerin war. Es war ein kaltes Gefühl, welches sich langsam in Bronzeseele breit machte. Noch nie hatte sie sich so vor einen Kampf gefürchtet wie am jenen Tag. Auch ihr Territorium wirkte fremd und bedrohlich. Aufmerksam betrachtete sie jedes raschelndes Gras und suchte in jeden Schatten nach einer weiteren Katze. Der MoosClan könnte über all lauern. Bei den Gedanken stellte sich Bronzeseeles Fell auf. Plötzlich glaubte sie im Fell eines Junges zu stecken. Ein rascheln im Gebüsch liess Schneepfote aufschrecken, instinktiv fuhr Bronzeseele die Krallen aus. Doch nur eine kleine Maus huschte an ihnen vorbei. Sie spürte wie Blitzlicht beruhigend mit seinem Schweif ihre Schulter streifte. „Verkrampfe dich nicht so. Ich passe auf dich auf.“ „Danke dir.“, murmelte Bronzeseele zu ihren Vater. Alleine seine Anwesenheit beruhigte sie. Er musste es nichts versprechen, Bronzeseele wusste auch so, dass ihr Vater auf sie aufpassen würde und dafür war Bronzeseele ihn dankbar. Er war wohl der grösste Krieger, den sie kannte. „Wir müssen weiter!“, drängte Fliegenpelz ungeduldig an der Spitze. „Wer weiss, was diese Fuchsherzen Felssturm antun werden!“ Schuldbewusst wich Schneepfote seinen Blick aus. „Tut mir leid!“ Schnaufend lief er weiter. Obwohl ihr Wurfgefährte ziemlich schroff gewesen war, konnte Bronzeseele ihn gut verstehen. Wenn Glühsplitter plötzlich verschwinden würde. Habe ich Moosbälle im Kopf!? Wieso denke ich immer noch an ihn? Er gründet mit Fichtenflug eine Familie! Ich kann ihn nicht lieben! Ihr wurde heiss vor Scham. Wieso konnte sie ihn nicht aufgeben? Und wieso dachte sie an ihn und nicht an Felssturm?
Keuchend erreichte Fliegenpelz die besagte Stelle. „Hier haben wir uns getrennt.“, erklärte er mit glasigen Augen. „Felssturm, wo bist du?“ Schnell stimmte die Rotbraune mit ein und blickte sich um. Felssturm konnte doch nicht einfach vom Waldboden gefressen worden sein! Nachdenklich prüfte Habichtwolke die Luft. „Ich glaube, ich rieche ihre Fährte.“ Dabei zog sie die Lefzen hoch, weswegen Bronzeseele nicht so recht aufatmen konnte, im Gegensatz zu Fliegenpelz. „Wo ist sie?“, jaulte er. Es schien so, als würden schwere Lasten von ihn fallen. „Felssturm? Ich bin es, Fliegenpelz!“, rief er abermals und tatsächlich antwortete ihn eine Stimme. „Fliegenpelz!“ Aus dem Dickicht preschte eine graue Kätzin mit dunkleren Flecken. Als erstes bemerkte Bronzeseele diese frische Kampfwunden an ihrer Flanke. Ein Ohr von ihr war zerfetzt und ein Auge konnte sie gar nicht erst öffnen. „War das der MoosClan?“, grummelte Fliegenpelz bedrohlich. Er war so wütend wie sich Bronzeseele nie hätte vorstellen konnte. So machte er ihr schon fast angst! „Dafür ist keine Zeit, das klären wir später.“, schritt Habichtwolke dazwischen. Fauchend stellte sich Fliegenpelz ihr entgegen. „Wie bitte!? Du siehst sie doch! Ich werde den MoosClan zerfetzten, jede Wunde werde ich ihnen zurück zahlen!“ Spannung lag in der Luft, Bronzeseele versuchte ich Gedanken zu sortieren. Was sollte sie tun? Zu ihrer Erleichterung mischte sich Blitzlicht ein. „Rache führt nur zur Grösserer.“, mahnte er seinen Sohn. „Du kannst nicht mehr klar denken und ich kann dich verstehen aber Habichtwolke hat recht. Ich rieche MoosClan und sie nähern sich dem Lager.“ Verwirrt und überfordert zu gleich prüfte Bronzeseele die Luft. Ihr Vater hatte recht. „Ausserdem muss Felssturm zu Eschenblatt.“ „Wir müssen uns beeilen!“, platzte die junge Kriegerin hervor. „Sie haben mich angegriffen und wollten, dass eine Patrouille nach mir sucht! Jetzt ist fast der gesamte Clan unterwegs zu unseren Lager!“ „Ginsterpfote und Mondpfote sind dort!“, quiekte Schneepfote besorgt auf. „Sie sind sicher.“, versprach Bronzeseele schnell. „Das hoffe ich.“, brummte Habichtwolke und postierte die Katzen. „Wir müssen zurück.“
Nie im Leben war Bronzeseele so schnell gerannt. Während sich ihre Lungen schmerzend mit Luft fühlte, dachte sie an Regenblüte, Glühsplitter und sogar Fichtenflug und ihre ungeboren Jungen. Sie wollte Glühsplitter nicht traurig sehen, egal wie sehr es ihr schmerzte. Es hätten ihre Jungen sein können aber es waren die von Fichtenflug. Deswegen würde sie die Königin mit ihren Leben verteidigen! Als sie den Lagereingang entdeckte, hörte sie bereits das Fauchen von Katzen. Eine Welle der Sorgen überkam sie. Regenblüte war zu schwach, um sich zu wehren! Was, wenn ihr jemand etwas antun würde...? Denke nicht daran! Du hast Schneepfote ein Versprechen gemacht, halte dich daran! Du beschützt sie, denke daran! Regenblüte geht es gut! Ausserdem ist Dachsklaue im Lager, sie ist die beste Kämpferin im Clan! Auch wenn es ihr missfiel, im Moment musste sie auf Dachsklaue vertrauen. Sie hatte die Leitung bekommen solange Hagelstern noch nicht da war, damit hatte sie die Verantwortung vieler Katzenleben bekommen. Auf den den letzten Katzenlängen beschleunigte Bronzeseele und keinen Herzschlag später fand sie sich im Kampfgetümmel wieder. Überall hing der Geruch von Blut in der Luft, um sie herum kämpften die Katzen auf Leben und Tot. Sie konnte Hagelstern erkennen, also war die Jagdpatrouille wieder da und dennoch wirkte der DornenClan in der Unterzahl. Flüchtig versuchte sie einen Blick auf die Kinderstube zu erhaschen, jedoch wurde sie von einer kräftigen Kätzin umgerannt. Augenblicklich spürte sie scharfe Krallen, die sich in ihr Fleisch bohrte. Der stechende Schmerz liess sie aufschreien. Instinktiv fuhr sie herum und schnappte blind nach dem Gegner, verfehlte aber. Abfällig blickte die Kätzin auf sie herab. Im nächsten Moment setzte sie bereits zum nächsten Angriff, wurde aber von einer Schülerin verhindert. Es war Mondpfote, die erschöpft zu Bronzeseele blickte. „Endlich!“, keuchte sie. Dankbar nickte Bronzeseele und schüttelte sich, um ihren Kopf klar zu bekommen. Gemeinsam mit der Schülerin setzte sie zum Gegenangriff an.
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Kapitel 41:
Mit Mondpfote an ihrer Seite, verjagte Bronzeseele die MoosClan Kriegerin, jedoch konnten sie nicht aufatmen, denn der nächste Gegner wartete bereits auf ihnen. Ein breitschultriger Kater fauchte sie an, sein Ohr blutete bereits. Geschwind duckte sich Bronzeseele, als er einen Angriff startete. Mondpfote versuchte sogleich, sich auf seinen Rücken fest zu beissen, doch der Krieger war zu schnell, weshalb sie neben ihn landete. „Achte auf den richtigen Moment.“, belehrte Bronzeseele schnell. Innerlich verfluchte sie die Ungeduld der Schülerin. Zur ihrem Erstaunen nahm es Mondpfote mit einen nicken hin und beobachtete den Gegner. Mondpfote war längst nicht mehr das ungeduldige Junge, welches nicht zuhören wollte. Inzwischen war sie beinahe eine Kriegerin, die auf ihre Clangefährten achtete. Der Kater preschte plötzlich vor und verbiss sich in Bronzeseeles Vorderpfote, die erschrocken aufjaulte. Stechender Schmerz durchfuhr ihren ganzen Körper, doch aufgeben kam für sie nicht in Frage. Geschickt krallte sie sich in seinen Fell fest und da er nun nicht mehr ausweichen konnte, konnte nun Mondpfote sich auf seinen Rücken landen und biss zu. Schmerzerfüllt schrie er auf, sodass er Bronzeseeles Pfote los liess. Er schüttelte daraufhin Mondpfote ab und flüchtete. Anerkennend nickte Bronzeseele der Schülerin zu. „Gut gekämpft.“ „Danke.“, keuchte sie erschöpft.
Plötzlich stand Schnellwind vor ihr. Das Fell des zweiten Anführers stand in allen Richtungen ab, seine grauen Augen funkelten bedrohlich. „Du!“, knurrte er. „Ich habe mir schon gedacht, dass du Ärger machst. Du bist deinen Bruder Schattenseele erschreckend ähnlich.“ „Sag das nochmal!“, erwiderte Bronzeseele daraufhin gereizt. „Ihr seid es, die uns angreifen!“ „Wir haben auch das Recht dazu!“, höhnte nun Schnellwind. Als Bronzeseele das Gewicht für einen Sprung verlagern wollte, bemerkte sie ihre Pfote wieder. Fluchend bemerkte sie, dass sie kaum auftreten konnte. Verbissen dachte sie nach. Wie sollte sie gegen Schnellwind ankommen? Klar, Mondpfote war noch an ihrer Seite aber ob es gegen einen erfahrenen Krieger reichte? Ausserdem wirkte Mondpfote langsam erschöpft, ihr Blick huschte immer wieder zur Kinderstube, wo Ginsterpfote an der Seite von Glühsplitter und Mückenherz kämpfte. Ihre Wurfgefährtin war nicht die beste Kämpferin, doch nun hielt sie sich tapfer. Dennoch machte sich Mondpfote scheinbar grosse Sorgen. Dies war zwar nachvollziehbar, jedoch musste man sich auf den Kampf konzentrieren. Bronzeseele musste sich ihrer Unterstützung sicher sein! Mondpfote startete den Kampf, knurrend versuchte sie, hinter Schnellwind zu gelangen, der Mühe hatte, sie im Augen zu behalten. Dies versuchte Bronzeseele so gut wie möglich auszunutzen und in Schnellwinds Toten Winkel zu gelangen. Doch der MoosClan Kater war erstaunlich wendig und schnell. Das ist MoosClan Blut, vermutete Bronzeseele. Damit können wir ihn kaum schlagen! Erschöpft schnaufte Mondpfote bereits, Bronzeseele musste sich schnell was einfallen lassen! Keinen Herzschlag später fuhr Schnellwind die Krallen aus und attackierte Mondpfote, welche zu perplex war, um auszuweichen. An der Schulter hinterliess der graue Kater eine tiefe Kratzspur. Schmerzerfüllt schrie Mondpfote auf. Mäusedung! Wütend verbiss sich Bronzeseele in sein Nackenfell, denn um Mondpfote an zu greifen, hatte Schnellwind der Roten den Rücken zu gedreht. Der metallische Geschmack von Blut verbreite sich in ihr Maul. Verwirrt suchte Schnellwind nach seinen Angreifer und versuchte Bronzeseele abzuschütteln, die schnell von ihn runter sprang. Stechender Schmerz durchfuhr sie, als sie auf ihre verletzte Pfote landete. Nicht aufgeben! Du musst für deinen Clan kämpfen! Nur noch auf Schnellwind konzentrierte sie sich, weswegen sie das Kampfgeschehen um sich herum ausblendete. Mondpfote war nicht mehr in ihre Nähe, sicherlich hatte sie sich zurück gezogen. So war es auch besser, Mondpfote sollte nicht verletzt gegen einen zweiten Anführer kämpfen. Mit Leichtigkeit wich Bronzeseele den nächsten Angriff von Schnellwind aus, er verliess sich viel zu sehr auf seine Geschwindigkeit, weshalb er voraussehbar Angriff. Gerade als er vorpreschen wollte, verdeckte Bronzeseele seine Sicht kurz mit ihren Schweif, um ihn dann die Pfote wegzuziehen. Unsanft kam er auf den Boden auf und blinzelte kurz überrascht. Vorsichtig versuchte Bronzeseele ihr Gewicht so zu verlagern, dass sie nicht mit ihrer verletzte Pfote auf treten musste und gleichzeitig schnell genug zurück springen zu können, falls Schnellwind sie nochmals attackierte. Zu ihren Glück stellte er sich knurrend auf, bevorzugte aber den Rückzug.
Schwer atmet blickte sich Bronzeseele um. Wo wurde sie gebraucht? Vor dem Ältestenbau kämpfte Blitzlicht, dicht an der Seite von Regenblüte und Gelbwind. Blitzlicht und Regenblüte kämpften wie ein eingespieltes Team zusammen, sie brauchten keine Worte oder Blicke austauschen, um zu wissen, was der jeweils andere dachte. Gelbwind arrangierte sich ebenfalls gut im Team, da musste Bronzeseele also nicht weiter aushelfen. Wie stand es um Hagelstern? Der Anführer kämpfte gegen Schneestern, währenddessen Dachsklaue in seiner Nähe zwei Krieger von Hagelstern fern hielt. Obwohl sie die schwarze Kriegerin hasste, musste sich Bronzeseele auf sie verlassen. Ein Schmerzendschrei Richtung Kinderstube lies Bronzeseele zusammen schrecken. Sofort stürmte sie zum besagten Bau. Eine kleine Schülerin hatte Ginsterpfote zu Boden gedrückt. Ginsterpfote versuchte sich verzweifelt zu wehren, jedoch nicht sonderlich erfolgreich, die MoosClan Schülerin war einfach stärker. Halte durch, dachte Bronzeseele panisch. Ich bin gleich da! Plötzlich sprang ein silberner Fellball Ginsterpfotes Gegnerin an, sodass sich Ginsterpfote befreien konnte. Es war Silberjunges gewesen, gefolgt von seiner Mutter die mit sorgenvollen Augen nach ihren Sohn umschaute. Kurz danach erreichte auch Bronzeseele die Kinderstube. „Silberjunges! Komm sofort wieder rein!“, miaute Sichelmond bestimmt. „Wieso? Ich habe Ginsterpfote gerettet!“, verteidigte er sich und fuhr die Krallen aus. „Ich kann genauso kämpfen!“ „Geh sofort wieder rein!“, befahl ihn Glühsplitter, der ebenfalls bei der Kinderstube stand, um seine Gefährtin zu beschützen. „Aber!“ „Kein Aber!“, keuchte nun Ginsterpfote und stupste in liebevoll zurück zur Kinderstube. Erst in der Nähe konnte Bronzeseele erkennen, wie mit benommen Ginsterpfote wirkte. „Geh lieber zu Eschenblatt und Morgenpfote.“, schlug die Rote vor, doch Ginsterpfote schüttelte widerwillig den Kopf. „Nein, ich bleibe hier! Ich habe gesagt, dass ich auf Silberjunges und Eulenjunges aufpasse!“ Über diese Sturheit konnte Bronzeseele nur den Kopf schütteln. „Pass aber auf und wenn du nicht mehr kannst, gehst du sofort zum Heilerbau!“ Eine Antwort bekam sie nicht mehr. Jedoch wurde der Kampf beendet. „MoosClan, Rückzug!“, schrie Schneestern. Die Kämpfenden blickten auf und schauten sich verwirrt um. Der MoosClan flüchtete schnell zum Ausgang.
Auf einmal wirkte alles still im Lager. Ungläubig betrachtete Bronzeseele das Lager. War irgendjemand verletzt? Alle wirkten erschöpft und angeschlagen, viele hatten Kampfwunden. Eschenblatt hatte schon das Lager betreten und untersuchte die Katzen flüchtig. „Eschenblatt! Eschenblatt!“, schrie Sandtupf ängstlich auf. „Komm schnell zu Hagelstern!“ Sofort schreckte Bronzeseele auf und suchte nach ihren Anführer. Hagelstern lag neben seiner Gefährtin und Dachsklaue auf dem Boden, seine Flanke hob und senkte sich schwach, seine Augen waren geschlossen. „Ich bin sofort da!“, rief Eschenblatt auf dem Weg. Auch Bronzeseele und die anderen Katzen versammelten sich um den weissen Kater mit den braunen Pfoten. „Schafft er es?“, fragte Schneepfote mit zitternden Stimme. Nach einer kurzen Untersuchung schüttelte Eschenblatt betrübt den Kopf. „Nein, ich kann nichts für ihn tun.“ Angst und Trauer stieg ihn Bronzeseele auf. Das wievielte Leben von Hagelstern erlosch jetzt? Ihr Anführer war nicht mehr der jüngste! Was, wenn es sein letztes Leben war? „Nein!“, jaulte Sandtupf verzweifelt auf und drückte ihre Schnauze in Hagelsterns Fell. Einige Herzschläge dauerte es, bis sich Hagelsterns Flanke gar nicht mehr senkte. Mit glasigen Augen betrachtete Bronzeseele ihren Anführer. War er wirklich tot? Vorsichtig machte Ginsterpfote einen Schritt auf ihren Vater. „Hagelstern wacht wieder auf, oder?“ „Er sagt mir nie, welches Leben er lebt.“, gestand Sandtupf bitterlich. Endlich kam die Erlösung, Hagelstern öffnete seine Augen wieder! Erleichtert konnte Bronzeseele aufatmen. „Hagelstern!“ Auch Sandtupf und ihre Jungen wirkten mehr als nur erleichtert. Schnurrend stupste die Kriegerin ihren Gefährten immer und immer wieder an. „Du solltest zum Heilerbau.“, miaute Eschenblatt. „Du hast gerade ein Leben verloren und solltest dich ausruhen.“ „Nein.“, antwortete Hagelstern und richtete sich langsam auf. „Du solltest dich erst um unsere tapferen Katzen kümmern.“ „Aber du bist unser Anführer!“, widersprach Dachsklaue. Wunderlicher Weise hatte sie kaum Kampfwunden. „Ich weiss dies zu schätzen, Dachsklaue. Du hast tapfer an meiner Seite gekämpft und ohne dich hätte ich sicherlich mehr als nur ein Leben verloren. Aber mein Clan geht vor. Ihr alle kämpft genauso mutig, nein noch mutiger als ich und ihr habt alle ein einziges Leben. Euer überleben ist mir wichtiger als mein eigenes.“ Verwundert lauschte Bronzeseele den Worten. Hagelstern, der ehrenvolle Anführer, den alle bewunderten, sprach so von seinen Katzen, als seinen sie mehr wert als er selbst! Vielleicht war es genau dies, was ihn ausmachte? Eine kühle Schnauze stupste Bronzeseele an. Es war Fliegenpelz, der sorgenvoll ihre Pfote betrachtete. „Eschenblatt sollte sich dies anschauen.“, miaute er. „Ja, vielleicht.“, erwiderte sie. „Hagelstern hat recht. Die, die am schwersten verletzt sind haben Vorrang.“
Kapitel 42:
Immer und immer wieder putzte Sichelmond das Fell ihrer Jungen. „Silberjunges, jetzt halte doch mal still!“ Das Junges protestierte mit kräftigen Bewegungen, um sich aus dem Griff seiner Mutter zu befreien. „Ich will nicht! Lass es endlich!“ „Wenn du dich wehrst, wird es noch länger dauern.“, drohte Sichelmond. Eulenjunges sass bereits mit ordentlichen Fell vor der Kinderstube. „Ich werde eure Gesellschaft vermissen.“, schnurrte Fichtenflug den Jungen zu. „Glühsplitter besucht dich doch jeden Tag!“, erinnerte Eulenjunges etwas verwundert. „Aber wenn du möchtest, komme ich dich besuchen!“ „Konzentriere dich lieber auf deine Schüleraufgaben.“, erwiderte sie mit ruhiger Stimme. „Mit etwas Glück findest du in dieser Zeit auch eine Gefährtin. Ich habe so Glühsplitter kennen gelernt und Sichelmond deinen Vater.“ „Auf keinen Fall!“, protestierte Silberjunges. „Ich werde Krieger und nichts anderes!“ Leise grummelnd zog sich Bronzeseele von der Kinderstube zurück. Ihr Blick fiel direkt auf Glühsplitter, der seiner Gefährtin besuchen wollte. Gekränkt lief sie zu Fliegenpelz. Wieso verletzte sie es immer noch so sehr? Bedeutete Glühsplitter ihr immer noch so viel? „Bist du aufgeregt?“, erkundigte sich Fliegenpelz bei seiner Wurfgefährtin. „Ist doch schön, dass Dachsklaue einen Schüler bekommt.“ „Wenn du meinst...“, erwiderte Bronzeseele nur daraufhin. Lange hatte sie nicht mehr Zeit, um Dachsklaue zu besiegen. Oder töten! Wie soll ich das anstellen!? Sie gehört zum DornenClan! Besorgt wurde sie an gestupst. „Alles gut? Du wirkst in letzter Zeit so in Gedanken.“ „Nein, alles gut.“, log sie schnell. Es blieb auch nicht mehr Zeit, denn Hagelstern rief bereits den Clan zusammen.
„Katzen des DornenClans! Heute haben wir die erfreuliche Möglichkeit, zwei neue Schüler zu ernennen! Es ist ein Zeichen dafür, dass wir uns nicht aufhalten lassen, von keiner Verletzung! Wir kämpfen weiter! Silberjunges und Eulenjunges, ihr seid nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit eurer Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an bis dieser Schüler sich seinen Kriegernamen verdient hat, wird er Silberpfote heissen. Ich bitte den SternenClan über diesen Schüler zu wachen, bis er in seinem Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Dachsklaue du bist nun bereit einen Schüler aus zu bilden. Du wurdest von Finkenfeder hervorragend ausgebildet und du hast bewiesen, dass du stark und mutig bist. Du wirst die Mentorin von Silberpfote.“ Die braunen Augen von Silberpfote leuchteten auf, als er seine Mentorin begrüsste. Er freute sich sicherlich, die nächste zweite Anführerin und somit auch vielleicht nächste Anführerin als Mentorin zu haben. Wieso sieht es denn niemand, wie sie wirklich ist!? „Von diesem Tag an bis dieser Schüler sich seinen Kriegernamen verdient hat, wird er Eulenpfote heissen. Ich bitte den SternenClan über diesen Schüler zu wachen, bis er in seinem Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Bronzeseele du bist nun bereit einen Schüler aus zu bilden. Du wurdest von Gluttiger hervorragend ausgebildet und du hast bewiesen, dass du stark und mutig bist. Du wirst die Mentorin von Eulenpfote.“ Überrascht spitzte Bronzeseele die Ohren, freute sich aber um so mehr. Sie wurde gerade Mentorin! Von ihren ersten Schüler! Innerlich sprang sie auf, während sie zu dem schüchternen Kater lief und ihn begrüsste. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie ihn kurz nach der Geburt gesehen hatte und ihn seinen Namen gegeben hatte. Inzwischen war er gewachsen, wirkte aber immer noch verletzlich. „Silberpfote! Eulenpfote! Silberpfote! Eulenpfote!“, rief der ganze Clan. Sie umrundenden die neuen Schüler um sie zu beglückwünschen. Aber auch Bronzeseele wurde von ihrer Familie beglückwünscht. „Bronzeseele! Ich bin stolz auf dich.“, schnurrte Regenblüte. Ihr eines Auge strahlte, während ihr blindes Auge seltsam milchig wirkte. Es schmerzte Bronzeseele so ihre Mutter zu sehen doch genauso war sie froh, dass sich Regenblüte damit abgefunden hatte nach dem letzten Kampf der sie das Auge gekostet hatte. Blitzlicht drückte sich an seine Tochter. „Ich weiss noch, wie aufgeregt ich war, als ich Gluttiger als Schüler bekommen habe! Mach dir keinen Kopf darum, was du alles falsch machen könntest. Du schaffst das schon!“ „Ich bin schon etwas neidisch.“, lachte Fliegenpelz. „Aber du bist wahrscheinlich die bessere Mentorin.“ „Du wärst ein guter Mentor.“, erwiderte Bronzeseele und leckte Fliegenpelz kurz übers Ohr. „Zumindest bist du der beste Bruder, den es gibt.“
Aufgeregt zappelte Silberpfote auf und ab. „Was machen wir als erstes? Kampftechniken lernen? Ich werde das schaffen!“, plapperte er drauf los, währenddessen Eulenpfote nervös mit der Pfote wippte. „Ich denke, als erstes solltet ihr das Territorium kennen lernen.“, erklärte Bronzeseele den Beiden, doch Dachsklaue widersprach direkt. „Sprich nicht für mich nicht!“, fauchte sie. Na toll! Jetzt kann ich mir wieder ihr Gerede anhören! Plötzlich war ihr wieder bewusst, dass sie ihre Baugefährtin aus dem Weg schaffen musste. Ein Schauder lief ihr über den Rücken, doch sie wollte wenigstens für heute nicht daran denken müssen. „Was möchtest du denn machen?“, fragte Bronzeseele genervt. „Ich finde Silberpfotes Vorschlag gut. Ich zeige ihm erst ein, zwei Kampftechniken! Morgen zeige ich ihm das Territorium!“ Während sich Silberpfote sichtlich freute, wurde Eulenpfote nur noch nervöser. Wütend peitschte Bronzeseele mit dem Schweif. „Mach das! Ich zeige Eulenpfote heute das Territorium!“ „Von mir aus! Dann habe ich weniger mit dir zu tun!“ Nun wurde sogar Silberpfote unruhiger. „Heisst das, ich habe Training ohne Eulenpfote?“ Gereizt nickte Dachsklaue. „Du schaffst das schon ohne Wurfgefährten! Du bist doch ein Krieger, nicht wahr?“ Sofort nickte Silberpfote heftig und folgte nun besser gelaunt seiner Mentorin. Seufzend schüttelte sich Bronzeseele. „Tut mir leid, Eulenpfote. Ich war gerade etwas wütend.“ „Schon okay.“, miaute er leise. „Ich habe lieber dich als Mentorin als Dachsklaue. Ich schaue mir gerne erst das Territorium an.“ „Dafür stehst du etwas verängstigt da.“, lachte die Rotbraune. „Du bist jetzt ein Schüler, das kannst du gerne zeigen!“ Er versuchte den Rat seiner Mentorin zu befolgen doch nun sah er mehr aus wie ein aufgeschrecktes Eichhörnchen, weswegen Bronzeseeles Schnurrhaare amüsiert zuckten.
Bei jedem Pfotenschritt achtete Eulenpfote genausten auf seine Umgebung, als wäre er hier in Gefahr. Sobald es kurz raschelte, sprang er auf. Ohne Silberpfote hatte er keinen, der ihm Mut einreden konnte. Doch war es nun nicht die Aufgabe von Bronzeseele, Eulenpfote etwas Selbstbewusstsein zu geben? „Wovor hast du Angst?“, fragte sie deshalb ihren Schüler geradewegs hinaus. „I-ich weiss nicht...“, stotterte. „Es ist alles so anders hier im Wald! Sichelmond sagt immer, das man aufpassen muss! Wegen Füchsen! Oder Dachsen!“ „Aber der Wald ist sehr wichtig für unser Leben.“, erläuterte Bronzeseele und machte eine Geste, damit sich Eulenpfote zu ihr setzte. „Der Wald enthält die Tiere, die wir jagen und er gibt uns Schutz. Einen Fuchs oder einen Dachs wirst du eher selten finden, denn wir verteidigen unser Territorium.“ Dennoch schaute sich Eulenpfote immer und immer wieder um. „Und was ist mit Streuner?“ „Du hast einen ganzen Clan hinter dir.“, erinnerte Bronzeseele. Was hatte Sichelmond bloss alles ihren Jungen erzählt? „Du brauchst dich nicht vor dem Wald zu fürchten.“ „Tut mir leid...“, miaute plötzlich Eulenpfote, was Bronzeseele nicht ganz verstand. „Wofür? Es ist normal, dass jeder Angst hat vor etwas hat.“ „Echt? Du hast auch Ängste? Wovor denn?“ „Zum Beispiel habe ich Angst, dass irgendwann ein Feuer ausbrechen könnte.“, gestand Bronzeseele. „Und vor Blitzen! Sie zucken über den ganzen Himmel. Aber es ist nicht schlimm, dass ich Angst habe, denn meine Clangefährten stehen immer hinter mir.“ Bis auf Dachsklaue... Verständnisvoll nickte Eulenpfote. „Danke.“ „Kein Problem.“, schnurrte Bronzeseele.
Kurz vor Sonnenuntergang kam Bronzeseele mit ihren Schüler wieder ins Lager. Er war mutiger geworden und schien wirklich beeindruckt von den Clans. Vor allem vom BeerenClan und dem salzigen Wasser, in dem sie jagten. Dennoch war der junge Schüler froh, als er seinen Wurfgefährten entdeckte und stürmte zu Silberpfote. Im gleichen Herzschlag verliess Eschenblatt die Kinderstube. Als er Bronzeseele erblickte, hiess er ihr, dass sie ihm folgen sollte. Mit einem unwohlen Gefühl lief sie den Schwarzweissen hinterher. „Du musst dich beeilen.“, drängte er. „Ich weiss, ich weiss...“, antwortete Bronzeseele nur. Jeden Sonnenaufgang, den sie abwartete, konnte bereits einer zu viel sein. „Morgen.“, bestimmte der Heiler erschöpft, weswegen Bronzeseele zusammen zuckte. „Morgen? Bist du dir sicher!?“ „Ja, denn morgen gegen Sonnenhoch möchte Habichtwolke in die Kinderstube ziehen. Es könnte deine letzte Gelegenheit sein.“ Obwohl sie die Stimme in ihren Kopf, die ihr sagte, sie solle nicht töten, nicht ignorieren konnte, so hatte Eschenblatt recht. Kurz blickte sie in den Himmel. SternenClan, stehe mir bei!
Kapitel 43:
„Hast du schon Fichtenflugs Jungen gesehen?“, gähnte Fliegenpelz, als er sich einen Hasen mit Bronzeseele teilte. „Nein, noch nicht.“, erwiderte sie Gedankenversunken. Obwohl es auch Glühsplitters Jungen waren, konnte sie nur an Dachsklaue denken. Morgen sollte sie Dachsklaue töten! „Die solltest du dir mal ansehen!“, redete Fliegenpelz fröhlich weiter und stiess Bronzeseele wieder und wieder an. „Felssturm hat gesagt, dass sie alle echt schön sind! Ich bin extra nicht mit ihr dahin gegangen, damit ich sie mit dir anschauen kann.“ Er macht sich sorgen um mich, bemerkte Bronzeseele betrübt. Er will mich nur aufmuntern... Ich bin ein echtes Mäusehirn! Ich bin heute Mentorin geworden, ich sollte mich eigentlich freuen! Und neue Jungen sichern uns die Zukunft des Clans. Damit fühlte sich die Kriegerin schon etwas besser und folgte Fliegenpelz in den Bau. Im Halbdunkel der Kinderstube lag eine müde Fichtenflug neben ihren Gefährten. An ihren Bauch lagen drei kleine Fellbälle, die leise nach ihrer Mutter miauten. Erst zögerte Bronzeseele, doch dann schritt sie zu den Jungen. „Hallo, Bronzeseele!“, schnurrte Glühsplitters glücklich. „Schau dir mal meine Jungen an!“ „Sie sind wirklich schön.“, brachte sie begeistert heraus. Es waren zwei Kätzinnen und einen Kater. Die eine Kätzin besass schwarzes Fell, die andere schildpatt. Das schildpatt Fell war genauso wie das von Fleckentau, Fichtenflugs Mutter. Das Fell des Katers war ungewöhnlich zottelig und dunkelgrau. „Der Kater heisst Wolfsjunges.“, miaute Fichtenflug bedacht. „die Schildpattkätzin haben wir Natternjunges genannt und die Schwarze Sturmjunges.“ „Das sind schöne Namen.“, kam es von Fliegenpelz. Zustimmend nickte Bronzeseele und schaffte es für einen Moment, ihre Sorgen zu vergessen.
Unruhig wälzte sich Bronzeseele hin und her, kniff die Augen zusammen und betete zum SternenClan für etwas Schlaf. Mit mulmigen Gefühl fuhr sie ihre Krallen immer wieder ein und aus. Am besten, ich töte sie im Wald. Dort, wo keine Patrouille ist! Aber was soll ich den Clan erzählen? Werden sie mich nicht direkt mit Schattenseele in Verbindung setzten? Eschenblatt ist auf meiner Seite! Er kann von der Prophezeiung berichten! Doch Hagelstern glaubte nicht an die Prophezeiung, dies würde Bronzeseele nicht weiter helfen. Spontan erinnerte sie sich an den Nadelwald. Dort lebten Streuner! Ich gehe mit Dachsklaue dort jagen! Ich kann den Clan sagen, dass es die Streuner waren! Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Genau die gleiche Ausrede hatte Schattenseele verwendet, als er Maulwurfsherz getötet hatte! Anders als er habe ich einen Grund, einen guten Grund. Ich muss den Clan retten!
Der Sonnenaufgang kam viel zu früh. Während sich der Himmel noch blutrot färbte, verliess Bronzeseele mit suchenden Blick den alten Fuchsbau. Zu lange hatte sie ihre Aufgabe nun schon aufgeschoben. Als hätte der SternenClan es so gewollt, verliess im selben Herzschlag auch Dachsklaue den Kriegerbau. Für die Grenzpatroulie war sie nicht zu geteilt. Es war also Bronzeseeles Chance! Beabsichtigt tapste die Rotbraune in die Nähe von Hagelstern. Wenn sie in seiner Nähe nach einer Jagd fragte, konnte Dachsklaue nicht mehr ablehnen. „Dachsklaue!“, rief Bronzeseele ihre Clangefährtin her, die erstaunt zusammen zuckte. Anfangs wollte sie anscheinend Bronzeseele ignorieren, doch als sie Hagelstern erblickte, lief sie zu ihr. „Was ist?“, fragte sie etwas schroff. In ihrem ganzen Leben hat sie sich nicht verändert... „Kommst du mit jagen? Ich habe einen Hasenbau am Nadelwald entdeckt und ich könnte deine Hilfe gebrauchen.“ In den grünen Augen funkelte Verachtung auf, was Bronzeseele so hinnahm „Du brauchst meine Hilfe?“, fragte die Schwarze gehässig, doch Hagelstern mischte sich ein. „Das ist eine gute Idee. Dann seid ihr die erste Jagdpatrouille des Tages.“ Er versuchte es auf humorvolle Art zu sagen, um die Situation etwas auf zu lockern, ohne grossen Erfolg.
Schweigend führte Bronzeseele Dachsklaue durch den Wald. Nicht wegen der kalten Luft stand Bronzeseeles Fell zu Berge, es war eher diese Spannung zwischen den beiden Kätzinnen. Es war nicht schwer zu erkennen, wie sauer Dachsklaue auf Bronzeseele war. Das gefrorene Gras pikste ihnen in die weichen Ballen, doch Bronzeseele konnte sich nur auf den Weg konzentrieren. Es dauerte gefühlte Blattwechsel, bis sie endlich die Grenze zum Nadelwald erreichten. Jetzt gibt es kein Zurück mehr! Oh SternenClan, bitte stehe mir bei! Misstrauisch prüfte Dachsklaue die Luft. „Weder rieche ich Hasen, noch sehe ich deinen angeblichen Bau!“, beschwerte sich Dachsklaue. „Du bist noch unfähiger als ich dachte!“ Langsam drehte sich Bronzeseele zu Dachsklaue um. Gleichzeitig fuhr sie die Krallen aus, legte die Ohren an. Ihr Herz klopfte schneller und das Blut konnte sie in den Ohren rauschen hören. „Ich habe dich nie wirklich gemocht.“, miaute Bronzeseele mit bedrohlicher, jedoch auch brüchiger Stimme. „Dennoch will ich es eigentlich nicht tun.“ Flackerte kurz Angst in ihren Augen auf? Im selben Moment fuhr sie aber schon selbst die Krallen aus. „Was hast du jetzt schon wieder vor, Fuchsdung?“, höhnte sie, ehe sie Bronzeseele bedrohlich umrundete. Plötzlich hatte die Rotbraune selbst das Gefühl, das Opfer zu sein, als hätte Dachsklaue gerade die Rollen vertauscht. Etwas verunsichert machte Bronzeseele einen Schritt auf sie zu, ehe sie kurz tief ein und aus atmete, um dann ihre verhasste Clangefährtin anzuspringen. Ihre Krallen bohrte sie möglichst tief in das schwarze Fell, sodass Dachsklaue erstaunt aufschrie, jedoch sofort konterte. Sie biss Bronzeseele in eine Pfote und versuchte sie umzuwerfen, doch Bronzeseele war grösser und besass eine höhere Muskelkraft. Verbissen stemmte sie sich daher dagegen, bis Dachsklaue weg sprang. Ihre grünen Augen verengten sich, ein bedrohliches Knurren entglitt ihrer Kehle. „Mehr kannst du nicht?“, lachte sie. „Da sind die Streuner stärker als du!“ Lass dich nicht locken, mahnte sich Bronzeseele, ehe sie Dachsklaue schnell anstiess, sodass sie über die Grenze zum Nadelwald stolperte. Jetzt hat sie hoffentlich Streuner Geruch an sich! Verwirrt schüttelte sich Dachsklaue. „Was sollte das?“ „Das ist unwichtig!“, erwiderte Bronzeseele nervös. Sie sollte Dachsklaue so schnell wie möglich töten, ehe eine Patrouille sie entdecken würden! Dann würden sicherlich alte Zweifel aufkommen, immerhin war sie die Schwester von Schattenseele. Doch die Grenzpatroulie dauert noch, versuchte sie sich zu beruhigen.
Fauchend sprang Dachsklaue zurück auf das DornenClan Territorium. Abwartend beobachtete Bronzeseele genaustens die Bewegungen von Dachsklaue. Jeden Herzschlag könnte sie einen Gegenangriff starten. Dann müsste Bronzeseele bestenfalls den entscheidenden Angriff machen. Tatsächlich versuchte Dachsklaue wieder auf Bronzeseele zu springen. Plötzlich sah sie alles viel langsamer. Sie konnte sehen, wie bedrohlich die Krallen von Dachsklaue im Licht der aufgehenden Sonne leuchtete und wie der Wind ihr Fell streichelte. Mit einen einfachen Schritt zur Seite konnte Bronzeseele dem Angriff entgehen, dann verdeckte sie mit ihren Schweif kurz die Sicht von Dachsklaue, um ihr dann die Pfote weg zu ziehen. Unsanft kam sie auf, doch sofort wandte sie sich um. Ehe die Rotbraune reagieren konnte, bohrte Dachsklaue ihre Klauen in Bronzeseele Fell. Erstaunt schrie sie auf, dann duckte sie sich wie ein wehrloses Junges, als wolle sie aufgeben. Triumphierend lachte Dachsklaue auf. „Du hast wohl eingesehen, dass du selbst jetzt nicht an mich heran kommst?“, höhnte sie mit ihrer hohen Stimme. Etwas näher, betete Bronzeseele zum SternenClan. Wenn ihr über mich wacht, dann helft mir bitte! Als wären ihre Gebete erhört worden, machte Dachsklaue tatsächlich einen Schritt auf sie zu. Sofort nutzte Bronzeseele die Chance und fuhr überraschend hoch, mit den Krallen voran. Ein merkwürdiges, gurgelndes Geräusch entglitt Dachsklaue Kehle, die Luft wurde mit dem Duft von Blut erfüllt. Dann sank die schwarze Kätzin mit glasigen Augen zu Boden. Blut floss aus der offenen Wunde. Mit offenen Maul beobachtete Bronzeseele ihre Clangefährtin, wie sie sich hilflos am Boden rekelte. Panisch schlugen ihre Pfote ins leere, es gab keinen erkennbaren Punkt den ihre Augen fixierten. Sie röchelte kurz, dann wurde es still. Viel zu Still, wie Bronzeseele fand. Dachsklaue bewegte sich nicht mehr, alles Leben war entflohen. Nun wirkte sie kleiner als je zu vor. „Dachsklaue?“, fragte Bronzeseele vorsichtig. Sie gab keine Antwort.
Viele Gedanken surrten nur so in ihren Kopf, doch Bronzeseele konnte ihre Gefühle nicht ordnen. Einerseits was sie erleichtert. Sie hatte es geschafft! Doch ein Blick auf ihre von Blut verklebten Pfoten reichte aus, um sich so schwach wie noch nie zu fühlen. Sie hatte gemordet. Ihre eigene Clangefährtin! Doch es war für die Prophezeiung, nicht wahr? Es war das Richtige! „Bronzeseele!“ Eine dunkle Gestalt sprang aus dem Nadelwald, sodass Bronzeseele zusammen zuckte. „Schattenseele!“, keuchte die Rotbraune erleichtert. Erschöpft lief sie zu ihm und drückte sich gegen sein Fell. Sein Geruch, seine Wärme war ein tröstendes Gefühl. Am liebsten hätte sie wie ein Junges aufgeschrien. „Was ist passiert?“, brachte er überfordert hervor. „Ich habe Dachsklaue getötet...“, murmelte sie leise. Die Kampfwunden brannten stark, jeder Atemzug schmerzte. „Geht es dir gut?“, erkundigte sich ihr Bruder besorgt. „Ja, ich denke schon.“ „Du blutest aber!“ „Ich lebe.“, erwiderte Bronzeseele. Genau, ich lebe! Das ist mehr als Dachsklaue. Dennoch blieb Schattenseele ernst. „Du solltest zu Eschenblatt! Wir sehen uns dann ein andermal wieder. Deine Gesundheit geht vor!“
Kapitel 44:
Dankbar nickte Bronzeseele, obwohl sie lieber bei ihren Bruder bleiben wollten. Genauso wusste sie aber, dass er recht hatte. „Danke.“, miaute sie. Die Kampftechnik, mit der sie Dachsklaue getötet hatte, leerte sie damals Schattenseele, als sie noch ein Junges war. Wer hätte gedacht, dass sie diese Technik wirklich benutzen müsste? Und nun hätte sie vielleicht ohne sie verloren. „Soll ich dich etwas stützen?“, schlug Schattenseele besorgt vor und blickte in den Wald. „Wenn du willst, komme ich sogar bis mit zum Lager.“ In seinen Augen leuchtete etwas unbestimmbares auf, was Bronzeseele kurz verwunderte. Vielleicht vermisste er das Lager? Es war seine Heimat gewesen. Dort lebte seine ganze Familie und sein einziger Freund! „Das ist zu gefährlich.“, widersprach Bronzeseele schweres Herzens. „Sie würden dich vielleicht direkt angreifen. Du bist ein Verbannter.“ Betrübt liess der schwarze Kater die Ohren hängen. „Du hast recht.“, seufzte er, dann drehte er sich Richtung Nadelwald. „Komm mich doch bald wieder besuchen.“ „Das werde ich.“, versprach Bronzeseele.
Während Bronzeseele durch den Wald lief, blieben ihre Gedanken bei Schattenseele. Plötzlich fühlte sie sich ihn viel näher als je zuvor. Egal wie sehr sie es versucht hatte zu verhindern, so schritt sie in ähnlichen Pfotenabdrücke wie er. Ob sie dennoch weniger blutig waren? Es fühlte sich komisch an. Sie wollte doch einen anderen Weg gehen! Aber es hatte keine andere Möglichkeit gegeben. Es war für das Wohl des DornenClans gewesen! Genau das selbe hatte doch auch Schattenseele geglaubt, oder? Schnell schüttelte sich Bronzeseele. Schattenseele hatte sich geirrt! Er hatte nicht wirklich für das Wohl des Clans gehandelt! Sie schon, oder? Immerhin hatte Eschenblatt dies von ihr verlangt! Sonst hätte sie niemals Dachsklaue umgebracht! Ein kühler Windhauch brannte an ihren offenen Wunden, sodass sie die Zähne zusammen biss, um nicht auf zu schreien. Jeder Schritt erschöpfte sie mehr und mehr. Sie musste dringend zu Eschenblatt!
Als sie endlich das Lager erreichte, fühlte sie sich schäbiger als je zuvor. Es dauerte keinen Herzschlag, bis Fliegenpelz, Brauntupfen und Gluttiger sie besorgt beäugten. „Was ist passiert!? Du blutest!“, keuchte Fliegenpelz panisch. „I-ich war jagen mit Dachsklaue.“, stotterte Bronzeseele mit einem Knoten im Hals. Es fühlte sich so falsch an! Wieso musste sie lügen? Warum hatte es nicht einen anderen Ausweg geben können? „Und was ist dann passiert? Wo ist Dachsklaue?“ „Streuner haben uns angegriffen, ich konnte sie nicht retten... Ich konnte nicht mal ihre Leiche mitnehmen...“ Die blauen Augen von Gluttiger leuchteten wissend auf. „Das tut mir leid.“, log er und nickte zum Heilerbau. „Du solltest zu Eschenblatt, ich werde Hagelstern Bescheid geben. Fliegenpelz und Brauntupfen können in der Zwischenzeit Dachsklaue holen.“ „Das werden wir!“, bekräftigte Brauntupfen mitfühlend. „Wo wart ihr Jagen?“ „In der Nähe vom Nadelwald.“, miaute Bronzeseele erschöpft. Sie wollte nicht mehr mit ihren Freunden reden, sondern stapfte bereits zum Heilerbau. Kaum hatte sie diesen betreten, schreckte Eschenblatt auf. „Wie bitte?“, kam es von ihm, nachdem der Erzählung gelauscht hatte. „Dachsklaue ist gestorben?“ Kurz wirkte er erleichtert, was Bronzeseele nach voll ziehen konnte. Anderseits musste er sich ebenso unwohl fühlen wie sie selbst. Immerhin versuchte er als Heiler Leben zu retten und nicht zu vernichten. „Brauntupfen und Fliegenpelz holen den Leichnam und Gluttiger gibt Hagelstern Bescheid.“ Wie auf Stichwort betrat auch der Anführer den Heilerbau. „Wie geht es dir?“, fragte er sofort Bronzeseele und schnupperte an ihren Wunden. „Ich weiss es nicht.“, gestand sie. „Es tut mir leid wegen Dachsklaue.“ „Du kannst nichts dafür.“, erwiderte Hagelstern sofort. „Du hast tapfer gekämpft, das weiss ich. Der Verlust ist gross, doch wenigstens bist du uns mit dem Leben davon gekommen.“ Dann wand er sich zu Eschenblatt. „Wie tief sind ihre Wunden?“ „Sie sind nicht sonderlich tief. Ich denke sie werden alle verheilen, bloss braucht sie etwas Ruhe. Vielleicht auch noch Mohnsamen, wenn sie schmerzen hat.“ Schnell lehnte Bronzeseele das Angebot ab. Irgendwie glaubte sie, keine Linderung der Schmerzen verdient zu haben. Immerhin hatte Dachsklaue auch keine Verschonung erfahren, sie hatte bis zu ihren Tot Schmerzen gehabt. Das gurgelnde Geräusch hallte in ihren Kopf wieder, weswegen sich die Kriegerin schüttelte. Es gab keine andere Möglichkeit, bitte vergib mir!
Nachdem Fliegenpelz und Brauntupfen den Leichnam ins Lager getragen hatte, rief Hagelstern den Clan zusammen. Vorsichtig erhob sich Bronzeseele, wurde aber kurz von Eschenblatt aufgehalten. „Ich weiss, wie schwer es für dich war. Du hast das richtige gemacht.“ „Dankeschön.“, antwortete Bronzeseele und fühlte sich dadurch wirklich etwas besser. „Es war die einzige Möglichkeit, oder?“ „Ich wünschte, es hätte andere Wege gegeben doch der SternenClan wollte es so.“ Der SternenClan hatte diesen Weg für mich bestimmt, sagte sie sich, dann folgte sie Eschenblatt. Borkenkralle und Glühsplitter standen geschockt in der Lagermitte, dort, wo Dachsklaue lag. Was sollte sie sagen? Durfte sie überhaupt Glühsplitter trösten? Er war bereits so wütend gewesen, als Schattenseele seine Mutter umgebracht hatte. Wie würde er also reagieren, wenn er heraus finden, dass sie Dachsklaue getötet hatte? „Katzen des Clans, heute haben wir einen grossen Verlust erlitten. Wir trauern um Dachsklaue, die heute auf der Jagd von Streunern getötet wurde. Bronzeseele hat tapfer an ihrer Seite gekämpft und wir sollten dem SternenClan danken, dass wenigstens sie überlebt habt.“ Bronzeseele wurde heiss vor Scham, als sie ihre Clangefährten murmeln hörte. Sie glaubte sogar, einige misstrauische Stimmen hören zu können. „Wieso waren Dachsklaue und Bronzeseele alleine jagen?“, fragte eine Katze. „Das war zufällig!“, log Bronzeseele schnell. „Ich wollte ihr nur ein Hasenbau in der Nähe vom Nadelwald zeigen, als wir von Streuner angegriffen wurden!“ „Sie hat recht.“, unterstütze sofort Eschenblatt. „ Bronzeseele hat mir gestern davon erzählt und an der Leiche hängt eindeutig Streunergestank!“ „Wir vertrauen unsere Clangefährten.“, miaute plötzlich Hagelstern mit verengten Augen. „Es ist egal, ob Bronzeseele mit Schattenseele verwand ist oder nicht. Auch Fliegenpelz das gleiche Blut in sich und wir vertrauen ihn genauso.“ Erleichtert konnte Bronzeseele fest stellen, wie sich der Clan beruhigte. Vergib mir meine Lüge, SternenClan! Ich werde den Frieden bringen! „Ich möchte noch etwas weiteres ankündigen.“, hob Hagelstern wieder an. „Habichtwolke wird in die Kinderstube ziehen.“ „Habichtwolke! Habichtwolke!“, rief der Clan im Chor, sodass selbst die Habichtwolke etwas peinlich berührt den Kopf senkte. „Ich lege mein Amt als zweite Anführerin mit dem heutigen Tag nieder.“, verkündete sie selbst. „Ich hoffe, ich konnte dem DornenClan gut dienen.“ „Natürlich konntest du das und das wirst du auch weiterhin.“, erklärte Hagelstern, dann blickte er in die wartende Menge. Natürlich würde er einen neuen zweiten Anführer ernennen müssen und nun ohne Dachsklaue stand die Position offen. Jedoch hatte er noch Zeit bis Mondhoch. „Wir ehren Dachsklaue, die den Platz hätte einnehmen sollen. Jedoch schauen wir nach vorn! Bronzeseele wird unsere neue zweite Anführerin!“
Erstaunt blinzelte Bronzeseele bei diesen Worten. Sie wurde zur zweiten Anführerin ernannt! Es fühlte sich erschreckend gut an! Plötzlich galten alle Blicke ihr, als erwartete der DornenClan etwas von ihr. „I-ich danke dir, Hagelstern.“, stotterte Bronzeseele etwas überrumpelt. „Ich werde mein bestes geben, um euch nicht zu enttäuschen.“ Nervös wartete sie auf eine Antwort ihres Clans. Das Schweigen machte sie unruhig. Akzeptierte der Clan sie nicht? Ihr Herz raste bei diesen Gedanken. Sie tat immer ihr bestes! Reichte es noch nicht? Endlich erhob sich eine Stimme und noch nie war Bronzeseele froher über Brauntupfen gewesen. „Bronzeseele!“, rief er feierlich. Erst stimmten nur ihre Freunde und Familie ein, dann langsam auch der Rest des Clans. „Bronzeseele! Bronzeseele!“ Stolz stand sie sich, trotz der vielen Spinnweben auf und lief zum Flachfelsen. Ihre Ängste und Schuldgefühle wirkten plötzlich so klein und unbedeutend. Ab heute war sie die zweite Anführerin des DornenClans!
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Kapitel 45:
Erschöpft reckte sich Bronzeseele. Sie hatte die Nacht im Heilerbau verbracht, doch Eschenblatt haben ihr die Erlaubnis gegeben, ihre neue Pflichten anzutreten. Eschenblatt hatte beteuert, wie stolz er auf sie war. Auch Blitzlicht und Regenblüte hatten sie besucht und sie beglückwünscht. Einen Tag nach dem sie Dachsklaue getötet hatte, verstand sie nun Schattenseele besser. Er war der Meinung, er hätte im Recht gehandelt. Konnte man ihn dies vorwerfen? Die Sonne begrüsste sie als sie den Bau verliess und lies den von Frost überdeckten Boden glänzen wie die Sterne in der Nacht. Stolz blickte sie um sich. Sie war nun die zweite Anführerin! Obwohl sie es sich nie gewünscht hatte, fühlte sich Bronzeseele unbeschreiblich glücklich. Wenn da nicht nur diese Zweifel an ihr nagen würde. Sie war nur zweite Anführerin, weil sie Dachsklaue getötet hatte! Glühsplitter und Borkenkralle sassen noch in der Lagermitte bei Dachsklaue Leiche. Die Ältesten würden sie sicher bald vergraben. Der weisse Krieger wirkte niedergeschlagen, doch Bronzeseele wusste, dass sie ihn nicht aufmuntern konnte, ohne ihn anzulügen, weswegen sie es sein liess. Obwohl der Clan so viel von ihr hielt, hat kein Freund ihrer Nachtwache beigewohnt, bemerkte sie gedanklich. Was bringt ihr ein Leben mit viel Macht und Respekt, wenn sie dennoch so einsam gelebt hat? Wie oft war sie auf Dachsklaue eifersüchtig gewesen? Mit dieser Einsicht fand sie jegliche Eifersucht unberechtigt. Egal wie viel besser Dachsklaue war, Bronzeseele hatte dafür Freunde und die waren besser als jede Position! Sie konnte erkennen, wie sich Hagelstern ihr näherte. „Bist du aufgeregt?“, fragte er. „Ein wenig.“, gestand Bronzeseele. Sie sollte die erste Grenzpatroulie los schicken! Aber wer sollte die Patrouille leiten? Am liebsten hätte sie diese selbst geleitet, doch noch hatte sie nicht überlegt, wer Mitglied der Jagdpatrouille werden sollte. Vielleicht sollte Gelbwind die Grenzpatroulie leiten? Sie war eine freundliche Kriegerin, die Konflikte vermied. Die beste Wahl für den MoosClan. Schneestern hatte sich bisher noch nicht für den Angriff Entschuldigt, sondern hatte sich auch auf der letzten Versammlung feindselig gezeigt. „Ich habe überlegt wegen Silberpfote. Er braucht einen neuen Mentor. Aber wen? Vielleicht war es etwas unbedacht von mit gewesen, Dachsklaue zu seiner Mentorin zu ernennen. Immerhin ist er ziemlich stürmisch und braucht daher eine milde Natur.“, erklärte Hagelstern und holte so Bronzeseele aus ihren Gedanken. Erst wunderte sie sich, wieso er es ihr erzählte, doch dann wurde ihr klar, dass solche Gespräche nun normal sein würden. Immerhin war sie zweite Anführerin und damit direkte Ansprechpartnerin wenn es Probleme gab. „Ich habe an Brauntupfen gedacht, vielleicht ist er aber auch zu jung.“ „Brauntupfen ist ein guter Krieger.“, bekräftigte Bronzeseele die Idee. Ein Schüler brachte ihm sicher Selbstbewusstsein! Und Silberpfote brauchte wirklich einen Mentor, der ihn etwas beruhigte. „Er ist zwar wirklich jung aber dafür um so reifer. Er schätzt Situationen gut ab und handelt für den Clan. Silberpfote wird viel von ihm lernen können, mehr als nur Jagd- und Kampftechniken.“ Langsam nickte Hagelstern. „Du hast recht. Ich werde nachher mit Brauntupfen sprechen und fragen, ob er sich bereit dafür fühlt. Wenn er nicht möchte, werde ich Glühsplitter fragen.“ Glühsplitter! Bei dem Namen zuckte sie kurz zusammen. Sie stellte sich vor, wie sie gemeinsam ihre Schüler trainierten und fühlte sich unwohler den je. Sie betete zum SternenClan, dass Brauntupfen zustimmen würde.
Endlich verliess die Grenzpatroulie das Lager. Bronzeseele hatte lange überlegen müssen, sich dann aber für Gelbwind, Blitzlicht, Felssturm und Mondpfote entschieden. Sandtupf hatte sich bereit erklärt, eine Jagdpatrouille zu führen, was Bronzeseele sehr entgegen kam. Sie hatte Fleckentau, Finkenfeder und Ginsterpfote mitgenommen. Dann konnte sie die Grenzpatroulie zum KlippenClan führen. Sie musste nur noch an die Grenzpatroulie für den BeerenClan denken. „Fliegenpelz! Führst du eine Grenzpatroulie zum BeerenClan?“, fragte Bronzeseele hoffnungsvoll. Die Augen ihres Baugefährten leuchteten stolz auf. „Gerne!“, schnurrte er. „Wen soll ich mit nehmen?“ Wer war denn noch im Lager? Und wer hatte noch mal die Nacht über Wache gehalten? Denn diese Katze brauchte Schlaf. Überfordert blinzelte sie. „Nimm mit, wen du willst.“, miaute sie dann. Wer übrig blieb, konnte sie dann mit nehmen. Schliesslich hatte Bronzeseele eine Patrouille zusammen, bestehend aus Brauntupfen, Mückenherz, Staubglanz und Eulenpfote. Kaum betraten sie den Wald, streifte ein kühler Windhauch Bronzeseeles Fell. Die Luft war klirrend kalt, der Boden gefroren. „Wenn es so weiter geht, wird es bald schneien.“, ,murmelte Bronzeseele nachdenklich. Hoffentlich blieb der Clan dann vom grünen Husten verschont! „Wie sieht den Schnee aus?“, fragte Eulenpfote kleinlaut. „Schnee ist weiss und sehr kalt. Ausserdem schmeckt es nach Wasser.“, erklärte Brauntupfen belustigt. Zu gut konnte sich Bronzeseele an ihrer Reaktion erinnern, als sie das erste Mal Schnee gesehen hatte. Glühsplitter hatte damals ebenso herausgefunden, dass Schnee Wasser war, was Bronzeseele gar nicht hatte glauben wollte. Auch Eulenpfote wirkte verwirrt. „Weisses Wasser? Woher kommt Schnee denn?“ „Es fällt vom Himmel, so ähnlich wie Regen.“, miaute Brauntupfen weiter. Er schien Freude daran zu haben, Dinge zu erklären. Je länger Bronzeseele ihm zu sah, desto sicherer war sie, dass Brauntupfen der ideale Mentor sein würde. War nur zu hoffen, dass er ebenso denken würde. Immerhin war Brauntupfen sehr zurückhaltend was seine Fähigkeiten anging, jedoch glaubte er mehr an sich, worüber sich Bronzeseele freute. Als Schüler war er oft verzweifelt gewesen doch nun schienen ihm seine fehlende Talente weniger aus zu machen. Unsicher blickte nun Eulenpfote zu seiner Mentorin. „Stimmt das? Fällt Schnee wirklich vom Himmel und ist wie Wasser?“ „Brauntupfen hat recht.“, miaute Bronzeseele belustigt.
Als Bronzeseele wieder das Lager erreichte, wurde sie direkt von Staubglanz angesprochen. „Ich wollte mich nur erkundigen, wer die Sonnenhochpatroulie führt.“, erklärte sie, weswegen Bronzeseele gleich wieder nervös wurde. Wer hatte noch gleich alles eine Patrouille geführt? Sie spürte, wie jemand sie beruhigend an stupste. Es war ihr Vater Blitzlicht. „Ich kann das machen.“, bot er an. „Keine Sorge, jeder hat anfangs Probleme, da bist du nicht die einzige. Zweite Anführerin zu sein erfordert auch Übung.“ Dankbar nickte die Rotbraune. „Danke. Dennoch würde ich es lieber direkt richtig machen.“ „Das wird schon.“, ermunterte Staubglanz. „Vielleicht solltest du es dir aber abgewöhnen, auf so vielen Patrouillen zu sein. Immerhin bist du jetzt auch Mentorin! Ausserdem wird man dich bei Problemen ansprechen.“ „Ich versuche es.“, erwiderte Bronzeseele etwas verbissen. Besser sie plante jetzt schon die Patrouillen für den Abend und den nächsten Morgen.
Kurz vor Sonnenhoch rief Hagelstern den Clan zusammen. Sicherlich ging es um Silberpfote. Ob Brauntupfen zugesagt hatte? Erst wollte sich Bronzeseele zu den anderen Katzen setzten, doch dann fiel ihr ein, dass ihr Platz nun neben den Flachfelsen war. Es war ein ungewohntes Gefühl, direkt in die Menge zu schauen, anstelle Teil davon zu sein. „Katzen des DornenClans. Nach dem tragischen Unfall mit Dachsklaue, braucht Silberpfote einen neuen Mentor! Ich habe gründlich darüber nachgedacht und schliesslich habe ich meine Wahl getroffen: Brauntupfen! Du bist zwar ein junger Krieger, doch wir wissen, wie viel du bereits durchgemacht hast und wie weise du bist. Ich vertraue dir Silberpfote an!“ Stolz erhob sich Brauntupfen. „Ich werde mein bestes geben!“ Er hatte tatsächlich zugestimmt! Das hiess auch, dass sie gemeinsam die Schüler ausbilden konnten! Mit Dachsklaue wäre es ihr bestimmt unmöglich gewesen, doch Eulenpfote würde es sicher gut tun. „Brauntupfen!“, rief der Clan kurz und damit war die Versammlung auch schon beendet. Schnell beglückwünschte Bronzeseele ihren Freund, dessen Augen vor Stolz glühten. „Danke dir!“, miaute er glücklich und wandte sich dann zu Silberpfote. „Bronzeseele?“, fragte nun plötzlich Gluttiger. „Können wir kurz reden?“ Verwirrt nickte Bronzeseele, folgte ihn aber aus dem Lager. „Ich kenne dich gut genug um zu wissen, wie schwer das mit Dachsklaue gewesen sein muss.“, fing Gluttiger an. „Ich bin stolz auf dich. Sicher denkt Schattenseele genauso.“ „Kann sein.“, murmelte Bronzeseele. Worauf wollte er hinaus? Sie fühlte sich nicht wohl bei diesen Gespräch. Er liess es so einfach klingen! „Und jetzt bist du zweite Anführerin. Vielleicht wirst du noch Anführerin? Wer weiss?“ „Vielleicht aber auch nicht.“, gab Bronzeseele zu bedenken. Wieso fühlte sie sich so fehl am Platz? „Mach dir darüber keine Sorgen.“, lachte Gluttiger. „Du bist jung und eine gute Kriegerin! Ich bin mir eigentlich sicher, dass du eines Tages Anführerin wirst. War das nicht dein Ziel als Schülerin? Schattenseele hatte es mir mal erzählt.“ „Ja, aber ich wollte eher Regenblüte damit glücklich machen.“ Kurz wirkte es so, als würde Gluttiger was sagen wollen, behielt es dennoch für sich. „Wir sollten zurück. Sicher wartet der Clan auf die nächste Patrouille von dir.“ Dies kam Bronzeseele sehr entgegen.
Kapitel 46:
Kapitel 46
Erfreut beobachtete Bronzeseele, wie die Jungen von Fichtenflug spielten. Sie alle waren nun gewachsen, vor allem Wolfsjunges. Er war zwar um einiges grösser als seine Wurfgefährten, jedoch um so vorsichtiger. Dazu hatte er die gleichen blauen Augen wie sein Vater. Sturmjunges machte ihren Namen aller Ehre, sie war wild und überstürzte alles, was man überstürzen konnte. Ausserdem lernte sie nicht viel aus ihren Fehlern. Bereits häufiger hatte sie im Kriegerbau oder in der Kinderstube das Moos durcheinander geworfen, sodass sie von Sichelmond bereits ärger bekommen hatte. Selbst Briesenpelz hatte das Junges aus dem Ältestenbau geschmissen, weil sie dort Blödsinn gemacht hatte. Natternjunges hingegen bereitete Eschenblatt Sorgen. Sie hustete oft, bekam Atemprobleme und wirkte kränklich. Dennoch wolle die Schildpattkätzin bei ihren Geschwister schlafen und spielen. Sie war nicht weniger lebensfroh als Wolfsjunges oder die schwarze Sturmjunges. Irgendwann bemerkte Wolfsjunges jedoch, dass Bronzeseele sie beim Spielen beobachtete und sprang sofort in ihrer Richtung. „Du siehst uns zu!“, stellte er fest. „Das heisst, du willst mitspielen, oder? Dann kannst du fragen, wir tun dir auch nicht weh.“, miaute er fürsorglich, weswegen Bronzeseeles Schnurrhaare zuckten. Durch den weissen Schnee stach sein dunkelgraues Fell hervor, ebenso wie bei Sturmjunges ihr schwarzes. „Was ist denn? Möchte Bronzeseele mitspielen?“ Ehe Bronzeseele etwas erwidern konnte, sprach Wolfsjunges für sie. „Ja! Aber ich glaube sie ist etwas schüchtern.“ „Was? Bronzeseele ist schüchtern!?“, quiekte Sturmjunges überrascht auf, stupste dann die Rotbraune auffordernd an. „Keine Sorge! Du darfst mit spielen!“ „Oh, Dankeschön.“, schnurrte Bronzeseele. Zufrieden folgte Wolfsjunges ihr. „Ich passe auf dich auf! Das verspreche ich beim SternenClan!“ Irgendwie war es ja ganz süss von Wolfsjunges, wobei sich Bronzeseele sicher war, dass er sie noch nicht beschützen konnte. Sturmjunges deutete auf Natternjunges. „Das ist Natternstern! Sie ist die grösste Anführerin aller Clans!“ Stolz präsentierte sich Natternjunges. „Und Sturmkralle ist meine zweite Anführerin! Es sei denn, du willst zweite Anführerin sein. Weil du bist ja zweite Anführerin!“ Schnell schüttelte Bronzeseele den Kopf. „Ich habe da kein Problem mit. Ich bin gerne Kriegerin.“ „Und ich bin Wolfspelz!“, erklärte Wolfsjunges. Doch ehe die grosse `Natternstern´ das Spiel erklären konnte, rief Hagelstern den Clan zusammen.
Fuchsseele wusste bereits, worum es ging. Diesen Morgen hatten Schneepfote, Ginsterpfote und Mondpfote ihre Kriegerprüfungen gemeistert und nun sollten sie endlich ihre Kriegernamen erhalten. Hagelstern hatte mehrfach betont, wie stolz er auf seine Töchter sei. Bronzeseele hatte selbstverständlich immer wieder zu gestimmt. Aber auch sie war stolz auf die drei Schüler. Sie alle hatten ihre Kriegernamen verdient. Im Jungenalter hatten sie für viel Ärger gesorgt, vor allem Ginsterpfote mit ihren mäusehirnigen Ideen. Inzwischen hatten sie dazu gelernt. „Heute habe ich euch aus einem erfreulichen Grund zusammen gerufen! Drei neue Krieger werden ernannt! Fleckentau, Borkenkralle und Glühsplitter, seid ihr davon überzeugt, dass eure Schüler bereit sind, Krieger zu werden?“ „Ja, das sind sie.“, erwiderten die drei Krieger. Hagelstern nickte mit leuchtenden Augen. „Ich, Hagelstern, Anführer des DornenClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schüler herab zu blicken. Sie haben hart trainiert, um euren edlen Gesetzten gehorchen zu können, und ich empfehle sie euch nun als Krieger. Schneepfote, Mondpfote und Ginsterpfote, versprecht ihr, das Gesetzt der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst mit eurem Leben?“ „Ich verspreche es.“, antworten die Schüler. „Dann gebe ich euch, mit der Kraft des SternenClans, eure Kriegernamen.“, redete Hagelstern weiter. „Schneepfote, von diesen Augenblick wirst du Schneesturm heissen. Der SternenClan ehrt deine Geduld und deine Tatkraft und wir heissen dich als vollwertige Kriegerin im DornenClan willkommen. Mondpfote, von diesen Augenblick wirst du Mondschein heissen. Der SternenClan ehrt deine Intelligenz und deine Freundlichkeit und wir heissen dich als vollwertige Kriegerin im DornenClan willkommen. Ginsterpfote, von diesen Augenblick wirst du Ginsterschweif heissen. Der SternenClan ehrt deinen Temperament und deinen Eifer und wir heissen dich als vollwertige Kriegerin im DornenClan willkommen.“ „Schneesturm, Mondschein, Ginsterschweif! Schneesturm, Mondschein, Ginsterschweif!“, rief der Clan zur Begrüssung, vor allem Silberpfote stach hervor. Kurz danach wurden die neuen Krieger von Glückwünschen überschüttet. Bronzeseele bemerkte, wie Wolfsjunges etwas enttäuscht bei seiner Mutter sass. Lag es daran, dass ihr Spiel unterbrochen wurde? „Stimmt etwas nicht?“, fragte sie daher vorsichtig den jungen Kater. „Nein.“, miaute er jämmerlich. „Eschenblatt hat gesagt, dass Natternjunges bei ihm schläft!“ „Keine Sorge, mein Grosser.“, tröstete Fichtenflug ihn liebevoll. „Natternjunges schläft sicher bald wieder bei uns.“ Doch (Eichen) konnte erkennen, wie grosse Sorgen sich die Königin machte. Beim spielen hatte Natternjunges noch ganz gesund gewirkt! War etwas passiert? „Wir können sie gemeinsam besuchen.“, bot Bronzeseele Wolfsjunges an, fragte aber schnell noch Fichtenflug nach Erlaubnis. „Ob du darfst.“ Dankbar nickte Fichtenflug. „Das wäre lieb von dir. Dann kann ich eben zum Schmutzplatz.“
„Eschenblatt? Dürfen Wolfsjunges und ich rein kommen?“, fragte Bronzeseele vorsichtig.. „Kommt rein.“ Verunsichert drückte sich der Kater kurz an Bronzeseele. „Keine Sorge, ihr geht es sicher gut.“, versprach Bronzeseele und betete zum SternenClan, dass sie nicht falsch lag. Wolfsjunges war gerade zwei Monde alt, ihn würde so ein Verlust sicher sehr mitnehmen. Für Glühsplitter wäre es auch nicht gerade hilfreich. Er trauerte noch sehr um Dachsklaue. Bronzeseele selbst hatte damit abgeschlossen und konzentrierte sich auf ihre Aufgaben als zweite Anführerin. Zudem hatte sie verstanden, dass es für Frieden auch Opfer geben musste. Bisher war Dachsklaue das einzige Opfer dafür gewesen und Bronzeseele hoffte sehr, das es dabei blieb. Natternjunges schlief tief und fest in einem Moosnest. Sie wirkte kleiner als je zuvor, die Flanke hob und senkte sich kaum noch. Erschrocken musste Bronzeseele fest stellen, dass es ihr wohl schlechter ging als gedacht. „Natternjunges!“, rief Wolfsjunges erschrocken auf und drückte seine Schnauze in das Fell seiner Schwester. „Alles wird gut, hörst du? Bronzeseele hat es versprochen!“ „Du hast ihm was versprochen?“, flüsterte Eschenblatt mit einen tadelnden Blick. „Er war so traurig!“, wehrte sich Bronzeseele. „Was ist überhaupt mit ihr?“ „Sie hatte schwere Probleme beim Atmen und klagte über starke Schmerzen. Weder weiss ich, was sie hat, noch ob sie es schaffen wird.“, gestand er betrübt. Erschrocken blickte Bronzeseele auf das Junge. Selbst wenn sie es jetzt überleben würde, war die Blattleere und mit ihr der Schnee gekommen. Wer wusste, ob sie vielleicht nicht deswegen krank wurde? Und der grüne Husten war tödlich. Letzte Blattleere hatten sie Spechtpfote, Wolkenfrost und Blütensturm verloren. Als hätte Eschenblatt Bronzeseeles Gedanken gelesen, miaute er: „Wir haben bereits Katzenminze gesammelt. Wir können nur hoffen, das wir sie nicht gebrauchen müssen.“ „Und das Natternjunges die Nacht überlebt.“
Entgegen ihrer Hoffnung wirkte Wolfsjunges nun noch niedergeschlagener als zuvor. „Ich habe Natternjunges noch nie so schwach gesehen!“, klagte er mit traurigen Augen. „Wird sie es wirklich schaffen?“ „Der SternenClan wird über ihren Weg bestimmen.“, erwiderte Bronzeseele nur stumpf. Sie wollte doch nur Wolfsjunges helfen! Wieso musste es so schief gehen!? Zudem war Natternjunges viel zu jung zum sterben! Eschenblatt musste doch irgendwas machen können! „Wieso überlegt der SternenClan Natternjunges zu sich zu nehmen?“, fragte nun Wolfsjunges kleinlaut, was Bronzeseele das Herz brach. „Ich weiss es nicht.“, gestand sie. „Also nimmt der SternenClan sie einfach so? Ohne einen Grund?“ Er klang nicht wütend, eher verzweifelt. „Was ist, wenn sie im SternenClan benötigt wird? Nimmt der SternenClan sie deswegen?“ „Vielleicht bleibt sie auch bei uns.“, versuchte Bronzeseele ihn aufzumuntern und legte den Schweif um Wolfsjunges. „Und wenn nicht dann hat sie im SternenClan eine grosse Zukunft, oder?“, bettelte Wolfsjunges weiter. „Fichtenflug sagt immer, dass Natternjunges eine grosse Kriegerin wird aber ich weiss, dass es gelogen ist. Sturmjunges und ich lassen Natternjunges beim Spiel immer die Anführerin sein, damit sie wenigstens dann stark ist. Vielleicht ist sie wenigstens im SternenClan stark. Vielleicht ist sie im SternenClan dann wirklich eine grosse Kriegerin.“ Erst wusste Bronzeseele nicht, was sie antworten sollte. Auch wenn Wolfsjunges Worte zu erst hart wirkten, stimmte es. Natternjunges war schwach und wenn Eschenblatt nichts gegen diese Krankheit machen konnte, würde sie es wohl auch bleiben. „Ich will trotzdem nicht, dass sie geht!“, rede Wolfsjunges weiter. „Ich habe sie doch lieb und sie spielt so gerne Anführerin!“ „Denke nicht so viel darüber nach. Das würde Natternjunges nicht wollen.“, erklärte Bronzeseele und drückte ihre Schnauze in sein weiches Fell. „Überlege dir doch lieber mit Sturmjunges gemeinsam ein neues Spiel für Natternjunges aus.“ Endlich leuchteten Wolfsjunges Augen wieder auf. Eifrig nickend setzte er sich auf und stürmte zur Kinderstube.
Kapitel 47:
Triumphierend stand Silberpfote über Eulenpfote. „Ich habe den Kampf gewonnen!“, prahlte er selbstsicher. „Das war ganz einfach!“ „Tut mir leid.“, keuchte Eulenpfote mit einen Blick auf seine Mentorin. „Ich habe die Kampftechnik falsch gemacht.“ „Mach dir keine Sorge.“, schnurrte Bronzeseele. „Du hast es fast richtig gemacht. Wir wiederholen es einfach noch mal.“ „Du hast gut gekämpft.“, lobte Brauntupfen seinen Schüler. Stolz baute sich Silberpfote auf. „Danke! Ich werde so viel üben, bis ich Sichelmond und Eulenpfote beschützen kann! Ich werde der beste Kämpfer im Clan!“ „Du kannst deine Familie auf weitere Arten beschützen als nur zu kämpfen.“, erklärte Bronzeseele. Silberpfote war viel zu sehr auf das Kampftraining fixiert. Oft beschwerte er sich, wenn Brauntupfen ihn Jagdtechniken beibringen wollte, da er der Meinung war, Jagen sei nicht so wichtig. „Aber mit kämpfen geht es am besten!“, widersprach Silberpfote sogleich. Hagelstern, der die Ausbildung beobachtete, deutete Silberpfote sich hinzusetzten. „Silberpfote, es geht um viel mehr als nur ums Kämpfen. Was ist deiner Meinung nach die wichtigste Waffe eines Adlers?“ Verwirrt schaute Bronzeseele zu ihren Anführer. Was wollte er nun erreichen? „Die Krallen! Oder der Schnabel.“, antwortete Silberpfote. Geduldig schüttelte Hagelstern den Kopf. „Auf den ersten Blick erscheint es so. Aber es gibt wichtigeres. Die Federn tragen ihn durch die Lüfte. Erst dadurch kann er kämpfen, jagen und überleben. So ist es auch beim Kämpfen und Jagen. Das Jagen sind wie die Federn des Adlers. Erst dadurch können wir Beute fangen, uns stärken und überleben. Und ebenso haben wir erst dadurch genug Kraft zum kämpfen.“ Bei der Rede wurden Silberpfotes braune Augen gross. „Eine Feder...“, wiederholte er nachdenklich. „Ich glaube, so langsam versteht er es.“, miaute Brauntupfen sichtlich erleichtert. „Danke, Hagelstern. Es tut mir leid, dass ich es ihn nicht zuvor besser erklären konnte.“ „Nichts zu danken.“, lehnte Hagelstern ab. „Silberpfote ist dein erster Schüler. Du wirst in die Rolle hinein wachsen.“ „Ich hätte schon viel besser sein können aber ich werde nicht aufgeben.“, gelobte Brauntupfen und blickte nachdenklich zu seinen Schüler.
Gegen Sonnenhoch verabschiedete sich Hagelstern. Nun bestand plötzlich Silberpfote auf Jagdtraining und wollte auch keine Pause einlegen. „Erst will ich für alle Beute gefangen haben!“, hatte er gesagt. Eulenpfote war auch damit einverstanden, bei der Jagd fühlte er sich wohler als beim kämpfen und schien es wirklich zu geniessen. „Können wir Vögel jagen?“, fragte Silberpfote, weswegen Brauntupfen und Bronzeseele einen belustigten Blick wechselten. Hagelsterns Worte hatten sichtliche Wirkungen hinterlassen. „Nun gut.“, kam es von Brauntupfen. „Als erstes musst du natürlich wieder auf die Windrichtung achten.“, erklärte er und zeigte seinem Schüler Schritt für Schritt wie man Vögel jagte. Dabei war Brauntupfen sehr darauf bedacht, Silberpfote genügend Zeit zum probieren zu lassen und verbesserte ihn freundlich. Er zeigte mehr Geduld als die meisten Mentoren. Wahrscheinlich lag es daran, dass er selbst so lange gebraucht hatte, um zu lernen. Eulenpfote ahmte etwas unsicher die Bewegungen nach. „Verlagere das Gewicht etwas mehr nach hinten.“, verbesserte Bronzeseele ihn. „Genau!“ Eifrig nickte Eulenpfote und verlagerte das Gewicht um. „So?“ „Genau. Gut machst du das.“ „Ich rieche etwas!“, miaute plötzlich Silberpfote und ehe jemand etwas sagen konnte, positionierte er sich. „Vielleicht geht es gut.“, seufzte Brauntupfen kopfschüttelnd und beobachtete seinen Schüler bei der Jagd. Der silberne Kater setzte vorsichtig eine Pfote vor die andere. Jedoch hatte er vergessen, die Luft zu Prüfen, als er sich langsam der Taube näherte. Darüber hinaus trat er viel zu fest auf, sodass der Schnee laut knirschte, weswegen die Taube aufschreckte und sich umblickte. Sofort fror Silberpfote ein doch es war bereits zu spät. Der Vogel hatte Silberpfote entdeckt, weswegen er die Flügel ausbreitete und panisch losflog. Fluchend sprang Silberpfote dem Vogel nach, konnte aber nichts mehr als eine Feder erwischen. Als er sicher auf dem Boden landete, betrachtete er die Feder. „Hagelstern hatte recht.“, gab er zu und hob die silberne Feder auf. „Was hast du damit vor?“, erkundigte sich Eulenpfote neugierig. „In mein Nest legen.“, erklärte er. „Dann vergesse ich Hagelsterns Worte nicht!“
„Glaubst du, die Feder war ein Zeichen vom SternenClan?“, überlegte Brauntupfen laut. „Vom SternenClan?“, wiederholte Bronzeseele etwas ungläubig. „Ich bin kein Heiler aber ich bezweifle das der SternenClan uns eine Feder statt Beute schenkt.“ „Sicher hast du recht.“, stimmte der Krieger zu. „Wenn es Silberpfote hilft, reicht es mir aber.“ Kurz zuckte Bronzeseele zusammen, als etwas kaltes auf ihren Rücken fiel. Es war Schnee. „Kann der Schnee nicht auf den Bäumen bleiben?“, beschwerte sie sich laut und schüttelte sich. Die Kälte kroch bis in ihr Fell und plötzlich sehnte sie sich nach ihren Nest, an gekuschelt an Fliegenpelz. Dort war es so warm... Wie es wohl Natternjunges ging? „Ich glaube, ich gehe gleich in den Heilerbau.“, miaute Bronzeseele. Natternjunges Situation hatte sich noch nicht verbessert, obwohl Eschenblatt bereits verschiedene Kräuter aus probiert hatte. „Natternjunges?“, riet Brauntupfen. Zur Antwort nickte Bronzeseele. „Schattenlilie glaubt nicht, dass sie es schaffen wird.“, erklärte Brauntupfen mit gedämpfter Stimme. Scharf zog Bronzeseele die Luft ein. Wie würde Wolfsjunges und Sturmjunges nur damit fertig werden!? Aufmunternd stiess Brauntupfen sie an. „Denk nicht zu viel darüber nach, sondern schau nach vorn. Ich habe gehört, dass Fleckentau und Finkenfeder in den Ältestenbau gehen wollen.“, wechselte er geschickt das Thema. „Echt? Finkenfeder ist zwar ein älterer Krieger aber ich habe nicht gedacht, dass er zu den Ältesten geht.“, überlegte die Rotbraune. Fleckentau war ihr selbst auch noch nicht so alt vorgekommen. „Wie findest du das?“ Immerhin war ja Brauntupfen ein Junges von ihnen. „Na ja.“, gestand Brauntupfen. „Es ist seltsam, dass sie zu den Ältesten wollen. Anderseits haben beide viel für den Clan getan und etwas Ruhe verdient.“ Keinen Herzschlag später erreichten sie das Lager, wo sich der Clan gerade versammelt hatte. Vorne sassen Finkenfeder und Fleckentau. Schnell setzten sich Brauntupfen zu Fliegenpelz und Felssturm, währenddessen Bronzeseele sich zum Flachfelsen setze. Anerkennend nickte sie dabei kurz zu Finkenfeder und Fleckentau. „Katzen des DornenClans! Wir haben uns heute versammelt, um zwei Krieger zu verabschieden. Ich habe mit Finkenfeder und Fleckentau gesprochen und beide haben beschlossen, den Ältesten beizutreten. Ich bin euch sehr dankbar für eure Unterstützung, Tatkraft und euren Mut. Ihr habt ein ruhiges Leben verdient aber ich hoffe, dass ich euch weiterhin um Rat fragen kann.“ „Natürlich.“, versprach Finkenfeder. Auch Fleckentau stimmte dem zu. „Wir werden unser bestes geben, um den Clan weiterhin zu Unterstützen.“ „Finkenfeder! Fleckentau!“, rief der Clan zu Ehre der neuen Ältesten.
Nach einem harten Tag freute sich Bronzeseele auf die Nacht. Im warmen Bau kuschelte sich Bronzeseele an ihren Wurfgefährten und genoss seinen vertrauten Duft. „Schlaf gut.“, gähnte sie zu ihm. „Ja, du auch.“, brummte er und legte seinen Schweif um sie, um sie extra zu wärmen. Zufrieden seufzte Bronzeseele und schloss die Augen. „Bronzeseele?“ Eine hohe Stimme drang an ihr Ohr, dann wurde sie vorsichtig angestossen. Etwas verwirrt blinzelte sie. Hatte sie verschlafen? Aber sie hatte doch bereits am Vorabend die Patrouillen für den nächsten Sonnenaufgang gesagt! Erstaunt stellte sie fest, dass der Bau noch in tiefer Dunkelheit lag. „Bronzeseele?“, fragte die klagende Stimme wieder. Sie drehte den Kopf zur Quelle und fand Wolfsjunges. „Was ist denn? Jetzt ist keine Zeit für ein Spiel.“, klagte Bronzeseele und wollte bereits die Augen wieder schliessen, doch Wolfsjunges liess nicht locker. „Bitte nicht wieder schlafen! Es ist etwas schreckliches Passiert!“ „Schreckliches?“, erwiderte Bronzeseele erschrocken, plötzlich war sie hellwach. Erst jetzt erkannte sie seine jämmerliche Körperhaltung und wie seine Ohren betrübt hingen. „Können wir aus dem Bau?“, piepste er unsicher. „Beeile dich.“, drängte dann Bronzeseele daraufhin. Sie richtete sich auf und stupste ihn zum Ausgang. Draussen schlug ihr ein kalter Wind entgegen, doch sie ignorierte es. „Was ist nun?“ „Ich bin heimlich in den Heilerbau gegangen!“, keuchte er. „Ich wollte mich nur zu Natternjunges legen, doch dann habe ich gehört wie Eschenblatt und Borkenkralle geredet haben!“ Mit jedem Wort wurde seine Stimme brüchiger. „Natternjunges ist tot!“ Das Blut gefror in Bronzeseeles Adern, der Schock lähmte ihren Körper. „Was?“, brachte sie nach einigen Herzschlägen hervor. „A-aber wie?“ „Ich weiss es nicht...“, jammerte Wolfsjunges. „Der SternenClan hat sie einfach genommen!“ „Ganz ruhig, mein Kleiner.“, versuchte Bronzeseele fürsorglich. Jetzt sollte sie Wolfsjunges trösten und nicht selbst trauern. Das Junges brauchte sie jetzt. „Der SternenClan wird einen Grund haben. Wahrscheinlich hast du recht und der SternenClan braucht sie dringend.“ „Glaubst du?“ War das Hoffnung, was in seinen Augen leuchtete? „Natürlich. Natternjunges wird sicher ihrer Aufgabe gerecht und schaut auf uns herab. Sie wird uns beschützen, vor jeder Gefahr, die uns droht.“ Vorsichtig nickte Wolfsjunges. „Du hast recht.“, miaute er dann, ehe er gähnen musste. „Du solltest in die Kinderstube zurück.“, sagte Bronzeseele mit einen Blick in den Himmel. Es war kurz nach Mondhoch und das Licht der Sterne war gut zu erkennen. Ob Natternjunges bereits dort oben war? „Bronzeseele? Bleibst du bei mir?“, bettelte Wolfsjunges plötzlich, weswegen Bronzeseele erstaunt blinzelte. Dennoch tat er der Kleine leid. „Okay, für eine Nacht.“ Freudig sprang Wolfsjunges auf, drückte sich an sie und bedankte sich mehrmals. „Etwas leiser. Die anderen schlafen.“ Entschuldigend hielt Wolfsjunges das Maul, trottete aber etwas besser gelaunt zur Kinderstube. Etwas verunsichert folgte Bronzeseele ihm. Sie konnte sich ja schlecht an Fichtenflug kuscheln oder so. Daher legte sich Bronzeseele etwas abseits von ihr hin. Wolfsjunges schien erst enttäuscht zu sein, legte sich dann aber zu Bronzeseele. „Willst du nicht bei Fichtenflug schlafen?“, flüsterte Bronzeseele leise. Zufrieden legte sich der Graue an ihrer Flanke. „Ich kann jede Nacht bei Fichtenflug schlafen. Nur heute kann ich bei dir schlafen. Ausserdem ist dein Fell schön weich.“, murmelte er mit schläfrigen Blick. Belustigt legte sie ihren Schweif um ihn, dann entglitten sie in die Welt der Träume, wo sie noch ein letztes Mal mit Natternjunges spielen konnten.
Kapitel 48:
Erst war Bronzeseele verwirrt als sie in der Kinderstube aufwachte, doch dann erinnerte sie sich an die Nacht. Wolfsjunges lag noch bei ihr, sogar auf das warme Moosnest hatte er verzichtet. Es wäre dennoch besser, wenn er bei seiner Mutter liegen würde. Einen weissen Husten konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Vorsichtig hob sie ihn auf und legte Wolfsjunges zu seiner Familie, um dann den Bau zu verlassen. Kurz drehte sie sich aber noch um. Obwohl es die Jungen von Glühsplitter waren, so verspürte Fuchsseele keine Eifersucht mehr, als hätte sie nun wirklich damit abgeschlossen. Auch auf Fichtenflug war sie nicht mehr wütend, sondern freute sich wirklich über ihr Glück. „So früh in der Kinderstube?“, hörte sie Hagelstern draussen fragen. „Wegen Wolfsjunges.“, erklärte sie schnell und blickte sich im Lager um. Scheinbar hatte es über Nacht noch mehr geschneit und der Frischbeutehaufen sah nicht gerade ausreichend aus. Besser sie plante noch eine weitere Jagdpatrouille ein. Dann bemerkte sie den kleinen Fellhaufen in der Lagermitte. Es war Natternjunges Leiche. „Ach so?“, miaute Hagelstern verwundert. „Wie kam es denn dazu?“ „Er wollte sich wohl in der Nacht zu Natternjunges legen.“, miaute Bronzeseele leise. „Doch er hat dann Eschenblatt reden gehört und so erfahren, dass sie tot ist.“ „Verstehe.“, brummte Hagelstern. „Der Verlust ist gross. Der SternenClan hat sie viel zu früh zu sich geholt.“ Kurz hielt Hagelstern inne, um dann das Thema zu wechseln. „Es scheint mir so, als hätte Wolfsjunges gefallen an dir gefunden.“ „Vielleicht.“, erwiderte Bronzeseele belustigt. Der kleine Kater hielt sich tatsächlich gerne bei ihr auf und wollte immer mit ihr spielen. Fast schon mehr als er mit Glühsplitter spielen wollte. „Er fragt mich jetzt schon, ob ich dich zu seiner Mentorin ernennen kann.“, lachte Hagelstern auf. Irgendwie fand es Bronzeseele auch süss von ihm und ein so kleiner Bewunderer war ja auch nicht schlecht.
Da Bronzeseele die erste Jagdpatrouille führte, weckte sie die restlichen Mitglieder. „Wehe es schneit.“, drohte Gluttiger murrend, als Bronzeseele ihn anstiess. „Nein. Dafür liegt der Schnee teilweise Katzenlängen gross.“, ärgerte sie ihn, ehe sie Fliegenpelz und Felssturm weckte. „Bin ja schon wach.“, gähnte ihr Bruder und erhob sich etwas schlaftrunken. Felssturm hingegen schlug die Augen auf und war direkt hellwach. Aufgeregt sprang sie auf, als wäre die Jagd nur ein Spiel. Doch schon bald entdeckte sie Natternjunges, weswegen jegliche Vorfreude verflog. „Oh nein...“, hauchte sie in die kühlen Luft. Gluttiger hingegen wirkte nicht wirklich betroffen. „Ein Junges weniger.“, brummte er. „Eine weitere Kriegerin hätten wir gut gebrauchen können.“ „Wie wird wohl Fichtenflug darauf reagieren?“, sorgte sich Felssturm um ihre Schwester. „Sie wird darüber hinweg kommen.“, reagierte Gluttiger als erstes und stampfte bereits zum Lagerausgang. „Wir müssen noch auf Sandtupf warten.“, hielt Bronzeseele ihn auf. Die besagte Kriegerin kam auch schon bald aus dem Kriegerbau, das Fell bereits geputzt. „Wir können los.“, miaute sie. Kurz hielt sie inne, lief aber dann an Natternjunges vorbei, mit einen gesenkten Blick. „Wir sollten jagen. Das Leben wird weiter gehen.“ „Recht so, recht so. Beeilt euch, mein Nest ruft nach mir.“ Bronzeseele verdrehte die Augen, ihr ehemaliger Mentor war manchmal schon echt unausstehlich. „Es ist nur Schnee.“, seufzte Bronzeseele. „Wenn der Schnee so hoch ist, ist er fast noch schlimmer als Regen! Kalt und nass!“ „Wir sollten uns beeilen, damit die Patrouille bald vorüber ist.“, schlug Sandtupf etwas ungeduldig vor.
Der Schnee knirschte gleichmässig bei jeden Pfotenschritt und ein kalter Windhauch schlug Bronzeseele unangenehm ins Gesicht. Es war kaum möglich über zwei Fuchslängen hinaus etwas zu riechen und ständig änderte sie sich die Windrichtung. Wie sollten sie so etwas erbeuten können? Ihr rotbraunes Fell war auch bereits wieder zerzaust, also konnte sie sich nach der Jagd wieder putzen. Langsam nervte sie das Wetter ach. Sie erreichten schon bald de Lichtung, doch kein Beutetier war zu sehen oder zu riechen. Enttäuscht lies sie die Ohren hängen. „Und was nun?“, erkundigte sich Felssturm. „Ich will Fichtenflug eine fette Beute vorbei bringen!“ „Wir können beim Fuchsfelsen schauen, ob sich dort ein paar Kaninchen eingenistet haben.“; schlug Sandtupf vor. Gluttiger zeigte sich weniger begeistert, doch Bronzeseele stimmte zu. „Eine gute Idee. Der Clan braucht dringend Beute. Wir sollten wenigstens schauen.“ „Na super.“, brummte der rote Krieger in sein Brustfell. „Gluttiger, stell dich nicht so an.“, seufzte Bronzeseele. Vielleicht hätte sie doch Staubglanz noch mitnehmen sollen. Sie hätte Gluttiger längst zurecht gewiesen und er hörte nur auf sie. „Der Clan wird Hunger leiden, wenn wir nicht genug erbeuten. Wenn du dich weiter beschwerst, teile ich dich noch für eine weitere Patrouille ein.“ „Ist schon gut. Ich bin ja jetzt still.“
Der Wind legte sich, dem SternenClan sei Dank, etwas, sodass die Patrouille Gerüche besser ausmachen konnte. Jedoch rochen sie keine Maus sondern andere Katzen. Als erstes bemerkte es Felssturm, die plötzlich aufsprang und die Luft prüfte. „Eine Patrouille!“, rief sie auf. „Vom MoosClan! Ganz in der Nähe!“ „Wo?“, fragte Bronzeseele mit pochenden Herzen, denn sie konnte sich bereits denken, weswegen der MoosClan die Grenze überschritten hatte. Felssturm führte den Rest der Patrouille und langsam konnte auch Bronzeseele den feindlichen Clan riechen. Zwischen den Bäumen sah sie eine schwarze Kätzin und erkannte die junge Kriegern Drosselpelz wieder. Neben ihr lief Sonnenfrost, ein orangener Kater, sowie der sandfarbene Blitzstreif. „Sofort anhalten!“, rief Bronzeseele, weswegen die Unerwünschten zusammen zuckten. „Wir haben nichts gefangen!“, klagte Drosselpelz leise, wurde aber von Blitzstreif angestossen „Sei still!“ Dann lag Bronzeseele mit der Vermutung, sie würden Beute klauen, richtig. „Ihr habt die Grenze übertreten.“, stellte Felssturm mit ruhiger Stimme fest. „Wieso?“ „Wir haben keine Beute!“, beklagte Drosselpelz sofort, weswegen Blitzstreif wütend wurde. „Erzähl den Fuchsherzen nichts von unseren Problem!“ „Wir sind keine Fuchsherzen!“, stellte Bronzeseele klar. Sie hasste dieses Wort, da Dachsklaue sie oft so genannt hatte. „Ach ja?“, forderte der Kater heraus. Sein Fell stellte sich auf und er fuhr die Krallen aus. Ein Kampf gegen ihn wäre nicht schwer, er bestand fast nur noch aus Knochen, sowie die anderen beiden. Bronzeseele taten sie leid, doch sie musste für den Clan denken. Der DornenClan brauchte dringend Stärkung. „Wir haben nicht viel Beute.“, erklärte Gluttiger erstaunlich mitfühlend. „Bitte! Ich weiss nicht, ob wir die Blattleere überleben, wenn wir weiterhin nichts jagen können!“ „Jetzt sei endlich still!“, fuhr Blitzstreif seine Clangefährtin an, doch Sonnenfrost ging dazwischen. „Hör endlich auf, wir haben keine Chance. Wir werden eure Territorium verlassen. Bitte berichtet Hagelstern nicht davon, wir werden es auch nicht wieder tun.“ Seine blauen Augen richteten sich zu Bronzeseele, die wirklich überlegen musste. „Werden wir nicht.“, versprach an ihrer Stelle Felssturm. Erstaunt blinzelte Bronzeseele, doch die junge Kriegerin redete unbeirrt weiter. „Sicherlich habt ihr Verluste erlitten genauso wie wir. Ihr habt aus Verzweiflung gehandelt, deswegen verraten wir es Hagelstern nicht, stimmt´s?“ Sicherlich redete sie von Natternjunges... „Ja aber nur dieses Mal. Sollte wir euch erneut hier finden, wird es Folgen für auch haben.“ Dankbar senkte Sonnenfrost denn Kopf. „Ich danke dir.“ „Ich passe auf, dass sie unser Gebiet auch wirklich verlassen.“, miaute Gluttiger mit einem merkwürdigen Funkeln in seinen Auge.
Unruhig wälzte sich Bronzeseele in ihrem Nest hin und her. Schuldgefühle plagte sie, als sie zurück an den MoosClan dachte. Zwar waren sie noch nie den DornenClan freundlich gestimmt aber einen Hungertod hatte niemand verdient. Unwillkürlich dachte sie an den BeerenClan zurück. Damals hatte sie mit Brauntupfen zwei Schüler gefunden die ebenfalls Beute stehlen wollten. Sie hatten die Schüler zurück ins Lager gebracht und etwas Beute geteilt. Wenn es etwas mehr Beute gegeben hätte, vielleicht hätte sie dann teilen können? Plötzlich regte sich etwas neben ihr. Gluttiger stand auf und blickte sich im Bau um. Alle anderen waren am schlafen. Dann ging er zum Ausgang. Hatte er etwas zu verheimlichen? Sicherheitshalber folgte ihn Bronzeseele. Zu ihrer Überraschung schien Gluttiger dies geahnt zu haben, denn er wartete am Bauausgang auf sie. „Komm mit.“, flüsterte er. Überrumpelt nickte Bronzeseele. Was hatte er geplant? Er lief an Sichelmond vorbei, die Nachtwache hielt. „Wir vertreten uns etwas die Pfoten.“, erklärte er. Im Wald schwieg ihr ehemaliger Mentor, als wolle er sicher gehen, dass Sichelmond sie auch nicht hören konnte. Die Neugier quälte Bronzeseele. Noch nie hatte er sich so merkwürdig benommen. Erst bei der Lichtung fing er an zu reden. „Als ich den MoosClan zurück gebracht habe, habe ich ihnen etwas versprochen. Deine Hilfe könnte ich gut gebrauchen.“ „Was hast du ihn versprochen?“ „Ich habe gesagt dass ich ihnen etwas fange und an der Grenze hinterlege.“ Bronzeseele war so überrascht, dass sie anhielt. „Du hast was?“ Der Gluttiger der sie kannte, hatte sich oft über dem MoosClan beschwert und nun wollte er ihnen helfen? „Du hast gesehen, wie sie aussahen.“, wehrte er sich. „Schattenseele hat mir vor langer Zeit klar gemacht, dass wir den anderen Clans helfen müssen, wenn sie darum fragen.“ Wenn wir nur helfen sollen, wieso fühlt es sich dann so falsch an, fragte sich Bronzeseele. Anderseits konnte und wollte sie nicht mehr umkehren. Der MoosClan sollte nicht leiden. Vielleicht, wenn sie nur ein, zwei Mäuse erbeuteten, dann war es nicht schlimm, oder? „Ich habe einen Kaninchenbau ausmachen können, da sollten wir hin.“, schlug Gluttiger vor. „Wie hat dich Schattenseele davon begeistern können? Normalerweise hast du gegenüber dem MoosClan als erstes die Krallen ausgefahren.“ „Nur, wenn sie uns zu unrecht beschuldigt haben oder angegriffen haben. Heute waren sie aber wirklich verzweifelt. Selbst ich könnte keiner sterbenden Katze den Rücken zuwenden. Ich habe die Chance, einige Katzenleben zu retten.“ „Da hast du recht.“
Der Kaninchenbau befand sich in der Nähe der Grenze, weswegen es kein Umweg war. Als Bronzeseele zwischen die leeren Baumkronen blickte, erkannte sie den zunehmenden Mond. In wenigen Sonnenaufgänge würden Eschenblatt und Nachtlilie sich mit dem SternenClan die Zunge geben. Ob der SternenClan gerade zu schaute? Wenn ja, wie würde er urteilen? „Bereit?“, erkundigte sich Gluttiger von der anderen Seite. Bronzeseele hatte sich am Hinterausgang des Baues postiert, während Gluttiger die Kaninchen aufschrecken wollte, damit sie in Bronzeseeles Krallen liefen. „Bereit.“ Mit einen wilden fauchen verschwand der Rote im Bau und kaum einen Herzschlag später stürmten ein Kaninchen aus dem Bau. Geschwind tötete Bronzeseele es mit einen gezielten Biss. Zufrieden nahm sie die Beute auf und selbst Gluttiger kehrte mit zwei Kaninchen zurück. Er nickte zu Grenze, da er nicht sprechen konnte. Bronzeseele schmeckte das warme Blut in ihren Maul und musste gegen das Bedürfnis ankämpfen, nicht selbst etwas zu fressen. Sie hatte sich nur einen Vogel mit Regenblüte geteilt, weswegen ihr Magen knurrte. Dennoch blieb sie standhaft. Wenn es eine einmalige Sache war, konnte der MoosClan die Kaninchen haben. An der Grenze wartete bereits Sonnenfrost, Drosselpelz und sogar Schneestern. Sie wirkte noch dünner als ihre Krieger Sie brauchten die Beute wirklich dringend. „Ich danke euch Beiden.“, schnurrte die Anführerin. „Wir stehen tief in eurer Schuld!“ „Danke!“, kam es auch von Drosselpelz, die sich sichtlich freute. „Ohne euch würden wir vielleicht sterben. Ich wünschte, ich könnte dies wieder gut machen.“, schloss sich Sonnenfrost an. Wohlsein überschwemmte Bronzeseeles Gefühle. Noch nie hatte sie sich so glücklich gefühlt! Die Freude der Katzen war Gegenleistung genug. Wenn wir ihnen damit das Leben retten, kann der SternenClan eigentlich nichts dagegen haben, oder?
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Kapitel 49:
Der dunkelviolette Himmel wurde von einzelnen Wolken durchzogen, zwischen denen die ersten Sternsenkrieger leuchteten. Eisige Luft war bei jedem Laut sichtbar, kroch den Katzen bis in die Knochen. Der frostige Boden schmerzte bei jeden Pfotenschritt. Dennoch blickte Bronzeseele dem Abend positiv entgegen, denn ihr Schüler durfte endlich bei seiner ersten Versammlung dabei sein, ebenso wie Silberpfote. Brauntupfen folgte daher Bronzeseele zum Schülerbau. „Silberpfote, kommst du?“, fragte er mit vor Stolz geschwellter Brust. Der Schüler stürmte aufgeregt aus dem Bau, Eulenpfote folgte ihn eher etwas zurückhaltender. „Wie viele Katzen sind denn auf der Versammlung?“, erkundigte er sich vorsichtig. „Bestimmt ganz viele!“, entgegnet Silberpfote, ehe jemand antworten konnte. Nervös rutschte Eulenpfote hin und her. „Keine Sorge, ich bin bei dir!“, versprach Silberpfote. Es war zwar schön zu sehen, wie sehr sich Silberpfote um Eulenpfote kümmerte aber Eulenpfote musste mehr Mut finden. Das Kriegerleben war hart und vielleicht war Eulenpfote schon bald einmal auf sich alleine gestellt. Am besten, sie redete möglichst bald mit ihren Schüler. Etwas mehr Selbstbewusstsein würde ihn wirklich gut tun. Vielleicht konnte Silberpfote ihn etwas von seinem abgeben? „Danke, Silberpfote!“ Nun etwas besser gelaunt sprang der Schüler auf und tapste voraus. „Warte auf mich!“, rief Silberpfote und rannte hinterher. „Wie ist es eigentlich bei den anderen zweiten Anführer zu sitzen?“, erkundigte sich Brauntupfen auf den Weg. „Ich weiss nicht so recht.“, antwortete Bronzeseele nachdenklich. „Einerseits hat man das Gefühl, man sei allen Blicken ausgesetzt aber eigentlich stehen doch die Anführer mehr im Vordergrund. Die zweiten Anführer werden eher weniger beachtet.“ Neugierig nickte Brauntupfen. „Verstehe. Hoffentlich gibt es auf der Versammlung nur gute Nachrichten.“ Unwillkürlich musste Bronzeseele an dem MoosClan denken. Hoffentlich erwähnte Schneestern nicht, dass sie und Gluttiger Beute abgeben hatte. Hagelstern wusste nämlich nichts davon. Vielleicht, wenn er sie gefragt hätte, hätte er dann etwas geteilt? Wahrscheinlich nicht. Es war nicht so, dass Hagelstern ein schlechter Anführer war, eher das Gegenteil. Jedoch würde er nur dann Beute teilen, wenn der DornenClan sich gut ernähren könnte und dies war in der Blattleere nicht der Fall. „Worüber denkst du?“, unterbrach Brauntupfen ihre Gedankenwege. Er würde sie sicherlich verstehen, immerhin hatten sie zu zweit Beute dem BeerenClan überlassen. „Nicht so wichtig.“, log sie dennoch. „Ich hoffe nur, dass der Schneefall bald besser wird.“ „Das wird wohl noch etwas dauern. Bis dahin gebe ich mir noch mehr Mühe als sonst, um mehr Beute zu fangen!“ „Gute Einstellung.“, schnurrte Bronzeseele daraufhin.
Der KlippenClan war bereits auf der Felsenwiese. Auf den Felsen lag Schnee, den Funkelstern bereits entfernte. „Ich helfe dir.“, bot Hagelstern seinen alten Freund an. Bronzeseele bemerkte, wie alt Funkelstern im Mondlicht wirkte. Seine Augen waren trüb geworden und seine Bewegungen waren etwas versteift. „Bronzeseele!“ Freudig begrüsste Eiskralle die zweite Anführerin. „Und Brauntupfen! Wie geht es euch?“ „Die Blattleere erschwert uns die Jagd aber noch ist genug Beute da.“, berichtete der Kater freundlich. Normalerweise war er vorsichtiger was solche Informationen anging aber Brauntupfen vertraute Eiskralle sehr. Allgemein war der KlippenClan den anderen Clans gut gesonnen. „Das ist bei uns ähnlich.“, gestand der Weisse. „Fichtentatze hat mehr Jagdpatrouillen angeordnet.“ „Wie geht es Funkelstern?“, fragte Bronzeseele mit möglichst ruhiger Stimme, da sie nicht all zu besorgt klingen wollte. „Er ist alt. Der älteste Anführer. Möge der SternenClan ihn noch viele Monde bei uns bescheren.“ „Das wird er sicher.“, tröstete Brauntupfen. Der Geruch vom MoosClan kündigte den nächsten Clan an. Besorgt versuchte Bronzeseele einen Blick auf die Katzen zu erhaschen. Es waren zwar weniger Katzen als normalerweise, jedoch wirkten sie nun besser ernährt. Sonnenfrost nickte ihr zu, blieb aber bei seinem Clan. Kurz darauf folgte auch der BeerenClan.
Bronzeseele machte es sich bei den Felsen gemütlich. Es war immer noch ein eher ungewohnter Anblick die Anführer von Unten zu betrachten. Die Augen vom Schnellwind leuchteten dankbar, als er Fuchsseele sah. Etwas unwohl nahm sie es mit einem zuckenden Ohr zu Erkenntnis. Zu ihrem Glück startete die Versammlung auch direkt. „Das Eis erschwert noch nicht unsere Fischjagd.“, erklärte Ahornstern. „Jedoch hat ein Dachs in der Nähe unseres Lager nach einem Bau gesucht. Unsere Krieger konnten ihn jedoch verjagen. Ebenso haben wir einige Streunergerüche in der Nähe unseren Territoriums ausmachen können. Zwar haben sie die Grenze noch nicht übertreten aber es wäre besser wenn ihr auf Streuner aufpasst.“ „Werden wir.“, miaute Funkelstern nickend. „Danke für die Warnung.“ Damit setzte sich Ahornstern wieder hin. „Dem KlippenClan geht es gut. Die Beute ist schwer zu fangen, deswegen wir nun mehr Patrouillen haben. Damit muss keiner aus unserem Clan hungern. Dafür hat aber einer unseren Ältesten weissen Husten. Seeblatt befürchtet leider weitere erkrankende und wir bitten um etwas Katzenminze.“ Hagelstern war der erste, der darauf reagierte. „Ihr habt uns letzten Blattfall geholfen. Eschenblatt, haben wir genug zum teilen?“ „Wir haben nicht viel aber momentan sind alle Gesund. Ich denke, wir können etwas teilen.“ „Das ist grosszügig.“, bedankte sich der alte Anführer. „Wir sind euch dies schuldig. Eschenblatt wird morgen um Sonnenhoch an der Grenze auf euch warten.“ Erleichtert atmete Bronzeseele auf. Sie konnte sich noch gut an den grünen Husten erinnern. Er hatte Spechtpfote, Blütensturm und Wolkenfrost das Leben gekostet und viele weitere waren ausgefallen. Schneestern sprach als nächstes und sofort schlug Bronzeseeles Herz schneller. Bitte sage nichts von mir und Gluttiger! „Ich habe nicht viel zu sagen. Dem MoosClan geht es gut wir können uns nicht beklagen. Wir sind stark und können unsere Beute jagen.“ Mehr sagte sie nicht. Jedoch blinzelte sie kaum merklich zu Bronzeseele. „Das freut uns zu hören.“, antwortete Hagelstern. „Leider ist Natternjunges verstorben. Der SternenClan hat sie aufgenommen.“ Betrübtes Murmeln machte sich breit. Fichtenlug selbst hatte nicht mitkommen wollen auf die Versammlung, sie wollte bei ihren restlichen Jungen bleiben.
Die Versammlung endete ungewöhnlich schnell, was jedoch nur hiess, dass es den Clans gut ging. Mit einem wohligen Gefühl gesellte sich Bronzeseele zu Gluttiger. Obwohl sie heimlich die wertvolle Beute des Clans geteilt hatte, war niemand zu Schaden gekommen! Genau das Gegenteil! Der MoosClan hatte sich durch die Beute erholen können und zu neuen Kräften finden können. Und der DornenClan selbst hatte noch genug Beute. Jedoch sollte sich dies nicht al zu oft wiederholen. Es war ein äusserster Notfall gewesen! „Alles ist gut gegangen.“, raunte Gluttiger ihr zufrieden zu. „Der MoosClan hat sich deutlich erholt.“ „Stimmt. Aber es bleibt dabei, richtig?“ Zur ihrer Verwunderung antwortete Gluttiger nicht direkt, sondern machte eine Geste, damit sie langsamer lief. Er wartete einige Herzschläge ab, bis auch der Letzte sie überholt hatten. „Wir sind dazu verpflichtet, den anderen Clans zu helfen.“ „Aber wir können nicht dauernd unsere Beute verschenken!“, widersprach Bronzeseele energisch. Frustriert schüttelte sich Gluttiger. „Wir haben manchmal keine andere Wahl! Wir sollten es in Schattenseeles Namen tun!“ „Schattenseele?“ Kurz hielt Bronzeseele bei der Erwähnung ihres Bruders die Luft an. Plötzlich fühlte sie sich taub. „Was Schattenseele getan hat war nicht richtig.“, miaute sie bestimmt zu ihren ehemaligen Mentor. „Es hat damit geendet, dass er zwei Krieger aus dem eigenen Clan getötet hat!“ Wütend stellte sich Gluttigers Fell auf, seine Augen funkelten unheimlich, weswegen ein mulmiges Gefühl sich in Bronzeseeles Magen ausbreitete. „Willst du damit sagen, dass Schattenseele schlecht ist? Das er im Unrecht war? Du hast Dachsklaue getötet, schon vergessen? Wie kannst du dann so über Schattenseeles Taten sprechen?“ Sag nichts falsches aber bleibe ehrlich, mahnte sich Bronzeseele. Sie war zwar sauer über diesen Kommentar aber darüber hinaus war sie zweite Anführerin. Sie musste sich zusammen reissen! „Schattenseele ist keine böse Katze. Er hat im Glauben gehandelt, dass richtige zu tun. Dennoch war sein Vorgehen falsch. Damit ist das Gespräch beendet.“ Am liebsten hätte sie Gluttiger für die Bemerkung angesprungen! Ihr Körper bebte vor Anspannung, als sie nach vorn sprang, um sich an Hagelsterns Seite zu stellen. Dennoch gab es da ein kleines Etwas in ihren Kopf, das über Gluttigers Worte nachdachte.
Kapitel 50:
Frustriert versuchte Bronzeseele etwas Schlaf zu finden. Auf Gluttiger war sie immer noch wütend, doch anderseits hatte sie das Gefühl, dass er recht hatte. Schattenseele und sie hatten einen ähnlichen Weg eingeschlagen. Aber dennoch musste sie nicht all dies machen, was Schattenseele getan hatte. Wie oft hatte sie sich dies geschworen? Sie wollte keine blutbefleckten Pfoten haben und doch war es geschehen. Sie hatte Dachsklaue für den Frieden getötet. In wie fern unterschied sie sich also überhaupt noch von Schattenseele? Langsam zweifelte sie an sich selbst. Als Junges, als sie noch nicht verstand, wieso Schattenseele immer alleine sass, hatte sie so wie er werden wollen. Er war immer so lieb und vorsichtig mit ihr gewesen und hatte sie weniger wie ein Junges, sondern wie eine richtige Katze behandelt. Auch wenn das Kampftraining immer heimlich war, so hatte sie sich sehr darüber gefreut. Selbst jetzt noch empfand sie überwiegend positive Gefühle wenn sie an ihren älteren Bruder dachte. Ob es Fliegenpelz ähnlich erging? Er hatte Schattenseele auch immer gemocht, aber wie dachte er jetzt von ihn? Unsicherheit nagte an Bronzeseele. Vielleicht konnte Fliegenpelz Schattenseele ebenso wenig ausstehen wie Regenblüte es tat. Er hätten auch allen Grund dazu. Egal wie sehr Bronzeseele immer wieder versuchte die Gedanken zu verdrängen, so kamen sie stets wieder zurück gekrochen und krallten sich in ihr Kopf. Plötzlich kam sie sich im Kriegerbau so bedrängt vor, weswegen sie sich vorsichtig erhob. Vielleicht half etwas frische Luft. Die kühle Brise löste direkt die ersten Gedanken. Unsicher blickte sie zu den Sternen. Oh SternenClan, welchen Pfad laufe ich da entlang? Bitte, helft mir den richtigen Weg zu erkennen! Gelbwind wurde gerade von Sandtupf abgelöst und Bronzeseele konnte im Augenwinkel erkennen, wie sie zu ihr lief. Zur Schülerzeit hatte Gelbwind oft ein offenes Ohr für Bronzeseeles Sorgen gehabt, vielleicht konnte sie ihr wieder helfen? Ich kann ihr doch schlecht sagen, dass ich an mir zweifel, weil ich ihre jüngere Schwester getötet habe! „Du siehst besorgt aus, Bronzeseele.“, bemerkte die Cremefarbene. „Alles in Ordnung?“ „Ich weiss es nicht.“, gestand die zweite Anführerin. „Ich weiss nicht mehr, wer ich eigentlich bin.“ Besorgt stupste die Kriegerin Bronzeseele an. „Möchtest du reden?“ „Wenn ich das wüsste...“, seufzte Bronzeseele, schüttelte sich dann aber. „Es tut mir leid, ich möchte dich nicht mit meinen Sorgen belästigen.“ „Du belästigt mich nicht! Ganz im Gegenteil!“, widersprach Gelbwind. „Aber denke an den Clan. Als zweite Anführerin hat dein Verhalten grosse Auswirkungen auf die Krieger.“ Nachdenklich legte Bronzeseele den Kopf schief. „Glaubst du, die anderen haben meine Sorgen schon bemerkt?“ „Noch nicht aber es ist nur eine Frage der Zeit. Wenn dich irgendwas belastet, dann sprich bitte mit mir.“ „I-ich...“, stotterte Bronzeseele verwirrt. Zu gern hätte sie jemand zum sprechen gehabt, doch ihre Geheimnisse lasteten zu sehr auf ihren Schultern. „Ich muss in den Wald.“
Keuchend entfernte sich die Rotbraune stetig weiter vom Lager. Die kalte Luft schmerzte, doch sie konnte nicht langsamer werden. Erst als sie den Fuchsfelsen erreicht hatte, blieb sie stehen und blickte hinter sich. Anscheinend war ihr Gelbwind nicht gefolgt. Auch Sandtupf hatte ihr einen sorgenvollen Blick zugeworfen, doch sie konnte das Lager aufgrund der Wache nicht verlassen. Überfordert mit ihren Problemen, blickte Bronzeseele auf ihre Pfote. Eine Eule schrie irgendwo im Wald, weswegen sie sich hektisch umblickte. Eine Eule bedeutete meistens den Tod! Es schien ihr wie ein schlechter Vorbote. Was sollte sie nur tun? Instinktiv dachte sie an ihren Clan, ihre Familie. Sie musste den DornenClan schützen, dies wusste sie als einziges. Aber was bedeutete es überhaupt, den DornenClan zu schützen? Hiesse es, keinen anderen Clan zu helfen, nur den eigenen? Nein, es brauchte vier Clans, um im Wald zu leben. Ohne den KlippenClan wären letzten Blattfall viele Katzen gestorben, darunter auch Regenblüte. Sie musste also auch an die anderen Clans denken, oder? „Meine Loyalität gilt zunächst den DornenClan. Wenn es ihm gut geht, dann kann ich auch an die anderen Clans denken.“, überlegte sie laut. Es war also nicht falsch oder verboten gewesen, Beute mit dem MoosClan zu teilen. Auch der SternenClan hatte sie nicht dafür bestraft! Vielleicht hatte Schattenseele weniger Unrecht getan als gedacht? Auch wenn er Maulwurfherz und Gänseschwinge getötet hatte, ein Funken Recht lag vielleicht doch in seinem Verhalten. Du hast Dachsklaue getötet, schon vergessen? Die Worte von Gluttiger hallten in ihren Gedanken wieder. „Es waren ganz andere Situationen!“, protestierte sie laut. „Ich hatte keine andere Wahl! Ich musste es tun! Schattenseele hatte eine andere Möglichkeit gehabt! Ich nicht! Der Sternenclan wollte es so!“ Schwer atmend dachte sie daran zurück wie sich gefühlt hatte, als sie Dachsklaue getötet. Einerseits schwach und hilflos, doch gleichzeitig zufrieden. Irritiert sprang sie Richtung Nadelwald. Auch wenn es falsch war, so wollte sie bei Schattenseele sein. Er war der einzige, der sie irgendwie verstehen würde. Der schwarze Kater brauchte keine tröstende Worte für Bronzeseele, seine Nähe würde ausreichen. Immer, wenn sie an seinen Duft dachte, fühlte sie sich geborgen. Es dauerte nicht lange, bis sie den Nadelwald erreichte. Die Grenze wagte sie nicht zu übertreten, doch irgendetwas sagte in ihr, dass Schattenseele in der Nähe war. „Schattenseele?“, fragte sie leise in den fremden Wald hinein. Es antwortete keine warme Stimme, weswegen sie noch mal etwas lauter fragte. Und tatsächlich! Ein Schatten näherte sich ihr und schon von weiten erkannte sie seine stechenden, blauen Augen wieder. „Bronzeseele!“, miaute er besorgt. „Was machst du hier?“ „Ich wollte bei dir sein.“, erklärte sie ehrlich. „Ich bin verwirrt und...“ „Keine Sorge, ich bin ja da.“, miaute er fürsorglich. „Du kannst mit mir über alles sprechen.“ Dankbar blinzelte Bronzeseele, überlegte aber, wie viel er wirklich wissen durfte. „Gluttiger und ich haben dem MoosClan geholfen und ohne Hagelsterns Wissen Beute geteilt. Bin ich deswegen eine Verräterin? Es ist doch wichtig, dass es vier Clans im Wald gibt, nicht wahr?“ „Es ist wichtig, dass jede Katze bei Kräften ist.“, erklärte Schattenseele. „Ob vom MoosClan oder vom DornenClan, jede Katze hat das Recht darauf.“ Erleichtert atmete Bronzeseele auf. Es war ihr klar, dass Schattenseele so etwas sagte. Immerhin hat er aus diesem Grund gemordet. Aber vielleicht wollte sie auch nur etwas Zustimmung hören. Sofort fühlte sie sich etwas befreiter. „Es hat dem DornenClan auch nicht geschadet.“, versicherte sie. „Das weiss ich doch.“, schnurrte Schattenseele. „Als zweite Anführerin achtest du auf den Clan, das weiss ich.“ Überrascht blinzelte Bronzeseele. „Woher weisst du, dass ich zweite Anführerin bin? Ich kann mich nicht erinnern, dir dies gesagt zu haben.“ „Gluttiger hat es mir erzählt.“ „Gluttiger? Er kommt dich besuchen?“ Wenn sie so darüber nachdachte, wunderte es Bronzeseele wenig. Gluttiger vermisste sicher seinen alten Freund. Sie konnte es ihm auch nicht verübeln, immerhin sprach sie gerade selbst mit Schattenseele. „Ja, er kommt aller paar Sonnenaufgänge und erzählt mir, wie es im Clan läuft. Ich bin stolz auf dich.“
Schattenseeles Nähe munterte Bronzeseele recht bald auf, auch wenn sie nicht weiter über ihre Probleme sprachen. Zwar wusste sie noch nicht, wie viel Hilfe er im Sinne des DornenClans war, doch sie erkannte sich selbst wieder besser. Irgendwann gähnte sie. Immerhin war sie bei der grossen Versammlung gewesen und hatte seither noch nicht geschlafen. „Vielleicht solltest du zurück in deinen Bau gehen.“, schlug Schattenseele fürsorglich vor. „Es war schön dich wieder zu sehen.“ „Ich will noch nicht gehen!“, protestierte Bronzeseele. Im Bau hatte sie sich so bedrängt gefühlt! „Kann ich nicht hier schlafen?“ Sie dachte gar nicht darüber nach, wie mäusehirnig diese Idee war, für einen Moment wollte sie nur seine kleine Schwester sein. Mit gemischten Gefühlen blickte Schattenseele um sich. „Du kannst nicht einfach in der Blattleere unter freien Himmel schlafen. Und im Nadelwald genauso wenig. Mir wäre es lieber, wenn du zurück zum Clan gehst.“ Doch Bronzeseele wollte nicht auf ihn hören, sondern legte sich genau an der Grenze zum Nadelwald hin. Der Boden war zwar kalt, doch der Schnee war bereits wieder geschmolzen. Seufzend legte sich Schattenseele neben sie, bedacht darauf, nicht die Grenze zu betreten, Dennoch legte er schützend den Schweif um sie, damit sie möglichst wenig frieren würde. „Manchmal hast du den Sturkopf von Blitzlicht.“, brummte er. „Und manchmal ist es ganz gut.“, erwiderte sie schelmisch und schloss die Augen. Sie zog den Duft von Schattenseele tief ein und verdankt seines warmen Felles spürte sie den Wind kaum noch. Zufrieden kuschelte sie sich noch mehr an ihn und fand sich bald im Reich der Träume wieder. Viel zu früh wurde sie geweckt. Protestierend maunzte sie, öffnete aber dann doch die Augen. Erst war sie verwundert, als sie auf den Wald blickte, doch dann erinnerte sie sich an den Abend. Vorsichtig richtete sie sich auf, ihr Körper fühlte sich so kalt an. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, unter freien Himmel zu schlafen. Vor allem wusste sie noch nicht, wie sie den Streunergeruch erklären sollte, wenn sie zurück im Lager war. „Beeile dich, es ist kurz vor Sonnenaufgang.“, hisste Schattenseele in ihr Ohr. „Ich habe dir eine Maus gejagt, die du zurück zum Clan bringen kannst, damit sie sich nicht wundern. Du solltest dich besser im Kriegerbau aufwärmen.“ „Werde ich.“, miaute Bronzeseele dankbar. „Ich komme dich irgendwann wieder besuchen.“, versprach sie noch, ehe sie das Lager ansteuerte. Schattenseele hatte anscheinend die Maus im Territorium des DornenClans gejagt, denn sie konnte kaum Streunergeruch an der Beute entdecken, dafür aber im Territorium. Vielleicht glaubt mir der Clan, wenn ich sage, dass ich einige Streuner auf unser Territorium entdeckt habe, diese aber friedlich zurück in den Nadelwald gegangen sind. Eine bessere Ausrede fiel ihr im Moment nicht ein aber es war besser als nichts.
Kapitel 51:
Hastig versuchte Bronzeseele zum Lager zu kommen, während die Sonne langsam ihren Weg über das Himmelszelt bestritt. Der Himmel war verräterisch rot gefärbt. Wo waren die sachten Pinktöne? Es sorgte für ein schuldiges Gefühl in Bronzeseele, als wollte der Himmel den Clan sagen, dass sie bei ihren verstossenen Bruder geschlafen hatte. Wirklich bereuen tat sie es nicht. Immerhin hatte sie Schattenseele gebraucht. Er hatte sie trösten können, was niemand im Clan geschafft hätte. Als Bronzeseele das Lager betrat, entdeckte sie einige Katzen besorgt auf der Lagermitte stehen, darunter auch Fliegenpelz, Regenblüte und Blitzlicht. „Bronzeseele!“, miaute Regenblüte besorgt und humpelte zu ihrer Tochter. „Wo warst du denn?“, keuchte Blitzlicht und Fliegenpelz drückte sich an seiner Wurfgefährtin. Etwas überrumpelt liess sie die Maus fallen. Es war nicht nur ihre Familie. Gelbwind, Brauntupfen, Gluttiger und zur ihrer Verwunderung sogar Wolfsjunges. Hagelstern, der in der nähe der Kinderstube sass, richtete sich auf. „Geht es dir gut?“ „J-ja. Wieso denn?“ Es war der besorgte Wolfsjunges, der antwortete. „Weil Gelbwind gesagt hatte, dass du die ganze Nacht nicht da warst! Geh bitte nie wieder weg!“ Was soll ich denn sagen? Ich kann Hagelstern weder anlügen, noch kann ich die Wahrheit sagen! „Du bist ganz kalt.“, miaute Regenblüte besorgt. „Komm mit in den Ältestenbau, dort kannst du dann neben mir schlafen und dich aufwärmen.“ Verwirrt blickte Bronzeseele um sich. Waren die Katzen nur da, weil sie sich um sie gesorgt hatten? Sogar Gluttiger? „Wo warst du denn?“, wiederholte Blitzlicht mit einen besorgten Blick. „Ich konnte nicht schlafen und war im Wald.“, erklärte Bronzeseele. Ganz gelogen war es nicht. Am liebsten hätte sie sich jetzt in ihr Nest gelegt und die Augen geschlossen. Immer noch fühlte sie sich kalt und versteift. „Die ganze Nacht?“, wiederholte Gelbwind ungläubig. „Wenn ich das gewusste hätte, wäre ich dir nach gelaufen. Aber ich dachte, du würdest bald wiederkommen und als ich heute nach dir sehen wollte, war dein Nest kalt und du verschwunden.“ „Wir haben uns alle um dich gesorgt.“, fügte Brauntupfen hinzu. „Du bleibst doch immer im DornenClan, oder?“, fragte Wolfsjunges kläglich. „Wenn du den DornenClan verlässt, dann gehe ich mit dir!“ „Niemand verlässt den DornenClan. Wir brauchen doch unsere zweite Anführerin, nicht wahr?“, lachte Hagelstern, um das Junge etwas zu beruhigen. „Keine sorge. Ich werde hier blieben. Hier sind meine Familie, meine Freunde und meine Clangefährten. Keinen möchte ich je missen.“, versprach Bronzeseele. Kurz blickte sie zu Gluttiger, er hatte noch gar nichts dazu gesagt doch an seinen Gesichtsausdruck erkannte sie, dass auch er sich um sie gesorgt hatte. „Wir sind auch Freunde, oder?“, erkundigte sich Wolfsjunges vorsichtig, sodass Bronzeseele amüsiert schnurrte. „Natürlich sind wir das.“ „Wir sollten sie vielleicht besser schlafen lassen.“, schlug Fliegenpelz vor. „Sie sieht ziemlich müde aus.“ „Ich bringe noch eben die Maus zum Frischbeutehaufen.“, kam Bronzeseele davor. „Gute Idee.“, brummte Hagelstern und folgte ihr. Anfangs wusste sie nicht wieso, doch Hagelstern erklärte es schnell. „Du riechst nach Streuner.“, flüsterte er. Kurz hielt Bronzeseele inne, erkannte aber, dass er ihr nicht misstraute. Er war eher besorgt. „Ist irgendwas passiert?“ „Ich habe ein paar Streuner auf unser Territorium gesehen und habe sie darauf angesprochen. Sie haben Verständnis gezeigt und haben friedlich das Territorium verlassen.“, log Bronzeseele schweres Herzens. „Verstehe. Ich werde die Krieger darauf hinweisen, ein Auge darauf zu halten.“ „Ich glaube nicht, dass sie wieder kommen.“, miaute Bronzeseele schnell und gähnte. „Besser, wir reden später drüber.“, schlug Hagelstern vor.
Schnell bemerkte Bronzeseele, dass sie nicht als einziges in den Bau ging. Kleine Schritte folgten ihr. „Wolfsjunges, du solltest besser bei Fichtenflug schlafen.“, versuchte Bronzeseele möglichst vorsichtig zu erklären. Fichtenflug würde sich sicher sorgen, wenn einer ihrer Jungen einfach so verschwinden würde. „Ich hab sie gerade geweckt und gefragt, ob ich bei dir schlafen darf! Und sie hat gesagt, ich darf!“ „So?“, miaute Bronzeseele etwas überrascht. „Ja! Also schlafe ich jetzt bei dir, damit ich dein Fell wärmen kann.“ „Den kleinen Verehrer wirst du so schnell nicht mehr los.“, höhnte Gluttiger leise, weswegen Bronzeseele ihn anstiess. „Du bist nur neidisch, weil du keinen hast.“, neckte sie ihren ehemaligen Mentor daraufhin. Der Streit vom Vorabend war vergessen, was Bronzeseele auch ganz recht war. „Glaub mir, den möchte ich gar nicht haben.“ „Hat Gluttiger wieder schlechte Laune?“, fragte Wolfsjunges laut. Anscheinend hatte er das Gespräch mitangehört. „So ungefähr.“, lachte Bronzeseele kurz auf. „Aber die hat er immer.“ „Möchtest du, dass ich nachher mit dir spiele?“, bot ihm das Junge liebevoll an, doch Gluttiger schüttelte sich nur verächtlich. Bronzeseele selbst war inzwischen zu erschöpft, um Wolfsjunges jetzt wieder weg zu schicken. Sie legte sich in ihr Nest und kurz darauf kroch Wolfsjunges zwischen ihren Vorderpfoten, um sich dort zusammen zu rollen. Doch einen Herzschlag später sprang er wieder auf, um sich an ihrer Flanke zu legen. „So kann ich ich dich besser wärmen.“, erklärte er stolz. Bronzeseele bemerkte, dass er nicht nur die blauen Augen von Glühsplitter besass, sondern genauso wie sein Vater schaute. Es hatte etwas warmes, vertrautes an sich. „Dankeschön.“, bedankte sich die zweite Anführerin und legte den Schweif um das Junge.
Noch etwas benommen und müde schlug Bronzeseele die Augen auf. Sie war erleichtert darüber, noch im Kriegerbau zu liegen und nicht wieder in der Kälte aufzuwachen. „Bist du wach?“, fragte sie eine hohe Stimme piepsen. Sogar Wolfsjunges lag noch neben ihr! „Ja, bin ich.“, antwortete sie und richtete sich vorsichtig auf. „Super!“, antwortete Wolfsjunges mit leuchtenden Augen. „Ich warte nämlich schon Blattwechsel darauf, dass du endlich aufwachst!“ „Warum bist du dann nicht einfach schon aufgestanden?“, wunderte sich Bronzeseele. Wolfsjunges liebte es ehermit seinen Wurfgefährten den ganzen Tag zu spielen, anstatt im Nest liegen zu bleiben. „Ich wollte nicht, dass du frierst.“, erklärte er vorsichtig. „Du frierst jetzt aber nicht mehr, oder?“ „Nein, verdankt dir.“,miaute Bronzeseele liebevoll. „Du kannst jetzt also wieder mit Sturmjunges spielen.“ „Willst du vielleicht mitspielen?“, fragte er daraufhin ungewohnt schüchtern, sodass es Bronzeseele wirklich überraschte. „Tut mir leid aber ich muss noch meinen Verpflichtungen nachgehen. Vielleicht können wir später noch spielen.“ Darüber wirkte Wolfsjunges etwas enttäuscht, richtete aber schon bald die Ohren wieder auf. „Okay! Dann sehen wir uns später!“, rief er noch, ehe er aus dem Kriegerbau stürmte.
„Hagelstern? Kann ich rein kommen?“ Immer noch war Bronzeseele etwas angespannt. Immerhin müsste sie Hagelstern weiterhin belügen wenn er sie ausfragte, aber wenn sie Glück hatte, würde es keine Konsequenzen geben. „Komm rein.“, miaute er in seinen Bau, welcher zwischen zwei Steinen lag. Es war erstaunlich geräumig im Anführerbau und trotz des kühlen Windes einigermassen warm. Hagelstern lag in seinem Moosnest, seine grünen Augen leuchteten aus dem Schatten. „Hast du dich erholen können?“ „Ja. Es tut mir leid, dass ich euch sorgen bereitet habe. Es war eine mäusehirnig Idee von mir.“ „Denk nicht zu viel über Vergangenes nach. Du hast daraus gelernt und wirst den Fehler nicht mehr wiederholen, mehr muss ich nicht wissen. Ich vertraue dir. Und der Clan steht auch ganz hinter dir, du hast dir deinen Respekt ehrlich verdient. Aber genug davon.“ Hagelstern erhob sich, wobei Bronzeseele auffiel, wie versteift er war. „Alles gut?“, erkundigte sie sich besorgt. Wie alt war Hagelstern eigentlich? Plötzlich wirkte er mehrere Blattwechsel älter. „Ja, es geht. Ich werde nur älter.“ „Wie du meinst. Wenn etwas ist, dann las es bitte Eschenblatt wissen.“, miaute Bronzeseele. Sie wollte sich nicht vorstellen, dass Hagelstern irgendwann sterben würde. „Nun, kommen wir noch mal zu den Streuner. Ich habe eine extra Patrouille zum Nadelwald geschickt und Ginsterschweif hat mir bestätigt, dass Streunergeruch auf unser Territorium war.“ Erleichtert dachte Bronzeseele daran, dass Ginsterschweif Schattenseele selbst nie kennen gelernt hatte und damit auch nicht wissen konnte, dass es sein Geruch war. „Haben sie noch weitere Streuner sehen kennen?“, erkundigte sich Bronzeseele und bemühte möglichst ruhig zu klingen. „Nein. Anscheinend haben sie sich tatsächlich zurück gezogen.“ „Sie werden sicherlich von unserem Territorium fern bleiben.“, behauptete Bronzeseele und senkte den Kopf. „Ich hoffe es doch. Der KlippenClan hat sich ausserdem für die Kräuter bedankt, die wir ihnen geschenkt haben.“ „Das freut mich zu hören. Ich bete zum SternenClan, dass sie alle gesund werden.“ Hagelstern stimmte ihr zu und entliess sie dann.
Kapitel 52:
Während Bronzeseele und Brauntupfen bereits am Lagerausgang warteten, war Silberpfote noch damit beschäftigt, sein Fell zu pflegen. Nervös tapste Eulenpfote auf und ab, immer wieder wandertet sein Blick flüchtig zu den Mentoren. „Silberpfote lässt sich wieder viel Zeit.“, seufzte Brauntupfen kopfschüttelnd. „Er ist anders als du früher warst.“, bemerkte Bronzeseele. „Vielleicht nervt es dich deswegen.“ „Gut möglich aber ich finde es ist dennoch keine Ausrede, um später mit den Training zu starten.“ „Es ist doch mehr eine Übungspatrouille.“, beruhigte sie ihren Freund. „Wir jagen nur etwas, gehen zum KlippenClan und gehen wieder zurück zum Lager.“ „Silberpfote!“, rief Brauntupfen dennoch seinen Schüler zu. „Beeile dich bitte!“ „Nur noch ein paar Herzschläge.“, gab dieser etwas widerspenstig zurück. Enttäuscht zuckte der Kater mit den Ohr. „Vielleicht sollten wir Schüler tauschen.“, witzelte Bronzeseele und stupste ihn an. „Irgendwie mache ich aus ihn schon noch einen Krieger, worauf der Clans stolz sein kann.“ „Das wirst du.“, versicherte Bronzeseele. „Du bist ein guter Mentor.“ „Danke dir. Das freut mich, wenn du so etwas sagst.“, schnurrte Brauntupfen. Endlich erhob sich Silberpfote und tapste gemächlich zu seinen Mentor, dich gefolgt von Eulenpfote. „Tut mir leid, dass es gedauert hat...“, miaute der weisse Kater mit der silbernen Tigerung. „Keine Sorge, wir haben den ganzen Tag Zeit für das Training.“, beruhigte Bronzeseele ihn. „Aber wir sollten jetzt langsam los.“
„Kannst du irgendwas riechen?“, erkundigte sich Brauntupfen bei Silberpfote. Der junge Kater hob seine Nase in den Wind, um die Gerüche des Waldes zu erkunden. „Ich glaube... Ich rieche...“ Er öffnete sein Maul, um besser Fährten auf nehmen zu können. „Gar nichts.“, erklärte er dann. Eulenpfote versuchte es ebenfalls. „Ich glaube, da ist eine Maus.“, flüsterte er dann etwas unsicher mit einen Blick auf seine Mentorin. „Stimmt!“, staunte Bronzeseele, da sie zunächst die Maus selbst nicht gerochen hatte. „Du hast eine sehr gute Nase.“, lobte sie ihn. „Kannst du sie auch erbeuten?“ „I-ich versuche es.“, stotterte Eulenpfote. „Du schaffst das schon.“, ermutigte ihn Bronzeseele. „Ich weiss genau, dass du ein hervorragender Jäger bist.“ Der junge Kater überprüfte abermals die Luft, ehe er sich zu einem naheliegenden Busch schlich. Die Schritte waren flüssig und bedacht. Zufrieden beobachtete Bronzeseele, wie sich Eulenpfote anstellte. Irgendwann setzte er zum Sprung an, über das ganze Gebüsch, sodass Bronzeseele zuerst nichts weiteres erkennen konnte. Ein erschrockenes Quieken ertönte, ehe Eulenpfote hinter dem Gebüsch hervor trat, die Maus tot baumelnd aus seinen Maul. „Gut gemacht.“, lobte Bronzeseele. „Ich habe dir doch gesagt, du schaffst es.“ „Genau! Niemand kann so gut jagen wie du!“, bekräftigte Silberpfote. „Du musst mir unbedingt zeigen, wie du das gemacht hast!“ „Ich habe nur die Jagdtechniken angewendet...“, flüsterte der Angesprochene schüchtern, dennoch leuchteten seine grünen Augen.
Mit der Maus war ihr Glück bei der Jagd vorbei. Silberpfote verscheuchte ein Kaninchen als er auf einen Ast getreten war und Bronzeseele selbst verpasste einen Vogel. „Hättest du an unsere Stelle gejagt, dann hätten wir nun mehr Beute.“, witzelte Silberpfote und stiess seinen Bruder an, der schüchtern lachte. „Oder wenn du das nächste Mal auf den Boden vor dir achtest.“, tadelte Brauntupfen. Er war ein erstaunlich strenger Mentor, wie Bronzeseele fand. „Jeder macht Fehler.“, nahm sie den Silbernen in Schutz. „Ich habe ja auch vergessen, auf die Windrichtung zu achten.“ „Ich weiss, du hast ja recht.“, seufzte Brauntupfen. „Ich möchte nur einen guten Schüler aus Silberpfote machen.“ „Bin ich etwa kein guter Schüler?“, miaute Silberpfote mit gespielter Empörung. „Du weisst schon, wie ich das meinte.“, erklärte Brauntupfen kopfschüttelnd. „Wenn du willst, kannst du die Grenze markieren.“, bot er dann etwas lockerer an. „Ich darf?“, freute sich Silberpfote, das Fell stand vor Aufregung in allen Seiten ab, weswegen Brauntupfen Schnurrhaare belustigt zuckten. „Sicher doch.“ Kurz darauf erreichten sie die Grenze zum KlippenClan. Stolz posierte Silberpfote an der Grenze, ehe er sie markierte. Kaum war er fertig, erreichte eine Patrouille, von Eiskralle geführt, ebenso die Grenze. „Hallo, Eiskralle.“, begrüsste Bronzeseele erfreut den weissen Kater, jedoch musste sie erschrocken feststellen, dass er dünn geworden war, ebenso wie die Rest der Patrouille. „Hat die Katzenminze euch geholfen?“ „Allerdings.“, antwortete Eiskralle erschöpft. „Unsere Kranken sind alle geheilt, jedoch hat Funkelstern ein Leben verloren.“ „Beim heiligen SternenClan!“, entglitt es Bronzeseele und wechselte einen besorgten Blick mit Brauntupfen. „Aber er ist jetzt wieder fit!“, versicherte Eiskralle schnell. „Wir müssen aber jetzt auch weiter. Wir sehen uns auf der nächsten grossen Versammlung.“ Damit verschwand Eiskralle mit seiner Patrouille auch wieder.
Der Rückweg zum Lager verlief deutlich ruhiger als der Hinweg. „Ich habe ihre Rippen sehen können.“, raunte Brauntupfen zur Bronzeseele. „Ich habe es gesehen. Vielleicht war der grüne Husten schwerer als Eiskralle zugeben mag.“, vermutete die Rotbraune. Die Blattleere ist fast vorbei und dennoch hungern sie... Betrübt blickte sie auf die mickrige Maus, die Eulenpfote mit sich trug. Wir haben nicht genug, um zu teilen, auch wenn ich es gerne würde. Hoffentlich finden sie noch genug Beute... Unwillkürlich dachte sie an den MoosClan. Ihnen hatte eine einmalige Hilfe gereicht, um wieder zur Kräften zu kommen. Was, wenn dem KlippenClan ebenso nur ein paar Kaninchen reichten? „Du denkst darüber nach, nicht war?“, holte unerwarteter Weise Brauntupfen sie aus den Gedanken. „Was?“, miaute Bronzeseele verwirrt.Er kann doch nicht wissen, was ich gedacht habe! Oder? „Silberpfote, möchtest du nicht mit Eulenpfote ein Wettrennen zum Lager machen?“, schlug Brauntupfen mit einen unbestimmbaren Blick vor. Die Schüler nickten sofort eifrig und stürmten keinen Herzschlag später los. „Warum hast du das gemacht?“, erkundigte sich Bronzeseele. Jetzt verstand sie ihren Freund noch weniger. „Damit ich mit dir reden kann.“, erläuterte Brauntupfen. „Du hast darüber nachgedacht, Beute zu teilen. Habe ich recht?“ „Woher weisst du das?“ Bronzeseele konnte nur darüber staunen, wie gut Brauntupfen sie kannte. „Das war bei dir nicht schwer zu erraten. Wir haben selbst nicht genug, wie sollen wir da noch einen weiteren Clan ernähren?“ „Aber wenn wir ihnen nur ein paar Mäuse geben?“, widersprach Bronzeseele ärgerlich. „Sie müssen doch nur zurück zur Kräften kommen! Dann können sie selbst wieder jagen.“ „Unsere Älteste brauchen die Beute selbst.“, blieb Brauntupfen stur. „Wir haben auch Katzen im Clan, die Beute brauchen.“ „Wir sind aber noch alle bei Kräften und der grüne Husten hat uns verschonst.“ „Hör auf darüber nachzudenken! Das ist mäusehirnig! Du bist jetzt die zweite Anführerin! Als erstes kommt der DornenClan und als zweites kommt ebenso der DornenClan! Daran solltest du denken! Irgendwann wirst du den Clan führen, hast du das schon vergessen?“ „Ich habe das nicht vergessen!“, fauchte Bronzeseele erzürnt. Wieso verstand Brauntupfen sie nicht? Als Schüler hatte er sogar noch selbst den BeerenClan geholfen! Für sie war das Gespräch nun beendet und verdeutlichte es damit, dass sie Richtung Lager sprintete.
Es war das erste Mal, dass sie sich mit Brauntupfen gestritten hatte und es traf sie mehr als sie geahnt hätte, obwohl sie immer noch wütend war. Es dauerte nicht lange, bis sich Fliegenpelz zu ihr gesellte. „Alles gut?“, erkundigte er sich sorgenvoll. „Ja, ich habe mich nur mit Brauntupfen gestritten.“, gestand sie und legte den Kopf auf die Pfoten. Leise grummelte sie vor sich hin, da sie immer noch wütend war. „Das tut mir leid.“, flüsterte eine andere Stimme, was Bronzeseele erst verwunderte, jedoch erkannte sie schon bald Wolfsjunges, der sie mit grossen Augen ansah. „Du verträgst dich aber doch mit ihm, oder?“, miaute er mit hoher Stimme. „Damit du bald wieder glücklich bist!“ „Sicher doch.“, schnurrte Bronzeseele. Er war wirklich gewachsen, in der Blattgrüne würde er und Sturmjunges zu Schüler ernannt werden. Es blieb nicht nur bei Wolfsjunges, sogar Brauntupfen kam mit einen Kaninchen im Maul zu ihr. Seine blaue Augen blickten zur Seite. „Tut mir leid...“, nuschelte er zwischen dem Fell hervor. Bei der Entschuldigung ging ihr das Herz auf. Wirklich lange konnte sie nicht auf ihn böse sein. Zudem fühlte sie sich selbst auch etwas schuldig, weswegen sie miaute: „Nein, mir tut es leid.“ Vorsichtig legte er das Kaninchen ab. „Wenn du willst, teilen wir uns es.“, bot er an, wozu Bronzeseele nicht nein sagen konnte.
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Kapitel 53:
Ein Mond waren seither vergangen. Bei den Versammlungen hatte der KlippenClan zwar stärker ausgesehen, doch sie hatten zwei Krieger sowie einen Ältesten verloren, weswegen sich Bronzeseele schuldig gefühlt hatte. Immerhin hätte sie es vielleicht verhindern können. Nach dem Mord von Schattenseele an Gänseschwinge hatte sich Bronzeseele eigentlich geschworen, jede Katze zu retten, die sie konnte. Und nun fühlte sie sich so, als wären es ihre Pfotenschritte gewesen, die die Katzen zum SternenClan geleitet hatten. Doch nun war endlich wieder ein Grund zur Freude. Die Blattgrüne liess Knospen und Pflanzen erblühen und hatte die Beute zurück in den Wald geführt. Und nicht nur dies, heute war auch der Tag, an dem Bronzeseeles erster Schüler zum Krieger ernannt werden würde! Bloss musste er noch die Kriegerprüfung bestehen und als Mentorin sollte Bronzeseele dieser Beiwohnen. Sichelmond sass vor dem Schülerbau und pflegte ihre Jungen. Wie vermutet versuchte Silberpfote dies zu umgehen und jedes Mal, wenn seine Mutter sich nur für einen Herzschlag zu Eulenpfote wandte, wälzte sich der Kater auf den Boden. „Silberpfote!“, fuhr ihn seine Mutter an und beäugte ihn Streng. „Was sollte das nun schon wieder?“ „Ich will nicht von dir geputzt werden!“, erklärte er mit lauter Stimme, sodass sich alle im Clan zu ihm umdrehte. „Er lernt einfach nie...“, seufzte Ginsterschweif, die sich zur Bronzeseele und Brauntupfen gesellt hatte. „Du warst früher aber auch ziemlich anstrengend.“, gluckste Bronzeseele. „Du hast uns allen viele Sorgen beschert und manchmal wollte ich an dir Verzweifeln.“ Überrascht weiteten sich ihre blaugrauen Augen, als könnte sie es selbst nicht so recht glauben, doch dann entdeckte Bronzeseele das alte Funkeln wieder. „Ich musste euch Krieger doch auf Trab halten.“, erklärte sie schelmisch. „Hoffentlich werden Löwenjunges und Aschenjunges nicht so wie du es warst.“, lachte Brauntupfen. Löwenjunges und Aschenjunges waren die Jungen von Habichtwolke und Mückenherz und nun fast zwei Monde alt. Bisher hatte sich keiner der Beiden als wirklich anstrengend heraus gestellt, nur Löwenjunges hatte das Temperament seiner Mutter geerbt. „Eine andere Frage.“, plötzlich wurde graue Kätzin ernster. „Denkt ihr, dass Silberpfote besteht?“ „Nun, er ist zwar manchmal etwas voreilig...“, hob Brauntupfen nachdenklich an. „Aber wenn er die Aufgabe ernst nimmt, dann wird er heute seine Kriegernamen erhalten.“ Bronzeseele war sich bewusst, dass Ginsterschweif viel in Silberpfote sah. War nur die Frage, ob viel `guter Freund´ oder `Gefährte´ bedeutete. Etwas abwesend nickte Ginsterschweif und tapste dann zu Silberpfote und Eulenpfote. Sicherlich um ihnen viel Glück zu wünschen.
Eulenpfote folgte der Gruppe eher etwas verunsichert zur Lichtung im Wald, egal wie viel Mühe sich Silberpfote gab, ihn Mut zu zusprechen. Bei Silberpfote hatte Bronzeseele keine Bedenken, doch bei Eulenpfote um so mehr. Vielleicht lag es daran, dass es ihr erster Schüler war, doch sie war ebenso nervös. Er wird es schaffen, oder? Er ist ein guter Jäger, das weiss ich. Er muss nur Selbstvertrauen in seinen Pfoten finden, dann kriegt er es schon hin! Schnell schüttelte Bronzeseele den Kopf, sie wollte sich keine Sorgen vor den Augen ihres Schüler machen. So würde sie Eulenpfotes Selbstbewusstsein nur noch mehr untergraben. Hagelstern setzte sich vor den Schüler hin, neben ihn Brauntupfen und Bronzeseele. Beim letzten Mal sass sie auf der anderen Seite als Schülerin. Zu gut konnte sie sich vor stellen, was in den Köpfen der Schüler wohl vorging. „Als erstes möchte ich euch sagen, dass ihr euch keine Sorgen machen müsst, auch wenn die Kriegerprüfung ansteht.“, erklärte der weisse Anführer mit den braunen Pfoten. „Und wenn ihr einen Fehler macht, dann lasst den Kopf nicht hängen. Der beste Krieger macht Fehler. Als erstes werdet ihr die Grenze patrouillieren. Bronzeseele, du gehst mit Eulenpfote zur MoosClan Grenze. Brauntupfen, Silberpfote und ich gehen zum KlippenClan. Dann treffen wir uns hier wieder.“
Die grünen Augen von Eulenpfote waren glasig vor Angst und immer wenn Bronzeseele ihn eine Frage stellt, so schreckte er zusammen. Wenigstens hatte er bisher immer die richtige Antwort gestottert. Ständig blickte der Gestreifte um sich, als würde er etwas erwarten. Zwar war er schon immer etwas ängstlich gewesen, doch mit Silberpfote hatte er etwas mehr Mut besessen. „Wovor hast du Angst?“, fragte Bronzeseele irgendwann geradewegs hinaus. „V-vor dem Wald...“, gestand Eulenpfote kleinlaut, was Bronzeseele doch etwas verwunderte. „Vor dem Wald? Aber wieso?“ „Weil hier Füchse und Dachse leben! Und gefährliche Raubvögel können auftauchen oder Streuner.“ Das Wort `Streuner´ betonte er besonders. Plötzlich konnte sich Bronzeseele daran erinnern, dass Streuner das Lager angegriffen hatten, als Eulenpfote noch ein Junges war. Dabei waren sie auch in die Kindestube gelangt. Keine gute Erfahrung aber jede Katze hatte die Feinde des Clans kennen gelernt. Jeder würde sicherlich ähnliches durchleben. „Eulenpfote, darüber solltest du dir jetzt keine Gedanken machen.“, miaute Bronzeseele. Sicherlich trug Sichelmond auch die Schuld für das ängstliche Junge. Seit Wolkenfrost´ Tot war sie sehr ängstlich und vorsichtig geworden und musste dies auf ihr Junges übertragen haben. „Sicher, hier im Wald können Dachse, Füchse, Bussarde oder auch Streuner auftauchen. Doch der Wald ernährt uns, er hält uns durch viele Kräuter und Beeren am Leben. Ohne ihn würden wir sterben. Und deswegen lernen wir auch zu kämpfen, damit wir unser Territorium verteidigen können.“, erklärte Fuchsseele mit gedämpfter Stimme. Aufmerksam hörte Eulenpfote zu. „Deswegen solltest du keine Angst vor dem Wald haben. Trotz aller Gefahren, erblüht unser Leben dank ihm. Und alleine bist du nicht, hinter dir steht der gesamte DornenClan. Dir wird so schnell nichts passieren können.“ „Versprochen...?“, fragte der Kater vorsichtig. „Versprochen.“, erwiderte Bronzeseele. Den restlichen Weg zur Grenze war Eulenpfote deutlich besser drauf. Zwar blieb in ihn immer noch etwas Angst aber zum ersten Mal hatte Bronzeseele das Gefühl, dass aus Eulenpfote ein guter Krieger werden konnte. Als Krieger war es auch wichtig, die Gefahren zu erkennen und mit Vorsicht zu handeln.
Den ersten Prüfungsteil hatten beide Schüler bestanden. Zufrieden nickte sie Eulenpfote zu, ehe sich die Schüler wieder trennten und in verschiedenen Richtungen jagen gingen. Mehrere Herzschläge warteten die Krieger ab. „Bronzeseele, am besten du beobachtest zu erst Silberpfote und Brauntupfen Eulenpfote.“, brummte Hagelstern. „Ich weiss zwar, dass ihr die Schüler sachlich beurteilen werdet aber es ist eine alte Tradition.“ „Wir verstehen.“, meinte Brauntupfen und senkte kurz ehrenvoll den Kopf. „So können wir persönliche Gefühle aussen vor halten.“, schlussfolgerte der Getupfte und erhob sich. Bronzeseele nickte und stand ebenfalls auf. Schnell fand sie Silberpfotes Fährte und folgte diese. Anscheinend ging er zur BeerenClan Grenze. Vielleicht wollte er zum Wolkensee? Es dauerte nicht lange, bis sie den Wolkensee erreichte. Tatsächlich konnte sie durch die Blätter des Busches hindurch das silberne Fell erkennen. Dazu roch sie einen Vogel. Ihre grüne Augen fixierten den Schüler, der bereits zum Sprung ansetzten sollte. Der Vogel war nur noch eine Katzenlänge entfernt! Silberpfote sprang auf und erwischte den Vogel, der panisch davon fliegen wollte. Zufrieden schnurrte Silberpfote und leckte sich über die Lippen. Hoffentlich erging es Eulenpfote ähnlich gut!
Silberpfote konnte noch zwei Mäuse erbeuten, dafür entwich ihn aber ein Kaninchen, worüber er sich sehr ärgerte. Dennoch fand Bronzeseele, dass Silberpfote sich seinen Kriegernamen verdient hatte. Kurz vor Silberpfote erreichte sie die Lichtung, wo Brauntupfen und Hagelstern auf sie wartete. „Ich habe beide Schüler kurz beobachten können.“, fing der Anführer an. „Doch zu erst möchte ich eure Eindrücke hören.“ „Silberpfote hat sich als guter Jäger erwiesen.“, erklärte Bronzeseele. „Er hat viel an Geduld gewonnen und versteht die Jagd nun besser. Als er ein Kaninchen verjagt hat, er darüber nachgedacht, was er falsch gemacht hatte, um sich zu verbessern. Er hat seinen Namen wirklich verdient.“ Nach der Antwort blickte Hagelstern zu Brauntupfen. „Eulenpfote ist etwas vorsichtig, doch dies kam ihn bei der Jagd zu gute. Er hat genaustens überlegt, wie er die Beute sicher fangen kann und achtete auf jeden Schritt.“ Bei Brauntupfens Worten ging Bronzeseele das Herz auf. Eulenpfote hatte es sicher geschafft! Jetzt hiess es, auf Hagelsterns Urteil zu warten. „Dem kann ich euch beiden nur zustimmen.“, schnurrte er zufrieden. „Super!“, jubelte Bronzeseele erleichtert. „Dankeschön.“ „Nichts zu danken.“, lachte Hagelstern. „Du hast ihn gut trainiert, es ist also dein Verdienst.“
„Ich rufe alle Katzen, die ihre eigene Beute machen können, zu einer Clanversammlung zusammen!“ Sichelmond stürmte als erstes aus dem Kriegerbau und setzte sich vor dem Flachfelsen. Die restlichen Katzen versammelten sich zügig. Eulenpfote und Silberpfote standen in vor Hagelstern und Bronzeseele. „Heute haben wir uns versammelt, zwei Schülern ihre Kriegernamen zu geben. Silberpfote und Eulenpfote haben heute ihre Kriegerprüfung bestanden! Bronzeseele und Brauntupfen, seid ihr davon überzeugt, dass eure Schüler bereit sind, Krieger zu werden?“ „Ja, das sind sie.“, antworteten die beiden Mentoren mit stolzer Stimme. „Ich, Hagelstern, Anführer des DornenClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schüler herab zu blicken. Sie haben hart trainiert, um euren edlen Gesetzten gehorchen zu können, und ich empfehle sie euch nun als Krieger. Silberpfote und Eulenpfote, verspricht ihr, das Gesetzt des Kriegers einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst mit euren Leben?“ „Ich verspreche es.“, riefen die Schüler, Silberpfote deutlich lauter als Eulenpfote. „Dann gebe ich euch, mit der Kraft des SternenClans, euren Kriegernamen. Silberpfote, von diesen Augenblick wirst du Silberfeder heissen.“ Kurz pausierte Hagelstern, in seinen Augen lag ein belustigtes Funkeln, als er Silberfeder anblickte. Der neuste Krieger zuckte kurz mit dem Ohr, er verstand den Sinn seines Namens gut. „Der SternenClan ehrt deinen Entschlossenheit und deine Tapferkeit und wir heissen dich als vollwertige Kriegerin im DornenClan willkommen. Eulenpfote, von diesen Augenblick an wirst du Eulenstreif heissen. Der SternenClan ehrt deine Aufrichtigkeit und deine Voraussicht und wir heissen dich als vollwertigen Krieger im DornenClan willkommen.“ „Silberfeder! Eulenstreif!“, jubelte der Clan, Bronzeseele und Sichelmond am lautesten. Eulenstreif nickte kurz, ehe er zu Bronzeseele blickte. „Ich danke dir für alles!“, schnurrte er überglücklich und wurde schon von seinen Clankameraden umrundet.
Kapitel 54:
Zufrieden beobachtete Bronzeseele die Jungen des Clans. Inzwischen waren Löwenjunges und Aschenjunges drei Monde alt und tollten mit einem Moosball in der Lagermitte herum. Neben ihr war Eschenblatt, der glücklich wirkte. „Der Clan hat sich prächtig entwickelt.“, schnurrte er. „Und wir haben keine Probleme mit Streunern oder anderen Clans. Wie es mir scheint, ist wohl Frieden eingekehrt. Und das schon seit Monden.“ In seinen Augen lag ein gewissen Funkeln, was Bronzeseele sofort verstand. Nachdenklich schaute sie in die Wolken. Ob Eschenblatt recht hatte? Es fühlte sich so an, als hätte Bronzeseele nach den Tot von Dachsklaue nichts gemacht. Aber vielleicht bedeutete genau dies Frieden. Dann war die Prophezeiung erfüllt, sie konnte als normale Katze leben, nicht wahr? Ihr Blick glitt zu Hagelstern. Seine Schnauze war bereits leicht ergraut, ebenso wie bei Eschenblatt. Dennoch hoffte sie, die beiden noch lange nicht missen zu müssen. Vor allem Eschenblatt hatte ihr bei so vielen Problemen hinüber geholfen und war ihr ein guter Freund geworden. Der Moosball landete vor Eschenblatts Pfoten. Löwenjunges, ein hellbrauner Kater, setzte ihn hinter her. „Das ist mein Moosball!“, warnte er den Heiler, dessen Schnurrhaar amüsiert zuckten. „Oh, ich werde daran denken.“, versprach der alte Kater und liess Löwenjunges die Kugel holen. „Das ist unser Heiler!“, rief Aschenjunges, ein grauer Kater mit orangen Augen, seinen Wurfgefährten zu. „Mit dem musst du nett reden!“ „Ich bin doch nett!“, widersprach Löwenjunges und vergass komplett das Moos und warf sich stattdessen auf auf Aschenjunges. „Geh runter, du bist schwer!“, beklagte sich dieser daraufhin, lachte aber dann. „Ich habe gehört, dass Hagelstern heute Fichtenflugs Jungen zu Schüler ernennen will.“ „Ja, er hat mit mir besprochen, wer Sturmjunges Mentor werden soll.“, antwortete Bronzeseele. „Bloss zu Wolfsjunges hat er noch nicht gesagt.“ Bronzeseele mochte den grauen Kater wirklich und hoffte, dass dieser einen guten Mentor bekommen würde. Vielleicht Blitzlicht oder Mückenherz? Aber Auch Sandtupf wäre eine gute Mentorin für ihn. Das Gespräch wurde von Finkenfeder unterbrochen, der mit besorgter Miene Eschenblatt ansprach. „Brisenpelz geht es schlecht, er klagt über starke Bauchschmerzen.“ „Ich werde nach sehen.“, versprach Eschenblatt .
„Hagelstern?“, fragte Bronzeseele in den Anführerbau hinein. Immer noch überlegte sie, wer wohl Wolfsjunges trainieren würde, weswegen sie sich nochmals erkunden wollte. „Herein!“, rief Hagelstern ihr entgegen. Der weisse Kater sass neben seinen Moosnest und fuhr mit der Zunge über das Brustfell. Zur Begrüssung neigte Bronzeseele ihren Kopf. „Hast du schon darüber nachgedacht, wer Wolfsjunges Mentor werden soll?“ Heiser lachte Hagelstern auf. „Ich habe mir schon gedacht, dass du mich dies fragen würdest.“ Er machte eine Geste, damit sie sich hin setzte. „Nun, Wolfsjunges hat einen klaren Wunsch. Er würde gerne dich als Mentorin haben. Jeden Sonnenaufgang fragt er mich das schon.“ Erstaunt und auch etwas erfreut spitzte Bronzeseele die Ohren. „Er will mich als seine Mentorin haben?“ „Allerdings. Jedoch hast du Eulenstreif Ausgebildet und das ist er erst einen Mond her. Anderseits leuchten seine Augen immer, wenn er nach dir fragt. Enttäuschen würde ich ihn ungern.“ „Also...“, setzte Bronzeseele an und überlegte ihre Wortwahl genaustens. „Andere Krieger sollten auch die Chance bekommen, einen Schüler zu haben. Doch gerne würde ich mich bereit stellen, Wolfsjunges zu trainieren.“ Mit klopfenden Herzen blickte sie ihn Hagelsterns Augen. Bitte SternenClan, lass ihn eine Ausnahme machen! Ich werde aus ihn auch einen guten Krieger machen! Zögerlich nickte Hagelstern. „Das freut mich zu hören, doch ich brauche etwas Zeit nachzudenken.“ „Ich verstehe.“ Etwas enttäuscht liess Bronzeseele die Ohren hängen, lief aber aus den Bau. „Hallo, Bronzeseele!“ Erstaunt blickte sie ihn Wolfsjunges Augen. „Warst du bei Hagelstern?“ „Allerdings.“, antwortete Bronzeseele. „Als zweite Anführerin hat man viel mit dem Anführer zu besprechen.“ „Das verstehe ich! Können wir nachher etwas spielen?“ Amüsiert bejahte Bronzeseele dies, weswegen Wolfsjunges erfreut aufsprang. „Super! Ich muss jetzt auch noch zu Hagelstern und ihn etwas fragen!“ Ob es wohl um seinen Mentor Wunsch geht? Sie machte den jungen Kater platz und blickte dann zum Himmel. Es war kurz vor Sonnenhoch. Hagelstern wollte die Jungen erst gegen Sonnenuntergang zu Schülern ernennen, weswegen noch reichlich Zeit war, daher beschloss sie, in den Wald zu gehen, um nicht über Wolfsjunges nachdenken zu müssen. Der Wald verfehlte seine Wirkung wie immer nicht, eine Brise voller Blütendüfte liess ihre Gedanken davon tragen. Schon lange hatte sie nicht mehr die Zeit gefunden, einfach den Wald zu bestaunen, um so mehr genoss sie es, die kleinen Blätter im Windspiel zu beobachten. Dadurch achtete Bronzeseele nicht genau, wo hin sie lief. Erst als sie am Nadelwald stand, realisierte sie die Umgebung. In der ferne konnte er die Grenzpatrouille zum MoosClan riechen, doch der Geruch war abgestanden. Vermutlich war die Patrouille wieder auf den Rückweg. Zögerlich überlegte sie, ob sie nach Schattenseele fragen sollte, verwarf den Gedanken doch recht schnell. Bronzeseele wollte bereits wieder umdrehen, als ein vertrauter Duft in ihrer Nase kribbelte. Schattenseele! „Bronzeseele!“, miaute er leise, doch hörbar erfreut. Bei seinem Anblick wurde Bronzeseele etwas kalt. An seiner Flanke war eine Wunde! „Was ist passiert?“, platzte es ihr besorgt hinaus. Waren es wieder die Streuner? Bei den Gedanken blickte sie auf das Bein, welches bereits eine grosse Narbe zierte. Es war ein Wunder, dass sein Bein damals überhaupt verheilt war! Ein Streuner hatte ihm dies vor Monden angetan, da sie ihn nicht im Nadelwald haben wollten. „Die Streuner sind Angriffslustiger geworden, mehr nicht.“, versuchte er sie zu beruhigen. „Aber wie geht es dir?“ Nur ungern antwortete Bronzeseele darauf, sie hätte gern mehr über die Streuner erfahren. „Ganz gut. Heute werden zwei Jungen zu Schüler ernannt.“ „Du hattest doch einen eigenen Schüler, nicht wahr?“, erkundigte sich Schattenseele mit freundlichen Blick. „Eulenpfote wurde vor einen Mond zu Eulenstreif ernannt. Silberpfote ist jetzt Silberfeder.“ „Das muss ein gutes Gefühl sein, einen Schüler zu trainieren.“, überlegte Schattenseele. „Ich hätte auch gern einen Schüler trainiert aber Hagelstern hat mir nie einen gegeben.“ Vielleicht zurecht, überlegte Bronzeseele mit schlechten Gewissen. Sie fühlte sich mehr als nur unwohl, wenn sie hier darüber mit Schattenseele sprach. „Du willst gehen, oder?“, fragte ihr Bruder plötzlich. Kurz wirkte er gekränkt, doch dann glitzerten seine Augen wieder freundlich, weswegen Bronzeseele zögerlich nickte. „Es hat mich gefreut, dich wieder gesehen zu haben.“, schnurrte Schattenseele. „Ja, das stimmt.“, erwiderte Bronzeseele. „Wir sehen uns bestimmt bald wieder!“
Schattenseele hatte zugestimmt, dass die Streuner ihn erneut angegriffen hatten... Am liebsten hätte Bronzeseele einige Kräuter zu ihm gebracht, doch sie kannte sich damit nicht aus. Ausserdem würde Eschenblatt oder Schattenlilie die fehlenden Kräuter bemerken. Sie fühlte sich dennoch schlecht, ihn dort allein gelassen zu haben. Dort, wo die anderen Streuner lebten. Gibt es wirklich keine Möglichkeit, ihn zu helfen? „Bronzeseele!“ Erstaunt spitzte sie die Ohren. Es was Silberfeder, der sie gerufen hatte. Er lief auf sie zu, dicht gefolgt von Ginsterschweif. Obwohl sich die Krieger immer wieder stritten, waren sie viel gemeinsam unterwegs. Offiziell waren sie seit wenigen Sonnenaufgängen Gefährten, was Bronzeseele sich bereits gedacht hatte. Die Kriegerin trug zwei Mäuse im Maul. „Wart ihr jagen?“, schlussfolgerte Bronzeseele, was Ginsterschweif mit einen Nicken bestätigte. „Für Löwenjunges und Aschenjunges.“, erklärte Silberfeder. „Sie wollten unbedingt eine Maus.“ Zufrieden nickte Bronzeseele. „Das ist schön, dass ihr dann eine Mäuse gejagt habt.“ Sie blickte zum Himmel. Zwischen den Blätterdach konnte sie bereits einen leicht rötlichen Himmel entdecken. „Wir sind sollten aber zurück zum Lager.“, beschloss sie. „Sturmjunges und Wolfsjunges werden noch zu Schülern ernannt.“
Es dauerte noch etwas, bis Hagelstern die Jungen zu Schüler ernannte. Es war eine ungewöhnliche Tageszeit dafür, doch Bronzeseele wusste, dass Hagelstern versucht hatte, einen Husten zu verbergen und Eschenblatt ihn um Sonnenhoch untersucht hatte. Doch der Clan hatte es anscheinend nicht bemerkt, und darüber wunderten sie sich etwas. Aufgeregt blickte Bronzeseele zu den Katzen, die sich versammelten. Würde sie Wolfsjunges ausbilden dürfen? Der Gedanke liess ihr Herz schneller schlagen. Sie wünschte es sich wirklich! „Heute Abend habe ich eine besondere Zeremonie abzuhalten, die den Clan so viel Hoffnung schenkt! Sturmjunges und Wolfsjunges, ihr seid nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit eurer Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an, bis diese Schülerin sich ihren Kriegernamen verdient hat, wird sie Sturrmpfote heissen. Ich bitte den SternenClan über diese Schülerin zu wachen, bis sie in ihrem Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Mondschein du bist nun bereit einen Schüler auszubilden. Du wurdest von Glühsplitter hervorragend ausgebildet und du hast bewiesen, dass du stark und mutig bist. Du wirst die Mentorin von Sturmpfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an sie weiter geben wirst.“ Überrascht blickte die junge Kriegerin auf. Erfreut tapste sie zu Sturmpfote und begrüsste diese mit einem Stupser gegen die Schnauze. „Ich werde mein Bestes geben.“, versprach sie. „Von diesem Tag an, bis dieser Schüler sich seinen Kriegernamen verdient hat, wird er Wolfspfote heissen. Ich bitte den SternenClan über diese Schüler zu wachen, bis sie in ihrem Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Bronzeseele du bist wieder bereit einen Schüler auszubilden. Du hast deine Fähigkeiten bei Eulenstreifs Ausbildung unter Beweis gestellt. Es ist noch nicht lange her, doch es war Wolfspfotes innigster Wunsch, dich als deine Mentorin zu haben!“ Glücklich erhob sich Bronzeseele, ein warmes, wohliges Gefühl machte sich in ihr breit, als sie ihren neuen Schüler begrüsste. Dabei blickte sie in seine tiefblauen Augen. Wolfspfote schnurrte dabei. „Sturmpfote! Wolfspfote! Sturmpfote! Wolfspfote!“, rief der Clan auf.
Kapitel 55:
Obwohl Bronzeseele am nächsten Sonnenaufgang wieder früh aufstand, war bereits eine andere Katze wach im Lager. Ihr Schüler Wolfspfote kraxelte gerade auf dem Flachfelsen hinauf. Durch die Dunkelheit war sein dunkelgraues Fell kaum erkennbar. Obwohl er für sein alter recht gross war, schlugen seine Hinterpfoten hilflos in der Luft, während er versuchte, sich hinauf zu ziehen. Belustigt schnurrend beobachtete Bronzeseele dies, doch beschloss sie, ihren Schüler zu helfen. Sie schob ihn weiter hinauf, woraufhin er erschrocken quiekte, jedoch schon nach einigen Herzschlägen einigermassen sicher auf dem Flachfelsen stand. Als er sich zu ihr umdrehte, stotterte er etwas erschrocken. „I-ich darf h-hier nicht sein, i-ich weiss... Tut mir leid, Hagelstern allein darf auf den Flachfelsen stehen...“ „Ich werde es ihm nicht verraten.“, versprach Bronzeseele amüsiert. „Wie ist denn die Aussicht?“ „Ganz gut, denke ich.“, miaute er und drehte sich um. „Es ist noch ganz schön dunkel, ich kann kaum etwas erkennen.“ „Stimmt, die Sonne geht gerade erst auf.“, stellte Bronzeseele fest. Selbst der Himmel war noch dunkel lila, doch schon bald würde er strahlend blau sein. Ihr war aufgefallen, dass in der Blattfrische die Sonne schneller aufging als in der Blattleere. „Warum bist du eigentlich schon so früh auf?“, erkundigte sich Bronzeseele. Normalerweise schief er immer bis nach Sonnenaufgang. „Ich konnte nicht schlafen! Ich war viel zu aufgeregt!“, erklärte Wolfspfote und sprang auf und ab. „Immerhin habe ich dich als Mentorin! Das habe ich mir so sehr gewünscht! Jeden Tag habe ich Hagelstern danach gefragt!“ „Ach so?“, miaute Bronzeseele mit gespielter Überraschung. „Dann solltest du dich noch bei Hagelstern bedanken.“ „Das werde ich!“, erklärte der Kater. „Und sobald ich jagen kann, kriegt er die erste Beute! Und du die zweite und dann jage ich was für Fichtenflug und Glühsplitter!“ Es erstaunte Bronzeseele etwas, dass Wolfspfote sie sogar noch vor Fichtenflug und Glühsplitter stellte. Doch irgendwie fand sie es süss. „Nicht, dass Fichtenflug dann eifersüchtig ist.“, lachte die Rotbraune, was Wolfspfote in Verlegenheit brachte. „Wird sie schon nicht...“, miaute er kleinlaut mit einen Blick auf seinen Pfoten.
Da es langsam immer heller wurde, war Wolfspfote vom Flachfelsen gesprungen und unterhielt sich mit Bronzeseele, bis Mondschein und Sturmpfote erwachten. Sturmpfote warf sich sogleich auf ihren Wurfgefährten, der jaulend zu Boden ging, sich jedoch sogleich zu Wehr setzte. Aus dem Augenwinkel konnte Bronzeseele Glühsplitter entdecken, wie er belustigt schnurrend seine Jungen betrachteten. Freundlich nickte Bronzeseele dem weissen Krieger zu, den sie mal ihren besten Freund genannt hatte. Sie hatten sich auseinander gelebt, doch Bronzeseele war froh über Brauntupfen. Ausserdem konnte sie sich nun für Glühsplitter freuen, dass er glücklich geworden war mit Fichtenflug. „Sturmpfote!“, ermahnte Mondschein ihre Schülerin streng, doch mit einen freundlich Unterton. „Wir wollen doch das Territorium erkunden!“ Etwas beleidigt lies sie von Wolfspfote ab. Der Kater schüttelte sich den Dreck vom Pelz und schaute dann zu Bronzeseele. „Wie gross ist das Territorium denn?“ „Grösser als du erwartest.“, erklärte Bronzeseele belustigt. „Wir sollten uns beeilen.“, miaute Mondschein und deutete zum Lagerausgang. Stürmisch rannte Sturmpfote zum Lagerausgang und rief nach Wolfspfote. „Ich hoffe sie setzt alle ihre Energie ins Training.“, lachte Mondlicht leise Bronzeseele zu. „Sicherlich. Sie scheint sich auf euer Training wirklich zu freuen.“ „Gehen wir jetzt?“, erkundigte sich Sturmpfote und sprang vor dem Lagerausgang immer wieder auf.
Sturmpfote tollte im Wald direkt umher, anstelle sich auf ihre Mentorin zu konzentrieren. Wolfspfote versuchte immer wieder, sie etwas zu beruhigen. „Lass uns lieber ein Wettrennen machen!“, schlug Sturmpfote stattdessen vor. Bronzeseele wartete darauf, dass Mondschein eingreifen würde, doch Mondscheins Vorschlag überraschte sie. „Sturmpfote! Wenn du weiter gehst, kommst du auf eine Lichtung. Wenn du willst, dann können wir zu zweit ein Wettrennen zur Lichtung machen.“ Die blauen Augen von Sturmpfote wurden gross. „Oh ja!“ Sie wartete nicht auf ein Kommando, sondern sie stürmte sogleich vor. Mondschein setzte ihr hinterher, während Wolfspfote dies mit grossen Augen betrachtete. „Wieso machen sie jetzt ein Wettrennen?“, erkundigte er sich fiepsend. „Mondschein ist klüger als ich erwartet hätte.“, schnurrte Bronzeseele zufrieden. „Sturmpfote hat einen grossen Bewegungsdrang, den Mondschein ausnutzten möchte. Nach dem Rennen ist sie sicherlich ruhiger und bereit, mehr zu zuhören.“ „Warum sagt Mondschein dann nicht einfach, dass Sturmpfote ruhig sein soll?“ „Wenn sie dies täte, wäre Sturmpfote sicherlich unkonzentriert, weil sie immer noch den Drang hätte.“, erklärte die Rotbraune geduldig ihren Schüler. „Verstehe...“, murmelte Wolfspfote nachdenklich. Dann hob er die Nase und prüfte die Luft. „Ich rieche...“, murmelte er und schloss die Augen. „Ich glaube... Eine Maus.“ „Stimmt.“, bestätigte Bronzeseele verwundert. „Das hast du gut gemacht!“ Etwas peinlich berührt lachte der zottelige Kater auf. „Maus esse ich am liebsten, deswegen habe ich den Geruch wiedererkannt...“, erklärte er leise. „Aber ich rieche noch was anderes. Was ist das?“ „Lass mich mal riechen.“ Bronzeseele öffnete ihr Maul. Sämtliche Gerüche durchflutete sie. Sie konnte die Erde riechen, die Jungblüten... Und ein Nager. Nach einen Herzschlag konnte sie es bestimmen. „Das ist ein Eichhörnchen. Meinst du das?“ Vorsichtig nickte Wolfspfote. „Tut mir leid, dass ich es nicht sofort erkannt habe...“ Daraufhin schnippte Bronzeseele mit der Schweifspitze. „Dafür lernst du es ja.“
Inzwischen hatten sie die Lichtung erreicht, wo Sturmpfote bereits mit Mondschein trainierte. Etwas angespannt stakste die schwarze Schülerin über die Lichtung. „Sie konnte nicht mehr warten, daher habe ich eine Jagdtechnik gezeigt.“ „Sie macht es für den ersten Versuch gar nicht mal so schlecht!“, stellte Bronzeseele fest. Eifrig versuchte Wolfspfote seiner Wurfgefährtin nach zu eifern, doch stattdessen sah er wie ein verschrecktes Eichhörnchen aus. „Du machst das falsch!“, lachte Sturmpfote auf und machte jeden Schritt vor, damit Wolfspfote diese besser nach eifern konnte. Nun machte der Kater es schon etwas geschickter, doch schien bald das Interesse daran zu verlieren. „Können wir weiter das Territorium anschauen?“, fragte er mit vorsichtiger Stimme. „Natürlich.“, antwortete Bronzeseele. „Und danach lerne ich noch mehr Jagdtechniken, oder?“, bettelte Sturmpfote aufgeregt, weshalb Mondschein kurz auflachte. „Wenn du danach noch fit bist.“
Die neuen Schüler erreichten gerade die Felsenwiese und machten grosse Augen. „Hier werden Versammlung abgehalten?“, erkundigte sich Sturmpfote. Ausnahmsweise war sie zu beeindruckt, um wild herum zu rennen. Doch leuchtete etwas in ihren blauen Augen auf, was von einer mäusehirnig Idee zeugte. „Wie viele Katzen kommen dann?“, miaute Wolfspfote verwirrt. „Sehr viele. Zu viele, um sie zu zählen.“, erklärte Bronzeseele ruhig. „Kaum zu glauben, dass sich alle Clans in Frieden treffen können!“, kam es von Sturmpfote „Sonst sind wir doch Rivalen!“ „Nicht nur. Andere Clans können einander auch helfen.“, erläuterte Mondschein. „Lange bevor ihr geboren wurdet, bin ich am grünen Husten erkrankt gewesen.“ Scharf zog Sturmpfote die Luft ein. Jede Katze im Clan kannte den tödlichen grünen Husten. „Aber der KlippenClan hat uns Katzenminze überlassen. Sogar der MoosClan hat uns etwas überlassen. Dadurch bin ich gesund geworden.“ Etwas amüsiert dachte Bronzeseele zurück, als Ginsterschweif und Schneesturm noch als Junge heimlich zum MoosClan wollten, um nach Katzenminze zu fragen. Irgendwie war dieses Abenteuer gut ausgegangen, wobei es fraglich war, ob der MoosClan selbst von der netten Spende wusste oder ob es Silberschein, die Heilerin, geheim gehalten hatte. „Echt? Dann sind die anderen Clans auch nett? Finkenfeder hat uns mal erzählt, dass der MoosClan uns angegriffen hat!“ Mit einem Schaudern dachte Bronzeseele an den Kampf zurück. „Das stimmt schon.“, gestand die Rotbraune deshalb. „Aber wahre Krieger können vergeben. Der Kampf ist seit vielen Monden Vergangenheit und wir blicken nach vorne.“ Erst jetzt bemerkte Bronzeseele, dass Sturmpfote nicht mehr neben Wolfspfote sass. Wo war sie? Auch Mondschein blickte sich bereits suchend um, bis sie ihre Schülerin zu recht wies. „Sturmpfote! Komm da runter!“ Verwundert folgte Fuchsseele ihren Blick und entdeckte die schwarze Schülerin auf einen der Felsen sitzen. „Ich bin Sturmstern! Anführerin des DornenClans!“ „Du bist Sturmpfote und darfst die Ältesten nach Zecken durchsuchen.“, stöhnte Mondschein und tapste zu ihre Schülerin, die plötzlich nicht mehr so begeistert aussah. Leise kicherte Wolfspfote. Zumindest so lange, bis Bronzeseele ihn anstiess und in sein Ohr raunte: „Ich kenne noch einen Anführer. Der grosse Wolfsstern, der es nicht schafft, auf den Flachfelsen zu klettern.“ Jetzt lachte Bronzeseele, währenddessen Wolfspfote etwas beschämt auf die Pfote blickte.
Kapitel 56:
Kapitel 56
Seit einigen Sonnenaufgänge trainierte nun Bronzeseele Wolfspfote und bereits jetzt verstanden sie sich sehr gut. Er schien vor allem Spass daran zu haben, Jagen zu üben, auch wenn er nicht überragend dabei war, bis auf seine feine Nase. Es kam schon vor, dass er Mäuse vor Bronzeseele gerochen hatte, worauf sie sehr stolz war. Auch mit Glühsplitter redete sie inzwischen wieder mehr, worüber sie recht froh war. Ob die Freundschaft wieder erblühen würde, wusste sie nicht.
Aufgeregt tapste Silberfeder in der Lagermitte auf und ab, was Bronzeseele etwas nervös machte. Was ist bloss mit ihm? Brauntupfen und Gelbwind, mit denen Bronzeseele versuchte zu unterhalten, blickten ebenso immer wieder zu den jungen Kater. „Wisst ihr, was er hat?“, fragte dann Gelbwind irgendwann. „Tut mir leid, dass weiss ich nicht.“, gestand Bronzeseele, doch Brauntupfen schien mehr zu wissen. „Es geht um Ginsterschweif.“ „Seine Gefährtin?“ Gelbwind wurde direkt hellhörig, ehe etwas in ihren Augen aufblitzte. „Sag bloss, sie wird Königin!“ Vor Schreck verschluckte Bronzeseele sich. Klar, Ginsterschweif war eine gute Kriegerin und Silberfeder ein guter Krieger... Aber die beiden mit Jungen? „Wer kriegt Junge?“, mischte sich plötzlich Felssturm ein. Anscheinend war Gelbwind etwas zu laut gewesen. Fliegenpelz folgte seiner Gefährtin und blickte fragend in die Runde. „Ginsterschweif!“, erklärte Gelbwind aufgeregt, doch Brauntupfen ging schnell dazwischen. „Sag das doch nicht allen!“, meckerte er und seufzte, ehe er zu seiner Wurfgefährtin blickte. „Ginsterschweif ist gerade bei Eschenblatt. Wehe, du sagst irgendwas, noch steht gar nicht fest.“ „Du glaubst, ich würde so ein grosses Geheimnis einfach ausplaudern?“ Felssturm klang schon fast empört, doch sogar Fliegenpelz antwortete nur mit einen betretenden Schweigen. „Habe ja schon verstanden...“, murmelte die Kriegerin, hatte aber nur einen Herzschlag später hatte sie wieder genügend Elan, um von ihrer guten Jagd zu berichten. Bronzeseele hörte nur mit halbem Ohr zu, viel zu sehr war sie damit beschäftigt, Silberfeder zu beobachten. Wenn Ginsterschweif wirklich Jungen bekommen würde... Dem DornenClan erging es wirklich prächtig, wie sie bemerkte! Kurz dachte sie an Dachsklaue zurück. Wie würde es dem Clan wohl ergangen wäre, wenn sie zweite Anführerin geworden wäre? Wie viele Katzenleben hätte dies gekostet? Aus dem Augenwinkel erkannte sie Wolfspfote, wie er unsicher um den Frischbeutehaufen tapste. Bei der Jagd hatte er nichts gefangen, da er auf eine Ast getreten war. Obwohl Bronzeseele ihm versichert hatte, es sei nicht schlimm gewesen, hatte er sich schuldig gefühlt. Seit dem hatte er auch nichts vom Frischbeutehaufen genommen. Dabei musste er wirklich hungrig sein. Kurz entschuldigte sie sich bei ihren Freunden und lief zu ihren Schüler. „Nimm dir ruhig was.“, miaute sie den grauen Kater zu, der sich jedoch schüttelte. „Ich habe heute nichts jagen können! Dann darf ich auch nichts nehmen!“ „Sei nicht so mäusehirnig.“, tadelte sie ihn mit ruhiger Stimme und setzte sich. „Können Löwenjunges und Aschenjunges etwas fangen?“ „Aber sie werden irgendwann Schüler und dann jagen sie für den Clan!“, miaute er widerspenstig, blinzelte aber wehmütig zum Frischbeutehaufen. Inzwischen kannte Bronzeseele ihren Schüler zu gut. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, würde er sich von nichts und niemandem abhalten lassen. Doch die rotbraune Kriegerin hatte bereits einen Plan. Sie selbst nahm sich einen Vogel und fing an zu fressen. Nach einigen Bissen hörte sie jedoch bereits auf. „Oh!“, miaute sie mit gespielten Erstaunen. „Leider bin ich schon satt! Zu Schade, jetzt ist die Beute verschwendet...“ Wolfspfote hatte sie genausten beobachtet und nun ging er zögerlich zur Frischbeute. „Dann... Werde ich die Beute für dich essen...“, flüsterte er kleinlaut, weswegen Bronzeseele schmunzeln musste. „Immerhin sollte man ja keine Beute verschwenden.“ „Gute Einstellung.“, lobte Bronzeseele zufrieden. „Dann lass es dir schmecken.“
Nach Sonnenuntergang versammelten sich die Katzen am Lagerausgang, denn es war die Nacht der grossen Versammlung. Wolfspfote und Sturmpfote liefen nervös auf und ab, es war ihre erste Versammlung. Sturmpfote durchlöcherte dabei ihre Mentorin mit den verschiedensten Fragen, wobei nicht alle mit der Versammlung selbst zu tun hatten. „Bronzeseele?“, fragte Wolfspfote etwas zögerlich. „Was ist denn?“ „Glaubst du, ich darf mit jemanden aus dem BeerenClan sprechen?“ „Natürlich.“, antwortete Bronzeseele amüsiert. Der kleine Kater schien grosses Interesse am BeerenClan zu haben. Vor allem das salzige Wasser war ihm im Kopf geblieben. „Warum solltest du es nicht dürfen?“ „Ich weiss es nicht.“, gestand er. „Aber wenn du es sagst, dann bin ich mir sicher, dass es in Ordnung ist! Vielleicht will ja Sturmpfote mit kommen?“ „Geh und frag sie doch.“, schlug erstaunlicherweise Brauntupfen vor, der sich zu Bronzeseele stellte. Eifrig nickte Wolfspfote und rannte dann wieder zu seiner Schwester. „Wolfspfote scheint dich wirklich zu mögen.“, schnurrte Brauntupfen. „Seine Augen leuchten immer so voller Freude, wenn er mit dir redet.“ „Ach?“, miaute Bronzeseele verwundert und blickte ihren Schüler hinterher. Natürlich wusste sie schon seit Monden, dass Wolfspfote sie mochte aber das mit den Augen wäre ihr selbst noch nicht aufgefallen. „Wie dem auch sei. Eschenblatt hat bestätigt, dass Ginsterschweif Jungen von Silberfeder erwartet.“ „Das ist gut zu hören.“, antwortete Bronzeseele und blickte kurz zur Kinderstube. Noch lebte Habichtwolke dort aber Löwenjunges und Aschenjunges wurden mit jeden Tag grösser. Was würde sein, wenn sie Schüler wurden? Würde Habichtwolke dann wieder zweite Anführerin sein? „Bronzeseele?“Brauntupfen riss sie aus den Gedanken. Etwas verwirrt blickte sie zu ihn und erkannte, dass der DornenClan sich bereits in Bewegung gesetzt hatte. Schnell schlossen sie zu den anderen auf. „Tut mir leid.“, keuchte die Rote noch schnell zu ihren besten Freund.
Wolfspfote tapste schon bald wieder in Bronzeseeles Nähe, gemeinsam mit Sturmpfote und Mondschein. Mit jeden Pfotenschritt bebte der junge Kater immer mehr. „Du musst keine Angst haben.“, flüsterte Mondschein ihn freundlich zu. „Genau! Ich bin ja da!“, stimmte Sturmpfote eifrig zu. „Gemeinsam kriegen wir alles hin!“ „Aber Brisenpelz hat mir eine Geschichte erzählt, als er gegen den MoosClan kämpfen musste!“ „Der Kampf liegt Monde zurück.“, erklärte Bronzeseele. Es musste sogar noch vor ihrer Geburt gewesen sein! Zumindest konnte sie sich an keinen Kampf erinnern, bei dem er mit gekämpft hatte. „Die Felsenwiese!“, quiekte Sturmpfote erfreut auf und machte einen Satz nach vorn. „Da ist sie!“ Anscheinend waren der KlippenClan und der BeerenClan bereits anwesend, sodass nur noch der MoosClan fehlte. Obwohl Wolfspfote sich eigentlich hatte mit dem BeerenClan unterhalten wollen, blieb er in Bronzeseeles Nähe. „Bronzeseele!“ Wüstenblatt vom KlippenClan tapste gut gelaunt auf sie zu. „Ist Eiskralle heute nicht da?“, erkundigte sich die Rotbraune. „Nein, vielleicht kommt er ja nächsten Mond.“ „Ich hoffe es.“, antwortete Bronzeseele. Schon seit zwei Monden war der weisse Kater nicht mehr auf der Versammlung gewesen. „Aber es gut dich zu sehen. Das hier ist Wolfspfote, mein neuer Schüler.“ Wüstenblatt blickte zu Wolfspfote hinunter und begrüsste ihn freundlich, was Wolfspfote nervös mit einem Nicken erwiderte. „Es ist seine erste Versammlung.“, erklärte Bronzeseele schnell. „Auf meiner Ersten war ich total ängstlich.“, gestand der KlippenClan Krieger lachend. „Das wird sich schon legen.“ „Du riechst nach KlippenClan.“, stellte Wolfspfote leise fest. Schon fast wirkte er enttäuscht. „Er möchte gerne mit jemanden aus dem BeerenClan sprechen. Das mit den unendlichen Wasserort und dem salzigen Wasser fasziniert ihn.“ „Dann solltet ihr euch beeilen.“, miaute Dämmerblatt und lief dann zu Brauntupfen.
Es dauerte etwas, bis Wolfspfote sich überwunden hatte, einen Schüler aus dem BeerenClan anzusprechen und hatte darum gebeten, dass Bronzeseele in seiner Nähe blieb. „Aber nur, weil es deine erste Versammlung ist.“, hatte sie darauf geantwortet. Nun verlief das Gespräch mit dem anderen Schüler recht gut, weswegen Bronzeseele sich umblickte. Immer noch gab es kein Zeichen von dem MoosClan. Dabei hatte der Mond schon seinen höchsten Punkt erreicht! Ohne sich von den beiden Schüler zu verabschieden, suchte sie Hagelstern auf. Diesen fand sie bei Ahornstern und Funkelstern, sowie ihren zweiten Anführern. Sie alle schwiegen und wirkten bedrückt, was Bronzeseele nicht ganz geheuer war. „Bronzeseele .“, miaute Hagelstern und machte eine Geste, damit sie sich neben ihn setzte. „Ich kann keine Anzeichen vom MoosClan sehen.“, murmelte sie. „Ob sie aufgehalten wurden?“ „Das kann gut sein.“, brummte Funkelstern, in seinen grünen Augen spielte sich Sorgen wieder. „Allerdings haben meine Krieger vor einigen Sonnenaufgänge gesehen, dass einige Krieger des MoosClans von Wunden übersät waren, als hätte sie einen harten Kampf hinter sich. Da sowohl Ahornstern als auch Hagelstern mir versichert haben, dass es zu keinen Kampf mit den MoosClan gekommen war, scheinen sie eine andere Bedrohung zu haben.“ Scharf zog Bronzeseele die Luft ein. Der MoosClan war verletzt? Waren sie daher nicht auf der Versammlung? „Ich habe heute noch Streuner nahe der Grenze gerochen.“, miaute Fichtentatze, die zweite Anführerin des KlippenClans, nachdenklich. „Vielleicht haben sie Streunerprobleme?“ „Die Streuner machen uns schon seit so vielen Monden Ärger...“, miaute Mauszahn mit dunklen Augen. Unwillkürlich musste Bronzeseele an Schattenseele denken. Ihr Bruder würde zwar niemals einen Clan angreifen aber was, wenn die Streuner auch ihm weh getan hatten? „Wir sollten was tun!“, platzte es Bronzeseele heraus. „Wir können das den Streunern nicht andauernd durchgehen lassen!“ Alleine der Gedanke an Schattenseele entflammte in ihr eine mächtige Wut, die sie kaum zügeln konnte. „Was?“, kam es von einer überraschten Ahornstern, sodass Bronzeseele erst jetzt realisierte, was sie eigentlich gesagt hatte. Ups! Aber ich kann jetzt keinen Rückzieher machen! „Wir sollten zumindest sicher gehen, dass es den MoosClan gut geht, oder? Und wenn sie wirklich von Streuner terrorisiert werden, sollten wir helfen.“ Abwartend und mit klopfenden Herzen blickte sie die Katzen an. „Unrecht hat sie nicht.“, stimmte Mauszahn leise zu. „Wir sollten es uns aber genau überlegen.“, warf jedoch Ahornstern ein. „Soll ich von meinen Krieger verlangen, für einen anderen Clan zu kämpfen? Versteht mich bitte nicht falsch, ich möchte auch helfen. Aber ich muss auch meine Katzen denken und ich will niemanden dazu zwingen.“ „Wir können unsere Krieger freiwillig entscheiden lassen.“, beschwichtigte Hagelstern. „Ich werde auf jeden Fall gehen!“, miaute Bronzeseele mit kräftiger Stimme. „Das freut mich zu hören aber du solltest nichts überstürzen.“, kam es von Funkelstern. „Wir sollten morgen mit unseren Clans sprechen.“, schlug Fichtentatze vor. „Wer helfen will, geht um Sonnenhoch zur Felsenwiese.“ „Nein!“, widersprach Bronzeseele augenblicklich. Zu sehr hatte sich auf ihre Idee verbissen. „Was ist, wenn sie gerade jetzt gegen die Streuner kämpfen? Und sie daher nicht zur grossen Versammlung kommen können? Können wir sie da warten lassen?“ Es dauerte gefühlte Blattwechsel, bis sie darauf endlich eine Antwort erhielt.
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Kapitel 57:
Mit klopfenden Herzen blickte Bronzeseele in die Runde. Es hatte erstaunlich wenig Überwindung gekostet, ihre Meinung zu sagen. Vielleicht lag es an den Sorgen um Schattenseele. Wenn die Streuner ihren Bruder etwas angetan haben sollte, dann würden sie es schmerzhaft zurück kriegen! „Vielleicht hat sie gar nicht so unrecht.“, miaute Mauszahn leise. „Aber wir können nicht die Gesundheit unserer Katzen gefährden!“, widersprach Fichtentatze bestimmt. „Niemand sollte dazu gezwungen werden.“, stimmte Ahornstern zu. Bronzeseele schluckte eine bissige Bemerkung hinunter, noch nie war sie so wütend gewesen! Warum verstanden sie es nicht!? „Die Entscheidung ist schwer.“, miaute nun Hagelstern und blickte mit durchdringenden Blick zu Bronzeseele. „Weder können wir den MoosClan alleine lassen, noch sollten wir ein unnötiges Risiko eingehen. Vielleicht ist alles ein Missverständnis und wir würden den Frieden gefährden.“ „Schneestern würde es sicher verstehen. Und wenn Fichtentatze Streuner gerochen hat, besteht Grund genug um sich zu sorgen.“, erklärte Funkelstern. „Genau!“, stimmte Bronzeseele schnell zu. Ob Schneestern wirklich Verständnis hätte, bezweifelte sie zwar aber ihr ging es mehr um die Streuner. „Wir können die Katzen hier fragen, wer einer Kampfpatrouille beitreten würden.“, schlug die Rotbraune nun vor. „So wird keiner gezwungen.“ „Und wer soll die Führung übernehmen?“, hinterfragte nun Fichtentatze skeptisch und blickte zu Funkelstern. „Ein Anführer?“ Ein Anführer? Unwillkürlich dachte Bronzeseele daran, wie oft Hagelstern bereits ein Leben in ihrer Anwesenheit verloren hatte. Ausserdem war er selbst nicht mehr der jüngste. Ich kann nicht Hagelsterns Leben dafür riskieren... Erstmals zweifelte sie an ihren Plan. „Ich glaube nicht, dass es so klug wäre.“, sagte zu ihrer Erleichterung Mauszahn. „Ich fände es falsch, wenn ein Anführer ein Leben für einen anderen Clan hergeben müsste.“ „Du unterschätzt uns!“, fauchte Ahornstern leicht angegriffen, beruhigte sich aber recht schnell. „Mauszahn hat recht.“, erklärte Bronzeseele leise. „Ich kann kein Anführerleben dafür riskieren.“ „Wir haben mehr als nur ein Leben.“, erinnerte Funkelstern. Bronzeseele fasste all ihr Mut, ehe sie vorschlug: „Ich kann die Leitung der Patrouille übernehmen. Es war meine Idee und so muss kein Anführer sein Leben riskieren.“ Einige Herzschläge herrschte Stille. „Bist du dir sicher, Bronzeseele?“, erkundigte sich Hagelstern. „Ich möchte nicht, dass du dein Leben riskierst, um meines zu beschützten.“ „Ich bin mir sicher!“ Bronzeseeles Stimme war voller Zuversicht. „Ich werde aufpassen.“ „Vielleicht sollten wir es so machen.“, stimmte Funkelstern zu, was Bronzeseele erleichterte. „Einer jungen Katze sollte man nicht den Elan nehmen. Sie erscheint mir Selbstbewusst und der SternenClan wird über sie wachen.“ Zögerlich stimmten auch die anderen Katzen. Erleichtert musste Bronzeseele lächeln. Die anderen Anführer und Stellvertreter vertrauten ihr!
„Katzen aller Clans!“ Mit zitternden Pfoten blickte Bronzeseele zu den Katzen hinab. Sie stand auf einen der Felsen, denn es war nun ihre Aufgaben, den anderen Katzen Bescheid zu geben. Die Katzen verstummten schnell, blickten aber verwundert und skeptisch zu ihr. Hagelstern, Funkelstern und Ahornstern stehen hinter dir. Mach dir also keine Sorgen, sagte sie sich. Eher mit mässigen Erfolg. „Wie ihr sicherlich bemerkt habt, ist der MoosClan noch nicht da. Es besteht Grund zur Annahme, dass die Streuner dahinter stecken.“ Ein erschrockenes Jaulen machte sich breit. „Ich habe heute noch Streuner auf ihr Territorium gerochen!“, jaulte Wüstenblatt besorgt. „Ausserdem haben sie schon seit längeren nicht mehr ihre Grenze markierte.“, kam es von einen weiteren KlippenClan Krieger. Wahrscheinlich hatte ich also recht... „Die Anführer und ihre Stellvertreter, mich eingeschlossen, haben gerade darüber gesprochen und sind zu dem Schluss gekommen, ihnen zu helfen. Wir befürchten, dass sie eventuell unter den Streuner leiden und wollen ihnen noch heute zu Hilfe eilen.“ Sie setzte ab und wartete auf eine Reaktion. „Ich kämpfe nicht für einen anderen Clan!“, schimpfte sogleich eine Kätzin und zustimmendes Gemurmel machte sich breit, was Bronzeseele Sorgen bereitete. Alleine konnte sie nicht kämpfen! „Ich helfe!“, rief, zu ihrem erstaunen, Fichtenflug laut und machte einen Schritt nach vorne. Und es blieb nicht nur bei ihr, Brauntupfen und Wüstenblatt gesellten sich zu ihr. „Die Clans sollten sich untereinander helfen.“, erklärte Wüstenblatt bestimmt. Ich danke euch! „Die Hilfe ist freiwillig. Wir werden eine Kampfpatrouille aus Freiwilligen aufstellen und zum MoosClan gehen. Geht bitte in euch, bevor ihr euch entscheidet.“ Einige wenige gingen ohne zu zögern nach vorne, währenddessen andere sich unschlüssig anblickten. Nesselherz und Nelkenschweif vom BeerenClan erhoben sich noch und blickten zu Bronzeseele. Sie selbst konnte sich noch gut an die Beiden erinnern. Als sie noch Schüler waren, hatten sie versucht Beute zu stehlen, wurden aber von Brauntupfen und Bronzeseele entdeckt. Sie hatten sich erbarmt und Beute geteilt. Vielleicht wollten sich die Wurfgefährten so revanchieren und nun den MoosClan helfen. Nach einigen weiteren Herzschlägen hatte sich eine Patrouille gebildet, die gross genug war für jeden Kampf. Begeistert blickte Bronzeseele zu den Katzen. Sie stammten aus drei verschiedenen Clans und wollten alle den MoosClan helfen! Die Clans hielten alle zusammen!
Gerade als die Patrouille los gehen wollte, entdeckte Bronzeseele ein dunkel graues Fell auf sie zustürmen. „Wolfspfote!“, miaute sie erstaunt. „Was machst du hier?“ „Mit kommen!“, kam es wie selbstverständlich von den jungen Kater. „Das kannst du nicht.“, erwiderte Bronzeseele streng. Ihr Schüler war für einen Kampf viel zu jung! Vielleicht hatte er zwei Kampftrainings hinter sich, er würde in der Luft zerrissen werden! Nur dies schien Wolfspfote nicht einzusehen. „Natürlich! Ich möchte auch den MoosClan helfen und du hast gesagt, die Hilfe sei freiwillig.“ „Wolfspfote, hör auf deine Mentorin.“, mahnte Fichtenflug liebevoll. „Aber wieso? Ich kann dich doch nicht alleine kämpfen lassen!“, widersprach Wolfspfote ungläubig. „Und ich kann dich nicht kämpfen lassen.“, seufzte Bronzeseele. „Nun geh zurück zum Lager, gemeinsam mit Sturmpfote. Glühsplitter wartet dort auf uns. Und keine Widerrede!“ Nun wurde Bronzeseele Stimme schärfer, was Wolfspfote einschüchterte. Mit angelegt Ohren und verwirrtem Blick zog er sich langsam zurück. Ich habe das richtige getan, sagte sie sich gedanklich, als sie ihrem verletzten Schüler hinterher blickte. Ein Kampf wäre zu viel gewesen! Kurz sprach Fichtenflug mit ihrem Sohn, ehe er nickte und zurück zu Sturmpfote lief. „Wir sollten los.“, miaute Brauntupfen neben ihr. „Ich weiss.“, erwiderte Bronzeseele und ging dann los. Es war ein beruhigendes Gefühl, Brauntupfen an ihrer Seite zu wissen. Das Getupfte war nie ein grossartiger Kämpfer gewesen und dennoch lief er mit sicherem Blick neben ihr. Seine Waffe war sein Kopf. Damit würde er Bronzeseele mehr helfen als mit jedem Pranken hieb.
Als die Katzengruppe an der Grenze standen, zögerte Bronzeseele kurz. Bisher war sie nie über diese Grenze geschritten. Es fühlte sich irgendwie falsch an. Doch dann erinnerte sie sich, als sie mit Brauntupfen damals Beute mit dem BeerenClan geteilt hatten. Es hatte niemanden geschadet, die Grenze zu überschreiten, wieso sollte es jetzt anders sein? Drei Clans hatte sie zu einer einzigen Patrouille vereinen können, es gab kein zurück mehr. Die ersten Pfotenschritte waren getan. Wüstenblatt sprang über die Grenze und nickte Bronzeseele zu. „Wir vertrauen dir alle.“, miaute er leise, was Bronzeseele etwas beklommen. Sicherlich wollte er genau das Gegenteil erzielen, doch plötzlich spürte Bronzeseele eine grosse Last auf ihren Schultern ruhen. Wenn sie einen einzigen Fehler machen würde, würde sie alle Clans enttäuschen! SternenClan, steh mir bitte bei, betete sie im stillen. Weise mir den richtigen Weg! Zwar bekam sie keine Antwort, kein Zeichen, doch sie fühlte sich sogleich sicherer. Alleine der Glaube gab ihr Selbstbewusstsein! Und anders gesehen hinderte der SternenClan sie nicht. Selbst jetzt noch war der Vollmond deutlich zu sehen! Schon bald änderte sich der Boden im fremden Territorium. Das Gras wich mehr und mehr. Immer wieder gab es Stellen, an denen nichts wuchs. Es wirkte relativ karg und vor allem windig. Wirklich wohl fühlte sie sich nicht. Doch was sie noch mehr beunruhigte war der Streunerduft, der in der Luft hing. Nach der Fährte zu urteilen, waren die Streuner nicht weit entfernt. Sie schienen bereits durch das ganze Territorium gerannt zu sein! Also stimmt es... Die Streuner haben wohl den MoosClan übernommen... Oh SternenClan, lass es den MoosClan gut gehen! Einerseits hoffte Bronzeseele, den MoosClan noch hier anzufinden doch anderseits wollte sie, dass die Katzen weit, weit weg von den Streunern waren. Immerhin wusste sie selbst nur all zu gut, wie angriffslustig die Streuner waren. Ob es wohl die selben waren, die damals den DornenClan erobern wollten? Neben ihr schreckte Brauntupfen plötzlich auf. Er spitzte die Ohren und blickte mit verengten Augen nach vorne. „Ich rieche Blut.“, erklärte er. „Frisches Blut!“
Kapitel 58:
Brauntupfen wirkte völlig ruhig als er dies sagte, doch Bronzeseele konnte die Anspannung in ihm genausten erkennen. Seine blauen Augen verrieten ihn. Dennoch hätte die Rotbraune gerne genauso gelassen gewirkt wie ihr bester Freund es tat, denn einige Katzen der Patrouille wurden nervös und unruhig. „Wir müssen uns beeilen.“, miaute Fichtenflug und blickte zu Bronzeseele. Kurz musste diese schlucken, alle Augen waren auf sie gerichtet. Jetzt würde sie sich beweisen müssen! „Bleibt alle ruhig.“, miaute Bronzeseele etwas zögerlich, doch sie fasste langsam Mut. „Überstürzt nichts! Wir sind hier um zu helfen und nicht, um noch mehr Probleme zu verursachen. Folgt mir und bleibt aufmerksam. Wir greifen an, wenn ich das Kommando gebe!“ Sie musste sich nicht von der Loyalität überzeugen, sie wusste, ihre Patrouille würde hinter ihr stehen. Schnell preschte sie voran, ihre Gedanken kreisten um den bevorstehenden Kampf. Der Geruch von Blut führte ihr den Weg zum Lager, welches langsam in Sichtweite kam. Schemenhafte Gestalten rangen in der Ferne, laute Kampfgeräusche gingen von ihnen aus. Dankt des Vollmondes war das Lager trotz Dunkelheit gut erkennbar. Ich hatte recht, wurde sich Bronzeseele ein weiteres Mal bewusst. Kurz flammte Wut in ihr auf, wenn sie an die Streuner dachte! Doch Schattenseele rückte schnell in den Hintergrund, nun war es Bronzeseele wichtiger, dem MoosClan zu helfen! Nach wenigen Herzschlägen erreichte die Patrouille das Lager. Der MoosClan war unverkennbar in Unterzahl. Darüber hinaus wirkten sie geschwächt, als hätten sie Tagelang nichts gegessen. Rauchpfote, eine junge Schülerin vom MoosClan, kämpfte verzweifelt gegen zwei Katzen. Dabei humpelte sie bereits und ihre Flanke blutete. Daneben entdeckte Bronzeseele Schnellwind, der blutend am Boden lag, während sich ein grosser Kater vor ihm aufbaute. Selbst Schneestern konnte kaum noch kämpfen! „Angriff!“, jaulte Bronzeseele mit klopfenden Herzen aber mit fester Stimme. Kurz hielt der Kampf inne, sie hatten Bronzeseele und ihre Patrouille noch nicht bemerkt. War das Hoffnung, was plötzlich in Schneesterns Augen glitzerte? Wir sind jetzt da, wir kämpfen an eurer Seite!
Mit kämpferischen Jaulen sprangen die Katzen ins Getümmel. Bronzeseele sprang an Rauchpfotes Seite, die ungläubig zu Bronzeseele blickte. „Ihr rettet uns, richtig?“, miaute sie mit bebender Stimme. Aufmunternd nickte die Rotbraune mit einen seichten Lächeln. „Natürlich.“ „Rettet!“, höhnte einer der beiden Streuner spöttisch. „Das ist nun unser Territorium!“ „Es gehört dem MoosClan!“, widersprach die schwarze Schüler bissig. „Es wird niemals in euren Pfoten fallen!“ „Aber unter unseren Krallen.“, drohte nun die Kätzin. „Ich kann auch zwei von euch bekämpfen.“ Zur Antwort sprang Bronzeseele die braune Streunerin an. Bronzeseele bohrte ihre Krallen in die Schulter, sodass die Streunerin aufschrie, sich aber schon bald zu Wehr setzte. Mit ganzer Kraft biss sie in Bronzeseele Ohr. Schmerzen erfüllten ihr Körper und sie spürte, wie Blut über ihr Gesicht floss, doch noch gab sich die Rotbraune nicht geschlagen. Stadtessen schlug sie mit ihrer Pranke immer wieder zu, bis die Braune endlich los liess. Erleichtert machte Bronzeseele einen Satz nach hinten und wich so einen weiteren Angriff des anderen Streuners aus. Rauchpfote preschte plötzlich neben Bronzeseele hervor und zerkratzte kurz die Flanke ihres Gegners, um dann schnell wieder neben Bronzeseele zu stürmen. Es war keine tiefe Wunde doch es schien den Streuner schmerzen zu bereiten. Sie hat ihre Geschwindigkeit zum Vorteil gemacht, bemerkte Bronzeseele erstaunt. Natürlich, der MoosClan war in ihren Lager im Vorteil. Sie konnten sich frei bewegen, da kein Baum im Weg stand. Viele kleine Wunden werden die Streuner auch langsam zu Flucht zwingen! Nicht schlecht! Auch wenn Bronzeseele nicht annähern so schnell war, ahmte sie die Taktik nach, mit Erfolg. Schon bald hatte sie sich mit Rauchpfote eingespielt, weswegen sie erfolgreich die beiden Streuner verjagen konnten. „Genau!“, schrie Rauchpfote ihnen nach. „Und kommt ja nicht wieder!“ Obwohl die Worte mutig waren, zittert die junge Kätzin am ganzen Leib. Die Wunden machten ihr wohl zu schaffen. „Geh zu Silberschein.“, riet Bronzeseele ihr. „Wir kämpfen für dich weiter.“Unschlüssig blickte Rauchpfote zu den Kämpfenden, nickte aber dann.
Brauntupfen kämpfte an Fichtenflugs Seite. Um die beiden brauchte sich Bronzeseele keine Sorgen zu machen. Wurfgefährten konnten sich gut ohne Worte verständigen. Auch Wüstenblatt kam gut zurecht, er unterstützte Schneestern mit aller Kraft. Zwar hatte er einige Schrammen, doch er schien sicher zu sein. Vor der Kinderstube hatten sich einige BeerenClan Krieger gestellt, um die Königin zu schützen. Dann fiel ihr Blick auf Schnellwind, der sich zwar wieder aufgerappelt hatte, aber sich kaum Bewegen konnte. Zitternd blickte er auf einen breiten, vernarbten Kater mit zerkratzen Ohr, den Bronzeseele überall wieder erkennen würde! Es war Kralle, ein Streuner, der Schattenseele angegriffen hatte und auch Bronzeseele angreifen wollte, als sie ihren älteren Bruder das erste Mal am Nadelwald wiedergetroffen hatte. Ohne gross zu überlegen, setzte Bronzeseele zum Sprung an und stiess Kralle von Schnellwind weg, der erleichtert keuchte. Kralles grüne Augen funkelten wüten, dann veränderte sich plötzlich sein Gesichtsausdruck. „Ich kenne dich doch...“, überlegte er leise, ehe er hämisch grinste. „Genau... Schattenseele schaut so ähnlich wie du, weisst du das, Bronzeseele?“ „Sei still!“, zischte Bronzeseele erzürnt. Ich werde ihn nie vergeben! Niemals! Kralle stiess die Rotbraune mit aller Kraft von sich, ehe er sie mit der Pfote gegen den Boden drückte. Fauchend biss Bronzeseele in seine Kralle, um sich dann mit einer Drehung zu befreien. Einige Erdklümpchen hingen in ihrem Fell, als sie sich aufrichtete. Darauf hatte Kralle anscheinend nur gewartet, er machte einen Satz voran und Biss nach Bronzeseeles Kehle. Panisch jaulte Bronzeseele auf, noch nie hatte sie solche Schmerzen gespürt! Zwar war sie zur Seite gesprungen, doch die Bisswunde klaffte nur wenige Schnurhaarlängen unter ihre Kehle. Zu ihrem Glück war die Wunde nicht sonderlich tief, dafür aber schmerzhaft. Er hatte mich beinahe umgebracht! Es blieb nicht nur bei den einen Versuch; Kralle setzte erneut an. Dieses mal war Bronzeseele schneller. Ehe sie es begriff, stürzte sie sich mit den Krallen voran auf Kralle. Sie traf. Genau die Kehle.
Kralle gab ein gurgelndes Geräusch von sich, seine Pfoten zuckten noch ein letztes Mal, ehe das Leben von ihn wich. Erschrocken beobachtete Bronzeseele seinen Leichnam, als würde sie ihn so zurück holen. Doch es war zu spät. Kralle war tot. „Bronzeseele ...“, keuchte Schnellwind schwach neben ihr. Sofort blickte sie zu den zweiten Anführer. Er war zusammengebrochen, seine Flanke hob sich nur schwer erkennbar. „Ich bringe dich zu Silberschein! Nein, ich bringe sie besser zu dir!“ Panisch blickte sich Bronzeseele um. Nur noch wenige Streuner kämpften, doch dafür lagen einige Clankatzen verletzt auf den Boden. Bloss von Silberschein war nichts zu sehen. „Nein, schon gut.“, murmelte der Kater. „Ich muss... dir was sagen...“ „Nicht reden!“, ermahnte Bronzeseele ihn schnell, obwohl sie es besser wusste. Schnellwind würde es nicht überleben. Am ganzen Körper bluteten tiefe Wunden, sein Körper war viel zu schwach. Doch noch funkelten seine grünen Augen. „Ich habe... mich geirrt.“ Er schafft es nicht, einen Satz ohne Unterbrechung zu sagen... Oh SternenClan, warum konnten wir nicht früher da sein!? Instinktiv kauerte sich Bronzeseele neben den Sterbenden, damit er nicht so laut sprechen musste. Es schien so, als würde er seine letzten Kräfte aufbringen. „Du bist... nicht wie... Schattenseele... Du hast... den richtigen Pfad... gewählt...“ Diese Worte berührten Bronzeseele ungemein. Nur zu gut konnte sie sich an den Kampf gegen Schnellwind zurück erinnern. Damals hatte er ihr vorgeworfen, genauso wie ihr Bruder zu sein. Obwohl er selbst nicht wusste, was genau Schattenseele getan hatte, doch einige Gerüchte hatten den MoosClan erreicht. „Tut mir... leid...“ Seine Augen wurden glasig, den Blick richtete er in den Sternenhimmel. „Der... Sternen... Clan... erleuchtet... deinen Weg...“ Dann durchzog ein kurzes Zucken seine Pfoten, dann war es still. Als wäre alles eingefroren, nur um Schnellwind zu ehren. „Schnellwind...“, murmelte Bronzeseele bedrückt und richtete sich auf. „Der mutige zweite Anführer, der für seinen Clan sein Leben gelassen hat!“ Ihre Stimme wurde bei jeden Wort lauter, sodass alle Anwesenden es hören konnte. Ein trauriges Flüstern machte sich breit. Ehrenvoll drückte Bronzeseele ihre Schnauze gegen seine Flanke und betete kurz für ihn.
„Schnellwind war ein guter Krieger.“, sprach Schneestern zu allen. Ihre gelben Augen waren erfüllt mit Trauer. „Wir werden ihn nie vergessen, er ist als Held gestorben.“ Zustimmend riefen die Katzen auf. Dann richtete sich Schneestern zu Bronzeseele. „Ich danke dir. Ich danke allen Clans! Die Streuner haben uns seit mehreren Sonnenaufgängen terrorisiert. Ohne euch hätten wir unser Territorium verloren, vielleicht sogar unsere Leben. Wir stehen tief in eurer Schuld.“ Kurz machte sich ein wohliges Gefühl in Bronzeseele breit. Alle vier Clans hatten gemeinsam gekämpft und gesiegt. Weil sie vereint waren! Doch Brauntupfens Schrei riss sie aus den Gedanken und nur Unsanft kam Bronzeseele in die Realität zurück. „Fichtenflug!“
Still lief Bronzeseele zurück zum Lager. Keiner der DornenClan Katzen sprach ein Wort. Es war nicht nur Schnellwind, der sein Leben gelassen hatte. Auch Fichtenflug war verstorben. Brauntupfen trug sie gemeinsam mit Bronzeseele. Habe ich sie in den Tot geführt? Als sie an Wolfspfote dachte, wurde ihr Schlecht. Wie soll ich ihm das nur erklären? Gerade als sie an ihren Schüler dachte, sprang er ihnen entgegen. Etwas überrumpelt hielt Bronzeseele an. Es war nicht nur er, auch Sturmpfote und Glühsplitter liefen den Katzen entgegen. Wolfspfote schielte zu seiner Mutter, ehe er langsamer wurde. „Fichtenflug!“, schrie er erschrocken hervor. Bronzeseele blickte auf ihre Pfoten. Die beiden Schüler hatten ihre Mutter verloren und Glühsplitter seine Gefährtin. Fichtenflug war gestorben und das für einen anderen Clan! Sie konnte sich nicht dafür rechtfertigen. Ich hätte es ihr verbieten sollen, mitzukommen! Für Reue war es aber zu spät. Bronzeseele konnte es nicht einfach ungeschehen machen! „Fichtenflug...“ Glühsplitter klang nicht wütend. Nur erschöpft. Sturmpfote sagte gar nichts. Als Bronzeseele einen Blick riskierte, stand Wolfspfote genau vor ihr, seine Augen brannten wie Feuer. „Es... tut mir leid.“, entschuldigte sich Bronzeseele schwach. Er hat das Recht, mir Vorwürfe zu machen... Doch zu ihren erstaunen sagte Wolfspfote: „Ich bin stolz auf Fichtenflug. Und auf dich! Ihr habt euer Leben riskiert, um den MoosClan zu retten und Fichtenflug... Ich werde hart trainieren, damit ich ihr gerecht werde!“
Kapitel 59:
„Wir sollten für heute aufhören.“ Wolfspfote war sichtlich erschöpft vom Kampftraining, doch er schüttelte widerwillig den Kopf. „Ich kann noch mehr!“, versicherte er Bronzeseele energisch. Der Kampf war nun schon einen Mond her und seither trainierte Wolfspfote unaufhörlich. Sogar mehr als Brauntupfen damals. „Nein, du brauchst eine Pause.“, widersprach Bronzeseele ruhig und setzte sich zu ihn. „Du hast heute wieder dein bestes gegeben und bist gut voran gekommen.“ „Aber!“, protestierte Wolfspfote und schien nach einen Gegenargument zu suchen. Er hatte die Worte damals erst gemeint. Er wollte wirklich so werden wie Fichtenflug. Wie jemand, auf den sie stolz sein konnte, weil er sich so für andere einsetzt. Bloss übertrieb er es masslos. „Hör zu, Fichtenflug hätte es sicher nicht gewollt.“, miaute Bronzeseele und stupste ihn an. Inzwischen wusste sie, dass sie keine Schuld an Fichtenflugs Tot hatte. Und auch, dass es gut war, dem MoosClan zu helfen. Zur letzten Versammlung waren sie auch wieder erschienen und Schneestern war mehr als nur dankbar gewesen. Sonnenfrost war der neue zweite Anführer des MoosClans geworden und der MoosClan hatte seinen Respekt gegenüber den andern Clans ausgesprochen. Vor allem gegenüber Fichtenflug. Ihre Familie hatte dies dankend angenommen. Wolfspfote war nicht dabei gewesen, vielleicht war es auch besser so. Bereits so machte sich Bronzeseele genug sorgen, dass er sich übernehmen würde. Mondschein blickte mit einen amüsierten schnurren zu Wolfspfote. Sturmpfote sass ungeduldig neben ihr. Auch sie trainierte nun mehr aber das lag eher daran, dass sie Wolfspfote nicht allein lassen wollte. Auch sie hatte sich schnell von dem Schock erholt und war schon ganz die Alte. „Komm, Wolfspfote! Wir haben doch Aschenjunges und Löwenjunges versprochen, mit ihnen zu spielen!“ Immer wieder sprang Sturmpfote auf. Ihre Geduldsspanne war nicht grösser als die von Mondschein. „Stimmt. Und ich wollte auch gerne noch was essen, bevor ich die Patrouille führe.“ Widerwillig erhob sich Wolfspfote. Kurz drohte er, zur Seite zu kippen, weswegen Bronzeseele ihn schnell stützte. „Geht es?“, erkundigte sie sich. „Natürlich.“, gähnte Wolfspfote nicht ganz überzeugend. „Habe mich noch nie besser gefühlt.“ „Wenn du meinst.“, antwortete Bronzeseele. Ich sollte morgen ein leichtes Training machen, überlegte sie. Aber was? Bisher hatte es Wolfspfote immer wieder geschafft, sich zu überfordern. Selbst, als er nur zur KlippenClan Grenze ging und zurück. Erst hatte er versuchen wollen, das halbe Territorium zu umrunden, damit er auch noch bei der MoosClan Grenze vorbeischauen konnte. Ich denke, er versteht es alles etwas falsch... Ein guter Krieger sein heisst nicht, jeden Sonnenuntergang zurück zum Lager zu kriechen...
Kaum erreichten sie das Lager, wollte Wolfspfote bereits weiter trainieren. Dabei schaffte er es kaum, sich auf den Pfoten zu halten! Mondschein verabschiedete sich schnell von Bronzeseele, ehe sie zu Ginsterschweif lief, die nun in der Kinderstube eingezogen war. Davor holte sie aber noch einen Vogel vom Frischbeutehaufen. In der Blattgrüne gab es zum Glück genügend Beute, sodass Jungen gerne gesehen waren. „Findest du nicht, dass Wolfspfote erschöpft aussieht?“ Gelbwind war zu Bronzeseele getreten, die seufzend nickte. „Er hört einfach nicht... Ich habe ihn schon oft gesagt, er solle sich nicht so überanstrengen. Den halben Weg zum Lager durfte ich ihn stützen.“ Kurz zuckten Gelbwinds Schnurrhaare belustigt. „Ich denke, das hat im sicherlich gut gefallen.“ Verwirrt blinzelte Fuchsseele. „Wie?“ „Darauf kommst du sicher noch.“, lachte Gelbwind, was Bronzeseele etwas verunsicherte, doch schon bald den Gedanken verdrängte. „Übrigens, Brauntupfen hat mich vorhin gefragt, wo du bist.“ Die Kätzin deutete zum Frischbeutehaufen, wo der Getupfte sich gerade sonnte. „Okay, danke.“, verabschiedete sich Bronzeseele freundlich und lief zu ihren besten Freund. „Du suchst nach mir?“ Etwas überrascht öffnete der Krieger die Augen, ehe er sich ordentlich aufrichtete. „Ja, ich wollte dich etwas wichtiges Fragen.“ Dabei wirkte er noch ernster als sonst. „Klar, was ist denn?“ „Du machst dir sorgen um Wolfspfote, oder? Weil er so viel trainiert.“ „Stimmt.“ Eigentlich hatte Bronzeseele ihm dies nicht anvertraut, sodass sie sich kurz wunderte. Doch Brauntupfen hatte schon immer ein gutes Auge gehabt, ihm entging so schnell nichts. „Ich möchte gerne mit Wolfspfote darüber reden, wenn ich darf. Ich habe immer viel Trainiert und habe gelernt, meine Grenzen zu beachten.“ Eine gute Idee, gab Bronzeseele zu, weswegen sie nickte. „Das könnte wirklich klappen.“ Nun wirkte Brauntupfen zufrieden. „Super, du kannst das mir überlassen. Ach ja!“ Nun blickte der Getupfte etwas schuldbewusst auf die Pfoten, was die zweite Anführerin nicht ganz einordnen konnte. „Ich habe es dir noch nicht gesagt aber ich gebe dir nicht die Schuld daran, dass Fichtenflug gestorben ist.“ Ob er es anfangs getan hat? „Mach dir keine Sorgen, Brauntupfen.“, antwortete Bronzeseele und stupste ihn an. „Es tut mir leid, dass wir sie verloren haben.“ Obwohl Bronzeseele nie wirklich Fichtenflug gemocht hatte, trauerte sie um die Clangefährtin. „Hätte ich es gewusst, wäre ich an ihrer Seite geblieben und sie beschützt.“ Zur Bronzeseeles Verwunderung, schüttelte Brauntupfen sein Kopf. „Du hast nichts falsch gemacht. Vielleicht hatte der SternenClan es so gewollt? Ausserdem war es Fichtenflugs freier Wille. Ich war immer an ihrer Seite, sie hatte nicht über Schmerzen geklagt. Mehrmals habe ich gesagt, sie sollte zum Heiler aber sie hat sich geweigert.“ Dann schwiegen beide Katzen, ehe sich Brauntupfen erhob. „Ich rede mal mit Wolfspfote.“, wechselte dann der Braune das Thema. Er schien wohl nicht mehr darüber reden zu wollen. Bronzeseele beliess es dabei, sie wollte ihren Kopf nun selbst frei bekommen.
Im Wald durchströmte die rotbraune Kätzin verschiedene Gerüche. Diese Blattgrüne war zum Glück nicht so heiss wie die vergangene. Es war eher angenehm war. Doch konnte Bronzeseele ein Gewitter wittern. Geschwind sprang sie über einen Ast. Bald bin ich da, dachte sie zweifelnd. Egal wie sehr sie sich freute, ein kleines Schuldgefühl blieb immer, wenn sie nach Schattenseele schauen wollte. Es waren eher die Sorge um ihn, die sie antrieb. Sie hatten die Streuner aus dem MoosClan vertrieben und sie wussten, dass Schattenseele früher zu einen Clan gehörte. Was, wenn sie ihre Frust an ihm auslassen würden? Er kann sich sicher wehren, sagte sich Bronzeseele, als sie endlich die Grenze erreichte. Kurz blickte sie hinter sich. Zwar war keine Patrouille in ihrer Nähe, doch sie musste sicher gehen. „Schattenseele?“, fragte sie leise, als Sorgen in ihr aufkamen. Vielleicht hatten sie ihn schwer verletzt? Er war ganz alleine! Niemand, der ihn schützen konnte. Ein Rascheln kündigte ihren Bruder an. Er humpelte leicht mit trüben Augen, doch als er Bronzeseele erblickte, hellte sich sein Gesicht auf. „Bronzeseele!“, miaute er glücklich und stellte sich an die Grenze. „Wie geht es dir?“ „Gut aber wie geht es dir?“ Besorgt schaute sie nach weiteren Verletzungen, doch ansonsten schien er unverletzt. „Keine Sorge, so schnell greifen mich die Streuner nicht wieder an.“ Sie hatten ihn also angegriffen, stellte sie mit einen kalten Schauder fest. Ist es meine Schuld? „Ich wollte nur den MoosClan helfen!“, miaute Bronzeseele entschuldigend. „Du brauchst dir nichts vorzuwerfen.“, erwiderte Schattenseele augenblicklich mit einen Lächeln. „An deiner Stelle hätte ich genauso gehandelt. Ich habe es von den Streuner gehört! Du hast eine Patrouille angeführt, aus allen Clans! Du hast die Clans vereint!“ Etwas peinlich berührt blickte Bronzeseele auf ihre Pfoten. Ein warmes Gefühl verbreitete sich in ihren Magen, als sie das Lob hörte. „Es war ein gutes Gefühl.“, gestand Bronzeseele leise. „Es war eine tiefe Verbundenheit zwischen den Clans.“ „Vielleicht kannst du alle Clans vereinen!“, sprach Schattenseele begeistert, was Bronzeseele kurz erschreckte. „Wie meinst du das? Wir haben gekämpft, damit es vier Clans gibt!“ Abwehrend schüttelte Schattenseele sich. „Tut mir leid, ich habe es etwas falsch formuliert. Ich wollte nicht sagen, dass es nur ein Clan geben soll. Ich meinte eher, dass die Clans in Frieden leben sollten, mit einer eher freundschaftlichen Verbindung.“, erklärte Schattenseele schnell, weswegen Bronzeseele zweifelnd nickte. Warum schaut er so komisch dabei? „Ich glaube, ich muss gehen.“, murmelte Bronzeseele. Schattenseele schien genau zu wissen wieso, denn er blickte schuldig auf den Boden, sagte aber nicht mehr dazu, weswegen Bronzeseele ihn den Rücken zudrehte.
Hoffentlich hatte Brauntupfen Erfolg bei Wolfspfote gehabt, überlegte Bronzeseele, um sich von Schattenseele ab zu lenken. Brauntupfen ist wortgewandt, er schafft es sicher besser als ich. „Bronzeseele!“, schrie plötzlich jemand ihren Namen, weswegen die Rotbrauen zusammen zuckte. Silbernes Fell blitzte zwischen den Bäumen auf. „Bronzeseele!“, rief Silberfeder erneut. Er wirkte ungewohnt nervös, als er zu Bronzeseele sprintete. „Ginsterschweif kriegt ihre Jungen und Schattenlilie hat mich hinaus geworfen, ich solle Jagen und nicht im Weg stehen!“, keuchte er mit unruhigen Blick. Belustigt zuckten Bronzeseeles Schnurrhaare. „Hast du denn schon etwas gefangen?“, erkundigte sie sich, was Silberfeder noch im selben Herzschlag verneinte. „Ich habe es versucht, wirklich!“, rief er etwas zappelig auf. „Aber mir ist einfach alles entwischt!“ „So wie du schreist ist es kein Wunder.“, bemerkte sie lachend. „Soll ich dir helfen?“ Wenn er wenigstens nicht schon jede Beute verjagt hat... Das Angebot nahm Silberfeder dankend an.
Kapitel 60:
Ginsterschweif hatte die Geburt gut überstanden und einen gesunden Kater zur Welt gebracht. Noch hatte Bronzeseele ihn noch nicht gesehen und wollte dies nächsten Sonnenaufgang nachholen. Von Hagelstern hat sie aber gehört, dass dieser bereits ziemlich wild sei. Nachts lag Bronzeseele noch lange wach. Ihre Gedanken kreisten um Schattenseeles Worte. Es war unmöglich die Clans zu vereinigen! Gleichzeitig fiel ihr dann aber das Gefühl von tiefer Verbundenheit ein, was sie gespürt hatte, als sie gegen die Streuner gekämpft hatten. Ein kalter Schauer überkam sie, denn irgendwie musste sie Schattenseele recht geben. Mal wieder. Dennoch war es falsch! Seine Idee war völlig falsch! Der SternenClan wollte vier Clans haben, nicht einen Einzigen. Bronzeseele war sich sicher, dass sich Schattenseele nicht falsch ausgedrückt hatte. „So kriege ich sicher keinen Schlaf.“, dachte die zweite Anführerin verzweifelt leise. Im Kriegerbau fühlte sie sich so ungewohnt bedrängt. Ich will raus hier! Mit diesen Gedanken erhob sie sich vorsichtig, um Fliegenpelz nicht zu wecken. Dieser gab nur ein grunzen von sich, schlief aber tief und fest. Draussen wunderte sich Bronzeseele kurz, denn sie war nicht die einzige. Nicht nur Gelbwind, die Wache hielt, sondern auch Wolfspfote war im Lager. Der junge Kater hatte seine Mentorin nicht bemerkt, er sass auf den Flachfelsen und starrte in den Himmel. Dieses Mal ist er ganz alleine dort rauf gekommen, dachte Bronzeseele belustigt. In den letzten zwei Monden ist er deutlich gewachsen. Er hatte seinen Schweif um seine Pfoten gelegt, sodass noch etwas Platz auf den Felsen war. Zwar war Bronzeseele ziemlich gross aber es sollte für sie reichen, weswegen sie ebenfalls auf den Flachfelsen sprang. Gelbwind würde sie schon nicht verraten. Erschrocken zuckte der Schüler zusammen. „T-tut mir leid!“, stotterte er wehmütig. „Das bleibt unser Geheimnis, ja?“, erwiderte Bronzeseele nur amüsiert, weswegen Wolfspfote aufatmete. „Brauntupfen hat heute mit mir geredet.“ „So?“, tat Bronzeseele überrascht. Sie wusste, dass Wolfspfote den getupften Krieger sehr respektierte. „Ja, er sagte, dass ich zu viel trainiere. Er erzählte mir, wie viele Probleme er als Schüler hatte. Wenn ich ihn so sehe, ist es echt schwer zu glauben.“ „Ich habe ihn oft geholfen.“, erklärte Bronzeseele. „Er hat sich immer so viel Mühe gegeben, er hat mehr als jeder andere seinen Kriegernamen verdient.“ Wissend nickte Wolfspfote, als hätte Brauntupfen ihm das genauso berichtet. „Doch ich weiss jetzt, dass ich es übertrieben habe. Wenn ich nicht auf mich Acht geben, werde ich niemals Krieger...“ Betrübt blickte er auf die Pfoten. „Dabei wollte ich doch nur genauso werden wie Fichtenflug! Damit sie auf mich stolz ist!“ Verwundert stupste Bronzeseele ihren Schüler an. „Fichtenflug war doch schon immer stolz auf dich. Weil du ein guter Schüler bist und sicherlich einer der besten Krieger werden wirst. Sei du selbst. Wenn du dich versuchst zu zwingen, jemand anderes zu werden, wirst du dich selbst verlieren, verstehst du?“ Langsam hob Wolfspfote den Kopf und dachte kurz nach. „Du hast ja recht... Es ist einfach nur...“ Dann brach er kurz ab, ehe er leise sagte: „Ich hätte sie nur gerne länger bei mir gehabt...“ Tröstend legte Bronzeseele ihren Schweif um Wolfspfote.
„Und warum kannst du nicht schlafen?“ Wolfspfotes Frage kam etwas plötzlich, weswegen Bronzeseele kurz zusammenzuckte. Macht er sich jetzt sorgen um mich? Aber ihm sagen, was sie bedrückte, konnte sie nicht wirklich, daher versuchte sie der Frage aus zu weichen. „Na ja, schwer zu sagen. Glaubst du, wir sollen nächsten Sonnenaufgang jagen gehen oder möchtest du Kämpfen üben?“ „Das ist nicht fair!“, beschwerte sich Wolfspfote energisch. „Du kannst mir deine Sorgen anvertrauen, ich mache es ja auch!“ Verwundert hielt Bronzeseele inne. Ganz falsch lag er ja damit nicht. Doch... So einfach ist es nicht, Wolfspfote. Wolfspfote wartete geduldig auf eine Antwort und vielleicht tat es ja gut, sich jemanden mitzuteilen. Einer, der nicht Schattenseele war! Wenn sie ein, zwei Informationen ausliess, dann konnte es klappen, oder? „Es ist etwas schwer.“, gestand Bronzeseele. „Aber ich werde es versuchen. Eine wichtige Katze für mich scheint etwas anders zu sein, als ich gedacht habe. Obwohl seine Idee ziemlich mäusehirnig ist, hat er auf irgendeiner Weise recht und das ist etwas... Wie soll ich sagen? Es macht einem schon fast Angst.“, miaute die Rotbraune möglichst ruhig. Sie wollte Wolfspfote nach Möglichkeit nicht beunruhigen. Dieser schwieg kurz. „Das tut mir leid.“, sprach er dann, was Bronzeseele erneut verwunderte. „Aber vielleicht hast du es ja missverstanden? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand dir schaden möchten, dafür bist du eine viel zu tolle Katze!“ Er ist eigentlich ganz süss, fiel Bronzeseele auf. Das hat sich bei ihm nicht geändert, hoffentlich bleibt er auch so. „Vielleicht hast du recht.“, schnurrte Bronzeseele, auch wenn er ihr nicht helfen konnte. Dennoch tat es ihr erstaunlich gut, sich mit ihm zu unterhalten, es brachte Bronzeseele einfach auf andere Gedanken. Daher unterhielten sie sich noch ein bisschen, ehe endlich die Müdigkeit über Bronzeseele kam. „Ich lege mich hin und schlafe noch ein bisschen.“, gähnte sie zu ihrem Schüler. „Du solltest auch noch etwas schlafen.“
Am nächsten Morgen fühlte sich Bronzeseeles Körper noch etwas schwer an, doch sie hatte gut schlafen können. An Schattenseele dachte sie nicht mehr, sondern hielt Ausschau nach Wolfspfote und Gluttiger. Sie hatte gemeinsam mit Mondschein überlegt, ihre Schüler auf unterschiedlich Patrouillen zu schicken, da sie bisher fast immer gemeinsam trainiert hatten. Ihr Schüler spielte gerade mit Löwenjunges und Aschenjunges. Die beiden waren ziemlich gewachsen und Habichtwolke hatte Recht darauf, stolz auf sie zu sein. Nun waren sie fünf Monde alt, also würde Habichtwolke bald die Kinderstube verlassen. Nicht zum ersten Mal fragte Bronzeseele sich, ob Habichtwolke wieder zweite Anführerin werden würde. Sie war schon immer stolz auf ihre Position gewesen, überlegte Bronzeseele etwas enttäuscht. Bronzeseele selbst war erstaunlich gerne zweite Anführerin! Obwohl... Hagelstern hatte ihr gesagt, wie stolz er auf sie gewesen war, als sie den MoosClan geholfen hatte. Vielleicht blieb sie zweite Anführerin? Als Aschenjunges an ihr vorbei rannte, wurde Bronzeseele aus ihre Gedanken gerissen. Kurz darauf preschte Löwenjunges vor und überholte seinen grauen Bruder. „Siehst du? Ich bin schneller als du!“, höhnte Löwenjunges, woraufhin sich Aschenjunges auf ihn warf. „Ich bin aber stärker!“ Seufzend näherte sich Wolfspfote den streitenden Wurfgefährten. „Hey, ich sollte euch doch zeigen, wie man Jagd!“ Doch die Beiden hörten gar nicht mehr. Dafür erregte ein graues Köpfchen Bronzeseele Aufmerksamkeit. Vorsichtig lugte Krähenjunges aus der Kinderstube, ehe er langsam den Bau verliess. Unsicher blickte Bronzeseele zu ihm. Ginsterschweif würde ihn sicherlich noch nicht alleine im Lager lassen, oder? Tatsächlich behielt Bronzeseele recht, denn Ginsterschweif lief zu ihr Junges und hob es hoch. „Lass das!“, quiekte Krähenjunges protestierend, sodass alle Katzen im Lager aufblickten, doch dies machte Ginsterschweif wenig aus. Silberfeder sprang sofort zu seiner Gefährtin. „Krähenjunges, was machst du denn?“ „Ich will nicht in der Kinderstube bleiben, das ist langweilig und Aschenjunges und Löwenjunges dürfen auch draussen spielen!“ Belustigt beobachtete Bronzeseele die kleine Familie, ehe sie dann Wolfspfote zu sich rief. „Du kannst den Jungen später helfen, ja?“ „Okay, dann lass uns gehen!“
Recht bald bereute Bronzeseele, Gluttiger mitgenommen zu haben. Zumindest ohne Staubglanz. „Was riechst du denn?“, erkundigte sich Bronzeseele. „Ich glaube Maus?“, riet Wolfspfote sichtlich nervös. Das Beisein von Gluttiger hatte ihn ziemlich eingeschüchtert. „Nur, wenn Mäuse auf Bäume klettern und Nüsse sammeln!“, höhnte Gluttiger und schüttelte sich. „Wenn du Eichhörnchen und Maus nicht auseinander halten kannst...“ „T-tut mir leid!“, entschuldigte sich Wolfspfote sogleich. Aufmunternd stupste Bronzeseele ihn an. „Keine Sorge. Nimm dir Gluttigers Worte nicht zu Herzen, er besteht nämlich aus heisser Luft.“ Belustigt versuchte Wolfspfote ein Lachen zu unterdrücken, denn Gluttiger wirkte nicht ganz so glücklich über den Kommentar. Wäre Bronzeseele noch seine Schülerin, so hätte sie sich sicher etwas anhören dürfen. Zu ihrem Glück blieb es bei einem warnenden Stoss von dem roten Kater. „Sei doch nicht so.“, lachte Bronzeseele. Sie kannte Gluttiger gut, er würde ihr nicht lange Böse sein können. Tatsächlich hielt er sich sogar mit seinen bissigen Kommentaren zurück, weswegen Wolfspfote etwas selbstbewusster wurde. „Eine Amsel.“, flüsterte Wolfspfote plötzlich und deutete auf den schwarzen Vogel. Fragend blickte er zu seiner Mentorin, die ihn zunickte. Gluttiger schien noch skeptisch zu sein, lies aber Wolfspfote machen. Vorsichtig kauerte sich der graue Schüler hin. Dann näherte er sich der Beute. Mit aller Ruhe überprüfte er die Luft und setzte eine Pfote vor die andere. Mit einem geschickten Satz sprang er auf die Amsel und tötete diese. „Guter Fang!“, rief Bronzeseele ihn zu. Selbst Gluttiger erbarmte sich für ein leises Lob. Etwas peinlich berührt blickte Wolfspfote auf den Boden, doch er schien stolz zu sein.
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Kapitel 61:
Nachdem sie den Morgen über mit Wolfspfote trainiert hatte, sonnte sich Bronzeseele am Frischbeutehaufen. Noch war es schön warm, doch bald würde der Blattfall den Wald erreichen.Wieder überlegte sie, was Habichtwolke machen würde. Ob Habichtwolke wirklich wieder zweite Anführerin werden würde? Vielleicht sollte sie mal mit der grauen Kätzin sprechen? Nein, sie spielt gerade mit Löwenjunges und Aschenjunges, bemerkte Bronzeseele.Ich möchte da nicht stören. Aber vielleicht kann ich Hagelstern darauf ansprechen? Dieser sass vor dem Flachfelsen und blickte sich zufrieden im Lager um. Schaden kann es ja nicht. Daher fasste die Rotbrauen Mut und erhob sich. Vor ihrem Anführer neigte sie kurz ehrenvoll den Kopf. „Kann ich mit dir reden?“ „Liegt dir etwas auf den Herzen?“, erriet der weisse Kater mit wissenden blick. „Wir können ja etwas in den Wald gehen und dort in Ruhe sprechen.“ „Wenn es möglich ist.“, erwiderte Bronzeseele erfreut. Hagelstern gab seiner Gefährtin Sandtupf die Verantwortung fürs Lager ehe er Bronzeseele zu sich rief.
„Worüber wolltest du jetzt reden?“ Nun war ihr Vorhaben Bronzeseele doch recht unangenehm, weswegen sie auf ihre Pfoten blickte. „Wenn Löwenjunges und Aschenjunges zu Schüler ernannt werden, was wird aus Habichtwolke?“, fragte sie dann forsch geradewegs hinaus. Kurz hielt Hagelstern verwundert an, ehe er kurz lachen musste. „Als ich dich zur zweiten Anführerin ernannt habe, hätte ich eigentlich nicht gedacht, dass du die Position so gern hättest.“ „Na ja, ich bin hinein gewachsen.“, gestand Bronzeseele leise. „Ist das denn schlimm?“ Zur Antwort schüttelte Hagelstern den Kopf. „Nein,ich finde es sogar gut. Wenn dir etwas wichtig ist, gibst du dein Bestes dabei. Nun, Habichtwolke hat bereits mit mir darüber geredet.“ Für einen Moment glaubte Bronzeseele, ihr Herz würde einen Schlag aussetzten. Also möchte sie wirklich wieder zweite Anführerin werden? Betrübt liess sie die Ohren hängen. Sie war ja wirklich immer stolz auf ihre Position gewesen, da wundert es mich eigentlich nicht. Vielleicht denkt der Clan auch, sie sei die bessere zweite Anführerin? „Habichtwolke weiss genau, wie viele Leben ich noch habe und hat beschlossen, du solltest zweite Anführerin bleiben.“ „Was?“, brachte Bronzeseele etwas verwundert hervor. Was meinte er damit? Seufzend blickte Hagelstern kurz zurück, wo das Lager lag. „Hör zu, ich habe nicht mal Sandtupf erzählt, wie viele Leben ich noch habe. Ich will nicht, dass sie sich um mich sorgt. Aber dir werde ich es sagen.“ Angespannt hielt Bronzeseele an. Inständig hoffte sie, dass Hagelstern noch viele Leben übrig hatte, sie konnte sich den DornenClan ohne ihn nicht vor stellen!! Ist es überhaupt fair, dass ich seine Anzahl an Leben erfahre aber Sandtupf nicht? Ist es nicht normal, dass man sich um seinen Gefährten sorgt? Nein, es ist Hagelsterns Wunsch, ich muss es für mich behalten! Unwissenheit brannte sich in ihr ein. Wie oft war Hagelstern vor ihren Augen gestorben? Deutlich zu oft. Was, wenn er nur noch zwei Leben hatte? Endlich erlöste Hagelstern sie. „Ich lebe zurzeit mein letztes Leben.“
Es fühlte sich an, als würde die Welt um Bronzeseele einfrieren. Ihr wurde plötzlich so bitter kalt. „Dein letztes Leben?“, echote sie etwas leer. Plötzlich fühlte sie sich so erschöpft, als hätte zwei Grenzpatrouillen hinter sich. „Habichtwolke sagte mir, du wärst daher die bessere Anwärterin. Wenn ich sterbe wäre eine junge Anführerin besser geeignet und du hast sie mit deinen Taten ziemlich beeindruckt. Ich kann ihr nur beipflichten.“, sprach Hagelstern, als wäre nichts geschehen. Er spricht so einfach über seinem Tod! Für Bronzeseele ging es alles etwas zu schnell. Hagelstern war schon immer ihr Anführer gewesen! Für sie hatte es keinen anderen gegeben und niemand könnte auch nur annähernd ein so guter Anführer werden! „Du wirkst etwas geschockt.“, bemerkte Hagelstern mit ruhiger Stimmenlage. „Es ist meine Pflicht über die Zukunft des Clans nachzudenken. Machen wir uns nichts vor, ich bin bereits alt. Ich werde nicht ewig leben können. Ich sehe den Clan in deinen Pfoten gut aufgehoben.“ „Das ehrt mich ja ungemein aber...“, setzte Bronzeseele an, brach aber dann ab. Natürlich weiss ich,dass ich als zweite Anführerin eventuell die nächste Anführerin werden könnte... Doch ich habe nie realisiert, dass dafür Hagelstern sterben müsste...Sie spürte, wie Hagelstern den Schweif um sie legte. „Wir sollten zurück gehen, das war vielleicht etwas viel für dich.“ Stumm stimmte Bronzeseele zu.
Als sie wieder das Lager erreichten, ging es ihr schon etwas besser. Dennoch blieb es eine fürchterliche Vorstellung, dass Hagelstern vielleicht bald mit den Ahnen jagen würde. Zwar war das Fell um seine Nase ergraut aber für Bronzeseele würde es trotzdem zu früh sein. Es dauerte nicht lange, bis Wolfspfote und Brauntupfen sie begrüssten. „Hallo, Bronzeseele!“, miaute ihr Schüler fröhlich. Brauntupfen beobachtete Bronzeseele einige Herzschläge nachdenklich, bis er sie ebenfalls begrüsste.Er weiss, dass es mir nicht so gut geht, wurde sich Bronzeseele klar. Aber ich habe es Hagelstern versprochen. Bitterlich wurde ihr klar, dass sie ein weiteres Geheimnis vor Brauntupfen haben müsste. „Wolltet ihr zusammen in den Wald?“, lenkte Bronzeseele sich schnell ab und wandte sich zu Wolfspfote. „Ja, eigentlich wollten wir ja auf Patrouille gehen aber du bist mit Hagelstern rausgegangen. Daher habe ich Brauntupfen gefragt aber jetzt bist du da!“ Wollten wir das? Hatte Bronzeseele es einfach vergessen durch den Schock? Wage erinnerte sie sich an ein Versprechen mit Wolfspfote. Er fand den Wolkensee sehr schön und Bronzeseele hatte ihm beim Training versprochen, noch dorthin zugehen. „Brauntupfen kann aber trotzdem mitkommen.“, redete der Schüler weiter. Fragend blickte Bronzeseele zu ihren Freund, der nickte. „Dann sollten wir uns beeilen.“
Wolfspfote schien es ziemlich eilig zu haben. Er sprang immer wieder nach vorn. Sogar eine Maus hatte er aufgeschreckt! „Zum Glück ist es keine Jagdpatrouille...“, seufzte Brauntupfen kopfschüttelnd. „Eigentlich ist er ja ein gewissenhafter Schüler.“, nahm ihn Bronzeseele schmunzelnd in Schutz. „Er ist einfach nur aufgeregt. Den Wolkensee findet er irgendwie toll.“ „Ist er auch.“, stimmte Brauntupfen zu. Bronzeseele hatte immer gemischte Gefühle gegenüber diesen Ort. Dort hatte Schattenseele seinen eigenen Bruder ermordet und wenn sie dort stand, glaubte sie, dessen Blut unter ihren Ballen zu fühlen. Oft hatte sie sich gefragt, wie Maulwurfherz wohl gewesen war. Regenblüte wollte sie nicht darauf ansprechen, aus Angst, sie könnte einen Rückfall erleiden. Sei wusste, er wurde nach seinen grossen Herzen benannt... Also muss er freundlich gewesen sein. Bei diesen Gedanken fühlte sie sich plötzlich kalt. Immerhin kannte sie Schattenseele auch als ein sehr freundlichen Kater. Auf einmal hörte es sich wieder unvorstellbar an, dass Schattenseele wirklich seinen Wurfgefährten getötet haben sollte! Immerhin hatte er auch Bronzeseele immer beschützt! Ich frage mich, was damals genau vorgefallen ist... „Bronzeseele?“ Mit einem Schlag holte Brauntupfen sie aus der Gedankenwelt. „Ist alles gut?“ Verwirrt schaute Bronzeseele auf. Sogar Wolfspfote hatte angehalten, um nach seiner Mentorin zu schauen. „Ich habe nur über etwas nachgedacht, tut mir leid.“, antwortete Bronzeseele ehrlich und schüttelte die Gedanken von sich. „Wir sollten uns beeilen.“ Ohne weitere Worte setzte sich Wolfspfote damit in Bewegung. Brauntupfen schien nicht ganz zufrieden zu sein, beliess es aber dabei. Nachdenklich tapste der Getupfte neben der zweiten Anführerin.
Schweigend erreichten sie den Wolkensee. Inzwischen hatte sich der Himmel leicht verfärbt und wenn man zum See blickte, konnte man das Farbenspiel gut erkennen. „Glühsplitter war gerne hier mit Fichtenflug.“, berichtete Wolfspfote zufrieden. „Hier sind sie Gefährten geworden.“ Hier also hat er seine Liebe gestanden...Es klang typisch für den Glühsplitter, den sie kannte. Wahrscheinlich hat er sich auch nie grossartig verändert. „Weisst du was, Bronzeseele?“ „Was denn?“ Es viel ihr schwer, ein Lachen zu verkneifen, als sie Wolfspfote anschaute. Sein Fell stand mehr ab als sonst und ein Laubblatt ruhte zwischen seinen Ohren. Gleichzeitig versuchte er, möglichst ernst zu schauen. „Glühsplitter hat mir gesagt, hier könnte ich eines Tages auch meine Liebe gestehen. Und Irgendwann werde ich das machen!“ „Hast du denn auch schon jemanden bestimmtes, den du Fragen würdest?“, fragte Brauntupfen freundlich. Zögerlich nickte Wolfspfote und schaute beschämt auf seine Pfoten. „Aber ich verrate nicht, wen ich gern habe.“ „Ich bin mir sicher, die Katze wird sich freuen.“, erwiderte Bronzeseele amüsiert.
Kapitel 62:
Nachdenklich lief Hagelstern in seinem Bau auf und ab. Gerade überlegten er und Bronzeseele gemeinsam wer Aschenjunges und Löwenjunges Ausbilden sollten. Da Bronzeseele viel mit Wolfspfote, Mondschein und Sturmpfote trainiert hatte, mussten sie es immer wieder aufschieben. Doch nun wollte Hagelstern die Jungen bei Sonnenhoch zu Schüler ernennen. „Ich würde gerne den jüngeren Krieger eine Chance geben aber...“, seufzte Hagelstern. „Ich möchte auch gerne Borkenkralle wieder mal einen Schüler geben. Er ist ein guter Krieger und äusserst Loyal. Das würde Löwenjunges sicherlich gut tun, er kommt genau nach seiner Mutter.“ „Das stimmt wohl.“, stimmte Bronzeseele lachend hinzu. „Borkenkralle wird ihn das Gesetzt des Kriegers jeden Sonnenaufgang aufs neue beharrlich beibringen.“ „Dann haben wir schon mal einen Mentor.“, stellte Hagelstern fest. „Dann können wir ja einen etwas jüngeren Krieger die Chance geben.“ „Wie wäre es mit Fliegenpelz?“, schlug die Rotbraune vor. „Er ist so alt wie ich und hatte noch keinen Schüler. Ich bin mir sicher, er würde sich viel Mühe geben.“ „Mühe sicherlich schon aber ich denke, es ist noch zu früh für ihn.“ Etwas enttäuscht liess Bronzeseele die Ohren hängen, während Hagelstern seine Meinung erläuterte. „Noch lebt er mit dem Kopf in den Wolken. Ich habe noch keinen Krieger gesehen, der so oft in einen Igel läuft. Ich meine es nicht böse, ich weiss, dass es dein Wurfgefährte ist. Doch ihn fehlt noch etwas reife, sonst ist er mit einem Schüler überfordert.“ „Du hast sicherlich recht...“, stimmte Bronzeseele zu. Dennoch hätte sie ihrem Wurfgefährten gerne einen Schüler gegeben. „Aber ich habe da eine Idee.“, murmelte Hagelstern plötzlich verschwörerisch. Etwas verwundert legte Bronzeseele den Kopf schief. Was hat er jetzt vor? Irgendwie wirkte Hagelstern heute etwas ausgelassener als sonst. Das war gut zu sehen. Ob wohl was gutes passiert ist? Doch nun war die Mentorenfrage wichtiger, weswegen Bronzeseele ihre Überlegungen verdrängte. „Woran denkst du?“ „Wir sollten Fliegenpelz die Möglichkeit geben, aktiv mit zu helfen, einen Schüler auszubilden. Wir werden Felssturm einen Schüler geben. Sie ist eine Schnurrhaarlänge reifer als Fliegenpelz, das muss reichen.“ „Das könnte tatsächlich klappen...“, überlegte Bronzeseele erstaunt. Felssturm und Fliegenpelz waren kaum voneinander zu trennen, sicherlich würde Fliegenpelz auch bei der Ausbildung helfen. „Dann bist du damit einverstanden?“, riet Hagelstern zufrieden. Daraufhin nickte Bronzeseele zögerlich. Vielleicht konnte Fliegenpelz dann auch bald selbst einen Schüler ausbilden?
Ungeduldig wartete Bronzeseele im Lager. Sie hatte noch nicht mit Wolfspfote trainiert, stattdessen war er zurzeit mit Schneesturm unterwegs. Bald sollten sie jedoch wieder zurück kommen, denn es war bereits Sonnenhoch. Hagelstern wartete immer, bis der ganze Clan beisammen war und die beiden fehlten als einzige. Habichtwolke lief ungeduldig auf und ab, ihre Jungen hatte sie ordentlich geputzt. Doch sobald die graue Königin ihnen den Rücken zudrehte, rauften sich die Wurfgefährten. Mückenherz wies seine Jungen mal wieder zurecht. „Tut uns leid.“, beteuerte Löwenjunges wenig glaubwürdig, da er bereits wieder nach Aschenjunges schlug. „Da seit ihr endlich!“, miaute Hagelstern laut, weswegen Bronzeseele direkt zum Lagerausgang blickte. Schuldig blickte Wolfspfote auf den Boden, in seinem Maul hing eine kleine Wühlmaus. Schneesturm neben ihn wirkte nicht ganz so zufrieden. „Die Jagd hat etwas länger gedauert, als eigentlich gedacht.“, erklärte Schneesturm ihrem Vater, während sie Wolfspfote kurz an funkelte. Was war passiert? Bronzeseele konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass Wolfspfote Probleme verursachen würden. Nach der Ernennung würde sie genauer nachfragen. „Ich rufe alle Katze, die Beute machen können, zu einer Clanversammlung zusammen!“, rief Hagelstern ohne weitere Fragen. Schnell setzte sich Bronzeseele an ihren Platz, neben den Flachfelsen. Es dauerte einige Herzschläge, bis alle Katzen anwesend waren. Krähenjunges schlich sich vorsichtig aus der Kinderstube, bis Ginsterschweif ihn am Nackenfell packte. Leise protestierte der junge Kater und wollte auch nicht verstummen, als man ihn warnend anblickte. Er ist genau wie Silberfeder und Ginsterschweif., dachte Bronzeseele amüsiert. Erst als Silberfeder zu seinem Sohn tapste, verstummte er. Zufrieden konnte er sich zwischen seinen Eltern setzten. Er ist noch dickköpfiger als Ginsterschweif. Wer auch immer sein Mentor werden sollt, tut mir jetzt schon leid. „Wir haben uns heute versammelt, um zwei neue Schüler zu ernennen! Löwenjunges und Aschenjunges, ihr seid nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit eurer Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an, bis dieser Schüler sich seinen Kriegernamen verdient hat, wird er Löwenpfote heissen. Ich bitte den SternenClan über diesen Schüler zu wachen, bis er in seinen Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Borkenkralle du bist nun wieder bereit einen weiteren Schüler auszubilden. Du wirst der Mentor von Löwenpfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an ihm weiter geben wirst.“ „Das werde ich.“, schnurrte der braune Krieger stolz. „Von diesem Tag an, bis dieser Schüler sich seinen Kriegernamen verdient hat, wird er Aschenpfote heissen. Ich bitte den SternenClan über diesen Schüler zu wachen, bis er in seinen Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Felssturm du bist nun bereit einen Schüler auszubilden. Du wurdest von mir ausgebildet und du hast bewiesen, dass du stark und mutig bist. Du wirst der Mentor von Aschenpfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an ihm weiter geben wirst.“ „Ich gebe mein Bestes!“, versprach Felssturm feierlich. Wissend nickte Hagelstern. „Löwenpfote! Aschenpfote! Löwenpfote! Aschenpfote!“, jubelte der Clan, am lautesten war Krähenjunges. Ob er sich bereits seine Ernennungen vorstellte? Doch dies würde noch mehr als vier Monde dauern.
Kurz nach der Versammlung sprang Bronzeseele zu Schneesturm. „Alles in Ordnung? Oder hat Wolfspfote dir Probleme bereitet?“ „Nicht unbedingt Probleme. Er wollte unbedingt eine Wühlmaus fangen und das hat gedauert.“ Eine Wühlmaus? Nun war Bronzeseele noch mehr verwirrt, weswegen sie sich von der Kriegerin verabschiedete und mit ihren Schüler sprach. Glücklich sprang Wolfspfote auf, als Bronzeseele nach ihm rief. „Bis später, Sturmpfote!“ Kurz hielt er inne, dann rannte er zum Frischbeutehaufen, um die Wühlmaus heraus zu suchen. Manchmal frage ich mich, was in seinen Kopf vorgeht... Das Beutetier liess er vor der Rotbraune fallen. „Habe ich für dich gefangen!“, erklärte er stolz. „D-danke...“, miaute Bronzeseele etwas überfordert. „Aber wieso? Du wusstest doch, dass heute Löwenpfote und Aschenpfote ernannt werden sollten!“ Sie wollte nicht so vorwurfsvoll klingen, sie war eher verdattert. „Bist du sauer auf mich?“ Plötzlich war Wolfspfote ganz kleinlaut und liess niedergeschlagen die Ohren hängen. Schnell schüttelte Bronzeseele den Kopf. „Nein, nein! Das bin ich nicht! Ich bin dir ja dankbar, ich möchte es nur wissen.“ Unsicher bearbeitete der Schüler den Boden mit den Pfoten. „Na ja... Du hast so viel zu tun! Und du versuchst immer, so viel mit mir zu trainieren, da wollte ich dich überraschen. Brauntupfen hat mir gesagt, dass du am liebsten Wühlmaus isst. Du bist die beste Mentorin, nein, die beste Katze im Lager! Daher habe ich extra die Maus gefangen!“ Überrascht blinzelte Bronzeseele, ein angenehm wohliges Gefühl breitete sich in ihr aus. „Wirklich? Das ist echt lieb von dir.“ Um ihre Worte zu bekräftigten, nahm sie ein bissen. „Schmeckt echt gut.“ „Wirklich? Das ist ja super!“ Nun wirkte Wolfspfote wieder wie immer. „Aber ich muss leider wieder zu Sturmpfote, das habe ich ihr versprochen!“ „Mach nur.“, schnurrte Bronzeseele.
Kurz vor Sonnenuntergang gab sich Bronzeseele noch mit Brauntupfen die Zunge. „Hat dir Wolfspfote eine Maus gefangen?“, riet er irgendwann. „Eine Wühlmaus?“ „Ja, stimmt.“ Es wunderte Bronzeseele nicht wirklich, dass Brauntupfen dies geahnt hatte. Immerhin hatte ihr Schüler den Getupften gefragt. „Daher ist er zu spät gekommen. Es war ja eine liebe Idee von ihm aber der Clan geht vor.“ „Er hat dich einfach gern.“, erklärte Brauntupfen belustigt „Ich habe noch heute mit Gelbwind darüber gesprochen. Du hast es immer noch nicht bemerkt, oder?“ „Was bemerkt?“ Eigentlich glaubte Bronzeseele langsam die Antwort zu kennen, doch sie war sich nicht ganz sicher. Kurz streckte sich Brauntupfen, ehe er antwortete. „Wolfspfote hat sich in dich verliebt. Zumindest glauben wir das.“ Also stimmt meine Vermutung... Eigentlich würde Bronzeseele es ja ganz süss finden aber es gab etwas, was Bronzeseele verunsicherte. Das klärt sich schon, dachte sie schnell.
Kapitel 63:
Inzwischen waren Wolfspfote und Sturmpfote nun zehn Monde alt und Hagelstern hatte beschlossen, dem heutigen Training beizuwohnen. Daher war der dunkelgraue Schüler sehr nervös und lief unruhig auf und ab. Mondschein redete gerade mit Sturmpfote, damit diese nichts überstürzen würde. „Glaubst du, ich mache mich heute gut?“, erkundigte sich Wolfspfote mit bebender Stimme. „Sicher, du machst es schon.“, versicherte ihn Bronzeseele. Ihr Schüler beherrschte alle Grundtechniken gut und seine feine Nase war besser als die von so manchem Krieger. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ja? Hagelstern wird dich auch nicht unter Druck setzten.“ „Schon aber ich möchte, dass du stolz auf mich bist!“ Seine dunkelblauen Augen leuchteten plötzlich energisch auf. „Ich bin doch jetzt schon stolz auf dich.“, miaute Bronzeseele und stupste ihn an. „Bronzeseele! Wolfspfote!“, rief plötzlich Hagelstern am Lagerausgang. „Wir gehen los!“ Kurz nickte Bronzeseele ihren Schüler noch aufmunternd zu, ehe sie zu Hagelstern liefen. „Ich bin total aufgeregt!“ Sturmpfote drehte sich kurz im Kreis und schaute dann zu Wolfspfote. „Du auch?“ Zögerlich stimmte der dunkelgraue Kater seiner Wurfgefährtin zu. Hoffentlich macht sie ihn nicht noch nervöser...
Hagelstern hielt sich die Zeit über zurück. Er lief gemächlich hinter Mentoren und Schüler, um nicht weiter zu stören. Doch seine grünen Augen blieben wachsam. „ Bronzeseele und ich haben überlegt, dass wir zuerst die Grenze zum KlippenClan patrouillieren, dann bei den Fuchsfelsen vorbei schauen, ehe wir etwas jagen gehen.“ „Jagen kann ich gut!“, platzte es Sturmpfote erfreut hervor, doch dann entschuldigte sie sich kleinlaut. „Jetzt habe ich sicher die Beute bis zum KlippenClan verjagt...“, fügte sie noch leise hinzu. „Wir finden sicher noch etwas.“, tröstete Wolfspfote sie. Leise konnte Bronzeseele Hagelstern lachen hören. „Wie dem auch sei.“, fing Mondschein an. „Wir sollten uns beeilen, damit wir alles noch rechtzeitig schaffen können.“ Sofort war Sturmpfote wieder Feuer und Flamme. „Ich bin die Schnellste! Wir können ja ein Wettrennen machen!“ Unruhig sprang sie zwischen den Mentoren auf und ab. „Sturmpfote!“, mahnte Mondschein sie scharf mit einen tadelnden Blick. Sofort hielt die schwarze Kätzin mit den blauen Augen inne und legte die Ohren schuldig an. „Ich verschrecke schon wieder die Beute...“ Kopfschüttelnd setzte sich Mondschein hin. Ihre Schülerin tat es ohne Aufforderung gleich. „Okay, schliesse die Augen und atme ein paar mal tief ein und aus. Dann kannst du dich etwas beruhigen.“ Misstrauisch blickte Wolfspfote zu Bronzeseele. Bronzeseele war in diesen Moment noch glücklicher, ihn als Schüler zu haben. Vor Hagelstern wäre es sicherlich sonst recht unangenehm gewesen. Doch Mondscheins Tipp erzielte früh Erfolge. Deutlich gelassener konnte Sturmpfote wieder aufstehen. Kurz schielte die Rotbraune zu Hagelstern, der sehr stolz auf seine Tochter zu sein schien. „Ich denke, wir können weiter.“, erklärte Mondschein zufrieden. Damit setzte sich die Patrouille wieder in Bewegung.
Relativ schnell erreichten sie die besagte Grenze. Wie der Zufall es so wollte, schien auch eine Grenzpatroulie vom KlippenClan die Grenze zu markieren. „Seit gegrüsst.“, miaute Bronzeseele ihnen freundlich zu. Leider schienen weder Eiskralle noch Wüstenblatt unter ihnen zu sein. „Wer ist das?“, erkundigte sich ein kleiner, weisser Kater mit grauen Augen bei einer orangen Kätzin, wahrscheinlich seine Mentorin. „Das ist Bronzeseele. Sie ist die zweite Anführerin vom DornenClan.“ „Ein neuer Schüler?“, riet Hagelstern, der nun einen Schritt auf sie zu machte. „Allerdings.“, stimmte die Kätzin zu. „Das ist Windpfote.“ „Ich bin seit heute Schüler!“, erklärte er stolz, seine Augen strahlten zufrieden. „Und wer bist du?“ „Ich bin Hagelstern.“ Nun änderte sich die Körperhaltung vom Schüler. „Echt? Dann bist du ein Anführer? Sowie Funkelstern?“ „Genauso.“, stimmte Hagelstern freundlich hin zu. „Ich bin auch eine Schülerin!“, erklärte Sturmpfote eifrig. „Ich bin Sturmpfote! Und das ist Wolfspfote.“ Wolfspfote nickte zögerlich. „Das ist so toll!“, rief Windpfote begeistert und schaute wieder zu seine Mentorin. „Hagelstern ist also wie Funkelstern, bloss für den DornenClan! Und Bronzeseele ist wie Spatzenkehle!“ „Spatzenkehle?“, wiederholte Mondschein verwirrt. Fichtentatze ist doch die zweite Anführerin! Es sei denn... Vielleicht ist etwas mit ihr passiert? Warnend wurde der Schüler angestossen. „Du solltest das doch nicht sagen.“, seufzte ihre Mentorin. „Ist etwas mit Fichtentatze?“, erkundigte sich Hagelstern sogleich besorgt. Kurz schwieg der KlippenClan. „Wir hatten einen Fuchs gefunden. Fichtentatze kämpfte sehr mutig, doch später erlag sie den Wunden.“ „Sie war eine gute zweite Anführerin.“, murmelte Bronzeseele betroffen. Im Schüleralter war sie Fichtentatze vor ihrer ersten Versammlung begegnet. Damals hatte sie gewaltige Ausstrahlung gehabt, sie hat mächtiger als jede andere Katze gewirkt. Doch sie war auch nicht mehr die Jüngste gewesen. Trotz aller dem war es für Bronzeseele schwer vorstellbar! Kurz blickte sie zum Himmel. Fichtentatze würde sicherlich im SternenClan weiterhin auf ihren Clan acht geben. „Spatzenkehle ist also der neue zweite Anführer?“, riet Mondschein. In ihren Augen spiegelte sich Mitgefühl wieder. Bronzeseele kannte den Kater nicht sonderlich gut, doch ihr Vater Blitzlicht war mit Spatzenkehle recht gut befreundet. „Allerdings.“, sprach nun Windpfote wieder. „Er macht es auch echt gut!“ „Ihr habt euch aber gut erholt oder?“, fragte Hagelstern vorsichtig. Bronzeseele konnte keine keine weiteren Verletzungen an den Kriegern sehen. „Natürlich!“, miaute ein Kater auf, der bisher geschwiegen hatte. „Das ist gut zu hören. Wir sollten nun aber weiter zum Fuchsfelsen“ „Natürlich.“, miaute die orangene Kätzin und neigte ihren Kopf.
Die schlechte Neuigkeit hatte die Stimmung der Patrouille einige Herzschläge runter gezogen. Sturmpfote hatte es schnell bemerkt und brachte die Katzen auf andere Gedanken. Sie ist feinfühliger als gedacht., bemerkte Bronzeseele nachdenklich. Bisher hatte sich ein etwas anderes Bild von der schwarzen Schülerin gehabt. Wolfspfote, der an der Grenze fehl am Platz gewirkt hatte, blühte nun etwas auf. Auch Mondschein und selbst Hagelstern lachten, als Sturmpfote versuchte, über eine Wurzel zu balancieren aber abrutschte. Bronzeseeles Gedanken waren jedoch bei dem Fuchs. Vielleicht wurde er ja über die Grenze gejagt und hat sich hier eingenistet. Der Fuchsfelsen ist ja nicht weit von der KlippenClan Grenze entfernt. Doch dann erinnerte sie sich zurück, als der KlippenClan aus Verzweiflung einen Dachs über die Grenze gescheucht hatte. Damals haben sie uns noch extra gewarnt. Sie hätten es sicherlich wieder getan. Ausserdem kann ich keinen Fuchs riechen. Vorsichtig sollten wir trotzdem bleiben. Der Fuchs könnte immer noch wieder kommen. „Findest du nicht auch?“ Wolfspfote Frage holte Bronzeseele aus ihre Gedankenwelt zurück. „Wie bitte?“ Etwas perplex blickte die zweite Anführerin zu den Dunkelgrauen. „Dass hier kein Fuchs oder Dachs ist. Ich rieche nichts.“, wiederholte Wolfspfote und deutete zum Fuchsfelsen. Bronzeseele selbst hatte noch gar nicht mit bekommen, dass sie den Felsen bereits erreicht hatten. Nicken stimmte Bronzeseele zu. „Dann sollten wir mit der Jagd beginnen.“, schlug Mondschein freundlich vor. „Ich werde ganz viel fangen!“ Dieses mal achtete Sturmpfote etwas besser darauf, nicht zu laut zu schreien. Aufgeregt tapste sie von der einen Pfote auf die andere. „Darf ich?“ „Natürlich.“, schnurrte Mondschein belustigt. Wolfspfote setzte sich derweil geduldig zu Bronzeseele. „Du schaffst das!“, versicherte er noch seiner Wurfgefährtin. Übermütig nickte Sturmpfote. Sie war tatsächlich eine sehr gute Jägerin. Wenn sie weiter hart trainieren würde, könnte sie sogar die beste Jägerin im Clan werden!
Nach der Jagd kehrte die Patrouille langsam zurück zum DornenClan. Wolfspfote hatte sich viel Mühe gegeben und trug zwei Vögel im Maul. Sturmpfote hatte noch ein Eichhörnchen und zwei Mäuse gefangen, womit sie zufrieden wirkte. „Ich werde noch mit euren Mentoren sprechen.“, miaute Hagelstern im Lager angekommen und nickte zu seinem Bau. „Wolfspfote, bring deine Beute bitte zu den Ältesten.“ „Wenn du möchtest, kann ich sie auch nach Zecken absuchen!“, bot er erstaunlicherweise an. Kein Schüler mochte diese Aufgabe! „Wenn du möchtest.“, erwiderte Bronzeseele daher etwas verwirrt, ehe sie Mondschein zum Bau folgte. Hagelstern setzte sich auf sein Moosnest, während sich die Kätzinnen ordentlich vor ihn setzten. Einen kurzen Moment schloss Hagelstern die Augen und suchte nach den passenden Worten. „Am besten ich fange mit Sturmpfote an.“ Dabei blickte er zu seiner Tochter, die zögerlich nickte. Wie gebannt blickte sie zum weissen Anführer. An ihren angespannten Schulter und den zuckenden Schnurrhaar konnte Bronzeseele erkennen, dass sie etwas ungeduldig wurde. Doch sie riss sich gut zusammen. „Sie ist auf jeden Fall eine wilde Schülerin. Ich denke, du hast sie gut im Griff und bietest ihr die nötige Bewegung. Man sieht auf jeden Fall wie gern sie dich hat und wie sehr sie dir vertraut. Dies ist die wichtigste Voraussetzung für eine gute Ausbildung. Trotzdem ist sie noch etwas vorschnell. Sie sollte lieber nochmal nachdenken bevor sie handelt. Ansonsten ist sie eine echt gute Jägerin.“ „Ich werde mein bestes geben.“, miaute Mondschein mit leuchtenden Augen. „Das ist gut zu hören.“, lachte Hagelstern und stupste sie kurz an. „Ich bin auch wirklich stolz auf dich. Eine bessere Mentorin hätte ich nicht finden können. Aber lass dir das nicht zu Kopf steigen.“ Die letzten Worte waren eher als Scherz gemeint und damit wandte er sich zu Bronzeseele. „So, kommen wir zu Wolfspfote. Du weisst ja selbst, wie lange ich überlegt habe, wen ich Wolfspfote als Schüler anvertrauen sollte. Ehrlich gesagt fand ich es von ihm recht mutig, seinen Wunsch mir so offen zu äussern. Aber es war eine gute Entscheidung, deinen und auch seinen Wunsch zu erfüllen, ihr habt ein tiefes Band aufbauen können. Es wirkt etwas so, als würde Wolfspfote hinter Sturmpfote verschwinden und ich hatte daher meine bedenken. Immerhin ist Wolfspfote deutlich ruhiger und auch vorsichtiger als Sturmpfote. Nun weiss ich, dass meine Bedenken unbegründet sind. Er ist wie ein treuer Schatten. Doch er sollte etwas aufpassen. Sonst vergisst er sich selbst. Ansonsten ist er ein guter Schüler. Beide werden zu guten Krieger heranreifen, auf die der Clan stolz sein wird.“ Zufrieden entfloh Bronzeseele ein Grinsen. Hagelstern ist begeistert von den beiden, dachte die Rotbraune mit Stolz in der Brust.
Kapitel 64:
Kaum verliess Bronzeseele den Kriegerbau, wurde sie schon von einen kühlen Lufthauch erfasst. Kurz fröstelte es ihr und wünschte sich das warme Fell von Fliegenpelz. Weit konnte sie nicht sehen, eine dicke Nebelwand lag über das Lager. Vielleicht sollte ich eine zusätzliche Jagdpatrouille losschicken..., überlegte sie, als sie nach Katzen im Lager suchte. Staubglanz lag neben Gluttiger, während Felssturm gerade in den Heilerbau verliess. In ihren Augen lag ein gewisser Stolz, der Bronzeseele verwunderte. „Wo ist Fliegenpelz?“, fragte die jüngere Kätzin mit freudiger Stimme. „Schläft er immer noch?“ „Ja. Darf ich fragen, warum du im Heilerbau warst?“ Ich hatte sie zum Fuchsfelsen geschickt aber von einen Fuchs oder einem Dachs hat sie nichts berichtet... Vielleicht ist sie in einen Dornen getreten? Eigentlich wirkte Felssturm recht gesund. Zumindest konnte Fuchsseele keine Verletzung erkennen. Zögerlich blickte Felssturm auf ihre Pfoten. „Tut mir leid, ich kann es dir nicht sagen. Erst, wenn es Fliegenpelz erfahren hat.“ Verwirrt nickte Bronzeseele, doch langsam dämmerte es ihr. Vielleicht wird sie ja Königin? Ihre Vermutung wollte sie jedoch nicht aussprechen. Wahrscheinlich möchte sie, dass es Fliegenpelz es als erstes erfährt? Es war schon eine merkwürdige Vorstellung. Fliegenpelz sollte Vater werden? Das könnte recht unterhaltsam werden! Doch mehr konnte Bronzeseele nicht darüber fantasieren, denn sie wurde von Gluttiger angesprochen. „Hast du vielleicht Zeit?“ Dabei blickte er zu Felssturm, um zu verdeutlichen, alleine mit Bronzeseele reden zu wollen. „Geh Fliegenpelz ruhig wecken. Ich denke, ihr beiden könntet in der Nähe vom Wolkensee jagen gehen.“ Eifrig stimmte Felssturm zu und stürmte bereits in den Kriegerbau. „Was möchtest du denn?“, erkundigte sich Bronzeseele freundlich bei ihrem ehemaligen Mentor. „Ich habe Gestern etwas gefunden, was ich dir unbedingt zeigten muss.“ Verwundert legte Bronzeseele den Kopf schief. „Kann es noch warten? Denn momentan ist dann nur Nebel-“ „Es kann nicht warten.“, unterbrach Gluttiger die Rotbraune scharf. Plötzlich wirkte er wirklich besorgt. Wenn er sogar Staubglanz alleine im Lager lässt, dann muss es etwas wirklich wichtig sein... „Ich sag Staubglanz eben Bescheid, dann gehen wir los.“ Erleichtert lief Gluttiger bereits zum Lagerausgang. Er verhält sich wirklich merkwürdig... So langsam wurde Bronzeseele unruhig. Was hatte Gluttiger gefunden? Warum sprach er sie darauf an?
Auf den Weg war Gluttiger ungewohnt ruhig. Bronzeseeles Muskeln verkrampften sich bei jedem Schritt etwas mehr. Vielleicht bedroht irgendwas unseren Clan? Unwillkürlich dachte sie kurz an Dachsklaue. Eschenblatt war der Meinung gewesen, dass sie den Clan bedrohen würde. Kurz schauderte es Bronzeseele. Sie war ein Opfer, welches ich für den Frieden bringen musste. Doch sie hoffte inständig, nie wieder eine solche Tat zu vollbringen zu müssen. Schnell schüttelte sich Bronzeseele.Ich muss es nie wieder tun! Obwohl sie sich dabei immer noch etwas unsicher war. Selbst wenn es ein Streuner wäre, hatte nicht irgendwie jeder das Recht zu Leben? Das Gesetzt des Kriegers verbietet uns zu töten. Es sei denn, wir werden bedroht. Warum dachte sie überhaupt darüber nach? Hatte sie nicht eigentlich damit abgeschlossen? Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sich der Abstand zu Gluttiger vergrössert hatte, weswegen sie schnell aufschloss. „Sind wir bald da?“, erkundigte sich Bronzeseele keuchend, doch Gluttiger achtete gar nicht auf sie. Seine blauen Augen richteten sich direkt auf den Weg vor ihm. Als Gluttiger Bronzeseele Richtung MoosClan Grenze führte, hatte sie plötzlich eine böse Vorahnung. Aber deswegen holt er mich doch nicht, oder? Was geht in seinen Kopf bloss vor? Obwohl es für Bronzeseele nicht viel Sinn ergab, wurde ihre Vermutung bestätigt, als sie plötzlich vor dem Nadelwald stand. Schnell blickte sich Gluttiger um, ehe er rief: „Schattenseele! Ich bin da.“
Schattenseele! Wehmütig wiederholte sie den Namen ihres Bruders in Gedanken. Eigentlich hatte sie ihn aus den Weg gehen wollen, da sie verwirrt von ihm war. Doch jetzt sehnte sie sich nach ihm und bereute es. Du Mäusehirn! Er hat sich doch entschuldigt! Wie immer hatte sie etwas gemischte Gefühle. Egal wie sehr sie Schattenseele liebte, er war ein Ausgestossener, ein Mörder! Seine blauen Augen blitzten im Dickicht auf. „Schattenseele!“, schnurrte Bronzeseele glücklich. Sein erhellte sich, als er Bronzeseele sah. „Bronzeseele! Es ist auch gut, dich zu sehen!“ Sofort stellte er sich zu Grenze und strahlte eine unheimliche Wärme und Geborgenheit aus. „Ich habe es dir doch versprochen.“, stellte Gluttiger zufrieden da. Ob es richtig ist, dafür das Lager alleine zu lassen? Doch ein Blick zu Schattenseele genügte Bronzeseele. Wir werden uns beeilen. Und die Patrouille zum BeerenClan dürfte auch wieder im Lager sein. „Bronzeseele, es tut mir leid. Ich habe es wirklich falsch formuliert.“ „Ist schon vergessen.“, miaute die Rotbraune und betrachtete Schattenseeles Flanke genauer. Ein kalter Schauer überkam sie, als sie frische Vernarbungen erkennen konnte. „Was ist da passiert!?“ Gluttiger antwortete für seinen besten Freund. „Das sind die Streuner. Weil wir sie aus dem MoosClan vertrieben haben. Sie lassen es an ihn aus.“ „Was?“ Das ist meine Schuld! Aber ich hätte den MoosClan nicht sterben lassen können! Als hätte Schattenseele ihre Gedanken gehört, antwortete er: „Du hast nichts falsch gemacht. Es war richtig, dem MoosClan zu helfen.“ „Du musst aber woanders hin! Sie werden dich noch töten!“ Jedoch schüttelte Schattenseele den Kopf. „Der DornenClan mag mich verstossen haben, doch ich kann ihn nicht alleine lassen. Ich möchte bei ihm in der Nähe sein. Weil du, Gluttiger, Blitzlicht, Regenblüte und Fliegenpelz dort leben. Ihr seid mir die wichtigsten Katzen. Ausserdem lebte Maulwurfherz dort. Er hätte nicht gewollt, dass ich die Clans alleine lasse.“ Wie seltsam die Aussage über Maulwurfherz war, realisierte Bronzeseele in jenem Moment nicht. Ihre Gedanken galten den Schutz von Schattenseele. „Bronzeseele. Wenn du Anführerin wirst, dann kannst du Schattenseele wieder zurückholen!“ „Was?“ Wollte Gluttiger damit sagen, sie müsse jetzt sofort Anführerin werden, um Schattenseele zu retten? „Ich werde Hagelstern nichts antun!“ Er lebt momentan sein letztes Leben. Doch ich möchte nicht, dass er stirbt! Es könnte keinen besseren Anführer als ihn geben! „Du musst ihn nicht töten.“, erwiderte Gluttiger plötzlich ruhig. „Aber irgendwann wird er sterben und dann kannst du Schattenseele zurückholen. Ich möchte auch nicht das er stirbt aber jedes Leben endet mit dem Tot.“ Überfordert schüttelte Bronzeseele sich energisch. „Ich kann nicht über Hagelsterns Tot nachdenken!“ „Dränge sie nicht.“, miaute plötzlich Schattenseele scharf, sodass Gluttiger kurz zusammenzuckte. „Du willst dir aber auch nicht helfen lassen!“, entgegnete Gluttiger wütend. Er machte sich einfach nur sorgen, was Bronzeseele gut verstehen konnte. Ihr erging es nicht anders. Doch ich kann nicht einfach über Hagelsterns Tot nachdenken! „ Bronzeseele muss nichts tun, was sie nicht möchte oder kann. Mir ist es egal, wie viele Wunden mir zugefügt werden. Ich bin froh, wenn ich auf euch aufpassen kann. Egal, wie.“ Schattenseele... Am liebsten hätte Bronzeseele ihn sofort mit ins Lager genommen und ihn untersuchen lassen. Er hat nichts davon, wenn er wegen uns leiden muss... Nachdenklich blickte sie zu Gluttiger. Noch nie hatte er so verzweifelt ausgesehen. So konnte Schattenseele hier nicht leben und er hatte sich in den Kopf gesetzt, zu bleiben. Egal was er getan hatte, er was Loyal zu Bronzeseele, dies würde sie nie infrage stellen. Und vor der Zukunft konnte sie sich nicht verschliessen. Hagelstern selbst hatte gesagt, er sei alt. Irgendwann würde sie den DornenClan führen. „Wenn ich Anführerin sein sollte“, hob Bronzeseele zögerlich an. „Dann hole ich dich zurück zum Clan.“ Einen Herzschlag fror Schattenseele ein, doch dann fing er aus tiefsten Herzen an zu lächeln. Hoffnungsvoll hob er seinen Kopf und murmelte ein leises Dankeschön. Ihn so zu sehen, machte Bronzeseele unbeschreiblich glücklich. „Ich werde Regenblüte, Blitzlicht und Fliegenpelz wiedersehen! Ich danke dir, Bronzeseele! Ich liebe dich!“ „Ich werde dich vor den Streunern retten und auf dich aufpassen. Sowie du immer auf mich geachtet und beschützt hast.“, erwiderte Bronzeseele und stupste gegen Schattenseeles Nase.
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Kapitel 65:
Zwei Sonnenaufgänge später realisierte Bronzeseele mehr und mehr wie mäusehirnig ihr Vorhaben war. Schattenseele war ein Mörder! Wie könnte sie ihn einfach so zurückholen? Immer wieder kamen ihr Sorgen auf, die sie zu verdrängen versuchte. Regenblüte wäre sicherlich nicht glücklich, wenn sie ihn sehen würde, dachte Bronzeseele besorgt. Wie Fliegenpelz darauf reagieren würde, kann ich schlecht vorher sagen... Sicherlich mag er Schattenseele, er hat auch gerne mit ihm gespielt. Aber nun ist er kein Junges mehr. Blitzlicht aber wird sich freuen! Zumindest hoffte Bronzeseele dies. Damit hätte sie Gluttiger, Blitzlicht und vielleicht Fliegenpelz auf ihrer Seite. „Bronzeseele!“, rief Wolfspfote erfreut und sprang zu seiner Mentorin. Er war gemeinsam mit Sturmpfote, Mondschein und Schneesturm jagen gewesen. „Wie war die Jagd?“, erkundigte sich Bronzeseele schnurren. Zur Antwort blickte der Schüler beschämt auf seine Pfoten. „Leider habe ich nichts gefangen... Tut mir leid.“ Dies wunderte Bronzeseele schon etwas. Noch vor kurzen hatte er erfolgreiche Jagden gehabt. „Nicht schlimm.“, erklärte Bronzeseele und stupste ihn freundlich an. Vielleicht lag es am Wetter. Nebel lag schwer im Wald, da konnte die Jagd schon schwierig werden. Nun wieder besser gelaunt, hob Wolfspfote seinen Kopf. „Können wir später noch üben gehen?“ „Es ist doch schon kurz vor Sonnenuntergang.“, gab Bronzeseele zu bedenken. „Ich denke, das würde zu spät werden.“ Enttäuscht liess Wolfspfote die Ohren hängen. „Aber morgen kann ich wieder mit dir üben, oder?“ „Natürlich.“, versprach Bronzeseele. „Dann gehen wir gemeinsam zur BeerenClan Grenze und machen eine Kampfübung, okay?“ Eifrig nickte Wolfspfote und verabschiedete sich von seiner Mentorin. Es wärmte Bronzeseeles Herz ihren Schüler so zu sehen. Er freute sich immer, wenn sie gemeinsam trainieren gingen oder sich im Lager unterhielten und auch Bronzeseele war davon nicht abgeneigt. „Na?“, miaute Brauntupfen mit neckischen Unterton. Verwundert blickte Bronzeseele zu ihm. „Habe ich was gemacht?“ Belustigt zuckten Brauntupfen Schnurrhaare. „Nein, ich habe nur gesehen, wie du Wolfspfote hinterher geschaut hast.“ „Ach? Und wie denn?“ Die Antwort half Bronzeseele nicht sonderlich weiter, sie konnte nicht sagen, worauf Brauntupfen hinauswollte. Daraufhin verdrehte der Getupfte die Augen. „Ich denke, du hast Wolfspfote ziemlich gern. Genau genommen so gern wie er dich hat.“ Sofort wurde Bronzeseele heiss vor Scham. „Das stimmt nicht.“ „So?“, zog Brauntupfen sie weiter auf. „Ich denke aber nicht, dass ich falsch liege.“ „Hast du eigentlich gehört, dass Felssturm in die Kinderstube ziehen wird?“, wechselte Bronzeseele schnell das Thema und, den SternenClan sei Dank, liess sich Brauntupfen darauf ein. „Natürlich. Immerhin ist sie meine Wurfgefährtin.“ Das hättest du dir eigentlich denken können, Bronzeseele... „Ich muss gestehen, dass ich mich riesig darauf freue. Fliegenpelz kann sich auch kaum noch einkriegen. Es ist nur anstrengend, neben ihm zu schlafen.“ Kurz erinnerte sich Bronzeseele an ihr Schüleralter zurück, als Gluttiger seine Ängste um den Clan äusserte, falls die beiden Katzen mal Junge bekommen sollten. Und in ungefähr zwei Monden war es tatsächlich s weit... Noch war es für Bronzeseele schwer vorstellbar.
Unruhig tapste Fliegenpelz über die Lichtung, bis Bronzeseele sich geschlagen gab und zu ihm hin lief. „Ist etwas los?“ „Ja! Felssturm zieht in die Kinderstube!“, keuchte er mit nervösen Blick, woraufhin Bronzeseele die Augen verdrehte. „Du weit schon, dass sie zurzeit noch nicht die Jungen bekommt, oder?“ „Schon aber was ist, wenn das Moosnest, was ich für sie gemacht habe, ihr nicht gefällt? Vielleicht sind da ja doch noch Dornen drin! Oder es liegt am falschen Platz und die Jungen werden mich später dafür hassen!“ „Also, ich denke das Ganze geht zu weit.“, erwiderte Bronzeseele ungläubig. „Felssturm hat doch den besten Gefährten der Welt! Das Nest liegt bestimmt am besten Platz der Kinderstube und die Jungen werden dich lieben.“ Langsam nickte Fliegenpelz, ehe er sich zögerlich hinsetzte. „Ich mache mir nur etwas sorgen. Was ist, wenn es nicht so glatt läuft? Wenn es Probleme gibt? Ich habe etwas Angst.“, gestand ihr Wurfgefährte kleinlaut. „Felssturm ist nicht die erste Königin, die Jungen gebärt und die anderen haben es auch geschafft. Und wir haben zwei gute Heiler im Clan.“ „Sicherlich hast du recht.“ Langsam klang Fliegenpelz besser. „Danke, du bist die beste Schwester!“ Eigentlich wollte Bronzeseele dies Wiedergeben, doch dann dachte sie kurz an Schattenseele. „Und du der beste Bruder.“, miaute sie dann aber doch noch und entschuldigte sich stumm bei Schattenseele. Sie bevorzugte keiner der Beiden, weswegen sie sich schlecht fühlte, zu einen der Beiden dies zu sagen. „Fliegenpelz!“ Ein erfreutes Miauen erklang aus der Kinderstube und nur wenige Herzschläge darauf erschien Felssturm. „Das Nest ist super! Und mit Ginsterschweif habe ich gute Gesellschaft.“ Sofort wirkte Fliegenpelz zufriedener als je zuvor. „Siehst du?“, flüsterte Bronzeseele noch besserwisserisch zu ihm, bevor sie zum Frischbeutehaufen lief.
Als Bronzeseele den Kriegerbau betrat, staunte sie nicht schlecht, als sie ein dunkles Fell auf ihrem Nest erblickte. Vorsichtig hatte Krähenjunges ihr Nest gepackt und versuchte es aus dem Bau zu ziehen. „Kann ich dir helfen?“, miaute Bronzeseele scharf. Sie kannte Krähenjunges gut, wenn man mit ihm zu vorsichtig umging, würde er es nur ignorieren. Das Junges zucke sofort zusammen und drehte sich zu der zweiten Anführerin um. Erleichtert seufzte er, wobei er das Nest los liess. „Du bist es nur.“ Mit dem Worten machte er sich zurück an die Tätigkeit, Bronzeseeles Nest zu stehlen. Ich sehe ihn doch! Warum klaut er mein Nest, während ich da neben stehe!? Entgeistert machte Bronzeseele einen Schritt auf das Junges zu. Und ich habe gedacht, Ginsterschweif und Silberfeder waren als Junge problematisch aber Krähenjunges stellt beide in den Schatten! Unvorsichtig lief Krähenjunges gegen Bronzeseele. „Hey!“, quiekte er protestierend. „Du stehst mir im Weg!“ So langsam verlor Bronzeseele ihre Geduld, daher packte sie das Junges am Nackenfell und trug es aus dem Kriegerbau. Der junge Kater wehrte sich mit aller Kraft, doch Bronzeseele war stärker. „Das ist so gemein!“, rief er empört. Reiss deine Schnauze nicht zu weit auf, dachte Bronzeseele knurrend. Die Blicke der anderen Katzen bemerkte sie gar nicht, als sie mit dem frechen Jungen zu Kinderstube lief. „Krähenjunges! Da bist du ja!“ Ginsterschweif Miauen klang erleichtert, doch einen Herzschlag später schien sie zu erahnen, das Krähenjunges etwas angestellt hatte. „Ginsterschweif! Sag Bronzeseele, dass sie mich loslassen soll!“ Vorsichtig legte Bronzeseele das Junges ab. „Er wollte mein Nest stehlen. Als ich zugeschaut habe.“ „Warum das, Krähenjunges?“ „Weil du doof bist! Ich will nicht mehr neben dir liegen!“, erklärte der graue, gestreifte Kater mit erzürnter Stimme. „Wie bitte?!“, gab Ginsterschweif wieder. „Nur weil ich dir verboten habe, mit der Frischbeute zu spielen, gehst du das Nest der zweiten Anführerin stehlen?! Beim heiligen SternenClan, das ist das mäusehirnigste, was ich je gehört habe!“ Dann wandte sie sich zu Bronzeseele. „Tut mir leid, ich war nur kurz auf dem Schmutzplatz. Ich wusste nicht, dass er dich ärgern wollte.“ „Ich wollte niemanden ärgern!“, rief Krähenjunges empört auf. „Ich wollte nur mein Recht! Und das ist weg von dir!“ Perplex blickte Bronzeseele von Krähenjunges und Ginsterschweif, ehe sie den Kopf schüttelte. Es wundert mich nicht wirklich, dass Krähenjunges so ist... „Es wäre einfach schön, wenn Krähenjunges nicht mehr mein Nest klaut.“, miaute Bronzeseele, um schnell wie möglich die Kinderstube zu verlassen. Ginsterschweif hörte ihr schon gar nicht mehr zu, sie diskutierte bereits weiter mit ihrem Sohn.
Kapitel 66:
„Okay, wir werden heute ein etwas anderes Training machen.“ Mondschein sass vor den beiden Schülern, Bronzeseele neben ihr. Aufmerksam hatte Wolfspfote die Ohren gespitzt, während Sturmpfote nervös mit der Pfote wippte, als wolle sie jeden Moment aufspringen und losrennen. „Sicherlich wisst ihr es ja selbst schon. Nächsten Mond habt ihr eure Kriegerprüfung! Deswegen werdet ihr heute alleine jagen müssen und auch alleine Entscheidung treffen müssen.“, erklärte Bronzeseele den Beiden. „Super!“ Ohne auf weitere Erklärungen zu warten, sprang Sturmpfote auf und wollte sich bereits auf den Weg machen. „Warte!“, rief Mondschein ihre Schülerin zurück. „Du gehst nicht ohne unsere Erlaubnis! Und höre uns gefällig bis zum Ende zu!“ Leise murmelte Sturmpfote eine Entschuldigung, ehe sie sich zurück zu Wolfspfote setzte. Etwas genervt seufzte Mondschein, weswegen Bronzeseele ein Kichern unterdrücken musste. Mondschein war als Schülerin genauso ungeduldig gewesen wie Sturmpfote. „Wo ihr jagen geht, ist euch überlassen. Solange ihr vor Sonnenhoch bei der Trainingskuhle seid. Während der Jagd werden wir euch natürlich beobachten.“, erklärte Bronzeseele weiter, dann übernahm Mondschein. „Nach der Jagd testen wir, unabhängig voneinander, euer Wissen. So ähnlich wird nämlich auch eure Kriegerprüfung aussehen. So können Bronzeseele und ich eure Fehler sehen und euch noch besser auf die wirkliche Prüfung vorbereiten.“ Kurz blickte sie ihrer Schülerin in die Augen. „Jetzt dürft ihr losgehen.“
Die ersten Fuchslängen entfernte sich Wolfspfote nur zögerlich. Er schien noch nachzudenken, wohin er gehen sollte und ohne Mentorin oder Wurfgefährtin ganz alleine im Wald war ihm wohl noch nicht wirklich geheuer. Sturmpfote hingegen war schon gar nicht mehr zu sehen, weswegen sich Mondschein von Bronzeseele verabschiedete. „Ich hoffe, sie verjagt nicht alles auf dem Weg.“, witzelte die Kriegerin noch, bevor sie zwischen den Bäumen verschwand. Bronzeseele musste noch einige Herzschläge warten, bis sie Wolfspfote unauffällig folgen konnte. Dabei achtete sie penibel auf die Windrichtung. Sobald diese Umschlug, positionierte sie sich neu, damit Wolfspfote sie nicht riechen konnte. Die Idee von Mondschein ist wirklich nicht schlecht, musste sie sich eingestehen. Am Vorabend hatte die junge Kriegerin Bronzeseele damit überrascht und erst hatte Bronzeseele gezögert. Doch nun überlegte sie, ob man es nicht bei jeder Schülerausbildung machen sollte. Brauntupfen hätte es damals sicherlich geholfen, überlegte sie. Er wusste nicht, was auf ihn zukommen würde und hat jeden Sonnenaufgang wie verrückt trainiert. Sicherlich hätte es ihm etwas Selbstbewusstsein gegeben. Er hat auch ohne die Übung seinen Kriegernamen bekommen, doch wenn es einen ähnlichen Schüler wie ihn geben sollte, werde ich seinen Mentor auf die Idee hinweisen. Endlich konnte Bronzeseele Wolfspfotes graues Fell erkennen. Er geht zum Wolkensee, überlegte sie. Der Nebel war am jenen Sonnenaufgang nicht sonderlich dicht, doch Bronzeseele würde auf ihren Schüler aufpassen. Niemals würde sie ihn dort hinunterfallen lassen. Wolfspfote hatte gesagt, wieso er den Wolkensee so gern hat. Er möchte dort einer Kätzin seine Liebe gestehen... Ohne es zu wollen, stellte sie sich kurz vor, wie Wolfspfote ihr seine Liebe gestehen würde. Alleine bei der Vorstellung wurde ihr warm um Herz. Er ist dein Schüler, mahnte sie sich und schüttelte den Kopf. Dennoch gefiel einen Teil von ihr diese Vorstellung sehr. Wolfspfote schreckte kurz zusammen und blickte sich dann um. Hat er mich gesehen? Sie hatte doch kein Laut gemacht, oder? Scheinbar nicht, denn Wolfspfote lief bereits achtsam weiter. Vorsichtig setzte Bronzeseele ihm nach. Immer wieder überprüfte sie die Luft, um zu schauen, ob er vielleicht etwas übersehen hatte. Ein Eichhörnchen ist hier in der Nähe... Jedoch lief Wolfspfote unbeirrt weiter.
Am Wolkensee hatte Bronzeseeles Schüler schnell eine Maus entdeckt, die unter einen Baum nach Futter suchte. Viel ist an der Maus nicht dran aber jede Beute ist wichtig. Vor allem, wenn der Blattfall so nebelig ist wie dieser. Vorsichtig schlich sich Wolfspfote an die Beute heran. Behutsam drückte der Dunkelgraue einen Ast auf den Boden, damit dieser kein Geräusch machen würde. Zufrieden konnte Bronzeseele sehen, wie Wolfspfote ohne weitere Probleme die Maus erbeuten konnte. Er macht sich gut. Der Clan kann stolz auf ihn sein, er wird ein ehrenwerter Krieger. Es dauerte einige Herzschläge, bis Wolfspfote die nächste Beute entdeckte. Viel Beute ist nicht hier zu finden. Vielleicht hat er falschen den Ort ausgesucht... Sicherlich hat er den Wolkensee nur gewählt, weil er ihn so viel bedeutet. Vielleicht sollte sie ihn noch darauf ansprechen? Schaden würde es nicht. Es ist besser wenn er zweimal überlegt. Inzwischen hatte er noch ein Eichhörnchen gefangen und suchte nach der nächsten Beute, doch es war nichts mehr in der Nähe. Etwas enttäuscht liess er die Ohren hängen, nahm dann die Beute auf und blickte zum Himmel. Lange war nicht mehr bis Sonnenhoch, weswegen er zurückging.
Sturmpfote wartete bereits ungeduldig an der Trainingskuhle, sie hatte zwei Mäuse und einen grossen Vogel erbeutet. „Da seid ihr ja!“ Freudig sprang sie auf und lief Wolfspfote entgegen, ehe sie sich umblickte. „Wo ist Bronzeseele? Ist sie nicht bei dir?“ Zur Antwort blickte Wolfspfote sich um. „Ich weiss nicht.“ „Ich bin hier.“, schnurrte die Rotbraune belustigt und kam aus dem Dickicht hervor. „Und?“, rief Wolfspfote sofort nervös hervor. „Wie habe ich mich geschlagen?“ „Das kann ich dir noch nicht sagen.“, gestand Bronzeseele und blickte zu Mondschein. Sie nickte und übernahm das sprechen. „Jetzt ist euer Jagdtteil abgeschlossen. Ich werde mit Sturmpfote zur KlippenClan Grenze gehen und ihr Wissen testen.“ „Dann gehen wir zum BeerenClan.“, miaute Bronzeseele weiter. „Okay! Ich werde mein Bestes geben!“, gelobte Wolfspfote und stellte sich zu seiner Mentorin, während Sturmpfote zu Mondschein lief. „Das wird schon!“, rief sie ihren Wurfgefährten zu. „Wir sind doch die besten Schüler weit und breit!“ Lachend stimmte Bronzeseele und Mondschein zu.
Wolfspfote war sichtlich aufgeregt und wirkte etwas verkrampft. Egal wie oft Bronzeseele ihm gesagt hatte, er müsse sich keine Sorgen machen, blieben diese dennoch. Sie ahnte, dass sie nicht wirklich was an diesem Zustand ändern konnte. Der graue Schüler hatte einfach Sorge, Bronzeseele enttäuschen zu würden. Dennoch beantwortete er die Fragen alle auf Anhieb richtig. Nur bei Einer hatte er sich etwas schwergetan. „Das sind doch gute Voraussetzungen.“, schnurrte Bronzeseele stolz. „Damit hättest du die Kriegerprüfung locker bestanden!“ „Wirklich?“ Plötzlich wirkte der junge Kater erleichtert, seine Muskeln entspannt sich. „Dann wäre ich jetzt ein Krieger?“ „Allerdings. Es fehlt nur noch der passende Kriegernamen.“ „Wolfsseele!“, kam es von dem Schüler ohne zu überlegen, weswegen er auch nur einen Herzschlag später peinlich berührt seine Pfoten betrachtete. Obwohl der Vorschlag von ihn schon irgendwie süss war, konnte sich Bronzeseele damit nicht so ganz anfreunden. Ich wollte so heissen wegen Schattenseele. Doch Wolfspfote kennt ihn gar nicht. Es wäre falsch. Vor allem weil Schattenseele etwas schlechtes getan hat! „Wie wäre es mit Wolfskralle?“, schlug Bronzeseele daher schnell vor. Kurz blickte Wolfspfote etwas enttäuscht auf. „Willst du nicht, dass ich sowie du heisse?“ „Das ist es nicht.“ Bronzeseele suchte verzweifelt nach den richtigen Worten, um ihn den Grund besser zu erläutern. „Hör zu, mein Name kommt von einem anderen Krieger. Von meinen älteren Bruder Schattenseele, der vom Clan verbannt wurde. Ich habe mir gewünscht so zu heissen, weil ich mit ihm verwandt, bin aber dennoch einen anderen Weg einschlagen kann. Deswegen fände ich es... Es wäre nicht richtig, wenn du wegen mir auch so wie Schattenseele heissen würdest.“ Stimmt... Ich wollte mich eigentlich auch von Schattenseele abgrenzen... Doch mein bisheriger Weg führte durch die ähnlichen Pfotenspuren wie die seinen. Noch konnte Bronzeseele nicht sagen, ob es was gutes oder schlechtes war. Es war Eschenblatt, der sie dorthin geführt hatte. Für das Wohl des DornenClans! Und bislang erging es dem Clan gut, oder? „Glühsplitter hat uns mal von Schattenseele erzählt.“, sagte Wolfspfote plötzlich. „Als Natternjunges mal gefragt hatte, ob er auch eine Mutter und einen Vater hat.“ Schuldig liess Bronzeseele kurz die Ohren hängen. „Schattenseele war nicht immer eine gute Katze.“, miaute sie entschuldigend. Als Schüler hatte Glühsplitter ihm vertraut und dies nur, weil er es für sie gemacht hatte. „Wieso denn? Glühsplitter hat nur gesagt, dass Gänsefeder gestorben ist und das Schattenseele sie gefunden hatte.“ Verwundert hielt Bronzeseele inne. Er war damals so wütend auf Schattenseele... Und trotzdem... Er hat genug Kraft gefunden, um seinen Hass nicht zu übertragen? Für einen Herzschlag fühlte sie die alte Bewunderung für Glühsplitter. „Schattenseele... Es ist schwer zu erklären.“ „Wie wäre es mit Wolfsmut?“, witzelte Wolfspfote zum Themawechsel. Erleichtert ging die zweite Anführerin darauf ein. „Das passt eher zu Sturmpfote, oder nicht?“ „Hm.. Das stimmt wohl.“, musste sich Wolfspfote eingestehen. „Das ist echt ganz schön schwer einen passenden Namen zu finden.“ „Zum Glück hat Hagelstern diese Aufgabe.“, stimmte Bronzeseele schmunzelnd zu.
Kapitel 67:
Der letzte Mond vor der Kriegerprüfung hatte vor einigen Sonnenaufgängen angebrochen und Wolfspfote als auch Sturmpfote gaben sich beim Training noch mehr Mühe als sonst. Aber auch Löwenpfote und Aschenpfote wurden durch die älteren Schüler angespornt, weswegen sie oft zusammen trainierten. Vor allem bei der Jagd hatten die Schüler immer ein grosses Vergnügen, da sie gegeneinander antreten konnte. Meistens gewann Sturmpfote, was Löwenpfote manchmal wirklich wütend machte, er sich aber dann immer mehr anstrengte. Er hatte Sturmpfote als seine Rivalin auserkoren. Sandtupf trainierte inzwischen Aschenpfote, da Felssturm in die Kinderstube gezogen war. Aschenpfote vermisste zwar seine alte energiegeladene Mentorin doch Sandtupfs Erfahrungen halfen dem jungen Schüler beim Training. „Warum jagen wir denn nicht?“, erkundigte sich Sturmpfote empört. Alle Schüler hatten sich in der Nähe des Wolkensees versammelt. „Weil wir leider nicht immer jagen gehen können.“, erklärte Mondschein belustigt und stupste ihre Schülerin an, die etwas beleidigt die Ohren hängen liess. „Und was machen wir?“, fragte Aschenpfote. „Bestimmt Kämpfen!“, rief Löwenpfote erfreut auf und begab sich in Kampfstellung. „Ganz ruhig.“, seufzte Borkenkralle. „Aber du hast recht. Wir werden zwei Teams aufstellen. Sturmpfote, du wirst mit Aschenpfote gegen Wolfspfote und Löwenpfote kämpfen.“ Etwas verwirrt blickten sich die Schüler an. „Wäre es nicht besser, wenn ich mit Sturmpfote kämpfe, weil wir uns gut kenne?“, fragte Wolfspfote mit einem Blick auf Bronzeseele. „Genau deswegen haben wir die Teams so aufgestellt.“, erklärte die Rotbraune freundlich. „Ihr seid Wurfgefährten, ihr müsstet nicht grossartig nachdenken. Doch nun ist die Herausforderung, sich auf jemand anderen einzustellen und gemeinsam mit ihm zu kämpfen.“ Zwar wirkten die Schüler noch nicht ganz überzeugt, doch sie nickten zögerlich. Vor allem wird es für Sturmpfote eine Herausforderung. Mit ihrer etwas unüberlegten Art wird sie einiges von Aschenpfote zu hören kriegen. „Keine Krallen, es ist ein Übungskampf.“, erinnerte Borkenkralle noch mit strengen Blick, ehe der Kampf startete.
Sturmpfote zögerte nicht einen Herzschlag lang. Sofort sprang sie Löwenpfote entgegen. Da dieser eine relativ kräftige Statur besass, hatte er kaum eine Chance der geschwinden Sturmpfote auszuweichen. Dafür aber stiess Wolfspfote seinen Baugefährten zur Seite, damit dieser nicht getroffen würde, er dafür aber. „Hey!“, jaulte Löwenpfote erschrocken auf, ehe er sich erhob und wütend zu dem älteren Schüler blickte. „Ich hätte das ganz gut auch ohne deine Hilfe geschafft!“ Erschrocken weiteten sich Wolfspfotes blauen Augen. „T-tut mir leid...“ Etwas niedergeschlagen versuchte Wolfspfote, einen Blick von seiner Mentorin zu erhaschen, doch Bronzeseele zuckte nicht mal mit einem Schnurrhaar. Sie hatte sich vorgenommen, erst die Schüler eine Weile ausprobieren zu lassen. Sturmpfote dagegen fühlte sich dazu gezwungen, sich für ihren Wurfgefährten einzusetzen. „Hey, sei nicht so gemein! Wolfspfote hätte dir im Kampf sicherlich dein Leben gerettet!“ „Mir muss man aber nicht das Leben retten!“, gab der Hellbraune beleidigt wieder, fügte dann aber noch ein leises: „Trotzdem danke...“ wieder. Sofort erhellte sich Wolfspfote Miene. „Kein Problem! Ich werde den ganzen Clan beschützen!“ Aschenpfote, der dazu nichts gesagt hatte, verdrehte nur die Augen. „Können wir weitermachen? Wir sind hier zum Trainieren, nicht zum Reden...“ Obwohl sich die Schüler wirklich viel Mühe gaben, hatten sie grosse Probleme beim Verständigen. Vor allem handelten Löwenpfote und Sturmpfote unüberlegt und auch ohne jegliche Absprache. Bronzeseele hatte dies bereits erwartet und auch die anderen Mentoren wirkten nicht sonderlich überrascht. Löwenpfote ist bereits ziemlich erschöpft... Sturmpfote hat die bessere Ausdauer aber ihre Körperkraft kommt nicht an die von Löwenpfote heran. Wenn sie endlich mit Aschenpfote kämpfen würde, wäre es sicherlich ein leichter Sieg. Wolfspfote selbst wirkt auch so langsam am Ende seiner Kräfte. Bisher hat er viele Angriffe für Löwenpfote eingesteckt. Trotz alledem war es lediglich ein grosses Durcheinander. „Wir machen eine Pause.“, beschloss die Rotbraune daher Kopfschüttelnd. Zwar hatte bereits gedacht, dass es Probleme geben würde aber nicht, dass sie nicht von selbst auf die Lösung kamen. Erleichtert seufzend liess sich Wolfspfote fallen. „Das war das anstrengte Training überhaupt!“, stimmte ihn Aschenpfote zu. „Also ich könnte noch viel länger trainieren!“, prahlte Löwenpfote ausser Atem. „So?“, fragte Borkenkralle mit einen funkeln in den Augen. „Wieso rennst du dann nicht bis zum Fuchsfelsen und wieder zurück? Die anderen machen Derweil dann Pause.“ Darauf erwiderte Löwenpfote ausnahmsweise nichts, sondern zog es vor, seine Pfoten zu betrachten.
„Wisst ihr, was ihr falsch gemacht habt?“, erkundigte sich Sandtupf bei der kleinen Gruppe. Diese tauschten fragende Blicke aus, schienen aber nicht die Lösung zu kennen. Erst als Aschenpfote zögerlich antwortete, dämmerte es den anderen. „Wir haben uns nicht wirklich abgesprochen, oder? Sturmpfote und Löwenpfote sind meistens direkt losgestürmt und haben Wolfspfote und mich ganz ignoriert.“ „Ich wollte nur den Kampf für Wolfspfote gewinnen!“, gab Löwenpfote direkt eingeschnappt wieder. „Du solltest Einsicht zeigen, wenn du einen Fehler machst.“, erklärte Borkenkralle streng, weswegen der Kater sofort verstummte. Höhnisch grinste Aschenpfote zu seinem Bruder, wofür er direkt ermahnt wurde. Sie sind zwar Wurfgefährten, stehen sich aber scheinbar nicht so nahe wie Fliegenpelz und ich oder Sturmpfote und Wolfspfote. Sie hassten sich nicht und hatten sich sicherlich auch gern. Nur etwas weniger als normalerweise. Vielleicht liegt es an ihrer Mutter. Habichtwolke ist schliesslich auch ziemlich unabhängig. „Also werden wir besser kämpfen wenn wir schon uns vorher absprechen?“, riet Sturmpfote. Deutlich zufrieden bejahte Mondschein dies. „Genau. Zwar habt ihr in einen echten Kampf keine Zeit dafür aber wir trainieren ja nur. Nimmt euch also ruhig eine Herzschläge und denkt euch etwas aus.“ Dies liess sich Sturmpfote nicht ein weiteres Mal sagen. Aschenpfote und sie tuschelten bereits gemeinsam, während Wolfspfote fragend zu seinem Partner blickte. Löwenpfote verzog immer noch beleidigt die Miene, liess sich aber darauf ein. Etwas besorgt blickte Bronzeseele Löwenpfote hinterher. Sie wusste wie viel Mühe sich Borkenkralle gab, doch Löwenpfote tat sich mit Kritik schwer. Löwenpfote war noch jung aber trotz alledem sollte er es nun mit fast neun Monden langsam besser wissen.
Sturmpfote bewegte sich nun noch geschmeidiger. Von der einer Stelle zur anderer, hüpfte sie mit angriffslustigen Augen hin und her. Löwenpfote versuchte hinterher zu kommen, stiess aber einmal mit Wolfspfote zusammen. Wolfspfote gibt sich wirklich Mühe. Die Umgebung hat er besser im Blick als Löwenpfote. Eigentlich ist er auch ein besserer Kämpfer als Sturmpfote, doch er konzentriert sich mehr auf die Verteidigung. Genau dadurch gerät er auch etwas mehr in den Hintergrund... Bronzeseele spürte, dass ihr Schüler irgendwas plante. Vielleicht gerade, weil Sturmpfote sich mehr auf Löwenpfote konzentrierte. Unerwartet stürmte Aschenpfote hinter Sturmpfote hervor und warf sich direkt auf Wolfspfote, der keine Zeit hatte um darauf zu reagieren. Zufrieden blitzen Sturmpfotes Augen auf. Das war also ihr Plan. Nicht schlecht! Doch so leicht gab sich Löwenpfote nicht geschlagen, sondern half Wolfspfote tatkräftig. Zur zweit war es für sie ein leichtes, einen Gegenangriff zu starten. Fauchend versuchte Sturmpfote sich neu zu postieren, um Aschenpfote zu retten, welcher grosse Probleme hatte. Zwar schlug er sich nicht schlecht, doch zwei waren zu viel für ihn. Mit Sturmpfote klappte es schon besser, der Kampf wurde ausgeglichener. Für einen kurzen Moment schienen sie sogar Wolfspfote und Löwenpfote überlegen zu sein, doch als sich die Beiden kurz neu postierten, gelang ihn ein klarer Sieg.
„Damit ist der Kampf vorbei.“ Etwas enttäuscht blickte Aschenpfote zu seinem Mentor. „Tut mir leid, wir haben es nicht geschafft.“ Zur Antwort schüttelte Sandtupf den Kopf. „Alles gut, du hast dein Bestes gegeben.“ „Nächstes Mal gewinnen wir!“, miaute Sturmpfote selbstsicher zu Löwenpfote, der die letzten Moosfetzten aus seinen Brustfell putzte. „Sicher.“, gab dieser ironisch wieder, ohne auf zu blicken. „Nicht so überheblich.“, warnte Borkenkralle streng. „Das kann der Tod eines grossen Kriegers sein.“ Etwas ängstlich blickte daraufhin Wolfspfote zu seiner Mentorin, die ihn sofort beruhigte. „Keine Sorge, dir passiert das nicht.“ „Ich habe ja auch eine gute Mentorin!“, stimmte er sofort besser gelaunt zu.
Kapitel 68:
Etwas betrübt blickte Bronzeseele zum Halbmond. Gerade erst war Eschenblatt losgezogen, um sich mit den SternenClan die Zunge zu geben, doch Bronzeseele selbst dachte mehr über die Kriegerprüfung nach. Nicht, dass sie befürchtet ihr Schüler würde nicht bestehen, es war eher die Sorge, dass er nicht mehr so viel mit seiner alten Mentorin machen würde. Kurz schielte sie zu Eulenstreif, der sich mit Silberfeder und Ginsterschweif unterhielt. Natürlich standen sich Eulenstreif und Bronzeseele sich nahe, doch er hatte seinen Platz im Clan gefunden. Irgendwie war ihr Wolfspfote ans Herz gewachsen, sie würde ihn sicherlich vermissen. „Denk nicht so viel darüber nach.“, miaute Brauntupfen plötzlich neben ihr. Etwas verwundert wandte sie sich zu ihm. Seine blauen Augen leuchteten so wissend, dass es schon fast unheimlich war. „Ich denke über nichts nach.“, log sie dennoch. Es war ihr selbst etwas peinlich, doch wie erwartet liess sich Brauntupfen nicht von einer halbherzigen Lüge beirren. „Dafür kenne ich dich doch zu gut. Ich bin mir sicher, dass Wolfspfote nicht plötzlich nichts mehr mit dir Zutun haben will. Er mag dich, sogar sehr.“ Irgendwie wärmte diese Worte Bronzeseeles Herz und ein leichtes Lächeln konnte sie sich nicht verkneifen. „Vor dir kann ich wirklich nichts verbergen, oder?“ „Zumindest nicht alles.“, lachte Brauntupfen kurz auf, ehe er sich zu ihr setzte. „Vielleicht ist das auch gut so, weisst du? Manche Sachen sind schwer aus zu sprechen, da hilft es, wenn ich dich auch ohne Worte verstehe.“ Kurz streckte sich der Getupfte, ehe er sein Brustfell putzte. Womit habe ich eigentlich Brauntupfen verdient, überlegte die Rotbraune belustigt. Er findet so schnell die passende Worte. Sicherlich könnte er ein grosser Anführer werden. Wahrscheinlich sogar ein besserer, als ich je werden könnte. Schnell versuchte sie diesen Gedanken zu verdrängen. Hagelstern hatte mit jedem weiteren Sonnenaufgang mehr Beschwerden, doch er selbst belächelte dies immer. Es wäre das Alter, jeder hätte irgendwann zu gehen. Doch den DornenClan kannte sie nur mit Hagelstern und so hatte Bronzeseele es auch am liebsten. „Wie war heute eigentlich deine Patrouille?“, erkundigte sie sich stattdessen. Zur Antwort zuckte Brauntupfen nur mit der Schwanzspitze. „Nichts Besonderes. Wir waren an der Grenze und sind einige MoosClan Krieger begegnet. Sogar Gluttiger behielt seine Zunge in Zaun.“ „Das ist gut zu hören.“, seufzte Bronzeseele. „Die letzten Monde waren schön. Seit dem Vorfall mit den Streunern im MoosClan herrscht Frieden zwischen den Clans. Dabei wird es langsam wieder kälter.“ „Die Clans haben bereits viele Blattleeren überlebt, die nächste wird nicht ausrichten können. Letzten Blattfall waren wir sogar vom Grünen Husten verschont geblieben.“ Als er dies sagte, wirkte Brauntupfen etwas nachdenklich. Sicherlich dachte er an den Blattfall zurück, in dem er seine Schwester verloren hatte. Auch Regenblüte war damals erkrankt, doch sie hatte überlebt, im Gegensatz zu einigen anderen Katzen. „Wir haben eine fähige Heilerkatze, Eschenblatt wird uns beschützen, da bin ich mir sicher.“ Kurz nickte Brauntupfen. Er erinnerte sich an seine Schwester. „Sicherlich. Morgenpfote hat sich geschworen, den Grünen Husten nie wieder siegen zu lassen. Der Tod von Spechtpfote hat sie am meisten getroffen. Immerhin war sie Heilerschülerin und konnte unsere Wurfgefährtin nicht retten. Ich weiss, sie trifft keine Schuld doch ich bin mir nicht sicher, ob sie es selbst wusste.“ „Sicherlich war es eine prägende Nacht für sie gewesen aber sie ist dadurch reifer geworden.“, erinnerte Bronzeseele ihn freundlich. „Morgenpfote wird gewusst haben, dass niemand die Schuld dafür hat.“ Dankbar nickte Brauntupfen.
Nachdem sie sich noch etwas mit Brauntupfen unterhalten hatte, legte sich Bronzeseele schlafen. Es war ein langer Tag gewesen und den nächsten Sonnenaufgang hatte sie die erste Patrouille anzuführen, gemeinsam mit Wolfspfote, Eulenstreif und Habichtwolke. Sicherlich würde Eulenstreif den Schüler noch einige Ratschläge geben können. Er war ein eher zurückhaltender Krieger, doch dafür sehr gewissenhaft. Von ihm konnte Wolfspfote viel lernen. Wolfspfote schien vor allem die ruhigeren Krieger zu bewundern. Brauntupfen hatte ihn schon einiges beigebracht, doch eine weitere Kriegeransicht würde Wolfspfote einen neuen Horizont eröffnen. „Bronzeseele! Bronzeseele, bist du wach?“ Verwirrt blinzelte die rotbraune Kätzin. Wann war sie eingeschlafen? Hatte sie verschlafen? „Bronzeseele?“, flüsterte Wolfspfote erneut. „Was ist los?“, gähnte Bronzeseele etwas planlos. Neben ihr konnte sie das gleichmässige Atmen von Fliegenpelz wahr nehmen. Scheinbar war es also noch Nacht. Zur Antwort deutete Wolfspfote auf den Bauausgang. Noch etwas benommen nickte Bronzeseele und richtete sich vorsichtig auf. Wenn Wolfspfote sie weckte, lag ihn wahrscheinlich etwas auf dem Herzen. Scheinbar kann es nicht mal bis Sonnenaufgang warten. Hoffentlich ist alles in Ordnung, machte sich Bronzeseele sorgen. Draussen begrüsste sie kalte Nachtluft. Viel zu schnell schien der Blattfall vorbei zu ziehen. Kurz schüttelte sich Bronzeseele gegen den Wind. Hätte sie nur das dicke, zottelige Fell von Wolfspfote... Das Lager war leer, nur Mückenherz hielt Nachtwache. Kurz viel Bronzeseeles Blick auf den Flachfelsen. Des Öfteren hatten Schüler und Mentor dort heimlich gesessen und sich gegenseitig Mut gemacht. Doch inzwischen war Wolfspfote zu gross, als dass sie dort zu zweit sitzen könnten. Inzwischen dürfte er sogar grösser als Glühsplitter sein. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“, miaute Wolfspfote schuldig und senkte den Kopf. „Das ist nicht schlimm.“, widersprach Bronzeseele. „Als deine Mentorin werde ich immer für dich da sein. Auch, wenn du deinen Kriegernamen erhalten hast.“ Dankbar leuchteten seine dunkelblauen Augen auf. Für einen Herzschlag glaube Bronzeseele, Glühsplitter vor sich zu haben. Früher hatte er sie auch so angesehen. Wehmütig erinnerte sie sich kurz zurück an die alte Zeit. Wie hatten sie sich nur so auseinanderleben können? Nein, ich kann nicht in der Vergangenheit leben, mahnte sie sich selbst. „Ich hatte einen Traum.“, setzte Wolfspfote an. Ihm schien etwas Unwohl zu sein, denn er bearbeitete den Boden zögerlich. Freundlich legte Bronzeseele daraufhin den Schweif um ihn. „Was für ein Traum?“ „N-nun...“, stotterte der graue Kater zuerst, doch fasste sich schnell. „Ich habe von Natternjunges geträumt. Sie ist vor mir her gerannt und ich konnte sie einfach nicht einholen. Auch Fichtenflug war bei ihr. Irgendwann waren sie nur noch ein kleiner Punkt in der Ferne... Als ich aufgewacht bin, habe ich mich plötzlich so einsam gefühlt… Ich weiss selbst, wie mäusehirnig das ist! Ich bin nicht alleine, ich habe noch Sturmpfote, Glühsplitter und dich. Und dennoch...“ Kurz blickte Wolfspfote auf und schaute tief in Bronzeseeles Augen. Verschiedene Gefühle überschwemmte Bronzeseele, die sie zunächst nicht einordnen konnte. Nur bei einen war sie sich; Es schmerzte unglaublich, Wolfspfote so leiden zu sehen. Mehr als die tiefste Wunde es je könnte. Er war zwar ihr Schüler, doch Bronzeseele empfand mehr für ihn und genau deswegen würde sie den ganzen Wald versetzen, nur um ihn wieder Glücklich zu machen. Behutsam legte sie ihren Kopf auf seinen. „Es tut mir so leid, was alles passiert.“, raunte sie leise. „Aber ich kann die Vergangenheit nicht ändern, so sehr ich es mir auch wünsche. Doch ich kann die Zukunft verändern. Egal was passieren wird, ich werde immer an deiner Seite stehen.“
Viele Herzschläge verweilten sie so, bis Wolfspfote eine leises „Dankeschön“ in die Luft hauchte. Erst zögerte Wolfspfote, doch dann verabschiedete er sich von seiner Mentorin, um noch etwas zu schlafen. Das Herz von Bronzeseele überschlug sich fast, als sie Wolfspfote hinterherschaute. Doch auch sie sollte zurück in den Kriegerbau, ehe sie sich noch weissen Husten holte. Kaum hatte sie sich hingelegt, hörte sie ein belustigtes Schnurren neben sich. „Du riechst nach Wolfspfote.“, flüsterte Fliegenpelz leise lachend. „Er wollte etwas mit mir reden.“, wehrte sich Bronzeseele ohne ihren Wurfgefährten eines Blickes zu würdigen. Den vielsagenden Unterton hatte sie herausgehört. „Nicht so schnippisch.“ „Tut mir leid.“ Scheinbar war Fliegenpelz etwas beleidigt, doch schon bald redete er unbeirrt weiter. „Es ist nicht schlimm, wenn man sich verliebt, weisst du?“ Mit Fliegenpelz möchte ich am wenigstens so ein Gespräch führen... „Ich werde jetzt etwas schlafen.“, verkündigte daher Bronzeseele schnell, in der Hoffnung, der Gestreifte würde sein Maul halten und es ihr gleich tun.
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Kapitel 69:
Lange hatte Bronzeseele dem Tag entgegengefiebert und nun war es endlich soweit! Die Kriegerprüfung von Wolfspfote und Sturmpfote standen endlich an! Schon vor Sonnenaufgang war Bronzeseele erwacht und tapste seitdem im Lager auf und ab. Lange hatte sie zwar nicht geschlafen, doch die Aufregung liess sie keine Müdigkeit fühlen. Wahrscheinlich war sie noch nervöser als Wolfspfote, der leise mit Sturmpfote flüsterte. Mondschein sass bereits ungeduldig am Lagereingang, ihre Augen zu dünnen Schlitzen verengt. Tatsächlich liess sich Hagelstern lange Zeit. Die Sonne war bereits aufgegangen, das Leben im Lager hatte begonnen, doch von Hagelstern fehlte noch jede Spur. Zögerlich tapste Wolfspfote zu seiner Mentorin. „Wann kommt Hagelstern? Wir wollten doch eigentlich um Sonnenaufgang aus dem Lager sein.“ Er miaute so leise, als hätte er sorgen, etwas Falsches zu sagen. „Ich weiss es nicht.“, seufzte Bronzeseele. Es war ziemlich nebelig gewesen, vielleicht hatte er schmerzende Knochen? Vielleicht sollte er nach der Prüfung Eschenblatt aufsuchen. Zwar hatte er sich bisher immer geweigert, doch so langsam machte sich Bronzeseele mehr und mehr sorgen. Der Clan brauchte einen gesunden Anführer. Allein bei den Gedanken fror Bronzeseele für einen Herzschlag ein. Schon seit Monden klagte Hagelstern immer wieder über beschweren, schob es aber nur auf sein Alter. Was, wenn da doch mehr dahintersteckte, er es aber nicht zugeben wollte? Nein, Hagelstern ist sich seiner Position bewusst! So leichtfertig wird er nicht mit seinen letzten Leben umgehen, redete sie sich schnell ein. Noch immer war die Vorstellung von einen DornenClan ohne Hagelstern beängstigend. Natürlich war sie sich bei ihrer Ernennung bewusst geworden, dass sie vielleicht eines Tages als Bronzestern den Clan leiten würde, jedoch nicht, was es für Hagelstern bedeutete. Die Erkenntnis war damals ein schwerer Schlag gewesen. Doch da verliess der weisse Kater den Anführerbau und reckte sich nochmals kurz. Als erstes sprang Mondschein auf und begrüsste den Anführer. Vielleicht war sie nicht ungeduldig sondern hat sich sorgen um ihn gemacht? Immerhin war er ihr Vater. „Tut mir leid, ich habe etwas verschlafen.“, musste Hagelstern einräumen. „Als Anführer sollte mir so etwas nicht passiert, ich hoffe ich habe euch nicht all zu lange warten lassen.“ „Nein, alles ist gut!“, miaute Sturmpfote direkt und stürmte ohne weiteres zum Lagerausgang. Seufzend schüttelte Wolfspfote den Kopf. „Ihr Elan ist schon fast zu bewundern.“, schnurrte Hagelstern belustigt und folgte ihr.
Nur noch wenige Blätter konnten sich an den Ästen festkrallen, während der Wind peitschend durch das Geäst fegte. Bei jedem Schritt schien das von Frost überzogene Gras zu knacken. Die Luft war klar, schmerzte aber durch die Kälte etwas in der Lunge. Der Boden selbst war noch von einer Nebelschicht bedeckt. Jagen würde sich recht schwer gestalten, wie Bronzeseele bemerkte. Nicht nur für die Prüfung, auch für einen erfahrenen Krieger würde es sich äussert tückisch gestalten. Vor allem in der Nähe des Wolkensees... Skeptisch blickte sie kurz zu ihren Schüler. Es war kein Geheimnis, dass für Wolfspfote der Wolkensee besonders wichtig war. Dort könnte es nebeliger als im restlichen Wald sein, was eine Jagd gefährlich machte. „Sturmpfote, wieso muss man bei einer Maus besonders vorsichtig auftreten?“, erkundigte sich Hagelstern bei der recht unruhigen Schülerin. Kurz hielt sie inne, ehe sie wissend antwortete. „Weil sie die Bewegung über die Erde spüren können!“ Bestätigend nickte Hagelstern, ehe er Wolfspfote die nächste Frage stellte. Sicher konnte der dunkelgraue Schüler das Gesetz der Krieger aufzählen. Er wirkte insgesamt bei den Fragen sicherer als seine Wurfgefährtin. Zu Mondscheins Zufriedenheit konnten aber beide Schüler alle Fragen richtig beantworten. „Gut gemacht.“, schnurrte Hagelstern zufrieden. „Den ersten Teil habt ihr damit bestanden.“ Auch wenn Bronzeseele keine grossartigen Sorgen deswegen hatte, erleichterte die Nachricht sie etwas. Nun stand eigentlich nur noch die Patrouille und die Jagd zwischen Wolfspfote und seinen Kriegernamen. „Ich werde Mondschein und Wolfspfote begleiten. Bronzeseele, du wirst mit Sturmpfote eine Clangrenze aufsuchen.“ Hagelstern liess beabsichtigt den jeweils anderen Mentor den Schüler begleiten. Es war ihm wichtig, den Schüler eine ungewohnte Situation auszusetzen und auch so konnten die Mentoren Fehler erkennen, die der eigentliche übersehen hätte. Die blauen Augen von Sturmpfote leuchteten abenteuerlustig auf, ihr Fell stellte sich in verschiedene Richtung ab. „Wo gehen wir hin?“ Aufgeregt sprang sie auf und ab. Es ist eine wichtige Prüfung und sie verhält sich, als wäre es ein Spiel, erkannte Bronzeseele belustigt. „Das entscheide ich nicht. Du wirst die kleine Grenzpatroulie leiten. Zu welcher Grenze willst du gehen?“ Für einen Moment wirkte Sturmpfote verunsichert, ehe sie scheinbar neuen Mut fasste. „KlippenClan! Lass uns zum KlippenClan gehen!“ „Dann gehen wir zum BeerenClan.“, beschloss Wolfspfote deutlich zögerlicher.
Auf dem Weg zur Grenze wurde Sturmpfote ruhiger, was Bronzeseele schon etwas verwunderte. Die Ohren aufmerksam gespitzt, die Pfoten zielsicher gesetzt. Der Nebel schien die Schülerin nicht zu irritieren, dennoch blieb sie achtsam. Viel redete Sturmpfote nicht. Sie nimmt die Aufgabe wirklich ernst. Es ist schön an zu sehen, wie ein Schüler zum Krieger heranreift! Bei Sturmpfote kann man es wirklich gut sehen. Auch wenn sie ihre stürmische Seite nicht abgelegt hat, so hat sie eine vernünftige dazu gelegt. „Ich glaube, wir sind bald da.“, miaute Sturmpfote irgendwann und hob ihren Kopf etwas und blickte bereits der Grenze entgegen. „Vielleicht begegnen wir eine Patrouille?“, überlegte die Jüngere laut, ehe sie fragend zu Bronzeseele blinzelte. „Was soll ich dann machen?“ „Die Verantwortung liegt bei dir.“, erinnerte die Rotbraune jedoch nur. „Aber mach dir keine Sorge. Es herrscht Frieden zwischen den Clans, warum sollte der KlippenClan also einen Streit suchen wollen?“ „Da ist was dran. Dann werde ich sie freundlich grüssen!“ Nun wirkte sie wieder etwas mehr wie Sturmpfote. „Mach das.“, schnurrte Bronzeseele amüsiert und versuchte irgendwelche KlippenClan Katzen zu erkennen, doch der Nebel verhinderte ihr die Sicht. Es dauerte noch einige Herzschläge bis die kleine Patrouille ankam, von den KlippenClan war aber nichts zu sehen. „Schade.“, murmelte Sturmpfote schon fast enttäuscht. Schnell markierte sie die Grenze, ehe sie Bronzeseele zurückführte.
Hagelstern wartete bereits mit Mondschein und Wolfspfote auf die Ankunft von der Patrouille. Eigentlich war der Weg zum KlippenClan kürzer als der zum BeerenClan, doch Sturmpfote war ebenso bedacht zurückgelaufen, was etwas Zeit beansprucht hatte. Schnell berichtete Bronzeseele von Sturmpfote. „Das war super!“, lobte Mondschein direkt ihre Schülerin, welche mit feurigen Augen bereits auf die nächste Aufgabe wartete. „Ich mach dich sogar noch stolzer!“, versprach die schwarze Kätzin ihrer Mentorin, die allen Anschein nach daran auch keine Zweifel hegte. „Wolfspfote hat sich auch gut gemacht.“, berichtete Hagelstern. „Obwohl ein neuer Schüler vom BeerenClan ein bisschen auf Streit aus war, blieb er gelassen.“ Gut gemacht! Bei Hagelsterns Worten wurde auch Bronzeseele stolz auf Wolfspfote, welcher peinlich berührt auf die Pfoten blickte. Einige Herzschläge liess Hagelstern die Schüler ausruhen, ehe es zur letzten Aufgabe ging; Die Jagd. Wie immer sollten sich Wolfspfote und Sturmpfote selbst organisieren, einen geeigneten Ort finden und möglichst viel erbeutet. Dabei machte das Wetter Bronzeseele noch am meisten bedenken. Klar, Wolfspfote war mehr als nur bereit für seine Prüfung, doch wo würde er jagen gehen?
Dieses Mal schien Wolfspfote vor Sturmpfote loszuziehen. Kurz wartete Bronzeseele, ehe sie ihren Schüler folgte. Recht zielsicher tapste Wolfspfote in einer Richtung, die Bronzeseele nur al zu gut kannte. Er wird den Wolkensee auf suchen... Kopfschüttelnd lief sie hinter den dunkelgrauen Kater. Als Krieger kann er nicht einfach dort jagen, wo es ihm am liebsten ist. Vor allem nicht bei Nebel! Einen kurzen Moment überlegte die zweite Anführerin, ob sie Wolfspfote darauf ansprechen wollte. Nein, das darfst du nicht! Es ist seine Kriegerprüfung! Dennoch war das Verlangen gross. Es war ein grosser Wunsch von Wolfspfote, endlich Krieger zu sein aber nur er allein hatte es jetzt noch in den Pfoten. Oh, SternenClan! Bitte lass ihn etwas finden! Plötzlich hielt Wolfspfote an, um die Luft zu wittern. Vielleicht jagt er doch hier? Kurz hatte Bronzeseele Hoffnung, doch dann drehte sich Wolfspfote in ihrer Richtung um. Hat er mich entdeckt? Fluchend erkannte Bronzeseele, dass sie sich falsch postiert hatte. Der Wind musste Wolfspfote ihre Fährte verraten haben! Einer zweiten Anführerin sollte so etwas eigentlich nicht passieren! Für einen Moment leuchteten Wolfspfotes Augen selbstsicher auf, ehe er sich wieder umdrehte. Es war, also wollte er kurz „Mach dir keine Sorgen!“, sagen. Mit klopfenden Herzen nahm Bronzeseele die Beobachtung wieder auf. Ich sollte ihm einfach etwas mehr vertrauen, sagte sie sich selbst. Gerade Wolfspfote würde nichts tun, um seinen Kriegernamen zu gefährden und wenn er am Wolkensee jagen wollte, dann würde er auch etwas fangen!
Wie befürchtet war es am Wolkensee besonders nebelig. Man konnte kaum zwei Mäuselängen vor sich sehen. Dennoch wollte Wolfspfote bleiben. Er schien sich zu konzentrieren, um eine Beute zu entdecken. Vielleicht würde Eulenstreif hier etwas riechen aber sonst wohl keiner, erkannte Bronzeseele zweifelnd. Immer noch blieb Wolfspfote stur. Vorsichtig setzte er eine Pfote vor die andere, Bronzeseele dicht hinter ihm. Man konnte den Abhang nicht sehen und Maulwurfherz hatte hier damals bereits sein Leben verloren. Denke nicht daran, mahnte sich die Rotbraune verärgert. Es würde nur die Angst in ihr schüren. Dennoch achtete Bronzeseele darauf ihren Schüler im Blickfeld zu behalten. Unbeirrt lief der Kater weiter, als bräuchte er den Boden gar nicht zu sehen. Unwohl zog sich Bronzeseeles Herz zusammen. Die Sorge um Wolfspfote war zu gross, auch wenn sie ihm eigentlich vertrauen wollte. In jenem Moment war ihr es egal, ob er was fangen würde oder nicht, solange er wohlbehalten zurück gehen konnte. Ein Vogel! der trällernde Gesang liess Bronzeseele kurz die Situation vergessen. Ausgerechnet der kleine Moment der Unachtsamkeit reichte aus. Nur aus dem Augenwinkel konnte sie erkennen, wie Wolfspfote strauchelte, ehe sein Panikschrei Bronzeseeles Ohr erreichte.
Kapitel 70:
Jaulend sprang Bronzeseele auf, betete zum SternenClan noch rechtzeitig da zu sein. Die Herzschläge vergingen so quälend langsam, als wollte man Bronzeseele hindern. Der kalte Wind schien ihre Haut schmerzhaft zu schneiden, doch sie konnte nur an Wolfspfote denken, die Katze, die sie liebte. Genau dieser stolperte über den Abhang, fiel in die Ungewissheit. Fauchend schlug Bronzeseele ihre Krallen in Wolfspfote Pfote, um ihn irgendwie zu halten. Kurz schrie vor Wolfspfote Schmerz auf, seine Augen flehten nach Hilfe. Noch konnte keiner der beiden aufatmen. Vorsichtig versuchte Bronzeseele Wolfspfote Nacken zu erwischen, um ihn hoch ziehen zu können. Doch sobald sie sich etwas vorbeugte, schien Wolfspfote zu rutschen. Mit aller Kraft versuchte Wolfspfote seine Krallen in die Erde zu schlagen, doch seine Hinterpfoten zappelten eher hilflos in der Luft. „Ich werde fallen!“, schrie er panisch. Zähneknirschend überlegte Bronzeseele, was sie tun sollte. „Ich werde dich nicht verlieren!“, erwiderte sie, doch was sollte sie tun? „Glaub an mich!“ „Bitte, hilf mir...“, jammerte er nur als Antwort. Noch nie hatten seine dunkelblauen Augen so verängstigt geschaut. Für einen Moment war es, als würde sie Glühsplitter in ihn sehen. „Alles wird gut!“ Die Worte waren schon fast mehr an sie selbst gerichtet, als wollte sie es sich selbst einreden. Irgendwie musste es doch eine Lösung geben!
„Ganz ruhig, Bronzeseele.“
Verwirrt zuckte Bronzeseele mit dem Ohr, woher kam diese Stimme? Sie konnte sich nicht umdrehen, Wolfspfotes Leben hing von ihr ab. Obwohl sie diese Stimme noch nie gehört hatte, glaubte sie die Quelle zu kennen. Ihr Herz wusste genau, dass sie der Stimmer vertrauen konnte.
„Alles wird gut gehen. Ich bin bei dir, keine Sorge. Atme tief ein und aus und kläre deine Gedanken.“
Noch einmal blickte sie in Wolfspfote Augen, ehe sie kurz ihre grünen schloss, um tief ein und aus zu atmen. Sie konnte spüren, wie sich ein dichter Nebel in ihren Gedanken löste. Vorsichtig blinzelte sie, alles war nun klarer. „Vertrau mir, Wolfspfote.“, miaute sie dieses mal etwas bestimmter. Ihre Pfote schmerzte bereits und ihre Kraft schwant langsam. Bibbernd nickte Wolfspfote. „Kralle dich so fest wie möglich. Für einen Herzschlag muss ich dich loslassen, um nach deinen Nacken zu packen. Nur so kann ich dir helfen.“ Erst schien Wolfspfote protestieren zu wollen, doch dann hielt er inne. Vorsichtig befolgte der Jüngere die Anweisung. „Ich glaube, ich habe es geschafft.“ „Nicht glauben!“, widersprach Bronzeseele energisch. „Du musst dir sicher sein! Du schaffst das, kralle dich so fest wie es geht! Ich glaube an dich und du musst auch daran glauben.“ „Okay.“, stimmte Wolfspfote noch mit bebender Stimme, doch er wirkte etwas zuversichtlicher. Mit aller Muskelkraft krallte er sich fest, ehe er Bronzeseele zunickte. „Okay, ich werde jetzt loslassen.“ Sie selbst zögerte noch für einen kurzen Moment, doch dann spürte sie eine warme Gestalt neben sich, als würde diese Katze ihr zusätzlich Kraft geben. Dann zog sie ihre Kralle zurück. Sofort stürzte Bronzeseele vor, biss zielsicher in seinen Nacken und stemmte ihn mit aller Kraft hoch. Auch wenn ihre Muskeln kurz protestierten, zog sie Wolfspfote sicher auf festen Boden zurück. Kaum dort angekommen, sprang Wolfspfote weiter vom Abhang weg, ehe er zu Boden sank. Keuchend stellte sich Bronzeseele zu ihm. Sorgenvoll begutachtete Bronzeseele ihren Schüler nach irgendwelchen Verletzungen. Eine seiner Pfoten blutete und am Nacken waren einige kleine Wunden, sowie eine etwas Tiefere. Dennoch schien er wohl auf. „Du hast mir das Leben gerettet!“ Ungläubig und Erleichtert zu gleich drückte sich Wolfspfote an Bronzeseele. Am ganzen Körper zitterte er. „Alles ist gut.“, versuchte Bronzeseele ihn zu beruhigen. An die Kriegerprüfung dachte sie schon lange nicht mehr. Jetzt wollte sie nur für Wolfspfote da sein.
Noch eine ganze Weile verharrten sie so. Sie konnte Wolfspfote Herz wie wild klopfen spüren. Nur langsam wollte es sich beruhigen. Irgendwann blickte Wolfspfote tief in Bronzeseeles Augen, stupste kurz gegen ihre Nase und flüsterte ein zärtliches: „Danke.“ Eine wohlige Wärme durchflutete Bronzeseele, doch sie musste nun an etwas anderes denken. „Wir müssen los, Sturmpfote wird sich noch Sorgen.“ Ausserdem sollte Eschenblatt sich dringend deine Verletzung anschauen, fügte sie gedanklich hin zu. Kurz blickte sie auf ihre Pfoten, wo sie dunkelgraues Fell zwischen ihren Krallen entdecken. Sie hatte es wohl aus Versehen ausgerissen. Schattenseele hatte damals den Clan angelogen, genau in einer Solchen Situation. Als hätte der SternenClan es so gewollt. Kopfschüttelnd erhob sie sich und lächelte Wolfspfote aufmunternd an.
„Da seid ihr endlich!“ Erst freute sich Sturmpfote sichtlich über ihren Wurfgefährten, doch schon bald erkannte sie seine Verletzungen und sein aufgeplustertes Fell. „Was ist passiert!? Wer hat dir das angetan?!“ „Mir geht es gut.“, keuchte er als Antwort. Bronzeseele konnte bereits Hagelsterns fragenden Blick spüren. Sicherlich hatte dieser auch schon längst erkannt, dass die Rotbraune unverletzt war aber er würde ihr nicht misstrauen. Hagelstern vertraute seinen ganzen Clan ausnahmslos, was Bronzeseele sehr erleichterte. „I-ich war beim Wolkensee…“, erklärte Wolfspfote schüchtern vor Hagelstern. „Eigentlich wollte ich dort jagen aber ich bin am Abgang abgerutscht. Es war so nebelig, dass ich kaum was sehen konnte! Doch Bronzeseele hat mich gerettet. Sie hat mich wieder hochziehen können.“ Scheinbar konnte Wolfspfote Hagelsterns Blick nicht standhalten, schuldig starrte er auf seine verletzte Pfote. „Es tut mir leid... I-ich wusste eigentlich, wie gefährlich es war. Und ohne Bronzeseele wäre ich jetzt im SternenClan.“ „Viel wichtiger ist jetzt, dass du am Leben bist.“, erwiderte jedoch Mondschein freundlich, dem Hagelstern nur beipflichten konnte. „Wir sollten erst mal zurück gehen.“, schlug Bronzeseele vor. „Ich musste leider fest zubeissen und Eschenblatt sollte sich die Wunden anschauen.“ „Du hattest keine andere Wahl.“, beruhigte Hagelstern seine zweite Anführerin sofort. „Du hast einem Clangefährten das Leben gerettet. Aber du hast recht, wir gehen zurück. Sturmpfote, sammle schnell deine Beute ein.“
Neidisch schielte der humpelnde Wolfspfote kurz zu seiner Wurfgefährtin, die einen Vogel und eine Maus erbeutet hatte. Sicherlich hatte sie ihre Kriegerprüfung bestanden. Die noch-Schülerin blieb aber ruhig, schlürfte sogar hinter ihrer Mentorin her. „Ich werde heute keinen Kriegernamen bekommen, oder?“, flüsterte Wolfspfote dann enttäuscht, sodass Bronzeseele die Antwort schwerfiel. Am liebsten hätte sie ihn auf der Stelle einen Kriegernamen gegeben, doch die letzte Prüfung hatte er nicht bestanden. Sogar seine eigene Gesundheit hatte er stattdessen gefährdet. „Du wirst eine neue Prüfung machen dürfen.“, versuchte Bronzeseele ihn aufzumuntern, eher mit mässigen Erfolg. Vorsichtig strich sie über seine Schulter. „Das ist keine Schande. Jeder, auch der beste Krieger, macht Fehler. Und von diesen können wir lernen.“ Darauf antwortete der graue Kater nicht mehr, sondern blickte nur mit verzogenen Gesicht nach vorn. Ein Fehler der ihn nun seinen Kriegernamen kostete... Dabei hatte er sich als Schüler so sehr angestrengt, so viel trainiert. Nach den Tot seiner Mutter war sein Kriegername für ihn besonders wichtig geworden. Und nun? Sicher, er wurde die Prüfung wiederholen dürfen doch Bronzeseele konnte seinen Schmerz erahnen.
Glühsplitter sprang als erstes im Lager auf, um seine Jungen zu begrüssen, doch das stolze Lächeln wich schnell zu einen besorgten Gesichtsausdruck. „Wolfspfote! Du bist verletzt!“ Sofort schielte er zu Bronzeseele, um eine Antwort zu bekommen. „Er stürzte fast am Abhang vom Wolkensee. Ich konnte ihn aber noch hochziehen.“ „Beim heiligen SternenClan! Ich bin dir so dankbar!“ Schützend legte er den Schweif um seinen Sohn, blickte aber weiterhin zu Bronzeseele. „Du hast meinem Sohn das Leben gerettet... Auch Fichtenflug wird dir sicherlich dankbar sein.“ Dann wurden seine Augen für einen Herzschlag glasig, als er an seine verstorbene Gefährtin zurückdachte. „Ich bringe Wolfspfote zu Eschenblatt.“, miaute Bronzeseele matt. Dankbar nickte Glühsplitter und stupste nun seine Tochter an, welche verunsichert zum Heilerbau blickte. Die richtigen Worte schien auch sie nicht zu finden. Nach einer kurzen Untersuchung konnte Eschenblatt Entwarnung geben. Erleichtert beobachtete Bronzeseele, wie eine Kräutermischung auf Wolfspfotes Nacken gelegt wurde. „Der Wolkensee ist gerade bei Nebel gefährlich.“, brummte Eschenblatt, eher zu sich als zu Wolfspfote, welcher nur etwas Unverständliches in sein Brustfell murmelte.
Da Wolfspfote weiterhin jegliche Gesprächsversuche blockte, liess auch Bronzeseele ihn Ruhe. Besorgt teilte sie sich einen Vogel mit Fliegenpelz und Brauntupfen. „Ich hätte ihn vielleicht doch ansprechen sollen.“, miaute Bronzeseele irgendwann kopfschüttelnd. Der ganze Clan wusste bereits von Wolfspfote. „Ich hätte ihm verbieten sollen, am Wolkensee zu jagen!“ „Das hättest du nicht gedurft.“, antwortete Brauntupfen bedacht. „Und das wusstest du auch. Du hast keine Schuld.“ „Und du kennst doch Hagelstern! Bestimmt darf Wolfspfote in den nächsten Sonnenaufgängen die Prüfung wiederholen!“, versicherte Fliegenpelz direkt, doch da war sich die Rotbraune nicht so sicher. Eher würde Wolfspfote vielleicht im nächsten Mond die Prüfung erneut bestreiten dürfen. Kurz blickte sie zum Himmel. Der Sonnenuntergang näherte sich bereits und das obwohl eigentlich noch eine Kriegerernennung anstand. Sie waren seit Sonnenhoch wieder im Lager! Doch im Lager schien auch die falsche Stimmung zu herrschen. Jede Katze, bis auf vielleicht Gluttiger, schien mit Wolfspfote zu leiden. Doch ehe Bronzeseele grossartig darüber nachdenken konnte, sprang ihr Anführer auf den Flachfelsen.
„Ich rufe alle Katzen, die ihre eigene Beute machen können, zu einer Clanversammlung zusammen.“ Zügig versammelte sich der Clan, Sturmpfote stand recht einsam vor Hagelstern, ihren Schweif um die Pfoten geringelt. Bronzeseele setzte sich zu Mondschein und Wolfspfote, der stur auf seine Wurfgefährtin starrte. Trotz des eher enttäuschenden Tages, blickte er mit etwas Stolz zu Sturmpfote. Auch, wenn er seine Trauer nicht über scheinen konnte. „Wir haben uns heute versammelt, um eine neue Kriegerin willkommen zu heissen! Mondschein, bist du davon überzeugt, dass deine Schülerin bereits ist, Kriegerin zu werden?“ „Ja, das ist sie.“, erwiderte Mondschein mit trüben Blick. Auch sie hätte wahrscheinlich gerne noch Wolfspfote neben Sturmpfote sitzen gesehen. „Ich, Hagelstern, Anführer des DornenClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schülerin herab zu blicken. Sie hat hart trainiert, um euren edlen Gesetzten gehorchen zu können, und ich empfehle sie euch nun als Kriegerin. Sturmpfote, versprichst du, das Gesetzt des Kriegers einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst mit deinem Leben?“ „Ich verspreche es.“, Sturmpfote flüsterte eher und auch der Clan blieb deutlich ruhiger. Hagelstern nickte, ehe er weitersprach. „Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen. Sturmpfote, von diesem Augenblick wirst du Sturmbrise heissen. Der SternenClan ehrt deine Tatkraft und deine Freundlichkeit und wir heissen dich als vollwertige Kriegerin im DornenClan willkommen.“ „Sturmbrise! Sturmbrise!“, rief Wolfspfote als erstes, schnell setzte der restliche Clan ein. Nun mit feurigen Augen nickte Sturmbrise ihren Clan zu. Zuerst wurde sie auch von Wolfspfote begrüsst.
„Noch bin ich nicht fertig.“, rief Hagelstern, als sich der Tumult etwas legte. Erstaunt spitzte Bronzeseele die Augen, ihr Herz pochte plötzlich wilder. „Ich habe lange darüber nachgedacht aber ich denke, wir sollten einen weiteren Krieger ernennen.“ Voller Freude stupste Bronzeseele Wolfspfote an. „Das wirst du sein!“, flüsterte sie in sein Ohr, woraufhin dieser heftig nickte. „Sicherlich wisst ihr bereits, was bei der Kriegerprüfung von Wolfspfote vorgefallen ist. Doch zeigte er Reue. Er wusste, was er falsch gemacht hatte und ich bin mir sicher, dass er diesen Fehler nie wieder begehen wird. Und genau das ist eine wichtige Eigenschaft als Krieger. Der Schreck war sicherlich Strafe genug und Wolfspfote hat genauso wie Sturmbrise oft genug beweisen können, welch grossartiger Krieger in ihn steckt.“ Feierlich blickte Hagelstern nun zu Bronzeseele. „Bronzeseele, bist du davon überzeugt, dass dein Schüler bereit ist, Krieger zu werden?“ „Ja, das bin ich!“, antwortete Bronzeseele mit kräftiger Stimme. „Ich, Hagelstern, Anführer des DornenClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diesen Schüler herab zu blicken. Er hat hart trainiert, um euren edlen Gesetzten gehorchen zu können, und ich empfehle ihn euch nun als Krieger. Wolfspfote, versprichst du, das Gesetzt des Kriegers einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst mit deinem Leben?“ „Ich verspreche es!“ Seine Stimme bebte voller Glück. „Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen. Wolfspfote, von diesem Augenblick wirst du Wolfsschatten heissen. Der SternenClan ehrt deine Treue und deine Lernfähigkeit und wir heissen dich als vollwertiger Krieger im DornenClan willkommen.“
Kapitel 71:
Selbst am nächsten Morgen konnte Bronzeseele es kaum glauben; Wolfsschatten hatte seinen Kriegernamen erhalten! Auch wenn Bronzeseele noch etwas hätte schlafen können, richtete sie sich sofort auf. Es war kurz vor Sonnenaufgang, sodass die neusten Krieger ihre Nachtwache noch hielten. Schweigend, wie das Gesetzt des Kriegers verlangte, sassen sie am Lagerausgang. Von dem Schock am Vortag war nichts mehr zu erkennen. Stadtessen strahlte Wolfsschatten über das ganze Gesicht. Am Abend zuvor hatte er sich etliche Male bei Hagelstern bedankt dafür, dass er Wolfsschatten diese Chance gegeben hatte. Kurz blickte Wolfsschatten zu Bronzeseele, als hätte er ihren Blick gespürt. Wirkte er kurz nervös? So recht konnte es die zweite Anführerin nicht sagen und schon richtete sich Wolfsschattens Blick nach vorne. Etwas verwirrt schüttelte sich Bronzeseele, manchmal verstand sie ihn noch nicht so recht. Schnell schaute Bronzeseele in den Himmel. Noch hatten die neuen Krieger einige Herzschläge vor sich, doch wenn sie schon die ganze Nacht durchgehalten hatten, dann würden sie das letzte bisschen jetzt auch noch schaffen. Brauntupfen stellte sich zu ihr, er war gerade von einer Jagd zurückgekehrt. „Ich bin froh, dass Wolfsschatten doch noch seinen Kriegernamen erhalten hat.“, miaute er mit gedämpfter Stimme zu seiner Freundin. „Ich auch.“, seufzte sie. Noch immer sass der Schock etwas in ihren Knochen. „Es war ganz schön beängstigend. Ein Herzschlag später und es wäre zu spät gewesen.“ Bedacht nickte Brauntupfen. „Aber du bist da gewesen und warst rechtzeitig. Daher bringt es nichts sich vorzustellen, was sonst passiert wäre.“ Wie immer fand Brauntupfen die richtigen Worte und auch wenn er jünger als Bronzeseele selbst war, klang er viel Weiser. „Du hast recht.“, stimmte sie ihn mit einem Lächeln zu. Und egal was auch immer passiert, ich werde immer rechtzeitig da sein. So lange ich lebe, wird Wolfsschatten nichts geschehen! Sie hatte sich eingestanden, wie viel sie für ihren ehemaligen Schüler empfand, weshalb sie ihn umso mehr beschützen wollte.
Staubglanz, die die Morgenpatrouille leitete, verliess den Kriegerbau und lief zu den neuen Kriegern. „Ihr dürft jetzt wieder reden. Ihr habt die Nachtwache überstanden.“ Bronzeseele hatte sich wartend am Lagerrand gesetzt und blickte zu Wolfsschatten und Sturmbrise. Sturmbrises blaue Augen leuchteten erschöpft auf, ehe sie kurz zum Himmel blickte. Sie schien irgendetwas zu murmeln, fast so, als würde sie beten. Ob sie wohl zu Natternjunges und ihrer Mutter spricht? Zwar waren Bronzeseele und Fichtenflug nie wirklich gute Freunde gewesen, doch auch sie ehrte die verstorbene Kriegerin, die ihr Leben für eine anderen Clan gegeben hatte. „Bronzeseele!“ Wolfsschatten rannte auf sie zu, sodass die zweite Anführerin keine Zeit hatte, sich weitere Gedanken zu machen. „Guten Morgen, Krieger.“, begrüsste sie ihn zufrieden schnurrend. „Du hast es geschafft und ich bin wirklich stolz auf dich.“ Schnell nickte Wolfsschatten ohne ihr wirklich zu zuhören. „Ja, danke. Kommst du mit jagen?“ Verwundert blinzelte Bronzeseele. Eigentlich war Wolfsschatten etwas überlegter und ruhiger, aber nun wirkte er ungeduldig und hektisch. „Du solltest lieber erst schlafen gehen. Du wirst viel zu müde sein, um jagen zu können.“ Noch während sie dies sagte, verstand sie, dass Wolfsschatten wahrscheinlich etwas ganz anderes vorhatte. „Nein, ich kann noch nicht schlafen gehen, es ist wirklich wichtig!“ Besorgt musterte Bronzeseele den dunklen Kater. Er wirkte zwar etwas erschöpft, aber wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann würde auch Bronzeseele ihn nicht umstimmen können. „Aber nur kurz.“, stellte sie kopfschüttelnd die Bedingung und erhob sich. „Danke! Ich verspreche es!“
Schweigend lief Wolfsschatten voran, plötzlich wirkte er deutlich kraftvoller und erwachsener als zuvor. Waren seine Schultern immer schon so breit? Als hätte der Kriegername ihn um Monde altern lassen, überlegte Bronzeseele belustigt. Inzwischen war er auch grösser als sie selbst, wobei Bronzeseele schon zu den Grössten im Clan gehörte. Es fühlte sich etwas unwirklich an, wenn sie so daran dachte. Sie konnte sich noch gut erinnern, wie er sich als Junges zu ihr gelegt hatte, weil er sich Sorgen gemacht hatte. Stimmt, ich hatte an der Grenze bei Schattenseele geschlafen. Und am nächsten Morgen waren meine Freunde und Familie da. Wolfsschatten ist dann mit in den Kriegerbau gegangen und hat neben mir geschlafen. So viele Monde waren seither vergangen und sie war auch froh darüber. Sie hatte in der Zeit so viele gute Erinnerungen kreieren können! Nicht nur mit Wolfsschatten, auch mit Brauntupfen, Fliegenpelz, Blitzlicht und Regenblüte. Bronzeseele war so in Gedanken gewesen, dass sie gar nicht gemerkt hatte, wie Wolfsschatten anhielt. Erst als sie gegen ihn lief und sich schnell entschuldigte. Ihr ehemaliger Schüler antwortete darauf gar nicht erst, was die Rotbraune verwunderte. Kurz blickte sie um sich. Der Wolkensee! Ohne den Nebel war der Abhang besser zu erkennen und dieses Mal achtete Wolfsschatten äusserst bedacht darauf. Es war eine furchterregende Erinnerung, wie Wolfsschatten noch einen Sonnenaufgang zuvor beinahe hier zu Tode gekommen wäre. Aber was wollte der junge Krieger denn schon wieder hier?
Nach einigen Herzschlägen verstand Bronzeseele es endlich. Wolfsschatten hatte ihr gesagt, hier würde er seine Liebe gestehen! Sofort klopfte Bronzeseeles Herz rasant gegen ihre Brust. Endlich! Wie konnte sie dies nur vergessen? Wird er mir wirklich seine Liebe gestehen? Sie blickte zu ihm. Der dunkelgraue Kater hatte seine Augen auf den Wolkensee unter ihnen gerichtet, kurz zuckte sein Ohr. Abwartend setzte sich Bronzeseele hin. Selbst sie war sich sicher, wie viel er für sie empfinden musste. Daher würde sie sich darüber keine Sorge machen müssen. Einige Monde habe ich darauf gewartet, auf die letzten Herzschläge kommt es nicht mehr an. Kurz schienen seine Lippen lautlose Worte zu formen, als würde er üben. Dann drehte er sich mit festen Blick zu Bronzeseele um und sie blickte in die gleichen dunkelblauen Augen, in die sie sich schon mal verliebt hatte. „Bronzeseele .“ „Ja?“ Mit einen Mal war die ganze Vorfreude wieder da. Es war der schönste Moment in ihren Leben! Gemeinsam mit Wolfsschatten hier am Wolkensee zu sitzen! „Ich muss dir was sagen. Glühsplitter hat hier Fichtenflug seine Liebe gestanden und ich habe mir als Schüler geschworen, es ebenso wie er zu machen.“ Er holte tief Luft. „Ich liebe dich. Du bedeutest mir so viel, ich kann es gar nicht in Worte fassen! Schon als Junges habe ich dich immer bewundert und wollte so werden wie du. Glühsplitter hatte uns immer so viele Geschichten von dir erzählt. Ich habe auch schnell verstanden, warum er so von dir geschwärmt hat.“ Er hat mich also nie ganz vergessen, wurde sich Bronzeseele bewusst. Aber sie wollte jetzt nicht an Glühsplitter denken, sondern an Wolfsschatten. „Es war toll, dich als Mentorin zu haben. Ich hatte immer das Gefühl, von dir ernst genommen zu werden. Und... Ich hoffe einfach, ich konnte dir das gut sagen. Also, dass ich dich liebe...“ Mit warmen Gefühl in der Brust stupste Bronzeseele gegen Wolfsschattens Nase. „Besser, als ich es je könnte. Ich liebe dich auch.“ Für einen Herzschlag schien Wolfsschatten zu erstarren, ehe ein Lächeln sein Gesicht aufhellte. „Ich werde auf dich aufpassen! Für immer und ewig!“, schnurrte er.
Eine Weile blieben die Gefährten noch am Wolkensee sitzen, bis Bronzeseele merkte, wie müde Wolfsschatten war. Immerhin hatte er seit Ewigkeiten nicht mehr geschlafen. Dieses Mal protestierte er nicht, sondern gähnte nur zur Antwort. „Aber ich werde mir ein Nest neben deinen bauen.“ „Mach das.“, antwortete Bronzeseele belustigt und ihn stupste nochmals an. Kaum betraten sie das Lager, waren einige Augenpaare auf die Gefährten gerichtet. Etwas peinlich berührt blickte Bronzeseele auf den Boden. Sie wollte nicht unbedingt so im Mittelpunk stehen. Auch Wolfsschatten schien sich deutlich unwohl zu fühlen. „Ich gehe dann mal schlafen.“, murmelte er schnell und tapste bereits zum Kriegerbau. „Schlaf gut.“, miaute sie ihn noch hinterher, ehe dann auch Brauntupfen mit amüsierten Ausdruck vor ihr stand. „Meinen Glückwunsch.“ „Danke.“, erwiderte die zweite Anführerin verlegen und versuchte das Thema zu wechseln. „Ich muss noch Patrouillen einteilen. Möchtest du die Sonnenhochpatrouille leiten?“ „Sag schon, was hat er gesagt?“ Gelbwind war plötzlich neben ihr aufgetaucht. Sogar Blitzlicht und Regenblüte standen bei ihr! „Das sage ich nicht!“, miaute Bronzeseele empört auf. „Ich bin ja so stolz auf dich!“, schnurrte Regenblüte und drückte sich an ihrer Tochter. „Meine beiden Jungen haben Gefährten! Oh, das wird wunderbar. Und du wirst sicherlich auch eine gute Königin!“ „Regenblüte!“ Inzwischen brannten Bronzeseeles Ohren nur so vor Scham, während ihr Wurfgefährte aus sicherer Entfernung belustigt lachte.
Kapitel 72:
„Komm schon, beeile dich etwas!“ Ungeduldig versuchte Fliegenpelz sich an seiner Wurfgefährtin vorbei zu drängen. Diese verdrehte kurz die Augen, ehe sie einen Schritt zur Seite machte. Eigentlich verstand sie ihn gut. Gegen Sonnenhoch hatte Felssturm über Schmerzen geklagt und kurz darauf hatte Eschenblatt verkündet, dass die Jungen kommen würden. Fliegenpelz war erst bei seiner Gefährtin in der Kinderstube dabei gewesen, wurde aber nach nur wenigen Herzschlägen von dem Heiler hinausgeworfen und hatte gemeinsam mit Bronzeseele, Brauntupfen, Blitzlicht und Regenblüte vor der Kinderstube gewartet. Erst kurz vor Sonnenuntergang waren die Schreie von Felssturm verstummt, doch Eschenblatt hatte versichert, dass es allen gut ging. „Ich möchte die Jungen auch sehen.“, schnurrte Regenblüte, ehe sich an Blitzlicht schmiegte. „Sie werden die besten Jungen im ganzen Clan sein.“, versicherte er stolz. Kurz überlegte Bronzeseele, ob sie ihrem Wurfgefährten folgen sollte, entschied sich erst mal dagegen. Es war eine lange, harte Geburt gewesen und wahrscheinlich brauchte Felssturm etwas Ruhe. „Wir sollten warten, bis Fliegenpelz uns dazu holt.“, miaute Brauntupfen, als hätte er Bronzeseeles Gedanken erraten. „Das gleiche denke ich auch.“, stimmte sie ihrem besten Freund daher zu. Kurz blickte sie zum Lagerausgang. Eigentlich gab es da noch jemanden, der über die Jungen wissen sollte. „Ich glaube, ich gehe mir kurz die Pfoten vertreten.“ Ehe jemand etwas dazu erwidern konnte, lief sie bereits durch den Ausgang.
In den letzten Sonnenaufgängen war es ziemlich kalt geworden. Nur wenige Blätter hielten sich stur an das Geäst fest, ansonsten war es ziemlich kahl geworden. Bald wird Krähenjunges zum Schüler ernannt, überlegte Bronzeseele. Gemeinsam mit Hagelstern hatten sie sich Staubglanz als Mentorin ausgesucht. Sie war eine der erfahrensten Krieger im Clan und dazu noch ziemlich streng. Dennoch zweifelte Bronzeseele, ob sie auch mit Krähenjunges klarkommen würde. Immerhin machte Krähenjunges nicht mal vor Borkenkralle halt und dieser hatte es sogar geschafft, Dachsklaue auszubilden! Aber vielleicht würde es Krähenjunges guttun, wenn er endlich eine Aufgabe hatte. Und Ginsterschweif würde sich sicherlich auch darüber freuen, wenn sie endlich etwas Ruhe haben würde. Der Geruch von Blut liess Bronzeseele zusammenzucken. Er war so plötzlich da, weswegen Bronzeseele sich schnell umblickte. „Bronzeseele!“ Hinter ihr konnte sie Gluttiger rufen hören, doch drehte sie sich nicht zu ihm um. Mit einer Schweifgeste brachte sie ihn zu schweigen. Woher kommt der Geruch? Sie konnte erkennen, wie Gluttiger plötzlich angespannt aufblickte. Dann deutete er in eine Richtung. Von dort, realisierte sie. Kurz blickte sie hinter sich. Sollte sie Gluttiger zurück zum Lager schicken? Um Verstärkung zu holen? Sie konnte die alles durchdringenden, blauen Augen von ihrem ehemaligen Mentor auf ihrem Pelz spüren. Ich muss handeln, jetzt! Sie hatte keine Zeit zum nachdenken, daher nickte sie den Kater nur zu. Gluttiger hatte die feinere Nase, doch als sie fast am Nadelwald waren, konnte auch Bronzeseele den Geruch von Hagelstern ausmachen. „Schneller!“, preschte sie zwischen den Zähnen hervor. Voller Panik fühlte sich ihr Kopf so merkwürdig nebelig an, ihre Kralle zogen tiefe Furchen in den Waldboden. Zwischen den kahlen Geäst konnte sie Hagelsterns weisses Fell aufblitzen sehen, rot vom eigenen Blut. Und nicht nur er: Mückenherz und Habichtwolke lagen reglos am Boden, ihre Körper mit vielen, kleinen Bissspuren übersät. Dann huschte etwas Graues über den Waldboden und verbiss sich in Hagelsterns Hinterbein. Ratten!
Noch nie hatte Bronzeseele diese Tiere gesehen. Fleckentau hatte ihr mal davon erzählt, wie sie den KlippenClan vor vielen Monden angegriffen hatten. Sie waren zwar nicht so gross wie eine Katze aber deutlich grösser als eine Maus. Ohne grossartig darüber nach zu denken, sprang Bronzeseele an Hagelsterns Seite und riss eine Ratte von ihn hinunter. Keuchend nickte Hagelstern ihr zu, ehe er sich gegen eine weitere wehrte. „Hinter dir!“, hörte sie Gluttiger rufen. Kurz blickte sie zu ihm und konnte noch erkennen, wie er sie vor einer anderen Ratte rettete. Wie viele waren hier? Und wie lange würde Hagelstern noch durchhalten? Wie viele Leben hat er überhaupt noch? Ist das nicht sein Letztes? Schnell versuchte sie die Gedanken daran zu verdrängen. Gemeinsam mit Gluttiger und Hagelstern versuchte sie erst mal die Ratten zu finden. Sie schienen immer wieder im Dickicht zu verschwinden, während von der anderen Seite eine andere Ratte angriff. Fauchend biss die Rotbraune nach einer Ratte, als sie spitze Krallen an ihrer Flanke spürte. Einen Herzschlag war sie unachtsam und wurde erneut angegriffen. Jaulend sprang Hagelstern auf und schleuderte die Ratte gegen einen Baum, wo sie liegen blieb. Dieses Mal traute sie sich nicht, die Wunde anzusehen aber sie spürte das Blut an ihrer Hinterpfote sickern. Wirklich gut sah es für die Clankatzen nicht aus. Es war schwer zu erkennen, woher der Feind als nächstes angreifen würde und um die beiden anderen Krieger konnten sie gar nicht kümmern. Eine Bewegung im Gebüsch liess Bronzeseele aufschrecken. Als hätte Gluttiger sie verstanden, beschützten er Hagelstern, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Die Ratte versuchte unter Gluttigers Pfoten durch zu huschen. Sofort stellte Bronzeseele sich dem Tier in den Weg und biss danach. Beinahe hätte sie die Ratte erwischt, doch es war zu schnell. Fluchend blickte sie dem schwarzen Fell hinterher. Hinter sich hörte sie, wie Hagelstern zusammenbrach. Beim heiligen SternenClan! Was soll ich tun?! Lass ihn bitte am Leben sein! Mit Gluttiger an der Seite kämpften sie ohne Worte gut zusammen, doch konnten sie nur noch an ein Wunder glauben. Immer wieder erwischte sie eine Ratte, doch sie biss die Zähne zusammen. Jetzt war keine Zeit, um an Schmerzen zu denken. Sie musste für ihren Anführer kämpfen! Selbst, wenn es ihr eigener Tot wäre! Gluttiger schrie vor Schmerz auf, als ihn eine Ratte in die Schulter biss. Zumindest war Bronzeseele schnell genug, um das Tier zu packen. Mit einem kräftigen Biss tötete sie es und warf es schwer atmend auf den Boden. Eine weitere Ratte reckte ihren Kopf, blickte kurz zu den Katzen und rannte davon, die restlichen Ratten hinter ihr her. Danach herrschte für einen Herzschlag ruhe.
Zitternd beäugte Bronzeseele Hagelsterns Wunden. Seine Augen waren halb geschlossen, das grün in diesen vergilbt. „Bronzeseele?“, ächzte er. Seine Flanke hob sich kaum noch. „Sei still!“, fuhr sie ihn erst besorgt an, ehe sie ihre Stimme senkte. „Wie geht es dir? Du musst aufpassen, es ist dein letztes Leben!“ Kaum merklich schüttelte er den Kopf. „Ich sehe den SternenClan... Ich habe alle Leben hinter mir gelassen.“ Ein kaltes frösteln durchzog Bronzeseeles Körper. Das kann nicht sein... Noch nie hatte sie sich so hilflos gefühlt, noch nie so verlassen. Hagelstern war ihr Anführer, schon vor ihrer Geburt gewesen und es war auch gut so. Sie wollte ihn nicht verlieren, sie konnte nicht! Betend drückte sie ihre Schnauze in sein Fell. „Habe keine Angst. Der DornenClan wird eine grossartige Anführerin haben. Ich weiss es. Ich kann in dir die Zukunft sehen.“ Ein seichtes Leuchten huschte über Hagelstern Augen und Bronzeseele hätte ihm am liebsten widersprochen. Doch brachte sie kein Wort heraus. Sie blickte einfach auf Hagelstern, der sich nicht mehr bewegte. Kein Atemzug, kein Lebenszeichen mehr. Als hätte man das Herz des Clans hinaus gerissen und achtlos fallen gelassen. Sie spürte wie ihr ehemaliger Mentor sich zu ihr setzte. Kurz murmelte er ein paar Worten, dann blickte er sie an. „Es tut mir leid. Auch Habichtwolke und Mückenherz haben es nicht geschafft.“ Als es hinter ihnen raschelte, dachte Bronzeseele zuerst, die Ratten wären wiedergekommen. Ihre Wunden brannten und die Trauer machten sie unbeweglich. Es war ihr auch egal, was mit ihr nun geschehen würde. Sie hatte versagt. Ihr Anführer war tot, weil sie ihn nicht schützen konnte.
„Hagelstern...“
Erstaunt spitzte Bronzeseele die Ohren. Es war Schattenseeles Stimme! Für einen Moment vergass sie alles und drehte sich zu ihm um. Der humpelnde, schwarze Kater stand vor ihr! Besorgt musterte er seine Schwester. „Ich habe Blut gerochen und Gluttiger schreien hören. Wäre ich nur etwas schneller gewesen...!“ Ungläubig, als wäre er ein SternenClan Krieger, machte sie einen Schritt auf ihn zu. „Du bist im unseren Gebiet.“, warnte ihn Gluttiger sofort. „Du solltest gehen, bevor dich jemand sieht.“ „Ich kann jetzt nicht gehen. Nicht, wenn ihr so verletzt seid! Und erst recht nicht, wenn Hagelstern, Habichtwolke und Mückenherz ihr Leben gelassen haben.“, erklärte Schattenseele mit brüchiger Stimme. Behutsam lief er an Bronzeseele vorbei, um sich von Hagelstern zu verabschieden. Bronzeseele wusste nicht, wie sie sich fühlen sollte. Einerseits war sie glücklich darüber, Schattenseele bei sich zu haben, doch konnte sie sich nicht wie ein Junges an ihn drücken. Hagelstern war verstorben, damit würde sie nun die Anführerin des DornenClans werden.
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Kapitel 73:
Nicht nur Schattenseele hielt sich unerlaubt im Territorium des Clans auf. Erst jetzt sah Bronzeseele das sandfarbene Fell. Es war ein Kater mit grünen Augen, der vor einen Busch stand. Blitzstreif aus dem MoosClan, realisierte die Rotbraune verwirrt. Als dieser ihren Blick merkte, nickte der Krieger ihr zu. „Ich werde dir nichts tun. Bis auf Düsterwolke weiss auch niemand von meinem Clan, dass ich hier bin und sie wird mich nicht verraten.“ Seine Stimme war freundlich, als wäre es ganz normal in fremde Territorien ein zu dringen. „Es tut mir leid für Hagelstern. Er war ein grossartiger Anführer.“ Nun wirkte Blitzstreif wirklich betrübt, schien sich aber recht unsicher zu sein, ob er sich von ihm verabschieden durfte. „Was...“ Bronzeseeles Stimme brach ab, weswegen wieder neu ansetzte. „Was machst du hier?“ „Ich habe mich mit Schattenseele getroffen und als wir den Schrei gehört haben, sind wir sofort los gerannt.“ Sprachlos blickte die Rotbraune von Schattenseele zu Blitzstreif. Was in Namen des SternenClans ging hier eigentlich vor sich? Zur ihrer Verwunderung schien Gluttiger nicht erstaunt, sondern begrüsste er den Krieger freundlich. „Es gut, dich zu sehen aber wir haben nicht viel Zeit.“ Gluttiger blickte zu den toten Katzen. „Wir haben grosse Verluste und sollten zurück zum Lager. Die Kampfwunden sollte sich unser Heiler anschauen.“ „Moment mal!“, brachte Bronzeseele endlich hervor. „Was ist hier los? Woher kennt Blitzstreif Schattenseele und warum habt ihr geredet?“ Eigentlich hatte Bronzeseele gedacht, nur sie und Gluttiger würden sich heimlich mit Schattenseele treffen. Doch ein Kater aus einen anderen Clan? „Ich erkläre es dir später.“, versprach ihr Bruder, ehe er zu Hagelstern lief. „Wir sollten lieber die Toten zurück zum Clan bringen.“ „Ich kann eben Düsterwolke holen, dann können wir sie alle tragen.“, schlug Blitzstreif vor, was Gluttiger unterstütze. „Aber schnell.“, rief Schattenseele ihn noch hinterher, während Bronzeseele den Kopf schüttelte. Sie fühlte sich komplett übergangen obwohl sie doch die zweite Anführerin war! Na ja, nun war sie eigentlich sogar die Anführerin vom Clan. Einen klaren Gedanken konnte sie aber nicht fassen. Zu sehr war sie aufgewühlt.
Sie spürte, wie Schattenseele sich neben ihr setzte und fürsorglich den Schweif um sie legte. „Du bist wahrscheinlich verwirrt aber Blitzstreif und Düsterwolke sind nett.“ „Warum kennst du sie?“, entgegnete Bronzeseele sauer. In ihr flammte plötzlich eine bebende Wut auf, die sich nicht verstand. „Sie gehören zum MoosClan!“ „Ich kenne sie schon eine Weile. Sandherz hat sie mir vorgestellt.“ Sandherz? Sie glaubte, dass es mal einen Krieger im MoosClan mit diesen Namen gab, war sich aber nicht sicher. „Sandherz ist ein alter Freund von Gluttiger und mir. Gemeinsam mit Maulwurfherz hatten wir den anderen Clans geholfen, wenn sie zum Beispiel Beute brauchten. Ganz selten haben wir sogar Kräuter geteilt. Irgendwann hatten sich mehrere Katzen aus den Clans uns angeschlossen. Auch wenn es heimlich war, so konnten wir sicherstellen, dass es allen Clans gut geht. Blitzstreif und Hagelwolke aus den MoosClan haben euch auch schon geholfen. Sie haben sich dann heimlich mit Gluttiger getroffen, um in der Blattleere Beute zu teilen. Nesselherz, Nelkenschweif und Aalpfote vom BeerenClan, sowie Wüstenblatt, Streifenbart, Sturmregen und Windpfote vom KlippenClan helfen auch.“ Das waren viele Informationen auf einmal. Es waren sogar einige Katzen dabei, die Fuchsseele kannte! Wüstenblatt, einer ihrer Freunde aus dem KlippenClan und die Wurfgefährten Nesselherz und Nelkenschweif! Überfordert richtete Bronzeseele sich auf und lief zu Hagelstern. Sie wünschte, sie könnte ihn alleine tragen. Der Clan wusste nichts davon. Sie waren alle gespannt auf Felssturms Jungen. Und wie würde es überhaupt aussehen, wenn zwei MoosClan Krieger und ein Verbannter mithalfen, die Leichen zu tragen!? Auf einmal wäre es Bronzeseele lieber gewesen, sie hätte Schattenseele nie im Nadelwald gefunden. Für einen Moment hätte sie sich auch gerne von ihm ferngehalten.
Düsterwolke und Blitzstreif halfen dabei, Habichtwolke und Mückenherz zu tragen, während Bronzeseele mit Gluttiger ihren Anführer trug. Schattenseele hatte nichts mehr dazu gesagt und lief nun neben Blitzstreif. Immer noch fühlte sich die Kätzin mehr als unwohl, aber noch war sie zu verwirrt, um eine wirkliche Entscheidung zu treffen. Zumindest bluteten ihre Wunden nicht mehr, aber die kalte Luft brannte auf der offene Wunde. SternenClan, was soll ich jetzt tun? Wie kann ich meinen Clan in die Augen schauen, wenn Schattenseele dabei ist? Sicherlich, Blitzlicht vermisste seinen Sohn und würde ihn vielleicht freudig begrüssen aber da waren ja auch noch Regenblüte, Glühsplitter und Gelbwind. Aber konnte sie ihren Bruder wieder wegschicken? Jetzt, wo sie Anführerin war, könnte sie ihn theoretisch wieder aufnehmen. Kurz dachte sie an ihren Gefährten. Er konnte ihr zwar nicht wirklich helfen aber alleine Wolfsschattens Nähe war tröstend. Langsam betrat sie das Lager. Sie hörte gedämpftes Gerede und konnte sich denken, dass der Clan über die neuen Jungen sprach. Doch sofort wurde alles Still, als Bronzeseele Hagelstern in die Lagermitte brachte. Mückenherz und Habichtwolke wurden neben ihn gelegt und Bronzeseele musste allen Mut zusammenreissen, um aufzublicken. Wie erwartet gab es viele entsetzte Blicke und ihr Clan wirkte genauso überfordert wie Bronzeseele selbst. „Schattenseele!“ Blitzlicht sprach als erstes. Ungläubig lief er auf seinen Sohn zu, seine gelben Augen trüb vor Trauer. „Ich weiss nicht... Geht es dir gut?“ Er stand nun nur wenige Mauslängen vor ihm. „Ja, alles gut. Ich lebe im Nadelwald, weil ich euch nicht hinter mir lassen kann.“ Dann sprach Ginsterschweif. „Was macht der MoosClan hier!?“ Fauchend machte sie einen Schritt auf die schwarze Düsterwolke, wurde aber von ihrer Wurfgefährtin aufgehalten. „Jetzt ist nicht die Zeit zum Streiten.“, erklärte Schneesturm, sondern blinzelte zu Hagelsterns Leiche. „Unser Anführer ist tot.“ Langsam regte auch der restliche Clan. Aschenpfote und Löwenpfote rannten zu Habichtwolke und Mückenherz, ihren Eltern. „Was ist passiert?“, verlangte Aschenpfote zu wissen. „Ratten haben sie angegriffen.“, miaute Löwenpfote wissend. „Ich habe sie gerochen und Habichtwolke hatte mich zurück zum Clan geschickt. Hagelstern ist ihnen hinter gerannt und meinte, ich solle niemanden sonst davon erzählen. Warum bin ich nicht mitgegangen!?“ Mit traurigen hängenden Kopf drückte er seine Schnauze in Habichtwolkes Fell.
„Ist alles gut mit dir?“ Wolfsschatten war neben ihr und ehrlich schüttelte Bronzeseele sich. „Ich weiss nicht, was ich machen soll. Es ist so viel passiert! Und ich verstehe nichts mehr.“ „Ich wünschte, ich könnte dir helfen.“, miaute ihr Gefährte mit leiser Stimme. Eigentlich sollte ich mich nicht an meinen Gefährten drücken, wusste Bronzeseele. Ich muss jetzt für meinen Clan da sein! Aber wie? Schnell versuchte sie ihre Kraft zu finden und sprang auf den Flachfelsen. Immer noch waren Blitzstreif und Düsterwolke im Clan. Sie sassen nah am Ausgang und blickten sich unschlüssig an. „Katze des DornenClans!“, versuchte Bronzeseele mit möglichst lauter Stimme zu rufen, doch klang es eher wie ein seichter Hauch im Wind. Reisse dich zusammen! Kurz holte sie tief Luft. „Hagelstern, Habichtwolke und Mückenherz sind heute von uns gegangen. Sie sind mutig im Kampf gegen Ratten gestorben. Gluttiger und ich waren zu spät, wir konnten nichts mehr tun.“ „Was macht der MoosClan nun hier!?“, verlangte eine aufgebrachte Ginsterschweif erneut zu wissen. „Sie wollten uns im Kampf helfen.“, erklärte Bronzeseele. Ganz gelogen war es ja nicht. „Als sie, und Schattenseele, uns erreichten, konnten wir gerade die letzte Ratte in die Flucht schlagen.“ „Er soll verschwinden! Schattenseele gehört nicht zum Clan!“ Für einen Augenblick zuckte die Rotbraune zusammen. Es war Regenblüte, ihre eigene Mutter, die dies verlangte. „Sie hat recht!“, stimmte Borkenkralle ihr zu, in seinen Augen brannte ein hassendes Feuer. Er war der Gefährte von Gänseschwinge gewesen. Eine Katze, die Schattenseele umgebracht hatte und daraufhin verbannt wurde. „Er ist verletzt!“, warf, erstaunlicherweise, Wolfsschatten ein. Glühsplitter hatte ihm nie gesagt, weshalb Schattenseele verbannt wurde, erinnerte sich Bronzeseele. „Er humpelt und ist sehr dünn.“, stimmte ihm Blitzlicht zu. „Wir können ihn doch nicht in der Blattleere davonjagen!“ Nicht viele Katzen waren auf seiner Seite. Vor allem die jüngeren Krieger wussten nicht, was sie sagen sollten. Sie kannten Schattenseele nicht mal und wussten auch nicht von seinen Taten. „Wir sollten darüber nicht nachdenken.“, erwiderte Eschenblatt schnell. „Doch noch nicht. Wir haben unseren Anführer verloren und Bronzeseele muss ihren Namen erhalten. Ausserdem brauchen wir einen zweiten Anführer noch vor Mondhoch.“ Er blickte in den Nachthimmel. Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Sie wusste, dass auch Eschenblatt trauern musste aber er hatte recht. „Ich werde darüber nachdenken und euch bald meine Entscheidung mitteilen.“, erklärte sie mit klopfenden Herzen. Dann blickte zu den MoosClan Kriegern. „Ihr solltet zu eurem Clan zurück gehen. Vielen Dank für eure Hilfe.“
Kapitel 74:
Erschöpft versuchte Bronzeseele die Gedanken an Schattenseele zu verdrängen. Zumindest war der MoosClan nicht mehr hier. Einen zweiten Anführer... Die Entscheidung war gar nicht mal so einfach. Sie traute eigentlich jeder Katze aus ihren Clan aber sie wusste nicht, wer dafür wirklich geeignet war. Sie musste auch daran denken, dass sie auch einen möglichen nächsten Anführer ernennen würde. Was sollte ein Anführer überhaupt für welche Voraussetzungen haben? Hagelstern hatte Habichtwolke und beinahe Dachsklaue zur zweiten Anführerin ernannt, weil sie anders waren als er. Ob Bronzeseele dies auch tun sollte? So jemand wie Ginsterschweif oder Silberfeder? Ginsterschweif war noch Königin und Silberfeder hatte noch nicht mal einen Schüler gehabt. Ausserdem gefiel ihr die Vorstellung nicht, einen von ihnen als Anführer zu sehen. Dann vielleicht doch jemand anders? „Bronzeseele? Kann ich hineinkommen?“ Es war Eschenblatt. „Komm rein.“ Sie richtete sich auf. Noch war es ungewohnt, einen eigenen Bau nur für sie selbst zu haben. Sie vermisste jetzt schon Wolfsschattens und Fliegenpelz' warmes Fell neben ihr. „Du musst jetzt jemanden ernennen.“, miaute der weisse Heiler. Sie versuchte kurz, eine Antwort bezüglich Schattenseele in seinen Augen zu erkennen, doch konnte sie seine Gedanken nicht erahnen. „Ich weiss aber nicht, wen ich ernennen soll.“, gab Bronzeseele matt wieder. Doch plötzlich fiel ihr jemand ein. „Moment, ich bin doch bereit!“ Sie hatte keine Zeit, ihre Entscheidung genauer zu überlegen aber sie war sich sicher. „Dann komm. Der Clan wartet.“
Sie musste den Clan nicht rufen. Sogar Krähenjunges war noch wach und blickte erwartungsvoll zur Bronzeseele. „DornenClan! Ich habe mich entschieden.“ Kurz hielt Bronzeseele inne. Es war merkwürdig, von dem Flachfelsen aus zu dem Clan zu sprechen. „Der DornenClan braucht einen neuen zweiten Anführer. Hagelstern hat alle seine Leben für unseren Clan gegeben und dafür sollten wir ihn ehren. Möge er die Reise zum SternenClan überstanden haben und nun über uns wachen und möge er meine Wahl gutheissen. Ich sage diese Worte vor dem SternenClan. Brauntupfen, du wirst der neue Zweite Anführer des DornenClans sein, denn du weisst geschickt mit Worten umzugehen und kennst die Schwierigkeiten und wie man sie überwindet. Dein scharfer Verstand ist das, was der Clan braucht.“ „Brauntupfen! Brauntupfen!“ Rief der Clan ohne zu zögern, als würden ihnen die Entscheidung gefallen. „Danke.“, miaute Brauntupfen ruhig doch dieses Mal konnte Bronzeseele erkennen, dass er etwas zitterte. „Ich werde mein Bestes geben, um dem Clan zu dienen.“ Kurz blickte Bronzeseele zu Schattenseele, der ihr zunickte. „Schattenseele wird die Nacht über im Lager bleiben.“, erklärte sie dann, als es die Katzen sich beruhigt hatten. „Ich werde morgen meine Leben und meinen Namen erhalten, dann werde ich entscheiden, was mit ihm geschieht.“ Zwar gab es keine Rufe darauf, doch spürte die Rotbraune, wie unzufrieden ihr Clan damit war. „Die Versammlung ist beendet!“ Nun hatte sie wirklich keinen Kopf mehr, um noch mit jemandem zu streiten, sondern wollte sie nur etwas Schlaf. Kurz vor dem Anführerbau taumelte sie, spürte aber Wolfsschattens Schulter. „Pass auf.“, miaute er. „Ich begleite dich.“ „Danke.“, schnurrte Bronzeseele erschöpft. Sie wollte nicht mehr denken oder versuchen zu begreifen, was richtig oder falsch war. Sie wollten sich nur neben Wolfsschatten einrollen.
Am nächsten Morgen fühlte sich Bronzeseele nicht wirklich ausgeruht, jedoch war ihr Kopf weniger schwer. Neben ihr lag noch Wolfsschatten. Vorsichtig erhob sie sich, um diesen nicht zu wecken. Schattenseele sass recht nah des Flachfelsen und blickte zum Himmel. Es war, als wäre Bronzeseele wieder ein Junges, welches sich heimlich aus der Kindestube geschlichen hatte, um mit ihm den Sonnenaufgang zu sehen. Kurz musste sie sich ein Lächeln verkneifen, ehe sie auf ihn zu lief. Die ersten Sonnenstrahlen lugten über den Baumwipfeln empor, sodass die Spitzen einen leichten, goldenen Schimmer bekamen. „Von der Lagermitte ist es viel schöner als im Nadelwald.“, begrüsste Schattenseele sie mit warmer Stimme. „Das glaube ich.“, erwiderte Bronzeseele und setzte sich zu ihm. „In der letzten Zeit kam ich gar nicht mehr dazu. Der Clan hat mich gebraucht.“ Und das tut er auch jetzt noch. Sogar mehr, als je zuvor. Langsam realisierte sie erst, dass sie nun wirklich die Anführerin war. Kurz blickte sie zur Lagermitte, doch die Ältesten hatten die Leichen scheinbar schon vergraben. Hagelstern war nun nicht mehr. „Mach dir nicht zu viele Gedanken. Brauntupfen wird ein grossartiger zweiter Anführer. Zumindest wenn man glauben mag, was du mir alles über ihn erzählt hast. Und ich stehe ja noch hinter dir.“ „Das ist gut zu wissen.“, antwortete Bronzeseele mit mulmigen Gefühl. Es war gut, ihn wieder im Clan zu haben. Und eigentlich war er auch nicht böse, oder? Ich habe auch zwei Katzen getötet und dennoch respektiert mich der Clan. Wir beide wollten immer nur das Beste, oder? Schattenseele hat immer versucht, auf alle Clans auf zu passen, selbst, als er verbannt wurde. „Ich möchte nicht, dass du wieder gehst.“, gestand sie ihm. „Aber ich kann dir nicht versprechen, wie der Clan es aufnehmen wird. Und wenn du irgendetwas mäusehirniges machst, muss ich dich wieder verbannen.“ Erstaunt drehte Schattenseele seinen Kopf zu ihr um. „Meinst du das ernst? Ich darf im Clan bleiben?“ Jetzt musste Bronzeseele doch Lächeln. „Natürlich. Ich könnte dich nicht hinauswerfen. Nicht nach alldem.“ Dankbar wurde sie von ihm angestupst. „Ich weiss, ich habe nicht alles richtig gemacht aber ich werde alles tun, damit du glücklich bist!“
„Bronzeseele!“ Schnell verabschiedete sie sich von ihrem Bruder, ehe sie zu Eschenblatt lief. „Ich habe für dich Reisekräuter vorbereitet. Iss sie und komm zum Lagerausgang.“ Der weisse Heiler klang schroffer als sonst, was Bronzeseele etwas verwunderte. Hatte er überhaupt schon Zeit gehabt, um sich von Hagelstern zu verabschieden? Sie blickte ihm für einen Herzschlag hinterher, eher sie die Kräuter zu sich nahm. Sie waren recht bitter, doch etwas anderes durfte sie nicht essen, wenn sie zum Ahnenstamm wollte. Ob sie vielleicht Hagelstern dort wiedersehen würde? Es war unangenehm still auf dem Weg. Bislang war Bronzeseele noch nie bei dem Ahnenstamm gewesen, weshalb sie sich auf Eschenblatt verliess. Normalerweise war der alte Heiler sehr gesprächig, doch jetzt wirkte es schon fast, als würde er sie ignorieren. Ein kühler Windhauch erfasste Bronzeseele. Das dicke Fell reichte nicht aus, die Kälte ging bis in die Knochen. Kurz blickte sie zum Himmel. Hoffentlich würde es nicht auch noch schneien. Ihr rotes Fell fiel jetzt schon auf, im Schnee würde es bei der Jagd noch schlimmer sein. „Du hast ihm nichts getan, oder?“ Die Frage von Eschenblatt war so plötzlich, sodass Bronzeseele kurz zusammenzuckte. „Hagelstern?“ Alleine bei der Vorstellung durchfuhr ihr ein Schauer. „Nein, ich könnte so etwas nicht tun! Ich habe mit ihm gekämpft aber irgendwann brach er zusammen. Ich wünschte, ich hätte mehr tun können.“ Langsam nickte Eschenblatt, als müsse er über ihre Ehrlichkeit nachdenken. Es machte Bronzeseele nervös und gleichzeitig fühlte sie sich unfair behandelt. Schon als Junges hatte sie immer viel mit dem Heiler gemacht, auf seinen Rat hin hatte sie sogar Dachsklaue getötet! Eschenblatt kannte sie gut genug, er hatte nicht das Recht dazu! „Ich glaube dir.“, miaute dann Eschenblatt. Erleichtert entspannte sich Bronzeseeles Muskeln. „Der SternenClan wird jetzt über ihn Wachen.“
Eschenblatt führte sie zu den Bergen. Die Sonne erstrahlte zwischen die Bergspitzen und durchflutete den Wald. Zwischen den kahlen Ästen kamen die Sonnenstrahlen durch und liessen den Boden wie gesprenkelt aussehen. Kurz vor der Grenze hielt Bronzeseele inne. Sie war selten in der Nähe der Berge und jetzt, wo sie ihre Leben empfangen sollte, wusste sie nicht, ob sie es wirklich wollte. Es war schwer zu sagen, ob sie überhaupt dafür geeignet war. Nur der SternenClan wusste diese Antwort wohl, doch einmal mehr wünschte sie sich, dass Hagelstern noch bei ihr wäre. Plötzlich verstand sie erst, was ihre neue Position war. Sicherlich, sie hatte sich für einen zweiten Anführer entschieden und auch dafür, dass Schattenseele im Clan bleiben sollte aber sie realisierte es erst jetzt. Sie spürte, wie Eschenblatt sie anstupste. „Wir müssen weiter.“ In seinen grünen Augen lag etwas Wissendes, als hätte er ihre Zweifel erahnt. „Hagelstern hat es so gewollt.“ Der weiche Waldboden verhärtete sich. Kleine Steine stachen immer wieder in Bronzeseeles Ballen, doch beschwerte sie sich nicht. Gegen Sonnenhoch erreichten sie die ersten Berge. Es war erstaunlich, wie hoch diese waren! Aus der Ferne sahen sie schon riesig aus doch jetzt, wo sie genau davorstand, schienen sie bis zum Himmel zu gehen! Kein Wunder, dass man sich hier mit den SternenClan die Zunge geben konnte! Der Heiler führte sie in eine kleine Höhle nah der Berge. „Hier müssen wir rein. In der Höhle wird geschwiegen. Du wirst einen kleinen Stamm innerhalb der Höhle finden. Das ist der Ahnenstamm. Lege dich darauf und schliesse die Augen und öffne sie nach einigen Herzschlägen. Dann solltest du im SternenClan sein. Hast du alles verstanden?“ „Nicht reden und sich auf den Ahnenstamm legen.“, echote Bronzeseele nickend und versuchte, ihre Nervosität zu verbergen. Die Höhle war recht kühl und schmal. Mit ihren Schnurrhaaren konnte sie die Wände neben ihr spüren. Etwas Unbehaglich war es schon. Sie könnte sich nicht umdrehen, wenn sie Höhle verlassen wollen würde. Hinter sich konnte sie Eschenblatts Pfotenschritte hören. Er lief, soweit sie es beurteilen konnte, deutlich sicherer als sie. Kein Wunder, als Heiler war er jeden Halbmond hier. Sie konnte schwaches Licht vor sich erkennen, und etwas Schemenhaftes, was wohl der Ahnenstamm sein musste. Ein merkwürdiger Ort für einen Baumstamm. Sie lief etwas schneller, bis die Höhle breiter wurde. Schliesslich stand sie vor den Ahnenstamm. Etwas Moos wuchs auf den Boden, welches mit kleinen Tautropfen gesprenkelt war. Über ihr war ein kleines Loch, von dem das Sonnenlicht kam. Es schien direkt auf den Baumstamm. Die Wurzeln waren fest in der Erde, als würde er hier schon viele Blattwechsel liegen und auch vorhatte, weitere zu überstehen. Erst beim zweiten Blick waren die Krallenspuren zu erkennen. Sie durchzogen die Rinde, schienen aber alle von verschiedenen Katzen zu kommen. Ein letztes Mal drehte Bronzeseele sich zu Eschenblatt um, ehe sie auf den Stamm sprang und die Augen schloss.
Kapitel 75:
Vor ihrem inneren Auge brannten sich Eschenblatts grüne Augen ein. Er hatte sie so angesehen, wie noch nie. Trauer hatte ihn seinem Blick gelegen, als würde er sich von etwas verabschieden müssen. Von Hagelstern, überlegte Bronzeseele. Sie würde jetzt ihre Leben und ihren Namen erhalten, damit musste Eschenblatt sich wirklich von seinem Wurfgefährten trennen. Aber da war noch etwas Anderes gewesen. Freude. Zuversicht. Er glaubte immer noch an sie. Eschenblatt kannte Bronzeseele ihr gesamtes Leben und scheinbar hiess er gut, was aus ihr geworden war.
Vorsichtig blinzelte Bronzeseele. War sie bereits im SternenClan? Oder immer noch in der kalten Höhle? Vor ihr tat sich eine Wiese auf, die sich scheinbar bis ins unendliche erstreckte. In der Ferne konnte sie so etwas wie einen Wald erkennen, der dem DornenClan Territorium verdächtig ähnlich aussah. Nur irgendwie... Geheimnisvoller? „Sei gegrüsst, Bronzeseele.“ Erschrocken fuhr die Rotbraune herum und blickte zu dem dunkelgrauen Kater, der gesprochen hatte. Auf der Flanke war ein silberner Fleck und seine gelben Augen leuchteten. Er war jung. Jünger als Bronzeseele selbst. Verwundert legte sie den Kopf schief. Obwohl sie diesen Kater noch nie gesehen hatte, glaubte sie, ihn zu kennen. „Mein Name ist Maulwurfherz. Du hast sicherlich von mir gehört.“ Kurz fror Bronzeseele ein. Maulwurfherz? Ihr Bruder? Der, der von seinem Wurfgefährten getötet wurde? „I-ich...“ Bronzeseele versuchte instinktiv eine Entschuldigung zu finden, eine Begründung, warum Schattenseele dies getan hatte! Doch realisierte sie im selben Herzschlag, wie mäusehirnig dies war. Es gab dafür keine Rechtfertigung! „Mach dir keine Gedanken, liebe Bronzeseele.“, miaute Maulwurfherz, als hätte er ihre Gedanken erraten. „Eigentlich ist es meine Schuld, was damals geschehen war.“ Kurz verdunkelten sich seine Augen. „Schattenseele gibt sich immer noch die Schuld dafür, nicht wahr? So oft habe ich gehört, wie er sich selbst einen Mörder nennt, aber dem ist nicht so. Oder war es nicht. Bis er wirklich jemand umbracht.“ Ob er damit Gänseschwinge meint? Aber das von Maulwurfherz zu hören, erleichterte Bronzeseeles Herz. Sie wusste nicht genau, was passierte, doch Schattenseele war wirklich nicht böse! Auch, wenn die Sache mit Gänseschwinge einen bitteren Nachgeschmack hatte. „Aber ich bin froh, dich jetzt zu sehen. Ich war dabei, als Wolfsschatten beinahe von der Klippe gestürzt war.“ Das Blut gefror augenblicklich in Bronzeseeles Adern. Maulwurfsherz war bei ihr gewesen und hatte ihr gut zugeredet! Aus dem Augenwinkel konnte Bronzeseele eine weitere Katze erkennen. Es war Eschenblatt! „Hallo, Maulwurfherz. Endlich hast du deine Schwester kennen lernen können!“, schnurrte der Schwarzweisse zufrieden. „Ist Hagelstern gut angekommen?“ Kurz blickte sich Eschenblatt um, doch auch Bronzeseele konnte ihren ehemaligen Anführer nicht entdecken. „Ihm geht es gut.“, versicherte Maulwurfherz ihn, doch dann wurde seine Stimme ernster. „Er wird aber der Zeremonie nicht beiwohnen. Genau genommen werde auch nur ich hier sein.“ Fuchsseele verstand nicht genau, was er damit meinte, aber es klang schlecht. Hatte sie irgendetwas falsch gemacht? Sie versuchte bei Eschenblatt eine Antwort zu finden, doch der blickte nur in Maulwurfherz´ Augen.
„Bronzeseele .“ Wie er ihren Name aussprach klang so, als wäre Maulwurfherz traurig. Irgendetwas stimmt hier nicht! Instinktiv wusste Bronzeseele, dass etwas schlimmes passieren würde. „Du und Dachsklaue, ihr Beide seit Teil einer Prophezeiung. Zwei Schreie in der Nacht; Der eine bringt Frieden, der andere den Tod.“ Diese Prophezeiung würde sie nie vergessen können. Sie musste auf ihre Pfoten blicken, als würde da immer noch Dachsklaues Blut kleben. Aus dem Augenwinkel konnte sie Eschenblatt sich regen sehen, doch mied sie es, ihn anzuschauen. Es war eine dunkle Befürchtung, was jetzt kam. „Lange Zeit konnte nicht mal der SternenClan sehen, wer welcher Schrei ist. Und ich habe immer an dich geglaubt.“ Rede nicht weiter, bitte! „Aber...“ Maulwurfherz schüttelte seinen Kopf. „Es tut mir leid. Ich konnte sehen, wie sich dein Herz langsam verdunkelte. Du bist nicht der Schrei, der Frieden bringt.“ Bronzeseele wusste nicht, was sie daraufhin antworten sollte. Sie wusste nicht, was sie fühlen sollte. Aber... Ich habe alles gemacht, was Eschenblatt von mir verlangt hat! Ich habe niemanden umgebracht, ausser Dachsklaue und Kralle! Ich werde meinen Clan nicht gefährden, ich werde niemanden gefährden! Verzweifelte Gedanken brachen wie eine Sturmflut in Bronzeseeles Kopf zusammen. Die Worte von ihrem Bruder klangen so falsch! Wann hat sich ihr Herz verdunkelt? „Bronzeseele . Du wirst keine Leben heute empfangen. Der SternenClan hat darüber gesprochen.“ Sie blickte ihn gar nicht an. Sie versuchte nur zu begreifen, was die Prophezeiung über sie aussagte. „Aber! Ich als dein Bruder werde weiterhin über dich, Fliegenpelz, Blitzlicht, Regenblüte und besonders über Schattenseele wachen. Hiermit gebe ich dir deinen Anführernamen. Vom heutigen Tag an sollst du Bronzestern heissen. Bronzestern, ich werde dich immer lieben.“
Erst, nachdem sie die Höhle verliessen, begann Bronzestern zu reden. „Was habe ich falsch gemacht? Eschenblatt, du hast mir gesagt, ich solle Dachsklaue töten und das habe ich getan! Warum also?“ Fauchend vergrub sie ihre Krallen in den Boden. „Es tut mir leid.“, murmelte ihr Heiler bloss. „Ich weiss es nicht. Aber es ist meine Schuld. Habe ich jetzt meinen Clan in den Tot geführt?“ Er sprach so, als wäre Bronzestern nicht bei ihm, doch dies machte die Rotbraune nur noch wütender. „Warum sagst du das? Hast du jetzt Angst vor mir? Angst, dass ich meine Clangefährten umbringe? Der SternenClan muss sich geirrt haben! Ich könnte nie etwas tun, was meinen Clan schadet! Du solltest das am besten wissen!“ Doch Eschenblatt reagierte gar nicht auf sie, er flüsterte etwas vor sich hin und schüttelte den Kopf. „Du kannst das nicht tun!“ Bronzestern wusste nicht, was sie tun sollte. Die Verzweiflung stieg ihr zu Kopf, sodass sie gar nicht genau wusste, über wen sie wütend sein sollte. „Lass mich nicht hier stehen, ohne es mir zu erklären! Ich habe auf dich gehört und jetzt soll ich meinen Clan in den Tod geführt haben?!“ „Ich weiss es doch auch nicht!“, gab Eschenblatt mit schriller Stimme zurück. „Ich habe so etwas noch nie erlebt! Aber es ist alles meine Schuld!“ „Was ist, wenn der SternenClan sich geirrt hat?“ Oder ist es an mir, den SternenClan zu beweisen, dass ich meinen Clan nicht in den Tod führe? Kurz hielt Bronzestern inne. „Eschenblatt, was ist, wenn die Prophezeiung noch nicht erfühlt ist? Vielleicht kommt noch etwas, von dem ich den Clan bewahren muss? Es könnte alles noch nach Dachsklaues Tod weitergehen!“ Es war nicht mehr als eine wage Vermutung, aber daran versuchte Bronzestern sich festzukrallen. Egal wie unwahrscheinlich diese Idee klang, irgendwo musste sie doch nach etwas Hoffnung suchen! Langsam hob Eschenblatt seinen Kopf, um seiner Anführerin in die Augen zu schauen. Ein kaltes Frösteln durchfuhr Bronzestern, als sie seinen Blick sah. Er sagte ganz klar: Habe ich die falsche getötet? Hätte ich Bronzestern anstatt Dachsklaue töten sollen?
Mehrere Herzschläge zwang Bronzestern sich, seinen Blick Stand zu halten. „Hm…“, brummte der Heiler irgendwann. „Wer weiss?“ Als er an Bronzestern vorbeiging, wirkte er plötzlich alt und gebrechlich. „Wir sollten zum DornenClan zurückgehen und dann weitersehen.“ „Eine Bitte habe ich!“, miaute Bronzestern schnell. „Wenn du noch vertrauen hast in mir, bitte sag den Clan nichts davon!“ Ruckartig wandte sich Eschenblatt zu ihr. „Ich soll den Clan belügen? Nachdem der SternenClan selbst gesagt hat, dass du sie umbringen wirst!?“ Gekränkt schüttelte Bronzestern sich. „Maulwurfherz hat das nicht gesagt. Und ich werde ganz sicher nicht der Schrei sein, der den Tod herbeiführt. Ich weiss ehrlich gesagt gerade selbst nicht, was ich glauben soll. Aber wenn es noch nur die kleinste Chance gibt, dass du an mir glaubst, dann lass mich es bitte beweisen!“
Kapitel 76:
Bronzestern fühlte sich unwohler denn je, als sie das Lager betrat. Eschenblatt hatte ihr keine Antwort gegeben und vielleicht war es auch besser so. Sie war einfach nur erschöpft und wollte sich hinlegen. „Bronzeseele!“ Der hellbraune Schüler Löwenpfote sprang als erstes auf und stürmte zu der neuen Anführerin. „Nein, Fuchsstern, nicht wahr?“ Aschenpfote stellte sich an seiner Seite. „Hast du jetzt wirklich neun Leben?“ Scharf zog Bronzestern die Luft ein. Sie wollte ihren Clan nicht anlügen aber die Wahrheit war noch schlimmer. Zu ihrer Rettung kam Borkenkralle dazwischen. „Na, na“, miaute er zu den Schülern. „ Bronzestern braucht jetzt erst mal Ruhe.“ Dankend neigte Bronzestern kurz den Kopf, ehe sie einen Blick von Eschenblatt erhaschte. Immer noch schwieg er. „Meinen Glückwunsch.“, brummte Brauntupfen, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Es tat gut, ihn zu sehen. Erfreut stupste die Rotbraune ihn an. „Wie geht es dir als zweiter Anführer?“ Nachdenklich legte Brauntupfen den Kopf schief. „Ich denke, es ist ganz gut.“ „Durch Brauntupfen sind unsere Patrouillen deutlich organisierter als du dich.“, witzelte Fliegenpelz. „Stimmt gar nicht. Bronzestern war eine besonders gute zweite Anführerin.“, gab nun Wolfsschatten wieder. Liebevoll drückte er sich an seiner Gefährtin, die langsam glaubte, wenig Luft zu bekommen. Freunde und Familie waren bei ihr, doch war es nicht richtig. Sollte ich hier überhaupt stehen dürfen? Der Clan glaubt an mich… Kurz blickte sie zu den Schülern. Wie soll ich den Clan gutes Gewissen führen? „Du wirkst etwas angeschlagen.“, bemerkte Brauntupfen nach einigen Herzschlägen. „Du solltest dich wahrscheinlich etwas hinlegen.“ Unschlüssig schüttelte Bronzestern sich. „Ich kann noch nicht schlafen.“ Kurz dachte sie an Schattenseele. Er lag nah am Frischbeutehaufen, Blitzlicht bei ihm. Ansonsten schien der ganze Clan ihn zu meiden. „Ich muss noch über Schattenseele reden.“ „Der Clan kann warten.“, widersprach Wolfsschatten verbissen. „Wenn du dich nicht gut fühlst, solltest dich hinlegen.“ Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen. Wolfsschatten sorgte sich wirklich um sie und Bronzestern wusste, er würde immer auf sie Acht geben. „Es wird nicht lange dauern.“, versicherte sie ihm und versuchte, möglichst selbstsicher auszusehen, ehe sie zum Flachfelsen sprang.
Noch fühlte es sich recht unwohl an, so auf ihren Clan herab zu blicken. Brauntupfen sass bereits neben dem Felsen und wirkte ebenso fehl am Platz wie Bronzestern selbst. Viele Blattwechsel hatte Hagelstern auf den Clan aufgepasst, jetzt war es Bronzesterns Aufgabe geworden. Ob der SternenClan überhaupt noch über den DornenClan wacht? Jetzt, nachdem ich die Anführerin bin? Eigentlich hatte sie nicht zweifeln wollen. Eigentlich wollte sie sich beweisen! Dem SternenClan zeigen, dass sie eine gute Anführerin sein konnte. Ob jetzt mit einem, oder mit neun Leben. Schattenseele setzte sich abseits des Clans und Bronzestern konnte seine Augen auf ihrem Pelz spüren. Er hatte etwas Hoffnungsvolles und Unschuldiges im Blick. Er vertraut mir vollkommen, wusste die Anführerin. Und ich möchte ihm auch eine Chance geben, damit der Clan ihm auch wieder trauen kann. „Katzen des DornenClans, ich habe eine Entscheidung getroffen!“, rief Bronzestern mit kräftiger Stimme, als sich der Clan versammelt hatte. Sie hatte gemerkt, wie sehr die Katzen Schattenseele verachteten, bis auf Blitzlicht, Fliegenpelz und Gluttiger. Die jüngeren Krieger und die Schüler schien oft nicht genau zu wissen, was eigentlich los war oder warum die Älteren ihn mieden. „Verjagen wir ihn!“, jaulte Glühsplitter plötzlich auf. Kurz zuckte Bronzestern zusammen. Natürlich hasste er ihn. Immerhin war Schattenseele der Mörder seiner Mutter gewesen. Doch ausgerechnet von ihm dies zu hören, erschütterte Bronzestern bis ins Mark. Als Schüler hatte Glühsplitter sogar noch versucht, sich mit Schattenseele anzufreunden… „Sei leise.“, miaute Gelbwind streng, doch mit einfühlsamer Stimme zu ihrem jüngeren Bruder. „ Bronzestern hat das zu entscheiden, nicht wir.“ „Schattenseele hat in der Vergangenheit eine schreckliche Tat begangen.“, hob Bronzestern mit bebender Stimme wieder an, wofür sie sich verfluchte. Du wirkst überhaupt nicht wie eine Anführerin! Wie soll der Clan dir denn folgen!? Aber sie musste weitersprechen, auch, wenn sie sich am liebsten vor allen versteckt hätte. „Dennoch denke ich, dass Schattenseele eine weitere Chance verdient hat. Natürlich hat er nicht direkt das Vertrauen seiner Clangefährten zurück und er wird beweisen müssen, dass er sich geändert hat.“ Einen Herzschlag schwieg der Clan. Dann begannen einige zu jaulen. „Ich möchte ihn nicht im Clan haben!“, rief Finkenfeder empört auf. „Das was er getan hat, kann man nicht verzeihen!“, stimmte Glühsplitter ausser sich vor Wut zu. Bedrohlich machte er einen Schritt auf Bronzestern zu, die kurz schluckte. Glühsplitter war grösser und kräftiger als sie und er gehörte zu den besten Kämpfern im Clan. Aber er ist loyal, er wird nicht seine Anführerin angreifen, oder? Sein Blick liess sie Zweifeln. Immer wieder fuhr er die Krallen ein und aus. Ich schäme mich nicht für meine Entscheidung, redete sich Bronzestern ein. Ich habe das richtige getan! Egal, was Glühsplitter jetzt von mir denken mag. Aus dem Augenwinkel sah sie graues Fell, welches sich als Wolfsschatten entpuppte. Mit gespreizten Fell stellte er sich zwischen seinem Vater und seine Gefährtin. „Du wirst ihr nicht wehtun!“, stellte er klar. Erstaunt zuckte Bronzesterns Ohr. Es wirkte falsch, wie er sich kampfbereit vor seinen eigenen Vater stellte! Plötzlich war alles ruhig. Der sich gerade noch streitende Clan blickte auf Glühsplitter und Wolfsschatten. Auch Glühsplitter begriff nach einigen Herzschlägen, dass alle zuschauten. Kurz blickte er um sich, dann miaute er: „Ich habe kurz meine Beherrschung verloren. Tut mir leid.“
Als Bronzestern erschöpft vom Flachfelsen sprang, wandte sie sich kurz zu Eschenblatt. Die ganze Versammlung über hatte er nichts gesagt, doch ahnte Bronzestern, dass er nicht sonderlich glücklich über ihre Entscheidung war. Eschenblatt hielt ihrem Blick stand, doch lief er irgendwann in den Heilerbau, ohne, ihr etwas zu sagen. Ich weiss auch nicht, ob es richtig war., gestand sie sich dann betrübt ein. Aber was hätte ich machen sollen? „Du hast nichts falsch gemacht.“, miaute auf einmal Wolfsschatten, als hätte er ihre Gedanken erahnt. Fürsorglich legte er seinen Schweif um ihren. „Du solltest dich jetzt aber wirklich hinlegen. Der Clan wird dich brauchen und dafür solltest du ausgeruht sein. Ich bringe dir auch nachher eine Maus.“ „Kannst du bei mir bleiben?“, fragte Bronzestern, ehe sie es begriff. Sie wollte jetzt nicht alleine sein und brauchte ihn wirklich an ihrer Seite. Unschlüssig blickte Wolfsschatten um sich, bis sein Blick auf Glühsplitter traf. „Natürlich.“, miaute er laut genug, dass es sein Vater auch hören konnte. Ich will dem SternenClan zeigen, dass ich mich um meinen Clan kümmern kann und stattdessen reisse ich Familien auseinander, dachte Bronzestern frustriert. Aber darum musste sie sich ein anderes Mal kümmern. Die Sonne ging bereits unter und Bronzestern konnte sich kaum noch auf den Pfoten halten. „Ich kümmere mich um den Clan.“, versprach Brauntupfen mit etwas unbestimmten in seiner Stimme. Erst jetzt wurde sich Bronzestern bewusst, dass sie mit Brauntupfen gar nicht über Schattenseele geredet hatte. Er wird doch nicht böse sein, oder? Schnell schob sie den Gedanken zur Seite. „Danke dir.“, miaute sie stattdessen. „Ich vertraue dir da voll und ganz.“ Kurz neigte Brauntupfen seinen Kopf, ehe er sich zum Flachfelsen setzte. Dankbar lächelte Bronzestern vorsichtig, dann lief sie in ihren Bau, dicht gefolgt von Wolfsschatten.
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Kapitel 77:
Regenblüte und Glühsplitter hatten kein Wort mehr mit Bronzestern gesprochen seitdem sie Schattenseele zurück in den Clan geholt hatte. Die meisten Krieger schienen auf Abstand von Schattenseele zu gehen, doch diesem machte es scheinbar wenig aus. Er hatte noch Gluttiger und Blitzlicht bei sich und zumindest schien Krähenjunges Interesse an ihm zu zeigen. Fliegenpelz versuchte auch, sich seinen Bruder wieder zu nähern aber das was geschehen war, konnte der Clan nicht vergessen. Müde reckte Bronzestern sich. Eschenblatt hatte den Clan nichts erzählt, wofür sie ihm sehr dankbar war. Er glaubte immer noch an sie, auch, wenn er Zweifel hatte. Aber ich werde sein volles Vertrauen wieder zurück erkämpfen! Brauntupfen berichtete gerade von den Patrouillen. Er hatte sie wirklich alle gut durchdacht! „Sandtupf hat mir erzählt, dass Aschenpfote sich gut entwickelt. Bald sollte er bereit für die Kriegerprüfung sein.“ „Er und Löwenpfote sind jetzt bereits seit fünf Monde Schüler.“, überlegte Bronzestern. „Sie sind beide gute Schüler.“ Sie würden auch Bronzesterns erste Kriegerernennung werden! „Und Krähenjunges wird heute auch noch ernannt.“, erinnerte Brauntupfen zufrieden. „Das ist auch gut so. Die Jungen von Felssturm brauchen Ruhe vor ihm.“, witzelte Bronzestern. Felssturm hatte drei gesunde Jungen geboren, zwei Kater und eine Kätzin. Sie haben noch nicht mal die Augen geöffnet, ganz zu Leiden von Krähenjunges. „Bronzestern, kann ich mit dir reden?“ Erstaunt blickte die Anführerin auf. Staubglanz stand vor ihr, die Augen unsicher auf ihre Pfoten gerichtet. „Sicher.“, miaute diese verwundert. Brauntupfen neigte kurz seinen Kopf, dann lief er zum Frischbeutehaufen, um nicht zu stören. „Ich glaube, ich kann nicht zu Krähenjunges Mentorin ernannt werden.“ Es dauerte einige Herzschläge, bis Fuchsstern die Worte begriff. „Bitte was?“, gab sie dann von sich. „Aber wieso?“ „Eschenblatt sagte, ich solle in die Kinderstube ziehen.“, gestand die Kriegerin leicht lächelnd. „Gluttiger und ich werden Junge bekommen!“
Eigentlich freute sich Bronzestern über diese Nachricht aber jetzt musste sie einen neuen Mentor suchen. „Das ist gar nicht so einfach.“, musste Brauntupfen zugeben. Seine ruhigen Augen blickten zu den verschiedenen Katzen im Clan, als könnte er so den richtigen Mentor finden. „Wie wäre es mit Blitzlicht?“, schlug er dann vor. „Er gehört zu den ältesten Kriegern und er hat Mut. Oder?“ „Ich weiss es nicht. Sein Stolz kommt nicht gegen Krähenjunges an.“, gab Bronzestern zu bedenken. „Das stimmt wohl.“ Enttäuscht schüttelte er sich. Dann blickte er auf. „Ich weiss es! Gelbwind!“ „Gelbwind?“, echote Bronzestern. Sie war eine gute und loyale Kriegerin, keine Frage. Aber wie sollte sie mit Krähenjunges klarkommen? „Na ja, sie findet oft die richtigen Worte und sie ist geduldig und freundlich. Vielleicht braucht Krähenjunges Geduld statt Strenge?“ „Da könntest du recht haben…“ So langsam konnte sich Bronzestern mit der Idee anfreunden. „Ja, warum nicht?“
„Ich rufe alle Katzen, die alt genug sind, Beute zu machen, für eine Clanversammlung zusammen!“ Krähenjunges war der erste, der zum Flachfelsen lief. Es wunderte Bronzestern schon gar nicht, dass er aus dem Schülerbau gerannt kam. Wahrscheinlich hatte er sich auch schon längst mit Löwenpfote und Aschenpfote angelegt, um das beste Nest zu bekommen. Leise wies Ginsterschweif ihren Sohn bereits zu recht, währenddessen Silberfeder stolz auf ihn blickte. Er weiss sicherlich, wie viel Arbeit Krähenjunges seiner Mentorin machen wird, dachte Bronzestern belustigt. Langsam sammelte sich der Clan. Blitzlicht setzte sich zu Regenblüte. Schattenseele nickte kurz seiner Mutter zu, setzte sich aber einige Fuchslängen von ihr entfernt hin. Fliegenpelz wirkte etwas unentschlossen, lief dann aber zu seiner Gefährtin, die von der Kinderstube aus zusah. Noch waren ihre Jungen nicht alt genug, um bei der Clanversammlung dabei zu sein. Zu Schattenseele setzten sich nur Gluttiger und Staubglanz, was Bronzestern etwas leid tat. Aber er sitzt so unberührt da wie damals, als ich noch ein Junges war. Trotzdem bete ich zum SternenClan, dass er sich hier wieder einleben kann. Mit neuen Freunden. „DornenClan! Wir haben uns heute versammelt, um einen neuen Schüler zu ernennen!“ Für einen Augenblick war Bronzestern ebenso nervös wie Krähenjunges aussah. Es würde ihre erste Schülerernennung werden! Lange hatte Hagelstern die Worte gesprochen, jetzt war ihre Zeit gekommen. „Krähenjunges, du bist nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit deiner Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an, bis dieser Schüler sich seinen Kriegernamen verdient hat, wird er Krähenpfote heissen. Ich bitte den SternenClan über diesen Schüler zu wachen, bis er in seinen Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet. Gelbwind du bist nun bereit einen neuen Schüler auszubilden. Du wirst der Mentor von Krähenpfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an ihm weitergeben wirst.“ Bei ihren Namen blickte Gelbwind überrascht aber glücklich auf. Bronzestern war nicht dazu gekommen, ihr die Botschaft zu verkünden, weshalb Gelbwind wahrscheinlich nicht damit gerechnet hatte. Wenigstens jetzt war Krähenpfote höflich und begrüsste seine Mentorin, so, wie es vorgesehen war. Der ganze Clan jubelte seinem Namen, um den neuen Schüler zu Beglückwünschen.
Zweifelnd blickte Bronzestern zum Frischbeutehaufen. Es war kurz vor Blattleere und die Beute wurde bereits knapper. Jetzt, mit Beerenjunges, Tigerjunges und Rauchjunges, gab es mehr hungrige Mägen. Noch tranken sie Muttermilch aber in ein, zwei Monden würden sie anfangen, Beute zu essen. Und bis dahin musste auch Felssturm bei Kräften bleiben. „Soll ich etwas jagen gehen?“ Wie immer schien Schattenseele ihre Gedanken lesen zu können. „Du könntest mitkommen. Wir waren schon seit vielen Blattwechseln nicht mehr gemeinsam im Wald.“ Bronzestern blickte nicht zu ihrem Bruder, sondern schweifte über das Lager. Brauntupfen tüftelte gerade an den Patrouillen für den nächsten Sonnenaufgang, während Mondschein und Blitzlicht sich sonnten. Aschenpfote kümmerte sich gerade um die Ältesten und Sandtupf redete mit Fliegenpelz. „Gerade ist noch eine Jagdpatrouille unterwegs und zwei Grenzpatrouillen.“, erwiderte sie dann. „Wir haben nicht viele Katzen im Lager, daher sollte ich bleiben.“ „Ich verstehe.“, miaute Schattenseele. Er klang nicht verletzt, eher verständnisvoll, was Bronzestern verwunderte. Sie wusste, wie gern er mit ihr jagen gegangen wäre. „Nimm Blitzlicht und Fliegenpelz mit, die jagen sicherlich gerne mit dir.“, antwortete Bronzestern daraufhin mit einen freundlichen Klaps. Daraufhin schwieg Schattenseele kurz. „Irgendwann möchte ich, dass wir alle gemeinsam jagen gehen.“, erklärte er dann. „Du, Fliegenpelz, Blitzlicht und Regenblüte.“ Etwas Wehmütiges lag in seiner Stimme, als er sprach und Bronzestern konnte ihn gut verstehen. „Ich kann dir das nicht versprechen.“, gestand sie ehrlich. „Aber ich wünsche mir das selbe. Und vielleicht kannst du auch mal mit Wolfsschatten und mir jagen gehen?“ „Er ist dein Gefährte, nicht wahr? Blitzlicht hat mir gesagt wie stolz er auf dich war, als er das erfahren hat. Und auf Fliegenpelz und Felssturm. Ihre Jungen sind echt toll.“ Etwas verwundert blinzelte die Rotbraune. „Du hast sie schon gesehen?“ Etwas schuldbewusst blickte Bronzestern zu der Kinderstube. Sie hatte es immer wieder versucht, aber die neuen Pflichten als Anführerin hatten sie immer daran gehindert, die Jungen zu besuchen. „Du solltest es bald nachholen.“, miaute ihr Bruder freundlich, als er ihren Blick sah. Dann erhob er sich. „Dann werde ich mal mit Blitzlicht und Fliegenpelz jagen. Vielen Dank, für das Gespräch.“
Eine Weile blickte Bronzestern Schattenseele nach. Blitzlicht war sofort einverstanden, währenddessen Fliegenpelz etwas gehapert hatte aber schliesslich dann mitging. Brauntupfen setzte sich zu ihr. „Schattenseele scheint glücklich zu sein, wieder hier zu sein.“, begann er ein Gespräch. „Allerdings. Es tut mir leid, dass ich es nicht mit dir besprochen habe.“ Gleichgültig zuckte er kurz mit der Schwanzspitze. „Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, wie du dich entschieden hast. Davon hätte dich keiner abbringen können und immerhin bist du unsere Anführerin. Ich heisse es nicht gut, dass du dich scheinbar mit ihm heimlich getroffen hast. Oder dass du ihn in den Clan geholt hast, aber ich vertraue dir. Ich werde versuchen, mich mit ihm zu arrangieren. Wenn du an ihm glauben kannst, dann will ich es auch.“ Ein Lächeln entglitt Bronzestern. „Du bist der beste Freund, den ich mir hätte wünschen können.“, miaute sie dankbar und stupste ihn an. Seine ehrliche Meinung und sein Vertrauen stärkte Bronzestern ungemein.
Kapitel 78:
Wolfsschattens dichtes, warmes Fell tröstete Bronzestern. Es war der zweite Mond der Blattleere und die Beute war knapp. Bronzestern selbst hatte den vorherigen Sonnenaufgang nichts gegessen und dennoch gab es kaum genügend Beute. Felssturm bekam zwar eigentlich immer als erstes vom Frischbeutehaufen, doch zeichneten sich unter ihrem Fell die Rippen bereits deutlich ab. Brauntupfen tat, was er konnte. Es selbst lief noch vor Sonnenaufgang das ganze Territorium ab, um die besten Jagdgründe zu finden und die Patrouillen dort hin zu schicken. Nun aber hatte Brauntupfen über Halsschmerzen und Husten geklagt. Brauntupfen weigerte sich, lange im Heilerbau zu bleiben, obwohl es Eschenblatt ihm riet. Wir können keinen Grünen Husten gebrauchen…Was kann ich als Anführerin dagegen tun? Darüber nachzudenken würde ihr leider nicht helfen. Sie musste einfach auf den SternenClan vertrauen. „Ich geh etwas nach draussen.“, murmelte sie ihrem Gefährten zu. Wolfsschatten grunzte nur im Schlaf und streckte eine Pfote aus. Er hatte die letzte Patrouille angeführt und war dann erschöpft ins Nest gefallen. Der kalte Wind begrüsste Bronzestern als erstes. Trotz ihres dicken Felles, spürte sie die schmerzende Luft bis in ihre Knochen. Vereinzelte Schneeflocken fielen vom Wolken bedeckten Himmel hinab und liessen den harten Boden wie weiss gesprenkelt aussehen. Bitte lass es bald aufhören zu schneien! Das wird noch mehr Beute fernhalten. Kopfschüttelnd blickte sie zu Brauntupfen, der in der Lagermitte stand. „Geh lieber in den warmen Bau.“, empfahl Bronzestern ihm. Sie schien ihn aus seinen Gedanken geholt zu haben, denn er schreckte auf, ehe er sie verwundert anblinzelte. „Bronzestern? Was machst du denn hier? Es ist gerade mal Sonnenaufgang.“ Er klang angeschlagen, erschöpft, als hätte er seit Monden nicht mehr geschlafen. Seine blauen Augen schienen auf unheimlicher Weise durch sie durch zu blicken. Besorgt stupste sie ihren Freund an. „Du glühst ja!“, stellte sie entsetzt fest. „Geh sofort in den Heilerbau!“ „Aber die Patrouillen sind noch gar nicht…“, wehrte er sich schwach. Auffordernd blickte Bronzestern ihn an. „Keine Widerrede. Ich bin deine Anführerin und du hast auf mich zuhören. Ich finde schon Jemand, der mir bei den Patrouillen hilft!“
Zumindest hörte er auf Bronzestern. Sie folgte ihm sicherheitshalber in den Heilerbau, wo Eschenblatt bereits die Kräuter sortierte. „Brauntupfen! Endlich entschliesst du dich, hierher zu kommen.“, seufzte der alte Heiler erleichtert, ehe er Bronzestern erblickte. Respektvoll neigte er seinen Kopf aber es blieb bei einer gewissen Kälte. „Leg dich hier hin, Brauntupfen.“ Bronzestern wartete, bis Eschenblatt den zweiten Anführer untersucht und ihm ein paar Mohnsamen gegeben hatte. „Jetzt sollte er erst mal etwas schlafen können. Aber wir werden wohl einige Sonnenaufgänge auf Brauntupfen verzichten müssen. Es tut mir leid aber ich befürchte, er hat grünen Husten.“ Bronzestern sass einem Moment einfach nur da. Sie hörte die Wörter, wollte sie aber nicht verstehen. Nicht Brauntupfen! Oh SternenClan! „Dann braucht er Katzenminze!“, brach es aus Bronzestern hinaus. „So viel er kriegen kann! Gib ihn all deine Katzenminze!“ Mit verständnisvollen Augen streifte Eschenblatt kurz Bronzesterns Schulter. „Ich werde tun, was ich kann. Ich befürchte leider auch, dass Sichelmond und Finkenfeder grünen Husten haben. Und Felssturm hat mir erzählt, dass Beerenjunges auch am Husten ist. Darüber hinaus könnte Staubglanz jeden Sonnenaufgang ihre Jungen gebären. Das wird eine harte Blattleere, die uns bevorsteht.“ Betäubt blickte die Anführerin auf ihre Pfoten. „Was hätte Hagelstern an meiner Stelle getan?“, murmelte sie etwas benommen. „Hagelstern ist nicht mehr hier.“, erinnerte Eschenblatt streng, ehe seine Stimme weicher wurde. „Du wirst deinen Weg finden, nicht wahr? Ich glaube an dich, Bronzestern. Früher wie auch jetzt.“ Unsicher mied Bronzestern seinem Blick. Es war das, was sie schon seit langen hören wollte aber jetzt schien es falsch zu sein. „Sag das zu mir, wenn ich den Clan sicher durch die Blattleere gebracht habe.“, erwiderte sie nur.
Nervös blickte Bronzestern zum Heilerbau. Es war Vollmond aber sie würde ohne ihren zweiten Anführer auf die grosse Versammlung gehen müssen. Eschenblatt hat Finkenfeder, Tulpenblüte und Eulenstreif ebenso für erkrankt erklärt… Und er hatt auch gesagt, dass wir nicht genügend Katzenminze haben. Die Heiler hatten darum gebeten, die anderen Clans um Hilfe anzufragen. Funkelstern hatte ihnen mal vor einiger Zeit Katzenminze gegeben, daher hatte Bronzestern Hoffnung. „Alles gut?“ Wolfsschatten legte seinen Schweif um Bronzestern. „Du siehst etwas erschöpft aus.“ „So fühle ich mich auch.“, gestand die Rotbraune ihrem Gefährten. „Aber ich muss trotzdem zu der Versammlung. Wie schwach würde unser Clan aussehen, wenn Anführer und zweiter Anführer nicht zur grossen Versammlung kommen würde?“ „Die anderen Clans haben sicherlich ähnliche Probleme wie wir sie haben.“ Sein Blick wurde etwas weicher. „Ich weiss, du hast recht, Bronzestern. Und darum werde ich auf dich aufpassen.“ Dankbar stupste Bronzestern ihn an. „Das weiss ich doch.“ Schattenseele, Borkenkralle, Fliegenpelz, Aschenglut, Löwenkralle und Krähenpfote waren Teil der Patrouille, während Mondschein die Führung im Lager bekommen hatte. „Ich werde dich nicht enttäuschen, Bronzestern.“, hatte sie versprochen. Der Heiler konnte auch nicht kommen, er musste sich um die Kranken kümmern. Der DornenClan kam als letztes auf der Felsenwiese an. Erschöpfte Augen funkelten im Dunkeln. Der MoosClan war erschreckend dünn und selbst der BeerenClan schien zu hungern. Schnell blickte Bronzestern sich um, doch etwas war merkwürdig. Schneestern fehlte. Dafür aber stand Sonnenfrost auf einem der Felsen. Seine blauen Augen waren matt. Oh, SternenClan! Bitte nicht! Schnell sprang sie auf ihren Felsen, um die Versammlung beginnen zu können. „Wo ist Brauntupfen?“, erkundigte sich Ahornstern skeptisch. „Er ist krank.“, erklärte Bronzestern knapp, ehe sie zu Sonnenfrost blickte. Der Kater hob seinen Kopf an, ehe er sprach. „Katzen aller Clans, ich habe etwas zu verkünden!“ Auf der Lichtung war es still, sodass man eine Maus hätte hören können. „Schneestern ist vor einigen Sonnenaufgängen gestorben. Sie hungerte sich zu Tode, damit Drosselpelz genügend Frischbeute für ihre Junge hat.“ Wie schrecklich! Mit einem kalten Schauer dachte Bronzestern an Felssturm und Staubglanz. Ich werde dafür sorgen, dass sich keiner zu Tode hungern muss! Der SternenClan wird uns beistehen, oder?
Sonnenfrost riss sie aus den Gedanken. „Ich habe mit den SternenClan die Zunge gegeben und stehe nun als Sonnenstern vor euch. Blitzstreif ist der zweite Anführer.“ Der sandfarbene Kater nickte kurz zu den Clans. „Sie ist gestorben wie sie gelebt hat.“, hob Ahornstern an. „Ehrenvoll und für ihren Clan.“ Einige Male hatte es mit Schneestern Auseinandersetzungen gegeben, doch war sie immer eine gute Anführerin gewesen. „Wir trauen mit euch.“, miaute Fuchsstern und Funkelstern fügte noch hinzu: „Sie wird niemals vergessen werden. Aber wir werden nach vorne blicken. Willkommen, Sonnenstern.“ „Sonnenstern! Blitzstreif! Sonnenstern! Blitzstreif!“, jaulte Bronzestern auf, ehe sich die restlichen Katzen anschlossen. Dankbar neigte Sonnenstern den Kopf und setzte sich hin. „Der BeerenClan hat neue Jungen! Nesselherz gebar vor einigen Sonnenaufgängen Gewitterjunges, Wellenjunges und Muscheljunges!“ Wieder jubelten Katzen aller Clans, doch Bronzestern machte sich etwas Sorgen. Drei Jungen in dieser harten Blattleere? Hoffentlich wird es Ahornstern nicht so ergehen wie Schneestern. Sie ist eine gute Anführerin und der Clan braucht sie. „Ansonsten haben wir keine Probleme in der Blattleere. Fisch ist zwar rar geworden aber der BeerenClan ist stark und hat gute Jäger.“ Das stimmte wohl nicht ganz aber Ahornstern würde ihren Clan nie schwach aussehen lassen. Funkelstern nickte Bronzestern zu, damit sie nun sprechen würden. „Katzen der Clans! Wie ihr sehen könnt, ist weder Brauntupfen noch unser Heiler hier. Der Grund dafür ist einfach: Wir haben grünen Husten im Lager. Brauntupfen geht es schlecht, so wie viele andere Katzen.“ Hoffentlich hört man nicht, wie nervös ich bin! Hagelstern war sich immer bewusst gewesen, wann man Hilfe annehmen sollte. Zumindest wollte Bronzestern glauben, dass ihr alter Anführer genauso gehandelt hätte wie sie. „Eschenblatt sagte mir, wir hätten nicht genügend Katzenminze und ich fürchte mich vor weiteren Erkrankten. Einige unsere besten Krieger sind bereits ausgefallen.“ Entsetztes Gemurmel machte sich breit. Sogar von dem DornenClan, die wohl nicht einverstanden waren, dass ihre Anführerin so ehrlich war. Wolfsschatten hatte wohl recht, dachte sie sich. Die restlichen Clans sehen alle nicht gut aus, uns wird niemand angreifen. Aber haben die anderen Clans selbst genug Katzenminze, zum teilen? Funkelstern antwortete als erstes. „Ich würde euch gern etwas von unserer Katzenminze abgeben aber wir selbst haben mit grünem Husten zu kämpfen.“ Er schüttelte sich kurz. „Es tut mir leid.“ „Wir haben nicht genug, um zu teilen.“, miaute nun Ahornstern. „Wir haben kaum genug, wenn der grüne Husten bei uns ausbrechen würde.“ „Das verstehen wir.“ Betrübt neigte Bronzestern den Kopf vor den beiden Anführern. Nun lag ihre Hoffnung auf Sonnenstern allein. Aber auch der schüttelte mit starren Blick den Kopf. „Tut mir leid, wir können euch auch nicht helfen.“
Kapitel 79:
Die Stimmung war angespannt, als der DornenClan sich langsam um Bronzestern versammelte. Keiner der Anführer hatte mit ihr teilen können und ihre Krieger warteten im Clan auf Katzenminze. „Wir werden es auch so schaffen.“, versicherte Wolfsschatten. „Der DornenClan ist stark.“ „Ich weiss nicht.“, gab Bronzestern kopfschüttelnd zu. Ist das eine Strafe vom SternenClan? Weil ich nicht Anführerin sein sollte? Wenigstens schien Eschenblatt ihr wieder zutrauen. Auch, wenn es gerade nur ein kleiner Trost war. „Schattenseele!“ Ihr Bruder unterhielt sich noch mit der Heilerin vom MoosClan. „Kommst du? Wir müssen zurück ins Lager!“ Schnell nickte Schattenseele, verabschiedete sich noch und rannte dann zu Bronzestern. Schweigend führte Bronzestern ihren Clan zurück in das Lager. Immer noch war sie enttäuscht und auch etwas wütend. Was sollte sie jetzt ihrem Heiler sagen?! „Ich kann nicht glauben, dass sie uns keine Katzenminze geben!“, fauchte Aschenglut hinter ihr zu Löwenkralle. „Das sind alles Fuchsherzen!“, stimmte dieser zu. Bronzesterns Pelz prickelte beschämt. Hätte sie vielleicht auf die Katzenminze bestehen sollen? Sie konnte doch keinen anderen Clan dazu zwingen, de Kräuter zu teilen. Aber wenn sie an Brauntupfen dachte… Wolfsschatten schien zu spüren, dass sie verzweifelt war, denn er drückte sich an ihr. „Wir sollten erst schauen, wie es den Kranken geht. Dann können wir weitersehen. Ja?“ Seine Stimme war weich und einfühlsam, weswegen die Anführerin zögerlich nickte. Fliegenpelz schloss zu Bronzestern auf. In seinen grauen Augen lag etwas Besorgtes. „Wir kriegen doch irgendwoher die Kräuter, nicht wahr? Beerenjunges wird sie vielleicht brauchen.“ Mit einem Schauder dachte Bronzestern an das Junge ihres Bruders. Bevor sie zu der grossen Versammlung gegangen war, hatte sie die Kinderstube besucht. Beerenjunges war erschreckend dünn gewesen. Am liebsten hätte sie ihm alle Sorgen abgenommen, doch hielt sie etwas davon ab. Ich kann nicht einfach so meinen Bruder anlügen! SternenClan, warum hilfst du uns nicht!? Sie schaffte es nicht, Fliegenpelz irgendetwas zu sagen. Er nickte betrübt und blickte zum Lager. „Ich werde mit Felssturm reden…“ „Mach das.“, antwortete Wolfsschatten. „Ich werde alles tun, wenn ich helfen kann.“ „Ich weiss…“, murmelte Fliegenpelz kopfschüttelnd. „Danke dir, Wolfsschatten.“
Im Lager waren die meisten Katzen noch wach. Erwartungsvoll blickten sie zu ihrer Anführerin, deren Hals sich plötzlich trocken anfühlte. Gluttiger kam gerade aus der Kindestube. „Kriegen wir die Katzenminze?“ Alle Augen waren auf Bronzestern gerichtet, weswegen diese sich am liebsten versteckt hätte. „Nein, leider nicht. Die Clans haben alle mit dem Grünen Husten zu kämpfen und brauchen die Katzenminze selber.“ Einen unerträglichen Herzschlag lang herrschte Stille über das Lager. Dann begann Gluttiger zu jaulen. „Diese Fuchsherzen! Ich werde sie alle zerfetzten! Wie können sie es wagen, uns alleine zu lassen!?“ „Ich werde persönlich zu ihnen hinübergehen und zu Not um die Katzenminze kämpfen!“, stimmte Ginsterschweif mit funkelnden Augen zu. „Ich schliesse mich sofort an, wann gehen wir los?“ Silberfeder stellte sich bereits zu seiner Gefährtin. Das läuft nicht gar nicht gut! Panisch überlegte Bronzestern, was sie sagen sollte. „Beruhigt euch!“, fauchte plötzlich Blitzlicht auf. „Wir sind nicht in der Verfassung, um zu kämpfen!“ Schuldbewusst blickte Silberfeder auf seine Pfote und zumindest blieben auch Ginsterschweif und Gluttiger ruhig. „Danke.“, murmelte Bronzestern erschöpft ihrem Vater zu. Eigentlich hätte ich den Clan wieder beruhigen sollen… „DornenClan! Ich kann verstehen, dass ihr enttäuscht seid. Aber! Wir können keinen Clan angreifen. Vor allem, wenn sie selbst Katzenminze benötigen.“ „ Bronzestern hat recht.“ Eschenblatt sass vor dem Heilerbau, seine Augen trüb, aber die Worte meinte er ehrlich. „Der SternenClan steht uns bei. Ich werde alles tun, was möglich ist.“ „Aber wir brauchen die Katzenminze, nicht wahr?“, beharrte Gluttiger Zähne knirschend, was Eschenblatt nicht leugnen konnte. „Gluttiger, halt endlich dein Maul!“, fuhr Bronzestern ihn mutig an. Erstaunt wie ein Junges, welches bei etwas Verbotenes erwischt wurde, blickte der rote Kater auf, setzte sich aber hin. „Wir stehen das gemeinsam durch. Wir habe-“ Abrupt stoppte sie, als sie einen schwarzen Kater durch den Lagereingang kommen sah. Seine blauen Augen brannten in der Dunkelheit, doch erkannte Bronzestern ihn sofort. „Schattenseele!“ War er nicht mit der Patrouille ins Lager gekommen? Der Krieger hielt Katzenminze in seinem Maul, was Bronzestern noch mehr verwirrte. Freundlich nickte Schattenseele seiner Schwester zu, ehe er die Katzenminze vor Eschenblatt ablegte, der ebenso verdattern wirkte. „Woher hast du die Katzenminze?“ „Silberschein hatte mir welche gegeben.“, erklärte er wie selbstverständlich. „Tut mir leid, ich hätte es dir wohl sagen sollen.“ „Katzenminze!“, jubelte Fliegenpelz als Erstes. „Dann ist Beerenjunges gerettet, oder? Danke, Schattenseele! Du hast mein Junges gerettet!“
Kaum war Schattenseele mit der Katzenminze zurück im Lager angekommen, hatte sich die Versammlung von selbst aufgelöst. Bronzestern wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie lag vor ihrem Bau und wusste nicht weiter. Es fühlte sich an, als hätte sie versagt. Immerhin war sie die Anführerin! Sie hätte die Katzenminze zurückbringen sollen! Wie hat er es überhaupt geschafft, ausgerechnet vom MoosClan Katzenminze zu bekommen!? Kopfschüttelnd legte sie ihren Kopf auf die Pfoten, während Wolfsschatten ihr Fell putzte. „Das ist doch eine gute Nachricht.“, versuchte er seine Gefährtin auf zu muntern. „Vielleicht nimmt der Clan Schattenseele jetzt besser auf.“ „Ich weiss nicht. Ich frage mich eher, wie er Sonnenstern überzeugen konnte!“ Wenn er überhaupt davon wusste! Bronzestern ging stark davon aus, dass Silberschein erneut Katzenminze geteilt hatte, ohne ihren Anführer davor Bescheid zu geben. „Vielleicht solltest du mal mit ihm reden.“, schlug Wolfsschatten vor. „Schattenseele wird dir bestimmt sagen, wie er die Katzenminze bekommen hat.“ Abwesend brummte die Rotbraune nur. „Habe ich versagt? Mein zweiter Anführer liegt im Heilerbau und trotzdem habe ich nicht für die Katzenminze gesorgt. Es wäre eigentlich meine Aufgabe gewesen und nicht die von Schattenseele!“ „Du hast alles getan was du konntest.“, widersprach Wolfsschatten energisch. „Niemand wirft dir etwas vor.“ Unzufrieden zuckte Bronzestern mit dem Ohr. „Ärger dich bitte nicht.“ Scheinbar wirkte Wolfsschatten noch unglücklich. „Kann ich nicht irgendwas für dich machen? Eine Maus bringen?“ „Ich muss mit Schattenseele sprechen!“, verneinte Bronzestern. Sie konnte noch den Blick von Wolfsschatten auf ihrem Pelz spüren, als sie sich erhob. Schuldig warf sie ihn einen kurzen Blick zu. Schattenseele sass etwas abseits, aber endlich wirkte er nicht ganz so verloren. Ginsterschweif, Silberfeder und Krähenpfote sassen bei dem schwarzen Krieger. Krähenpfote schien Schattenseele wirklich zu mögen, sowie er ihm hinterherlief. Eigentlich hätte Bronzestern Schattenseele gerne den Moment gelassen aber der Clan ging vor. „Schattenseele, wir sollten reden.“ „Gerne.“, antwortete Schattenseele, als hätte er bereits darauf gewartet. „Hey, ich will noch mit Schattenseele reden!“, keifte Krähenpfote beleidigt. „ Bronzestern soll warten.“ „Und Krähenpfote sollte lernen, was Respekt bedeutet.“, fauchte Ginsterschweif mahnend, während sich Silberfeder schnell für ihn entschuldigte.
Langsam streiften die Geschwister durch das Unterholz. Im Clan gab es keinen Ort, wo sie hätten in Ruhe reden können. Vor allem, weil Krähenpfote sich sicherlich noch in den Anführerbau geschlichen hätte, um zu lauschen. „Woher hast du die Katzenminze?“, fragte Bronzestern geradewegs hinaus. „War das nicht gut?“, miaute Schattenseele verwundert. Er liess seine Ohren hängen, als würde es ihn wirklich leidtun. „Entschuldige bitte. Ich hätte es wohl erst mit dir absprechen sollen aber als ich bei Sonnenaufgang im Heilerbau war, habe ich gesehen, wie schlecht es dem Clan geht. Ich will nicht, dass jemand sterben muss.“ Wie ironisch diese Worte von jemanden zu hören, der in der Vergangenheit seinen Clangefährten getötet hatte… Schnell schüttelte sie den Gedanken ab. Er hatte sich geändert und Maulwurfherz selbst glaubte immer noch an seinen Wurfgefährten. „Ich bin wirklich dankbar über die Katzenminze aber nicht, wenn wir dadurch Streit mit dem MoosClan haben!“ „Werden wir nicht.“, versprach ihr Bruder schnell. „Weisst du noch von Blitzstreif und Düsterwolke?“ Verwundert blinzelte Bronzestern. Natürlich! Durch die ganze Aufregung mit Schattenseele und den grünen Husten, hatte Bronzestern gar nicht mehr an den Bund gedacht, den unter anderem Gluttiger und Schattenseele angehörten. „Du hast es von Blitzstreif oder Düsterwolke bekommen!?“ „Nein, ich habe die Katzenminze wirklich von Silberschein bekommen! Sie hat sich uns angeschlossen, weil sie findet, dass Sonnenstern sich falsch verhält.“ „Also weiss Sonnenstern nichts davon.“, schlussfolgerte Bronzestern erzürnt. „Was, wenn er es herausfindet? Und uns angreifen will? Wir können nicht kämpfen, wir wären ihnen hilflos ausgeliefert!“ Beschwichtigend wollte Schattenseele den Schweif um die rotbraune Anführerin legen, die daraufhin fauchte. „Der MoosClan hat uns schon mal angegriffen!“ „Beruhige dich.“, antwortete Schattenseele. „Er wird nie davon etwas erfahren. Ausserdem brauchen wir sie doch, oder?“ Geschockt musste sich Bronzestern eingestehen, dass Schattenseele damit Recht hatte. Brauntupfen braucht die Katzenminze… Und der Clan braucht seinen zweiten Anführer. Plötzlich fühlte sich Bronzestern erschöpft. Die Wahrheit drückte schwer auf ihren Schultern. Alles, was sie machte, wirkte falsch! „Wir sollten zurück ins Lager gehen.“, miaute sie nur matt.
Kapitel 80:
Auch zwei Sonnenaufgänge nach der grossen Versammlung hatte es keinen Angriff vom MoosClan gegeben. Dafür schien sich Brauntupfen langsam wieder zu erholen, wofür Bronzestern dankbar war. Vielleicht hatte sie sich etwas zu viele Sorgen gemacht? Dennoch zerbrach sie sich über diesen Bund den Kopf. Aus dem DornenClan schienen nur Gluttiger und Schattenseele dem Bund der Clans anzugehören. Dies wiederum hiess, dass die Beiden eventuell heimlich mit den anderen Clans teilten, wenn der DornenClan etwas mehr Beute oder Heilkräuter hatte. Die Vorstellung gefiel der rotbraunen Anführerin gar nicht. Vor allem nicht in einer Blattleere wie dieser! „Worüber brütest du wieder?“, erkundigte sich Wolfsschatten an ihrer Seite. „Immer noch über Schattenseele?“ „Ja.“, antworte Bronzestern. Es war nicht ganz gelogen, doch fühlte sie sich unwohl dabei. „Ich kann nicht ganz glauben, dass der MoosClan doch noch mit uns die Katzenminze geteilt hat. Oder eher gesagt Silberschein.“ „Du wolltest doch jagen gehen, um über etwas anderes nachzudenken aber du versuchst es ja noch nicht mal.“, erwiderte ihr Gefährte kopfschüttelnd aber mit liebevollem Blick. „Wir sollten uns freuen, dass es Beerenjunges so gut geht. Er darf bald wieder in die Kinderstube zurück. Du hättest Fliegenpelz sehen sollen!“ „Oh, ich kann es mir gut vorstellen!“, schnurrte Bronzestern belustigt. „Aber ich kann ihn gut verstehen. Immerhin ist er sein Junges. Tigerjunges und Rauchjunges freuen sich bestimmt auch.“ Vor dem grünen Husten waren die Wurfgefährten immer gemeinsam unterwegs gewesen, jetzt wirkten sie ohne Beerenjunges etwas verloren. „Zumindest sind Tigerjunges und Rauchjunges nicht losgezogen, um den MoosClan nach Katzenminze zu fragen.“, lachte sie dann auf. Als sie den verwirrten Gesichtsausdruck von Wolfsschatten sah, erklärte sie schnell: „Als Junges ist Mondschein am grünen Husten erkrankt. Schneesturm und Ginsterschweif haben sich aus dem Lager geschlichen, weil sie Mondschein helfen wollten. Schneesturm hatte versucht, etwas zu jagen, während Ginsterschweif zum MoosClan gelaufen ist, um dort nach Katzenminze zu fragen.“ Die blauen Augen von Wolfsschatten wurden gross. „Das haben sie gemacht? Bei Ginsterschweif ist das wenig verwunderlich aber bei Schneesturm…“ Kopfschüttelnd musste er dann lachen. „Haben sie den Erfolg gehabt?“ „Schneesturm hat nichts fangen können. Aber dafür hat Silberschein etwas Katzenminze abgegeben.“ Nachdenklich blickte Bronzestern auf den Schnee. Damals hat uns Silberschein bereits gerettet… Und ohne sie weiss ich nicht, ob Brauntupfen oder Beerenjunges noch leben würden…
„Ich finde es toll, wie Silberschein uns hilft.“, hob dann ihr Gefährte an. Freundlich stupste er gegen Bronzesterns Nase. „Meinst du nicht auch? Auch, wenn Sonnenstern bestimmt nichts davon weiss aber die Clans halten zusammen!“ Erschrocken hielt Bronzestern an. „Was?“, fragte sie verwirrt. Verwundert blickte Wolfsschatten zu ihr. „Meinst du nicht? Im Geheimen hat der MoosClan uns gerettet. Das ist super! Wir stehen Silberschein tief in der Schuld.“ Die Worte klangen so, als hätte Schattenseele sie gesprochen! Und so, wie Wolfsschatten es sagte, klang es auch nicht falsch oder verwerflich. „Hast du was?“ Besorgt legte der graue Krieger den Kopf schief. Bronzestern wusste, dass sie Wolfsschatten jetzt nicht belügen konnte. Ausserdem wollte sie sich endlich mitteilen und ehrlich ihrem Gefährten alles sagen können! „Vor ein paar Monden habe ich erfahren, dass es so etwas wie einen Bund zwischen den Clans gibt.“, gestand sie leise. „Silberschein gehört dazu, weswegen sie die Katzenminze mit Schattenseele geteilt hat.“ Kaum waren die ersten Worte gesprochen, viel es Bronzestern plötzlich erstaunlich leicht, ihrem Gefährten die ganze Geschichte zu erzählen.
Nachdem Bronzestern endlich alles gesagt hatte, wurde Wolfsschatten nachdenklich. „Ich weiss immer noch nicht, was ich deswegen tun sollte. Und grossartig viel Zeit hatte ich bisher noch nicht.“, fügte die Rotbraune noch hinzu. Endlich hatte sich Bronzestern jemandem anvertrauen können, ein befreites Gefühl durchströmte ihren Körper. Es war, als würde Bronzestern zu ersten Mal seit langem wieder klar atmen können. Dennoch fürchtete sie sich etwas vor Wolfsschattens Meinung dazu. Unschlüssig blickte sie in seine blauen Augen. „So viele Katzen aus den verschiedenen Clans, die zusammenarbeiten, um den Clans zu helfen…“, murmelte er leise. „An sich ist daran nichts Verwerfliches, oder? Schattenseele möchte doch nur, dass es allen gut geht. Zumindest glaube ich das.“, schloss Wolfsschatten. „Ist das nicht gegen das Gesetzt des Kriegers?“, warf Bronzestern sofort ein, ehe sie innehielt. „Das Gesetzt schreibt vor, dem eigenen Clan loyal zu sein… Schattenseele und Gluttiger sind loyal.“, realisierte die Rotbraune dann erleichtert. „Vom Gesetzt der Krieger her sehe ich da kein Problem.“, erklärte Wolfsschatten freundlich. „Solange Schattenseele und Gluttiger loyal sind, ist es eigentlich eine gute Idee. Manchmal braucht man die Hilfe von einem anderen Clan.“ Es war gut, es von Wolfsschatten zu hören. Wenn er es so sah, wirkte es wirklich nicht wie etwas Verbotenes. Was ist, wenn Schattenseele dies mit dem vereinigen der Clans meinte? Wer weiss, wie der SternenClan dazu steht aber ich als Anführerin des DornenClans sehe darin nichts Schlimmes! Vielleicht sollte ich Schattenseele und Gluttiger meine Unterstützung zusagen? Dann müssten sie nichts verheimlichen und es würde weniger falsch wirken… „Danke für das Gespräch.“ Bronzestern stupste ihren Gefährten erleichtert an. „Es tut gut mich endlich Jemanden anzuvertrauen.“ „Das hättest du ruhig eher machen können!“ Nun wirkte Wolfsschatten schon fast entrüstet. „Ich bin dein Gefährte! Du kannst mir alles anvertrauen. Egal, was es ist.“ Schuldbewusst wich Bronzestern seinem Blick aus. „Ich weiss. Tut mir leid.“, miaute sie daher ehrlich. „Ich wusste lange Zeit nicht, wem ich was sagen kann. Gerade wenn es um Schattenseele geht. Nicht mal Brauntupfen wusste, dass ich mich heimlich mit ihm getroffen hatte.“ Inzwischen wird es wahrscheinlich schon der gesamte Clan wissen, überlegte die Rotbraune. „Jetzt musst du das nicht mehr.“, versprach Wolfsschatten, ehe er liebevoll über ihr Ohr leckte. „Du musst nichts mehr verheimlichen. Egal was es ist, ich werde immer hinter dir stehen.“
Brauntupfens Flanke hob und senkte sich regelmässig. Der zweite Anführer wirkte noch sehr angeschlagen, doch ging es ihm deutlich besser als die Sonnenaufgänge davor. „Es ist gut zu sehen, wie der Clan sich erholt.“, murmelte Bronzestern leise zu Eschenblatt. Seit ihrer Anführerernennung war es irgendwie kalt zwischen ihr und dem alten Heiler geworden. Seine Augen leuchteten nicht mehr wie zuvor, sie waren nun matt und leer. „Wir haben des dem MoosClan zu verdanken.“, antwortete Eschenblatt nachdenklich. „Oder eher Schattenseele.“ Es lag was Verächtliches in seiner Stimme, weswegen die Rotbraune ihn anstarrte. Wahrscheinlich hätte sie wütend werden sollen. Immerhin redete Eschenblatt über ihren Bruder, doch stattdessen suchte sie eher Hilfe bei dem Heiler. Schon im Schüleralter hatte Eschenblatt immer ein offenes Ohr und einen weisen Rat für sie gehabt. Jetzt, wo sie Anführerin des DornenClans war, fühlte sie sich abhängiger von ihm denn je. „War es falsch, dass ich Schattenseele zurückgeholt habe?“ Erstaunt blinzelte Eschenblatt, als wäre überrascht von Bronzestern darauf angesprochen zu werden. Sein Ohr zuckte kurz, ehe er sich schüttelte. „Ich weiss nicht mehr an was ich eigentlich glauben soll.“, erwiderte er dann mit gebrochener Stimme. Er wandte sich zu seinen Heilkräutern. „Immer habe ich versucht, auf den SternenClan zu hören aber jetzt frage ich mich jeden Sonnenaufgang aufs Neue, ob ich richtig oder falsch gehandelt habe. Gerade was dich angeht.“ Diese Worte schmerzten ungemein. Bronzestern blickte auf Brauntupfen, der ihm Schlaf etwas wimmerte, als hätte er einem Alptraum. „Es tut mir leid.“ Plötzlich fühlte sie sich erschöpft. Sie hatte das Gefühl sich verloren zu haben. Als wären ihre Entscheidungen von etwas Höheren gesteuert worden. Obwohl sie Anführerin war, fühlte sie sich machtloser denn je. „Entschuldige dich nicht, Bronzestern. Egal was passieren wird, es war meine Schuld.“ Der schwarzweisse Kater stupste Bronzestern gegen die Nase. Für einen kurzen Moment fühlte sie alle Wärme wieder, die ihr alter Freund immer ausgestrahlt hatte. „Jetzt ist es zu spät um Reue zu zeigen. Wahrscheinlich hätte ich dir öfters zur Seite stehen sollen. So oft hast du bei mir Hilfe gesucht.“ Sein Blick glitt zu Boden. Gefangen in seinen Erinnerungen, lächelte er kurz. „Und trotzdem war es wohl nicht genug.“ Heftig schüttelte Eschenblatt seinen Kopf, dann wurde er wieder ernster. „Ich muss dir zur Seite stehen! Es ist meine Aufgabe, dich zum richtigen Weg zu geleiten! Der SternenClan muss sich getäuscht haben! Du wirst den Frieden bringen!“
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Kapitel 81:
Tigerjunges warf sich auf seine Schwester Aschenjunges, währenddessen Beerenjunges versuchte, sich an Regenblüte heranzuschleichen. Der kleine Kater wackelte ungeduldig mit seinem Hinterteil, ehe zum Sprung ansetzte. Fauchend warf er sich auf die Älteste, die erschrocken die Augen öffnete. „Habe ich dich, du mieser Streuner!“, fauchte Beerenjunges auf. „Oh nein!“, jammerte Regenblüte gespielt. „Was kann ich nur machen?“ „Dich ergeben! Der DornenClan ist der beste Clan im ganzen Wald!“ Belustigt zuckten Bronzesterns Schnurrhaare. Die Jungen von Fliegenpelz wuchsen schnell, trotz der harten Blattleere. Die spielenden Jungen lenkten sie zumindest für eine Weile von den Sorgen ihres Clans ab. „Hey, Regenblüte!“ Nun tapsten auch Tigerjunges und Aschenjunges zu Regenblüte. „Erzählst du uns eine Geschichte?“ Liebevoll stupste die Getigerte Beerenjunges von sich. „Natürlich.“ Aufgeregt sprang Aschenjunges auf. „Kannst du uns davon erzählen, wie Bronzestern als Schülerin Sichelmond gerettet hat? Fliegenpelz hat uns davon erzählt!“ Verwundert hielt Bronzestern inne. Diese Geschichte lag so viele Monde zurück und auch jetzt war es für sie keine grossartige Heldentat gewesen, einen Clangefährten zu schützen. „Ich will nämlich eine genauso so gute Katze wie Bronzestern werden!“, miaute Aschenjunges munter weiter. „Aber, aber.“, erwiderte Regenblüte mit einem traurigen Blick, den Bronzestern erschaudern liess. Seitdem Schattenseele dem DornenClan wieder beigetreten war, hatte Regenblüte Bronzestern immer gemieden. „Warum willst du denn werden wie Bronzestern? Du solltest jemand werden, der nur du sein kannst.“ Auch wenn Regenblütes Worte lieb waren, schmerzte es Bronzestern. Verletzt wandte sie den Blick ab, während Regenblüte eine andere Geschichte über Fliegenpelz erzählte. „Sie meint es nicht so.“, miaute Fliegenpelz. Überrascht blinzelte die rotbraune Anführerin den Krieger an. „Du hast das gehört?“ „Natürlich. Ich habe immer ein Auge auf meine Jungen. Na ja, zumindest wenn ich im Lager bin.“ Ihr Wurfgefährte wirkte erschöpft, als hätte er den ganzen Wald abgelaufen. „Ich versuche immer genügend für Felssturm und Staubglanz zu fangen aber die Beutetiere verstecken sich alle zu gut.“ „Oder sind bereits verhungert.“, stimmte Gluttiger knurrend zu. Er hatte eine schmächtige Maus dabei. „Zumindest wird Staubglanz eine Kleinigkeit bekommen.“ Besorgt blickte Bronzestern ihn nach. „Hast du noch was fangen können?“ „Nur eine Amsel, die ich bereits Felssturm gebracht habe.“ Seine Pfoten zuckten kurz, als wollte er wieder jagen gehen. „Sie und die Jungen werden davon nicht satt.“ „Wäre nur Brauntupfen bereits wieder fit genug…“, seufzte die Anführerin. „Wenn du willst, gehe ich noch mal mit dir jagen.“ Die grauen Augen von Fliegenpelz blitzen auf. „Sicher? Das würdest du machen?“ „Lieber verhungere ich auf der Jagd, als meine Clangefährten hungern zu lassen.“, erwiderte Bronzestern in Gedanken an Schneestern bestimmt.
Sie hatte Mondschein und Eulenstreif die Aufsicht im Lager überlassen, um mit Fliegenpelz zu jagen. Mondschein war bereits auf zwei Patrouillen gewesen, sie hatte sich eine Pause verdient. Kaum hatten sie das Lager verlassen, schnurrte Fliegenpelz bereits: „Aschenjunges himmelt dich an. Sie möchte genauso werden wie du.“ „Ich habe es mitbekommen.“, erwiderte Bronzestern etwas besser gelaunt. „Ich verstehe nur nicht ganz warum.“ Freundlich wurde sie von Fliegenpelz angestupst. „Du bist jetzt Anführerin des Clans. Viele werden zu dir aufsehen.“ Bei diesen Gedanken fühlte sich Bronzestern nicht sonderlich wohl. Wer konnte sagen, ob der SternenClan auf ihrer Seite stand? Für ihre neun Leben hatte es jedenfalls nicht gereicht. Wie sollte sie dann einen ganzen Clan zufrieden stellen? Der traurige Blick von Regenblüte brannte sich in ihren Gedanken ein. „Wie sieht es denn mit den älteren Kriegern aus? Sind sie froh darüber, dass Schattenseele wieder im Clan ist?“ Kurz öffnete Fliegenpelz sein Maul, sagte erst aber nichts. Seine Schritte wurden langsamer, als würde er nachdenken müssen. „Was passiert ist, ist passiert. Aber nicht alle scheinen glücklich darüber zu sein.“, gestand ihr Wurfgefährte dann. „Regenblüte wird etwas Zeit brauchen, um ihr Vertrauen in all ihren Jungen wieder zu finden. Ich vertraue auf deine Entscheidung. Ich habe das schon immer getan und wurde bisher auch noch nie enttäuscht.“ Damit sprang er etwas nach vorne. Seine grauen Augen zeigten die Zuneigung für Bronzestern. „Komm. Wir haben hungrige Bäuche zu füllen!“ „Wir könnten zu den Fuchsfelsen gehen. Ich glaube, da hat heute noch keiner gejagt.“ „Gute Idee!“ Obwohl Fliegenpelz nun Vater von drei Jungen war, konnte Bronzestern in ihn immer noch den kleinen Fliegenjunges erkennen. Er hatte sich nicht grossartig verändert. „Wie wäre es mit einem kleinen Rennen?“, schlug Bronzestern daher vor. Seit Sonnenaufgängen machte sie sich nur sorgen. Jetzt prickelten ihre Pfoten und sie wollte sich noch einmal wie eine junge Schülerin fühlen, die ein paar Moosbälle im Kopf hatte. „Klingt gut! Bis zum knochigen Baum dort vorne, okay?“ „Und los!“, miaute Bronzestern auf und stürmte davon. Der perplexe Fliegenpelz brauchte einige Herzschläge, bis er ihr folgte. „Hey, das war unfair!“; keuchte er aber schon bald neben ihr. Er war schneller als Bronzestern gedacht hatte. Mit Leichtigkeit hatte er seine Wurfgefährtin bald eingeholt. „Gewonnen!“, schnurrte er zufrieden. „Der grossartige Fliegenpelz hat seine Anführerin geschlagen!“ „Dieses Mal!“, gab Bronzestern sich lachend geschlagen. „Irgendwann kriege ich eine Wiederholung! Dann werde ich gewinnen!“ Fliegnpelz schüttelte sich amüsiert. „Du bist wohl ein Mäusehirn! Niemals werde ich dich gewinnen lassen.“ Plötzlich fühlte sich Bronzestern voller Energie. Die Auszeit vom Lager hatte sie dringend gebraucht. „Wenn das so ist,“, hob sie neckisch an, „dann wirst du alle Moosnester wechseln müssen. Jeden Sonnenaufgang! So lange, bist du den Ältesten beitrittst.“ Spielerisch knuffte Fliegenpelz sie. „Das ist aber unfair. Bronzestern, die grosse Anführerin, ist eine schlechte Verliererin.“ „Dann sorgst du am besten dafür, dass ich nicht mehr verliere.“, witzelte die Rotbraune.
Tatsächlich konnten Bronzestern und Fliegenpelz zusammen noch ein Kaninchen erlegen. Es war nicht viel dran aber es war besser als nichts. „Dem SternenClan sei Dank.“, seufzte Fliegenpelz erschöpft. „Ich hoffe, Ginsterschweif konnte mit ihrer Patrouille noch etwas fangen.“, sorgte sich Bronzestern etwas. „Sonst werden wir uns dieses Kaninchen mit allen Kriegern teilen müssen.“ Kurz glaubte Bronzestern so etwas wie Angst in Fliegenpelz aufflackern zu sehen. Wann hatte er wohl das letzte Mal gegessen? Er war von Sonnenaufgang zu Sonnenaufgang magerer geworden aber bislang hatte Bronzestern nicht sonderlich darauf geachtet. Immerhin hungerten alle im Clan. „Du darfst dann auch meinen Bissen haben.“ Energisch schüttelte Fliegenpelz den Kopf. „Nein, du bist unsere Anführerin. Brauntupfen ist bereits krank. Wir brauchen dich mehr denn je. Vor allem wenn wir diese Blattleere überstehen wollen.“ „Rede bitte kein Unsinn.“, unterbrach Bronzestern ihn schnell. „Der DornenClan wird diese Blattleere überleben!“ „Vielleicht.“, stimmte Fliegenpelz zu. „Aber werden alle Krieger überleben? Schau dich im Clan um, jeder ist am Hungern. Wir brauchen dich.“
Widerspenstig betrat Bronzestern das Lager. Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen, doch Fliegenpelz' Worte hallten in ihren Kopf wieder. Waren ihre Krieger wirklich so mager? Löwenfang nickte Bronzestern zur Begrüssung zu. Erschrocken hielt Bronzestern die Luft an. Er bestand kaum mehr aus Knochen und Fell! Die Rippen zeichneten sich deutlich unter seiner Flanke ab und seine grünen Augen waren matt. Bei Gelbwind und Eulenstreif war es sogar noch schlimmer. Natürlich war es Bronzestern nicht entgangen, dass der Clan dünner geworden war aber so schlimm hatte es sie es sich nicht vorgestellt! Der DornenClan verhungerte!
Kapitel 82:
Das ständige Husten von Sandtupf liess Bronzestern nicht schlafen. Die alte Kriegerin hatte eigentlich Nachtwache, doch so lockte sie wahrscheinlich eher Füchse zum Lager als wirklich wache stehen zu können. Besorgt erhob sie sich aus ihrem Nest. „Was ist denn?“, gähnte Wolfsschatten neben ihr. „Hörst du das nicht?“ „Was denn?“ Ihr Gefährte drehte sich einmal um und schien bereits wieder zu schlafen. Bronzestern konnte nur die Augen verdrehen. Wenn Wolfsschatten müde war, konnte ihn wahrscheinlich nicht mal ein stampfender Dachs stören. „Ich komme gleich wieder.“, raunte sie ihm zu. Es war kurz nach Mondhoch. Vorsichtig schlüpfte sie aus dem Anführerbau. Die braune Kriegerin wirkte abgeschwächt, dass konnte Bronzestern auf den ersten Blick erkennen. Dabei war Sandtupf einer der Katzen, die noch am stärksten gewirkt hatten! Was, wenn sie auch noch am grünen Husten erkrankte? Dabei hatte Bronzestern gehofft, der Clan würde sich davon erholen! Ist das meine Strafe, SternenClan!? Oder eine Prüfung!? Sauer schüttelte sie sich. Dann lasst mich erkranken, aber doch nicht meine Clangefährten! Natürlich wusste sie, dass dies nicht helfen würde aber sie war wütend! Und sie hatte niemanden, an den sie die Wut richten konnte. Sie fühlte sich generell vom SternenClan im Stich gelassen. Eschenblatt hatte auch keine Träume oder Visionen erhalten. „Sandtupf.“, begrüsste Bronzestern die Kriegerin zähneknirschend. „Du solltest lieber in den Heilerbau gehen.“ Verwundert drehte die braune Kätzin den Kopf zu Bronzestern. Ihre Augen wirkten merkwürdig leer, als könnten sie kein Ziel erfassen. „Bronzestern…? Aber was wird dann aus den Clan? Ich…“ Ein Hustenanfall überkam Sandtupf. Die Wut wich mehr und mehr und die Sorge um ihre Clangefährten wurde wieder stärker. „Komm, ich begleite dich zum Heilerbau. Ich werde die Nachtwache für dich übernehmen.“ Für einen Moment wirkte Sandtupf so, als würde sie protestieren wollen aber sie war zu schwach. Bronzestern spürte die zitternde Flanke von Sandtupf, als sich die Kriegerin an sie lehnte. Der säuerliche Geruch von Krankheit stieg der Anführerin direkt in die Nase und ihr wurde kurz schwindelig. Eschenblatt war noch wach, als Bronzestern den Heilerbau betrat. Seine alten Augen wurden rund vor Sorge, als er Sandtupf sah. „Leg sie in mein Nest.“, miaute der Heiler, während er sich zu den Kräutern drehte. Besorgt folgte Bronzestern den Anweisung. „Aber wo wirst du dann schlafen?“, fragte sie mir prüfenden Blick. Sein Fell war zerzaust, als hätte er sich seit Sonnenaufgängen nicht mehr gewaschen. „Darüber mache ich mir später Gedanken. Ich muss aufpassen, dass Eschenblatt genug Schlaf bekommt und alle Patienten versorgt sind. Ich hatte gehofft, mit der Katzenminze könnte ich alle heilen aber weder Finkenfeder noch Tulpenblüte geht es besser.“ Er beschnupperte kurz ihre die beiden Katzen, die inzwischen sehr abgemagert waren. Atmeten sie überhaupt noch? Ein kalter Schauder erfasste Bronzestern. Die beiden Ältesten konnten doch nicht tot sein, oder? Kurz grunzte Finkenfeder im Schlaf auf, weshalb Bronzestern erleichtert seufzte. „Ich werde bei Sonnenaufgang selbst zum MoosClan gehen und nachfragen, ob sie uns noch etwas Katzenminze übergeben können.“, versprach die rotbraune Anführerin zögerlich. Eschenblatt antwortete darauf gar nicht mehr.
Unsicher blinzelte Brauntupfen. „Ich finde, wir sollten mehr Krieger mitnehmen.“ Er hatte den Heilerbau gerade erst verlassen und bestand jetzt schon darauf, Bronzestern zu begleiten. Eigentlich hatte sie ihm gesagt, er solle sich noch etwas schlafen legen und dann jagen, aber ihr bester Freund hatte nicht lockergelassen. „Ich denke, Brauntupfen hat recht.“, stimmte Wolfsschatten zu. „Was ist, wenn wir angegriffen werden?“ Energisch schüttelte Bronzestern den Kopf. „Wenn wir eine ganze Patrouille losschicken, denkt Sonnenstern allerhöchstens noch, wir würden ihn angreifen wollen.“ Am liebsten wäre Bronzestern eigentlich ohne Begleitung gegangen, aber sie verstand die Sorge ihres Gefährten. Allein auf feindlichen Grund zu gehen wäre pure Dummheit. „Der MoosClan wird noch denken, wir seien zu schwach, um eine ganze Patrouille zu schicken!“, warf Wolfsschatten ein. „Wir sind auch zu schwach.“, erinnerte Bronzestern nachdrücklich. „Wir können nicht so tun, als hätten wir genügend Krieger zu Verfügung. Eulenstreif, Sichelmond und Löwenfang sind jetzt auch im Heilerbau. Die restlichen Krieger, die wir haben, brauchen wir für die Jagd und Grenzpatrouillen und das ist eigentlich schon zu viel verlangt.“ Allein bei den Gedanken fühlte Bronzestern sich wieder unwohl. So viele Krieger hungerten oder waren schwer krank und dennoch musste sie so viel von ihnen verlangen. „Dann iss wenigstens noch etwas!“, bat Wolfsschatten nun besorgter denn je. „Ich weiss genau, dass du seit letztem Sonnenaufgang nichts mehr gegessen hast. Diese mickrige Maus wird dich nicht bis zum nächsten Vollmond sättigen.“ „Wir verlieren hier nur Zeit. Wir gehen los.“, erwiderte Bronzestern nur. Natürlich hatte sie Hunger aber der Clan kam zuerst.
Bronzestern zögerte keinen Herzschlag als sie vor der Grenze zum MoosClan stand. Sie war zwar nur ein einziges Mal im Territorium des MoosClans gewesen, doch kannte sie den Weg zum Lager noch genaustens. „Wir hätten vielleicht warten sollen, bis eine Patrouille kommt.“, miaute Brauntupfen, als er hinter Bronzestern her rannte. „Jeden Augenblick, den wir zögern, könnte den Tot eines unserer Clangefährten bedeuten!“, zischte die Anführerin grummelig. Sie meinte es nicht so böse, wie es wahrscheinlich rüberkam, doch die Angst trieb sie an. Wolfsschatten drückte sich gegen seine Gefährtin. „Überstürze nichts, Bronzestern. Du kannst ja kaum noch klar denken.“ „Dafür habe ich jetzt keine Zeit!“, keifte sie verstimmt. Anstelle sie zu kritisieren, würden Wolfsschatten und Brauntupfen sie lieber unterstützen! „Stehen bleiben!“ Ein Jaulen liess Bronzestern zusammenschrecken. Sofort hielt sie inne und wandte sich um. Eine MoosClan Patrouille. Eine braune Kätzin mit weissen Tupfen hatte die Zähne gebleckt. „Was wollt ihr auf unser Territorium!?“ „Hallo, Moostupfen.“, miaute Brauntupfen und senkte zur Begrüssung den Kopf. „Wir sind hier um mit Silberschein zu sprechen.“ „Und das sollen wir euch glauben?“ Olivennase und seine Schülerin Blattpfote knurrten bereits kampfbereit auf. Schnell versuchte Wolfsschatten die Patrouille zu besänftigen. „Wir sind nicht hier um zu kämpfen! Unsere Clangefährten sind krank, wir wollen nur nach Heilkräutern fragen.“ „Sie sehen schon ziemlich dünn und erschöpft aus.“, warf eine kleine, schwarze Kätzin ein. Es war Rauchherz. Eine Katze, die den Bund von Schattenseele angehörten. „Wir sollten sie zum Lager bringen und Sonnenstern darüber entscheiden lassen.“ Dankbar nickte Bronzestern. „Das wäre sehr nett. Wir verschwinden danach auch sofort aus eurem Territorium.“
Die MoosClan Patrouille führte die DornenClan Katzen stumm zum Lager. Bronzestern war nicht entgangen, dass die MoosClan Krieger genauso abgemagert wirkten, wie ihre Clangefährten. Diese Blattleere liess jeden Clan hungern. Zum ersten Mal zweifelte Bronzestern. Konnte der MoosClan überhaupt ohne Katzenminze die Blattleere überstehen? Sie hatten bereits ihre Anführerin verloren! Nein, du bist für deinen Clan zuständig, versuchte sie sich zu erinnern. Denk an Sandtupf und Eulenstreif, die auf diese Kräuter warten! Ausserdem haben wir Junge im Lager. Beerenjunges ist zwar gesund geworden aber was, wenn Aschenjunges oder Tigerjunges erkranken? Auch wenn sie ihren Clan nicht leiden sehen konnte, wusste Bronzestern nicht, ob sie dafür einen anderen leiden lassen konnte. „Bronzestern!“ Sonnenstern klang erstaunt, als er die DornenClan Katzen erblickte. „Was führt dich zu uns?“ „Das ist Bronzestern?“ Ein kleiner, brauner Kater blickte die Anführerin an. „Federjunges, das ist die Anführerin vom DornenClan!“ Eine silberne Kätzin kam angelaufen. „So gefährlich sehen die gar nicht aus!“, quiekte sie erstaunt, ehe sie von Waldbrise, wahrscheinlich ihr Vater, zurück in die Kinderstube gestupst wurde. „Es tut uns leid, dass wir in eurem Territorium eingedrungen sind.“, miaute Bronzestern möglichst ruhig. „Aber wir sind hier, um euch um Hilfe zu bitten.“ „Was wollt ihr?“ Die Augen von Sonnenstern verengten sich bedrohlich. „Wenn du wieder nach Katzenminze fragen willst, dann solltest du direkt kehrt machen! Wir haben selbst nicht genug!“ „Aber unser Clangefährten könnten sterben!“, miaute Wolfsschatten panisch auf. Er hatte einen Schritt auf den neuen Anführer zu gemacht. „Wir bitten dich nur um ein kleines bisschen Katzenminze! Wir brauchen nicht viel.“ Leise fingen einige Katzen an zu murmeln. Sie klangen besorgt aber Bronzestern konnte in Sonnensterns Augen sehen, wie ernst er es meinte. „Komm, Wolfsschatten.“, rief sie den grauen Kater zu. Plötzlich fühlte sie sich erschöpft. „Wir verlieren unsere Zeit. Wir sollten gehen.“ „Gute Entscheidung.“, höhnte Olivennase, weshalb Brauntupfen ihn kurz anknurrte. Als Bronzestern das fremde Lager verliess, spürte sie den Blick von Sonnenstern genaustens auf ihren Pelz.
Kapitel 83:
Schlecht gelaunt stolzierte Bronzestern über die Lagerlichtung. Eschenblatt hatte niedergeschlagen gewirkt, als Fuchsstern ohne Katzenminze zurückgekehrt war. Gluttigers Blick brannte auf Bronzesterns Pelz. Der vorlaute Krieger war zwar erstaunlich still, doch konnte Bronzestern seine Wut spüren. „Was ist los?“, keifte sie ihn dann irgendwann an. Sie wollte sich nicht weiterhin stumm von Gluttiger verurteilen lassen. Sonst hielt der rote Krieger auch nie sein Maul! Beschwichtigend strich Blitzlicht über ihre Flanke. „Es ist nicht Gluttigers schuld.“, erinnerte er seine Tochter mit liebevollen Blick. Als Antwort grummelte Bronzestern etwas in ihr Brustfell hinein. Natürlich wusste sie, dass Gluttiger nichts Falsches getan hatte aber sie selbst hatte das Gefühl, versagt zu haben. Was sollte sie nun machen? „Vielleicht hatte Silberfeders oder Borkenkralles Patrouille mehr Glück.“ Die beiden Patrouillen sollten eigentlich bald wieder zurück sein. Es war Gelbwinds Idee gewesen, nochmals den BeerenClan und den KlippenClan nach Katzenminze zu fragen. Einige Katzen hatten sich als Freiwillige gemeldet und waren kurz darauf losgezogen. Nur Krähenpfote war beleidigt gewesen, dass er sich weder der Patrouille seines Vaters noch seiner Mentorin anschliessen durfte. Zumindest gab er sich damit zufrieden, mit Ginsterschweif zu jagen. Krähenpfote schien zum Glück noch seine Energie behalten zu haben, trotz des Hungers. Er war zwar wahrscheinlich der frechste Schüler in allen Clans, doch konnte aus ihm ein starker Krieger werden, wenn man ihn richtig förderte. „Borkenkralle und Silberfeder kommen wieder!“, miaute Schneesturm erfreut auf. Sofort blieb Bronzestern stehen. Hoffnung flatterte in ihrer Brust auf. Hatten sie Katzenminze dabei? War der DornenClan gerettet? Borkenkralle wirkte erschöpft, als er neben Silberfeder das Lager betrat. Hinter ihnen trotteten Fliegenpelz, Gelbwind und Aschenglut. „Es tut mir leid.“, miaute Fliegenpelz. „Keiner der Clans kann mit uns teilen.“ Wütendes Gejaule machte sich über das Lager breit, Gluttigers am lautesten. „Sie können uns doch nicht alleine lassen!“, schrie Krähenpfote empört auf. Ginsterschweif warf ihrem Sohn einen warnenden Blick zu, währenddessen Silberfeder ihn zunickte. „Er hat recht. Was sollen wir tun, Bronzestern?“ Plötzlich waren alle Blicke auf sie gerichtet. Ein beklemmendes Gefühl lies Bronzestern die Luft zuschnüren, überfordert blinzelte sie einen Clangefährten nach den anderen an, als in ihr Panik aufkam. Wie sollte sie reagieren? Dem Clan gut zusprechen und sagen, dass alles wieder in Ordnung werden würde? Mit ihnen über sich die anderen Clans beschweren? Mehr Jagdpatrouillen anordnen? „Lasst Bronzestern doch erst mal etwas Luft.“, miaute ein schwarzer Kater, der etwas abseits zu seinen Clangefährten sass. Schattenseele erhob sich dann und stupste seine Schwester an. „Wir können Bronzestern jetzt nicht überfordern.“ „Halt du dich aus den Clanangelegenheiten heraus!“ Glühsplitters wütendes fauchen lies auch das letzte Gemurmel verstummen. Er war auf seine Pfoten gesprungen, die Lefzen hatte er zurückgezogen und er bleckte seine scharfen Zähne. Bronzestern spürte, wie Schattenseele zusammenzuckte, ehe er seine Augen auf den Boden richtete. Dennoch sagte er nichts um sich zu verteidigen. Ein Anflug von Mitleid überkam Bronzestern. Ihr Bruder tat alles, um vom Clan akzeptiert zu werden, dennoch gab es einige, die ihn am liebsten verjagen würde. Und das aus gutem Grund. Nicht mal der SternenClan konnte Geschehenes rückgängig machen. Aber jemand anders sprang für Schattenseele ein. „Er ist ein Teil des DornenClans!“, miaute Wolfsschatten scharf auf. Er stellte sich mit funkelnden Augen vor seinen eigenen Vater, sein ganzer Körper zitterte vor Zorn. „Nicht streiten!“ Sturmbrise versuchte sich zwischen ihren Vater und ihren Wurfgefährten zu stellen, doch die beiden Kater fauchten sich an. Ich muss was machen, wurde sich Bronzestern ängstlich bewusst. „Das reicht!“ Mit möglichster fester Stimme versuchte sie sich vor ihnen aufzubauen, in der Hoffnung, niemand würde ihre Zweifel erkennen. „Ich finde, Glühsplitter hat recht.“, warf Regenblüte ein. „Schattenseele wird niemals ein Clangefährte sein.“ Als wäre das noch nicht schlimm genug, wandte sie ihren Kopf direkt zu Bronzestern. „Und ich weiss nicht, ob du eine Anführerin sein solltest, Bronzestern!“ Getroffenen stolperte Bronzestern kurz zurück. Der traurige Unterton in der Stimme ihrer eigenen Mutter schmerzte mehr, als jeder Krallenhieb es konnte. Also hasste Regenblüte nun auch noch Bronzestern? „Regenblüte! Wie kannst du so etwas sagen? Über deine eigenen Jungen!?“ Blitzlicht stolperte schnell zu seiner Tochter. „Es ist doch so.“, miaute Regenblüte mit brüchiger Stimme. „Was Schattenseele getan hat, ist unverzeihlich. Was Schattenseele meinen lieben Maulwurfsherz angetan hat… Er ist nicht mein Junges und wenn Bronzestern ihn unterstützt, dann ist sie nicht mehr meine Tochter!“ Ihr grauer Blick wurde kurz dunkel. „Ich war so stolz auf dich. Du warst so eine liebe Schülerin und Kriegerin.“ Regenblüte schüttelte den Kopf, ehe sie zurück zum Ältestenbau lief. Keuchend setzte sich Bronzestern hin. Sie hat über mich geredet, als wäre ich gerade gestorben oder hätte meinen eigenen Clan verraten! „Die Versammlung ist beendet! Ich werde mit Bronzestern in Ruhe reden und dann entscheiden wir, was zu tun ist!“, rief Brauntupfen schnell, doch Bronzestern bekam es schon gar nicht mehr mit. Plötzlich fühlte sie sich so erschöpft und verletzt. Am liebsten hätte sie sich in Blitzlichts Pelz gedrückt und wie ein verzweifeltes Junges aufgejault.
Wolfsschatten, Blitzlicht, Schattenseele, Fliegenpelz und Brauntupfen waren nicht mehr von Bronzestern Seite gewichen. Wie konnte nur alles so schiefgegangen sein? Ihr ganzes Leben lang hatte sie versucht, ihrem Clan gerecht zu werden! Und gerade jetzt, wo sie die Unterstützung von ihrer Mutter am meisten gebraucht hätte, hatte sich Regenblüte von ihr abgewandt. „Das meint Regenblüte nicht so.“, log Fliegenpelz aufmunternd. „Sie ist nur müde.“, stimmte Blitzlicht zu. Betrübt schüttelte Bronzestern den Kopf. „Ich habe genau verstanden, wie sie es meinte.“ Sie hatte es zwar bereits befürchtet, doch die ausgesprochene Wahrheit war schwer zu ertragen. „Regenblüte ist nur verwirrt.“, versuchte Blitzlicht seine Tochter auf zu muntern. „Es tut mir leid, dass ich so viel Unruhe verursache.“, hob nun Schattenseele an. „Vielleicht sollte ich wieder gehen. Ich wollte dem DornenClan wieder beitreten, weil ihr mir so viel bedeutet aber ich kann nicht zulassen, dass Bronzestern darunter zu leiden hat.“ „Nein!“, widersprach Blitzlicht noch vor Bronzestern. Er drückte sich an seinen ältesten Sohn, als hätte er Angst, Schattenseele würde sich in Luft auflösen. „Ich kann dich nicht wieder gehen lassen! Egal was passiert ist, du bist mein Junges und ich werde dich lieben und beschützen.“ Auch wenn Blitzlicht selten den Anschein gemacht hatte, so war er immer für seine Jungen da, wenn man ihn brauchte. Bronzestern würde nie an die Liebe ihres Vaters zweifeln. Dankbar drückte Schattenseele seine Schnauze in Blitzlichts braunes Fell. „Ich habe dich auch lieb. Es tut mir leid.“ „Hör auf dich zu entschuldigen.“, flüsterte Blitzlicht mit einem liebevollen Lächeln. „Regenblüte wird irgendwann verstehen, dass du trotzdem eine grossartige Katze bist.“ „Was ist überhaupt genau mit Schattenseele gewesen?“, raunte Wolfsschatten zögerlich in Bronzestern Ohr. „Erkläre ich dir nachher.“, gab sie ihren Gefährten die knappe Antwort. Vor Blitzlicht und Schattenseele wollte sie nicht über Maulwurfsherz reden. „Ich möchte nicht stören aber wir müssen immer noch darüber nachdenken, wie wir dem Clan gegenübertreten.“, erinnerte Brauntupfen leise.. „Du hast recht.“, wurde sich Bronzestern schweres Herzens bewusst. „Ich weiss nicht, was ich machen soll. Ich kann keinen anderen Clan dazu zwingen, uns Katzenminze zu geben.“ „Wir könnten mehr Jagdpatrouillen aufstellen.“, schlug Fliegenpelz vor. „Ich kann auch zwei oder drei Mal am Tag jagen gehen.“ „Deine Jungen brauchen dich als Vater, nicht als schlafenden Fellball.“, erinnerte Blitzlicht etwas besser gelaunt. „Du kannst nicht die ganze Zeit jagen oder vor Erschöpfung schlafen.“ „Also, ich denke eher, wir müssen weniger jagen.“, sagte Schattenseele mit einem Blick auf Brauntupfen. Der junge Kater nickte vorsichtig, ehe er sich zu Bronzestern wandte. „Darüber habe ich auch schon gedacht.“ Geschockt hielt die Anführerin kurz inne. „Aber wie sollen dann die Kranken wieder gesund werden? Oder wie sollen die Krieger genug Kraft für die nächste Jagd haben?“ „Meine Jungen und Felssturm brauchen auch noch genügend Frischbeute! Wenn einer von ihnen…“ Fliegenpelz' Stimme brach ab aber jeder wusste, worauf er hinauswollte. „Das könnte ich nicht zulassen!“ Schnell stupste Schattenseele den jungen Vater an. „Keine Sorge, das wird keiner im Clan.“ „Wenn wir aber jetzt so viele Jagdpatrouillen losschicken, wird der Wald sich nicht erholen. Die Beute läuft jetzt schon schlecht, weil viele von ihnen selbst krank oder verhungert sind. Wenn wir jetzt alles Gesunde töten, haben wir bald gar nichts mehr zu fangen.“, erklärte Brauntupfen. „Ich glaube, wir haben keine andere Möglichkeit.“ Auch wenn Bronzestern es hasste, musste sie ihrem zweiten Anführer zustimmen. Der Wald musste sich erholen. „Wird das deine Entscheidung?“, erkundigte sich Blitzlicht vorsichtig bei seiner Tochter. Langsam nickte Bronzestern. „Vorerst wird das wohl die einzige Möglichkeit sein. Wir müssen zum SternenClan beten, dass die Beute bald besser läuft und die Kranken gesund werden.“
„Ich rufe alle Katzen, die Beute machen können, zu einer Clanversammlung zusammen!“ Mit Bauchschmerzen beobachte Bronzestern, wie der Clan sich langsam versammelte. Es entging ihr nicht, wie Regenblüte am Eingang des Ältestenbaues liegen blieb. Der Clan darf nicht merken, dass es mich so verletzt! Sie als Anführerin musste stark bleiben, sowie Hagelstern es immer war. Die erwartungsvollen Gesichtsausdrücke ihrer Clangefährten liessen Bronzesterns Herz schneller schlagen. Sie bezweifelte, dass der DornenClan zufrieden sein würde aber momentan schien es die einzige Lösung zu sein. „Katzen des DornenClans! Ich habe mit Brauntupfen geredet und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir momentan nur abwarten können.“ Sie schwieg kurz, um die empörten und enttäuschten Aufrufe passieren zu lassen. Dann lies sie alle mit einer Schweifbewegung schweigen. „Wir werden weniger Jagdpatrouillen losschicken und achten darauf, dass jedes Gebiet ein paar Sonnenaufgänge Ruhe bekommt, bevor wir dort erneut jagen.“ „Wir können jetzt nicht alles leer jagen.“, erklärte Brauntupfen schnell. „Es wird eine harte Zeit aber es ist nicht die erste Blattleere, die uns hungern liess!“ „Es wird aber die erste sein, die uns verhungern lässt!“, warf Ginsterschweif erzürnt ein. „Wie sollen wir unsere Jungen ernähren?“, stimmte Gluttiger mit funkelnden Augen zu. „Meine Mutter und mein Wurfgefährte haben beide grünen Husten.“, warf Silberfeder ein. „Soll ich Sichelmond und Eulenstreif beim Sterben zusehen!?“ Nur zu gut konnte Bronzestern die Sorgen ihres Clans nachvollziehen aber sie hatte sich nun entschieden. „Es bleibt uns keine andere Möglichkeit!“, erinnerte sie mit kräftiger Stimme. „Hagelstern hätte bestimmt eine Lösung gefunden!“ Der Ruf von Regenblüte liess Bronzestern kurz einfrieren. „Vielleicht hat eine schlechte Entscheidung mit dir getroffen.“ Erst war Bronzestern verletzt, dann wurde sie wütend. Warum wollte Regenblüte sie jetzt auch noch blossstellen? Sie hatte immer nur versucht, dem DornenClan zu dienen! Jetzt drehte ihr nach dem SternenClan auch noch Regenblüte ihr den Rücken zu! „Ich bin auch nur eine Katze!“, fauchte sie daher gereizt. „Ich kann keine Katzenminze beschwören oder Frischbeute herbeirufen! Und ich bezweifle auch, dass Hagelstern dies gekonnt hätte!“ „ Bronzestern hat recht.“, stimmte ihr Eschenblatt zu. Er sass vor dem Heilerbau, komplett abgemagert aber seine Augen leuchteten. „Wir müssen unserer Anführerin vertrauen entgegenbringen. Oder ist hier, neben Regenblüte, noch jemand, der glaubt, dass Bronzestern als Anführerin untauglich ist?“ Der DornenClan zögerte kurz. Die Rufe waren verstummt, stattdessen blickte man sich fragend an aber niemand schien Regenblüte zustimmen zu wollen. Selbst Glühsplitter blieb ruhig. „Ich vertraue auf Bronzestern!“, miaute Wolfsschatten. Der graue Kater mit dem zotteligen Fell hatte sich aufgestellt. „Bronzestern! Bronzestern!“, ertönte die piepsige Stimme von Rauchjunges, die kurz daraufhin von ihrer Mutter zurück in die Kinderstube gescheucht wurde, aber es blieb nicht nur bei dem Jungen. Sofort setzten Krähenpfote, Gelbwind, Schneesturm und auch Aschenglut mit ein. Bald stimmte der ganze Clan zu. „Bronzestern! Bronzestern!“ Mit warmen Gefühl des Stolzes reckte sich Bronzestern. Ihr Clan stand hinter ihr! Und dieses Gefühl konnte ihr keiner nehmen!
Kapitel 84:
Drei Sonnenaufgänge waren seit der Clanversammlung vergangen und es hatte wieder zu schneien begonnen. Wie es mit Brauntupfen besprochen wurde, gab es nun weniger Jagdpatrouillen und der Clan litt immer noch unter den Hunger. „Wir müssen uns gedulden.“, hatte ihr zweiter Anführer gesagt. Aber für wie lange? Zweifelnd blickte Bronzestern in den Himmel. Es war erst kurz vor Sonnenaufgang und doch fühlte sich Bronzestern erschöpft. Ihr Magen schmerzte, doch der Frischbeutehaufen war so gut wie leer. Nur zwei magere Mäuse und eine alte Amsel lagen auf dem Waldboden. Sie hatte das Bedürfnis, selbst los zu ziehen und den ganzen Wald leer zu jagen! Wann war sie das letzte Mal satt schlafen gegangen?
„Schon wach?“, miaute eine ihr bekannte Stimme zu. Schnurrend begrüsste Bronzestern Schattenseele. „Setzt dich doch zu mir, dann schauen wir uns zusammen den Sonnenaufgang an.“, bot sie freundlich an. Ihr älterer Bruder kam der Aufforderung sofort nach. Sein schwarzer Pelz war stumpf, seine Knochen waren deutlich darunter zu spüren. „Vielleicht solltest du etwas Frischbeute nehmen.“, schlug Bronzestern möglichst beiläufig klingend vor, um ihre Sorge zu verbergen. „Das kann ich nicht.“, murmelte der Krieger mit widerstrebend. „Nicht, bevor Regenblüte, Beerenjunges, Aschenjunges, Tigerjunges und Felssturm satt sind.“ Seine blauen Augen glitten kurz zu dem Ältestenbau. Obwohl sich Regenblüte sowohl von Bronzestern als auch Schattenseele abgewandt hatten, behielten die Geschwister ihre Mutter immer im Blick. Schattenseele brachte seine gefangene Beute immer erst zu Regenblüte und auch wenn sie ihn immer abwies, kam er bei der nächsten Jagd wieder bei ihr vorbei. „Gluttiger macht sich übrigens Sorgen um Staubglanz.“, berichtete Schattenseele nach einer Weile des Schweigens. „Er hat Angst, dass sie krank wird oder verhungert.“
„Das werde ich nicht zulassen!“, versprach Bronzestern mit kräftiger Stimme. Auch, wenn der DornenClan eine schwere Zeit durchmachte, hatte bislang jede Katze überlebt. Die Frage war nur, für wie lange. Viele Clangefährten waren an dem tödlichen Grünen Husten erkrankt und es gab immer noch keine Katzenminze. Eschenblatt hatte es jeder anderen Katze untersagt, den Heilerbau ohne Erlaubnis zu betreten aber Bronzestern wusste, dass die gesunden Katzen sich immer noch anstecken konnten.
„Ich weiss.“, erwiderte Schattenseele mit beschwichtigter Stimme. „Gluttiger hat einfach nur Angst.“ Lange Zeit war Gluttiger Schattenseeles einziger Freund gewesen, doch inzwischen schien er sich auch gut mit Wolfsschatten, Silberfeder, Krähenpfote und, zu Bronzestern erstaunen, Ginsterschweif zu verstehen. Gerade Krähenpfote schien eine grosse Bewunderung gegenüber dem schwarzen Kater zu hegen. „Wir müssen darauf vertrauen, dass die Beute wiederkommt.“, antwortete Bronzestern freundlich. „Maulwurfsherz wird über uns wachen.“ Kurz zuckte Schattenseele bei den Namen seines toten Wurfgefährten zusammen und Bronzestern konnte spüren, wie Trauer seine Gedanken vernebelte. Fürsorglich stupste sie Schattenseele an. „Er ist dir nicht böse wegen dem, was geschehen ist. Es war ein unglücklicher Unfall von vor langer Zeit.“
„Du verstehst nicht!“, protestierte Schattenseele Augenblicklich, ehe in Erinnerungen gefangen war. „Ich habe kurz mit ihm reden können, Schattenseele. Er ist dir nicht böse, er wird immer über dich wachen.“, flüsterte die Rotbraune in Schattenseeles Ohr. Daraufhin sagte er zwar nichts, doch Bronzestern wusste, dass Schattenseele sich freute. Sie blickte wieder in den Himmel, damit Schattenseele in Erinnerungen schwelgen konnte.
Obwohl der DornenClan darauf achtete, schienen nun auch die Jungen die Folgen der harten Blattleere zu spüren. Bronzestern hatte den Königinnen einen Hasen vorbeigebracht und eigentlich hätten Fliegenpelz' Jungen sie sofort begrüsst, doch stattdessen schliefen alle drei dicht an der Flanke von Felssturm. Diese hob nur mit schläfrigen Blick den Kopf. „Bronzestern?“, gähnte sie. Sie war so mager und schwach! Felssturm sah aus, als könnte die kleinste Berührung alle Knochen brechen! „Du solltest was essen.“ Bronzestern schob der Königin den Hasen zu. „Du musst stark bleiben.“
„Aschenjunges. Wach auf.“ Behutsam stupste die graue Kätzin ein Junges nach dem anderen Wach. „Wir haben Frischbeute bekommen.“
„Ich habe kein Hunger.“, quengelte Tigerjunges als Erste auf. Sie vergrub sich im Fell ihrer Mutter, doch Felssturm blieb stur. „Du kannst dann wieder schlafen, wenn du etwas gegessen hast.“
„Können wir nicht noch etwas schlafen?“, gähnte Beerenjunges, der bis vor kurzen noch fröhlich über die Lagermitte getobt wäre. Oh SternenClan, du kannst uns diese Jungen nicht nehmen, bat Bronzestern im Stillen. Ich versuche wirklich alles, um meinen Clan am Leben zu erhalten, warum wollt ihr uns nicht helfen? Zumindest war heute Abend Halbmond, vielleicht würde Eschenblatt und mit einer Vision zurückkommen. Kurz verabschiedete sich Bronzestern von der Königin, dann verliess sie die Kinderstube. Ihr kam Gluttiger entgegen gelaufen, der eine kleine Maus bei sich hatte. In seinem Gesichtsausdruck lag etwas, was Bronzestern nicht so ganz deuten konnte. Er wirkte etwas aufgebracht aber auch besorgt, dennoch schwieg er immer noch. Was ist bloss mit ihm? Besorgt blickte sie den roten Krieger noch ein paar Herzschläge hinterher. Bevor sie grossartig lange darüber denken konnte, wurde sie von Aschenglut angesprochen. „Brauntupfen sagte, du kommst mit auf die Jagdpatrouille.“, miaute er, ehe er respektvoll den Kopf neigte. Belustigt zuckten Bronzestern Schnurrhaare. Der junge Krieger vergass gerne mal, sich höflich zu benehmen und neigte oft zu spät den Kopf. Dennoch war er genauso loyal, wie seine Eltern es waren. „Ich komme schon.“, antwortete Bronzestern. Sie hatte darauf bestanden, bei mindestens einer Patrouille dabei zu sein und irgendwann hatte Brauntupfen klein beigeben.
Gemeinsam mit Gelbwind, ihrem Schüler Krähenpfote und Ginsterschweif verliessen sie das Lager. Wie selbstverständlich lief Aschenglut voran, was Gelbwind scheinbar ein wenig störte. „Vielleicht sollte Bronzestern vorangehen.“, warf sie ein, woraufhin seine orangenen Augen verärgert verengte. „Brauntupfen sagte aber, ich solle die Patrouille führen.“
„Da war Bronzestern noch nicht Teil davon.“, erinnerte Ginsterschweif nebenbei, ehe sie die Luft prüfte. „Aschenglut hat Recht!“, miaute Krähenpfote rebellisch, eher zu Ginsterschweif als zu dem Rest der Patrouille. „Du solltest deiner Anführerin aber ein wenig mehr Respekt zollen.“, knurrte die graue Kätzin ihrem Sohn zu, welcher sich wutentbrannt zu seiner Mutter drehte. Ehe er sein Maul aufreissen konnte, ging Bronzestern dazwischen. „Ich habe kein Problem damit, wenn Aschenglut die Patrouille führt. Ich habe mich euch später angeschlossen, also macht euch bitte keine Gedanken darum.“
„Wie du willst.“, seufzte Gelbwind, währenddessen Ginsterschweif nichts mehr sagte. Ihr war aber nicht der triumphierenden Blick von Krähenpfote entgangen, weshalb Ginsterschweif kurz verächtlich schnaubte. Zwar hatten sich Krähenpfote und Ginsterschweif immer mal wieder Gestritten, doch war die Situation angespannter bei ihnen als sonst. Der Hunger machte die Katzen leicht reizbar, wie Bronzestern vermutete. Im Lager gab es auch immer wieder Auseinandersetzungen über Sachen, die nicht unwichtiger sein könnten. Ein starker Schmerz durchfuhr plötzlich Bronzestern. „Au!“, rief sie erstaunt auf und hielt kurz inne. „Was ist?“ Fauchend drehte sich Aschenglut um, er hatte die Krallen ausgefahren, als erwartete einen Feind in der Nähe. „T-tut mir leid.“, fauchte Bronzestern zwischen zusammen gebissen Zähnen. „Mein Magen tut nur plötzlich so weh…“ Die Augen von Ginsterschweif blitzen auf einmal kurz auf, doch Bronzestern bekam es schon gar nicht mehr mit. „Ihr geht weiter zum Wolkensee, ich bringe Bronzestern zu Eschenblatt“, beschloss die Kriegerin schnell. „Und keine Widerrede!“, fuhr sie Bronzestern bereits an, als diese protestieren wollte. Es lag etwas in Ginsterschweifs Stimme, dem Bronzestern nicht widersprechen sollte. Daher nickte sie nur verlegen.
„Du kannst nicht einfach hier reinkommen!“
Wütend fuhr Eschenblatt die zwei Kätzinnen an, als diese den Heilerbau betreten hatten. Der Geruch von Krankheit hing überall in der Luft und lies Bronzestern schlecht werden. Sie konnte nur Sichelmond sehen, deren Pelz sich nur schwer erkennbar noch hob. „Ich glaube, Bronzestern erwartet Junge.“, miaute Ginsterschweif scharf, sodass alle Anwesenden kurz innehielten. „Junge?“, keuchte Bronzestern ungläubig. „Aber ich kann nicht! Ich muss den Clan Anführen, ich kann nicht einfach Königin werden!“ Panisch schüttelte sie sich. Eschenblatt brauchte ein paar Herzschläge, um sich wieder regen zu können. Dann sprang er auf und untersuchte Bronzestern schnell. Was sollte sie machen, wenn sie Jungen erwartete!? Das konnte doch nicht sein! Wie sollte sie ihrem Clan retten, wenn sie in der Kinderstube fest hing!? „Du hast recht. Bronzestern, du wirst Mutter.“