Kapitel 5Trockenfell sass wie all ihre anderen Clangefährten um den scharfen Stein herum, auf dem ihr Vater und Anführer thronte. Eigentlich hatten sie alle schon gewusst in was es bei der Versammlung hauptsächlich ging. Trockenpfote schüttelte abfällig den Kopf. Vor wenigen Monden erst war Drosselflug, Mondfinsternis Gefährtin, die sogar noch jünger als er war in den Ältestenbau gezogen. Irgendwie hatte Trockenfell gehofft, dass er seiner Gefährtin nun endlich nachfolgen würde, und somit den Platz für sie als zweite Anführerin freigeben würde. Doch der dachte nicht im Traum daran seine Macht abzugeben, obwohl man ihm sein Alter schon sehr gut anmerkte, auch wenn er es mit immer spitzzüngiger werdenden Bosheit zu überdecken versuchte. Stattdessen waren Dürrepelz und Sturmflut vorgetreten und hatten angekündigt, sich nun ebenfalls zu den Ältesten zu begeben. Hitzestern hatte dies gerade gutgeheissen, als ein keuchen und husten die Versammlung unterbrach. Alle Augen schossen zu dem, der es gewagt hatte Hitzestern zu unterbrechen.
Die vielen Augen funkelten den Heiler an, als Frostwasser versuchte einen erneuten Hustenanfall zu unterdrücken, was ihm aber schwerlich nur gelang. Mondfinsternis war sofort bei ihm und baute sich vor ihm auf. „Wie kannst du es wagen! Dein Anführer spricht!“ Schon hatte er eine krallen bewehrte Pranke erhoben, als er von Hitzestern angezischt wurde. Aus schmalen Augen weiter funkelnd liess er von dem Heiler ab und ging zurück auf seinen Platz. Hitzestern beendete daraufhin die Versammlung recht zügig und die Katzen verstreuten sich wieder. Trockenfell raste innerlich vor Wut. Wie konnte ihr Vater nur so vielen Kriegern erlauben sich im Ältestenbau auszuruhen? Ja sie wusste, sie hatten schon immer viele Älteste gehabt. Frostwasser meinte immer, das läge daran, dass das Blut sie so stark machte, so lebten sie länger als andere Katzen, jedoch schwand auch ihnen irgendwann die Kraft. Doch Hitzestern musst doch sehen, dass ihnen die jungen Katzen langsam ausgingen. Sie hatten nur ein Junges und einen Schüler. Gut Schwachfunken war in die Kinderstube gezogen. Aber sonst. Sie hatten bald genau so viele Älteste wie Krieger. Ob sie vielleicht dieses vermaledeite Junge was sie gestohlen hatten, besser zu einem der ihren erziehen hätten sollen? Der Gedanke hatte sich schon länger in ihrem Kopf festgesetzt, doch nun war es zu spät. Und sie würde Sprudelpfote dafür büssen lassen. Sie hatte diese Katze schon immer verabscheut gehabt. In ihrer Wut lief sie auf und ab und fragte sich, was man machen konnte. Sie brauchten neue Krieger. Und irgendwie musste sie Mondfinsternis endlich loswerden. Jetzt wo ihr Vater eine schwangere Kätzin an seiner Seite hatte, spürte Trockenfell die Gefahr, die von dieser Schwangerschaft ausging, wie starke Krallen an ihrer Kehle, die jeden Moment zuschnappen konnten. Sie war die Erbin des Nachtclans! Sie allein und das würde sie sich nicht nehmen lassen, von keinem! Weder irgendwelchen jungen, die sowieso halb Blutsverräter werden würden, wenn man an ihre rückgratlose Mutter dachte, noch von einem z alten Kater, der sich an seinem Amt festklammerte. Sobald sie zweite Anführerin werden würde, würde sie mit ihrem Vater reden und dann musste jede Katze Jungen bekommen, ob sie wollte oder nicht! Ja! Das war ein guter Plan!
Ihr unruhiges hin und her führte sie auf direktem Wege zum Kriegerbau. Dachszahn wartete schon auf sie, sie hatte ihr eigenes tägliches Ritual nicht vergessen. Auch wenn er mal ihr Mentor gewesen war, war er ein starker Kater. Deswegen hatte sie ihn ausgewählt. Sie würde ihrem Clan als gutes Beispiel voran gehen, und dafür versuchte sie alles. Selbst wenn sie mehrmals am Tag mit diesem Kater in den Bau verschwinden musste dafür. Es war für den Clan. Ihren Clan, den sie eines Tages anführen würde. Das wusste sie genau. Das war ihr versprochen. Sie hatte ein Recht darauf.
Doch anscheinend waren sie heute nicht die einzigen im Bau. Sie erkannte mit einigem Erstaunen Blattstrom, die Königin, die gerade ihren Gefährten Schneebruch besuchte. Augenscheinlich. Gerade wollte Trockenfall die beiden aus dem Bau scheuchen - als Blattstrom einen Hustenanfall bekam. Schneebruch wusste nicht was er tun sollte. Er versuchte seine Gefährtin zu beruhigen, was aber irgendwie nicht zu klappen schien.“ Dachszahn hol Frostwasser!“ bellte Trockenfell ihren Gefährten an, welches keinen Herzschlag verlor. Doch bevor Frostwasser auch nur in den kalten Steinwänden auftauchen konnte, brach Blattstrom hustend zusammen. Ihr Husten verwandelte sich in keuchen und dann, komischerweise ein eine Art eigenartiges glucksen. Trockenfell ging um die Königin herum und sah, dass sich vor ihrem Maul eine dunkelbraune Lache bildete. Es stank ganz fürchterlich nach abgestandenem Blut Schneebruch riss die Augen auf, als auch er das Blut sah. Blattstrom schien irgendwie an dem stinkenden Blut zu ersticken. Als Frostwasser keuchend in den Kriegerbau war, war es bereits zu spät. Er fand einen jaulenden Schneebruch vor, und eine eigenartig dreinschauende Trockenfell. Blattstrom war tot. Und sie sollte nicht die einzige bleiben.
Noch bevor an diesem Abend die Sonne unterging machte die Kunde über die Blutspuckkrankheit die Reihe unter den Nachtclan Katzen. Schneebruch hatte sich mit seinem Jungen Hageljunges in die tiefste Ecke der Kinderstube zurückgezogen. Zum Glück war der kleine Kater schon fast vier Monde alt und konnte sich inzwischen von Blut ernähren, sonst hätten sie ihn wahrscheinlich auch verloren.
Frostwasser versuchte, den Grund herauszufinden. Sie untersuchten die Beute, doch keines der gefangenen Beutetiere hatte diesen komischen Geruch an sich. Nur wenige Stunden später, fing auch Fieberauge, eine Katze die schon immer sehr kränklich gewesen war an zu husten. Frostwasser hatte Kornpfote seine Heilerschülerin damit beauftragt frisches Wasser zu hohlen. Kornpfote hatte sich die grösste Mühe gegeben so schnell wie möglich den Befehl ihres Mentors auszuführen. Doch als Sie Fieberauge erreichte, konnte sie gerade noch zusehen, wie auch er in einer stinkenden Pfütze seinen Atem verlor. Frostwasser stand hustend und hilflos über ihm. Seine Augen waren geweitet vom Schrecken und der Angst. Kornpfote blickte ihn an, und sah in seinem Blick, dass er gerade seinen eigenen Tod gesehen hatte. Er erlaubte keiner Katze ihm zu nahe zu kommen. So wie es schien war er wohl etwas resistenter als die anderen Katzen, denn er hustete länger. Es schien eine schnelle Krankheit zu sein. „Ich vermute, dass es etwas mit der grünen Katze zu tun hat. Sie würde uns vernichten hiess es. Was wenn sie etwas ins Blut der Tiere gemischt hat, was wir nicht vertragen? Ich kann mir keine andere Lösung ausdenken. Kornpfote, du musst die anderen Katzen davon abhalten das Blut der Baute zu nehmen! Ich befürchte, dass wir sonst alle Tod im Lager liegen, noch bevor die Sonne zweimal aufgegangen ist.
Der Kater zog die beiden Leichen hustend und keuchend etwas von den anderen Katzen weg, so gut es eben ging. Doch er glaubte nicht daran dass die Katzen selber anstecken waren. Kornpfote konnte ihm nur schweigend zusehen, als er zusammenbrach und auch er den Kampf gegen das stinkende Blut in ihm verlor. Sie hatte versprechen müssen, ihm nicht zu nahe zu kommen, doch es fiel ihr unendlich schwer. Sie hatte ihn immer gemacht, er war eine der weniger gemeineren Katzen im Lager und ihn so zu verlieren tat ihr weh. Sie hatte kaum mitgekriegt, dass Hitzestern an sie herangetreten war. „Frostwasser ist tot. Ich ernenne somit Kornpfütze zur Heilerin!“ Sein Ruf ging weit durchs Lager, und alle Katzen mussten es gehört haben. Einige riefen sogar den neuen Namen der neuen Heilerin, doch es ging irgendwie unter Husten unter. Die Angst die sie gerade noch in den Augen ihres Mentors gesehen hatte, machte sich nun auch in ihr breit. Wie um alles in der Welt sollte sie ihre Clankameraden davon überzeugen, dass das Blut vergiftet war und sie es nicht mehr zu sich nehmen durften? Sie wollte schliesslich nicht aus dem Lager gejagt werden wie eine Blutverräterin.
Nach einem Gespräch mit Hitzestern wurde der gesamte Clan zusammen gerufen. Sie musste die hustenden aussortieren. Als sie sich erneut versammeln mussten, verdrehte Trockenfell die Augen. Sie sollten diese Kranken doch einfach so wegbringen, wofür brauchte es dafür ne Versammlung? Doch sie würde sich nicht widersetzen können, wollte sie Hitzesterns Gunst nicht verlieren. Sie fühlte sich so gut wie eh und je. Vielleicht nahm es ja nur die schwächeren. Blattstrom war eine Königin gewesen und hatte vielleicht zu wenig auf ihre Ernährung geachtet. Fieberauge, war eh immer der schwächste gewesen und Frostwasser hatte sich vielleicht zu sehr mit den Kranken abgegeben. Vor ihren Augen spazierte die neue Heilerin Kornpfütze vor jeder Katze einzeln auf und ab. Trockenfells Pelz sträubte sich etwas, als sie Schlammpfote bemerkte, den wohl auch die Heilerin gesehen hatte. Er sah nicht gut aus und keuchte bereits ab und an. Sie nahm ihn aus den reihen. Doch Trockenfells Laune besserte sich schlagartig, als die nächste Kätzin Schwachfunken war, die mit gesenktem Kopf zum Schüler in die Ecke hinüber trottete. Als nächster musste sich Dachszahn zu ihnen gesellen. Nun lief es der jungen Kriegerin kalt über den Rücken. Sie waren sich gerade noch sehr nahe gewesen! Ein wenig beschlich sie nun doch die Angst. Kornpfütze wandte sich gerade mit den Katzen ab und wollte sie zum Heilerbau geleiten, als vor ihren Augen das undenkbare passierte... Neben Hitzestern rang plötzlich Mondfinsternis nach Luft und verdrehte die Augen. Sofort stiess der Anführer seinen Stellvertreter etwas von sich weg und blickte ihn angewidert an, als ihm fast schwarz geronnenes Blut aus der Nase zu fliessen schien. Trockenfell triumphierte innerlich, als sie den zweiten Anführer panisch und spuckend nach Atem ringend sah. Endlich! Doch Kornpfütze handelte schnell, sie führte den ums leben kämpfende Stellvertreter in den Heilerbau. Dort sassen sie nun.
Schlammpfote, die schwangere Schwachfunken, Dachszahn einer ihrer stärksten Krieger und der zweite Anführer. Sie alle sahen elend aus, doch um Mondfinsternis stand es wohl am schlechtesten. Die frisch gebackene Heilerin erlaubte sich einen einzigen tiefen Atemzug ,bei dem sie die Augen schloss und entschied, was zu tun war.
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