Trockenfells Vergnügen wuchs mit jedem Augenblick, in dem sie in die angstvollen und völlig entsetzten Gesichter der feindlichen Katzen schaute. Es war vorbei, sie hatten nun sogar ohne diese vermaledeite grüne Katze den Funkenclan besiegt. Sie konnten nichts mehr dagegen tun und waren ihnen restlos ausgeliefert. Wäre sie nun an ihres Vaters Stelle, hätte sie den Blutverrätern nicht mal eine Wahl gelassen, sie hätte den Kampftrupp ausgelöscht und mit ihm die Gefangenen, die sowieso nur noch langweilig, und zu nichts mehr nütz waren. Wobei vielleicht hätte sie Silbergischt noch zusehen lassen, wie sein Clan unter ihren Pfoten, Katze für Katze schwand. Ja, das wäre bestimmt amüsant. Und was sollte den Nachtclan dann noch davon abhalten, ins Funkenclan Lager einzufallen, und den Rest der kläglichen Brut auch noch zu ihrem geliebten Sternenclan zu schicken? Nichts. Sie waren endlich der einzige wahre Clan, so wie es schon immer sein sollte.
Sie hoffte inständig, dass Hitzestern ähnlich dachte, und die Auswahl die er ihnen gegeben hatte, nur leere Versprechungen waren, um sie mehr leiden zu sehen. Sie wollte diese Schilfbeere haben, es würde ihr viel Freude bereiten, ihr den Pelz zu zerfetzen. Ihr Blick loderte wie flüssiges Eis während sie beobachtete, für welche der drei Entscheidungen sich der Clan entscheiden würde. Die Augen der Verzweifelten, waren auf Sandpelz gerichtet, der sie in die Schlacht geführt hatte. Doch der hielt den Blick vor lauter Schmach gesenkt und bewegte sich nicht. Als keine der Katzen Anstalten machte, etwas zu sagen, erhob sich eine schildpattfarbene Kätzin. Sie blickte den Anführer aus starren Augen an. " Du kannst nicht verlangen, dass wir wählen, wen du umbringen sollst. Unser Clan braucht alle seine Katzen. ihr habt uns schon zu viel genommen. Keine Katze könnte diese Entscheidung reinen Herzens treffen." "somit hast du die Entscheidung für euren Clan gerade eben getroffen Mildherz. Da ihr euch nicht entscheiden könnt, sollt ihr eben alle zusammen untergehen." Hitzestern, schien die Worte gar nicht so sehr zu geniessen, wie Trockenfell erwartet hätte, oder zumindest liess er sich keine Gefühlsregungen anmerken. In ihrer Nähe hörte sie wie ein paar der blutenden Katzen zu ihrem Sternenclan beteten. Wie lächerlich. Als ob ein paar Sterne die auch noch unglaublich weit entfernt waren, ihnen jetzt noch helfen konnten! Der Funkenclan würde untergehen, und nichts konnte daran noch etwas ändern. Ihr Blick glitt wieder zu Mildherz zurück die noch immer um ihre Haltung bemüht vor dem Anführer stand. "Dann sei es so. zumindest gehen wir reinen Gewissens unter. Möge eure Beute euch verlassen, dafür was ihr uns angetan habt." Sie hatte aufgegeben und die Niederlager erkannt. Urplötzlich wurde es dunkel. Erschrocken blickten alle Katzen zum Himmel, wo der Mond eigentlich Voll sein silbernes Licht verbreiten sollte. Doch er Verschwand! Ungläubig starrten alle auf die Mondsichel, welche immer kleiner wurde, und mit einem mal den ganzen Mond verschluckte! Noch nie in ihrem ganzen leben hatte Trockenfell eine solche, tiefe und ergreifende Dunkelheit gespürt oder gesehen. Es war ihr, als wäre alles Licht mit einem Mal aus der Welt verschwunden. Sie erschauderte, war aber gleichzeitig Fasziniert. Ein starker Wind kam auf und fegte sie beinahe von den Pfoten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erklomm ein schwaches, silbernes Leuchten den Horizont wieder, und die alles umfassende Finsternis machte dem Mond wieder den Platz frei. Alle Nachtkatzen hatten wie gebannt, und schon fast zwanghaft das Spektakel beobachtet. Endlich konnten sie ihre Blicke vom Himmel lösen und blickten sich wie aus einem Traum erwacht um. Wo die Funkenclan Katzen gewesen waren, erinnerten nur rote Blutflecken auf der Erde, dass sie dort waren. Trockenfell bemerkte mit gesträubtem Pelz, dass sie alle weg waren. Auch in den Augen ihrer Clankameraden, sah sie die Verwirrung und den Ärger. Sie hatten doch schon gewonnen! Was war das gewesen?! Da fiel ihr Sprudelpfote auf, deren Gesichtsausdruck nicht dazu passte.
Diese mischte sich gerade wieder unter den Rest der Katzen, und ihr fehlte dieser halb verzückte, oder erschrockene Blick, der allen anderen noch zu eigen war und langsam erst verloren ging, während die Erkenntnis sie traf, dass sie irgendwie den Funkenclan wieder verloren hatten. Misstrauisch beäugte Trockenfell die oft viel zu heitere Schülerin. Diese schien es zu bemerken und schaute sich nach dem unbekannten Blick in ihrem Rücken um und schien gar kurz zusammen zu zucken, als sie Trockenfell entdeckte. Was auch immer sie zu verschleiern hatte, Trockenfell würde nun doppelt ein Auge auf sie haben.
Sprudelpfote hatte wie alle anderen zum Himmel geschaut, und als sich ein Raunen unter den Funkenclan Katzen breit gemacht hatte, so war ihr aufgefallen, dass alle ihre Clangefährten wie verzaubert gegen Himmel schauten, und wie Katzen aus Stein mit Sternen in den Augen aussahen. Der Funkenclan schaute zwar zu Beginn ebenfalls hinauf, schien jedoch genau wie sie selber nicht so tief betroffen zu sein. Konnte es am Blut liegen? Sie musste zugeben, dass sie schon länger keine richtige Mahlzeit gehabt hatte, weil ihr die leidenden Tiere immer so leid taten. Anders konnte sich die Schülerin die Ereignisse nicht erklären. Schnell wurde den Geschunden klar, dass jetzt ihre Flucht sein musste, oder sie würden sterben. Sprudelpfote brauchte nicht lange für ihre Entscheidung. Sie lief zu Schilfbeere, der etwas älteren Kätzin, welche sie ja bereits kennen gelernt hatte und half so gut es ging mit, den sterbenden Matschtatze auf ihren Rücken zu hieven. Währenddessen war ihr eine Idee gekommen. Sie würde versuchen die beiden Gefangenen zu befreien. Ihr war bewusst, dass der Nachtclan diese Schmach nicht würde hinnehmen können, ohne sich an dem Funkenclan zu rächen. Wenn es den beiden Gefangenen Katzen auch jetzt schon miserabel gehen, die Schülerin bezweifelte, dass sie noch lange am Leben gelassen würden. Also flüsterte sie Schilfbeere zu, sie solle am nächsten Abend zur Blutfeldergrenze kommen, sie würde versuchen ihnen zu helfen. Nie würde Sprudelpfote den dankbaren Blick der jungen Kriegerin mehr vergessen können. Ihr wurde richtig warm ums Herz dabei. So hatte sie sich noch fast nie gefühlt. Im Nachtclan gab es wenig richtige Zuneigung unter den Katzen. Sie sah den fliehenden Katzen nach, die mit letzter Kraft alles versuchten, damit sie ihre Toten nicht zurücklassen mussten. Gerade waren sie aus dem Sichtfeld von Sprudelpfote, als der ein Gedanke kam. Unsicher blickte sie zum Himmel hinauf. Gab es den Sternenclan vielleicht doch? Wer sonst hätte den Funkenclan retten können? Oder war es alles nur ein glücklicher Zufall? Aber warum waren dann alle Nachtclan Katzen so gebannt? Sie konnte sich diesen Gedanken nicht entziehen, auch nicht, als ihre Clangefährten einer nach dem andern wieder zu sich kamen, und die Lage erkannten. Der bohrende Blick von Trockenfell brannte ihr unter dem Pelz. Sprudelpfote musste sich vor ihr in Acht nehmen. Sie beschloss, nachdem der Clan endlich still geworden war, dass sie sich am nächsten Tag am besten Trockenfells Blicken entziehen würde.
Schwankjunges freute sich darüber, als Sprudelpfote ihr erklärte, dass sie ihr Kampftechniken beibringen würde und zwar den ganzen langen Tag. Sprudelpfote kannte Schwankjunges seit sie geboren wurde, denn Sie war nur etwa zwei Monde jünger als sie selber. Eigentlich müsste sie schon seit zwei Monden Schülerin sein, doch Hitzestern hatte sich noch nicht entschieden, hiess es immer. Die Kätzin tat Sprudelpfote richtig leid. Sie konnte schliesslich nichts dafür, dass ihr eines Hinterbein etwas zu kurz war, sodass sie etwas hinkte, und oft schräg da stand. Sprudelpfote konnte aber keinen Grund darin sehen, dass sie deswegen nicht Schülerin werden sollte, schliesslich war sie damit geboren und konnte sich ganz gut helfen. Schwankjunges war eine gute Freundin, sie war nett und freundlich, obwohl sie oft von allen anderen ausgelacht wurde, schien sie immer umso fröhlicher auf Anfeindungen zu begegnen. Sprudelpfote bewunderte sie dafür. Daher traf sie sich oft mit ihr und übte Kampfzüge und Jagdtechniken, welche sie selber von ihrer Mentorin Sturmflut gelernt hatte. Schwankjunges sagte oft im Scherz, dass sie wohl noch als Junges in den Ältestenbau ziehen würde. Sie lachte dann, doch Sprudelpfote konnte genau ihre Traurigkeit dahinter spüren. Mit der Kätzin zu üben hatte aber auch den Vorteil, dass sie Trockenfell nicht über den Weg lief, denn diese verabscheute Schwankjunges, von der sie oft sagte, dass man sie bei der Geburt hätte erlösen sollen. So hatten die beiden Schildpatt Kätzinnen ihre Ruhe vor der gehässigen Kätzin, die sich noch nicht mal die Mühe machte, sich mit der behinderten abzugeben. Sprudelpfote dachte manchmal, dass Schwankjunges ihre einzige Freundin im Clan war. Und umgekehrt war es wohl noch mehr wahr.
Ein Rascheln aus einem der Büsche in ihrer Nähe, liess Sprudelpfote endlich den Kopf heben. Schilfbeere! Sie war gekommen. Und sie hatte einen schwarzen Krieger mitgebracht. Er war im Dunkle der Nacht fast unsichtbar. Nur seine Augen leuchteten durchs Dunkel. Schüchtern begrüsste Sprudelpfote die beiden Katzen. Kohlenglut wurde ihr vorgestellt. Der Bruder des getöteten Schwalbenflügel. Sprudelpfote fragte sich einen Moment, ob es wohl klug war, dass genau er dabei helfen wollte, die beiden gefangenen Katzen zu befreien, doch sie vertraute Schilfbeeres Urteil. Sie schien recht schlau zu sein für ihr Alter. Während sie die beiden Katzen lautlos durch ihr Territorium führte, wanderten ihre Gedanken an die langen Ranken, die sie mit Schwankjunges zusammen den halben Tag zusammen gebunden und immer wieder geprüft hatte. Sie sollte in die Grube geworfen werden, damit die beiden Katzen sich daran festhalten konnten, um sie daran hoch zu ziehen. Sprudelpfote bezweifelte stark, dass Silbergischt oder Efeujunges noch dazu in der Lage waren, selber daran hinauf zu klettern. Sie hatte es nicht geschafft die beiden vorzuwarnen, denn den ganzen Tag lang waren die beiden mit Adleraugen bewacht worden, als würde der Funkenclan jeden Moment wieder einfallen. Sie hatte Mondfinsternis oft am Rande der Grube gesehen. Die Vorstellung womit er die Katzen wohl wieder gequält haben mochte, schnürte ihr beinahe die Luft ab.
Als sie es ins Lager geschafft hatten und die Ranke so leise wie möglich zu Boden liessen, raunte Schilfbeere hinunter, die beiden Katzen sollen ruhig sein, und sich einfach nur festhalten. Es war zu dunkel um etwas am Grunde der Grube zusehen. So warteten die beiden Funkenclan Katzen bis sie ein Gewicht spürten, bevor sie an der Ranke zogen, während Sprudelpfote sich an den Grunde der Grube setzte, um so auszusehen, als würde sie Wache halten. Plötzlich hörte sie Kohlenglut zischen. Sie drehte sich erschrocken um und wollte ihn ermahnen, dass er ruhig sein sollte. Der stand über einem kleinen Häufchen Elend, das sich kaum noch bewegen konnte aus eigener Kraft. Sprudelpfote ging zu ihnen hinüber und blickte fragend in die Runde. Sie mussten vorwärts machen! Schilfbeere blickte sie voller Schmerz an. „ Silbergischt ist gestorben. Anscheinend haben die Katzen die gewacht haben immer wieder grosse Steine hinunter geworfen. Efeujunges sagt, er habe jeden Stein mit seinem eigenen Körper von ihr ferngehalten, bis er sich nicht mehr bewegt hatte. Sie haben ihn getötet...Wir sind zu spät...“ Sprudelpfote erfasste ein Schauer. Sie hatte es noch geahnt, dass es nicht mehr lange gut gehen würde. Aber sie hatte nicht erwartet dass er so feige ermordet werden würde. „Immerhin habt ihr ein leben zurück, ihr müsst nun gehen! Kommt, wir können nichts für ihn tun. „ Sprudelpfote führte die kleine Gruppe still und leise aus dem Lager. Sie würde sie noch ein Stück begleiten, damit sie den Weg fanden im dunkeln. Aber sie hatten es geschafft! Endlich hatte sie mal etwas gutes machen können! Vor ihr lief Kohlenglut, im Maul trug er die erschöpfte Efeujunges. Schilfbeere lief neben ihr, genau so wachsam wie sie selber.
„Was glaubt ihr, was ihr da macht?!“ Wie ein Donnerschlag drang die Stimme durch die Finsternis, an Sprudelpfotes Ohr. Trockenfell! Was hatte sie hier draussen zu suchen um die Uhrzeit? Sie waren schon ein ganzes Stück vom Lager entfernt. Panik stieg in ihr auf, als plötzlich ein heller Blitz an ihr vorbeiflog, und sich auf die Kätzin stürzte, die gerade unter einer Dornenhecke hervorgekrochen kam. „Kohlenglut, lauf!“ Hörte Sprudelpfote die Kriegerin schreien, bevor sie Trockenfell ansprang. Sie würde es nicht mit ihr aufnehmen können! Sprudelpfote überlegte nur einen Herzschlag lang, bevor sie einen Entschluss fasste. Sie hatte sowieso nie richtig zum Nachtclan gepasst. Und sie hatte das warme Gefühl gemacht, etwas gutes zu tun. Sie würde dieses Junge retten. Und wenn sie danach dafür als Verräterin verbannt werden würde oder schlimmeres von Hitzestern. Trockenfell hatte wohl trotz allem nicht damit gerechnet, dass Sprudelpfote sich im Kampf tatsächlich gegen sie wenden würde, denn sie war so überrumpelt, dass sie ihre Seite nicht verteidigte, was Schilfbeere sogleich ausnutzte. Mit einem hässlichen Geräusch zerfetzten ihre scharfen Krallen den seitlichen Bauch Trockenfells. Diese Schrei voller Schmerzen auf und sackte kurz zusammen. „Schilfbeere, geh!“ Sprudelpfote sah die Gelegenheit zur Flucht und stiess die Kriegerin seitlich von Trockenfell weg. „Nicht ohne dich! Du kommst mit!“ Schilfbeere blickte sie fest an, und Sprudelpfote blieb wenig Zeit zum überlegen. Schlimmer als was Hitzestern und Trockenfell ihr antun würden, konnte es nicht werden.
Die beiden Kätzinnen jagten Seite an Seite durch die Nacht, der Funkenclan Grenze entgegen. Erleichterung machte sich in ihrem Pelz breit, als Sprudelpfote eine Katzengruppe sah, die hinter den Blutfeldern wartete. Selbst wenn Trockenfell ihnen jetzt folgen würde, gegen so viele Katzen konnte sie es dann doch nicht aufnehmen. Vor allem hatte Schilfbeere sie recht böse erwischt. Als Sie zum stehen kamen, erkannte Sprudelpfote Mildherz an der Spitze der Patrouille. Sie hatte noch nicht mal Zeit etwas zu sagen, als Schilfbeere schon in festem Ton zu verstehen gab, das Sprudelpfote Efeujunges und sie gerettet hatte, und mit ins Lager kommen würde. Sprudelpfote war plötzlich ganz mulmig zumute. Viele Katzenaugen blickten sie an, und nicht alle freundlich.
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