Hoch erhobenen Hauptes stand Sandpelz auf dem Felsen, auf dem sonst immer Strahlenstern gestanden hatte. Sein hellrot getigerter Pelz leuchtete im ersten Sonnenlicht des Morgens. Er genoss seinen neuen Platz sichtlich und der ganze Clan schaute hoffnungsvoll zu dem Kater hoch, den sie dazu auserwählt hatten ihn zu führen. Windjammer stand ganz in der Nähe und schaute dem Geschehen zu. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, dass sie nun diese last nicht mehr tragen musste. Sie hatte sich noch nie wohlgefühlt dabei, im Mittelpunkt zu stehen. Sandpelz hingegen schien das gar nichts auszumachen. Er liess den Clan seinen Namen jubeln und stieg dann vom Felsen hinunter, um die Morgenpatrouillen einzuteilen. „Schwalbenflügel, nimm Matschtatze, Klarweiher und Zweigpfote mit. Ihr könnt gleich los. Seidenfeder du kannst mit Mildherz, Kohlenglut und Lichtschimmer eine Jagdpatrouille anführen. Ausserdem möchte ich, dass Halbsonne die Kinderstube bewacht. Ab jetzt sollte immer ein Krieger in der Nähe sein, solange die Jungen von Weissdorn da drin sind. Igelsprung und Gewitterduft werden Wache halten. Ich halte es für besser Momentan mehr Wachen aufzustellen ums Lager. Wir wissen nicht was Strahlenstern mit ihren Worten genau gemeint hat, oder was sie für einen gemeinen plan mit Hitzestern erdacht hat. Auf jeden Fall hat sie den Vorteil, dass sie uns und das Lager in und Auswendig kennt.“
Nieselsee zog sich nach der Einteilung de Patrouillen in ihren Bau zurück. Sie hatte Sandpelz' Augen leuchten gesehen und fragte sich erneut, ob der Clan wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte, in dem sie Sandpelz zum zweiten Anführer erwählt hatten. Er war mutig und ein guter Kämpfer. Und eigentlich war ja auch nichts Verwerfliches daran sich über einen Rangaufstieg zu freuen. Schliesslich wollten die meisten Jungen, Schüler und Krieger irgendwann aufsteigen und zu den besten gehören. Aber Sandpelz war auch immer einer der Katzen der zu aller erst kampfbereit da stand und die Krallen ausgefahren hatte, was ihm in der Vergangenheit mehr als einmal Ärger eingebracht hatte. Ob das die richtigen Eigenschaften waren, wenn sie sonst schon scheinbar am Rande eines Krieges mit dem Nachtclan standen? Nieselsee hatte da so ihre Zweifel, doch es war nun beschlossen, und sie würden das beste daraus machen. Gerade sortierte sie alte Beeren aus ihrem Haufen, als ein leises tapsen in ihrem Bau sie aufschauen liess. Zwei kleine Pelze erschienen Seite an Seite vor ihrer Nase. „Hallo ihr beiden, was macht ihr denn hier? Solltet ihr nicht bei Weissdorn sein und euch noch ein wenig von der Nacht ausruhen?“ Sie blinzelte Weidenjunges und Salbeijunges freundlich an. Salbeijunges schaute zu Boden, doch Weidenjunges stupste ihn auffordernd an. „ Na los sag ihr, was du mir gesagt hast.“ Der kleine Kater blickte mit seinen klaren, grünen Augen auf, direkt in die der Heilerin. „ Ich äh.. ich hatte gestern bevor wir von Strahlenstern geweckt wurden, einen komischen Traum, aber ich dachte es ist nicht wichtiges.“ Er druckte etwas herum.“ Salbei hatte einen Traum vom Sternenclan, da bin ich mir sicher„ Weidenjunges Augen leuchteten voller Bewunderung und Begeisterung. Nieselsee horchte auf und spitzte die Ohren. Die legende kam ihr wieder in den Sinn. „Du kannst es mir erzählen. Selbst wenn es kein Traum vom Sternenclan war, kann er dennoch wichtig sein. Träume wollen uns immer etwas sagen.“, munterte sie den kleinen braun getigerten Kater auf. „Na gut. Ich habe geträumt, dass ich auf einer Wiese stand, aber plötzlich ist die Sonne verschwunden. Kein einziges Sonnenstrahl war mehr zu sehen und es wurde stockdunkel. Es wurde auch kalt und ich fror. Ich wollte nach Hause, aber ich konnte den Weg nicht sehen. Aber plötzlich bemerkte ich eine Feder die vor mir auf dem Boden lag und leicht schimmerte. Gerade genug, dass man den Weg sehen konnte. Und dann tauchten mehr Federn auf, kleine und grosse und sie zeigten mir den Weg ins Lager zurück. Und als ich vor dem Lager angekommen war, wurde es wieder Hell und eine einzelne schwarze Feder fiel vom Himmel. Ich wollte sie gerade auffangen, als ich von Strahlenstern geweckt wurde.“
Nieselsees Mine verdüsterte sich kurz. Salbeijunges hätte früher von dem Traum erzählen sollen, jetzt war es zu spät. „Es ist gut, dass du es mir gesagt hast. Wenn du wieder solche Träume hast, bitte erzähl mir in Zukunft sofort davon. Dein Bruder hat recht. Es war eine Nachricht vom Sternenclan. Er hat uns nicht verlassen. Er hat uns zwei Zeichen in einem geschickt.“ Die beiden Jungen blickten sie beide verständnislos an, und sie merkte, dass die kleinen wohl etwas überfordert waren. „Ihr solltet jetzt zurück in euer Nest gehen. Bestimmt vermisst euch Weissdorn bereits.“ empfahl sie den Jungen, worauf Weidenjunges tatsächlich gähnte und sich verabschiedete. Salbeijunges blickte sie noch einen Herzschlag lang durchdringend und verwirrt an, bevor er sich seinem Bruder anschloss. Zwei Zeichen in einem...Und kein Anführer, dem sie davon erzählen konnte. Der Sternenclan hatte sich für einen Anführer entschieden gehabt und es war nicht der, den der Clan gewählt hatte. Doch es war zu spät.
Schwalbenflügel hatte Matschtatze die Führung der Patrouille überlassen. Er wollte den frisch gebackenen Krieger damit ehren und fand gefallen daran, wie der lebendige Kater voller Euphorie und Gewissenhaftigkeit jedem Geruch der in der Luft hing nach ging. Schwalbenflügel hatte seinen ehemaligen Schüler schon immer gemocht. Er war ganz anders als er selber, eigentlich das komplette Gegenteil, doch um ihn herum hatte der Krieger einfach immer gute Laune. Matschtatze schien immer das beste in allem zu sehen, und konnte sich über jeden Farbklecks erfreuen. Er strahlte einfach etwas besonderes aus. Manch einer hätte das als jugendlichen Überschwung gedeutet, doch Schwalbenflügel hatte bald gemerkt, dass diese Lebensfreude nicht an Matschtatzes Jugend gebunden sein würde. Klarweiher holte zu ihm auf. „Ich finde du kannst stolz auf deinen ehemaligen Schüler sein. Er ist ein hervorragender Krieger geworden.“ Der Kater drehte seinen Kopf in ihre Richtung und ihm wurde kurz warm vor Scham über das Kompliment. „Danke, aber ich bin mir sicher er wäre auch ohne mich so weit gekommen. Du wirst bestimmt auch eine gute Kriegerin aus deiner neuen Schülerin machen.“ Klarweiher lachte und stimmte ihm zu, als sie plötzlich den Kopf hob. „Matschtatze pass auf!“ Doch bevor sie ihre Warnung zu ende gerufen hatte, brach ein riesiger, dunkelgrauer Kater aus einem nahen Gebüsch. Er hatte breite schwarze Streifen. Doch mehr konnte Schwalbenflügel nicht erkennen, denn der Kater stürzte sich ohne Vorwarnung auf Matschtatze, der völlig überrumpelt, nicht mal auf die Idee kam auszuweichen oder sich zu wehren. Schon stand der Riese über ihm, seinen Körper mit seinen Pranken zu Boden gepresst. „Wo sind sie?! Zischte er wütend. „Lass ihn sofort los, oder du kriegst es mit uns allen zu tun, es gibt keine zweite Warnung!“ Schwalbenflügel positionierte sich vor dem Kater, seine Clangefährten fühlte er neben sich. Leuchtend gelbe Augen funkelten die Katzen gefährlich an. Der Kater sah furchterregend aus. Nun konnte Schwalbenflügel seinen Muskulösen Körperbau erkennen, ausserdem verunstaltete eine riesige Narbe quer übers Gesicht und nur knapp am Auge vorbei seine linke Kopfseite. Das entsprechende Ohr war mehrmals eingerissen. Er war sehr kampferprobt, das sah man sofort. „Nicht bevor ihr mir nicht gesagt habt, wo meine Familie ist! Ich kann ihren Geruch an euch riechen. Ich will sie zurück, sonst hole ich sie mir mit Gewalt. Und das wollt ihr nicht!“ Schwalbenflügel hatte keine Ahnung wovon er sprach. „Wir haben niemanden..“ Mit einem Mal ging ihm ein Licht auf. Sie hatten eine Familie aufgenommen. Weissdorn hatte doch von dem Vater der Jungen gesprochen vor dem sie geflohen war... Zumindest würde er wohl vor diesem Kater flüchten, gestand er sich ein. „Wir wissen nicht wovon du sprichst, und jetzt lass ihn los!“ Er plusterte sein Fell auf, doch der andere war immer noch viel Grösser. Ihm schien es auch bewusst zu sein, denn er grinste abfällig. Gerade wollte er eine Bemerkung machen, als hinter Schwalbenflügel ein knacken vom Wald her kam, und die Jagdpatrouille auftauchte. Ein knurren entstieg der Kehle des Katers. Er hatte erkannt, dass er spätestens jetzt keine Chance hab. „Ich komm sie mir holen!“ Mit den Worten, stieg er von Matschtatze herunter und verschwand mit einem Sprung im Fluss, und schwamm zur anderen Seite.
Seidenfeder kam etwas atemlos bei ihrem grauen Sohn an. „Was ist hier geschehen?“ sie keuchte, anscheinend musste sie gerannt sein, um zu ihnen zu kommen. Der Rest der Patrouille folgte. Matschtatze schüttelte den Dreck aus seinem Pelz. „Mir ist nichts geschehen, alles gut.“ Schwalbenflügel blickte den jungen Krieger besorgt an. „ besser du gehst trotzdem kurz zu Nieselsee, wen wir zurück sind.“ stellte er fest, woraufhin der andere Krieger nur nickte. Der Rückweg zum Lager verlief ohne weitere Probleme, doch Schwalbenflügel machte sich sowohl Sorgen um Matschtatze als auch um den fremden Kater. Er hatte gerade alles zu ende erzählt, als seine Mutter abrupt stehen blieb, und geräuschvoll einatmete. Es sah aus als hätte sie Schmerzen. Doch bevor Schwalbenflügel bei ihr war, stützte Lichtschimmer sie, die neben ihr gelaufen war. „Es geht schon wieder“ Beruhigte Seidenfeder die anwesenden Katzen und lief weiter. Lichtschimmer beugte sich aber zu ihr. „Ich glaube du solltest Matschtatze zu Nieselsee begleiten...Sah aus, als hättest du Magenschmerzen, und ich gehe einfach mal davon aus, dass du nichts falsches gegessen hast. Und wenn doch sollte das Nieselsee auch wissen.“ es war mehr ein Flüstern, denn es war nur für Seidenfeders Ohren bestimmt.
„Ich fordere alle Katzen, die alt genug sind selber Beute zu machen auf, sich hier zu einem Clantreffen zu versammeln.“ Die Worte hallten Laut durchs Lager. Zum zweiten Mal an diesem Tag, stand Sandpelz nun auf dem Felsen. Die Patrouillen waren zurück seit einiger zeit und er war auch bei Weissdorn gewesen.
„ Es gibt einiges zu besprechen. Die Patrouillen sind heute auf einen fremden Kater gestossen. Es handelt sich allem Anschein an um einen Kater der auf den Namen Attila hört. Er ist der Vater von Weissdorns Jungen und laut ihr als unberechenbar einzuschätzen. Deswegen ist sie auch geflohen. Wenn ihr diesen Kater auf unserem Territorium trefft, habt ihr die Erlaubnis sofort anzugreifen und ihn zu vertreiben. Ausserdem werden wir den Nachtclan angreifen. Wenn sie uns unsere Clangefährten nicht freiwillig zurück geben, holen wir sie uns eben. Wir werden Silbergischt und Efeujunges befreien und nach Hause bringen. Strahlenstern werden wir die Wahl lassen, doch sie wird nicht mehr unsere Anführerin sein können. Selbst wen sie sich für ihren Clan entscheidet. Zu gross war der Verrat! Alle die eine gute Idee für einen Angriffsplan haben, sollen sich bei mir melden. Wir wollen möglichst schnell eingreifen und unsere Clangefährten retten! Der Funkenclan lässt sich nicht vom Nachtclan beherrschen!
Viele zustimmende Katzenstimmen erhoben sich in die Lüfte. Seidenfeder sass neben Schilfbeere, die eigentlich im Heilerbau untergebracht war wegen ihrer Verletzung durch Strahlenstern. Sie war für die Versammlung jedoch raus gekommen und blickte besorgt die jubelnden Katzen an. Seidenfeder entging nicht, dass sie nicht die einzige war, die einen Angriff nicht für schlau hielt. Ausserdem war es gefährlich. Und seit sie bei Nieselsee gewesen war, wusste sie, dass sie nun nicht mehr nur ihr eigenes Leben beschützen musste. Sie wünschte sich, dass Silbergischt an ihrer Seite wäre, mehr denn je. Doch dafür das leben ihrer Jungen aufs Spiel setzen? Sie wusste dass Silbergischt das niemals wollen würde. Und doch schien ihr keine Wahl zu bleiben. Sandpelz war auf Krieg aus.
Nieselsee setzte sich neben die beiden Kriegerinnen. Erst zögerte sie etwas, doch dann ging sie um Seidenfeder herum und setzte sich ihr gegenüber hin. Ihre Augen durchdrangen die der Kriegerin beinahe. Sie hatte sich entschieden. „ Seidenfeder du darfst nicht kämpfen. Nicht nur um deiner Jungen willen nicht, sondern um den des ganzen Clans. Wenn du stirbst, sind wir verloren. Der Sternenclan hat uns ein klares Zeichen gesandt. Du und Salbeijunges, ihr seit nun die wichtigsten Katzen im Clan!“
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