Kapitel 3
Ein grosser dunkelgrauer Kater kam auf die beiden Kätzinnen zu , die auf einem Hügel miteinander redeten. Erstaunt drehten sich beide Köpfe nach ihm. „Steinufer hast du etwas auf dem Herzen?“ Der Kater blickte sich durchdringend an. Der Moosclan will nichts damit zu tun haben. Doch ich weiss die Prophezeiung bezieht sich nicht nur auf den Klippen und auf den Dornenclan deswegen will ich mit euch beiden reden. Grasduft hat sich schon so in die Geschehnisse beim Klippenclan eingemischt, sie muss auf den rechten Weg gewiesen werden. Ich befürchte ihre Gedanken sind zu zweigeteilt. Wir sollten ihr eine Botschaft zukommen lassen, damit sie weiss, dass sie sich erst mal vom Klippenclan fernhalten muss. Ich weiss Eidechsenpfote hat eine grosse Zukunft, doch damit sie diese erfüllen kann, muss sie erst mal lernen sich selber und ihren angeborenen Fähigkeiten zu vertrauen. Das geht nicht, wenn Grasduft immer eine Pfote in den Angelegenheiten des Klippenclans hat. „ Minzpelz und Rotflug sahen sich einen Moment lang etwas überrumpelt an. Minzpelz wollte grade Eidechsenpfote verteidigen, als Rotflug ihr zuvor kam.“Sei mir nicht böse aber Steinufer könnte damit recht haben. Ausserdem war er Heiler beim Moosclan, er weiss was es heisst an Grasduft Stelle zu stehen und wie schwer es für sie ein muss. Eidechsenpfote muss sich auf die Prophezeiung ihres Clans konzentrieren die wir ihr zukommen lassen „ Minzpelz liess die Ohren hängen. Die beiden anderen Sternenkatzen hatten wohl recht in dem was sie sagten. Doch es tat ihr weh im Herzen. Sie hatte die letzten Wochen nichts anderes getan als ihren alten Clan im Auge zu behalten. Dank ihrem Zeichen war Eidechsenpfote überhaupt nur rechtzeitig zu der Geburt der Jungen gekommen.. Sie hatte das Band gesehen, das zwischen Grasduft und der jungen Heilerschülerin entstanden war. Doch Grasduft gehörte zu einem anderen Clan. Das konnte sie nicht bestreiten.
„Rosenteich! Wie schön dich mal wieder zu sehen!“ Grasduft trat mit Eidechsenpfote in ihrem Schlepptau zu der recht jungen Heilerin des Beerenclans. Sie waren wohl nicht die ersten die bei der Höhle ankamen, wo sich die Heilerkatzen immer erst alle trafen, bevor sie zu dem kleinen Teich innerhalb gingen, wo sie sich mit dem Sternenclan die Zungen gaben. Die beiden hatten jedoch nicht lange Zeit, bevor sie Lavendelpfote die Steine hochspringen sahen. „Hallo zusammen. Ich glaube der Dornenclan ist gleich hinter mir, ich meinte ich hätte Eschenblatt schnaufen gehört.“ Ein belustigtes grinsen umspielte ihre Lippen und sie g^freute sich , dass auch die anderen Heilerkatzen über ihren Witz schmunzeln mussten.“Der Abhang hier ist recht steil, das wirst du irgendwann auch noch merken, wenn du mal älter wirst.“, erwiderte Grasduft und knuffte ihre Schülerin spielerisch in die Flanke. „Da kommen sie doch, ich seh sie!“ Eidechsenpfote sprang sofort auf und lief ihrer Schwester Maulwurfpfote der Heilerschülerin des Dornenclans freudig entgegen. Die beiden begrüssten sich und es ging nicht mal einen Herzschlag, bis sie beide los quasselten. Eschenblatt der gleich hinter seiner jungen Schülerin trottete, schüttelte kurz den Kopf. Dann hievte er sie die letzten Felsvorsprünge zu den andern hoch. Man sah ihm sein hohes Alter nun immer deutlicher an. Natürlich versuchte er seine Anstrengung gleich zu überspielen als er den Rest der Heiler begrüsste. „Wir sollten keine Zeit verschwenden, ich werde das Gefühl nicht los, dass der Sternenclan uns heute viel mitzuteilen hat. Rosenteich neigte fast schon ehrfürchtig den Kopf und rief die beiden jungen Heilerschülerinnen herbei, damit sie zum kleinen See gehen konnten. Augenblicklich wurden alle Katzen still. Die Höhle war dunkel wie immer. Dennoch fanden alle Katzen den Weg zu dem kleinen See in der Mitte. Sie legten sich alle mit der Nase voran hin, um in ihren träumen gleich den Sternenclan zu treffen.
Grasduft wehte sofort ein eisiger Wind um die Pfoten, als sie ihre Augen aufmachte. Statt der sonst meist grünen, saftigen Hügellandschaft die sie meistens sah, erwartete sie nun eine karge, mit hartem, braunen Gras bedeckte Ebene. Etwas verwirrt blickte sie um sich. Doch dann hörte sie hinter sich Pfoten im Gras. Sie drehte sich um. „Steinufer und Drosselherz. Wie schön dass ihr beiden mich besucht. Aber warum treffen wir uns hier?“ Der ehemalige zweite Anführer des Moosclans ergriff das Wort. „Wir treffen uns hier, weil dich eine wichtige Mitteilung erwartet. Doch sag uns erst was du auf dem Herzen hast. Wir konnten es schon von weit her sehen, dass du mit einem vorhaben zu uns gekommen bist.“ Die hübsche Kätzin nickte begeistert. „ ja , ich komme mit dem Anliegen, dass Lavendelpfote als vollwertige Heilerin angenommen werden sollte. Ich habe mir auch einen Namen ausgedacht, der sehr gut zu ihr passen würde. Ich dachte dabei an Lavendelnase.“ Steinufer und Drosselherz sahen sich einen Moment lang an. Wir sehen das genau so wie du, dass Lavendelpfote heute als vollwertige Heilerin angenommen werden soll. Der Sternenclan dankt dir für die gute Ausbildung, die du ihr auf den Weg mitgegeben hast. Doch bevor du ihr ihren Namen gibst solltest du erblicken was da vorne an der Klippe auf dich wartet.“
„Wie, was meinst du damit Steinufer?“ Doch die beiden Sternenclan Katzen verblassten bereits. Verwirrt blickte Grasduft nach vorne und sah, dass ein ganzes Stück in der Ferne das Gras einfach aufzuhören schien und in ein Meer aus weissen Wolken mündete. Neugierig was die beiden Ahnen ihr zukommen lassen wollte, trabte sie auf die Stelle zu und erkannte, dass sie sich an einer Klippe befand. Kurz bevor sie den Rand erreichen konnte, hörte plötzlich das Gras unter ihren Pfoten auf, und nur noch erde und Kiesel bedeckten den Boden. Etwas unsicher ging sie weiter. Am äussersten Rand, keine Mausschwanzlänge, bevor es gnadenlos in die Tiefe ging, entdeckte sie plötzlich einen kleinen Büschel. Sie ging noch ein paar Schritte näher und erkannte, dass es sich um einen jungen Lavendelstrauch handelte, der da wuchs.Gerade wollte sie diesen genauer unter Augenschein nehmen, als plötzlich ein Blitz genau vor ihrer Nase in den Strauch einschlug und die Pflanze feuer fing. Erschrocken machte Grasduft einen Satz zurück. Der Lavendelstrauch flackerte nach allen Seiten, als würde der Wind wehen, doch da war kein Wind. Panik ergriff die Heilerin und sie machte ein paar Schritte zurück. Kaum fühlte sie wieder das scharfe Gras unter ihren Pfoten, schien das Feuer welches vom Lavendelstrauch Besitz ergriffen hatte zu vergehen. Ungläubig sah Grasduft dass der Strauch noch genau so gesund dastand wie vor dem Feuer. Betreten blickte sie zu Boden.
Sie hatte verstanden. Sie durfte sich der Klippe nicht nähern. Der Lavendelstrauch jedoch schon, ihm machte es nichts. Instinktiv sah sie nun den Flackernden, brennenden Lavendel vor ihrem inneren Auge und wusste, dass der Sternenclan ihr den richtigen Namen für ihre Schülerin hatte zukommen lassen.
Eidechsenpfote öffnete voller Schreck ihre Augen. Eine Sternenkatze war ihr erschienen und sie hatte eine schreckliche Vision gehabt. Sie stand an einem unbekannten See und blickte aufs Wasser.. Sie sah von Schnee und Eis bedeckte Berge, mitten drin war der Eisblauer See, der fast gefroren war und rund um den See herum wuchsen rote Blumen. Plötzlich kräuselte sich die Oberfläche des Sees, in langen Schlangenlinien und die roten Blüten vielen zu Boden und verwandelten sich in Blutstropfen. Das Blut tropfte in den See und vermischte sich mit den länglichen Wellen, bis der See statt Eisblau einem wunderschönen, rosa Sonnenuntergang glich. Die Schlangenförmigen Wellen beruhigten sich und der See lag rosa glitzernd und funkelnd in all seiner Schönheit da, bis ein riesiges Getose losbrach und mit einem lauten Gedonner eine Lawine in den See viel. Vom Rosa Wasser blieb nichts mehr übrig, und wo die Spritzer das Ufer berührten, zischte es und die Wassertropfen verwandelten sich wieder in Blut, welches nun alles rund herum verdeckte... Die Pfütze wurde wieder trüb und das Bild verschwand aus ihrem Kopf. Dann war sie aufgewacht. Was sollte das bloss bedeuten? Ihre Gedanken wurden aber jäh von den anderen Heilerkatzen unterbrochen, die nun eine nach der anderen auch aus ihren Träumen erwachten. Eidechsenpfote blickte um sich um herauszufinden, ob die anderen auch den Traum gehabt hatten. Doch keine schien so beruhigt zu sein wie sie.
Grasduft stand sogar auf und sprach.
„Heilerkatzen aller Clans. Ich habe heute eine Botschaft vom Sternenclan erhalten. Lavendelpfote komm zu mir.“
Die Schülerin bekam grosse Augen. Eidechsenpfote konnte richtiggehend die plötzliche Nervosität ihrer Heilerkameradin wahrnehmen. Sie würde gleich ihren vollen Heilernamen kriegen!
„Ich, Grasduft, Heilerin des Moosclans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schülerin herabzuschauen. Sie hat hart gearbeitet, um das Wissen einer Heiler-Katze zu erlernen, und mit eurer Hilfe wird sie ihrem Clan viele Monde lang dienen..
Lavendelpfote, versprichst du, die Wege einer Heiler-Katze zu gehen, dich von Rivalitäten zwischen Clans fernzuhalten und die kranken Katzen aller Clans zu versorgen, selbst wenn es dein Leben kostet?“
Lavendelpfote blickte ihrer Mentorin feierlich in die Augen. „Ich verspreche es.“
Grasduft sprach weiter:“ Dann gebe ich dir mit der Kraft des Sternenclans deinen Namen als Heiler-Katze. Lavendelpfote, von diesem Augenblick an wirst du Lavendelflackern heissen. Der SternenClan ehrt deinen Eifer und deine Voraussicht und wir heissen dich als volle Heilerin des Moosclans willkommen.“
Grasduft legte ihrer Schülerin den Kopf auf die Schulter während rund um die beiden herum ein Chor aus Heilerkatzen der neuen Namen der Heilerin riefen. „Lavendelflackern, Lavendelflackern!“
Eidechsenpfote machte natürlich mit, aber ihre Gedanken waren voll und ganz bei der beängstigenden Vision die ihr noch nachhing. Sollte sie etwas sagen? Jetzt wäre der Richtige Zeitpunkt, falls sie es den andern Heilern erzählen wollte. Aber wenn nur sie die Vision gehabt hatte, war sie dann nicht auch nur für sie bestimmt? Eidechsenpfote wusste nicht was sie tun sollte, sie war ja noch keine Heilerin!
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