Kapitel 4Als Kleepfote in den Heilerbau kam, hörte er ein leises Wispern von ganz weit hinten aus dem Bau. Er konnte Seidensterns Stimme erkenne, die sich mit Nieselsee besprach. Kurz überlegte der Schüler, ob er wieder zurück sollte. Doch seine Neugier war stärker. Und er wolle auch wissen, wie es um seine Freundin Sprudelfeuer stand. Er wusste zwar, dass es schlimm aussah, schliesslich hatte er sie schon ein paar mal besucht, doch genaueres verriet ihm sein Bruder Salbeipfote nie. Er sagte immer nur, dass der Sternenclan ihren weiteren Weg würde entscheiden müssen. Also schlich der Kater näher an das Gespräch heran, statt umzudrehen. „Ja, ich denke du hast recht. Zweigschwung sollte allerdings noch ein paar Tage nicht jagen gehen, damit sein Bein wieder an Stärke gewinnt.“ „Dann werde ich dafür sorgen, dass er nur auf Grenzpatrouillen geht dies nächsten Tage, damit das Bein nicht überanstrengt wird.“ Seidenstern klang etwas nachdenklich. Doch dann wurde ihre Stimme schwerer. „ Und was wird aus Sprudelfeuer?“ Es wurde still im Heilerbau. Kleepfote presste die Augen zusammen, als ob er allein durch seine Hoffnung eine andere Antwort heraufbeschwören konnte, als dass er erwartete. „Es tut mir Leide Seidenstern. Sprudelfeuer wird nie wieder die Pflichten einer Kriegerin ausführen können. Salbeipfote hat ganze Arbeit geleistet, aber selbst mit seinen ruhigen Pfoten konnten wir nicht mehr viel ausrichten. Ihr rechtes Ohr mussten wir entfernen, sonst wäre sie an der Infektion gestorben. Durch den Aufprall an den Kopf hat sie ausserdem auch auf den anderen Ohr Schaden genommen, sie praktisch nichts mehr. Ihr rechtes Auge konnten wir auch nicht mehr retten, der Kater hat ihr das Gesicht ganz schön zerfetzt. Ein taube und halb blinde Katze kann nicht jagen. Bisher sind wir nicht mal sicher, ob nicht sogar ihr Geruchssinn auch noch Schaden genommen hat. Einige der tiefen Kratzer haben auch die Nase getroffen. Doch sie hat sich bisher geweigert es mit uns auszutesten. Ich nehme an es ist zu viel für sie, und sie hat Angst, was dabei heraus kommen könnte.Wenn sie soweit verheilt ist, wie es geht, wird sie wohl in den Ältestenbau ziehen müssen.“ Kleepfote stiege die Tränen in die Augen. Das war so ungerecht! Warum Sprudelfeuer? Sie war eine der aktivsten und fröhlichen Katzen im Lager gewesen. Und noch so jung! Sie durfte nicht in den Ältestenbau ziehen. „Vielleicht könnten Sprudelfeuer und Tauchnase erst einmal mit dem Umbau der Kinderstube helfen, und danach bei der Aufsicht der Jungen?“ Seidenstern versuchte anscheinend sich irgend einen Nutzen auszudenken. Nieselsee nuschelte dazu irgendwas, bevor sie wieder etwas lauter wurde.“ Tauchnase... Was machen wir mit ihr? Ebenso wie bei Sprudelfeuer sind ihre Wunden an sich bald ausgeheilt. Aber ich weiss nicht, ob sie mit dem verkürzten Bein überhaupt genug Kraft aufbringen kann. Sie hat gelernt all ihr Gewicht auf das andere Hinterbein zu verlagern, sein klein auf. Nun da sie es verloren hat, muss sie sich umgewöhnen. Ich denke nur die Zeit wird zeigen, ob sie gewisse Kriegeraufgaben bewältigen kann. Vorerst sollte sie aber entweder im Heilerbau bleiben, oder mit Sprudelfeuer zusammen in den Heilerbau ziehen, dann müsste sie aber einwilligen, zwei mal am Tag herzukommen, damit wir Übungen mit ihr machen können. Ausserdem sollte sie regelmässig schwimmen. Das hat ihr schon immer geholfen, und auch jetzt wird er ihre Muskeln stärken. Der Schüler bebte vor Zorn und Mitleid. Es war nun schon über einen Mond her, dass sie die drei Katzen gefunden hatten, Sprudelfeuer mehr tot als lebendig. Von Gänseblümchenpfote fehlte trotz vieler Suchen jegliche Spur. Aber wenn er so zuhörte wurde seine Wut auf den Streuner Attila immer grösser. Noch nie hatte er so eine Wut auf jemanden verspürt, nicht mal auf die Nachtclan Katzen. Und er wusste dass er damit nicht alleine im Lager war. Doch jetzt , als er hörte was mit seinen ehemaligen Baugefährten geschehen würde war es schlimmer als je zuvor. Er hatte Sprudelfeuer fast täglich besucht und zuzusehen, wie ihre Lebensfreude schwand, hatte ihm das Herz gebrochen. Er hatte alles versucht um die beiden jungen Katzen etwas zum Lachen zu bringen. Aber Salbeipfote meinte immer wieder, dass er ihnen Zeit geben musste, um mit ihrem Schicksal klar zu kommen. Tauchpfote hatte einige Verbesserungen gemacht, allerdings bedrückte sie der Zustand ihrer Gefährtin manchmal mehr als ihr eigener, hatte sie Kleepfote schon gesagt. Er konnte das verstehen. Wenn er sich ausmalte, Grünlied würde so etwas geschehen. Nein er mochte es sich gar nicht ausdenken. Er schwor sich, dass sie es diesem Kater heimzahlen würden.
„Drei Schüler haben Die Kriegerprüfung heute Früh bei Sonnenaufgang abgelegt und sind nun bereit Krieger zu werden.
Halbsonne, bist du davon überzeugt, dass dein Schüler dazu bereit ist ein Krieger zu werden?“
Halbsonne trat erfreut vor und hob laut und deutlich an: „Ja, er ist bereit.“
Seidenstern fuhr weiter: „Ich, Seidenstern, Anführerin des Funkenclans rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diesen Schüler herabzublicken. Er hat hart trainiert, um eure edlen Gesetze zu erlernen, und ich empfehle ihn euch nun als Krieger.
Weidenpfote, versprichst du, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst wenn es dein Leben kostet?“
Weidenpfote trat vor und sprach: „Ich verspreche es.“
Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen. Weidenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Weidennebel heissen. Der SternenClan ehrt deinen Frohsinn und deinen Eifer und wir heissen dich nun als vollwertigen Krieger im Funkenclan willkommen.“
Weidennebel trat vor und leckte die Schulter der Anführerin. Nach ihr wurde auch noch seine Geschwister zu Kriegern ernannt.
„Weidennebel, Efeuschatten, Kleefrost! Weidennebel, Efeuschatten, Kleefrost,!!“ Der Clan jubelte den drei neuen Kriegern zu. Salbeipfote rannte zu seinen Geschwistern um ihnen als erstes zu gratulieren. Aber auch Grünlied war neben Schilfbeere eine der begeistertsten Beglückwünscher. Weidennebel schnurrte in Schilfbeeres Ohr. „Pass auf, bald überschwemmen Grünlied und Kleefrost die Kinderstube noch mehr. Dann müssen wir sie nochmal grösser machen.“ Er grinste von einem Ohr zum anderen. Schilfbeere wusste einen Moment lang nicht, ob er das nur als Witz gemeint hatte, oder ob er schon wieder drüber nachdachte, selber Junge zu bekommen. Sie wagte es nicht das Thema anzusprechen, also lachte sie so unbefangen mit, wie sie konnte. Wenn sie die beiden so ansah, konnte er schliesslich nicht recht behalten. Nun da sie beide Krieger waren, würde nichts mehr Grünlied und Kleefrost trennen können. Sie warf Weidennebel einen Seitenblick zu. Und auch sie beiden würden nunmehr Zeit miteinander verbringen können, dachte sie bei sich.
„Nein, nicht die, die die wir suchen haben gezackte Blätter.“ Salbeipfote blickte seinen Bruder etwas schief an, als der die falschen Stängel angeschleppt brachte. Man sollte doch meinen Kleefrost würde die Kräuter besser kennen, schliesslich hatte er von allen Katzen ausser den Heilern am meiste Zeit im Heilerbau verbracht. Erst hatte er sich Monde lang um Grünlied gekümmert und danach war er aus lauter Sorge zu seiner Freundin Sprudelfeuer auch andauern im Weg herum gesessen. Die beiden waren in Begleitung von Kohlenglut, Matschtatze und Rauchpfote ausgezogen um die Heilervorräte etwas aufzustocken. Sie gingen in die andere Richtung, von der Sie Attila vermutet hatten, trotzdem hatte Seidenstern darauf bestanden, wesentlich mehr Katzen mitzunehmen, als sie sonst jeweils gebraucht hatten. Kohlenglut sicherte die Umgebung auf der Waldseite, während Matschtatze Rauchpfote gerade beibrachte, wie er die Fische aus dem Fluss schnappen musste. Salbeipfote hatte sich mit seinem Bruder etwas von ihnen entfernt, allerdings waren sie alle in Sichtweite, sowie Seidenstern es beordert hatte. Sie versuchte unter allen Umständen zu vermeiden, was mit Attila geschehen war. Ein Rascheln in einem Busch nicht weit von ihnen, machte Kleefrost aufmerksam. Er machte vorsichtig einen Schritt vorwärts und linste zwischen die Blätter. Erschrocken trat er wieder zurück uns sein Pelz sträubte sich nach allen Seiten. Eine Nachtclan Katze! Gerade wollte er nach den anderen Katzen rufen, als Salbeipfote ihm den Schweif über die Schnauze hielt. „Warte! Ich kenne sie, das ist Kornpfütze, sie ist ihre Heilerin.“ Ein leicht verschreckter Kopf tauchte etwas unter dem Gebüsch hervor. „Es tut mir leid, ich habe nur nach Kräutern gesammelt, als ihr aufgetaucht seit.“ Salbeipfote blickte sie asn „Warum blutet deine Wange? Hast du dich an einem Ast geschnitten?“ Kleefrost blickte sich leicht nervös um. Was wenn da noch mehr Katzen waren? Was wenn Kronpfütze nicht alleine war? „Nnnein. Äh – das ist eine Bestrafung von Trockenstern. Ich konnte ihr Junges nicht retten. Es kam zu früh. Sie hat gesagt sie fügt mir jetzt solange Schmerzen zu, wie sie auch welche hat, weil sie jetzt kein Junges mehr hat. Ich soll mit ihr fühlen, weil es meine Schuld war.“ Wie vom Donner gerührt starrte Kleefrost die junge Heilerin an. „Warte! Trocken
stern?!!“ Die Heilerschülerin blickte betrübt zu Boden. Hitzestern ist gestorben. Jetzt ist Trockenstern Anführerin. Aber sie ist viel schlimmer als Hitzestern. Sie bestraft andauernd alle. Sei hat letztens Schneebruch gesagt, wenn er nicht aufhört über seine Familie nachzudenken und zu jammern die gestorben sind, zwingt sie ihn Blut zu schlucken, damit er auf die gleiche Weise zu ihnen geht. Ich gehe nun ganz oft Kräuter sammeln damit ich nicht im Lager sein muss und sie mich nicht sieht. Ich wollte nie Heilerin sein um so viele Katzen zu verarzten, die von der eigenen Anführerin so zugerichtet wurden. Ich will eigentlich gar nicht mehr Heilerin sein. Ich habe mich schon gefragt, ob ich nicht Blut lecken soll.“ Salbeipfote hatte sofort Mitleid mit der Kätzin. Das klang alles so schrecklich. Er konnte sich nicht vorstellen, warum die Katzen Trockenstern nicht davon jagten. Er suchte den Blick seines Bruders. Er wollte der Katze helfen. Kleefrost durchsuchte derweil immer noch das Unterholz mit scharfem Blick. Diesen Nachtclan Katzen war jede List zuzutrauen.
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