©Koboldstern Mi März 13 2019, 23:36 Anführerchen Anzahl der Beiträge : 6019 Anmeldedatum : 16.12.13
| Zum Geburtstag habe ich ja aufgerufen, zu 7 Geschichten, die rund um mehr oder minder (un)sinnige Titel kreisen. Nun leider habe ich nur 6 Geschichten eingesendet bekommen, tja die verflixte sieben wohl.. ne? Aber gut.. Di 6 Kurzgeschichten werden euch nun hier präsentiert, zu eurer Unterhaltung. Ihr könnt für eure Lieblingsgeschichte abstimmen, jedes Mitglied hat 2 Stimmen. Also, lest, und stimmt für eure Lieblinge fleissig mit ab, damit auch die Gechichte gewinnt, die ihr am besten fandet. Lob und Kritik zu den Kurzgeschichten sind hier sehr gerne gesehen.. -------------------------------------------------------------------------------------------------- Siebi Langstrumpf:
Erinnerungen die Verbinden:
Es war der 18 Oktober im Jahr 2002 als Siebelin Langstrumpf, auch bekannt als Siebi zu dem alten Haus ihrer Mutter fuhr. Am Himmel war keine einzige Schäfchenwolke zu sehen und die Häuser glänzten im warmen Sonnenlicht. Es schien so als hätte die ganze Welt vergessen dass vor genau fünf Monaten ein sehr geliebter Mensch sich in den Himmel begeben hatte. Siebi dachte für einen Moment lang dass ihre Mutter sicher sehr glücklich sein musste, da sie ja jetzt endlich wieder bei Siebis Vater war. An dem Tag an dem die siebte Tochter der so geliebten Mutter von ihrer ältesten Schwester erfuhr dass auch ihre Mutter von ihnen gegangen war, brach für die jüngste von sieben Kindern die Welt zusammen. Sie liebte ihre Mutter so sehr wie sie keinen anderen lieben konnte und bewunderte sie gleichzeitig dafür dass sie im Herzen immer ein Kind geblieben ist. Siebi erinnerte sich daran wie sie mit ihrem Vater auf den großen Limonadenbaum geklettert war und wie ihre Mutter immer nur gelacht hat. Nach einer etwas längeren Autofahrt und noch mehr Erinnernungen an ihre Kindheit kam sie an ihrem Ziel an. Die Villa Kunterbunt war immer noch so groß und farbenfroh wie Siebi es in Erinnerung hatte. Sie stieg aus ihrem silbernen Auto aus und ging Schritt für Schritt näher auf die Haustüre zu. Bei dieser Angekommen, las sie sich das Türschild durch, welches auch nach 13 Jahren noch an der gleichen Stelle stand. “Herzlich Willkommen in der Villa Kunterbunt! Hier sind alle Willkommen. Egal wie verrückt ihr seid.”, und unter diesem Spruch, standen immer noch alle Namen, die sie für immer in ihrem Herzen behalten würde. “Hier wohnen Pippi, Tommi, Laura, Mark, Nils, Four, Jarl, Annika und Siebelin” Sie strich an der Schrift entlang und fühlte das alte Holz der Tür. Nun überrolten Siebi ihre Gefühle. Alle Erinnerungen mit ihrer Mutter, ihrem Vater, ihren Geschwister und ihrem Lieblinspferd kleiner Onkel. Sie brach vor der Tür zusammen. So verblieb sie gefühlt fünf Stunden, bis sie eine Stimme hörte: “Siebi bist du das?”
von Karina- Siebirien:
Meine Füße stapften mühsam über die weiße Schneedecke hinweg, je weiter ich lief, desto mehr versank ich in der pudrigen Decke. Wie tief der Schnee hier wohl seien mochte? Seit meine Reise vor sieben Wochen begonnen hatte, hatte ich nicht einen Grashalm mehr gesehen. Nichts weiter als diese unendliche Weite an weißem Schnee. Anfangs hatte ich motiviert noch jeden Kilometer gezählt, den ich meinem Ziel nähergekommen war, nach siebenhundert hatte ich es allerdings aufgegeben. Meine Finger waren taub, mein Proviant wurde immer knapper, da es immer weniger Menschen hier zu finden gab, meine Hoffnung schmälerte sich ebenso. Und wenn es mein Ziel gar nicht gab? Langsam begann ich daran zu zweifeln, ob die sieben wirklich meine Glückszahl war. Es war soweit gekommen, dass ich mittlerweile pro Schritt bis zu meiner Kniebeuge in den Schnee versank und es kostete mich viel zu viel Kraft, meine Beine immer wieder rauszuziehen. Nach ein paar weiteren Schritten konnte ich nicht mehr – ich gab auf. Meine Zähne klapperten immer härter aufeinander, die Kälte kroch Schicht für Schicht durch meine Klamotten, wie ein gefräßiges Monster auf der Suche nach dem Fleisch seines Opfers. Der Wind bliess hart in mein Gesicht und um meine Augen vor den aufgewirbelten Eisflocken zu schützen, schloss ich sie. Ein Gefühl von Geborgenheit umfing mich plötzlich und zog mich immer weiter in die dunkle Tiefe der Ohnmacht. Irgendwo tief in mir drin läutete eine Alarmglocke – du darfst nicht einschlafen, hörst du? Sonst erfrierst du! -, aber die Müdigkeit und der Schnee, der meine tauben Gliedmaßen erdrückte, zogen mich in einen unendlichen, dunklen Strudel… Ich musste ein paar Mal blinzeln, bis ich mich an das plötzliche Licht gewöhnte. Ich saß in einer Holzhütte. Mein Zuhause, schoss es mir durch den Kopf. „Sept?“, rief ich wie aus Gewohnheit laut den Namen meiner Mutter. Warum war ich hier? Ich sollte doch eigentlich an einem ganz anderen Ort sein… Panik begann in meinem Bauch zu wachsen und kroch mit seinen Fühlern in alle Richtungen meines Körpers. „Ja, meine Süße?“, ertönte die sanfte Stimme meiner Mutter hinter mir und schlug mit diesen drei Worten sämtliche Angst aus mir heraus. Weinend fiel ich meiner Mutter um den Hals und presste mein tränennasses Gesicht an ihre Brust. Wie seltsam leicht mir diese Bewegungen fielen. Irgendetwas schien falsch zu laufen… „Du solltest mich hassen, Mama. Nicht mal deinen letzten Wunsch kann ich erfüllen… ich bin ein Niemand!“, heulte ich laut auf. Wunsch? Welcher Wunsch? Meine Mutter nahm ihre zarten Hände und drückte mich vorsichtig von sich weg. Dann nahm sie mein Kinn zwischen ihre Finger und sah mit ihren liebevollen, braunen Augen tief in meine. „Gib nicht auf, Schatz, hörst du? Seven, du darfst nicht einschlafen, bitte, die Welt dort draußen braucht dich. Du bist dem Ort, wo die Nordlichter die Erde berühren so nah…“ Ihre Stimme wurde immer lauter, energischer, eindringlicher. Und genau wie die Kälte, kam auch langsam die Erkenntnis zurück. Ich war nicht wirklich hier, ich sollte eigentlich in mitten einer Schneedecke stehen und meinen Weg fortsetzen. Ich musste eingeschlafen sein. Aber das würde den Tod bedeuten. Und ich war noch nicht bereit zu sterben, ich durfte nicht wie meine Mutter enden… Mit all meiner letzten Kraft riss ich meine Augen auf, mein Blick begann wild zu flattern. Der tiefe Strudel wollte mich wieder in seine Fänge reißen, aber die Stimme meiner Mutter im Ohr hielt mich wach. Sie war vielleicht Tod, aber ich nicht. Ich verdrängte den Kloß in meinem Hals und die aufkommenden Tränen, die sich jedes Mal ihren Weg bahnten, wenn ich an den Tod meiner Mutter vor sieben Wochen zurückdachte. Der Grund, warum ich aufgebrochen war, der Grund, warum ich hier war. Ich durfte nicht aufgeben. Zuhause war kein Platz mehr für mich gewesen, ich musste den Zielen meiner Mutter folgen. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und betrachtete die grünen Nordlichter dort am dunklen Himmelszelt. Egal wie schwach sie nur leuchteten, sie schienen mir Kraft zu schenken. Der Windhauch um mich herum fühlte sich gar nicht mehr hart und abweisend an, viel eher wie der warme Atem einer liebenden Mutter. Ich schloss für eine Sekunde die Augen und drängte die Tränen zurück. Als ich sie wieder öffnete, begann ich, mich gewaltsam aus dem Schnee zu ziehen. Das Gefühl von dem verschwundenen Druck war herrlich… Aber ich hatte keine Zeit mich auszuruhen, ich musste weiter. Sieben Stunden dauerte es. Sieben Stunden, in denen ich mehr als einmal mit dem Gedanken spielte, aufzugeben und auf den Tod zu warten. Aber sieben Stunden später stand ich hier und ich hatte nicht aufgegeben. Dort lag es, dort direkt vor mir. Der Ort, an den ich die letzten sieben Wochen tagtäglich gedacht hatte. Siebirien. Der Ort, an dem die Nordlichter die Erde berührten. Und wahrhaftig, dass taten sie. Hinter den kitschigen grünen Häusern – die Farbe der Hoffnung, wie passend – zogen sich blaue, grüne und violette Streifen durch den Himmel. Das helle, bunte Licht tauchte sogar den Schnee in unnatürliche Farbtöne und ließ ihn magisch erscheinen. Das musste er aber auch sein, kein anderer Ort dieser Erde konnte so traumhaft schön erscheinen, trotz der tödlichen weißen Masse, die ich in den letzten Wochen zu hassen gelernt hatte. Und obwohl nirgends ein Schild oder dergleichen stand, wusste ich, ich hatte es geschafft. Ich war angekommen, in Siebirien, meiner neuen Heimat. Die Worte fühlten sich ungewohnt auf meiner Zunge an, aber gleichermaßen wundervoll. Enthusiastisch lief ich weiter voran. In diesem bunten Schnee sank ich gar nicht ein, viel eher schien er meine Schritte zu federn. Was war das für ein zauberhafter Ort? Ein Ort, der genau wie die Zahl sieben, Seele und Geist, aber auch den Körper miteinander verband. Es gab viele Legenden über die Nordlichter, die verstorbene Seelen Verwandter waren. Ein tröstlicher Gedanke, dachte ich, als meine Gedanken zu meiner Mutter schweiften. Lange lief ich zwischen den grünen Häusern herum und konnte mich nicht satt sehen. So lange, bis ich vor einem Haus stand, in dem eine Frau im Türrahmen stand. Ich kannte diese Frau nicht, aber sie lächelte mich so warm und herzlich an, dass in meinem Kopf alle Geschichten wach wurden, die meine Mutter erzählt hatte, über die Siebirer, die nettesten Menschen der Welt. „Du bist zu Hause angekommen, Seven“, sagte die fremde Frau mit einer honigweichen Stimme, die mich sofort zu Hause fühlen ließ. „Woher…?“, begann ich fragend, bis die Frau mich sanft unterbrach. „Pssst, ich denke, du solltest dich besser ausruhen. Wir haben morgen noch genug Zeit, aber jetzt siehst du aus, als könntest du ein warmes Bettchen gebrauchen.“ Kaum hatte sie den Satz beendet, wurden meine Augen wie zur Bestätigung bleischwer. Also trat ich in das warme Haus hinein. Ich war schon soweit drinnen, dass ich nicht mehr bemerkte, was die nette Frau dort am Türrahmen sprach…
„Sept?“, flüsterte sie sanft den Nordlichtern entgegen. „Sie hat es geschafft – du hast es geschafft. Sie ist hier, sie ist in Sicherheit. Ich werde mich gut um sie kümmern.“ Ein warmer Wind wirbelte um sie herum und sie hätte schwören können, ein erleichtertes Seufzen darin zu hören. Zufrieden lächelnd trat die Frau ein, schloss die Tür hinter sich und widmete sich voll und ganz Seven.
von Tenley- Siebnerella:
Es war einmal, vor langer Zeit, in einem weit entlegenen Königreich, da lebte ein Kaufmann mit seiner wunderhübschen Frau. Nichts hätte ihr Glück perfekter machen können, als die Geburt ihrer kleinen Tochter, Cinderella. But little do they know…
Wohwohwoh. Ganz langsam mit den jungen Pferden. Erzählt ihr hier etwa schon wieder dieses leidige Märchen von dem armen, armen Mädchen, das so fleißig war und doch so schlecht behandelt wurde? Töpfchen und Kröpfchen und am Ende der Traumprinz? Werdet ihr nicht langsam müde von all den Halbwahrheiten? Soll ich euch mal erzählen wie das alles wirklich war? Bevor Disney daher kam und eine kunterbunte Prinzessinnenpracht aus der Story gemacht hat? Na dann passt mal auf. Ich bin Karlie, ihr wisst schon, das pummelige Mäuschen über das immer alle lachen. Unsere Rolle in diesem fabulösen Märchen war viel zu klein und unscheinbar, wenn ihr mich fragt. Aber wer würde schon eine kleine, runde Maus fragen? Na, mal sehen, ob wir eure Meinung nicht ändern können. Fangen wir am Anfang an. Cinderella? Vollkommener Quatsch. Das einzige, das an der Kleinen wirklich arm war, war ihr Name. Den haben die Märchenschreiber nämlich ein bisschen sehr aufgehübscht wenn ihr mich fragt. Geboren wurde das Mädchen mit dem Namen Siebnerella. Grausame Laune des Schicksals? Wohl eher nicht, wenn man bedenkt, dass ihr Eltern lange nicht so intelligent war wie euch das verkauft wurde. Der Vater, Herr Siebold, war zwar Kaufmann, ja, da hat die Geschichte nicht gelogen. Aber auch eine halbe Wahrheit ist eine Form der Lüge, nicht wahr? Der gute Mann war nämlich Einzelhandelskaufmann. In einem kleinen Tante Emma-Laden im Dorf. Die Mutter war Haushaltshelferin im Herrenhaus der Gräfin. Naja, jedenfalls dann, wenn sie nicht krank im Bett lag. Ich hab mal Mäuschen aus dem Herrenhaus wispern hören, dass das Personal dort meist froh war, wenn Frau Siebold zu Hause lag und nicht ihr Leben mit dem Chaos verkomplizierte, das sie hinterließ. Aber wer bin ich denn schon, darüber zu urteilen? Ein kleines unscheinbares Mäuschen…Zum Mäuse melken ist das, sag ich euch. Dieses kleine Gör war nie sonderlich intelligent. Ich würde ja gern sagen, dass eine mütterliche Hand ihr Leben verbessert hätte, oder zumindest unseres, aber nein. Selbst als Frau Siebold starb und ihr Mann eine Nachfolgerin heiratete…nunja. Mehr Arbeit für uns arme Mäuschen, noch niedrigeres Intelligenzniveau im Haus. Und zu allem Übel hat die neue Frau Siebold auch noch ihre beiden Töchter mitgebracht. Man höre und staune, dieses Dorf hat definitiv kein Händchen für ästhetische Namen. Die beiden Mädchen hörten auf die Namen Tussnelda und Guccinella. Wie man darauf kommt? Was weiß denn die Maus? Im Gegensatz zu unserer lieben Siebnerella waren die beiden wenigstens ansatzweise hübsch. Unter all der Schminke und dem widerlichen Parfüm und den pompös-modischen Kleidern. Da konnte unser kleines Hausmädchen leider nicht so ganz mithalten. Und während all dieser Soirees und Pokerabende und wer weiß welchen ruinbringenden Veranstaltungen geriet unser Mädchen immer mehr in den Hintergrund, bis sie letztlich zum Hausmädchen herabgestuft wurde. Es ist sicher kein großes Geheimnis, dass Frau Stief-Siebold hier die treibende Kraft war. Aber wer wollte sie auch aufhalten? Ihren Mann hatte sie schon vor einigen Monaten kaltblütig um die Ecke gebracht mit – haltet euch fest, liebe Leute – Rattengift. Auch Karlie wäre fast daran gestorben. Schande über mein Haupt, dass ich nichts Essbares unangetastet lassen kann. Wäre mein Freund Timmi nicht gewesen. Ich glaube ich muss euch nicht sagen, wie knapp das für mich war. Armer Herr Siebold. War zwar ein ziemlich komischer Kauz manchmal, aber eigentlich mochte ich ihn ganz gerne. Aber zurück zu unserem Hausmädchen. Wir Mäuse haben das Herz am rechten Fleck, müsst ihr wissen. Wir sind gute Mäuse und wir hatten Mitleid mit dem Mädchen. Also haben wir uns mit ihr angefreundet und angefangen ihr bei der Hausarbeit zu helfen. Die Mädels übernahmen die Wäsche, wir Jungs das putzen. Denn jedes Kind im Land weiß ja, dass wir Mäuse sehr reinliche Tierchen sind. Mhmh. Und am Abend da kochten wir immer gemeinsam. Also…die Mäuslein kochten und Siebnerella rührte fleißig in den Töpfen. Denn zu mehr war das arme Mädchen leider nicht fähig. Ich glaube die gute Frau Siebold – Gott habe sie selig - wusste schon früh, dass man bei ihrer Tochter im Bauplan das Gehirn vergessen und stattdessen mit einem Sieb ersetzt hatte. Sie vergaß die kleinsten Kleinigkeiten innerhalb eines Atemzugs – ist das zu fassen? Statt uns Minze zu bringen, brachte sie Kerbel, statt Schnittlauch, gewöhnliches Gras. Den Zucker verwechselte sie grundsätzlich mit dem Salz und eine Prise Pfeffer war für das Mädchen in etwa so viel von dem Gewürz, wie auf einen Teelöffel passte. Habe ich schon erwähnt, dass wir Mäuslein kein leichtes Los hatten? Vor allem, da wir ja dafür sorgen mussten, dass niemand mitbekam, dass unsere Siebnerella nicht von der Arbeit tat, die man ihr auftrug. Sonst würde die letzte echte Siebold dieses Haus auch noch verlassen! Und was hätte dann aus uns werden sollen? Der Wohnungsmarkt ist überschwemmt mit Mäusefamilien, die auf der Suche waren! Und welches Haus bot schon genug Platz und Versteckmöglichkeiten für eine 17-köpfige Mäusefamilie?! Ihr versteht? Wir mussten dem Mädchen einfach helfen! Wer hätte schon ahnen können, dass diese „gute Fee“ aus der Schickeria aufkreuzen und uns einen Strich durch die Rechnung machen würde? Ich sags euch! Malefiz ist eine Heilige gegenüber dieser Frau. Jaja…Als Mäuslein hat man es nicht leicht. Da tut man alles für dieses Mädchen und dann lässt sie sich blenden vom Glanz des Reichtums. Oder war es eine Flucht vor diesem Leben unter den grausamen Horrorschwestern Tussnelda und Guccinella? Dabei sollte man doch meinen, unsere Freundschaft hätte sie entschädigt! Aber nein. Da muss ein dahergelaufener Gigolo kommen, mit ein paar Scheinchen wedeln und schon verliert das Mädchen ihr Herz. Dramatisch, sage ich euch. Ihre Schwestern wurden auf die Hausparty dieses Möchtegern-Prinzen eingeladen und unsere Siebnerella, gelb und grün vor Neid, hat sich von zu Hause fortgeschlichen und hat sich auf den Ball geschlichen! Uns hat sie zurückgelassen mit der Aufgabe ihre Erbsen zu sortieren und sie hat sich einen hässlichen Sack von einem Kleid zaubern lassen und ist damit frohen Mutes auf diese Party marschiert. Ist das zu fassen? Ich frage euch – IST. DAS. ZU. FASSEN?! Und alles was diese alte Hexe dazu zu sagen hatte war nichts Anderes als „Keine Angst, meine Magie hält nur bis Mitternacht. Dann ist das kleine Putzfräulein wieder hier. Ich hab es ihr gesagt, aber wenn sie es vergisst wird das eine peinliche Katastrophe. Das muss ich mir einfach ansehen!“ Und einmal mehr: Ist das zu fassen? Dieses Hexenweib hat sich einfach in Luft aufgelöst und ist der guten Siebnerella hinterher. Anstatt wenigstens kurz mit ihrem komischen Zahnstocher zu wedeln und uns die Arbeit abzunehmen? Nein. Fehlanzeige. Die Arbeit blieb natürlich an uns armen, unschuldigen, Mäuslein hängen. Ausgleichende Gerechtigkeit, frei nach dem Motto: „Karma is a bitch“, wenn ihr mich fragt, dass das Mädchen keinen allzu schönen Abend hatte. Der Hausherr war mit der hübschen Elite beschäftigt. Also…mit den hübschen Blondinen und den knackigen Hinterteilen und Ausschnitten, die die „Damen“ natürlich nur zu gern präsentierten! Unsere Siebnerella dagegen…nunja. Die komische „Gute Fee“ hatte mit einem Recht. Das Mädchen blamierte sich ohne Unterlass. Und, alles wäre gut gewesen, wenn sie einfach zurück zu ihren Mäuslein gekommen, sich ausgeweint und sich von uns hätte aufbauen lassen. Wir hätten ihr gesagt, dass Menschenmänner alle so sind und, dass Mäuse die viel loyaleren Freunde waren! Jaha! Das hätten wir getan. Und glaubt mir, zu gern hätten wir unser Leben damit verbracht ihr diesen Abend immer wieder vor Augen zu führen! Herrlich! Eine Geschichte, die man noch seinen Enkeln erzählt! Siebnerella und das Schleppenstolpern. Aber nein. Auf dieses Mädchen war kein Verlass. Irgendwann, ich sag es euch, irgendwann vergisst das Mädel sogar noch ihren Kopf! Und der ist immerhin angewachsen. Was musste das Mädchen auch ihren dummen Schuh dort auf der Party vergessen? Was weiß die Maus, wie sie ihn überhaupt verlieren und nicht bemerken konnte, dass ihr die Füße abfrieren. Für das Mädchen gibt es keine Hoffnung, hört auf mich, alte Maus! Gut, dass das nicht mehr unser Problem ist. Der Casanova kam hat den Zwergenschuh seiner Angebeteten an den Fuß geklebt und sich in ihre scheinbar „niedliche“ Schusseligkeit verliebt. Wie, frage ich euch? Aber versteh einer diese Aufrechtgeher… Das Mädchen zog aus. Das Mädchen heiratete. Und wie so viele Dinge vorher, die ihr durch das Sieb in ihrem Kopf gerieselt sind, hat Siebnerella auch ihre treuen Mäusefreunde vergessen! Kann man das glauben? Nach allem, was wir für sie getan haben? Ja, liebe Freunde, habt ruhig ein wenig Mitleid mit uns armen Mäuslein. Aber, wir lassen uns ja nicht lumpen! Wir haben ein neues, schickes Zuhause gefunden. Hier können wir sogar tun und lassen was wir wollen! Denn das Saufnäschen schläft tief und fest, Stunden lang. Ich sag es euch! Das wirkt wie 100 Jahre! Und der ganze Haushalt um sie herum schläft gleich mit ihr! Das reinste Mäuseparadies. Aber, das ist eine andere Geschichte. Das war die Wahrheit über Siebnerella und ihre fleißigen, mutigen Mäusehelfer! Erzählt euren Kindern und Enkeln die Wahrheit! Immerhin, ist die doch viel realistischer als das was euch Disney so verkauft, oder nicht?
Karli – over and out! von Siobhan- Siebener Sirene:
- Deine Spielkarte:
Liebe Leserin, Lieber Leser, als ich ein junger Mann war, war ich viel auf Reisen. Ich habe viele Gefahren ausgestanden, viel erlebt und noch mehr gesehen. Bin durch Wüsten gewandert, habe Berge bestiegen und Meere durchschifft. Was Du in den Händen hältst, ist eine Spielkarte, aus meinem selbst geschaffenen Deck. Jede Karte zeigt ein Bild und jedes Bild erzählt eine Geschichte, die nur ich kenne. Nun bist Du stolzer Besitzer der Siebener Sirene und hast somit das Recht erworben diese Geschichte zu erfahren.Die Siebener SirenenDer junge Mann saß in seiner Kajüte und beugte sich konzentriert über die Seekarte, der Blick seiner dunklen Augen huschte immer wieder zwischen der Karte und dem Kompass hin und her. Sein haselnussbraunes Haar fiel ihm in die gerunzelte Stirn. Irgendetwas stimmte nicht, laut Karte hätten sie schon lange auf Festland treffen müssen, doch dem war nicht so. Er seufzte verzweifelt und raufte sich die Haare. Die Crew wurde langsam nervös, er wusste nicht, was er übersehen hatte. Es klopfte an der Tür und der junge, blonde Kapitän trat ein. Trotz seines geringen Alters strahlte er große Autorität aus. „Wie sieht es aus? Hast du den Fehler gefunden?“, fragte er. Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Ich verstehe es nicht, der Kompass sagt, dass wir in die richtige Richtung fahren. Vielleicht ist die Karte veraltet.“ Der Kapitän beugte sich über die Karte und nickte nachdenklich, dann deutete er auf eine geschwärzte Stelle auf der Karte. „Was ist hiermit?“ Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern - er hatte selbst schon alles versucht, um herauszufinden, was sich dahinter verbarg. „Wir segeln dort hin“, sagte der Kapitän kurz entschlossen. Der Andere riss seinen Blick von der Karte und schaute den Kapitän entgeistert an. „Aber Kapitän mit allem nötigen Respekt, das könnte gefährlich sein. Diese Stelle wird nicht umsonst geschwär...“. Der Kapitän klopfte ihm auf die Schulter. „Wo ist den deine Neugier und deine Abenteuerlust, Matrose?“, lachte er. „Land in Siiicht“, hörte der Kartenleser einen Kameraden rufen, sie hatten Land erreicht. Er eilte die Treppen hinauf und gesellte sich zu seinen Kameraden an die Reling. Sein Blick fiel auf eine kleine Insel. Der Sand erstrahlte in einem so wunderschönen reinen Weiß, dass es den Eindruck machte, als sei er niemals zuvor berührt worden. Auf einigen Felsen lagen Schildkröten in der Sonne, sie waren weit größer als normale Schildkröten. Die Blätter der Palmen wiegten sich sanft im Wind. Direkt hinter den Palmen erstreckte sich ein dicht gewachsener Wald, aus dem man unterschiedlichste Vögel lieblich zwitschern hören konnte. „Atemberaubend“, hörte der Braunhaarige einen Kameraden sagen. Er nickte nachdenklich, trotz dieser unbestreitbaren Schönheit hatte er ein ungutes Gefühl bei der Sache. Er warf dem Kapitän einen beunruhigten Blick zu. Dieser nickte ihm aufmunternd zu, die Abenteuerlust glänzte in seinen Augen. Der Braunhaarige riss erschrocken den Kopf hoch, verwirrt schaute er sich um. Nach einigen Augenblicken erkannte er die Insel wieder, die sie vor ein paar Stunden betreten hatten. Die restliche Crew lag um das Lagerfeuer verteilt und schlief, selbst die Wache schlief. Der Kartenleser blinzelte verwirrt und fragte sich, was ihn geweckt hatte, kurz darauf bemerkte er eine Stimme. Ein leiser lieblicher Gesang tanzte durch die warme Luft. Der Gesang hatte etwas schwermütiges und bedrückendes an sich, er wirkte fast melancholisch. Er rappelte sich auf und schaute sich um. Wo kam das Geräusch her? Und wieso wachten die Anderen nicht auf? Schließlich wurde der Gesang immer lauter, er war fast schon ohrenbetäubend und es war so traurig, dass der Mann merkte, wie Kummer in ihm aufkeimte. Wie ferngesteuert stand er auf und bewegte sich auf den Gesang zu, er musste einfach wissen, wer ein solch trauriges Lied sang, das einen bis ins Mark erschütterte. Er stolperte durch das Dickicht, welches immer dichter zu werden schien, nur seinem Gehör folgend, bis er in einiger Entfernung ein bläuliches Schimmern ausmachen konnte. Er wurde langsamer, bewegte sich allerdings weiter auf das Schimmern zu, bis ihn plötzlich jemand am Arm packte und festhielt. Der junge Mann drehte sich und erkannte seinen Kapitän, der ihn mit stark gerunzelter Stirn fragend anschaute. „Hört Ihr das etwa nicht? Diesen Gesang?“, fragte der Braunhaarige. Der Kapitän lauschte angestrengt und schüttelte dann den Kopf, er musterte den Anderen beunruhigt. Dieser bekam dies allerdings gar nicht mehr mit, denn seine Aufmerksamkeit richtete sich erneut auf den Gesang, den nur er zu hören schien. In wenigen Schritten hatte er das letzten Unterholz auch schon durchquert. Der Kapitän folgte seinem Matrosen ohne zu zögern. Die Beiden fanden sich vor einem Teich wieder, welcher zu leuchten schien, eine kleine Wasserstelle füllte den Teich unermüdlich auf und plätscherte leise vor sich hin. Doch es war weniger das Gewässer, dass ihre Aufmerksamkeit erregte, sondern die Gestalt in ihm. Langes schwarzes Haar umrahmte ihr liebliches Gesicht, ihre Haut war hellblau, wie ein wolkenloser Himmel. Von ihrem Bauch abwärts zierten Schuppen ihren Leib, welche in einem wunderschönen Fischschwanz endeten. Ihre Augen fixierten das Gesicht des Kartenlesers und sie bewegte ihre Lippen, als würde sie singen, doch der Kapitän hörte keinen einzigen Laut. Der Blick des Kapitäns huschte zwischen seinem Kartenleser und dem weiblich wirkenden Wesen hin und her. Der junge Kartenleser wurde zunehmend blasser und schüttelte immer wieder den Kopf in einer Mischung aus Unwillen und Unglauben, während das Wesen immer trauriger und eindringlicher wirkte. Schließlich wirbelte der Kartenleser herum und rannte fort, er stolperte orientierungslos durch das Dickicht, sein Kapitän folgte ihm und schaffte es schließlich ihn einzuholen. „Matrose, was war das?“, fragte er. „Ich werde sterben“, sagte der Kartenleser. „Sie hat es gesagt, ich werde sterben, in sieben Tagen.“ Der Kapitän nickte bekümmert. Exakt sieben Tage später bewahrheitete sich die Vorhersage des bläulichen Wesens, der Sirene. von Bone- Siebensi sala Bim:
Gelangweilt fuchtelte ich mit meinem Zauberstab herum, verwandelte die Tasse, die vor mir stand in einen Frosch und beobachtete ihn, wie er durch den Gemeinschaftsraum sprang. Ich hatte mir das Leben in Hogwarts spannender vorgestellt. Dachte, man dürfe seine Klassenkameraden in Besen verwandeln oder ihnen zumindest einen Katzenschwanz und Hühnerkopf zaubern, doch das und auch Zauberduelle durften nur unter Aufsicht eines Lehrers gemacht werden. Und das verdarb mir den Spaß daran. Gerade als ich drohte einzuschlafen, schlug unsere Vertrauensschülerin die Tür des Gemeinschaftszimmers auf und verkündete: »Nienna Nagini-Nahual hat einen Spontanausflug in die Wälder angeordnet und ich fordere euch – ja, auch dich, Severus – hiermit auf, euch fertig zu machen. In 10 Minuten stehen alle unten bereit. Wer nicht da ist, kommt nicht mit und bekommt eine Fehlstunde. Nein, ich beantworte jetzt keine Fragen, denn ich weiß auch nicht, was abgeht.« Staren schien gestresst zu sein und übertrug diese Stimmung schnell auf alle Anwesenden. Schnell suchte ich meine Sachen zusammen, von denen ich dachte, dass ich sie gebrauchen könnte und eilte zum Versammlungsplatz. Wie zu erwarten standen die Ravenclaw-Schüler geordnet und vollständig da, die Gryffindor-Schüler rätselten, worum es gingen könnte und die Hufflepuff-Schüler beteiligten sich schnell bei der Diskussion. Als Nienna schließlich da war, forderte sie uns auf, unsere Besen zu nehmen und ihr nachzufliegen. Wohin es ging und was auf uns zukam, sagte sie nicht, machte aber auch nicht den Eindruck, es uns zu verraten. Neben mir flog Fenira, mit der ich kurz ein paar Worte wechselte. Auch sie oder irgendwer anders wusste, was hier vor sich ging, doch sie vermutete, dass es sich um eine Art Prüfung handelte. Sie flogen über einen Wald hinweg, der nicht zu enden schien und schon bald steuerte Nienna ihren Besen nach unten und wir machten es ihr nach. Die Baumkronen bremsten uns schnell ab und ich fing mir die ein oder andere Kratzwunde von den Ästen ein. Unten angekommen wurden wir von katzenartigen Stammesbewohnern begrüßt, die sich schüchtern aus ihren Höhlen begaben. Ein Stammesführer - Akela-Nahual sein Name - schüttelte energisch Niennas Hand und wandte sich anschließend uns zu. »Danke, dass ihr gekommen seid, werte Zauberer. Ich bin Akela-Nahual, Stammesoberhaupt der Finsterkatzen des Finsterwalds. Ich habe euch um Hilfe gerufen, weil wir seit Kurzem von Werkatzen heimgesucht werden. Jede Nacht wird ein Stammesmitglied gefressen und am nächsten Morgen tot aufgefunden. Wir wissen nicht mehr weiter, unsere Seherin und der gesamte Heilerbau ist bereits von uns gegangen und sie drohen unseren Stamm komplett auszulöschen. Bitte helft uns.« Werkatzen? So etwas gibt es? Fragte ich mich und schaute mich um. Jeder Stammesbewohner wirkte auf mich unschuldig und ängstlich. Doch unter ihnen sollen sich Werkatzen befinden, die ihre eigenen Stammeskameraden fressen. Angeekelt rümpfte ich die Nase und wandte mich der Diskussion zu, die schon im vollen Gange ist. Erste Hinweise auf die Werkatzen schien es zu geben, besonders auffällig sollen sich Timothy und Nachtschweif verhalten haben. Seit kurzem stritten sie permanent miteinander und dass, obwohl sie sonst nicht viel miteinander zu tun hatten. Außerdem soll Timothy beobachtet worden sein, in der Nacht das Lager verlassen zu haben. Falls die Leute also Recht hatten und sich hinter Timoty tatsächlich eine Werkatze versteckte, so könnte man sie doch sofort zur Rede stellen. Kurzerhand zückte ich meinen Zauberstab, suchte die als Timothy beschriebene Person, sagte »Levicorpus« (ließ sie in der Luft kopfüber schweben) und fragte sie im Plauderton »Hinter deinem hübschen Gesicht wird eine Werkatze vermutet. Hast du etwas dagegen zu sagen?« Ein wut verzerrtes Gesicht schaute mich an und fauchte: »Und wenn schon. Das Schicksal hat mich mit Nachtschweif verbunden und hindert mich daran, meine wahre Bestimmung zu erfüllen.« Ich nickte verständnisvoll, drehte mich zu den anderen um und fragte sie, was nun mit ihr geschehen sollte. Der Stamm war eindeutig für eine Hinrichtung, die sofort vollzogen wurde. Mit einem qualvollen Schrei starb nicht nur die Werkatze, sondern auch Nachtschweif und die Stimmung war dementsprechend bedrückt. Der Stamm schrumpfte konstant und von den 9 verbleibenden Stammesmitgliedern versteckten sich noch zwei Werkatzen. Nach der nächsten Nacht ist keiner gestorben, die Werkatzen hatten scheinbar vor uns mächtigen Zauberern Angst und wagten es nicht, sich zu verwandeln und jemanden zu fressen. Nach weiteren endlosen Diskussionen war sich keiner mehr sicher, wer noch eine Werkatze sein könnte und wer nicht. Die Stimmung nahm spürbar ab und Akela schien jede Hoffnung verloren zu haben. Nach vielem Kopfzerbrechen fiel mir ein alter Zaubersspruch ein, den ich nie ganz verstanden habe. Sein Name war »Siebensi sala Bim« und er konnte sieben gute Seelen finden, wenn ihm sieben gute Seelen gezeigt werden. Es waren genug Hogwartsschüler anwesend, um sieben gute Seelen zu zeigen und es wurden im Stamm nur noch zwei Werkatzen oder anders gesagt sieben Finsterkatzen gesucht. Nach kurzer Absprache mit Nienna, Staren, Fenira, Feyre, Severus und Glandur-Tecun wandte ich ihn auf die sechs und mich an, um die letzten Werkatzen im Stamm ausfindig zu machen. Tatsächlich zeigte er mithilfe grüner Nebelschwaden die sieben guten Seelen des Stammes, während sich zwei Stammesbewohner in Werkatzen verwandelten. Die größere der beiden fauchte wütend und war kurz davor, Aisuchana zu beißen, scheinbar, um sie zu verwandeln, doch dafür war es zu spät. Beide Werkatzen wurden augenblicklich vom Stamm angegriffen und getötet. Als Dank durften wir mit dem Stamm zusammen zu Abend essen, bevor es zurück nach Hogwarts ging.
von Synthenia- Silber Sieben:
Silber Sieben Ein angenehm süßlicher Duft war aus weiter Ferne zu riechen. Sie wartete bereits. Der Geruch stammte von einem gedeckten Tisch, den eine Familie erblickte als sie um die Ecke bog. Eine Frau saß allein an der Anrichte in einem Vorgarten. Monoton sahen ihre grauen Augen dem Gewusel auf der Straße nach. Ihr Blick erhellte sich als sie die Familie erblickte. Ein Lächeln zierte ihre Lippen und ihre Augen glänzten glücklich. Eilig stand sie auf um jene Personen erfreut zu begrüßen. „Entschuldige die Verspätung. Der Zug hatte wegen einem Schneesturm Verspätung. Typisch die Bahn eben... werden auch immer kreativer mit ihren Ausreden“, fiel ihr ein Mann in die Arme. Nachdem sie auch den Rest der Familie liebevoll umarmt hatte, setzten sie sich gemeinsam an den Tisch. „Was gibt es denn?“, neugierig blickten zwei große Kulleraugen zu der Frau. „Silber Sieben - Ein Kuchen nach meinem eigenen Rezept“, antwortete die Frau und tat jedem von dem besagten Kuchen ein Stück auf. „Ich kann das aus religiösen Gründen nicht essen“, schlug ihr ein älterer Mann das Stück Kuchen ab. „Warum?“, entgegnete die Frau. „Ich meinte, ich glaube nicht, dass das schmeckt“, sagte er und trotzdem nahm er ihn an. „Wieso heißt der Kuchen Silber Sieben?“, erhob sich eine Stimme am Tisch. Die Frau blickte von ihrem Kuchen mit einem Lächeln auf: „Der Name? Den habe ich ihm gegeben. Weißt du, es sind sieben spezielle Zutaten in diesem Kuchen.“ „Und wieso gerade diese sieben?“ Die Frau musste bei dem Gedanken noch mehr lächeln. „Das ist eine längere Geschichte. Vor vielen Jahren stieg ich in die Buslinie 7 ein. Eine ältere nach Vanille riechende Frau stieg nach mir ein und beschwerte sich beim Busfahrer, weil der Bus ein paar Minuten Verspätung hatte. Daraufhin erwiderte der Busfahrer: ‚Sehen Sie mich kratzen?‘ ‚Nein‘, meinte die alte Dame verwirrt. ‚Weil es mich nicht juckt‘, meinte der Busfahrer und wandte sich an die nächsten beiden, die gerade einsteigen wollten, zwei Jugendliche mit Burger und Pommes in den Händen. ‚Das ist kein Restaurant‘, sprach der Busfahrer das Verbot von Essen im Bus an. ‚Das wissen wir, deswegen haben wir uns ja selbst was mit gebracht‘ antwortete der eine Junge darauf. ‚Dann gebt mir wenigstens etwas von eurem Essen ab.‘ Die Jungen zögerten kurz und drückten ihm dann eine Apfeltasche in die Hand. ‚Aaauuu‘, schrie der Busfahrer auf als er in die Apfeltasche biss. ‚Haben Sie sich verbrannt?‘, lächelte der eine Junge spöttisch. ‚Natürlich nicht. In meinem Kulturkreis begrüßen wir heiße Speisen immer mit Tanz und Gesang.‘“ „Also ist in dem Kuchen Vanille und Apfel drin?“, schlussfolgerte der Mann. Bestätigend nickte die Frau. „Teilen wir uns das letzte Stück Kuchen?“, fragte währenddessen jemand anderes einen jungen Mann. „Nein, danke, das schaffe ich allein“, lehnte der Mann das Angebot ab und nahm sich das Stück. „Wie geht die Geschichte denn nun weiter?“ „Nun... der Bus fuhr los“, erzählte die Frau weiter, „Und mitten auf der Fahrt begannen die zwei Teenager laut Musik zu hören. An der nächsten Haltestelle lief der Busfahrer zu den beiden und fragte, ob sie denn auch Wanderlieder darauf hätten. ‚Wieso?‘ ‚Die könnt ihr euch gleich anhören, wenn ihr laufen müsst.‘ Und die beiden Jungs stiegen schweigend aus dem Bus aus, vergaßen dabei jedoch ihren roten Rucksack mit einer sieben drauf genäht und halb offen. Man konnte kleine rote Früchte erkennen. Ich lief nach vorne, um den Rucksack bei dem Busfahrer ab zu geben, doch dieser stand vor dem Bus und nahm gerade zwei Kästen Bier entgegen. Stumm legte ich den Rucksack ab. ‚Ich wusste gar nicht, dass das hier ein Lastentransport ist‘, meldete sich die ältere Frau wieder zu Wort. ‚Aber Leichenwagen stand draußen auch nicht drauf‘, erwiderte der Busfahrer und zündete den Motor. Nach einer Weile meldete sich der Busfahrer per Ansage: ‚Halten Sie sich gut fest, wir fahren nun einen Umweg über die Autobahn und bitte verlassen sie während der Fahrt nicht den Bus und lassen sich überfahren, das ist immer so viel Papierkram...‘ Fragende Gesichte blickten vor zum Busfahrer. ‚Jemand hat auf der normalen Strecke ein Feuer aus Öl und einem Laster mit Sultaninen angezündet. Sicherlich kann man da gut Marshmellows machen... Naja, den Papierkram wollte ich mir ersparen‘ besann sich der Busfahrer wieder“, die Frau sah begeistert jeden am Tisch an und fuhr dann fort, „Einige Tage später fuhr ich wieder mit derselben Linie. Als ich vorne einstieg, zeigte ich versehentlich meinen Führerschein. Der Busfahrer nahm es mit Humor: ‚Von mir aus können Sie gerne fahren, dann mache ich eine kleine Pause.‘ Ich lehnte ab und wollte weiter gehen als meine Einkaufstüte riss und der gesamte Einkauf auf dem Boden lag. Glücklicherweise half mir der Busfahrer so gleich alles ein zu sammeln und gab mir eine andere Tüte. Nachdem wir den üblichen Weg gefahren waren, wollte ich aussteigen. Doch eine ältere Nonne hatte so ihre Schwierigkeiten vor mir auszusteigen. Ein kleiner Junge half ihr letztendlich. Sie bedankte sich bei ihm mit einem Schokobonbon, worauf hin der Junge antwortete: ‚Keine Sorge. Batmans Freunde sind auch meine Freunde.‘ Gerade noch rechtzeitig stieg ich aus dem Bus aus und lief nach Hause, wo ich mich um die Einkäufe kümmerte. Ich entdeckte zwischen meinen Einkäufen plötzlich eine silberne Uhr.“ „Diese silberne Uhr, die du manchmal um den Hals trägst?“ „Ja, die hier“, die Frau hielt die Uhr hoch. „Aber die ist ja stehen geblieben.“ „Genau. Heute sind es genau sieben Jahre seit sie das letzte Mal getickt hat.“ Verblüfft über den Zufall sagen sich ihre Gäste an. „Und wie geht die Geschichte weiter? Was ist die siebte Zutat? Und wer war dieser Busfahrer?“ Von Staren
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