©Koboldstern Di Jul 21 2015, 21:52 Anführerchen Anzahl der Beiträge : 6019 Anmeldedatum : 16.12.13
| - Im Krieslauf der Lady Moon:
Im Kreislauf der Lady Moon
„In einer Talsenke unter dem dunklen Blätterdach des Waldes, da sang ein junges Elbenmädchen. Es war nicht wie andere Elbenmädchen, scheu und zurückhaltend. Nein, diese Maid war voller Leidenschaft und wildes Feuer brannte in ihrem Herzen...“
So sprach der König mit dem güldn’nen Haar zu dem spitzohrigen Knaben, der es sich auf seinem Schoss gemütlich gemacht hatte, und seinen Vater mit grossen, vor Wissensdurst und Aufregung geweiteten Augen, ungeduldig ansah. „Vater, woher wusstest ihr sogleich, dass das Feuer meiner Mutter hoch lodern würde? Sie hatte doch kein Flammen Haar oder?“ Ein tiefes und erheitertes Lachen erfüllte die grosse von Bäumen und Ästen erfüllte Halle und brach sich an den Rinden der alten Eichen. „Nein mein Sohn. Ihr Haar war weder flammend noch tiefschwarz wie die dunkelste Nacht, noch vom dunklen braun der alten Eschen die südlich des langen Sees wachsen. Es war wie von Erus Hand geflochten, als hätten die Maiar selbst es mit dem Anbeginn der Zeit ersungen, um Arda die grösste Schönheit des Silbermondes zu zeigen. Ich wusste es, als ich in ihre Augen sah, welche spiegelten wie die Sterne in der klarsten Nacht. Dort hinter Sanftheit und Güte, versteckte sich das grösste Feuer welches ich je sah.“ Liebevoll rückte der Vater seinen Sohn wieder etwas hoch, welcher vor angespanntem Lauschen, fast runter gerutscht wäre. „Vater so erzählt doch weiter, ich will alles über Mutter wissen.“ Ein drängelnder Unterton verlieh der Stimme des jungen Elbenprinzen die Anmut eines Bergtrolles. Ein tadelnder Blick des Vaters genügte jedoch, ihn sogleich zum Schweigen zu bringen. „Ich will dir erzählen wie es sich zutrug zu dieser Zeit, in der so viel Dunkelheit über uns hereinbrechen sollte. Als ich als junger Prinz diese Elbin sah, wusste ich sofort, dass sie es sein würde oder ich wollte keine haben. Glaub es mir oder nicht, doch mich verliess der Mut, bei dem Gedanken aus den Schatten des Waldes zu treten und zu ihr an den Flusslauf zu gehen. Doch ich wusste, es musste so sein. So nahm ich mir ein Herz und fragte sie nach ihrem Namen. Ithilriel - der schönste Klang der jemals mir zu Ohren gekommen war- das war ihr Name und dessen Bedeutung hätte nicht eindeutiger sein können, denn wie ihr Name besagte, so hatte sie tatsächlich ein Antlitz wie vom Monde bekränzt. Viele heitere Stunden verbrachten wir sorglos an unserem neuen Ort, denn deine Mutter war nicht von unserem Walde, stammte sie doch aus dem Reiche Doriath und war unter König Thingols Gefolgschaft zu uns gekommen, welcher mit seiner holden Frau Melian auf Durchreise war. Doch als der Zeitpunkt gekommen war, und sie weiterreisten, wurden unser beider Herzen schwer wie Felsgestein. Ich lief geschwind zu deinem Grossvater Oropher, um, um Ithilriels Bleiben zu beten und um ihre Hand anzuhalten. Der Vater deines Vaters jedoch legte diese Entscheidung in die kühlen Hände des andern Königs und dieser Verbat die Verbindung, wollte er doch mich als Verbindung zu höheren Rängen. So trübte mein Verstand im Einklang mit dem Herzen über die Jahre, bis ich sie wiedersehen sollte. Man kann sich nicht vorstellen, doch als wir der Lady von Lothlorien zu Hilfe eilten, deren Waldgrenzen von den Horden der Orks bedrängt wurden, so konnte ich ihr Haar unter ihrem goldenen Helm erkennen, wie es durch die Luft flog, während sie Streich um Streich die Orkzahl an der Seite ihres Herren verringerte. Ab solchem Kampfessinn wuchs mein Herz in meiner Brust, und ich schwor, ich würde sie nicht ein weiteres Mal ziehen lassen. Entgegengesetzt kämpften unsere Armeen, gemittet von Lothloriens hellen Scharen, und doch, ein Auge hatte ich immer zu ihr gerichtet. Immer näher kamen die Elbenarmeen einander, denn Zahl der üblen Schergen schwand im Angesicht unseres Triumphs. Und schliesslich standen wir beide Rücken an Rücken fechtend da, das Blut der Feinde troff von ihrem Schwert und meines senkte sich ebenso oft in die madigen Adern der Angreifer, bis wir allein unter Freunden standen. Die Welt war vergessen, ihr Helm lehnte an dem meinen und so standen wir schwer Luft holend vom Kampfe da und atmeten den Geruch des anderen ein. So sahen nun unser beider Völker dass wir wie Baum und Blatt sein würden, Sonne und Strauch und so durfte ich vor der Lady Melian um die Hand ihrer treuen Begleiterin werben. Welch Freude, du glaubst kaum, wie das Waldlandreich seine neue zukünftige Königin gefeiert hat. Der schmackhafteste Wein und die süssesten Trauben wurden geholt, und nie sah ich ein schöneres Wesen auf Ardas Erde wandeln als deine Mutter, als wir uns im hier in dieser Halle unsere Versprechen gaben. Die knorrigen Äste, sie waren mit weissen und gelben Blütenbändern geschmückt und die Lieder unserer Vorfahren tanzten scheinbar endlos durch die Nächte. Wir waren eins, kämpften jede Schlacht Seite an Seite und liebten uns tausend Nächte und danach nochmal tausend. Nie habe ich grösseres Glück erfahren. Nie – bis ihr Leib sich rundete und du ihre Seele mit neuer Freude fülltest, mein Sohn. Noch bevor du das erste Sternenlicht sahst, fiel mein Vater jedoch in der Schlacht und so bekamen wir nicht nur einen neuen Prinzen, sondern auch eine neue Verantwortung. Deine Mutter war oft erschöpft von der Last den Frieden zu wahren, war sie doch eher die Kriegerin weder die Königin. Doch gab sie sich alle Mühe und als sie unserem Volk den Prinzen schenkte, den ich heute voller Stolz im Arme halten darf, liebten alle sie noch mehr. Doch die Zeit war düster und voller dunkler Schrecken. Und kurz nach deiner Geburt, noch kein Jahr war vergangen, als Nachricht aus Doriath, ihrer alten Herren kam. So wurde sie aufgefordert bei der Schlacht um den Gundabadberg ein letztes Mal ihre Treue zu beweisen, denn der König war dem Zwergenvolke dort zu Hilfe geeilt, als die Orkhorden zu zahlreich wurden. Einige Zeit waren wir uns uneinig, wollte ich deine Mutter doch nicht gehen lassen, so konnte ich sie auch nicht begleiten ohne unser Volk zurückzulassen. Ich bot an unsere besten Kämpfer an ihrer statt zu schicken, doch dies liess sich nicht mit ihrem Gewissen vereinen. Nun hatte ich genug Respekt und Achtung vor ihr um sie schweren Herzens ziehen zu lassen, jedoch mit meiner Leibgarde an ihrer Seite. Doch nichts blieb mir von der Hilfe die wir sandten, nichts blieb mir, von der Sonne, die mein Leben erhellt hatte all die Jahre. Tage später, kam es mir vor als verhöhne mich der Wald selbst, jeder Baum hatte ihr Gesicht, doch sah ich näher hin, verschmolz es zu einfacher Rinde. Der Mond sogar kam mir wie ein Verräter vor, wie konnte er seine Mondtochter so von mir gehen lassen? Sogar die Sterne über den Baumwipfeln brachten keinen Trost, als die Kunde ihres Todes unser Reich mit bitteren Tränen überschwemmte. Ein Jahr trauerten wir, und ich trauere noch, obwohl seit dem viele Sommer in die übers Lande zogen., Nie werde ich das helle lachen und ihre weiche Stimme vergessen, die mich in der Nacht streichelte, wenn sich mein Kopf zu sehr sorgte. Nie die unsichtbaren Gräser vergessen, welche sie allzeit umgaben und ihr den Geruch von kommendem Sommer anhefteten. Nie ihr Haar, welches sich wie ein schützender Mantel aus Silber um mich legte, nahm sie mich in die festen, starken Arme. Wie könnte ich? Ewig werde ich mit ihr in meinen Gedanken leben und ewig wird es mir vorkommen. Mein Sohn sei dir gewiss, wie lange die Ewigkeit ohne dein Herz ist, sei es dir gewiss, noch bevor du das dein verlierst.“
Gedankenverloren starrte der Elb vor sich hin, sah das Gras am Ufer sich im Winde biegen und spürte den Luftzug über seinem Gesicht, welcher die einzelne Träne nicht trocknen wollte. Alles war nun so anders, lange hatte er die Worte seines Vaters vergessen. Viele Jahre nicht beachtet, aus Furcht vor dem Schmerz und doch- als er nun vor dem weissen Schiff stand, welches gen Westen segelte, mit nichts als dem Leichnam seines gefallenen Vaters geladen – auf einmal erinnerte er sich an alles was damals in der hölzernen Halle zwischen ihnen war. Das Band welches sich damals geflochten hatte und nun zerborsten war, wie die Wellen die an dem Kiel der weissen Flotten aus Holz brachen, welches den geliebten König von ihm trug. Hinter ihm wogte die Masse seines Volkes, dessen Trauer so schwer war, dass sie das Boot hätte ertränken müssen. „Nun ist deine Ewigkeit vergangen Vater, grüsse den Mond unseres Lebens in den unsterblichen Landen von mir. „
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